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Nagolder Lagblatt „Der Gesellschafter*
Donnerstag, 2S. Februar ti Z«
genommen. Es wurde beschles' im Menum ?n
die im Hinblick auf die am 8. März stattfindende Völkerbundsversammlung eilige Diskussion einzutreten.
Der neue Bericht der konkrollksm Mission Gens. 24. Febr. Das ..Echo de Paris" meldet: Die Mili- körkommission in Berlin hat am 22. üs. Mts. einen neuen Bericht an die Botschafterkonferenz über die Entwaffnung Deutschlands erstattet. Der Bericht kommt noch nicht zu dem «Ergebnis, daß die deutsche Entwafftuniq den von der Reichs- «gjerung eir.Zkgangenen Verpflichtungen entspricht.
Finanzminisker-Konserenz
Berlin. 24. Febr. Die Finanzminister der Länder traten Hcure vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz des Reichefinanz- «misters zusammen, um über das von Dr. Reinhold angc- Etindigte und vom Reichskabinett bereits genehmigte Steuer- «ilderungsprogramm zu beraten. Die Sitzung wird voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein.
Zinsverbilligung
Berlin. 24. Febr. Reichswirkschaftsminister Dr. Lurtius batte gestern in Gegenwart des Reichsministers der Finanzen »nd des Reichsbankpräsidenten eine Besprechung mit den Vertretungen der Banken über die Frage der Entwicklung der Bankzinsen und Provisionen. Der Aeichswirtschafts- «inister gab seiner Befriedigung darüber Ausdruck, das; die Stempelvereinigung bereits in den letzten Tagen den Beschlutz gesoßt habe, -ieDebetzinsen um 1 v. H-, also auf 1 v. H. über Reichsbanksatz herabzusetzen. Rach dem Verlauf der Besprechung ist zu erwarten, daß auch die übrigen deutschen Banken sich diesem Beschluß anschließen werden. Sollte der Geldmarkt eine weitere Erleichterung erfahren, dürfte auch «mit einer Herabsetzung der Provisionssätze zu rechnen sein. Der Reichsbankpräsident hak auch bei diesem Anlaß die Herabsetzung des Lombardsatzes auf 1 v. H. über Reichs- lbauLsatz in Aussicht gestellt.
falsche Aufwerrunssserüchte
Berlin. 24. Febr. In den letzten Tagen sind in verfchie- chmen Zeitungen Artikel über Versammlungen des sog«- «annten Reichsbankgläubiqerverbandes erschienen. Einer der «ebner, namens Winter, hat in diesen Versammlungen verschiedene Behauptungen ausgestellt, die den Tatlachen n cht entsprechen. Insbesondere hat er behauptet, die Reichskanl bade nunmehr ihre Bereitwilligkeit zum Abschluß eines Vergleiches über die Aiiswertung der Reichsbanknoten erklärt. Das Reichsbankdirektorium teilt hierzu mit. daß diese Behauptung unwahr ist. Es ist niemals von der Reichsoanl oder aus ihre Veranlassung von irgend einer anderen Seite hjx Auswertung der alten Reichsbanknoten erwogen oder «r eine Aufwertung vergleichsweise zugestanden worden. Metmehr sind derartige Vorschläge ausnahmslos abgelehm worden.
Volkskrauerkag
Berkn, 24. Febr. Bekanntlich ist der nächste Sonntag, her 28. Februar, Bolkskrauerkag. Die Veranstaltungen im ««samten Reich gehen von dem Volksbund für deutsche Rriegsgräberfürsorge ans. Die Reichsregierung hat angeord- »ek, daß auf sämtlichen Dienstgebäuden am Sonntag Halbmast geflaggt wird. Die Reichsregierung wird Sonntag früh >» der Presse eine Kundgebung aus Anlaß des Volkstrauer- doges erlassen. Von offiziellen Veranstaltungen hat die Reichsregierung abgesehen. Jedoch ist beabsichtigt, daß die Aekchsregierung an der Kundgebung im Reichstag teilnimmt. Reichspräsident von Hindenburg hat sein Erscheinen zu dieser Umrdgebung in Aussicht gestellt.
Di« Lufifahrkverhondlungea
Berlin. 24. Febr. Es besteht nunmehr die Aussicht, daß Ke Pariser Luftfohrtoerhandlungen in absehbarer Zeit rum Abschluß gelangen. Während die Luftfahrtverhandlunger immer noch schwierig sind, offenbar wegen des Versuchs dei Alliierten, durch Garantien die Begriffsbestimmungen in di« neuen Abmachungen wieder hineinzubringen, verspreche di« daneben laufenden Luftverkehrsverhandlungen eher Aussicht auf baldigen Erfolg. Di« Verkehrsabmachunge^ könne« aber grundsätzlich nicht eher in Kraft treten, bis die allgemeinen Luftfahrtfragen, die politischer Natur sind, beseitigt find. Selbst im günstigsten Fall wird jedoch aus technischen und formellen Gründen ein internationaler Luftverkehr unter Einschluß Deutschlands gleichzeitig mit dem am 6. April beginnenden deutschen Luftverkehr kaum möglich sei».
Der Karnickelbaron
FA hmoorsitqch« Roma« von Fritz Ganher
Ernst «ritzte sofort: der Registrator hat den Angeber gemocht. Das ganze Wesen seines Varers sagte ihm: Er weiß jetzt alles. Am Ende war's ja auch am besten, daß die Heim- Achtelt -er Offenheit wich. Ohne langes Besinnen rrwidnte «r: »Rein, nicht am Juden flieh. Vater." Nun stockte er doch «ad «and die Hände ineinander. „Aber da, wo..."
»Du nich hingehörst." fuhr der Alte für ihn fort. „Bei «taer heimlichen Liebschaft. Und das sage ick dir: oon heute ab es Schluß. Schluß, sage ick dir'."
»Vater.. ."
»Schluß! Das Mädchen kommt mir nie in mein Haus . . . Rede mir nichl Mein Wort gilt."
»Und wenn ich oon dem Mädchen nie last«? Wenn ich a» mir doch nehme?" Ernst hatte sich hoch ausgerichtet und Aar und fest gesprochen.
Peter Kreyenbühl lacht« und sagte, ehe er sich abwandte, »8 dem Zeigefinger der Reihten gegen seine Brust pochend: »Dafür sin wir da, daß das nicht passiert." Und laut spre- chmid, fast schreiend schloß er: »Das sage ick dir: Schluß — oder - - » Na, das wirst du ja sehen!"
So lernte auch Ernst Kreyenbühl an diesem Abeich der Liebe Leid in zwiefacher Weise kennen, und in sein Herz Lwi etwas wie ein dunkler Schatten, das ihn traurig machte, «nd etwas, das wie ein harter Stein auf ihm lastete und ihm oft «in tiefes Seufzen über die Lippen trieb. Der Lenz war, ach, nur so kurz gewesen! Der süße Lenz mit seinem heimlichen Blühen mü» dem Saren Licht. —
Am nächsten Vormittag mußte Wilhelm Kublicke zum Zwecke einer Bestellung, die er im Austrag des Assessors zu «»achen hatte, nach dem »Goldenen Engel" gehen.
Er kam Kreyenbühl äußerst erwünscht. »Kublicke," begann er dieser sofort, als dieser die Bestellung ausgerichtet. »Kublicke," hören Se mal, wissen Se schon?"
»Ree. Herr Kreyenbühl, daß ich nich die Probe wüßte!" 4kr schwappte den Bittern hinab, den ihm der Engelwirt großmütig zum besten gegeben hatte, und leckte sich nach dem Genuß bedächtig die Lippen.
„Nv, dann hören Se zu, Kublicke. Da in Ihrem Garten
Kundgebung der Tiroler
Innsbruck. 24. Febr. In einer Versammlung von Ber- tretern aller Tiroler Parteien, die gestern unter dem Vorsitz des Vizeburgermeisters Fischer stattfand, wurde von allen Rednern die Erklärungen des Bundeskanzlers Ramek im Wiener Hauptausschuß und die Haltung der österreichischen Bundesregierung in der Südtiroler Frage scharf kritisiert. Schließlich wurde von Vizebürgermeister Fischer ein Telegramm an den Senator Borah in Washington verlesen, in welchem dieser gebeten wird, des gepeinigten Südtirols zu gedenken. In dem Telegramm wird daran erinnert, daß Wilson in seinem Memorandum die Zuteilung des südlichen Tirols an Italien als den schwersten Irrtum des Friedensvertrags bezeichnet habe.
Deutsche Dahlerfolge in Rumänien
Hermannstadt. 24. Febr. Nach den vorläufigen Zusammenstellungen haben die Deutschen in Rumänien bei den Gemeindewahlen außerordentlich gut abgeschnitten. In Hermannstadt erreichten sie die absolute Mehrheit. In allen übrigen Städten Siebenbürgens, wo sie mit der Rumänischen Dolkspartei zusammengingen, erlangten sie die Mehrheit der Stimmen. Im Banat, Temesvar und Lugos, wo die Deutschen gleichfalls mit der Rumänischen Volkspartei verbunden waren, gelang es ihnen, die Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Auch in Czernowitz haben die Deutschen einen großen Erfolg errungen.
Frankreich und das Saargebiet
Paris. 24. Febr. Nach dem „Aoenir" hat der Abgeordnete Desire Ferry in der gestrigen Sitzung des Kammerausschusses für auswärtige Angelegenheiten Briand die Frage über die Präsidentschaft der Regiecungskommis- sion des Saargsbietes gestellt. Der Abgeordnete erklärte, der Verlust dieses Postens würde im Hinblick ans die wirtschaftlichen Interessen Frankreichs im Saargebiet als Mißerfolg zu deuten sein. Briand habe erklärt, daß setzt auch die Zeit für andere Mitglieder der Regierungskommission gekommen sei, den Vorsitz zu fübren. Der Versailler Vertrag sei schuld, daß man nicht die Notwendigkeit eines ständigen französischen Vorsitzes festaelegt habe. Er könne jetzt nicht darauf bestehen, daß die Präsidentschaft immer dem französischen Vertreter der Regierungskommission belasten werde.
Württemberg
Skultgart. 24. Febr. Von der Technischen Hochschule. Der Staatspräsident hat die Wahl des ordentlichen Professors Dr. Theodor Meyer zum Rektor der Tech» nischcn Hochschule Stuttgart für das Studienjahr 1926/27 bestätigt.
Tckresfall. Kunstmaler Paul Huber, der sich hauptsächlich auf dem Gebiet der Bildnismalerei erfolgreich betätigte, ist hier im Alter von 55 Jahren einem Schlaganfall erlegen.
Auszeichnung. Der Reichsverband für deutsche Schafzucht hat nachfolgenden Herren in Anerkennung ihrer Verdienste um die Förderung der Schafzucht die silberne Plakette verliehen: Dr. Strobel, Direktor der Württ. Landwirtschaftskammer Stuttgart, Sr. Erlaucht Graf von Rech - berg-Donzdorf, Landtagspräsident Körner- Stuttgart, Direktor W. Reuss-Ulm, Schäfereibesitzer P. Alber-Ulm, Oekonomierat Fr. Adlung-Möhringen, Schäfereibesitzer M. Keck-Brenz, Schäsereibesitzer A. Weiler- Göppingen.
Gegen den hohen Mlchpreis. Die Stuttgarter Haus- srauenverbände haben an den Gemeinderat eine Eingabe wegen des hohen Milchpreises gerichtet, in der gegen die Soanne von 10 ^ zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis Stellung genommen und verlangt wird, daß die Stuttgarter Milchversorgungs G- m. b. H. als preisverteuernd ausaeickaltet wird.
Aatermarchtal. 24. Febr. Aufwertung. Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern in Untermarchtal -vertet ihre Schuldscheine vom 1. Juli 1890 nach dem gesetz- icken Höchstsatz von 20 o. H. auf und bietet ihren Gläubigern jofortige Rückzahlung in dieser Höhe an.
Reutlingen, 24. Februar. Das Neckarkraftwerk geht jetzt seiner Fertigstellung entgegen. Das Werk kann auf Ende März von der Stadt übernommen werden und sie mit Strom versorgen. Auf den Monat Mai still dann auch ms Hochdruckwerk fertiggestellt sein.
passieren schon eine ganze Weile Liebessachen. Tolle Sachen, . . . !
„Na nu? Nicht möglich, nich denkbar! Wer soll denn!
das sin?" j
„Ihr Mädel, Kublicke." §
Der Gerichtsdiener Wilhelm Kublicke richtete sich zu seiner vollen Größ eauf, brachte einen würdevollen, feierlichen Zug in sein Gesicht und lächelte stolz und überzeugt: „Nee. Herr Kreyenbühl, das is nich wahr. Eher bricht das ganze Weltgebäude zusammen, als daß meine Marie hinter meinem! und unserer Mutter Rücken so was macht, die beichtet alles, bis in. Letzte. Heimlich macht die nichts. Verstehen Se mir, Herr Kreyenbühl?"
»Sie brauchen nich zu denken, ich hätte Bohnen in meine Ohren. Verstehen Se?" Kreyenbühl schlug mit der Hand auf den Tisch. „Denken Se, ich lüge? Der Liebhaber hat's schon eingestanden. Der is mein Sohn. Un nun fragen Se die Liebhaberin. Die wird auch beichten."
„Donner und Doria! Un ich sage nein . .
„Das sollen Sie auch, Kublicke", unterbrach der Engel- Wirt in anderem, als von dem Sprecher beabsichtigten Sinne fortfahrend. „Denn natürlich kann dadraus nix werden. Mein Sohn und Ihre Tochter! Nee! Nie! Cher der Hauptmann von Kattenbusch und Laura Witte ein Paar . ."
Kublickes Vaterstosz machte sich breit, so breit, daß er sogar das ihn peinigende und quälende Empfinden über die Heimlichkeit, deren Marie sich schuldig gemacht haben sollte, eine Weile vergaß. „Na, na, Herr Kreyenbühl! Das unebenste Mädel is meine Marie nu schon lange nich."
„I, wenn! Mein Junge darf sie nich heiraten. Un das wer'n Se ja doch ooch einsehn, Kublicke. Nich wahr? Na, also, wie gesagt: Schwamm drüber! Un in Ihrem Garten patrouillieren Se man manchmal fo'n bißchen. Besonders so nach achte rum . . . Hier, trinken Se noch 'n Bittern!"
Kublicke sah starr geradeaus und beachtete die abermalige Liebesgabe des sonst nie spendablen Engelwirts gar nich4. Endlich sagte er: „Wenn's wirklich is, so werd' ich meiner Marie den Marsch blasen und ihr zeigen, daß Bütenhagen nich bei den Wilden in Afrika liegt, sondern da, wo man erst zu Bater un Muttergeht, wenn das Herz das Pubbern kriegt . . . Un, Herr Kreyenbühl, das sage ich Ihnen: aufdrängen? Nee, um dausend Daler nich! Wir haben auch unfern Stolz. Un nich so knapp."
Lertthirch. 24. Febr. Verlobung im Haus Wald- br ' g - Zeil. Auf Schloß Zeil fand am 20. Februar die B: bung der Gräfin Marie Therese von Waldburg-Zell mi. !)e:n Erzherzog Theodor von Oesterreich statt.
Friedrichshasen, 24. Febr. Beisetzung Eduard Eggerts. An einem schönen Vorsrühiingstag wurde g> ern nachmittag der älteste der schwäbischen Dichter, Ober- jvstizrat a. D. Eduard Eggerl, in einem von der Stadt Friedrichshofen gestifteten Ehrengrab beigesetzt. Friedrichsbasen brachte durch diese Stiftung seinen Dank und seine Verehrung gegenüber dem Dichter, der ihm das Heimatspiel „Frau Wendetgard" geschenkt, zum Ausdruck.
Friedrichshofen, 24. Febr. E > u b r u ch s d i e b st a h l. In der Nacht zum z-ainstag wurde im Laden der Metz- uerei Z. W. im Zevpclindors ein Einbruch verübt, wobei den Dieben etwa 200 -4L Wechselgeld in die Hände fielen. In der gleichen Nacht wurde der Versuch gemacht, die Türe eines Ladengeschäfts an der Friedrichstraß? zu öffnen. Als die Langfinger, vermutlich die gleichen, sich beobachtet sahen, ließen sie davon ab und verschwanden.
Langenargen a. D.» 24. Febr. Unter denRäde r «. Gestern früh wurde ein hiesiger, in Friedrichshafen beschäftig, er älterer Arbeiter vom Zug überfahren. Der Leib ist m'tten durchgeschnitten, sodaß der Tod sofort eingetreten sein
dü^o.
Dom Oberland, 24. Febr. Fatale Verwechslung. Ein unliebsames Mißgeschick passierte neulich einem ver- iin ntiich aufgeklärten jungen Landwirt aus R. Er hatte sich ins nahe Oberamtsstädtchen auf den Viehmarkt begeben. Bald wurde er mit einem Viehhändler handelseinig und kaufte ihm einen jungen Stier ab. Darauf machte er sich aus den Heimweg. Als er seinen Angehörigen zu Haus de« Vierfüßler oorführte, gab es lange Gesichter und in der Nachbarschaft ein spöttisches Lächeln, denn der überkluge junge Mann hatte einen wohlgenährten Farren für eine» Stier angesehen und gekauft.
Aus Bayern, 24. Febr. Die falsche Schwester. Ein Butobesitzer aus einem Nachbarort von Marktheidenfetd wurde auf der Heimfahrt von einer Krankenschwester gebeten, sie mitzunehmen. Die Schwester war schon eingestiege» u' d batte die Tasche neben sick aus den Sitz gestellt, als der Auloführer merkte, daß die Schwester Männsrschuhe trug. Er bat daraufhin dis vermeintliche Schwester, noch einmÄ nachzusehen, ob das Schlußlicht brenne, und fuhr dann schleunigst davon. Beim Oeffnen der Tasche wurde ei« Nummernverzeichnis von Autos und ihren Besitzern und Betäubungsmittel vorgefunden. Von dem unheimliche« Fahrgast fehlt jede Spur.
Aus Stadl und Land
Nagold, 25. Februar 1926
Große Gesinnungen und Gedanken sind uns eigentlich immerfoit nötig, wenn das graue Netz des täglichen Lebens sich nicht über uns zusammenziehcn und seine Farbe auf uns übertragen soll. Goethe.
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Schwäbische Diakonissen in Peking.
ep Einer dringenden Bitte der deutschen Gesandtschaft ln Peking, sowie der ärztlichen Leitung des deutschen Krankenhauses daselbst entsprechend, hat sich der Verwaltungsrat der Evang. Diakonifsenanstalt entschlossen, zwei weitere Schwestern zur Pflege der Kranken und zum Dienst im Operalionszimmer dorthin zu entsenden. Seit der Uebernahme dieses Krankenhauses durch Stuttgarter Diakonissen vor zwei Jahren hat sich der Zuzug von einheimischen wie europäischen Kranken namhaft gesteigert. Zur Verabschiedung der beiden am Dienstag über Berlin-Riga Moskau und Sibirien nach China abgereisten Schwestern Luise Döttling von Nagold und Christine Ottmar von Fünfbronn, Gemeinde Simmersfeld OA. Nagold, fand am Montag abend in der Diakonissenkirche eine von Schwestern und Freunven des Hauses zahlreich besuchte Abschiedsfeier statt. Die Diakonissenstation in Peking, wo nunmehr neun Schwestern des Stuttgarter Mutterhauses, darunter sechs Diakonissen und drei Hilfsschwestern, arbeiten, hat sich immer mehr zu einem wertvollen Stützpunkt deutscher und evang. Belange im fernen Osten entwickelt.
i Er machte stracks kehrt, ohne den verlockend duftenden ! Bittern auch nur eines Blickes gewürdigt zu haben, und oer- > ließ Peter Kreyenbühl ohne Gruß.
i Der rieb sich die Hände und dachte: „Schluß! Di« Sache ' is zu Ende." Und dann trank er Len Bittern. —
Wilhelm Kublicke erlaubte sich, ehe er zum Amtsgericht zurückkehrte, einen Abstecher nach seiner Wohnung. Es trieb ihn, dem Gehörten und immer noch nicht von ihm Geglaubten, sofort auf den Grund zu gehen.
Wenn's wirklich wahr sein sollte, na — dann würde es nicht ganz glatt abgehen. Aber Kreyenbühl hatte natürlich geschwindelt. . .
Mutter Kublicke war nicht daheim. Die Nachbarinnen oon Nr. 20 und 18 wollten doch auch ein bißchen von der Einsegnung in Berlin haben.
Er fand Marie im Garten, wo sie den wilden Wein <m der Laube festband. Sie war über Las außergewöhnliche Erscheinen ihres Vaters verwundert und fragte ihn, weshalb er komme. Ob er etwa die Brille vergessen habe?
„Manchmal sieht man auch mit 'ner Brille nichts", begann er anzüglich. „Ich soll ja überhaupt stark blind gewesen fein, sagt der Engelwirt . . . Freilich, wenn's am Abend im Garten dunkel is . - Er sah seiner Einzigen scharf in das Gesicht und glaubte ein verlegenes Rot in ihren Wangen aufsteigen zu sehen. „Mädel! Wenn's wahr wäre!"
Sie wollte fragend erwidern, vermochte es aber nicht. Ihre Kehle erschien ihr wie von eisernen Bändern umschlossen. Und vom Herzen her Mng ein heißer Strom hoch und benahm ihr schier den Atem.
Der Alte beobachtete sie. „Na, nu sag', daß es «ich wahr is, Mädel. Rode!... Er wartete geraume Zeit. „Aber warum red'ft du nich? Sag, hast du eine heimliche Liebschaft, Marie?"
Nun war der heiße Strom bis zu ihrem Halse hinauß- gerast, gab ihm ein Helles Rot. war gleich darauf in den Wangen und auf der Stirn und ließ beides aufglühn wie brennen-rote Nelken. Und das Haupt sank tief auf die Brust. „Bater!" stammelte sie nur. Unendlich scheu un- leise.
„Mädel!" Wilhelm Kublicke schrie es fast. Zornig und enttäuscht. „Also doch? Und abends rm Garten? Heimlich, hinter unferm Rücken? Macht so was ein ehrsames Bürgerkind?" (Fortsetzung folgt.).