Freitag, S. Februar 1S28

Seile 2 - Rr. 2S

Eine Entschließung Schall c Br^slaa (Zentr.) fordert einen Gesetzentwurf, du-'ch den für alle i:n öffentlichen Dienst stehenden Personen die Herausforderung zum Kweikampf und die Annahme einer solchen Heraus- Änderung als Grund der Entlassung bezw. 'ristlose kösung des bestehenden Vertragsverhältnisses bestimmt wird. Die Entschließung wird mit 216 gegen 125 Stimmen bei 4 Enthaltungen angenommen. Dagegen stimmen die Deutschnationalen, die Deutsche Volkspartei, die Völkischen und die Wirtschaftspartei. Ein von den Sozialdemokraten eingebrachter Gesetzentwurf im Sinn der Entschließung wird dem Rechtsausschuß überwiesen. Schluß 2.45 Uhr.

Nächste Sitzung Freitag 2 Uhr: Steneranträge, Rechts­verhältnisse der Reichsbahn.

An Stelle des Abg. Frhrn. o. Richthofen (Lanübmd), der sein Mandat niederaelegt hat, tritt Staatsanwaltschafts­rat Dr. Walter Schaffer, Schweidnitz (deutschnot.) in den Reichstag ein.

Neuestes vom Tag«

Die Veranlagung nichtbuchsührender Landwirte Berlin. 4. Febr. Jin Reichstag ist eine Anfrage der Deutschnationalen Volkspartei eingegangen, ob der Reichs- jinanzminister bereit ist, zur Berichtigung der Veranlagung nichtbuchsührender Landwirte zur Einkommensteuer entsprechende gesetzliche oder verwaltungsgemäße Bestim­mungen herbcizuführen und den Landwirtssrauen und jedem mitarbeitenden Familienmitglied, auch wenn es der Ver­sicherungspflicht nicht unterstellt ist, den allgemeinen steuer­freien Betrag zuzubilltgen und ferner die Aufstellung der Nocmolsätzc in der Weise erfolgen zu lassen, daß ein Zuschlag für eigene Arbeitsleistung überhaupt nicht erhoben wird

Rcgimenlsvereine bleiben im besetzten Gebiet verboten Koblenz, -l. Febr. Die Rheinland-Kommission gibt be­kannt. daß im besetzten Gebiet Regimenksvercine mit N: r>- mern oder Rainen auch weiterhin verboten sind. Dagegen ist die Wiederausnabme der Tätigkeit der Kriegervcrcinc ge­stattet.

Bayern und der Völkerbund

München. 4. Febr. sin der bcutigen Sitzung des Land­tags forderte Abg. Dr. Prob st (Bayer. Bp.) unter star­kem Beifall des Hauses, bevor Deutschland in den Völker­bund eintrete, müsse mit allen Mitteln versucht werden, für di« Pfalz BesatzungSerlcichterungen zu erwirken.

Menschenrechte für die Südtiroter Wien, 4- Febr. Die Großdeutsche Partei in Steiermark fordert in einer Entschließung, der Völkerbund möge ver- «v.latzt werden, darauf hinzuarbeiten, daß Italien der deut­schen Bevölkerung in Südtirol die den Menschenrechten und »er Menschenwürde entsprechenden Minderheitsrechte ge­währe.

Steuererklärungszwang in Frankreich Paris. 4. Febr. Die Kammer hat ein Gesetz angenommen, das alle Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von über 1V00 Franken zwingt, über das Einkommen eine eidesstatt­liche Erklärung abzugeben

1928 «das Napoleonische Jahr" Italiens

Rom, 4. Febr. Einige Blätter befassen sich mit einer Bot­schaft Mussolinis, die mit den seltsamen Worten schließt: Man muß Vertrauen in die faszistische Revolution haben, hie 1926 ihr napoleonisches Jahr erhalten wird: Vertrauen in die ikaliensche Regierung, die ihren Platz in her Welt einzunehmen beginnt und imstande ist, diesen Platz « erweitern, um ihn seiner vermehrten Macht anzupaffen: Wachsamkeit und höchstes Vertrauen, das ist die Megeleitnng «r 1 S 26 .

Deutsche!

Gedenket der italienischen Schmach in Südtirol. Meidet Italien und kaust keine italienischen Waren

Ragower Tagblast »Der Gesellschafter-

Württemberg

Deutschnationaser Vertretertag

Am vergangenen Sonntag fand in Stuttgart der Ver­tretertag des Landesverbands Württemberg der Deutsch­nationalen Volkspartei (württ. Bürgerpartei) statt, der von über 200 Ortsgruppen des Landes besucht war. Der Vor­sitzende. Dr. Beißwänger, begrüßte zahlreiche aus­wärtige Gäste und erstattete einen Bericht über die Ent­wicklung der politischen Verhältnisse. Dr. Hanemann- Baden berichtete über die letzten Reichstagsoerhandlungen. Ferner sprach Dr. Spuler-Bayern. Finanzminister Dr. Dehlinger verbreitete sich über die württembergische Landespolitik und betonte die reibungslose Zusammenarbeit mit den Zentrumsministern. Er streifte dann das Ver­hältnis zum Reich und betonte dis Notwendigkeil der Rück­gewinnung der Steuerhoheit der Länder. Die große Not im öffentlichen Haushalt werde auf Jahr­zehnte hinaus dauern und da müsse man sich eben nach der Decke strecken und sparen. Der Redner berührte dann auch noch andere Fragen der Landespolitik. Wenn man sage, daß man nicht weiter gekommen sei. so müsse man sich doch darüber klar werden, was geschehen sein würde, wenn der Karren noch weiter dem Abgrund zugerollt wäre. Man könne es nicht jedermann recht machen. Aber das Volk werde sich doch bald überzeugen, daß es besser fahre bei einer Re­gierung, die eine-zielbewußte nachhaltige Politik auf weite Sicht treibe und nicht nach Popularität hasche. Nur so sei dem Staat und der Allgemeinheit gedient. Für Ende März ist ein größerer Landesparteitag geplant.

Skuttgark. 4. Febr. DasBeileidderwürtt. Re­gie r u n g. Der württ- Staatspräsident hat aus Anlaß de- Ablebens des ehemaligen Ministerpräsidenten Dr. Freiherr v. Werzs ä ck e r dessen Hinterbliebenen namens der württ. Regierung die herzlichste Teilnahme ausgesprochen.

Reichskanzler Dr. Luther sandte an die Familie Weiz­säcker ein Beileidstelegramm.

Die Einäscherung des verstorbenen Ministerpräsidenten fand heute nachmittag 5 Uhr auf dem Pragfriedhof statt.

Anteile der Teilgemeinden an der Einkommen-, Körper­schaft-- und Umsatzsteuer. Die Teilgemeinden können nach einem Erlaß des Ministeriums des Innern beanspruchen, daß von der Gesamtgemeinde im Lauf des Rechnungsjahrs fortlaufend überwiesenen Reichssteuerbeträgen der auf sie entfallende Anteile alsbald nach der Ueberweisung verteilt wird, soweit nicht etwa die Gesamtgemeinde mit einer Gegen­forderung gegenüber einer Teilgemeinde aufrechnen kann.

Tagung der Württ. Gartenbaubetriebe. Der Landes­verband Württemberg im Reichsverband des deutschen Gartenbaues E. V. (Verband württ. Gartenbaubetriebe) hielt im großen Saal des Bürgerinuseums seine auch aus dem ganzen Lande außerordentlich zahlreich besuchte jährliche Hauptversammlung ab. Der erste Vorsitzende, Adolf Ern st- Möhringen gab einen Hinweis auf die im vergangenen Jahr vom Verband geleistete Arbeit, worauf Geschäfts­führer Haug den Kassenbericht erstattete, der von der tags zuvor gehaltenen Hauptausschußsitzung bereits gutgeheißen und auf Antrag des Rechnungsprüfers Paul Grotz für in Ordnung befindlich erklärt wurde. Der Vorsitzende wies daun auf die infolge der schlechten wirtschaftlichen Ver­hältnisse, der ungeheuren Einfuhr ausländischer Erzeugnisse und der erdrückenden sozialen Lasten und Steuern außer­ordentlich bedenkliche Lage des Gartenbaus hin. Trotzdem eher eine Erhöhung der Preise für die gartenbaulichen Er­zeugnisse gerechtfertigt wäre, solle der allgemeinen volks­wirtschaftlichen Lage Rechnung getragen werden, wenn ein gesteigerter Anbau mit vereinfachten Kulturen unter Auf­gabe des Achtstundentags die Vorbedingungen hiezu geben. Für außerordentlich wichtig hält der Vorsitzende die Auf­klärung der breiten Volksschichten über die Güte und den gesundheitlichen Wert der einheimischen Obst- und Gemüse­erzengnisse, die den ausländischen weit überlegen find und einen außerordentlich wichtigen Faktor für die Volksgesund­heit darstellen. Die Ergebnisse der in der Auslchußfitzung behandelten Anträge veranlaßten eine rege Aussprache, wobei die dort gefaßten Beschlüsse Zustimmung fanden.

19 Jahre Zuchthaus. Das Schwurgericht hak den 20 Jahre allen Dienstknecht Emil Schaicb von Kohlberg OA. Urach wegen dreier Verbrechen der Brandstiftung in Kohlberg, Neuffen und Sielmingen zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Stuttgart, 4. Febr. Todesfall. Im Alter von 86 Jahren ist der frühere langjährige Rektor des Eberhard- Ludwig-Gymnasiums, Oberstndienrat a. D. von Straub, gestorben.

Heilbrsun, 4. Febr. Bezahlt die Handwerker- rechnungen! Die Handwerkskammer schreibt: Von überallher kommen Klagen über den schlechten Zahlungs­eingang. Die Kundschaft hält mit der Bezahlung ihrer Hand­werkerrechnungen bis zu einem Jahr und noch länger zurück. Sie mutet unseren Handwerkern unverzinsliche Stundung von Beträgen zu, die das Handwerk, das bei Lieferung von Waren und Leistungen Anspruch auf sofortige Zahlung hat, dringend benötigt, um seinen laufenden Verbindlichkeiten Nachkommen zu können, um wieder Betriebskapital zu er­halten zur Wetterführung der Betriebe. Wir sind genötigt, das Gewissen der Kundschaft unserer Handwerker anzurufen und dringend zu bitten, die Rechnungen der Handwerker zu bezahlen. Das gewissenlose Verhalten eines Teils der Kund­schaft hat mehr als einen Handwerker schon gezwungen, seinen Betrieb zu schließen, die Erwerbslosenunterstützung in Anspruch zu nehmen, um überhaupt seine Familie er­nähren zu können. Die Rot im Handwerk ist groß, größer als sie nach außen zutage tritt.

Gerlingen OA. Leonberg, 4. Febr. Große Auf­reg u n g. Gestern abend entstand in dem Haus des Fabrik­arbeiters Karl Schweizer in der Christophstraße ein großer Lärm. Ein 19jähriger Bursche, der mit dem Sohn Schwei­zers befreundet ist, war mit letzterem in Streit geraten und warf Möbel und anderes Hausgerät zum Fenster hinaus auf die Straße. Er schoß mit einem Revolver und man hörte Hilferufe aus dem Hause. Da der Tobende jeden nieder­zuschießen drohte, konnte die Polizei nicht in das Haus ein- dringen. Schließlich wurden die Sturmglocken geläutet und die Feuerwehr aufgeboten, die das Haus umzingelte. Darauf sagte sich der junge Mann eine Kugel durch den Kopf und wurde schwer verletzt ins Levnberger Krankenhaus ver­bracht. Ueber den Vorfall ist eine Untersuchung eingeleitet.

Plochingen, 4. Febr. Explosion. In einer Auto­reparaturwerkstätte wurde der Benzintank eines Lastwagens gelötet, der dabei explodierte. Während der Hilfsarbeiter zur Seite geschleudert wurde, erlitt der Monteur Eckert von hier schwere Brandwunden im Gesicht und an den Händen.

Gmünd, 4. Febr. 1t n g l ü ck s f a l l. Am Neubau bei der neuen Kaserne fiel einem 25 Jahre alten led. Dachdecker ?ine Brctterdiele auf den Kopf. Er trug eine Gehirn­erschütterung davon-

Sönlgsbronn OA. Heidenheim, 4. Febr Jugend­licher Lebensretter. Zwei Kinder im Alter von vier und fünf Jahren vergnügten sich auf dem Eisweiher der Brauerei Haible und Weischedel mit Schleifen. Das Eis brach ein und die Kinder sanken ""'er. Der 11jährige Schü­ler Karl Nothaft eilte herbei u: rettete die Kinder aus größter Lebensgefahr.

Tübingen, 4. Febr. Ein ungetreuer Beamter. Das Große Schöffengericht hat den 34 Jahre alten frühere» Hilfsgerichtsvollzieher Fritz Dollinger in Tübingen wege» Amtsunterschlagung und falscher amtlicher Beurkundung S« 10 Monaten Gefängnis verurteilt.

Oberndorf a. N-, 4. Febr. Eineeigen artigeJagd. Ende vorigen Jahrs kaufte ein auswärtiger Händler im benachbarten W. ein Pferd, an dem sich der Verkäufer das Eigentumsrecht bis zur Bezahlung vorbehielt. Trotzdem ver­kaufte der Händler das Pferd weiter, ohne den früheren Besitzer zu befriedigen. Letzterer und die Händler trafen sich nun ans dem vorgestrigen Markte» den diese mit zwei an­deren Pferden besuchten. Da trotz aller Bemühungen Be­zahlung nicht zu erreichen war, erwirkte der erste Besitzer einen Ärrestbefehl und wollte sich an den beiden Pferde» Sicherung verschaffen, doch die Händerl bekamen Wind und verschwanden spurlos. Ein mit dem Gläubiger, einem Rechts­anwalt, einem Landjäger und dem Gerichtsvollzieher be­setztes Auto durchraste nun die Wege und Dörfer nach dem Bezirk Freudenstadt, aus dem die Händler stammen und er­reichte diese auch auf einer Nebenstraße, wo dann die Ge­rechtigkeit ihres Amtes waltete und die Pferde zurückbrachte» die dem Gläubiger einstweilen in Verwahrung gegebe» wurden.

Anträgen DA. Riedlingen, 4. Febr. Brand. Die Scheuer des Josef Gaupp ist bis auf die Grundmauern nieder- gebrannt. Es verbrannten viele Futter- und StrohvorrätL. Die Brandursache soll Kurzschluß sein.

Der Karmckelbaron

l»! Humoristischer Roman von Fritz Gantzer

Uebrigens liefen Kurt von Gronau eben ähnliche Gedan­ken durch den Sinn. Dieser elegante neue Chef hatte 'ich sicher Bütrnhagen nicht aus Vorliebe für beschauliche Stille und weltentrückte Einsamkeit ausgesucht. Nee, so sah der nicht aus! Man hatte ihn wohl so'n bißchen deutlich nach dem lieblichen agrarischen Osten der Monarchieabgewun- ken" Schließlich Konduite nicht ganz tadellos. Vielleicht oben etwas mißliebig gemacht. And nun:Besinne dich mal «tn bißchen auf dich selbst, da bei Schievelbein herum. Spä­ter. nach ein paar Jährchen, könnten wir dich dann eventuell »teder nach dem Berliner Asphalt zurückwinken."

Diese gegenseitige Beurteilung war das Stille und Heim »che in ihnen, während sie über Dienst, Akten, örtliche und nachbarliche Verhältnisse plauderten.

»Wir haben Men außergewöhnliche Sachen", sagte Gra­mm. sich wohlig und zufrieden in feinen Schreibseffel zu­rücklehnend. »Es klappert sich alles ohne Aufregung und in stetem Gleichmaß ab. Manchmal frißt einen die Langeweile fast auf, und man ist über kleine angenehme Intermezzi, wie «» vorhin das Erscheinen des Krachtwitzer Herrn eins war, äußerst dankbar erfreut. Sie hatten wohl bereits das Ver­gnügen. die Bekanntschaft Herr» von Leffenthins zu «achen?"

Eberty bejaht« und erzählte zuletzt auch davon, baß er aufgefordert worden sei, als Gerichtsperson nach Krachtrmtz zu kommen, da Herr von Lesienthin sein Testament machen wolle.

Gronau beugte sich, eine unverhohlene Ueberrafchung aus dem Gesicht tragend, vor. »Nicht möglich!" bezweifelt« er, seinen braunen Schnurrbart nervös auszwirbelnd. »Aber P das wirklich wahr?"

»Erscheint Ihnen ein solcher Entschluß so merkwürdig, daß Sie chn bezweifeln möchten, Herr Kollege?

Gronau tat etwas verlegen. »Run, das gerade nicht. Aber Sie müssen wissen, daß meine Person ihn indirekt veranlaßt Hot."

Herr von Leffenrhm sprach allerdings von Ihnen."

Und gewiß nicht cmeickennend."

Ich könnt« das Gegenteil nicht behaupten."

Sehen Sie!" Der Assessor sprang :rregt aufEr hat mich seit gestern abend unverdaut im Magen zu liegen - - - Besitzt eine entzückende Tochter dieser Jsegnmm."

^Komteß Lore!"

Sie kennen die Dame?"

Kublicke unterrichtete mich. Die Komteß ritt gestern an mir vorüber, als ich vom Bahnhof kam. Firm und schick!"

»Ein reizendes Mädel. Aber eins mit einem weniger reizenden Eigensinn in dem allerliebsten Dickkopf. Beinahe ebenso dickköpfig wie der Alte. Hat Ihnen Kublicke auch von der sonderbaren Marotte Herrn von Lessenthins er­zählt?"

»Sie meinen das von seiner eigentümlichen Vorliebe für Kaninchen?"

Gronau nickte lebhaft.Ist das mcht verrückt? Ich war gestern abend drüben, und im Laufe unserer Unterhaltung kamen wir auch auf Li« Karnickel zu sprechen. Ich meinte, einmal müsse das doch anders werden, wenn diese unver­nünftige Schonung der Dinger nicht eine regelrechte Land­plage zur Folge haben solle. Die es übrigens schon ist. Und in dem nächstens zur Verhandlung stehenden Prozeß in Leip­zig würde das Reichsgericht sicher zugunsten der ergrimmten Kläger entscheiden. Da hätten Sie den Krachtwitzer einmal sehen sollen! Er schnaubte mich an. Und Komteß Lore hieb mit ihm in eine Kerbe. Der Prozeß würde zu ungunsten der Kläger entschieden werden, sonst gäbe es keine Gerechtigkeit auf der Welt. Das behaupteten er -nd seine Tochter. Ich versuchte, das Gegenteil zu beweis?«. Schließlich schieden wlr in erbitterter Feindschaft, nachdem der ergrimmte Hausherr versichert hatte, er würde in seinem Testament die Be­stimmung aufnehinen lasten, daß seine Tochter nur dann Erbin de- Gurtes sein würde, wenn sie sich verpflichte, einem Manne ihre Hand zu geben, der diese Biester von Karnickel ebenso sieb babe wie er, Freiherr Wolf von Lestenthin auf Krachtwitz. Und die Komteß nickte dazu sehr nachdrücklich und funkelt« mich mit ihren Hexenougen bös« cm. Da mußte ich lachen, herzhaft lachen. Hätten Sie es nicht auch getan, Herr Amtsrichter?"

Eberty bestätigte seinem erregten Kollegen di« Frage mit einem Hellen Ja, das von einem amüsierten Lächeln begleitet war. Tatsächlich, die Leute hier herum waren drollig! Auch der Assessor schien keine Ausnahme zu machen, denn wie hätte er sich sonst über diese konfuse Geschichte so aufregen! können! l

Er rannte ja wie besessen von einer Ecke des Zimmers in die andere, war feuerrot im Gesicht und sah schrecklich grimmig drein. Als er dann weitersprach, zitterte seine Stimme stark.

Sehen Sie! Aber Vater und Tochter empörten sich über mein Lachen. Die Komteß funkelte mich noch zorniger an und kehrte mir dann brüsk den Rücken zu. Und der Freiherr wies mir indirekt die Tür. Es sei schon spät, meinte er, und man wolle schlafen gehen. Da empfahl ich mich. Auf der Heimfahrt hatte Kreyenbühls Kutscher das Pech, zwei junge Karnickel totzufcchren, die absolut nicht aus dem Wege gehen wollten. Und dieses von mir unverschuldeten zwiefachen Mordes wegen war der Krachtwitzer vorhin hier und wollte mich zur Rede stellen. Weiß der Himmel, auf welche Weise er davon gehört! Ich entschlüpfte ihm und. -. Sie lächeln, Herr Amtsrichter? Ja, eigentlich ist's lächerlich. Furchtbar lächerlich. Nur für mich nicht... Denn ich bin bei der gair- zen lächerlichen Geschichte mit dem Teile meines Körpers stark engagiert, den man gewöhnlich Herz nennt. Und das will nicht mitlachen... Aber ich langweile Sie..

Durchaus nicht," versicherte Eberty mit einem plötzlich sehr ernst gewordenen Gesicht.Ich bin im Gegenteil sehr interessiert. Es kommt häufiger vor, daß Sachen, di« an­deren lächerlich erscheinen, für den daran Beteiligten eine äußerst ernste Bedeutung haben. Wir sprechen wohl noch gelegentlich über dies Thema ..."

Er erhob sich.Ich möchte nun erst meine übrigen Mit­arbeiter kennen lernen und will zunächst den Sekretär auk- suchen."

Gronau kam jetzt nicht mehr dazu, erstaunt zu sein, wie es komme, daß sein neuer Vorgesetzter gerade für das zuletzt im Gespräch Erwähnte ein solches lebhaftes Interest« zeige. Der Amtsrichter erkundigte sich schon, wo man halbwegs ««- ständig zu Mittag essen könne und ob derGoldene Engel" zu empfehlen sei.

Der Assessor kniff das linke Auge zu und schnitt eine leichte Grimasse.Zu empfehlen gerade nicht. Etwas halb­wegs Anständiges gibt's hier überhaupt nicht. Aber ma« muß zufrieden sein und darf an Kreyenbühls Tadle d'hote nicht den Maßstab legen, den man von Drestel her ge­wöhnt ist."

Natürlich nicht," lächelte Eberty unglücklich. "" nig-

(Forff. solM

stens wird's sauber sein.