Kurze Tagesubersicht

Die Neichsregierung hat in Madrid scharfen Protest ge« gen die völkerrechtswidrige Durchsuchung des Dampfers Kamerun" eingelegt.

Ueber die ungeheuerlichen Rüstungen der Sowjetunion werden neue Einzelheiten bekannt.

Unter Mißbrauch der Roten-Kre rz-Flagge haben fran­zösische Volksfrontautos Verstärkungen für die spanische Linksregierung nach Jrun gebracht.

Die Nationalisten rechnen in Bälde mit dem Fall von San Sebastian und treiben den Angriff auf Malaga vor­wärts.

Auf dem Flugplatz in Portsmouth wollten zwei des Flie- gens unkundige Engländer ein Flugzeug nach Spanien ent­führen, stürzten aber bei dem Versuch ab und wurden schwer verletzt. _

Die Iuftizksmödie in Moskau

Warum die Direktoren der sowjetrussischen Staatsbank entlassen wurden

Moskau, 20. Aug. Die Mittwochabend-Sitzung des Prozesses gegen Sinowjew und Genossen brachte einige aufsehen­erregende Mitteilungen. Von den Angeklagten wurde zunächst Dreizer vernommen, der, wie übrigens auch Ratschkowski, früher hohe Posten in der Roten Arme bekleidet hat, was sich im Verlaufe des Verhörs herausstellte. Daraus läßt sich schlie­ßen, daß die Angeklagten immerhin auch in der Roten Armee Verbindungen besaßen. Aufsehen eregte die Mitteilung des An­geklagten Reingold, daß die Sinowjew-Gruppe im Jahre 1932 auch Verbindungen zur ehemaligen Nechtsopposition (Bucharin, Tomski, Rykow) ausgenommen und diese in ihre geplanten An­schläge eingeweiht habe. Weiterhin sagte Reingold aus, daß zwischen der Terroristengruppe Sinowjew und dem früheren Volkskommissar des Finanzwesens, Sokolnikow, der dann bis 1935 den Posten des stellvertretenden Außenkommissars bekleidete, enge Beziehungen bestanden haben. Sokolnikow ist, wie jetzt bekannt wird, bereits verhaftet.

Desgleichen blieb es Neingold Vorbehalten, das Geheimnis, das bis jetzt über der jüngst erfolgten Entlassung der Direk­toren der sowjetrusjischen Staatsbank lag, zu lüf­ten. Der Vizedirektor der Staatsbank, Arkus, habe, so sagte Reingold aus, im Jahre 1929 versucht, auf Kamenjews Wunsch und auf sein Betreiben Mittel für die revolutionäre Tätigkeit der Sowjetgruppe im Ausland anzu­legen. Wie nunmehr feststeht, hat diese Beschuldigung die Ent­lassung und Verhaftung der Direktoren der Staatsbank vor we­nigen Wochen zur Folge gehabt. Schließlich wußte Reingold noch interessante Mitteilungen darüber zu machen, wie die angeblichen Verschwörer" nach errungenemSiege" die führenden Po­sten in Partei und Staat unter sich verteilen wollten. Sinowjew habe sich die Führung der bolschewistischen Partei Vorbehalten, Kamenjew den Vorsitz im Rat der Volks­kommissare, während Vakajew als aktivem Organisator der ge­planten Terrorakte die Leitung der GPU. übertragen werden sollte.

Der Angeklagte Reingold sagte im weiteren Verlauf des Ver­hörs aus, daß auch der gegenwärtige stellvertretende Volkslom- missar für Schwerindustrie, Pjatakow, und Serebrowski, der früher im Transportwesen an leitender Stelle stand (beides frühere Trotzkisten) in Beziehungen zur Sinowjew-Gruppe stan­den und von Sinowjew selbst alszuverlässige Leute", an die man sichebenfalls bei der Vorbereitung von Terrorakten heran­machen müsse", bezeichnet worden seien.

Der Angeklagte Pickel gestand Einzelheiten über einen ge­planten Anschlag aufStalin am 9. Oktober 1932 und im Juli 1934 und machte interessante Mitteilungen über eine angeb­liche Militärverschwörung trotzkistisch gesinnter Kreise in der Roten Armee, wo 1934 Zellen für trotzkistische Agitation bestan­den hätten.

Richard Hoffman« begnadigt

Aus Anlaß der großen deutschen Erfolge bei den Olympi­schen Spielen hat der Fachamtsleiter für Fußball Felix Linne- mann die gegen den bekannten Dresdner Fußballspieler Richard Hofmann ausgesprochene Strafe aus Ausschluß aus dem Fach- amt Fußball aufgehoben Richard Hofmann kann damit wieder Mitglied des Neichsbundes für Leibesübungen werden and wird am 25. Dezember 1936 s p i e l b e r e ch t i gt.

Ein Maharadscha- besucht Berlin

Der Maharadschah von Mysore, einer der reichsten Männer der Welt, traf am Mittwoch abend mit einem Sonderflugzeug von London kommend aus dem Zentralflughafen Tempelhof ein. Zu seiner Begrüßung waren anwesend: Geheimrat Pilger vom Auswärtigen Amt, SS.-Obersturmbannführer Rodde in Vertre­tung des Botschafters von Ribbentrop und Ministerialrat Sey- boch vom Wirtschaftsministerium und Legationssekretär Behland.

Der indische Fürst ist der Herrscher des zweitgrößten und best­verwalteten indischen Staates. Er wurde von 15 Herren seiner Gefolgschaft, unter denen sich der Ministerpräsident Sir Mirza Jsmeil befindet, nach Berlin begleitet. Der Maharadscha ist im Hotel Adlon abgestiegen und hat hier 25 Zimmer belegt. Vor­aussichtlich wird er drei Tage in der Reichshauptstadt bleiben.

Der Maharadschah von Mysore lebt streng nach den religiösen Vorschriften, die ihm durch seinen Glauben vorgeschrieben wer­den. Er hat sich deshalb einen eigenen Koch mitgebracht, dem im Hotel eine besondere Küche zur Verfügung gestellt wird. Er ißt kein Tierfleisch, da seine Religion verbietet, daß Tiere ge­tötet werden. Im Hotel wurde für den Maharadschah eine be­sondere Kapelle eingerichtet, die von keinem Ungläubigen be­treten werden darf. Der Maharadschah von Mysore trinkt nur das Wasser des Heiligen Ganges. Er hatte sich Eanges-Wasser mit nach London gebracht, mußte aber dort feststellen, daß es ungenießbar war. Aus diesem Grunde mußte Themse-Wasser durch Gebete geheiligt werden. Dasselbe wird nun auch mit Spree-Wasser getan werden müssen.

Alpenüberquerung im Segelflugzeug. Im Rahmen der Versuche, die das Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug in Darmstadt in Verbindung mit Segelfluggruppen Techn. Hochschulen zur Zeit zur Erforschung der Möglichkeiten ei­ner Alpenüberquerung von Pien am Chiemsee durchführt, gelangen am Mittwoch einige sehr beachtliche Flüge. Drei Flugzeuge flogen von Prien bis ins Zillertal. Heini Ditt- Niar erreichte unter Ueberquerung der 3600 Meter hohen Tauern (Großglockner) Villa Basfa (Niederdorf) bei Tob- lach.

Württemberg

Empfang der auslandZderttschen Lehrer in Stuttgart

Stuttgart, 20. Aug. Die Tatsache,daß der auslandsdeutsche Lehrer und Erzieher, daß die deutsche Schule im Auslande ge­radezu das Rückgrat unseres Volkstums draußen in der Welt und das Rückgrat unserer Volksdeutschen Arbeit überhaupt be­deutet", diese Tatsache, die Oberbürgermeister Dr. Strölin in den Mittelpunkt seiner Begrüßungsansprache an die auslands­deutschen Lehrer stellte, war Anlaß genug, diese Pioniere d>r Volksdeutschen Arbeit im Auslande so festlich zu empfangen, wie dies am Mittwoch abend in den Räumen der Villa Berg geschah. Hier hatten sich am Abend die 250 auslandsdeutschen Lehrer, die an der Tagung des NS.-Lehrerbundes, Gau Ausland, teil- nehmen, versammelt, um mit ihren reichsdeutschen und vor allem schwäbischen Gastgebern die erste Fühlung zu nehmen. Im Sinne der Bedeutung, die dieser Tagung zukommt, waren auch eine Reihe von Ehrengästen erschienen. Zu Beginn seiner Ansprache gedachte Oberbürgermeister Dr. Strölin der Männer, die vor kurzem in fremdem Lande in den Wirren eines Bürgerkrieges als Deutsche ihr Leben lassen mußten. Gleichzeitig gedachte er des Vorkämpfers der nationalsozialistischen Weltanschauung im Aus­landsdeutschtum, Wilhelm Gustlofs. Schweigend erhoben sich die Hände zum Gruß für die Opfer, die Deutschland in der Fremde lassen mußte. In feinen weiteren Ausführungen wies der Ober­bürgermeister auf die überragende Bedeutung der deutschen Schule im Auslande hin. Im Namen des Gaues Wiirttemberg- Hohenzollern des NSLB. hieß dann Gauamtsleiter Huber die deutschen Kameraden aus dem Auslande herzlich willkommen, wobei er auch auf die Organisation der Tagung hinwies, für deren Unterstützung er dem württ. Kultminister, dem DAJ. und der Stadt Stuttgart seinen Dank abstattete.

Im Namen aller Teilnehmer und im Auftrag von Gauleiter Bohle dankte dessen persönlicher Referent und Gauwalter Aus­land des NSLB., Dr. Ehrich-Berlin. In kurzen Zügen umriß Dr. Ehrich den Aufgabenbereich des Gaues Ausland der NSDAP., um alle zu zielbewutzter Gemeinschaftsarbeit aufzu­fordern. Im Namen der versammelten 250 Auslandslehrer grüßte er dann die Ansprachen wurden vom deutschen Kurz­wellensender übertragen alle deutschen Lehrer und Volks­genossen jenseits der Grenzen und die gesamte Erzieherschaft im Reich. Er schloß mit einem Gedenken an unseren Führer.

Die schwäb. Werjrigend im Reichsehrenml Tannenberg

Stuttgart, 20. Aug. Am Mittwoch nachmittag wurde von einer der Fahrtengruppen der schwäbischen Hitlerjugend, die in diesen Wochen das ostpreußische Land durchwandern, im Reichsehrenmal Tannenberg an der Gruft des verewigten Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls von Hindenburg ein Eichenkranz nieder­gelegt. Der Fahrtenführer sprach im Namen der schwäbischen Hitlerjugend einige Worte über den Sinn dieser Handlung: Die schwäbische Hitlerjugend bringe diesen Kranz als Ausdruck der Dankbarkeit dem großen Feldmarschall und den Millionen deut­scher Soldaten, die treu und stumm ihr Leben ließen für Deutsch­land. Aus ihren Opfern schlug der Fackelbrand der Freiheit, den Adolf Hitler in den Jahren der Schmach und Schande durchs deutsche Land trug, bis er eine neue Befreiung für Deutschland errungen hatte. Darum gelobe die schwäbische Hitlerjugend an dieser geweihten Stätte, dem Führer in seinem Kampfe um Deutschlands Macht und Herrlichkeit treueste Gefolgschaft zu leisten bis zum Letzten.

Zwsr schwere Verbrechen in Stuttgart

Mordversuch

In der Nacht zum Sonntag versuchte der 20 Jahre alte Alois Santl von Heslach seine gleichaltrige Geliebte, die von ihm schwanger war, dadurch zu beseitigen, daß er sie in der Nähe des Dachswaldes aus dem fahrenden Zug stürzte. Das Mädchen wurde mit schweren Verletzungen ins Kranknehaus eingeliefert. Der Täter, der verhaftet wurde, ist, wie wir von zuständiger Seite erfahren, geständig.

Der Polizeibericht teilt dazu noch u. a. mit:

Am Sonntag, 16. August, 4.30 Uhr, brachten Arbeiter des Städt. Elektrizitätswerkes, die sich mit ihrem Kraftwagen auf einer Dienstreise befunden hatten, ein 20 Jahre altes Mädchen auf die Wache des 4. Polizeireviers. Das Mädchen war ohne Schuhe, hatte zerrissene Strümpfe, an beiden Füßen blutende Ver­letzungen und solche an der linken Hand und im Gesicht. Die Ar­beiter hatten das Mädchen auf der Straße in der Nähe der Dachswaldwirtschaft aufgefunden. Die Verletzte gab den Polizei­beamten an, sie sei am Abend zuvor vermutlich von ihrem Bräu­tigam aus dem fahrenden Zug hinausgestotzen worden, könne sich aber im Augenblick an Einzelheiten nicht erinnern. Das Mädchen wurde hierauf in das Marienhospital eingeliefert und von der Revierwache die Kriminalpolizei benachrichtigt.

In den frühen Morgenstunden wurde dann der Bräutigam des Mädchens, der 20 Jahre alte Alois Santl, wohnhaft Böheim- straße 55, hier, festgenommen. Santl ist seines wohlüberlegten und raffinierten Mordversuchs voll geständig. Er wurde dem Richter vorgeführt, der Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Le­bensgefahr besteht bei dem Mädchen zunächst nicht.

Die beiden fuhren um 22.30 Uhr von Böblingen nach Stutt­gart zurück. Auf Vorschlag des Santl stellten sich die beiden auf die Vorderplattform eines Personenwagens. Nachdem die Station Vaihingen durchfahren war, schüttete Santl dem Mädchen eine ätzende Flüssigkeit, die er eigens zu diesem Zweck mitgenommen hatte, ins Gesicht. Der beabsichtigte Ersolg trat ein, und in die­sem Augenblick stieß Santl das ahnungslose Mädchen von der Vorderplattform des Eisenbahnwagens hinab. Santl fuhr bis zum Westbahnhof, ging zu Fuß nach dem Vismarckplatz und fuhr mit einer Taxe zurück nach der Stelle, an der er das Mädchen aus dem fahrenden Zug gestoßen hatte, angeblich, um dem Mäd­chen für den Fall, daß es noch leben sollte, Hilse zu bringen.

Ein Mordversuch an der Ehefrau

Stuttgart, 20. Aug. Am Dienstag abend um 11 Uhr spielte sich, wie jetzt erst bekannt wird, auf dem Stuttgarter Haupt­bahnhof eine dramatische Szene ab. Ein Mann, Mitte der vier­ziger Jahre, hatte lautNS.-Kurier" mit seiner Frau einen lau­ten Wortwechsel. Im Verlaufe dieses Streites zog der Mann einen Revolver, legte auf die Frau an und drückte ab. Der Revolver war geladen; aber der Schuß ging glücklicherweise einer Ladehemmung wegen nicht los. Nach dem mißlungenen Anschlag verließ der Mann den Bahnhof. Am Schloßplatz wurde er von den ihn verfolgenden Zuschauern einem Schutzmann übergeben und verhaftet. Es stellte sich heraus, daß der Mann seine Frau erschießen wollte. Der Grund ist in ehelichen Zer­würfnissen zu suchen.

WolhenSruch in der Vaar

Tuttlingen, 20. Aug. Am Mittwoch nachmittag von 2 Uhr an ging anderthalb Stunden lang ein Wolkenbruch über den Ort­schaften der Vaar nieder, der überall großen Schaden anrichtete. Am schwersten betroffen wurden die Ortschaften Durchhausen,

Oh er flacht und Seitingen. Die Wasser stürzten voll den Bergen herunter in die Gemeinden, in denen das Wasser einen Meter hoch durch die Straßen schoß. Die Durchfahrtsstraßen waren sofort unpassierbar und noch stundenlang waren die Stra­ßen durch die herbeigeschwemmten Sand- und Eesteinsmaisen versperrt. In allen Ortschaften mußten die Feuerwehren alar­miert werden, um das Vieh in Sicherheit zu bringen. In einem alten Stall, in dem sich die Jauchegrube noch unter den Stall­dielen befindet, wurden die Dielen durch das Wasser weg­geschwemmt und das Vieh fiel in die Jauchegrube und konnte nur mit großer Mühe gerettet werden. Wohl den größten Scha­den wird das Tuttlinger Schwimmbad zu verzeichnen haben. Die heranschießenden Wassermassen drückten die Umzäunung ein und verwüsteten die ganzen hier neu angelegten gärtnerischen An­lagen. Das ganze Schwimmbecken ist von den Hochwasserfluten überschwemmt.

Stuttgart, 20. Aug. (Olympia-Kämpfer kehr­ten heim.) Schwabens Olympia-Kämpfern und -Teil­nehmern wurde am Mittwoch ein überaus herzlicher Em­pfang in der schwäbischen Landeshauptstadt bereitet. Ins­gesamt waren es die zehn Athleten Geiwitz-Ulm, Uhlmann- Ulm, Loibl-Ulm, Wahl-Möhringen, Lägeler-Wangen, Her­bert-Stuttgart, Kienzle-Sruttgart, Dessecker-Stuttgart, Dom- pert-Stuttgart und Müller-Kuchen, die einen wahren Tri­umphzug durch die Stuttgarter Straßen nach der Lieder­halte antraten, wo ein Kameradschaftsabend sich anschloß. In der festlich geschmückten Liederhalle fand dann ein offi­zieller, aber herzlicher Kameradschaftsabend statt, bei dem führende Männer ihre Anerkennung für die gezeigten Lei­stungen unserer Vertreter bei den olympischen Spielen aus- sprachen.

Amerika-Deutsche. Am Donnerstag nachmittag traf in Stuttgart eine Abordnung des Amerika-Deutschen Volksbundes ein. Die Volksgenossen aus den Vereinigten Staaten wohnten den Olympischen Spielen in Berlin bei und kamen nun auf ihrer anschließenden Deutschlandfahrt auch in das Schwabenland. Mit klingendem Spiel marschier­ten die Gäste unter Vorantritt der deutschen und amerika­nischen Flagge, geleitet von HI. und VdM., vom Bahnhof zum Haus des Deutschtums, in dessen Hof sie von Abtei­lungsleiter Moshack begrüßt wurden. Am Nachmittag lern­ten die Gäste die Schönheiten Stuttgarts auf einer Höhen­rundfahrt kennen. Am Abend trafen sie sich zu kamerad­schaftlichem Zusammensein auf dem Schönblick.

Brennendes Bett. In der Nacht zum Donnerstag wurde die Feuerwache 2 nach einem Hause der Rosenberg­straße gerufen, wo an einer Kammer das Bett eines 16 Jahre alten Mädchens, das, im Bett liegend, beim Lesen mit dem brennenden Kerzenlicht in der Hand eingeschlafen war, brannte. Der verursachte Schaden ist nicht bedeutend.

Langenau, 20. Aug. (Vlitzschla g.) Am Mittwoch ent­lud sich mittags ein schweres Gewitter. Ein wolkenbrucharti­ger Regen füllte bald Aach und die Straßenkanalisation, sodaß schon nach kurzer Zeit die Straßen überschwemmt wa­ren. Im Hofe des Echmid hatte der Blitz eingeschlagen und in dem etwa 18 Meter langen Heustadel gezündet. Der Heu­stadel ist vollständig ausgebrannt und nur noch die massi­ven Umfassungsmauern haben den Wirkungen der Natur- aewalt getrotzt, die angrenzende Erntescheuer wurde geret­tet.

Ditzingen, 20. Aug. (B r an d.) Donnerstag früh wurde die Einwohnerschaft durch den schrillen Ton der Alarm­sirene aus dem Schlafe erschreckt. Im Stallgebäude des Gast­hauses zurKrone" ist in dem mit Heu und Stroh ange- füllten Dachstock Feuer ausgebrochen. In den leicht brenn­baren Lagervorräten fand das Feuer reichlich Nahrung und griff rasch um sich. Die hiesige Feuerwehr war rasch zur Stelle und rückte dem wütenden Element erfolgreich zu Leibe. Einige Zeit später griff auch der inzwischen herbei­geeilte Kraftfahrlöschzug Leonberg ein. Mit vereinten Kräf­ten gelang es das Feuer auf seinen Brandherd zu beschrän­ken. Der Brandschaden dürfte sich auf zirka 3400 RM. be­laufen.

Dettingen a. Erms, 20. Aug. (Vom Blitz erschla- g e n.) Bei dem schweren Gewitter, das am Mittwoch nach­mittag über dem Ermstal niederging, fiel ein hiesiger Land­wirt einem Blitzschlag zum Opfer. Der 61jährige Daniel Müller war auf seine Wiese zum Oehmden gegangen. Nach­mittags hals ihm seine Tochter, die beim Herannahen des Gewitters mit dem Rad nach Hause fuhr, während Müller unter einem in der Nähe stehenden Nußbaum Schutz suchte. Erst als er am Abend nicht nach Hause kam, begann man ihn zu suchen. Er wurde von seinem Sohn als Leiche unter dem Baum liegend aufgefunden.

Krankheitsstatistik. In der 32. Jahreswoche vom 2. bis 8. August wurden in Württemberg folgende Fälle von gemein­gefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 53 (tödlich), Scharlach 72 (), über­tragbare Kinderlähmung 1 (), Paratyphus 9 (), Unter­leibstyphus 2 (), Kindbettfieber 3 (), Tuberkulose der At- mungs- und anderer Organe 24 (23), übertragbare Ruhr 3 (), fieberhafte Fehlgeburt 1 (1).

Aus dem Gerichtssaal

Wegen betrügerischen Bankerotts vor Gericht Tübingen, 20. Aug. Dieser Tage begann vor der Großen Straf­kammer des hiesigen Landgerichts der Prozeß gegen die beiden Geschäftsführer der Firma Schuhfabrik Bacher E.m.b.H., Fricken­hausen, Kreis Nürtingen, wegen betrügerischen Bankerotts u. a. Die genannte Firma hat am 2. April 1935 vor dem Amtsgericht Nürtingen das Konkursverfahren eröffnen lassen. Die Haupt­geschädigte mit ca. 150 000 RM. ist die Handwerkerbank Nürtin­gen. Bevor es zur Eröffnung des Konkursverfahrens kam, wurde der frühere Geschäftsführer der Firma, der Jude Heinrich Wolfs, in Haft genommen. Später wurde auch der weitere Geschäfts­führer Eugen Ammann, der bis zum Zusammenbruch der Firma die Geschäfte leitete, für einige Zeit verhaftet. Wolfs dagegen befindet sich heute noch in Untersuchungshaft. Der erste Verhand­lungstag in diesem Prozeß war mit dem Verhör der beiden An­geklagten ausgefüllt. Die Anklage macht den beiden Angeklagten zum Vorwurf, sie haben als Geschäftsführer der Firma die Han­delsbücher so undeutlich geführt, daß keinerlei Uebersicht über das Vermögen der Gesellschaft vorhanden war. Ein Hauptbuch, so wie es in jedem Betrieb in der Größe des Bacherschen (110 Arbeiter und 10 Angestellte) geführt wird, gab es in dieser Firma nicht. Anstelle dieses Hauptbuches traten lose mit Blei­stift geschriebene Blätter. Ein weiterer Mißstand war die ab­sichtlich unvollständige Führung des Bankkontos und des Akzept­kontos im Journal. Vankzinsen und Bankspesen, sowie die Dis­kontspesen wurden hier nicht verbucht, obwohl diese zusammen vom 1. Juli 1929 bis zur Konkurseröffnung 1935 etwa 95 587 RM. betrugen. Weiter hatte Wolfs ab Ende 1930 bis Ende 1934 absichtlich im Debitorenbuch uneinbringliche Forderungen in er­heblicher Höhe anstandslos weitergeführt. Dabei handelt es sich