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Nummer 135 Samstag, den 13. Juni 1936 71. Jahrgang
Deutsche MedergeNtt
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NSK. lieber die Kampfbahnen des alten griechischen Na- tionacheUigtums Olympia haben die Jahrhunderte und Jahrtausende den erdigen Mantel der Geschichte gebettet. Aber der friedliche Wettkampf der Athleten, Dichter, Schriftsteller und Künstler des Altertums in dem olympischen Forum sah, hat die geschichtliche Wirksamkeit jenes Volkes überdauert, dem er einst Quelle seiner Kraft und das Band völkischen Gemeinschaftserlebens war. In Zeiten, in denen sich die griechischen Stadt-Staaten gegenseitig befehdeten, waren die Olympischen Spiele und das mit ihnen verbundene delphische Orakel die einzige Sammelstätte des Griechentums, welche die gesamtgriechische Schicksalsgemeinschaft zum Bewußtsein brachte.
Die Erinnerung mag in Stunden angebracht sein, in denen ein Volk wie Vas unsrige sich zu demselben friedlichen Wettkampi der völkischen Kraft und Leistung rüstet, dis einst den Kämpfern in den olympischen Bahnen ihre weltgeschichtliche Sendung eintrug.
Vor wenigen Tagen erlebten wir den Vorbeimarsch von Stürmen der Alten Garde in der Wilhelmftratze, und die politische Geschlossenheit und Einheit einer Nation kam uns in ihrem Wert zum Bewußtsein, als wir uns den so bedeutsamen Lebensabschnitt des Einsatzes dieser Männer für die Gemeinschaft vor Augen hielten. Und während gestern noch die weltanschauliche Geschlossenheit und die Einordnung des einzelnen unter einem politischen Willen so lebendig demonstrierte, wurde durch die Eröffnung des dritten Reichsberufswettkampfes auch im Beruflichen der Gedanke der Leistung für die Gemeinschaft, der Gedanke des Wettkampfes um der Gemeinschaft willen im beruflichen Leben proklamiert.
Es ist eine Fügung des Schicksals, daß zu diesem politischen und beruflichen Tatbekenntnis, zu diesem nationalen olympischen Geiste des Eintretens des einzelnen für alle, dem Messen der Kräfte zu der friedlichen Ertüchtigung der Nation der internationale olympische Gedanke, der völkerverbindende Geist des Sportes aus deutschem Boden die olympische Fackel entzündet.
Die Olympiaden der Griechen sind eine Angelegenheit der Nation, der Ausdruck des völkischen Willens der Griechen gewesen. Aber mit dem Verfall des Griechentums verfiel nicht der olympische Gedanke. Er war eingebrannt in die Geschichte der Welt, und wie er einst eine Nation zusammenschloß, so hat rhn die Neuzeit berufen, Brücken unter den Völkern zu schlagen und somit das Wertvollste zu leisten, was seit hundert Jahren im Dienste des Weltfriedens getan worden ist.
So reichen sich in diesen Wochen und Monaten die nationale und internationale Idee, welche aus den olympischen Ruinen der Nachwelt überliefert worden sind, auf deutschem Boden die Hand Die deutschen Sportler begrüßen freudig die Sportkameraden der Welt. Ihr Wunsch ist es, daß der Geist, der ihren Wettstreit beseelen wird, über die olympischen Kampfbahnen hinaus sich zwischen den Völkern Geltung verschaffen möge. Gleichzeitig aber gehen Deutschlands junge Arbeiter ans W'rk, um im Berufsleben dem sportlichen und politischen Geist der Ertüchtigung für die Nation zu dienen. Sie zeigen aller Welt in diesen Stunden, daß der olympische Geist der Kameradschaft nicht nur auf den deutschen Rasenflächen, sondern überall im Herzen der Nation, in den Betrieben und Werkstätten, in den Berufsschulen und in den Hochschulen lebt.
Wohl unterscheiden sich der sportliche und der berufliche Olympiagedanke. Sollen sich hier die Vesten der Nation im Kampfe mit den Belten der Welt mellen, io soll in dem
Wettkampf der deutschen Arbeiterjugend nicht der Rekord, sondern die gute Durchschnittsleistung, nicht eine abnorme Geschicklichkeit, sondern eine körperliche, berufliche und politische Ausgeglichenheit, der gesunde Geist im gesunden Körper erzogen werden. In der Gesamtleistung der Mannschaften findet das berufliche und das sportliche Ideal seine Gemeinsamkeit. Ethische und physische Werte sollen geweckt werden, Gesichtspunkte, die vielleicht nicht in demselben Maße im griechischen Olympia vorhanden waren, Ideale aber, die im gesamten Leben des spartanischen Staates immer wieder ausschlaggebend gewesen sind.
Die Männer und Ideale von Olympia und von Sparta sind noch immer in der Weltgeschichte stärker gewesen, als jene Krämer- und Händlerseelen, die emst die Unruhe unter den griechischen Stadt-Staaten schürten und daraus ihre Gewinne zogen. Die delphische Pythia hat die Zukunft des Völkerschicksals nicht im Angesicht des Völkergemischs auf dem Markt von Piräus gedeutet, sondern bestimmte das Schicksal der Welt im Anblick der stärksten und gewaltigsten Männer der alten Welt, die auf den olympischen Bahnen zum Kampf antraten.
In Deutschland hat die olympische Idee ihre moderne Wiedergeburt erfahren. Mögen in diesem Sinne die starken und gesunden Kräfte der Welt jene große und geistige Wende und den politischen Umbruch in Deutschland verstehen, aus dem heraus sie im Reiche eine so herzliche Aufnahme gewiß sein dürfen. Das Hämmern und Klopfen der deutschen Arbeiterjugend in den Betrieben soll als wahres Sinnbild deutschen Geistes und als die deutsche Begleitmusik verstanden werden, welche der Wirt den olympischen Gästen der Welt als Ausdruck seines Wesens und Wollens zum Empfang darbieten kann. G. Kaufmann.
NSK. Die ewigen Gesetze des Werdens und Vergehens der Menschen sind gleichzeitig auch die Gesetze des Lebens der Völker. Die wahre Größe einer Epoche nationaler Erhebung ist erst dann erreicht, wenn die Taten und Werke der Zeit übergehen auf eine gleichstarke, gleich selbstbewußte nächste Generation. Nur der Bestand eines Volkes selbst sichert den Bestand seiner Leistungen.
Auf unsere Zeit angewandt: Unsere Autobahnen, unsere Siedlungen und unsere Bauten — sie sind in dem Willen entstanden, damit deutsche Menschen auf ihnen fahren, sie bewohnen, in ihnen schaffen.
Der Sinn der Wehrmacht ist es, diese Werke in der Gegenwart vor bewaffnetem Zugriff zu schützen.
Der Sinn der deutschen Familie aber ist es, dem Deutschland von heute ein ebenso lebenskräftiges Deutschland von morgen folgen zu lafsen.
Wir sprechen heute immer noch von „kinderreichen" Familien. Vor 100 Jahren hat es diesen Begriff nicht gegeben. Da sprach man nur von „kinderarmen" Familien. Denn der Kinderreichtum war die Selbstverständlichkeit, die Kinderarmut die Ausnahme. Heute ist es durch den Einfluß libe- ralistischer Denkungsart, durch die systematische Zerstörung des Familienbegriffes in den letzten 50 Jahren gerade umgekehrt geworden. Die veutsche Kinderzahl ist so bedenklich gesunken, daß auch dis Geburtenwelle von 1934/35 eine entscheidende Wendung nicht herbeiführen konnte.
Und erst wenn Deutschland sich wieder frei gemacht hat von den „Familien"-Begrisfen des Liberalismus — von der kinderarmen Familie oder gar von der Ehe mit Kanarienvogel und Schoßhündchen — erst wenn es wieder zurückgefunden hat zu dem wahren Begriff oer deutschen Familie, wie er alle die Jahrhunderte hindurch lebendig gewesen ist, und wie er das deutsche Volk Tausende von Prii- funaen ungebrochen überstellen lieh — erst dann können wir
sagen, daß wir ruhig und stolz in"die Zukunft schauen können.
Mit Freude und Ehrfurcht erleben wir am 6. und 7, Juni, daß sich 50 000 kinderreiche deutsche Väter und Mütter zu einem Ehrentag dieser deutschen Familie i n K ö l n zusammenfinden. Sie, die in ihrer Familie ihren größten Dienst an der Nation leisten, bekennen sich zu einer neuen ethischen Pflicht, die aus der nationalsozialistischen Idee geboren ist — zu der Pflicht, als Dank für die Kraft, die uns die Nation in der Gegenwart spendet, ihr wiederum in den Kindern die Kraft der Zukunft zu geben.
Es ist eine große Gemeinschaft deutscher Menschen, die sich zu dieser Pflicht heute schon bekennen. Der Kreis der kinderreichen Familien reicht durch alle Schichten des Volkes, von Reichsministern und von Gauleitern bis zum Taglöhner.
Es ist eine wahrhaft ernste Stunde, in der die kinderreichen deutschen Väter und Mütter in Köln ihre Stimme erheben und allen Deutschen die Mahnung zurufen: Deutsche, kehrt um, wendet euch ab von dem Weg der Kinderarmut, die wie ein dauernder Aderlaß heute in unserem Körper sitzt. Rückkehr zur Familie — das ist der Ruf derer, die heute die Träger und Repräsentanten der deutschen Familie sind.
Wieviel deutsche Gemeinden gibt es? — Charakter und Verfassung — Ein einziges gemeinsames Ziel
Von Hans Werner Ludwig.
Insgesamt 50 000 deutsche Gemeinden und Eemeindever- bände sind in der großen Organisation des Deutschen Ee- meindetages zusammengefaßt. Nach dem amtlichen Eemein- deverzeichnis für das Reich vom Jahre 1934, das auf Grund der Volkszählung vom Jahre 1933 aufgestellt ist, zählen 51 Gemeinden in Deutschland hunderttausend und mehr Einwohner und werden darum als Großstädte bezeichnet. 4b Gemeinden weisen 50 000 bis unter 100 000 Einwohner auf, 164 Gemeinden 20 000 bis unter 50 000 und 282 Gemeinden 10 000 bis unter 20 000 Einwohner. Die überwiegende Restzahl der Gemeinden, die jede weniger als 10 000 Einwohner besitzen, ist statistisch im Einzelnen nicht erfaßt.
Die Eemeindeverfassung vom Dezember 1934 unterscheidet zwischen Bauerndörfern, Landgemeinden und Städten. Als Bauerndörfer werden die Gemeinden angesehen, in denen der überwiegende Teil der Bewohner dem Reichsnährstand angehört. Als Städte gelten die Gemeinden, denen das Recht, die Bezeichnung Stadt zu führen, vom Staat verliehen worden ist. Alle übrigen Gemeinden sind Landgemeinden. Wenn neuerdings^ d. h. nach Einführung der neuen Gemeindeverfassung, einer Gemeinde das Stadtrecht verliehen wird, achtet man darauf, ob die betreffende Gemeinde ihrer Siedlungsform, ihrem Eebietsumfang und ihrer Einwohnerzahl nach städtischen Charakter aufweist. Man wird also beispielsweise einer Industrie-Landgemeinde, die den Voraussetzungen genügt, ohne weiteres das Stadtrecht verleihen, während eine Gemeinde, die in keiner Weise als städtisch angejprochen werden kann, davon ausgeschaltet bleibt.
Die Eemeindeverfassung bildet die Grundlage des deutschen Eemeindelebens. Die heutige gültige nationalsozialistische Eemeindeordnung, die am 1. April 1935 in Kraft getreten ist, baut sich auf aus der germanischen Erund- anffassung der Selbstverwaltung, die zugleich den im neuen Leutnlllaiid wiederau Gelebten Grundsatz ..Gemeinnutz aebk vor Eigennutz" zum obersten Gesetz macht. Dies kommt deutlich bereits in der Einleitungsformel zu dem neuen Ge- meindegesetz zum Ausdruck, in der es wörtlich heißt: „Die deutsche Gemeindeordnuna will die Gemeinden in enaer
7. Eine Feriengeschtchte aus der Kinderlanbverschtckung der NSV.
An diesem Vormittag werden die Ställe gesäubert und mit frischer Streu versehen und Hof und Schuppen aufgeräumt. Steppke darf beim Häckselschneiden zusehen und mittags mit dem Knechte Anton zur Mühle fahren, die draußen vor dem Dorfe auf einer Anhöhe liegt.
Langsam und träge drehen sich unter einem leisen Geknatter die großen mit Leinen bespannten Wtndmühlenflügel, denn es ist nur ein schwacher Wind. Lustig läßt Anton die Peitsche knallen und den ! Braunen vor dem leichten Kastenwagen traben. Aus einem Kartoffelschlag, der kurz vor der Mühle am Wege liegt, fliegt ein Schwarm Rebhühner in die Höhe, und dann kommt ihnen ein kleiner, wütend ^ kläffender Hund entgegengesprungen. Da steckt der Müller seinen Kopf aus dem kleinen, runden Guckfensterchen der Windmühle und ruft zu ihnen herunter, sie sollten nur einen Augenblick warten, er würde die Schrotsäcke gleich herunterlassen. Er habe auch wieder zwei Sack Roggen mitgebrachk, daraus solle Mehl gemacht werden zum Brotbacken, rief Anton dem ^Müller zu.
Mit einer Winde, an der eine dicke Eisenkette ist, werden die Schrotsäcke auf den Wagen Heruntergelasien und die beiden Kornsäcke werden ebenfalls mit diesem Aufzug in die Mühle hochgezogen.
„Als wennste schwebst!" lacht Anton, Tüllen wir Hich auch mal so Hochziehen, Steppke?"
Da ertönt schon von oben die gutmütige Stimme des Müllers: „Wenn du dir mal 'ne Windmühle ansehen willst, Kleiner, dann kannste mal raufkommen I"
Das ließ sich Steppke natürlich nicht zweimal sagen. „Sachte, sachte, Vorsicht!" mahnte der Müller, aber da ist Steppke schon mit groben Sätzen die steile, schmale Mühlenstiege heraufgestürmt und steht nun oben neben dem mehlbepuderten Mann. Dieser geht mit ihm hinein und zeigt ihm, wie eine Windmühle inwendig aussieht. Ja, da gibt es allerlei zu sehen und zu erklären. Der Müller zeigt ihm die Mahlgänge und das ganze Mühlenwerk, und so viele Säcke stehen da, Kornsäcke mit Roggen und Weizen, welcher noch gemahlen werden muß, und Säcke mit Weizenmehl und Roggenmehl für' Kuchen- und Brotbacken, sowie Säcke mit Schrot und Kleie für das Vieh.
Auch aus dem runden Guckfensterchen darf Steppke seinen Kops einmal stecken. Da kann man weit in die Runde sehen, aus das kleine Dorf herab, auf wogende Kornfelder und abgemähte Wiesen.
„Du müßtest mal sehen, wenn die richtige Windstärke ist. Heute — bet dieser Mütze voll Wind — da schasst das just nicht viel", sagt der Müller, und Steppke verspricht, wiederzukommen, wenn das Roggenmehl fertig ist. Wie nett und gemütlich sind doch die Leute alle hier in dem kleinen Heidedorfe.
Am Sonntagmorgen läuten die Glocken schon, als Steppke aufwacht — ein Glockenläuten. wie man es nur tn einem kleinen.
stillen Dorfe so recht innerlich zu fühlen vermag — und mit einem frohen und lustigen Gefühl in der Seele springt Steppke aus dem Bett.
Kein Wagengerassel, kein Husgetrappel heute, keine rege Geschäftigkeit mit Dunggabeln und klappernden Holzpantinen. Glockenläuten, das süße Gezwitscher eines Rotkehlchens, das „Gluck, Gluck" einer Bruthenne, die ihre Kükenschar gerade unter Steppkes Fenster unten im Hof spazterenführt. Feiertagsstille — das
kleine, die Stille und Untätigkeit des Sonntags feiernde Dors schaut aus blanken, frohen Sonntagsaugen. Auch Steppke hat seinen besten Feiertagsspenzer herausgesucht, hat sich gehörig abgeschrubbert und den widerspenstigen Schopf mit Wasser und Kamm in einen glattgestrählten Scheitel gezwängt.
„Aetsch, Langschläfer!" lacht Heide, als er die Treppe herunterkommt. Natürlich ist sie schon im Sonntagsstaat, trägt ein Helles, duftiges Sommerkletdchen und eine kecke Propellerschleife im Haar.
O, wie schade! denkt Steppke, daß ich so viel Zeit verschlafen habe.
Heute, zum Sonntag, gibt es Brat- hähnel und Ktrschpuddiyg. Er hat gestern Abend gesehen, wie Guste, die Magd, die Hähnchen rupfte. Die Bäuerin hatte ihn am Abend noch in die Küche gerufen und ihm über den Rand des Küchentisches einen groben Puddingtops zum Auslecken gegeben.
Backhähnel hatte Steppke sein Lebtag noch nicht gegessen. Das Wasser plätschert ihm im Mund zusammen, wenn er an die bevorstehenden Sonntagsgenüsse denkt, und er findet es geradezu unbegreiflich, daß Heide sich nicht auch, gleich ihm, den ganzen Vormittag aus das bevorstehende Festmahl freut.
„Aber, nein, das kann ich doch nicht alles essen!" wehrt Steppke, als ihm die Bäuerin mittags, nachdem er bereits einen Teller fettaugenglihernder Suppe gelöffelt, noch fast ein halbes Backhähnel auf den Teller häuft.
„Man ordentlich ringehauen!" ermuntert der Bauer. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, und wenn du groß und stark werden willst, mußt du auch tüchtig futtern."
So tat denn Steppke sein möglichstes» aber dann wurde er plötzlich still und schweigsam.
„Nanu, Steppke," lächelt die Bäuerin, „du sagst sa aus einmal gar nichts mehr!"
Da wurde Steppke flammend rot und brachte stockend heraus: „Ich dachte eben an zu Hause — und daß sie es nicht so gut haben — und keine Backhähnel — und überhaupt nicht so schön wie hier!"
Dann huschte ein trotziger Schein jungenhafter Zuversicht über Steppkes Gesicht: „Und wenn ich groß bin. will ich auch ein Bauer werden — und dann wohnen wir alle aus dem Lande, Vater und Mutter und ich — und haben Kühe, die Milch geben, und Hühner, die Eier legen - und Sonntags gibt's auch Backhähnel und Kirschpudding."
Fortsetzung folgt.