Lokales

Wildbad, den 2. Juni 1936.

Der Rosenmonat

Es aibt wohl keine andere Blume, die in so vielen Lie­dern besungen wurde wie die Rose. Die süß dus.enden, sarbenschönen Rosen sind die Lieblingsblumen vieler Men­schen, und seit langen Zeiten hat man sich ihre Kultur zur Aufgabe gemacht. Heute gibt es viele Tausende von Rosen­sorten. Manche, die wir früher kannten und.lrebten, und in Vergessenheit geraten, dafür sind andere aufgetaucht, d:e vielleicht noch schöner sind. Aber jeder Gartenbesitzer setzt seinen Stolz darein, wenigstens einige edle Rosen zu ziehen, und er bewacht mit Eifer das Erblühen der Knospen. Rosen schenkt der Liebende der Geliebten, keine andere Blume scheint ihm so geeignet, seine Gefühle auszudrucken, und keine andere Blumensprache versteht das Mädchen so gut wie diese. Dunkelrote Rosen sind das Zeichen der Liebe.

Die eigentlich einheimische deutsche Rose haben wir rn der Heckenrose, die jetzt im Juni in verschwenderischer §ulle erblüht. Man nannte sie auch Hundsrose, was darauf zu­rückgehen soll, daß früher die Wurzelrinde als besonders heilkräftig gegen den Bitz toller Hunde galt. In den Gär­ten der älteren Zeit fehlte selten die sogenannte Französische Rose (Rosa gallica), die man auch Essigrose, rote Apotheker­rose oder Zuckerrose nannte, weil aus ihren Blütenblüttern Rosenessig bereitet wurde,' diese Blütenolätter wurden auch in Zucker eingelegt und dienten bei der Bereitung von Zuckerwerk als feine Eeschmackswllrze.

Allgemeine Gunst haben sich in den letzten Jahrzehnten die verschiedenen Kletterrosen erworben, die zwar nicht duften, aber in ihrer Blütenfülle einen bezaubernden Schmuck der Häuser abgeben. Ein Haus, von Rosengewin­den umzogen, sieht schon poetisch aus und erweckt in jedem Beschauer den Wunsch:Ach, wenn du doch auch in so einem Blütenparadies wohnen könntest!"

An der Nordsee findet man häufig eine wetterharte Heckenrose, die tiefe Blüten hat und bis in den Dezember hinein blüht, ein Beweis, datz die Rosen nicht so von Klima und Temperatur abhängig sind, wie man im allgemeinen annimmt. Selbst die empfindlichen Marechal-Niel-Rosen gedeihen an der rauhen Nordsee ausgezeichnet, während man sie doch sonst vielfach nur in Treibhäusern zieht.

Wenn an warmen Juniabeueen Rosendust die Gärten durchflutet, glaubt man sich in südlichere Gefilde versetzt, und man beneidet den Dichter, der seine Gefühle in Versen verströmen kann. Erste Rosen, letzte Rosen, weitze Rosen, rote Rosen, sie alle stehen irgendwo im Mittelvunkt einer Empfindnung, um sie rankt sich ein Gedicht, ue Stunde voll Schwung und Freude wurde festgehalten. Rosenköni­ginnen werden gewählt, Rosenfeste gefeiert, die schönsten Rosen schmücken die schönsten ihrer Schwestern unter den Mädchen. Rose, das Sinnbild stolzer Schönheit, erblüht in dem Monat, der des Sommers leuchtenden Höhepunkt be­deutet. Rosen, in denen der Tau der Juninacht glänzt, in denen grüngoldene Rosenkäfer ihr duftiges Heim haben, Rosen, in denen Elfen wohnen, die zu lieblichem Spiel in der Sommernacht aufsteigen, Rosen, die den Traum der Sommernancht durchduften... der Juni bringt sie uns in reicher Fülle. Es gibt Städte in Deutschland, die den Na­men Rosenstadt tragen müßten, so über und über sind sie von Rosen umblüht. Man begreift kaum, wo all diese Fülle, all dieser Duft herkommt. Aber man saugt ihn dankbar in sich ein. Wo es nach Rosen duftet, da ist gut sein, und wir sind dem Juni dankbar für sein verschenderisches Ge­schenk.

Der Juni im Bauernspruch

Der Bauer steht dem Juni vielfach mißtrauisch gegenüber. Ist der Brachmonat wunderschön und recht warm, dann wird er für den Bauern ein Segenbringer, der ihm die Scheunen füllt und ihn den berechtigten Lohn für seinen rechtschaffenen Fleiß erwarten läßt. Aber nicht immer ist der Juni in bezug auf warme Witterung zuverlässig. Er versagt manchmal, bringt viel Regen, der besonders in der Zeit der Heuernte unerwünscht ist, und kann auch Gewitter und den gefürchteten Hagelschauer im Gefolge haben. Die Bauernregeln für den Juni lassen sich im großen und ganzen dahin zusammenfassen:Wenn kalt und naß der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr."Juni viel Donner, bringt einen trüben Sommer."Macht Medar- dus naß, so regnet's ohne Unterlaß."Schön zu St. Paul, füllt Taschen und Maul."Regnet's am Sicbenschläfertag, dann regnet's noch sieben Wochen nach."

7. --

unfreundliche Pfingstfelettage

Die beiden Pfingstfeiertage sind vorüber. Sie haben kei­neswegs gehalten, was ihnen Erfahrung und Dichtung bei­legen. Von einemlieblichen Fest" war in diesem Jahr keine Rede. Nicht Sonnen- und Sommertage, wie alle sich ersehnten, sondern ein recht unfreundliches, regnerisches, kühles Wetter war uns beschieden. Nur ganz selten ließ sich die Sonne sehen. Drautzen war es kühl und am Pfingst­montag sogar kalt, so datz man gern zu Hause blieb und in den Wohnungen sogar wieder einheizeu mutzte. Mit dem Wandern, den Ausflügen und dem Wassersport war es in diesem Jahre also nicht weit her. Die ganz Unentwegien, vor allem die Jugend, zogen trotzdem hinaus, aber die Enttäuschung der Sonnenhungrigen, die sich auf zwei freie Tage gefreut hatten, und vor allem auch der Gastwirte, war groß.

Nach Auskunft der Reichsbahn hielt sich der Verkehr auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof in mäßigen Grenzen. Am Pfingstsamstag nachmittag und Pfingstsonntag früh war der Zustrom zu den Zügen noch stark, aber mit dem am Sonntag morgen einsetzenden Regen ging er beträchtlich zurück, so datz der Verkehr im Laufe des Sonntags und Montags fast schwächer war als an gewöhnlichen Sonn­tagen.

Höfen OA. Neuenbürg, 1. Juni. (Krastwagen- unfall.) Auf der Enztalstrahe kurz vor dem südlichen Dorfeingang von Höfen kam nachts ein Münchener Kraft­wagen durch übermäßig hohe Geschwindigkeit in der Kurve ins Schleudern und Uberschlug sich. Der Kraftwagen wurde erheblich beschädigt. Sämtliche fünf Insassen wurden ver­letzt und mutzten ins Kreiskrankenhaus Neuenbürg ein­geliefert werden. Die Verletzungen sind zum Teil schwerer Natur, jedoch besteht bei keinem Lebensgefahr.

KrlisMMnrMM von Gerhard Schnmann

Stuttgart, 1. Juni. Auf seiner Reise nach Süddeutschland er­litt Reichskulturwalter Moraller einen Autounfall, der glück­licherweise ohne schwere Folgen blieb. Der Wagen des Reichs­kulturwalters Moraller geriet in einer scharfen und unüber­sichtlichen Kurve bei Kreuztal in der Nähe von Siegen ins Schleudern und stieß in voller Fahrt mit einem aus entgegen­gesetzter Richtung kommenden Wagen zusammen. Beide Wagen wurden zertrümmert/ Wie durch ein Wunder trugen die Insassen beider Wagen keinerlei ernstere Verletzungen davon. In Be­gleitung des Reichskulturwalters Moraller befand sich der Staatspreisträger SA.-Standartenführer Gerhard Schumann- Stuttgart, der eine leichte Kopfverletzung erlitt. Reichskultur­walter Moraller und Schumann konnten ihre Reise mit dem Zug fortsetzen.

Stuttgart, 1. Juni. (Aerztekammer Württem­berg.) Auf Anordnung des Neichsärzteführers umfaht die Aerztekammer für das Land Württemberg, hohenzollernsche Lande, badische Exklave Schlüchtern und hessische Exklave Wimpfen. Leiter der Aerztekammer ist Ministerialrat Dr. Eugen Stähle-Stuttgart, Stellvertreter Dr. Rich. Schwarz- Stuttgart. Der Kammerbezirk gliedert sich in folgende Be- zirksvereinigungen: Erotz-Stuttgart, Heilbronn, Crails­heim, Ludwigsburg, Ulm, Tübingen, Rottweil, Ravens­burg.

Eßlingen, 1. Juni. (Immatrikulation.) Am Frei­tag nahm die Hochschule zum zweitenmal seit ihrem Be­stehen neue Studenten und Studentinnen in feierlicher Weise im Beisein von Vertretern des Kultministeriums, der Stadt und der Partei sowie aller Rektoren der württem- bergischen Hochschulen in ihre Gemeinschaft auf. Der Direk­tor der Hochschule, Regierungsrat Dr. Michel, begrüßte die jungen Kameraden. Darauf erfolgte die Aushändigung der Jmmatrikulationsurkunden und die Verpflichtung jedes Einzelnen durch Handschlag.

Nordheim OA. Brackenheim, 1. Juni. (Feindliche Brüder.) Wegen einer Kleinigkeit bekamen, wie dies schon öfter der Fall war, die beiden 41 und 43 Jahre alten Brüder Pl., beide Landwirte von hier, Streitigkeiten, die in Tätlichkeiten ausarteten. Im Verlauf des Streites biß der eine Bruder dem anderen die Unterlippe vollständig ab, während der andere seinem Bruder die Mundwinkel ziemlich weit aufritz, so datz die beiden Verletzten in das Krankenhaus Vrackenheim verbracht werden mutzten. Ein hinzugekommener Schwager der beiden mutzte die Streit­hähne, die sich vollständig ineinander verbissen hatten, mit Gewalt trennen.

Böhringen OA. Urach, 1. Juni. (Fünf Kin7> er ver - letzt.) Bei der Wirtschaft zumRötzle" werden zur Zeit Erabarbeiten durchgeführt. Durch Unvorsichtigkeit beim Sprengen wurden fünf Kinder teilweise schwer verletzt. Zwei Kinder sind nach Anlegung von Notverbänden in das Uracher Krankenhaus eingeliefert worden.

Bluttat eines Geistesgestörten

Saarbrücken, 1. Juni. Zu einer schweren Bluttat kam es am Freitag vormittag im Städtischen Wohlfahrtsamt von Saar­brücken. Dort wurde der städtische Beamtenanwärter Julius Huth von dem 59jährigen Johann Wiesinger, der den ganzen Tatumständen nach geisteskrank ist, erschossen. Wiesinger erschien auf dem Wohlfahrtsamt in einer tollen Maskerade. Johann Wiesinger trug ein Plakat, über die Schulter gehängt eine Hand­tasche, die Mordinstrumente, Blumen und mehrere Phantasie­plakate enthielt. Er hatte zunächst mit dem Beamten eine Rück­sprache. Dann begab er sich auf den Flur, drehte sich plötzlich um und richtete die Pistole ohne jeden ersichtlichen Grund auf den hinter ihm herkommenden Huth. Ehe Huth zu Abwehrmaßnah­men greifen konnte, sank er, von einem Schuß ins Herz getrof­fen, nieder. Der Täter flüchtete und gab dabei noch drei weitere Schüsse auf die ihm entgegentretenden Beamten ab, wobei ein Beamter durch einen Schuß in die Hand verletzt wurde. Wie­singer wurde schließlich überwältigt und der Polizei übergeben.

Sport und Spiel

Fußball an den Pfingsttagen Aufstiegsspiele zur Gauliga SpV. Göppingen FV. Nürtingen 2:1 (2:0)

SpVgg. Trossingen VfR. Gaisburg 1:1 (1:1)

FL. Mengen Union Bückingen 1:6

Gau Bade«: SpVgg. Sandhofen FC. Villingen 2:1; ST. Freiburg FV. 04 Rastatt 2:2.

Gau Bayern: Schwaben Augsburg TV. 1860 Fürth 2:3.

Freundschaftsspiele

Samstag: FSV. Eintracht Frankfurt 1. FC. Nürnberg 2:4; Arminia Bielefeld Germania Brötzingen 2:1; PSV. Chemnitz Teplitzer FK. 3:4; Hamborn 07 Middlessex Wanderers 5:0.

Sonntag: Stuttgarter Kickers FV. Waldhof in Konstanz 2:3; Stadtelf Konstanz FC. Kreuzlingen 3:2; VfB. Kirch- beim TVd. Weiden 1:2; FV. Senden FC. Lechhausen 3:1; SpVgg. Freudenstadt SSV. Ulm 1:3; Wacker Biberach VfB. Kempten 6:2; SC. Schwenningen Normannia Gmünd 3:2; Sparta Nürnberg FV. Winnenden 3:1; MTV. Stutt­gart PanzerschiffGraf Spee" 2:2; FV. Lörrach Ver. SC. Trimbach-Olten 3:0; Schwarz-Weiß Essen Schalke 04 2:6; FC. Erenzach FC. Rheinfelden 1:3; Wormatia Worms Hanau 93 3:0; Opel Rüsselsheim SC. Schweinfurt 1:3; SuS. Hüsten 09 Kickers Offenbach 1:4; SC. Planitz Wacker ! München 1:2; FC. Neustadt (Schwarzwald) FC. Eutach 5:5;

Montag: VfB. Untertürkheim FC. Waldkirch 3:0; SpVgg. Freudenstadt SSV. Ulm 3:3; Phönix Karlsruhe FC. Hanau 93 2:0; VfB. Obertürkheim FC. Waldkirch 0:1; VfR. ! Schwenningen Stuttgarter Kickers 1:1; FV. Ravensburg FV. Union Bückingen 0:4; 08 Friedrichshafen VfL. Kemp- ! ten 2:5; Hansa Grün-Weiß Dortmund FV. Zuffenhausen ^ 1:5 (So.); Auswahlelf Dortmund FV. Zuffenhausen 1:11; SpVgg. Untertürkheim Eintracht Stuttgart 4:3; Freiburger FC. Trimbach-Olten 8:1; Westfalia Herne Kickers Offen­bach 2:1; Schwarz-Weiß Barmen Germania Brötzingen 4:2.

Länderspiel

In Budapest: Ungarn Italien 1:2 , ^

von Cramm französischer Tennismeister

Nach dreimaligem Anlauf ist es bei den französischen Tennis­meisterschaften in Paris dem deutschen Meister Gottfried von Cramm gelungen, dem Weltranglisten-Ersten Fred Perry-Eng- land eine Niederlage bcizubringen. Der deutsche Meister gewann am Pfingstmontag das Endspiel im Herren-Einzel gegen Fred Perry durch einen 6:0, 2:6, 6:2, 2:6, 6:0-Sieg. Der Titel der Frauen fiel an Hilde Sperling-Krahwinkel, die mit 6:3, 6:4 über Simonie Mathieu triumphierte.

Im Achtel-Finale hatte Gottfried von Cramm noch den jugend­lichen französischen Tennispokalspieler Vernard Destremeau zu überwinden. Gottfried von Cramm beherrschte seinen Gegner und siegte ohne Satzverlust 6:3, 6:2, 6:4.

Herausgeber und Berlagi Buchdruckerei und Zeiiungsverlag Wildbader Tagblall Wildbader Baddlatt, Wilbbad im Schwarzwald cJnh. Th. Gackl DA. 4. 36. 733. Zur Zeit ist Preisliste Nr. 3 gültig.

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