achtet. Der diplomatische Mitarbeiter derTimes" schreibt, m unterrichteten Kreisen sei man nicht geneigt, dem Besuch eine übertriebene Bedeutung beizumessen: er werde jedoch als eine Bemühung ausgelegt, den Weg für eine Entspan­nung zu ebnen. Der italienische Botschafter habe mit Eden einige der Probleme erörtert, die sich aus den gegenwärti­gen Beziehungen Italiens zu den anderen Völkerbunds­mächten ergäben. Man glaube, dass er auch den Wunsch Mussolinis nach einer besseren Verständigung mit Eng­land Ausdruck gegeben und die Versicherung wiederholt habe, daß Italien keine Absichten gegen die britischen Inter­essen habe.

Der diplomatische Mitarbeiter desDaily Mail" schreibt, Grandi habe auf Anweisung Mussolinis dem englischen Au­ßenminister mitgeteilt, daß Italien die Freundschafr und Zusammenarbeit mit England wiederherzustellen wünsche. Gleichzeitig habe er erklärt, daß die Fortsetzung der Sühne­maßnahmen dieser Absicht ein Hindernis in den Weg lege Wenn die Sühnemaßnahmen weiter aufrechterhalten wür­den, müsse Italien die Frage seiner Mitgliedschaft beim Völ­kerbund und seiner Mitarbeit für eine europäische Regelung in Erwägung ziehen. Man glaube, daß Erandi die unver­zügliche Eröffnung von Verhandlungen zur Beilegung des Abessinien-Konfliktes vor­geschlagen habe. Eden habe seinerseits gesagt, daß England zwar die Herstellung guter Beziehungen mit Italien wün­sche, daß aber die Aufhebung der Sühnemaßnahmen eine Angelegenheit für den gesamten Völkerbund sei.

Der diplomatische Mitarbeiter derDaily Herald" will wissen, daß Erandi mitgeteilt habe, Italien würde zur Er­öffnung von Verhandlungen über einen Pakt bereit sein, der den Status quo im Mittelmeer garantieren würde. Er habe jedoch die Bedingung gestellt, daß die Annektierung Abessiniens als unwiderruflich angenommen und die Sühne­maßnahmen sofort aufgehoben werden müßten.Daily Ex­preß" zufolge, hat Erandi mitgeteilt, daß Italien aus dem Völkerbund austreten werde, wenn die Sühnemaßnahmen nicht unverzüglich aufgehoben würden. Er habe im übrigen mitgeteilt, daß Italien bereit sei, den Engländern die um­fassendsten Garantien in Bezug auf die englischen über­seeischen Besitzungen zu geben

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Die außenpolitische Haltung Italiens

Der zurzeit in Rom weilende diplomatische Mitarbeiter des Daily Telegraph" gibt die Eindrücke wieder, die er nacb seiner Unterredung mit Mussolini von der Stellungnahme Italiens empfangen habe. Zunächst sei er überzeugt, daß Mussolini heute den Frieden wünsche. Das zweite Hauptziel der italienischen Po­litik sei die Aufhebung der Sanktionen. Wenn Mussolini von derneuen und unwiderruflichen Lage" in Abessinien spreche, so gebe er damit die Stimmung des ganzen italienischen Volkes wieder. Die vier Hauptpunkte der gegenwärtigen italienischen Politik könnten wie folgt zusammengefaßt werden:

1. Sicherheit in Abessinien, 2. Sicherheit für die Verbindungen zwischen Italien und Ost-Afrika, 3. Friede in Europa, 4. Wie­derherstellung des moralischen Ansehens.

Aus allen diesen Gründen, so berichtet der englische Bericht­erstatter weiter, werde Italien keine Initiative ergreifen, die zu einem weiteren Friedensbruch in Afrika oder in Europa führen würde. Der Sanktionsfrage werde nicht zu sehr vom wirtschaft­lichen als vom moralischen Standpunkt aus Bedeutung beige­messen. Der Korrespondent erklärte zum Schluß, er sei fest über­zeugt, daß ein Beschluß des Völkerbundes, die Sanktionen auf­rechtzuerhalten, Italien dazu veranlassen würde, keinen Rück­tritt aus dem Völkerbund anzukündigen. Dieser Schritt würde nach Ansicht einiger Beobachter von Einzelabkommen zur Ge­währleistung der italienischen Sicherheit begleitet sein.

Die Streikwelle irr Paris

Verhandlungsbereitschaft der Werksleitungen

Paris, 29. Mai. Der Streik der Metallarbeiter in den Pariser Vororten, der im Verlaufe des Donnerstags durch den Anschluß der Renault-Werke mit 34 00V Arbeitern und einer ganzen Reihe weiterer Maschinenfabriken und Werken der französischen Rü­stungsindustrie einen ungeheuren Auftrieb erhalten hatte, scheint mit einem Siege des marxistischen Eewerkschaftsverbandes. dessen stiller Streikparole sämtliche Pariser Vorortbetriebe gefolgt waren, seinem Ende entgegenzugehen. Auf Grund der von der Regierung Sarraut mit Vertretern der Arbeitgeber- und Arbeit­nehmerverbände geführten Besprechungen haben sich die Arbeit­geberverbände bereit erklärt, in Verhandlungen einzutreten, falls bis dahin die Arbeit in den Betrieben wieder ausgenom­men werde. Von den Werksleitungen wurde den Streikenden weiter versprochen, keine Strafmaßnahmen zu ergreifen. Obwohl dieser von der Regierung und den Arbeitnehmerverbänden er­folgte Vorschlag bereits am Donnerstag morgen vorlag, sind doch die etwa 59 999 in Streik befindlichen Metallarbeiter auch in der Nacht zum Freitag an ihren Arbeitsplätzen geblieben. Wie­der wurden sie von Angehörigen ihrer Familien und von Ge­werkschaftsgenossen mit Lebensmitteln, Wein und Zigaretten versorgt. Die kommunistischen Abgeordneten der verschiedenen Vorstadtbezirke in Begleitung marxistischer Eewerkschaftssekre- täre machten ihreJnspektionsgänge" durch die streikenden Be­triebe. Ueberall wurden sie durch das Absingen der Internatio­nale und mit geballter Faust dem Sowjetgruß empfangen.

Paris, 29. Mai. Der Streik der Metallarbeiter in Paris und Umgebung hat sich am Freitag auch auf die Aut o- mobilwerke von Rosengart ausgedehnt. Im übrigen ist die Lage unverändert. Da der größte Teil der Forderungen der Arbeiter bereits grundsätzlich von den Arbeitgeberverbänden angenommen worden ist, hofft man auf eine Einigung. Die For­derung der Arbeitgeber auf vorherige Räumung der Betriebe und Wiederaufnahme der Arbeit dürfte jedoch schwerlich an­genommen werden, da die praktische Durchführung auf Schwie­rigkeiten stößt. Die Arbeiter, die nunmehr bereits zwei und drei Nächte in den Betrieben zugebracht haben, sind sehr ermüdet. In den letzten Nächten, die ziemlich kalt waren, konnten die meisten Arbeiter trotz der Decken nicht schlafen. Viele vertrieben sich daher die Zeit mit Kartenspielen oder Musik. Selbst wenn also im Laufe des Freitags oder Samstags eine Einigung zu­stande kommen sollte, ist mit der Wiederaufnahme der Arbeit kaum vor Dienstag zu rechnen.

TrSnengasbomben in Palästina?

London, 29. Mai. Nach einer Meldung aus Jerusalem nehmen die Ausschreitungen ihren Fortgang. So wurde die Begleit­mannschaft eines jüdischen Lebensmitteltransports von Tel Aviv nach Jaffa mit Steinen beworfen. Die Polizei sah sich gezwun­gen, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Der Laden in Jaffa, für den die Lebensmittel bestimmt waren, wurde darauf­hin von den Aufrührer« i« Brand gesteckt.

Es ist bereits in Erwägung gezogen worden, weiteren Aus- schreitungen mit Tränengasbomben zu begegnen. Vor­läufig ist eine solche Maßnahme lediglich in einer amtlichen Verlautbarung angekündigt worden.

Wie aus Jerusalem berichtet wird, sind 49 arabische Führer der Aufständischen aus ihrem bisherigen Tätigkeitsgebiet in an- dere Städte ausgewiesen und dort unter Polizeiaufsicht gestellt worden.

Ungarn; Außenpolitik

Der ungarische Außenminister über die europäische Politil

Budapest, 29. Mai. Außenminister von Kanjia hielt im unga­rischen Abgeordnetenhaus eine großangelegte Rede, in der er ein­gehend den krisenhaften Zustand der Lage Europas darlegte, die Notwendigkeit der grundlegenden Völkerbundsreformen ent­wickelte und schließlich die Richtlinien der ungarischen Außen­politik bekanntgab. Außenminister von Kanjia ging von den verheerenden Folgen der sogenannten Friedensverträge aus. die im Laufe der Jahre immer krasser in Erscheinung getreten seien. Die Ursache für diese Entwicklung liege in dem Bestreben der Siegermächte, unter dem Schlagwort der Organisation des Frie­dens und der Sicherheit den StatusquoumjedenPreis ausrechtzuerhalten. In der Richtung dieser Politik lie­gen die Verhandlungen über das Genfer Protokoll im Jahre 1924, die ergebnislosen Abrüstungsverhandlungen und die Schlagworte von der allgemeinen und unteilbaren Sicherheit und der gegenseitigen Hilfeleistung. Der Minister legte dar, daß auch die Bemühungen, den Sanktionsartikel 16 des Völkerbunds­paktes auszubauen sowie der Kleine-Entente- und der Balkan­pakt von diesem Standpunkt aus zu verstehen seien.

Außenminister von Kanjia entwickelte die Grundsätze der ungarischen Außenpolitik und betonte, daß die ungarische Regie­rung mit allen Mitteln die den Frieden fördernden Kräfte zu stärken suche. Die. friedliebende Haltung Ungarns habe jedoch bedauerlicherweise bei einigen Nachbarstaaten kein Verständnis gefunden. Der Außenminister gab eine Darstellung des ungari­schen Standpunktes zur Donaufrage, wobei er hervorhob, daß Ungarn bereit sei, alle erfolgversprechenden Vorschläge wohl­wollend zu prüfen. Ungarn sei jedoch nicht in der Lage, sich den Grundsatz der gegenseitigen Hilfeleistung zu eigen zu machen, da es damit die Verpflichtung auf sich nehmen müßte, Staaten zu Hilfe zu eilen, die auf seine Kosten vergrößert worden seien.

Auf den Völkerbund übergehend, erklärte der Außenmini­ster, daß man nach den Ereignissen des letzten Jahres die Un­fähigkeit dieser Einrichtung feststellen müsse, internationale Streitigkeiten mit friedlichen Mitteln zu lösen. Ueberall mache sich eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Völkerbund be­merkbar und werden Stimmen laut, die seine Reform fordern.

Außenminister von Kanjia verwies auf die ehrlichen Sym­pathien und die Bande der Freundschaft, die Ungarn mit Italien und Oesterreich verknüpfen. Mit Deutschland, so erklärte er, verbinde Ungarn ein aufrichtiges, gutes Verhältnis, das auch in dem vorjährigen Besuch des Ministerpräsidenten Eömbös zum Ausdruck gekommen sei. Nachdrücklich betonte der Minister die traditionelle Freundschaft und Jnteressenverbindung mit Polen. Er sprach weiter von einem wachsenden Interesse Englands an den Donaufragen und von der Bereitschaft Ungarns, mit Jugo­slawien an der Beseitigung gegenseitigen Mißtrauens zusnmmen- zuarbeiten.

Krönungsproklamation in London

London, 29. Mai. Nach den Regeln einer Jahrhunderte alten Ueberlieferung wurde am Freitag an vier historischen Plätzen Londons, entsprechend den Beschlüssen des Kronrats, die auf den 12. Mai 1937 angesetzte Krönung König Eduards VIII. feierlich verkündet. Das gesamte Zeremoniell entsprach in allen Einzelheiten dem seit den Tagen König Eduards VI. eingehal­tenen Brauch.

Auf dem Vorhof des St. James-Palastes hatten sich schon Stunden vorher große Menschenmassen angesammelt, als punkt 10 Uhr von dem mit purpurnen Tüchern verhängten Balkon des Palastes die Proklamation Seiner Majestät von dem Wap­penkönig, in dessen Begleitung sich die in der Tracht des 16. Jahrhunderts gekleideten Wappenherolde befanden, erstmalig verlesen wurde. Vorher hatte ein dreimaliges Trompetensignal das Ereignis angekündigt. Anschließend erfolgte ein Umzug durch die Stadt. An der Spitze ritt eine Eskorte der Earde- kavallerie, und in der von dem Zeremoniell genau vorgeschrie­benen Reihenfolge schlossen sich Staatstrompeter und Waffen­träger, sowie Herolde in roten und goldenen Festkutschen an. Am Charing Croß wurde die Proklamation zum zweitenmal ver­kündet. Im Temple Bar, wo die Londoner Gerichtsbarkeit ihren Sitz hat, war eine quer über die Straße gelegte Sperre das äußere Sinnbild für die auch heute noch eifersüchtig gewahrten Hoheitsrechte der City von London. Nach der formalen Zulas­sung der Herolde begab sich der Wappenkönig zur Chancery Lane und schließlich zu den Stufen der königlichen Börse im Herzen der Stadt, wo in Anwesenheit des Lordmayors die Pro­klamation vor einer unübersehbaren Menschenmenge letztmalig verkündet wurde.

Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, war der Londoner Stra­ßenverkehr während der Feierlichkeiten, die in den Hauptver­kehrsadern vor sich gehen, völlig blockiert. Tausende von Kraft­wagen und anderen Fahrzeugen saßen mehrere Stunden lang völlig fest, ohne die Möglichheit zu haben, aus den engen Straßen der Innenstadt einen Ausweg zu finden.

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Londoner Blatter zur Reise von Ribbentrops

London, 29. Mai. Die meisten Blätter berichten, daß Bot­schafter von Ribbentrop die Feiertage als East Lord Lon- donderrys in Nordirland verbringen werde.Daily Telegraph" schreibt, Lord Londonderry habe von Ribbentrop zu einem Gegen­besuch zu seinem kürzlich«» Besuch in Deutschland eingeladen. Es sei vermutet worden, daß Ribbentrop während seines Lon­doner Aufenthalts die Gelegenheit wahrnehmen werde, mit der britischen Regierung die deutsche Antwort auf den britischen Fragebogen zu erörtern. Eine Bestätigung dieser Vermutungen sei jedoch nicht erhältlich. Der diplomatische Mitarbeiter der Morningpost" schreibt: von Ribbentrop werde keine amtliche Fühlungnahme mit der britischen Regierung aufnehmen. Es werde dementiert, daß seine Reise in irgend einem Zusammen­hang mit der deutschen Antwort auf den britischen Fragebogen stehe. Angesichts der bekannten Sympathie Lord Londonderrns für die nationalsozialistische Regierung und die Tätigkeit, die von Ribbentrop in der Vergangenheit zum Förderer einer deutsch-englischen Annäherung entwickelt habe, habe der Besuch jedoch viel Interesse in London hervorgerusenDaily Herald" meldet, es seien keine Vorbereitungen für ein Zusammentreffen von Ribbentrops mit amtlichen Persönlichkeiten auf seinem Hin­oder Rückweg über London getroffen worden.

Polen und Jugoslawien

Abschluß des polnischen Besuches in Belgrad

Belgrad, 29. Mai. Der jugoslawische Ministerpräsident und Außenminister Stojadinowitsch und der polnische Außenminister Beck empfingen die Vertreter der Presse und teilten ihnen die amtliche Verlautbarung über das Ergebnis ihrer Besprechun­gen mit.

In der Verlautbarung heißt es, daß die beiden Außenminister in mehreren Beratungen die aktuellen Fragen der internationa­len Politik einer Prüfung unterzogen hätten, wobei sie bei der Lösung dieser Fragen vor allem auf eine polnisch-jugoslawische Zusammenarbeit Wert legten. Weiter wird ausgeführt:Nach einem eingehenden Meinungsaustausch stellten die Herren Beck und Stojadinowitsch ihre völlige Uebereinstimmung darüber fest, daß sie bei Verfolgung der Außenpolitik ihrer bei­den Staaten angesichts der jetzigen schwierigen internationalen Lage im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihrer bestehenden Verpflichtungen jeder konstruktiven Politik, die auf den Grund­sätzen der Billigkeit und der internationalen Solidarität sowie auf der Achtung der Würde und der legitimen Rechte ihrer Staaten beruht, ihre Mitarbeit darbieten werden. Der jetzige persönliche Kontakt der beiden Minister ist ein neuer Beweis für die herzlichen Beziehungen, die seit jeher zwischen den beiden slawischen Völkern bestehen. Sie haben demzufolge beschlossen, ihren freundschaftlichen Meinungsaustausch in Zukunft in gleichem Gang und im Interesse der Politik der Verständi­gung und des mternationalen Friedens fortzusetzen."

Neuglobsorv, 29. Mai. General der Infanterie a. D. Karl rngmann yi m meuglotyow »m nrers Ruppm (Mark) tm 87. Lebensjahr verstorben.

Deutschland vernimmt mit Trauer die Kunde vom Tode Ge­neral Litzmanns. Vor 79 Jahren trat Litzmann in das Garde- Bataillon ein und nahm dann am Feldzug 1879/71 teil. Das Eiserne Kreuz eroberte er sich bei der Einnahme von Paris. Seine hervorragenden Leistungen führten ihn dann in den nach­folgenden Friedensjahren von der Kriegsakademie über Front- kammandierungen zum großen Generalstab. 1992 wurde er, nach­dem er verschiedene Kommandos innehatte, zum Direktor der Kriegsakademie ernannt. Als er am 1. April 1998 aus freiem Entschluß den Abschied einreichte, der ihm mit besonderer Aus­zeichnung gewährt wurde, hatte er erst einen harten Kampf mit Gras Schlieffen zu bestehen, der ihn höchst ungern scheiden ließ. Im Ruhestand befaßte er sich mit umfassenden militär­schriftstellerischen Arbeiten, in denen er mit der ganzen Wärme seines Herzens und mit genialem Vorausblick für die Notwen­digkeiten der Wehrhaftmachung des deutschen Bolkes und seine Vorbereitung für den drohenden Kricg vielfach unter Mißbilli­gung mancher militärischer Behörden eintrat.

Am 18. Oktober 1914 wurde Litzmann zum Kommandeur der 3. Garde-Division ernannt. Seine ausgezeichnete strategische und taktische Befähigung hatte damit das ihr passende Betätigungs­feld. Der unerhört kühne Durchbruch nach Brzeziny am 23./24 November 1914 sah ihn zu nächtlicher Stunde zu Fuß inmitten der preußischen Garde, seine Soldaten anfeuernd zu letztem Heldentum. Hier wurde er zumLöwen von Brzeziny", wie ihn seine Männer nannten. Bei Lodz, in der Winterschlacht in Masuren, bei der Erstürmung von Kowno, der Eroberung Wilnas und bei der Abwehr der Brussilow-Offensive, überall war er mit seinen Soldaten, trotz teilweise unterlegener Mittel, siegreich. Vom Osten, wo er auch noch in Siebenbürgen seine Führerbefähigung erwies, wurde Litzmann auf seine Bitte an die Westfront versetzt. Krankheit zwang ihn dann aber bald, den Abschied zu erbitten.

Es war besondere Glaubenskraft, die General Litzmann 1914 zum Sieger von Brzeziny gemacht hat. Es war dieselbe Elau- benskraft, mit der sich dieser Soldat für den Kampf Adolf Hit­lers eingesetzt hat. Es waren zwei Soldaten, die sich begegneten und von der Gemeinsamkeit ihres Weges wußten. Selbstver­ständlich und schlicht, wie es stets seine Art war, hat er sich unter die Kämpfer des Führers gereiht. Den höchsten Wunsch seines langen Lebens sah er erfüllt: Ein stolzes Bolk, geeint im Glau­ben an den Führer! Zu seinem 85. Geburtstag ehrte der Führer seinen alten Kampfgefährten. Es war eine Ehrung in kamerad­schaftlichem Gedenken, die den schönen Lebensabend dieses tapfe­ren Mannes mit Licht und Sonne überstrahlte.

Aus dem Bildarchiv (M).

General Litzmann f *

Beileid der NS.-Reichstagsfraktion

Berlin, 29. Mai. Reichsminister Dr. Fr ick hat in seiner Eigenschaft als Führer der NS.-Reichstagsfraktion dem Ober­gruppenführer Litzmann zum Tode des Generals Pg. Litzmann folgendes Beileidstelegramm geschickt:

Lieber Parteigenosse von Litzmann! Die Reichstagsfraktion der NSDAP, steht tief erschüttert an der Bahre seines ältesten, treu bewährten Mitgliedes. Als Führer deutscher Soldaten im Weltkriege und als Kämpfer für Adolf Hitler hat unser alter Parteigenosse General Litzmann dem deutschen Volke leiden­schaftlich gedient und ist in seiner schlichten Treue ein Vorbild für viele geworden. Wir Nationalsozialisten des Deutschen Reichstags gedenken deiner in Liebe und Verehrung und werden ihn niemals vergessen. Im Namen der NS.-Reichstagsfraktion und im eigenen Namen spreche ich Ihnen und den übrigen Hin­terbliebenen mein herzliches Beileid aus.

Erdbeben in Argentinien

Buenos Aires, 29. Mai. Ein Erdbeben, dessen erste leichtere Stöße bereits am Mittwocki versvürt worden waren, wiederholte