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Wie Deutschland denkt.

Fest zu dem Führer holtely der uns die Kraft und Hoffnung gab! - Tagespolitik im Nachtzug

D« Go«derberichterfiatt« Haus Heinz Sadila-Mantau befindet sich auf einer Reife treu« und quer durch Deutschland. Ein Bildberichterstatter begleitet ihn. Er steht mittendrin «n Erleben des Alltags. Aus diesem Erleben heraus schreibt Sadila-Mantau die Aufsatzreihe:

Schlafwagenzüge haben immer etwas Besonderes an sich: sie können fast immer etwas erzählen. Die Menschen, die damit reisen, werden oft beneidet. Man vergißt aber, daß sich unter ihnen viele befinden, die ruhelos in der Welt herumhetzen. Politik, Geschäft . . . Aber sie erleben anders. Das laute Wort fehlt oft voll­ständig. Meist bleiben sich die Reisenden fremd. Jeder denkt an seine Arbeit, bereitet sich vor, liest seine Zeitung. Führt das Schicksal, oder besser gesagt: die Organisa­tion des Bettkartenverkaufs, zwei oder drei in einem Abteil zusammen, dann kommt es sehr oft vor, daß es sich um Menschen aus ganz verschiedenen Ländern handelt.

Ein Franzose war es, den ich in meinem Abteil antraf. Wir murmelten unsere Namen, sagten ein paar freundliche Worte, und waren plötzlich mitten in der Politik.

Ich bin aus Marseille, komme sehr oft nach Deutschland und reise nach München. Meine Freunde in Marseille haben mich diesmal um die Reise nach Deutschland be­neidet."

Jahren Deutschland immer nur so vor­stellen, wie es eben durch Zeitunglesen mög­lich war. Die letzten drei Jahre, also seit­dem Herr Hitler die Regterungsgeschäfte übernahm, wurden ja in der Presse der verschiedenen Länder sehr widerspruchsvoll behandelt. Auch ich bildete mir natürlich ein bestimmtes Urteil, das nicht immer schmeichelhaft für Deutschland war. Aber wie sollte ich anders?

Jetzt bin ich seit 14 Tagen in Deutsch­land und habe mehr gesehen als Hamburg, Bremen, Städte, die ich flüchtig kannte.

Ich muß ehrlich sagen, daß ich wie au s den Wolken gefallen bin. Und wenn man mich fragen würde, was ich bei der Volksbefragung, die vor der Tür steht, tun würde, dann hätte ich nur eine Antwort:

Fest zu dem Manne halten, der Ihrem Lande diese wunderbare Kraft und Hoff­nung für die Zukunft gab und der vor allem der Jugend wieder die Tore der Welt öffnete."

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Na, laß nur den Führer machen,

Glaubten denn Ihre Freunde, daß jetzt in Deutschland etwas Besonderes los sein wird?"

Ja. Vor allem glaubten sie, daß ganz Deutschland außer Rand und Band sein müßte, daß an allen Ecken und Enden Deutschlands Soldaten in Massen mar­schieren würden "

Und was haben Sie gesehen?"

Ich kam am 9. März nach Deutschland, war in Köln, Düsseldorf und fuhr von dort nach Berlin. Ich habe kerne Militärmassen gesehen und auch keine kriegerische Stim­mung. Alles war genau so, wie es mir von meinen früheren Reisen her bekannt ist. Ich sah überall frohe Menschen, und aus ihren Gesprächen ging hervor, daß sie für all das, was in den letzten Tagen ge­schehen war, der Führung dankbar sind. Ich habe in meinem Berus als Ingenieur viel in Jndustriewerken zu nur. komme also viel mit Arbeitern zusammen. Man war dies­mal das fiel mir auf besonders zuvor­kommend zu mir. Kein Wort von Re­vanche, kein Wort gegen Frankreich. Ich glaube, die Regierungen der verschiedenen Staaten und vor allem auch meine Regie­rung müßten die Hand des Herrn Hitler kräftig schütteln . . .

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Der Schlafwagenzug hatte einen Speise­wagen, der bis Halle mitsuhl Es gab dort ein kleines internationalesVölkergemisch", da sich im Zuge auch zahlreiche ausländische Journalisten befanden. An meinem Tische saßen zwei Schweizer und ein schwedischer Professor, der zum erstenmal Berlin ge­sehen hatte und nun auch den Süden des Reiches kennenlernen wollte. Er hatte ein ganzes Paket schwedische Zeitungen vor sich lieget:.

Ein Wort gab das andere, und auch hier waren wir wieder in der - Politik.

Darf man wisset:, was Ihre schwe­dischen Zeitungen über den 7. März schreiben?"

Ich möchte mich", so erwiderte der Professor,ganz von den Blättern trennen, ich möchte mir ein eigenes Urteil bilden. Und ich will gern sage,:, daß ich alter Mann vor Erstaunen nicht weiß, was ich eigent­lich sagen soll. Ich konnte mir seit vielen

der weiß schon immer das richtige!"

Zwei Stunden später schläft alles im Zug.

Es wäre zu bequem, wenn ich dasselbe getan hätte. Ich konnte einfach nicht. Stehe im Korridor. Die Erlebnisse der letzten Tage laufen wie ein Filmband an nur vorüber.

Ich höre flüstern. Vor dem Dienstabteil des Schlafwagenschaffners am Ende des Wagens einige Gestalten. Drei, vier sind es. Der Oberschasfner und drei Kollegen, zwei davon aus dem nächsten Wagen. Viel­leicht bekommen sie Anweisungen für die Arbeit. Ich geselle mich zu ihnen.

Auch sie stehen sozusagen mitten in der Politik. Ich höre Sätze und vereinzelte Worte:Starker Betrieb, wieder . . . aus­verkauft... Hitler spricht in München... wenn man dabei sein könnte . . . würde gern doppelte Arbeit machen . . . mein Junge wollte auf jeden Fall mit . . . jetzt

... was die ««der«» nur woSe« mit ihrem SSbekaSÄs..."

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im Rheinland sei« Wunen . « . waZ die anderen nur wollen mit ihrem Sabel­rasseln, wir kümmern uns doch auch nicht um ihre Soldaten . .

Der Oberschasfner lacht mich plötzlich an und sagt:Sie müssen nicht glauben, daß wir nicht an unsere Arbeit denken, aber die letzten Tage sind für uns Nachtgespenster so voller Erlebnisse, daß man schon mal eine Lippe riskieren muß. Man hört und sieht bei uns so viel, steht förmilch mitten­drin im internationalen Leben. Da gibt's Franzosen, Engländer, Italiener, Schwe­

Sarraut soll mal nach Deutschland kommen, dann kann er sich davon überzeugen, daß wir Frieden haben wollen."

den, Schweizer, Ungarn, Belgier. . . Me, alle sprechen über Hitler. Und ich muß sagen, sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Es freut uns, daß wir aus diesem Sprachenwirrwarr aber das eine heraus- sanden, nämlich, daß die meisten Deutsch­land bewundern."

Es ist schon eine gute Sache", so er­gänzte ein anderer Schaffner,daß wir so viele Sprachen können."

Das ganze hatte fünf Minuten se-

sonders. Da müssen die Schlafwagen­schaffner dann mit dem Übersetzen her­halten."

Der Zugführer reicht mir eine hin. Können Sie mir sagen, was der Sarraut (französischer Ministerpräsident) gesagt hat?" Als ich ihm kurz berichte, meint er erstaunt: Zum Teufel, er soll doch einmal nach Deutschland kommen! Dann kann er sich ja davon überzeugen, daß wir nur in Frieden arbeiten wollen und gar nicht daran denken, die Franzosen, Engländer, Belgier und die anderen in ihrer Arbeit zu stören."

Der Schaffner, also der eifrige Zeitungs­sammler, meint trocken:Die Kollegen von den Schlafwagen erzählten, daß viele Fran­zosen, mit denen sie manchmal sprechen, die Dickköpfigkeit ihrer Minister auch nicht ver­stehen.

-r-

In Halle es war gegen Mitternacht wird der Speisewagen abgehängt. Zehn Minuten Aufenthalt. Ich habe Zeit, auch einmal in die Küche hineinzuschauen.

Ich sehe den Rücken des Kochs. Er ist es wirklich, seine hohe weiße Mütze läßt keine Täuschung aufkommen. Von draußen hält ihm ein Kellner eine Zeitung unter die Nase. Also wieder: Tagespolitik!

Ich höre zu meinem Erstaunen folgen­des Gespräch zwischen Koch und Kellner: Du, hör mal, das mit dem Geburtenzu­wachs müßte so weiiergehen, dann muß aber die Sperre in der Partei aufgehoben werden!"

Na, laß nur den Führer machen, der weiß schon immer das richtige!" Worauf der Koch schmunzelte und meinte:Jeden­falls hat sich das ganze Haus gefreut, als vergangene Woche meine Zwillinge an­kamen. Und die denken auch nicht an Krieg!" *

Jede Nacht hat einmal ein Ende.

München!

Der kleine internationale Kreis des Schlafwagenzuges reißt auseinander. Die Politik wird wieder von der Sonne be­schienen.

Menschen steigen aus, steigen ein. Men­schen hasten mit Koffern und Paketen durch die Sperre. Alle haben es eilig. Nein, doch nicht! Da stehen etwa zwanzig junge Men­schen mit Schneeschuhen. Frohsinn, Lust am Leben leuchtet allen aus den Augen. Sie sindzünftig" und nicht zurechtgemacht. Sie sind echt.

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.Daß ihr aber am 29. da seid

Ehrensache!"

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dauert. Und schon war jeder wieder an seinem Platz. Weiter schläft alles im Zug ..

Bis aus mich. Ich setze meine Racht- wanderung fort und lande im Gepäck­wagen.

Dort überrasche ich den Zugführer in reger Unterhaltung mit seinem Schaffner. Wieder Politik.

Der Zugführer, ein kerniger Daher, lm Dienst grau geworden die Gemütlichkeit blickt ihm aus den Augen, sieht mlch zuerst etwas verwundert an. Er wird aber gleich gesprächig, als er heimatliche Laute hört.

Sehen Sie, wenn man mal ein bißchen Ruhe hat, dann treiben wir eben auch unsere Politik. Mein Kamerad sorgt für politischen Lesestoff. Heute hat er wieder einmal achtzehn verschiedene herrenlose Zeitungen säuberlich zusammengetragen. Da. . . französische und englische! Die französische« interessieren uns ganz be­

Eine andere Gruppe Skiläufer kommt, will vorbei.

Wohin denn?"

Nebelhorn!"

Und ihr?"

Ins Walsertal."

Alle haben noch Zeit. Der Zug ist noch gar nicht da. Dis einen wollen geschlossen 14 Tage Urlaub miteinander verbringen.

Daß ihr aber am 29. da seid!"

Ehrensache!" ertönt es zurück.

Und . . . wenn ihr in den Bergen so ein paar Einzelgänger seht, die nur an Schußfahrten, Stemmbögen und zünftige Touren denken, darüber aber vergessen, was an: 29. März los ist, dann helft ihrem Gedächtnis nach!"

Ehrensache!" ertönt es nochmal zurück.

Die werden ihre Sache schon recht machen!

Hans Heinz Sadila-Mantau.

Photos: (B: Mäschkc.

Adolf Hitler ist das Leben und die Zukunft!