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Druck, Berta» u. ««aut«. Schriftlettnnii Theodor »ack, »llsbad t. Sch«.» Silhelmstr. S». Tel. «7». «ohnu»», Billa Hubert»»

Nummer 62 Fernruf L7V Samstag, den 14. März 1936

Die Locarno-Konferenz in London

Noch ein weiter Weg bis zur Einigung

London, 13. März. Die Londoner Locarno-Konferenz wurde am Donnerstag 19.45 Uhr englischer Zeit vertagt. In der Sitzung wurde, Reuter zufolge, eine Regelung nicht erreicht. Die Ver­handlungen dauern an. In einer amtlichen Mitteilung wird er­klärt, die Vertreter der Mächte seien einmütig der Auffassung, daß die Wiederbesetzung der entmilitarisierten Zone durch Deutsch­land eine klare Verletzung der Artikel 42 und 43 des Versailler Vertrages und des Locarno- Vertrages darstelle. Es werde Sache des Völkerbundsrates sein, an den Frankreich und Belgien die Angelegenheit über­wiesen hätten, über diese Punkte zu urteilen, um ein mehr ins Einzelne gehendes Studium der Lage zu erleichtern. Am Freitag wurden die Besprechungen fortgesetzt.

Der Völkerbundsrat ist endgültig für Samstag vormittag 11 Uhr einberufen worden.

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Deutsche Antwort an Eden

London, 13. März.Preß Association" meldet:Außenminister Eden sah am Mittwoch abend den deutschenBotschafter und bat ihn, daß Hitler im frühest möglichen Augenblick einen spontanen Beitrag im Interesse einer Regelung leisten müßte. Er schlug vor, daß Deutschland, abgesehen von einer symbolischen Anzahl, alle Truppen aus der Rheinlandzone zu­rückziehen sollte, daß ferner die Zahl der Truppen nicht vermehrt werde und schließlich ein Versprechen eingegangen wer­den sollte, die Zone zumindest für diejenige Zeitdauer nicht zu befestigen, die notwendig sei, um die Pakte zu verhandeln."

Der deutsche Botschafter gab am Donnerstag im Na­men Hitlers folgende Antwort:

Eine Diskussion über dauernde oder vorübergehende Beschrän­kungen unserer Souveränität in der Rheinlandzone kann für «ns nicht in Betracht kommen. Um der französischen Regierung ein Eingehen aus die deutschen Vorschläge zu erleichtern, will der Führer und Reichskanzler aber seine von Anfang an bekundete Absicht, die Wiederherstellung der Souveränität im Rheinland zunächst nur symbolisch in Erscheinung treten zu lassen, in folgen­der Weise präzisieren:

Die Stärke der im Rheinland friedensmäßig in Garnisonen stationierte» Truppen wird vorerst nicht erhöht werden. Es besteht bis aus weiteres uicht die Absicht, diese Truppen näher an die französische oder belgische Grenze heranzuführen.

Das vorstehend gekennzeichnete Matz der militärischen Wie­derbesetzung des Rheinlandes gilt für die Dauer der schweben­den Verhandlungen. Dies setzt allerdings eine gleiche Einstellung auch aus französischer und belgischer Seite voraus.

WiePreß Association" erfährt, sieht die britische Regierung tin der deutschen Antwort einen Beitrag für die Herbeiführung 'Liner Regelung, sie ist aber der Meinung, daß die Antwort michtsoweitgehe, wiegeüetenwordensei. Außen­minister Eden unterrichtete die Franzosen, Belgier und Italiener über seine Unterhaltung mit dem deutschen Botschafter sowie über dessen Antwort.

Paris zu den Londoner Verhandlungen

< Noch ein weiter Weg bis zur Einigung

Paris, 13. März. Die Pariser Presse hebt am Freitag bei der Beurteilung der Lage zwei Punkte hervor, die sich aus den Londoner Besprechungen besonders herausschälen. Es handelt sich einmal um den Beschluß der vier Locarnomächte, wonach Deutschland durch die Wiederbesetzung des Rheinlandes eine Vertragsverletzung begangen habe, und zum anderen um die ablehnende Antwort der Reichsregie­rung aus die Forderung, einen Teil der Truppen wieder «us dem Rheinland zurückzuziehen. Französischer- seits begrüßt man natürlich den ersten dieser beiden Punkte, da man hofft, daß England nunmehr auch die notwcndigen Schluß­folgerungen daraus ziehen wird. Man zeigt sich aber auch über die ablehnende Antwort der Reichsregierung keineswegs ent- -täuscht, sondern hofft im Gegenteil, daß sie die englische Regie­rung veranlassen werde, ihren bisherigen Standpunkt auszuge­ben, um sich der französischen Auffassung anzuschließen. Vorläu­fig müssen die Blätter allerdings zugeben, daß bis zu einer Ei­nigung der beiden Thesen noch ein weiter Weg ist. Man versucht das so darzustellen, als ob die englische Regierung wohl bereit sei, mit Frankreich gemeinsame Sache zu machen, hierbei aber auf den Widerstand der öffentlichen Meinung in England stoße. Da ein Umschwung dieser öffentlichen Meinung aber immer nur sehr langsam von statten gehe, so erfährt man, dürften die Ver­handlungen auch noch gewisse Zeit andauern.

Die Außenpolitikerin desOeuvre' ist der Ansicht, daß die ablehnende Antwort Deutschlands eine Annäherung, der epi­

schen und französischen Einstellung zur Folge yaven werve. Man sei jedoch in London über die Analyse der Schwierigkeiten noch nicht hinausgekommen. Diese Schwierigkeiten seien nicht ge­ring, und die Lage werde immer verwickelter. Man dürfe au­ßerdem nicht das eigentliche Ziel der französischen Regierung aus dem Auge verlieren, das auf den Abschluß eines neuen Lo­carno ohne Deutschland hinausgehe, falls letzteres sich isolieren oder auf seinem augenblicklichen Standpunkt beharren sollte. Die Hauptsache sei die englische Garantie für den Rhein. Schließlich müsse es aber vollständiger sein und vor allem ein Luft- und Militärabkommen enthalten. Gerade hier liege aber die Schwierigkeit. Denn England weigere sich mehr denn je, sich endgültig zu verpflichten.

DerJour" ist der Ansicht, daß keinerlei Aenderung in der Lage eingetreten sei. England und Frankreich beharrten nach wie vor auf ihren Standpunkten In den Wandelgängen des Unterhauses habe man am Donnerstag ganz allgemein die An­sicht vertreten, daß die Verhandlungen in eine Sackgasse geraten seien.

Der Karlsruher Sonderberichterstatter desEcho de Paris" will in der Rede des Führers nichts Neues finden, weist aber auf die Begeisterung hin, die in Karlsruhe herrschte. Als der Führer eingetroffen sei, sei er von nicht endsnwollendem Beifall begrüßt worden, und man habe fünf- oder sechsmal versucht, Ruhe zu schaffen, eye es Sem Gauleiter Wagner gelun­gen sei, das Wort zu nehmen. Man könne feststellen, daß die Wahlen vom 29. März bereits vollzogen seien, denn der Führer habe die Zustimmung des ganzen Volkes. Dies sei der Eindruck, den man von der Veranstaltung mit nach Haus genommen habe.

CMche Trimmen

London, 13. März. Die Berichte der Blätter über den Ver­lauf der Ereignisse weichen in kleinen Einzelheiten voneinander ab, stimmen aber in allen wesentlichen Punkten miteinander überein. Farblos ist der Bericht derTimes", der im Ton wei­ter zurückhaltend ist. Er erklärt, daß nach britischer Ansicht die deutsche Antwort in ihren negativen Versicherungen wahrschein­lich einen kleinen Fortschritt darstellt aber sehr weit von dem entfernt sei, was Eden erbeten habe. Das Blatt bestätigt dann, daß noch kein abschließender Versuch gemacht worden sei, zu end­gültigen Schlüssen zu kommen.

Der diplomatische Korrespondent derMorningpost" berichtet, daß auf die deutsche Weigerung hin die Truppen zurückzuziehen, die Konferenz der Locarnomächte zusammengetreten sei. Es sei die Frage erörtert worden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Einhaltung des Locarnovertrages zu erzwingen. Eine Entscheidung sei nicht erreicht worden. Die deutsche Ant­wort sei allgemein als nicht befriedigend angesehen worden.

Der diplomatische Korrespondent desDaily Telegraph" er­klärt, daß sich die Haltung der britischen Regierung sichtbar ver­steift habe. Die Minister hätten die Schlußfolgerung gezogen, daß jeder mögliche Weg, Verhandlungen zustande zu bringen, versucht werden müsse. Zum Glück sei es Großbritannien ge­lungen, Zeit für ruhigere Erwägungen dadurch zu gewinnen, daß es Frankreich und Belgien davon überzeugte, daß die Lage eher für Erwägungen durch den Völkerbundsrat angetan sei als für eine unmittelbare Aktion zur Unterstützung des Opfers eines Angriffs. England sei überzeugt, daß Paris keinen Angriff plane.

Der Frieden muß erhalten werden", schreibt dieDaily Mail".Im Verlause der Ereignisse der letzten 24 Stunden hat sich nichts zuqetraqen. was die Staatsmänner der Welt daran

Kurze Tagesüberficht

In London sind die Locarnobesprechungen über den deut­schen Schritt vom 7. März noch nicht abgeschlossen, obwohl am heutigen Samstag der Völkerbundsrat auf französischen Antrag hin in London zusammentritt.

Nach Londoner Vlätterstimmen hat sich Sowjetrußland sehr stark in die Locarno-Besprechungen eingemischt und jede Verhandlung innerhalb des Völkerbundes mit Deutsch­land abgelehnt, solange deutsche Truppen im Rheinland ständen.

In Paraguay wurde jede politische Betätigung von Per­sonen, Parteien oder Gewerkschaften für die Dauer eines Jahres durch die Regierung Franco verboten.

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Vom Kriegsschauplatz in Ostafrika wird erhöhte Eefechts- tätigkeit gemeldet. Abessinien lehnt direkte Verhandlungen mit Italien ab. diese sollen nur im Rahmen des Völker­bundes geführt werden.

Fernruf 47S 71. Jahrgang

hindert, den Frieden Europas zu erhalten. Die Lage ist äußerst schwierig. Aber mit Klugheit und Mäßigung kann die Gefahr der Katastrophe eines neuen Weltkonfliktes vermieden werden. Alle müssen für den Frieden arbeiten." Nach einer Aufzählung der Ereignisse des Donnerstag stellt das Blatt dann fest, daß sich in dem gegenwärtigen Fall die gewöhnlichen Völkerbunds- Sanktionen nicht anwenden lassen. Der Natur der Dinge nach hätte die Entmilitarisierung des Rheinlandes früher oder spä­ter zu Ende gehen müssen. Es gebe kein Beispiel, daß eine solche Knechtschaft endlos gedauert hätte. Die Vertragsklauseln, die brüsk gebrochen worden seien, hätten nicht mehr viele Jahre überlebt. Diese Tatsache sei den meisten Briten gegenwärtig. Das sei ein starker Grund, warum man Verhandlungen dem Zwang vorziehe, der von so gefährlichen Verbündeten, wie den Sowjets verlangt werde.

Reuter meldet, daß bisher keine Einigung darüber er­zielt worden sei, welche Linie verfolgt werden solle, obwohl von den Locarno-Unterzeichnermächten anerkannt werde, daß der Vertrag verletzt worden sei. Reuter berichtet weiter, der tote Punkt, der durch die ablehnende Antwort Hitlers auf die Vorschläge Edens entstanden sei, gebe der Völkerbundsrats­sitzung eine außergewöhnliche Wichtigkeit. Der Rat werde an­gerufen, nicht nur über die Frage, ob eine Verletzung des Lo­carno-Vertrages vorliege oder nicht, zu entscheiden, sondern er werde auch beauftragt werden, die Empfehlungen festzusetzen, die er unter den gegebenen Umständen für angemessen hält. Es werde bereits von der Einsetzung eines Sonder­ausschusses gesprochen, für den die Namen, der Vertreter Dänemarks, Portugals, Spaniens, der Tschechoslowakei und Südamerikas genannt wurden, und der sich mit der Frage be­schäftigen solle. Es werde angenommen, daß die Sitzung min­destens eine Woche dauern werde. Der Ausschuß werde seinen Empfehlungen den Artikel 17 (Regelung von Streitfragen zwi­schen einem Bundesmitglied und einem Nichtmitglied. D. Red.) der Völkerbundssatzung zugrunde legen. Die Empfehlungen wür­den der deutschen Regierung mitgeteilt werden. 2m Falle einer ablehnenden Haltung Deutschlands werde der Völkerbundsrat gezwungen sein, die Völkerbundsversammlung zu einer außer­ordentlichen Sitzung einzuberufen, um zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen.

Noch kein Ergebnis in London

London, 13. März. Die Locarno-Besprechungen wurden am Freitag mittag fortgesetzt An den Besprechungen beteiligten sich nur die führenden Vertreter der vier Locarnomächte, nämlich Eden und Lord Halifax für England. Flandin für Frankreich, van Zeeland für Belgien und Grandi für Italien. Außer die­sen Saatsmännsrn war noch der englische Schatzkanzler Neville Lhamberlain anwesend.

Preß Association meldet, es gewinne die Ansicht an Boden, daßdieTagungdesVölkerbundsratesam Samstag nach einer kurzen förmlichen Sitzung vertagt werde, da es für die Unterzeichner der Locarnomächte wahrschein­lich notwendig werde, ihre Bettungen fortzusetzen.

Die Locarnobesprechungen stehen auch am Freitag abend im Vordergrund der Berichte der englischen Blätter. Da jedoch noch nichts entschieden ist, können sie auch keine nen­nenswerten Angaben über den weiteren Verlaus der Dinge ma­chen. Im allgemeinen zeichnen sich die Abendblätter durch ein ruhiges und abwartendes Verhalten aus, indem sie die deut­schen und französischen Standpunkte gegeneinander abwägen. Evening Standard meldet, daß die englische Regierung immer noch energisch an einer Fortsetzung der Vermittlung bemüht sei. .

Me Wirtschaft für Mieden

Das Wirtschaftsecho der deutschen Friedensvorschläge Kurseinbruch in Paris Schmerzliche Erfahrungen mit französischen Ausländsanleihen Weltwirtschaft gegen Sanktionen Gold- und Banknotenhortung in der Schweiz verdreifacht

Auch das Wirtschaftsbarometer registriert, daß Frank­reich die Ereignisse vom 7. März mit besonderer Nervosität aufnahm. An der Pariser Fondbörse erfolgte am ersten Tage nach der Regierungserklärung des Führers ein starker Kurseinbruch, und zwar sowohl am Renten- wie am Aktien­markt. Dabei ist es für das Vertrauen, das die französischen Kapitalisten in die eigene Währung setzen, nicht gerade schmeichelhaft, daß ausländische Devisen, namentlich das Pfund und der Dollar, recht beträchtlich in die Höhe gingen, was praktisch ja c-'eichbedeutend mit einer Minderbewer­tung des französischen Francs ist.

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In der französischen Außenpolitik haben die an andere Staaten gegebenen Anleihen immer eine große Rolle ge­spielt. Das war vor dem Weltkriege so man denke an die Finanzierung der strategischen Vahnbauten im zaristi­schen Rußland und überhaupt die Herstellung der Kriegs­bereitschaft der russischen Armee durch französische Anleihen und das ist heute nicht anders. Der mit der Jnteressen- wahrung der französischen Besitzer ausländischer Anleihen betraute Staatskommissar in Paris gibt in seinem Jahres­bericht für 1935 bekannt, daß die in Frankreich auf- aeleatenAuslandsanleiben. soweit sie mit einer