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Brust, B«rlag u. «raut«. SchrMttttuugr Theodor »ast, Slldbad t. Sch«., Wilhetmstr. 8«. Tel. 47». — »ohnu«,, Billa Hubert«
Nummer 61
Fernruf 479
Freitag, den 13. März 1936
Fernruf 479
71. Jahrgang
Iie TereWMg des -eMeil Schrittes
Abrechnung mit dem Ruffenpakt
Eine amtliche deutsche Regierungserklärung
Berlin, 12. März. Zu verschiedenen Pressemeldungen und Aeu- ßerungen ausländischer Staatsmänner wird dem DNB. von amtlicher Seite mitgeteilt:
1. Frankreich hatte vor dem Locarnopakt folgende Militär-, biindnisse bereits abgeschlossen, die im Falle eines Angriffs Deutschlands auf Frankreich wirksam werden sollten:
a) mit Belgien,
b) mit der Tschechoslowakei,
c) mit Polen.
Da es sich bei diesen Bündnissen nach der Mitteilung der französischen und der anderen Regierungen um Defensiv- Bündnisse handelte, Deutschland aber keinerlei aggressive Absichten gegen Frankreich oder gegen andere Staaten besitzt, wurden sie auch nicht als im Widerspruch zum Locarnopakt stehend angesehen und damit auch von Deutschland ohne weiteres akzeptiert.
2. Frankreich hat an der deutschen Grenze seit dem Friedensschluß eine ungeheure Truppenmassierung vorgenommen. Die
französische Grenze wurde außerdem mir dem gewaltigsten Festungsgürtel aller Zeiten versehen. Die militärischen Autoritäten aller Staaten sind sich darin einig, daß ein Angriff gegen dieses FestungsSystem nach menschlichem Ermessen aussichtslos ist. Da Deutschland keine aggressiven Absichten gegen Frankreich hat, erhob und erhebt es auch dagegen keinerlei Einwendungen.
3. Frankreich hat nunmehr ein weiteres Militärbündnis abgeschlossen mit Sowjetrnßland. Das Funktionieren dieses Bündnisses ist aber nicht mehr abhängig von einer vorliegenden Feststellung des Völkerbundes, sondern von zutreffenden Entscheidungen in eigener Sache. Dieses neue Bündnis erhält jedoch seinen besonderen Charakter durch die unbestrittene Tatsache, daß das geistige System des heutigen Regimes in Rußland nicht nur theoretisch, sondern auch tatsächlich die Weltrevolution fordert, d. h. also eine bewußt imperialistische und angriffsweise Parole verkündet.
Schon vor dem Abschluß dieses Bündnisses hatte Frankreich als Garanten für seine Unversehrtheit
a) sich selbst, d. h. im Mutterland und Kolonien mit nahezu 100 Millionen Menschen;
' b) Großbritannien;
c) Belgien;
d) Polen;
^Tschechoslowakei.
Durch den Vertrag von Locarno war endlich auch noch Italien als Earantiemacht hinzugekommen.
4. Zu dieser geschichtlich noch nie dagewesenen Garantie der Unversehrtheit eines Staates glaubte Frankreich sich «och außerdem die Unterstützung des sowjetrnssischen Riesenreiches mit über 175 Millionen Menschen versichern zu müssen.
Dazu muß bemerkt werden, daß: von deutscher Seite aus niemals auch nur der gering st e Anlaß gegeben wurde, der auf eine Bedrohung Frankreichs hätte schließen lassen können. Daß Deutschland gegen die defensiven Sicherungen, die Frankreich glaubte für seine Unversehrtheit vornehmen zu müssen, keinen Einwand erhoben hatte, da ihm aggressive Absichten vollständig fehlten, und daß es damit keinerlei Bedenken wegen dieser französischen Sicherungsmatznahmen vortrug.
Glaubte aber Frankreich sich nach dem Abschluß des Locarnopaktes aus irgendeinem Grund trotzdem noch eine neue Sicherung zulegen zu sollen, dann hätte die französische Regierung dies zumindest den Mächten des Locarnopaktes vorher Mitteilen müssen, um zu versuchen, diese neue Sicherung entweder in den Locarnopakt selbst einzubauen, oder wenigstens mit ihm in vollkommene Uebereinstimmung zu bringen.
Als im Frühjahr 1935 die ersten Nachrichten über militärische Abmachungen zwischen Frankreich und Sowjetrußland durchsickerten, wurden diese zunächst bestritten. Als dann in der französischen Kammer oer Abgeordnete Archimbaud erklärte, daßsichRußlandverpflichtethabe, Frank- reichmitseinergesamtenArmeezurVerfügung zu stehen, wurde dies zum zweitenmal als unrichtig und den Tatsachen nicht entsprechend abgetan. Endlich aber wurde doch bekannt, daß eine solche militärische Abmachung bestand und nnn auch der Welt allmählich mitgeteilt.
Dieses Bündnis erhielt nunmehr jene Fassung, die besagt, daß zum Unterschied gegenüber der franzö- ! stsch-polnischen und französisch-tschechischen Sonderverträge in diesem Falle ohne Rücksicht auf Feststellungen des Völkerbundsrates oder der Locarnomächte von den vertragschließenden Teilen auch eigene Entscheidun- sge« über Angreifer und Beistand vorwegnehmend getroffen werden könnte».
Es ergibt sich damit folgende tatsächliche Situation:
Frankreich hat zum Schutz seiner bedroht behauptete« Unabhängigkeit
1. das größte Festungsnetz aller Zeiten an der deutschen Grenze errichtet.
2. Als Garanten seiner Unversehrtheit legal gebunden Großbritannien mit seinen gesamten Streitkräften zu Lande und zur See, Italien, Belgien, Polen, die Tschechoslowakei, Rußland mit allein mehr als 17 Millionen Soldaten und Frankreich selbst.
Diese Staaten besitzen eine Friedensstärke von über drei Millionen Mann,
eine Kriegsstärke von rund 30 Millionen Mann.
Diesen geschichtlich ebenso gewaltigen wie einmaligen Garanten gegenüber erklärt Frankreich, daß es außerdem noch zu seiner Sicherheit vor seinem größten Festungsgürtel der Welt eine für jeden Angriff offene, weil entmilitariiierte Zone des Deutschen Reiches benötige, und erklärt weiter, daß, nachdem Deutschland, veranlaßt durch das letzte Vorgehen Frankreichs, den Locarnopakt als damit gebrochen erklärte und seine souveränen Hoheitsrechte in seinsm eigenen Reichsgebiet wieder ausübt, die nunmehr dort eingerückten 19 Bataillone eine Bedrohung der von fast der halben Welt garantierten französischen Sicherheit dar st eilten.
Die Reichsregierung erklärt dazu nun folgendes:
Deutschland hat diese geringfügige Besatzung in seinem eigenen Hoheitsgebiet zunächst überhaupt nur vorgenommen, um der französische« Regierung und besonders oem französischen Volk jeden Anlaß zu nehmen, zu befürchten, Deutschland setze Frankreich unter irgend eine« Druck, um es so zu Verhandlungen unter etwa unwürdigen Begleitumständen zu veranlassen.
Darüber hinaus aber hat Deutschland das großzügigste Angebot zur Befriedung Europas gemacht, das überhaupt möglich ist. Dieses Angebot erhält seine besondere Bedeutung dadurch, daß es von einer nationalen deutsche» Regierung ausgeht, die sich in vollkommenem Vertrauen des Volkes befindet und die damit im höchsten Aufträge dieses Volkes handelt. Es erhält aber seinen geschichtlichen Wert nur durch die tatsächliche Voraussetzung, daß es das erste allgemeine europäische Abkommen sein muß, das seit dem Friedensoertrag von Versailles ohne jeden Zwang von Seiten aller Beteiligten abgeschlossen werden kann und das keinerlei neue Diskriminierung für irgend einen Staat enthält.
Dies ist aber die erste unabänderliche Voraussetzung für ein erfolgreiches und damit segensreiches Wirksamwerden dieses Angebots.
Denn Deutschland hätte natürlich auch einen anderen Weg zu gehen vermocht. Es hätte den durch den französisch-sowjetischen Vertrag praktisch aufgehobenen Locarnopakt auch für Deutschland als erloschen bezeichnen können, um sich unter Ver-
Kurze Tagesübersicht
In einer amtlichen Erklärung werden von der Reichsregierung die Einwande gegen den deutschen Schritt vom 7. März widerlegt und das französtsche Sicherheitssystem und Frankreichs Rüstungen der deutschen geringfügigen Besetzung der entmilitarisierten Zone gegenübergestellt.
*
Am Donnerstag sprach der Führer in einer Riesenkundgebung in Karlsruhe, Ministerpräsident Eöring in Königsberg und Reichsminister Dr. Eöbbels in Hamburg.
In London begannen am Donnerstag die Besprechungen der Locarnomächte.
Für das Handwerk sind neue Vorschriften über dir Meisterprüfung erlassen worden.
Im französischen Senat wurde nun der Nussenpakt mit großer Mehrheit angenommen.
In Japan kam es zur Verhaftung von der Spionage verdächtigen Kommunisten, die in der Sowjctbotschast in Tokio angestellt waren.
zrcht auf eine Strecke milrtürijcye Besetzung oes Ryetnlandes, aber unter Berufung und Auswertung der eigenen nationalen Kraft, von jeder europäischen weiteren Zusammenarbeit zurückzuziehen.
Die deutsche Reichsregierung hat es aber abgelehnt, einen Weg einzuschlage«, der nur zu einer negative», weiteren Zerreißung Europas geführt habe» würde, sonder« versucht, einen großen konstruktiven Plan zur endgültigen Befriedung dieses Kontinents vorzulegen.
Sie wünscht daher auch nichts sehnlicher, als mit Frankreich und den anderen europäischen Mächten in aufrichtige Verhandlungen einzutreten über die Realisierung dieses Planes und sie hat deshalb, um von der französischen Volksseele auch jeden Schein eines bedrückenden fait accompli oder gar einer Bedrohung zu nehmen, die Remilitarisierung ihres eigenen Gebietes zunächst in einer Form vollzogen, dietatsächlrchnurals symbolhaftzu w e r t e n i st.
Sie ist weiterhin, wenn dies als nützlich empfunden wird, bereit, für die Dauer der Verhandlungen zu erklären, daß sie hierin unrer Voraussetzung einer analogen Einstellung der französischen und belgischen Regierungen auch keine Aenderungen eintreten laiien wird.
Sie würde jedoch unter keine« Umständen anf irgendwelche souveränen Hoheitsrechte Verzicht leisten in der Ueberzeugnng, daß damit auch die zukünftige Befriedung Europas schon wieder auf solchen erzwungenen Verzichte« und damit moralischen Diskriminierungen aufgebaut würde, die dann den Keim der nagenden Schande einerseits und damit der latenten Unzufriedenheit andererseits in sich tragen müßten.
Was aber die deutsche Regierung anstrebt, ist nicht der Abschluß von Verträge«, die, weil für ein ehrliebeudes und anständiges Volk mit moralischen Belastungen verknüpft» äußerlich und innerlich doch wieder unglaubhaft blieben, sonder« die Herstellung einer wirkliche» und tatsächlichen Befriedung Europas für das nächste Vierteljahrhuudert und zwar einer Befriedung, die in sich de« Charakter einer unbedingten europäischen Rechtsordnung besitzt, die sich aufbaut auf den freie» Entschlüssen gleichberechtigter europäischer Völker und Staaten. Und nur was unter solchen Voraussetzungen dann unterzeichnet wird, kann infolge seiner Uebereinstimmung mit den Ehrbegriffen der Nationen auch mit Ehren gehalten werden und wird, insoweit es sich um Deutschland handelt, genau so ehrenhaft eiu- gehalten werde».
Sollte diese Auffassung aber nicht die Zustimmung der anderen Regierungen erfahren, dann wird die deutsche Regierung selbstverständlich ihre Vor>chläge zurückziehen und bauend aus die Zuverlässigkeit, die Treue und den geschichtlichen Opfermut und Opfersinn des deutschen Volkes von nun an lieber eine ehrenhafte Vereinsamung wählen, denn als diskriminierte Nation in der Gemein- > schaft anderer zu lebe«.
Der Führer in Karlsruhe
Karlsruhe, 12. März. Seit Tagen hat die Stadt und mit ihr die ganze Südwestmark eine große Freude beherrscht, den Führer des deutschen Volkes erwarten zu können. Am Donnerstag, dem Tag seiner Ankunft, pulsierte durch die mit Fahnen und mit Tannengrün überreich geschmückten Straßen ein Leben, wie es Karlsruhe kaum kennt. Schon in den Mittagsstunden stauten sich freudig erregte Massen in den Straßen, durch die der Führer leinen Weg zur Hochschulkampfbahn nehmen mußte. Mit dem Vorrücken der Nachmittagsstunden wurden die wartenden Menschen zu tief gegliederten Mauern. Sie warteten unentwegt auf den Augenblick, da sie dem Führer in die Augen schauen und ihm ihre Dankbarkeit zeigen durften. SA., SS. und Arbeitsdienst hatten Mühe, durch Sperrketten für Einhaltung der Ordnung zu sorgen.
2n die Zufahrtsstraßen ergoß sich ein steter Strom all derer, die dem Riesenzelt zueilten. Von etwa 16 Uhr ab brachte Sonderzug um Sonderzug unübersehbare Menschenmassen, die in vorbildlicher Organisation vom Bahnhof aus über die östlichen Straßcnteile der Mittelstadt zur Hochschulkampfbahn geleitet wurden. Riesigen Schlangen gleich wandten sich die Menschen in ununterbrochener Folge über zwei Stunden durch die Straßen dieses Stadtteils. Inzwischen waren die Abteilungen aller Gliederungen der Partei aufmarschiert zum Abmarsch nach dem Riesenzelt.
Ankunft des Führers auf dem Flugplatz
Auch auf dem festlich geschmückten Flugplatz sammelte sich im Laufe des Nachmittags eine große Menge erwartungsvoller Menschen. Um die 5. Nachmittagsstunde erschien die badische Regierung, mit dem badischen Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner an der Spitze. Es versammelten sich die führenden Persönlichkeiten der Partei und der Behörden, darunter der Oberbürgermeister der Stadt. Kurz vor 18 Ubr erschien das
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