Senderuf Dr. Leys am Freitag, den 28. ^Februar, der im Anschluß an den Nachrichtendienst um 20 Uhr und 22 Uhr von sämtlichen deutschen Reichssendern übertragen wird, erfährt diese letzte große Aktion des WHW., wie das Presseamt der Deutschen Arbeitsfront mitteilt, seine Eröffnung. Dieser Appell wird das Ohr vieler Millionen Volksgenossen erreichen, die in den nächsten beiden Tagen als Sammler oder bereitwillige Geber eine selbstverständliche Pflicht erfüllen.
Zum erstenmal wird auch die Sammelbüchse in den Betrieben und Geschäftshäusern kreisen. Volksgenossen! Ihr am Arbeitsplatz, der viele vor Not bewahrt oder aus dem Elend herausgeführt hat, erinnert Euch, daß Ihr noch Pflichten habt denen gegenüber, für die Not und Armut noch nicht beseitigt sind. Der Betriebsführer ist hier der erste Sammler und auch der erste Spender. In den Gaststätten, auf allen Straßen und Plätzen, in den Häusern, überall geht die Sammelbüchse des Winterhilfswerkes um. Sie wird jeden erreichen. Un das schaffende Deutschland verlangt von jedem, wenn er opfert, daß er es gern tut mit dem Bewußtsein, ein Opfer gebracht zu haben.
Dampflokomotive mit 175 Kilometer«
Berlin, 25. Febr. Die Entwicklung des Schnellverkehrs der Deutschen Reichsbahngesellschaft hat in den letzten Monaten außerordentliche Fortschritte gemacht. Auf der Strecke Berli n— Hamburg fuhr vor wenigen Tagen ein elektrisch betriebener Stromlinienzug die phantastische Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometer. Die sogenannten FDT-Züge sind bereits auf den verschiedensten Fernstrecken eingesetzt und erfreuen sich einer großen Beliebtheil beim reisenden Publikum. Weniger bekannt ist, daß die Reichsbahn auch Dampflokomotiven mit ähnlich hohen Fahrgeschwindigkeiten besitzt. Am Dienstag führte die Deutsche Reichsbahn zum erstenmal Dampfzugslokomotiven auf einer Pressefahrt der Oefsentlichkeit vor. Die Fahrt von Berlin nach Hamburg erfolgte mit der Vorsig-Stromlinien-Lokomotive, die Rückfahrt mit dem Henschel-Wegmann-Dampfzug. Vor der Abfahrt des Zuges machte Reichsbahndirektor Dr. ing. h. c. Fuchs den Versammelten Mitteilungen über die Entwicklung des Eisenbahnschnellverkehrs und insbesondere über die Bauart und die Eigenheiten der neuen Lokomotiven. Man habe sich entschlossen, eine Lokomotive entwickeln zu lassen, die einen 250 Tonnen schweren D-Zug dauernd fahrplanmäßig mit einer Geschwindigkeit von 150 Kilometerständen befördern und zur Einholung von Verspätungen die Geschwindigkeit auf 175 Kilometerstunden steigern könne. Mit der Durchbildung der Lokomotive seien die Borsig-Lokomotivwerke E.m.b.H. in Berlin-Tegel betraut worden. Es seien zwei Lokomotiven für Steinkohlen-Rostfeuerung der üblichen Bauart und eine dritte Lokomotive mit vorn liegendem Führerstand und Staubkohlenfeuerung bestellt worden. Die beiden Lokomotiven mit Rostfeuerung seien abgeliefert und in der Erprobung begriffen.
Auch diese Lokomotive hat einen Stromlinien-Blechmantel erhalten, der sie ganz umhüllt, sich vorn und hinten der abgerundeten Kopfform der Wagen anpaßt und bis über den größten Teil der Räder heruntergezogen ist. Der Wagenzug ist von der Wagenbauanstalt Wegmann u. Co. in Kassel gebaut. Der Zug hat 23 Sitzplätze im Speiseraum, 48 Sitzplätze zweiter Klasse und 144 Sitzplätze 3. Klasse. Um den Schwerpunkt möglichst niedrig zu halten, wurde der Fußboden nur 1090 Millimeter über SO. gelegt, gegenüber 1240 Millimeter bei den D-Zug-Wagen. Dr. Fuchs schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß auch diese Züge recht bald die Gunst des reisenden Publikums gewinnen und damit zur Belebung des Verkehrs beitragen möchten.
Bon Hamburg nach Berlin zurück
mit der Borsig-Stromlinien-Lokomotive
Berlin, 25. Febr. Mit dem Henschel-Dampfzug war man vormittags von Berlin nach Hamburg gefahren, mit der Vorsig- Stromlinien-Lokomotive wurde die Rückfahrt angetreten. Auch diese Lokomotive war bereits auf der Nürnberger Jubiläums- Ausstellung der Deutschen Reichsbahn zu sehen. Sie war unter all den Fahrzeugen, die dort gezeigt wurden, mit ihrer langgestreckten Stromlinieneinkleidung vielleicht der allerstärkste Eindruck. Bei den Probefahrten hat diese Dampflokomotive eine Schnelligkeit bis zu 197 Stundenkilometer erreicht. Um 15.37 Uhr verließ der Zug, wiederum mit rund 200 Fahrgästen besetzt, den Hamburger Hauptbahnhof. Die Lokomotive zog einen 260 Tonnen schweren D-Zug, bestehend aus einem Lokomotiv-Meß- wagen und 4 D-Zugwagen 1. und 2. Klasse in neuester Bauart. Wieder hatte man, wie bei der Hinfahrt am Vormittag, das Gefühl eines völlig ruhigen Laufens und größter Sicherheit. Auch dieser Zug raste mit einer Geschwindigkeit von zeitweise 187 Stundenkilometer durch die Lande. Man
Der dicke Müller siedelt
Ein hÄdersr u. nachdenklicher. Roman von Walsgang Marken.
4 Nachdruck verboten
Die Kinder hingen mit d-r ganzen Liebe am Vater, der wiederum!in feinen Kindern aufging.
„Wir haben dich gar nicht gehört, Vati!" sagte Ursel mit glücklichem Lachen. „Ich -habe doch dem Jörg das Bilderbuch gezeigt, das du mir zu meinem Geburtslage geschenkt hast."
.Kann denn der Jörg schon lesen?"
Der Kleine nickte ernsthaft.
„Ganz fein Vati! Bloh die Buchstaben, d.e kenn ich noch nicht!" Herzlich lachte Hans Müller auf und nahm den Baben ans den Schoß. „Ich kann auch nicht lesen," sagte er jetzt kläglich. Ursel muh dem Vati das Märchen -einmal oorlestn!"
„Aber Vati, du schwindelst!"
„.Erzähl mir nun schon einmal das Märchen!"
„Hör gm zu, Vati! Der dicke Müller siedelt!"
„Was?" verblüfft fuhr Müller aus. ,Wer siedelt?"
„Der dicke Müller!" entgegnete Ursel wichtig. .Aber du bist das nicht! Nein, nein, der Mann, der hier drin vorkommt, der 'ist dick geworden, well er faul war und nicht gearbeitet hat! Aber du arbeitest doch den ganzen Tag!"
„Das ist ja sichtbar -interessant! Erzähl mir -einmal die ganze Geschichte!"
Ursel -begann mit wichtigem Gesicht.
„Also da war «in Mann, der hatte eine Mühle drum hieß er auch Müller! Und der arbeitete nicht und war faul!"
„Weil er so schrecklich viel Geld hatte!" siel Jörg eifrig ein. ,Za doch!" meinte Ursel altklug. .Und 'da hatte er lauter Gesellen die arbeiten muhten, und er sah immer in der Sonne uüd rauchte eine Pfeife nach der andern!"
„So ein Faultier!" bemerkte Hans Müller schmunzelnd. „Aber da schmeckte ihm mit einem Male kein Essen mehr, auch die Pfeife nicht und er wurde ganz ungücklich!"
kann sich kaum noch vorsteUen, daß vor knapp dret Jahren dis Höchstgeschwindigkeit um 90 Stundenkilometer herum lag. Heute ist die doppelte Geschwindigkeit fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Es wird voraussichtlich eine Frage der Wirtschaftlichkeit sein, ob die Reichsbahn in Zukunft auf diesen oder jenen Strecken Dampfzüge oder Schnelltriebwagen einsetzt. Eines aber hat der heutige Tag mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß nämlich die Deutsche Reichsbahn und der deutsche Schienenfahrzeugbau ihre führende Stellung in der Welt zu behaupten verstehen.
Eden über die britische Politik
Zwei Ziele: Völkerbund und kollektive Sicherheit
Außenminister Eden begann im Unterhaus seine Rede mit einer Darstellung der britischen Politik im Abessinien-Konflikt. Von Januar bis April 1935 habe die Regierung zu vermitteln versucht. Sobald der Krieg erklärt war, sei innerhalb von zehn Tagen Italien zum Angreifer erklärt worden. Das scheine ihm eher von bemerkenswerter Schnelligkeit zu zeugen. Die wirtschaftlichen Sanktionen übten in Italien bereits ihre Wirkung aus, wie das aus den Eotdsammlungen hervorgehe. Die Sühnemaßnahmen würden zuletzt einen bedeutsamen Einfluß auf die Erreichung der Hauptziele des Völkerbundes, die Einstellung der Feindseligkeiten, haben. Der Völkerbund erwäge nunmehr einen Schritt, der ein Gebrauchsgut betreffe, das sich zum größten Teil in den Händen von Nichtmitgliederstaaten befinde. Der Anteil der Vereinigten Staaten an der Oelaus- suhr nach Italien sei vom September 1935 mit 6,3 Prozent im Oktober und Dezember auf 17,8 Prozent gestiegen. Das Oel habe in seinen, Edens, Augen keinerlei symbolische Bedeutung, .es müsse daher wie alle anderen Sühnemaßnahmen unter dem Gesichtspunkt behandelt werden, ob eine Oelsperre dazu beitragen werde, dem Krieg Einhalt zu gebieten. In diesem Geiste werde die Regierung die Frage prüfen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Er könne dem Hause versichern, daß es die Politik der britischen Regierung geblieben sei, stetigen und kollektiven Widerstand gegen jeden Angreifer zu leisten. Bei ihrer Entscheidung werde sich die Regierung durch die Entscheidung des Völkerbundes selbst leiten lassen. Es gäbe keine Schwäche und kein Schwanken.
In der Frage derkolonialenRohmaterialien stellte Eden fest, daß die Regierung keineswegs von dem Vorschlag Haares in dieser Frage abgerückt fei. Sie sei durchaus bereit, jederzeit eine Prüfung dieser Frage vorzunehmen. Eine solche Prüfung finde zweckmäßigerweise in Genf statt. Der richtige Augenblick jedoch für eine solche Prüfung hänge von vielen Umständen ab, wie z. B. der Haltung anderer Mächte zu diesem Vorschlag. Die internationale Lage sei viel zu vielgestaltig, als daß diese Frage mehr als einen Teil der Schwierigkeiten darstelle. Er wiederholte jedoch, daß die Regierung bereit sei, in eine Prüfung der Frage einzutreten.
Eden behandelte dann dieägyptischeFrage und sagte, er hoffe, daß die Besprechungen am 2. März ein erfolgreiches Vorspiel für die eigentlichen Verhandlungen sein würden.
Der Außenminister wandte sich darauf der internationalen Lage zu. Der Kurs, den England in den nächsten zwei Jahren steuere, werde in der internationalen Lage von ent>chei0eriderBedeutung sein. Es sei kein großer Beitrag zu der kollektiven Weisheit der Welt, wenn er feststelle, daß man 18 Jahre nach Kriegsschlutz den gleichen Fragen gegenüberstehe wie 1914. Die Kriegsgeneration habe es sich zur Aufgabe gemacht, eine Wiederholung der Leiden, die sie ausgehalten habe, zu verhindern. Großbritannien glaube, daß diese Politik am ehesten die Aufrechterhaltung des Friedens sichere. Zwei Bedingungen seien aber unentbehrlich:
1. daß das System wahrhaft kollektiv sei und so mächtig, um jeden möglichen Angreifer innerhalb oder autzeryalb abzuschrecken;
2. daß Großbritannien entschlossenund stark genug sein müsse, um seine Rolle in ihm spielen zu können.
Solange es keine allgemeine Abrüstung gebe, könne es auch fürEroßbritannienkeineeinseitigeAbriistung geben, welchen Verlauf auch immer die Ereignisse in Zukunst nehmen würden. Er bedauere, daß vermehrte Ausgaben für Rüstungen unvermeidlich geworden seien. Es handle sich um unproduktive Ausgaben, aber eins sei tröstlich: eine Stärkung der kollektiven Sicherheit sei die billigste Form der Wiederaufrüstung. Sie sei billiger als eine Wiederaufrüstung innerhalb des Vorkrieyssysrems und unendlich viel billiger als eine Wiederaufrüstung innerhalb einer Isolierung. England müsse wieder aufrüsten, weil es an Vertrauen in den guten Willen der Rationen iehle. weil diese von Furcht besessen seien. Hier liege die politi'che Aufgabe des Völkerbundes und Großbritanniens: Die
Jörg konstte -es nicht erwarten, -d-aß es wel-tor-ging, und -er Gel abermals e-in: „Und -d-a kam ein Mann, der mar -ein Bauer, d-sr 'fleißig -auf dem Felde arbeiten mußte -und der st-g-t::" „Ich weiß, was -dir fehlt!" 'sprach jetzt Ursel we-it-e-c und -nahm das Tempo -schneller, damit ihr der Jörg nicht wieder dazwischen kam. „Der fehlt Arbeit! Dir fohlt Bewegung, drum bist du so dick geworden. Du bist immer satt und das nimmt alle Freude weg!"
„Wenn -ich -satt -bin, dann freu ich mich aber -immer, Vati!" warf jetzt Jörg e-in.
„Das ist doch -was -anderes, du dummer Bub!" sagte Urjsel ärgerlich. ,Stör mich doch nicht 'immer!"
„Willst du msinen Buben sticht so -astschnauzen!" -verwahrte sich jetzt Hans Müller -mit 'komischem Ernst.
Ursel -fiel ihm um den Hals. „Aber Ba-tt, -ich meins doch nicht so!" Schon g-ut! Und nun weiter!"
„Und dann hat «r 'gesagt, er soll ein Haus bauerr ein -schönes Haus mit einem Garten! -Und -soll sich -tüchtig mii bücken und Äi-e Lasten schleppen -und ausgraben! Und das -hat er -gemacht und dann ist er wieder e-in -glücklicher Mensch -geworden -und war nicht mehr der dicke Müller! Guck doch, Vati! Hier . dH . wie dick «r da ist! U-Nd 'hier da gräbt er ein Loch, wo das Haus rein soll! Da schwitzt er fürchterlich, und da wird er schon dünner! Und -hier . . wo das Haus fertig ist, da ist er überhaupt sticht mehr dick!"
„Die Geschichte hat euch wohl -sehr gefallen?"
Die Kinder bejahten beide.
Schade, daß wir nicht so ein Haus haben, Vati!" sagte Ursel nachdenklich. „Du . das kost wohl viel Geld?"
„O ja, es langt!"
„Mehr als 'hundert Mark?"
„Hm . . ja, ein bischen mehr!" -lachte Hans -Müller selig.
Die Geschwister sahen sich an -und nickten sich wichtig zu. Bis der kleine Jörg 'seinen Kopf -schmeichelnd an -Bat-is Backe -legte und sagte : „Vati, bau ein Haus! Ein schönes, -kleines Haus! Ganz klein brauchts zu sÄ-n. Du ein Zimmer . . Mutti bin Zimmer . . Ursel ein Zimmer . -und ich ein ganz -ganz kleines Zimmer. Ich bin doch so klei-nl"
Furcht vor einem nicht herattsgesörderten Angriff könne nur beseitigt werden und müsse beseitigt werden durch die allmähliche Stärkung der kollektiven Sicherheit, bis jede Nation Überzeugt sei, daß ein Angriff sich unter keinen Umständen bezahlt mache. Es sei daher wesentlich, daß wenn die Politik des Fe st Haltens am Völkerbund und der kollektiven Sicherheit erneut bestätigt werde, klar unterschieden werde zwischen dieser Politik und der Einkreisung. Die britische Regierung nehme ihren vollen Anteil an der kollektiven Sicherheit. Sie wolle keinen Anteil an einer Einkreisung nehmen. Das letzte Ziel Englands müsse ein weltumfassendes System der kollektiven Sicherheit sein, das alle Nationen umfasse, dessen Autorität nicht in Frage zu stellen sei. Allerdings sei man von diesem Ziel zur Zeit noch weit entfernt. Europa müsse heute und innerhalb der nächsten Jahre zwischen Zusammenarbeit und Verfall wählen. ...
Dre Aussprache
Nach Außenminister Eden sprach der Fraktionssührer der liberalen Opposition, Sir Archibald Sinclair, der die bisherigen Maßnahmen der Regierung auf dem Gebiete der Sühnepolitik als nicht weitgehend genug kritisierte. Sinclair forderte die Verhängung der Oelsperre, die auch ohne Beteiligung der Vereinigten Staaten von Amerika von Nutzen sein werde. Nicht die Sühnemaßnahmen seien gescheitert, sondern der Mut und die Entschlossenheit der Regierung bei ihrer Anwendung.
Der rechtskonservative Abgeordnete Amry fragte den Außenminister, ob es notwendig gewesen sei, so starke Maßnahmen gegen Italien zu treffen, zumal dem bekannten Geheimdokument zufolge keine unmittelbaren britischen Interessen auf dem Spiele stünden. Seit zehn Jahren habe England die Völkerbundssatzung, wenn auch nicht dem Buchstaben nach, so doch ihrem Inhalt nach mißachtet. Warum glaube es jetzt bei der Auslegung seiner Pflichten gemäß der Genfer Satzung so weit gehen zu müssen? Eine Oelsperre würde ebenso nutzlos sein wie die übrigen Maßnahmen. England habe die Stresa-Front zerbrochen und dadurch Frankreich in die Arme Sowjetrutzlands getrieben. Wenn Eden erklärt habe, daß England sich an einer Einkreisung nicht beteilige, so stehe fest, daß die Lage dennoch derjenigen vor 1914 gleiche. ..Ich glaube nicht", so fuhr Amry fort, „daß Deutschland irgend etwas gegen England oder gegen Frankreich im Schilde sübrt."
Auch der konservative Abgeordnete Boothby kritisierte die Eden-Rede, weit sie die künftige Politik Englands nicht klar genug darleae. Habe die Regierung neue Nachrichten über die Aufrüstung Deutschlands oder über die Verletzlichkeit der englischen Flotte erhalten? Fast sämtliche europäischen Regierungen seien heute der Auffassung, daß England ständig seinen außenpolitischen Kurs ändere, um seinen Interessen zu dienen.
Der unabhängige Arbeiterparteiler Wedgwood erklärte, daß England nicht die geringste Furcht vor Mussolini habe. Was man in England befürchte, sei das neue Deutschland (!) und nichts anderes.
Für die Regierung schloß der Unterstaatssekretar für Auswärtige Angelegenheiten, Lord Cranborne, die Aussprache ab. Unter dem Gelächter und dem Beifall des Unterhauses erklärte er, daß England der italienischen Presse für die Veröffentlichung des Geheimdokumentes seinen tiefempfundenen Dank aussprechen müsse. Die Sühnemaßnahmen würden immer wirksamer, und viele italienische Ausfuhrzweige würden bereits von ihnen betroffen. Die italienische Regierung habe bereits aufgehört, Mitteilungen über ihre Goldreserven zu veröffentlichen. Das sei sehr bezeichnend, und das Einsammeln von Eheringen sei für einer große Nation eine traurige Sache. Die Sühnemaßnahmen seien nicht als eine Strafe, sondern als ein Abschreckungsmittel gedacht.
Dann beschäftigte sich das Unterhaus mit dem militärischen Zusatzhaushalt zur Kostendeckung der durch den italienisch-abessi- nischen Konflikt verursachten Sondermaßnahmen, der in Höhe von 4,8 Millionen Pfund verabschiedet wurde.
*
Londoner Pressestimmen
Zur Unterhaus-Erklärung Edens London, 25. Febr. Die Morgenblätter verhehlen nicht eine gewisse Enttäuschung über die Unterhaus-Erklärung Edens. Diese Enttäuschung kommt besonders stark in den Oppositionsblättern zum Ausdruck, die sich darüber beklagen, daß die Regierung immer noch keine Entscheidung in der Frage einer Oelsperre getroffen habe. Die Blätter sind sich darüber einig, daß die Aeuße- rungen Edens nichts wesentlich Neues gebracht haben.
Der den Regierungstreuen nahestehende „Daily Telegraph" bezeichnet es als den Angelpunkt der Erklärung, daß der Frieds nur durch ein starkes England gesichert werden könne. Die Abte h nu n g e i n e r E in k r e i s u n g s p o l i t i k wird im „Daily Expreß" als der wichtigste Punkt der Regierungserklärung be-
Ganz warm munde dein Marm-e -bei 'den Worten seines kleinen Söhnchens.
„Ustd ein Ganten -muß dabei sein, Vati!" phantasierte der Kleine mcit-er. „Und da muß eine Hul-ehu'legans -sein! Weiht 'du, Batt, -die -s-o -wackeln!"
„Er meint ja -eine Ente, Batt!" 'sagte Urls-el -all-klüg. „Da muß aber -auch ein Teich da 'sein."
„Ein Teich . . !" j-ubili«.rte der Kleine. „Kahnsahren! Vati . . 'fährt Jörg -über den Teich. Und da 'ist ein Klapperstorch im Teich. Ustd . -und . Meine Täubchen, Batt, !so -mit . mit Brief im Schnäbel. Wenn dann Mutti -wieder >sort- stieigt . . -dann schick ich Mu-tt'i -einen Brief mit dem Täubchen!
Hans versank -in Träumen. Was seine Kinder da erzählten, war ja die -eigene Sehnsucht des Herzens, -die' immer noch ungestillt war.
„Ich -möchte -schon ein Haus bauen, Kinder . .1 sagte e-r- oerle-gen. „Aber Mutti mag -ja nicht!"
Die jähe Freude -auf den Zügen dar Kinder erlosch.
„Mutti mag nicht!" wiederholte der kleine Jörg.
„Nein, die mag -nur in der Stadt leben!"
Ursel schmisgt-e sich -an den Vater ustd sagte leise: „Du Bati . . -ich weiß, wie -mir es machen! Du baust -ein Haus! Wir sagen -es -aber 'keinem Menschen! Der Büb -auch nicht! Ustd -wenn es dann fertig ist, dann ziehen wir in das Haus, und wenn dann die Mutti sieht, -daß Vatti nicht mehr so dick ist, dann kommt -sie mit! Die kommt bestimmt mit, Vati!
„Meinst du?" lachte der Vater.
„Mutti hat -dich doch lieb, Batt! Vielmehr als mich und den Bub!"
sprechen. „Mutti li-ebt uns doch alle!"
"Nein, nein Vati!" -Feindselig kam es aus des M Munde. „Multi ist immer fort! Immer läßt sie uns < Muttt-spielt ms -Mit mir wie Erik-as Mama! Und den . . ach, den laßt sie -immer Hanna -ins Bett brinq-en' dann weint der Bub immer!" ^
(Fortsetzung folgt), -