politische,i System Rußlands und der russischen Politik der Weit­revolution."

Hilfswerk Mutter und Kind berichtet:

4,7 Millionen Familienmitglieder wurden betreut

Berlin, 23. Febr. Die im Jahre 1934 begonnene Arbeit des Hilfswerks Mutter und Kind der NSV. hat sich so erfreulich entwickelt, daß der jetzt herausgegebene vorläufig Jahresbericht für 1935 bereits mit stolzen Zahlen aufwarten kann. Danach be­trägt die Zahl der hilfsbedürftigen Familien, die von der wirt­schaftlichen Hilfe erfaßt wurden, 1023 034, die Zahl der betreuten Familienmitglieder 4 702 526. Es wurden weiterhin 460 329 werdende Mütter und Wöchnerinnen sowie 17 108 ledige Mütter betreut. In 24 336 Fällen wurde Arbeitsplatzhilfe gewährt.

Zur Erholung verschickt wurden im Berichtsjahr 65 676 Mütter. Die Zahl der Erholungstage belief sich auf mehr als 1,8 Millio­nen. Zur Entgegennahme von Anträgen und zur Beratung der Mütter sind 23 332 Hilfs- und Beratungsstellen eingerichtet wor­den. lieber 99 000 Helfer und Helferinnen haben sich im Be­richtsjahr in den Dienst der Arbeit gestellt. Die Hilfs- und Be­ratungsstellen wurden von 2,6 Millionen Besuchern ausgesucht. Wesentlich erhöht konnte die Zahl der Krippen und der Kinder­gärten werden. Sie beträgt zur Zeit 1147. Dazu kommen noch die 711 im Sommer 1935 eingerichteten Ernte-Kindergärten. Die Zahl der in den Kindertagesstätten der NSV. 1935 betreuten Kinder betrug 445170.

Zur Durchführung aller dieser Leistungen wurden mehr als 27 Millionen RM. aufgewendet, wovon auf die Müttererholung rund 9,8, auf die wirtschaftliche Hilfe einschließlich Bett- und Kinderwäsche, Ernährungsbeihilfe und ledige Mütter 10,8 und auf die Hilfe für werdende Mütter, Wöchnerinnen und ledige Mütter 1,7 Millionen RM. entfallen. Schließlich ist noch der Betrag von 4,6 Millionen RM. hervorzuheben, der für Kinder- Tagesstätten und örtliche Erholungspflege aufgewendet wor­den ist.

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Bremslichter und Fahrtrichtungsanzeiger

Berlin, 23. Febr. Nach der Reichsstraßenverkehrsordnung müs­sen die Brems-(Stop-)lichter bei Kraftfahrzeugen und ihren Anhängerngelbrot" sein. Bisher wurde bei der Beurtei­lung der Farbe der Bremslichter Nachsicht geübt. Nachdem die neuen Vorschriften fast anderthalb Jahre in Kraft sind, sollen sie nunmehr voll durchgeführt werden. Es werden deshalb vom 1. Oktober 1936 an Bremslichter beanstandet werden, die in den Vorschriften der Reichsstratzenverkehrsordnung nicht entsprechen. Vielfach bestehen Zweifel, ob Fahrtrichtungsanzeiger und Brems­lichter vorgeschrieben sind. Deshalb wird darauf hingewiesen, daß nach der Reichsstraßenverkehrsordnung der Führer eines Fahrzeuges oder Zuges anderen Verkehrsteilnehmern anzuzeigen hat, wenn er seine Richtung ändern oder anhalten will. Die Art der Zeichengebung ist freigestellt; einZwangzur Anbringung von Fahrtrichtungsanzeigern und Bremslichtern besteht mit­hin n i ch t; sie müssen aber gefordert werden, wenn eine ein­deutige Zeichengebung ohne solche Hilfsmittel nicht möglich ist. Werden sie verwendet, dann müssen sie der Reichsstratzenverkehrsordnung entsprechen.

Am Grabe Horst Wessels

Berlin, 23. Febr. Milder Sonnenschein lag am 6. Todestag über dem Grabe Horst Wessels auf dem Nikolai-Friedhof. Zwi­schen den Lebensbäumen, die die Grabstätte umgeben, sah man links und rechts zahlreiche frische Kranz- und Blumenspenden. Kurz nach 16 Uhr erschien mit einem Adjutanten Stabschef Lutze. Eine Ehrenwache des Traditionssturms 5Horst Wessel" hatte vor dem Grabe Aufstellung genommen. Der Stabschef legte einen großen Kranz mit roter Schleife nieder, die die Aufschrift trägt:Dem toten Kameraden Der Stabschef". Dann widmete der Stabschef dem Toten ein stilles Gedenken. Vorher hatte Prinz August Wilhelm die Grabstätte aufgesucht und einen Kranz aus duukelroten Rosen mit weißer Schleife und der Wid­mung:Dem Andenken meines Freundes Horst Wessel in SA.» Kameradschasr - August Wilhelm, Prinz von Preußen" gebracht.

In der Kammer verprügelt

Paris, 22. Febr. Die Leidenschaft, mit der der Streit um den Eowjetpakt in der französischen Kammer geführt wird, hat zu schwerenAusschreitungeninder Kammer geführt. Der kommunistische Abgeordnete Ramet überfiel den nationalen Abgeordneten Henriot im Konferenzsaal der Kammer, der Kommunist warf sich mit geballten Fäusten auf Henriot und versetzte ihm, ehe dieser sich zur Wehr setzen konnte, mehrere Schläge ins Gesicht und Fußtritte in den Unterleib. Herbei­eilende Abgeordnete trennten die beiden Gegner. Henriot hat durch sein letztes Auftreten in der Kammer die besondere Wut der Kommunisten ausgelöst. In vernichtenden Anklagen hat Henriot an Hand eines umfassenden Belastungsmaterials die Zusammenarbeit der französischen Kommu­ni st enmitderMoskauerZentralenachgewiesen und in der Angelegenheit des verhafteten Sowjetagenten Eber­lein peinliche Enthüllungen gebracht, insbesondere nachgewiesen, an welche Stellen in Frankreich die Summen gezahlt worden sind, die die Komintern Eberlein zur Verfügung gestellt hllt. Die französischen Kommunisten zählen den jungen nationalen Ab­geordneten Henriot, der sie seit langem mit Feuer und Schwert Verfolgt, zu ihrem gefährlichstem Gegner.

Komumnisten kehren zurück

Paris, 22. Febr. An der französisch-spanischen Grenze herrscht seit einigen Tagen lebhafter Pendelverkehr. Zahlreiche spanische Familien haben ihre Heimat verlassen und sind nach Frankreich ausgewandert. Auf der anderen Seite verlassen zahlreiche spa­nische Kommunisten französischen Boden und begeben sich nach Spanien zurück. Auf spanischer Seite wird eine strenge Grenz­kontrolle zur Beachtung der Devisenbestimmungen ausgeübt. Am Freitag wurden bei zwei spanischen Familien 100 000 bezw. 150 000 Peseten beschlagnahmt, die sie ohne Genehmigung aus­führen wollten.

Japanische Regierungsmehrheit gesichert

Tokio, 22. Febr. (Ostasiendienst des DNB.) Nach den um S Uhr früh vorliegenden Wahlergebnissen haben die Regie­rungspartei Minseito 155. die oppositionelle Seiyu- kai-Partei 112 die Arbeiterpartei 15, die Showakei 15, die Ko- kumin-Domei 9 und die übrigen Parteien 5 Sitze erhalten. Die 'Zahl der gewählten unabhängigen Abgeordneten beträgt 19. Man nimmt an. daß die Minseito 210 Sitze erlangen wird, so daß die Regierung zusammen mit den 40 Sitzen der regierungs­freundlichen Parteien insgesamt über 250 «timmen von 466 Ab­geordneten verfügen wird. Die politische Lage könne daher als " festigt angesehen werde«.

Flottenkonferenz vor Schwierigkeiten

Frankreich propagiert Luftpakt

London, 22. Febr. Die Blätter wollen wisien, daß der bri­tische Protokollvorschlag, der das Verfahren für die Einbeziehung der übrigen Mächte in das geplante Flottenabkommen regeln soll, in seiner gegenwärtigen Form nicht annehmbar sei. In der Frage der Tonnage warten die Franzosen zur Zeit noch auf die amtliche Antwort der amerikanischen Abordnung, die bekannt­lich in einer Schlachtschiffgröße von 35 000 Tonnen besteht, wäh­rend die Franzosen eine Größe von 27 500 verlangen. Die Agen­tur Preß Association bestätigt ferner, daß französtscherseits die Frage eines Luftab kommens aufgeworfen wurde mit dem Hinweis, daß die gegenwärtige Flottenkonferenz hierzu eine gute Gelegenheit biete. Auch das Reuter-Büro veröffentlicht einen längeren Bericht über den Stand der Flottenkonferenz und be­zeichnet die Besprechungen der letzten 48 Stunden als die wich­tigsten seit dem Ausscheiden Japans. Es seien europäische politische Fragen aufgeworfen worden, die wei­tere Verwicklungen herbeizuführen drohten und wegen deren Er­örterung der amerikanische Vertreter Norman Davis am Don­nerstag bei einem Besuch beim Außenminister Eden Einspruch erhoben habe. Wie verlaute, habe der englische Außenminister mit dem Vertreter Amerikas darüber übereingestimmt, daß sich die Konferenz so weit wie möglich auf die technischen Flotten- sragen beschränken sollte.

Die Lage, so fährt Reuter fort, werde jedoch durch die Ent­scheidung, dem eigentlichen Flottenvertrag ein Protokoll an­zuhängen, verwickelt. Der Zweck des Protokolls würde darin bestehen, die Maschinerie für die Befragung anderer Mächte wie Japan, Deutschland und Sowjetrußland zu liefern mit dem Ziel, die Unterschriften dieser Mächte noch vor Schluß des Jahres zu erhalten. In der Zwischenzeit würde der Flottenvertrag selbst lediglich von den jetzt verhandelnden Mächten mit einer vor­läufigen Unterschrift versehen werden. Es werde in ameri­kanischen Kreisen erklärt, daß Norman Davis ein Schrift­stück, das über ein Flottenabkommen hinausgehe, nicht einmal mit einer vorläufigen Unterschrift versehen könne. Die ameri­kanische Meinung sei in starkem Maße isolationistisch und auf Neutralität festgelegt und ein Vertrag, der irgend eine Bezug­nahme auf die europäische Politik enthalte, würde nicht die ge­ringste Aussicht haben, entweder vom Staatsdepartement oder vom Kongreß gebilligt zu werden. Reuter schließt seinen Bericht mit der Feststellung, daß keine weiteren Sitzungen der Flotten­konferenz stattfinden würden, ehe nicht diese Fragen hinter den Kulissen in irgend einer Form erledigt worden seien.

Vor einer Eden-Rede

London, 23. Febr. Die allgemeine Aufmerksamkeit wendet sich mehr und mehr der Rede zu, die Außenminister Edenam Mon­tag im Unterhaus halten wird. Die Veröffentlichung desEior- nale d'Jtalia" hat nun einen weiteren Punkt zu den bereits vor­handenen zahlreichen Themen hinzugefügt, die der Außenminister nicht vermeiden kann, selbst wenn er es wollte. Wie gründlich das Unterhaus bei der Vorbereitung der Debatte war, mag man daraus ersehen, daß ein konservativer Abgeordneter, dem die Aufklärung der italienischen Enthüllungen nichtgenügt, nachträglich Auskunft über jene vorzeitige Ver­öffentlichung des Hoare-Laval-Friedensplanes in der französischen Presse verlangt, über die Baldwin sich seinerzeit so bitter beklagte.

Ursprünglich sollte die Frage der Oelsperre den Angel­punkt der Debatte abgeben. In den letzten Tagen ist man sich aber bewußt geworden, daß die Ungewißheit des In- und Aus­landes über die Absichten der englischen Politik sich keinesfalls auf diesen einen Punkt beschränkt. Mr. Eden, dessen persönliche Zurückhaltung seit seinem Amtsantritt im Dezember für viele Völkerbundsenthusiasten das größte von allen Rätseln ist, wird zum erstenmal als Außenminister zum Hanse sprechen.

Die Oberhaus-Debatte hat gezeigt, daß die bestunterrichtete englische Öffentlichkeit über die Zukunft des Völkerbundes, dessen Revision die englische Regierung ablehnt, und über den zerstörerischen Geist der Sanktionspolitik stark beunruhigt ist. Mehr noch hat sie den Krebsschaden der europäischen Politik, die Zweifelhaftigkeit der internationalen Methoden aufgewiesen, mit denen England und andere führende Völkerbundsmächte ihre Beziehungen zu Deutschland ins Reine zu bringen trachten.

Zusammentritt des Achlzehner-Airsfchuffes

am 2. März

Genf, 23. Febr. Der Präsident der Sanktionskonferenz, Vas- concellos, hat den Achtehner-Ausschuß auf den 2. März ein­berufen. Auf der Tagesordnung steht der Bericht der Sachver­ständigen über die Durchführung der bestehenden Sanktionen und als zweiter Punkt die Beschlußfassung über die Ausdeh- nungderAusfuhrverbote auf Petroleum, Eisen, Stahl und Kohle.

Verständnisvolle Worte eines Franzosen

über Deutschland

Paris, 23. Febr.Deutschland wünscht den Krieg so wenig wie irgend ein anderes Land", das ist die Schlußfolgerung, die Marquis de Polignac, französisches Mitglied des Inter­nationalen Olympiaausschusses, aus seinen Beobachtungen an­läßlich seines letzten Aufenthaltes in Deutschland bei den Olym­pischen Winterspielen zieht.

Der Marquis erklärt imJournal", er habe den Eindruck, daß die deutsche Regierung durch ihre PolitikFreude durch Sport" ohne Hintergedanken kein anderes Ziel verfolge, als zu einer starken, gesunden und freudeerfüllten Nation zu gelangen. Das deutsche Volk sei sich bewußt, daß ein moderner Krieg dem Sieger nicht mehr Gewinn bringen werde als dem Besiegten. Oberster Wunsch des deutschen Volkes sei, sich gegen die Verheerungen der zersetzenden Politik der Sowjets zu schützen. Im übrigen > wünschedasdeutscheVolkernsthafteineAnnähe- rung an Frankreich. Diejenigen, die den spontanen Bc- geisterungsausbruch der 100 000 Zuschauer erlebt hätten, als die französische Abordnung und die französische Fahne begrüßt wur­den, seien davon tief ergriffen gewesen.

Zu den Olympischen Winterspielen selbst bemerkt Marquis de Polignac, daß alle Deutschen mit ganzer Kraft zu­sammengearbeitet und wahre Wunder vollbracht hätten, um auf dem Fest der Muskeln einen Sieg des sportlichen Geistes zu machen, einen Sieg deutscher Organisation und einer guten Aufnahme der Gäste. Niemals sei der olympische Geist, der durch gegenseitiges Verständnis und durch gegenseitige Achtung die Völker einander näherbringe, mit solcher Leiden­schaft zum Ausdruck gebracht worden. In einem Zeitraum von vier Jahren hätten die Deutschen mehr für die straffe Organi­sierung des Sports in der Jugend und für die Verallgemeine­rung der olympischen Idee in der Welt geleistet als irgend ein anderes Volk. Wie immer auch die Ansicht über das national­sozialistische Regime sein möge, man könne sich nur vor einer derartigen Anstrengung verneigen, die von einem solchen Erfolg gekrönt sei.

NeSerschivemnnmgskalasirophe in Spanien

Madrid, 23. Febr. Aus den spanischen Provinzen laufen fort­gesetzt neue alarmierende Nachrichten über die Ueberschwem- mungskatastrophe, besonders in Sevilla, Zamora und Valladolid ein. Zahlreiche Personen werden als vermißt gemeldet. In Sevilla sind ganze Stadtviertel unter Wasser ge­setzt worden. Das Wasser erreicht in den Straßen eine Höhe bis zu mehreren Metern. Zahlreiche abseits gelegene Bauernhöfe sind von jeder Verbindung abgeschnitten. In Sevilla sollen bis jetzt 10 000 bis 12 000 Personen in Notquartieren untergebracht wor­den sein. Die telephonischen Verbindungen in der Stadt sind zum größten Teil zerstört. In Valladolid trat der Esgueva aus seinen Ufern und setzte u. a. auch das Cervantes-Haus unter Wasser. Allein in den Bibliothekszimmern erreichte das Wasser eine Höhe von 2 Meter. Ueber 2000 Bände sowie wertvolles Mobiliar aus der Zeit des Dichters Cervantes sind vernichtet worden.

Die Ueberschwemmungen in Zamora sind die größten, die man seit dem Jahre 1860 erlebt hat. Der Duero führt 4.50 Meter Wasser über dem normalen Wasserstand. Der Verkehr auf den Landstraßen ist größtenteils lahmgelegt. Bei Sardo wurde eine 40 Meter lange Brücke von den reihenden Fluten fortgerisfen.

Keine Demobilisierung des italienischen Heeres

Rom, 23. Febr. Die im Auslande verbreiteten Meldungen, wo­nach Italien 500 000 Mann seines zur Zeit mobilisierten Heeres entlasten oder beurlaubt hätte, treffen, wie von zuständiger italie­nischer Seite erklärt wird, nicht zu. In Wirklichkeit seien nur die für die Frühjahrsbestellung in der Landwirtschaft üblichen Beurlaubungen erfolgt, deren Zahl jedoch das alljährlich übliche normale Maß nicht überschreite.

Lokales

Wildbad, den 24. Februar 1936.

Die Musikvereinskapelle, die am Sonntag mittag mit ih­rem Umzug durch die Stadt den Baden für ihr am Abend stak t- glssmtdenes wochtgslungMes Karnevaltreiben imSchwarz- waldhaf" verlbneitet hatte, wird heute abend nocheinmal auif den Plan treten, wozu sich bestimmt wieder zahlreiche Mas­ken einfinden dürsten. Den ^Faschings-Kehraus erlebt man dann am Dienstag abend in derAlten Linde", Wobei die Al-Kcibone-Kapelle" zum Tanz ausfpielt. Das sind die letzten Gelegenheiten, den WWdader Fasching 1936 voll nnd ganz ausznkosten.

Prüfungen für den Retterschein

Wichtig für die Jahrgänge 19111918

Auf Grund der Anordnungen des Reichsinspekteurs für Reit» und Fahrausbildung, SA.-Obergruppenführer Litzmann, wird sein Beauftragter für den Bereich der SA.-Eruppe Südwest, SA.» Obersturmführer Jenisch, mit den Prüfungen zum Erwerb des Reiterscheines in diesen Tagen beginnen. Die Prüfung kann jeder wehrfähige junge Mann der Jahrgänge 19111918 ablegen. Von besonderer Bedeutung ill der Reiterschein für die Jahrgänge 1914 bis 1918. Wer den Reiterschein besitzt, hat folgende Vorteile:

1. Bei freiwilligem Eintritt in das Reichsheer: Einstellung in den selbstgewählten Truppenteil im Rahmen der all­gemeinen gesetzlichen und militärischen Bestimmungen.

2. Bei pflichtmäßiger Aushebung: Bevorzugte Einstellung als Reiter oder Fahrer.

Es wird bei der Prüfung verlangt:

u) Reiten. Das Vorhandensein eines losgelastenen, ge­schmeidigen, mit den Bewegungen des Pferdes mitgehenden und gestreckten Sitzes. Das Reiten in allen drei Gangarten, Springen über niedrige Hindernisse.

b) Fahren. Kenntnis der Kreuzleine 22, Handgriffe bei Wendungen und Paraden, Verpassen landesüblicher Kum­met- und Sielengeschirre, Verkehrsregeln. (Nicht verlangt wird das Vorfahren von Gespannen.)

c) Pferdepflege. Putz und Wartung des Pferdes, Fütte­rungslehre (Tagesrationen, Tränkezeiten), Sattelung und Zäumung, Einrichtung behelfsmäßiger Stallungen in der Ortsunterkunft, Pferdeschonung und Pferdepflege auf dem Marsch.

Die Prüflinge haben möglichst mit einem Pferd zur Prüfung zu erscheinen. Wenn sie nicht selbst im Besitze eines Pferdes sind, müssen sie sich rechtzeitig mit den in Frage kommenden Reiter­stürmen der SA. und SS., Reit- und Fahrschulen usw. wegen Stellung eines Pferdes in Verbindung setzen. Ort und Zeit der Prüfungen wird durch die lokale Presse bekanntgegeben.

Die hauswirtschastliche Lehre

In heutiger Zeit besteht ein großer Mangel an gut ausgebil­deten Hausgehilfinnen. Nachdem aber der hauswirtschaftliche Beruf mehr denn je von maßgebenden Stellen befürwortet wird, und zu seinem Recht kommt, ist es dringend nötig, einen Stamm von gut ausgebildeten Hausgehilfinnen zu schaffen. Viele Eltern sind nicht in der Lage, ihre Tochter in eine Haushaltungsschule zur Ausbildung schicken zu können, die zweijährige hauswirtfchaft- liche Lehre ist eine kostenlose Ausbildung, die allen Volkskreisen zugänglich ist. Lehrsrau kann jede deutsche Hausfrau sein, dis ihren Haushalt mustergültig führt und die sich die Leitgedanken des Lehrvertrags zu eigen macht. Zwischen Lehrfrau und Lehr­ling wird ein Lehrvertrag abgeschlossen-, dieser bindet auf zwei Jahre, tritt aber erst nach einer sechswöchentlichen Probezeit in Kraft. Das Lehrmädchen ist eine regelrechte Arbeitskraft und mutz dementsprechend auch entlohnt werden. Für das erste Lehr­jahr kommt ein Lohn von 10 RM. in Frage und für das zweite Jahr werden 17 RM. an Lohn bezahlt. Weiter trägt die Lehr­frau den gesetzlichen Anteil an der Ortskrankeukasse, Jnvaliden- marken und den Beitrag des BdM. Die Ausbildung des Lehr­lings gliedert sich in fünf Hauptteile: Kochen und einfaches Backen, Hausarbeit, Waschen und Bügeln, Ausbessern und haus­wirtschaftliche Allgemeinbildung. Der Lehrling ist durch den Lehrvertrag zum Be uch der Fortbildungsschule verpflichtet, diese ergänzt durch praktischen und theoretischen Unterricht die häus­liche Ausbildung. Die Ausbildung verteilt sich auf vier Halb­jahre; es ist zweckmäßig, daß alle vorkommenden Arbeiten in den ersten beiden Halbjahren gezeigt werden, so daß das dritte und vierte Halbjahr hauptsächlich zur Wiederholung und Ver­tiefung des Gelernten dient. Die Vermittlung der Lehrmädchen geht durch das Arbeitsamt. Die Abteilung Volkswirtschaft -- Hauswirtschaft richtet einen'ernsten Appell an die deutsche Haus­frau, dem hauswirtschaftlichen Nachwuchs durch eigenen Einsatz auch die Möglichkeit zu verschaffen, diese Berufsausbildung zu erreichen, in dem sie die Erziehung des Zöglings mit Liebe und Umsicht in die Hand nimmt. Nach der zweijährigen Ausbildung hat der Lehrling eine Prüfung abzulegen; nach bestandener Prü­fung ist der Lehrling geprüfte Hausgehilfin und bekommt bei Ergreifung eines sozialpflegerischen Berufs die Lehrjahre als die geforderte hauswirtschaftliche Bildung angerechnet.