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s Nummer 39

Fernruf 47S

Montag, den 17. Februar 1936

Ausklang der 4.

Die Schlußfeier

iuter-Olympiade

der Winterspiele

Die Siegerehrung in Garmisch-Partenkirchen Nun über­nimmt Berlin die fünf Ringe

Die 4. Olympischen Winterspiele sind vorüber. Sie haben nicht nur das erfüllt, was sie von Anfang an versprachen, sondern sie sind darüber hinaus einer, ohne llebertrei- bung kann es gesagt werden, geradezu beglückenden Ange­legenheit dckr Völker geworden, die ihre Vertreter als Fah­nenträger ihrer Farben zu diesen großen sportlichen Win­terwettbewerben gesandt haben.

Deutschland als das Gastland hat mit der Durchführung der Winter-Olympiade mehr getan als Anlagen und Ge­bäude und was sonst alles zur Durchführung eines so gro­ßen sportlichen Festes notwendig ist, zur Verfügung zu stel­len. Im richtigen Lichte gesehen bildete Garmisch-Par­tenkirchen eine Probe auf ein Exempel, dessen Lö­sung wir wohl kannten, die aber gerade vom Ausland wie­derholt in Zweifel gezogen wurde. Bei der Winter-Olym­piade mußte Deutschland zeigen, daß es mehr vermochte als lediglich repräsentierende Gastgeberin zu sein. Es mußte mehr leisten als vielleicht sonst ein olympisches Land zu geben verpflichtet ist, denn gegen uns hatte sich eine be­stimmte Meinung verschworen, die fast noch bis zum letzten Augenblick versuchte, die Durchführung der Olympiade in Deutschland zu Hintertreiben.

Es war vergebliches Mühen. Ganz abgesehen davon, daß die Sportler in der Regel anders denken als die Politiker, spielte die Politik überhaupt keine Rolle. Daß sie gewisser­maßen unsichtbar doch zugegen war, ist schließlich verständ­lich. Im übrigen sind nicht wir es gewesen, sondern die Berichterstatter der ausländischen Presse, die sich nicht genug tun konnten, in erstaunten Berichten über das was sie nunmehr in Deutschland zu sehen und zu hören bekamen. So großartig, so wundervoll bis ins Kleinste organisiert hatte man es sich nicht vorgestellt, obwohl die Amerikaner genügend gezeigt haben, auf welcher Höhe der Technik sie stehen. (Diesmal waren es gerade die Amerikaner, die die große Sprungschanze kaufen, abbrechen und mit nach Ame­rika nehmen wollten!)

Für uns Deutsche aber geradezu grotesk waren dieFest­stellungen" der Auslandsvertreter der Weltpresse, daß der Führer, so oft er sich in Garmisch-Partenkirchen offiziell und inoffiziell sehen ließ,tatsächlich und wirklich" der Mit­telpunkt unbeschreiblich begeisterter Huldigung gewesen ist, von deren innerer Wärme und Aufrichtigkeit schließlich auch die ausländischen Gäste mitgerissen wurden. Gerade da­durch haben sie uns den Beweis erbracht, wie falsch und schief sie Menschen und Dinge bei uns bislang beurteilt haben. Haben sie sich aber zu dieser ersten Anerkennung durchgerungen, ist zu der nächsten Folgerung nur noch ein Schritt, daß nämlich auch die Politik Deutschlands genau so wahr ist und zu Recht besteht wie die Kundgebungen um den Führer, wobei wir in erster Linie an die wiederholten Bekundungen des Friedenswillens des deutschen Polkes durch Adolf Hitler denken.

Daran muß besonders erinnert werden in einer Zeit, in der außerhalb von Deutschland Gespräche und Verhandlun­gen stattfinden, von denen man den Eindruck gewinnt, daß sie die fünf olympischen Ringe und ihre symbolische Verbin­dung wie die Mündungen von Niesengeschlltzen oder als eine Aufforderung zu Kollektiv- und Sicherheitspakten in­nerlich verbunden durch Milliarden-Anleihen auffassen. In ähnlicher Sinndeutung könnte man in dem olympischen Feuer das Fanal eines Kriegsbrandes erblicken. Aber ge­rade darin zeigt sich die wunderbare Macht des olympischen Gedankens. Von den Hunderttausend Deutschen und Frem­den, die in diesen zehn Tagen der Winter-Olympiade das Raturkleinod im Werdenselser Land aufsuchten, hat keiner auch nur mit einem einzigen Gedanken an die politischen Dinge gedacht. Für sie wehten die Fahnen aller Nationen für- und nebeneinander und nicht gegeneinander. Für sie brannte das olympische Feuer als symbolisches Zeichen der Aufopferung, für sie waren diefünfRingeSinnbild wahrhaftiger innerer Verbundenheit und des Bekenntnisses zu dem gleichen olympischen Gedanken, das Beste einzusetzen, nicht um Rekorde willen, sondern um für ihre Völker und im Wettstreit dieser Völker für das olympische Ideal einzutreten.

Deshalb kommt es auch garnicht darauf an, nunmehr ge­geneinander abzuwerten, ob diese oder jene Nation ihre olympischen Medaillen verdient hat oder ob sie vom Glück begünstigt war. Ebenso töricht wäre es, die Nationen nach der Zahl der Medaillen abzustufen. Daß wir als Deutsche uns von ganzem Herzen darüber freuen, daß drei goldene Medaillen unseren Kämpfern und Kämpferinnen zugefallen sind, ja daß überhaupt die erste goldene Medaille gleich sine Deutsche errang, erfüllt uns mit berechtigtem Stolz.

Aber neidlos anerkennen wir vte Erfolge Ser übrigen Nationen im besonderen der Skandina­vier, die auch diesmal wieder bewiesen haben, daß sie in den Zweigen des Winter- und Eissports hervorragende Könner sind. Im übrigen ist die olympische Wertung durch die besten Sportsrichter die schwierigste, die es gibt. Wer durch das läuternde Feuer der Olympiawettkämpfe hindurch gegangen und als bewährt erfunden worden ist, darf sich stolz vor aller Welt als ein Olympiasieger bekennen.

Der Führer hat die Winter-Olympiade eröffnet und auch wieder geschlossen. Aus seiner Hand haben die Sieger und Siegerinnen die Medaillen empfangen, die sie sich in schwerem Wettkampf erobert haben. Dabei ist es nicht,' wie es ein Teil der Auslandsxresse sogar vorausge­sagt hatte, zu irgendwelchen Kundgebungen des national­sozialistischen Deutschland gegen die übrigen Nationen ge­kommen, sondern das dürfen wir heute mit Nachdruck un­terstreichen, gerade der Führer hat ein Vorbild dafür gege­ben, wie sich ein Staatsoberhaupt zu verhalten hat, wenn Verpflichtungen von derartiger internationaler Bedeutung auf ihm ruhen, wie dies bei den Olympischen Spielen der Fall ist. Kein Mißton hat den harmonischen Verlauf ge­stört. Garmisch-Partenkirchen war ein guter Anfang und ein verheißungsvoller Auftakt für die große Olympiade im Sommer in Berlin. Sie wird, das wissen wir schon heute, die Linie fortsetzen, die im bayrischen Hochland bei den Winterspielen bereits so glückversprechend begonnen hat.

Der SchLrrßtag der Olympiade

Garmisch-Partenkirchen, 16. Febr. Bereits um 8 Uhr früh wimmelte es im Olympiadorf von Menschen. Biele von ihnen hatten die Nacht schlaflos verbringen müssen, weil sie trotz aller verzweifelten Versuche keine Unterkunft finden konnten. Jedes Haus war bis zum letzten Winkel besetzt. Kurz nach der oritten Morgenstunde kommen die ersten großen Omnibusse mit Olym­piagästen. Sie haben eine weite Reise hinter sich. Auto um Auto rollt an. Der Hilfszug Bayern und die NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude" versorgen die Gäste mit warmen Geträn­ken. Bald nach 4 Uhr läuft der erste Sonderzug ein. Als es Tag zu werden beginnt, füllen schon an die 20 066 Besucher von auswärts die Straßen des Olympiadorfes. Alle Gaststätten sind schon um 8 Uhr morgens bis zum Bersten voll. Die riesige KdF.-Halle ist bis unter das Dach besetzt, und in den Straßen schiebt und drängt sich eine unübersehbare Menschenmenge.

Der Himmel ist bedeckt. Zeitweise spielt stch die Sonne durch, doch vermag sie das Gewölk bis jetzt noch nicht kräftig genug zu zerteilen. Die Temperaturen sind aber mild und liegen über Null. Der Strom der Neuangekommenden, mag bis gegen 10 Uhr über 180 000 Menschen betragen haben.

Der Führer kommt

Punkt 11 Uhr war der Führer und Reichskanzler mit dem Sonderzug in Kainzenbad, einer kleinen Bahnstation in der Nähe des Skistadions, eingetroffen. In seiner Begleitung be­fanden sich Reichsminister Dr. Eöbbels, Reichsstatthalter, Ritter von Epp, Botschafter von Ribbentrop und General- rnspektor Dr. Todt. Der Führer wurde von den vielen Tau­senden, eie vor dem Stadion standen, mit jubelnden Heilrufen begrüßt.

Begeisterter Jubel begleitet den Führer auf die Ehrentribüne, wo vorher schon führende Persönlichkeiten des internationalen -ortlebens, ferner Ministerpräsident Göring, Reichsminister F , i ck, die Staatssekretäre Lammers und Dr. Psundt - ner, Ministerpräsident Siebert und viele andere führende Männer des Staates, der Bewegung und der Wehrmacht stch eingefunden hatten.

Wenige Minuten später ging der erste Springer über die Schanze; der Sprunglauf hatte seinen Anfang genommen.

Birger Mud zum zweiten Mal Olympia-Sieger

Das ausgeglichene Können der norwegischen Springergarde wirkte im Olympischen Spezial-Sprunglauf geradezu verblüf­fend. Birger Ruud, Andersten und Walberg beherrschten den Kongsberg-Stil, so genannt nach der großen norwegischen Mei­sterschafts-Sprungschanze. Birger Ruud war eine Klasse für sich und ein wirklicher Springerkönig. Aber seine Landsleute stan­den nur ganz wenig hinter ihm Diesmal mußte der Norweger mit dem hervorragenden Schweden Eriksson einen harten Strauß bestehen. Eriksson zeigte stch als ein durchaus gleichwertiger Gegner. Der große athletisch gebaute Schwede konnte so recht auf dieser großen Schanze den Vorteil seines größeren Körperge­wichtes ausspielen, das ihn mühelos auf große Weiten hinaus­trug, aber in der Haltung kam er an den Norweger nicht heran. Diese Ueberlegenheit Ruuds in der Körperbeherrschung ver­mochte Eriksson der 2.5 Meter weiter sprang, nickt ausaleicken.

Fernruf 47g

71. Jahrgang

sodaß er mit einem Vorsprung von 1,8 Punkten zum zweitenmal Olympia-Sieger wurde. Auch die Bronzene Medaille fiel an ei- neu Norweger, Reidar Andersen, der vor seinem Landsmann Walberg Dritter wurde. Die deutschen Springer enttäuschten. Keiner von ihnen erreichte nur annähernd die im Training ge­zeigten Weiten und auch in der Haltung waren sie unsicher.

1. Birger Ruud-Norwegen, Goldene Medaille Note 232

2. Sven Eriksson-Schweden, Silberne Medaille Note 230,5

3. Reidar Anderssen-Norwegen, Broncene Medaille Note 228,9

4. Kaare Walberg-Norwegen Note 227,0

8. St. Marusarz-Polen Note 221,6

10 Hans Marr-Deutschland Note 214,2

12. Kurt Körner-Deutschland Note 209,3

17. Franz Haslberger-Deutschland Note 204,6

18. Paul Kraus-Deutschland Note 204,4

England Eishoikey-Sieger

Kanada Amerika 1:0 (1:0, 0:0, v:v)

Großbritannien holte stch die erste olympische Goldmedaille im Eishockey. Die Entscheidung fiel schon am Samstag, wo die ungeschlagenen Mannschaften von England und USA. aufeinan­der trafen In einem bartnäckigen Kampf, der dreimal verlän­gert werden mupte. glückte keiner Mannschaft ein Treffer, so- daß die Punkte geteilt wurden. Da für die Endrunde die Spiele ungerechnet wurden, die die Schlugrundengegner unter sich aus­getragen haben Kanada unterlag bekanntlich England mit 1:2 war nun England nichr mehr zu übsrtreffen. Lediglich ein ganz hervorragendes Toreraebnis im letzten Treffen hätte Amerika nocheinmal eine Chance gegeben. Die Amerikaner konnten sie aber gegen den überlegenen Weltmeister Kanada nicht wahrnehmen und unterlagen mit 0:1. Dadurch fiel die olympische Goldmedaille mir 8:1 Punkten an England, die Sil­berne an Kanada mir 4 2 Punkten, die Broncene an Amerika mit 8.3 Punkten.

Feierlicher Ausklang

Ehrung der Sieger in Gegenwart des Führers

Garmisch-Partenkirchen, 16. Febr. Durch die festlich geschmück­ten Straßen, vorbei an den hohen, schlanken Masten mit den bunten Fahnentüchern der Olympischen Nationen ziehen die Massen hinaus zum Olympischen Skistadion, dem Schauplatz der großen Schlußkundgebung Der Andrang übertrifft alle Erwar­tungen. Im Nu sind die Ränge und Hänge rings um die weiße Arena voll von Menschen, aber immer noch schieben sich neue Massen heran. Ilm das weiße Rund des Stadions wehen heute zum letzten Male die Fahnen der 28 olympischen Nationen. Am Fahnenmast zwischen der großen und kleinen Sprungschanze flattert die olympische Flagge. Strahlend schön und warm scheint die Sonne. Die weißen Berggipfel grüßen ins Stadion, gleichsam, als ob sie Zeugen der Feierstunde sein wollten. HI., Jungvolk und BdM. im einheitlichen Schianzug rücken an und nehmen zu beiden Seiten der kleinen und großen Sprungschanze Aufstellung. Rings um das Stadion stehen SA.- und Arbeits­dienstmänner, die Angehörigen des Heeres fließen sich in grauem Stahlhelm an. Alle tragen Pechfackeln in den Händen. Vor der Ehrentribüne am letzten Teil des Auslaufplatzes steht ein langgestreckter Tisch mit den Medaillen, die den Siegern überreicht werden, davor ein dreistufiger Aufbau; auf der mitt­leren und höchsten Stufe wird der Sieger eines jeden Wettbe­werbes, zu seiner Rechten der Träger der silbernen und zu seiner Linken der der broncenen Medaille stehen. Am Osteingang zum Schistadion haben die Fahnenträger der 28 Natignen, die 81 Sieger aus den 17 olympischen Wettbewerben und die Sieger der außerolympischen Wettbewerbe, des Militärpatrouillen­laufs und des Eisschießens Aufstellung genommen.

Der Führer kommt

Wenige Minuten vor 8 Uhr schallen Heilrufe von draußen in das Stadioninnere, die sich zu einem einzigen Jubelruf der Mas­sen vereinigen, als der Führer mit dem Präsidenten des Inter­nationalen Olympischen Komitees, Graf Baillet-Latour, auf der Ehrentribüne erscheint.

Dann ertönen knappe Kommandos, Trommelwirbel setzt ein, Marschmusik erklingt. In zwei Gliedern ziehen die Fahnen der 28 teilnehmenden Nationen unter dem Jubel der mehr als 100 000 in die in bläuliches Scheinwerferlicht gehüllte Kampf­stätte. Entblößten Hauptes und mit erhobener Rechten werden die Fahnen gegrüßt. Die Fahnenträger nehmen zu beiden Sei­ten mit der Front zur Ehrentribüne Aufstellung, dann schritten in feierlichem Zuge die Sieger der 4. Olympischen Winterspiele 1936 in das Stadion ein.

Dann kündet der Generalsekretär des Organisationskomitces die Preisverteilung mit den Worten an: Achtung, Olympia­siegerehrung. Siegerin im Abfahrtslanf und Slalomlauf für Damen: Christi Cranz. Deutschland V tausendstimmiger Ju­bel erfüllt die Arena, als Christi E der Mitte des Po­diums, zu ihrer Rechten Käthe 0 e. zu ihrer Linken

Laila Schou-Nilien steht. Am höchste-, -Negesmast und dem Mast zur Rechten gehen die deutschen zur Linken die norwegi­sche Flagge hoch, gehißt von einer Sianalabteilung der Neichs- märine. Kanon-Zchüsse dröhnen ins Werdenfelser Tal. Graf Baillet-Latour überreicht jedem Einzelnen die rote Mappe mit