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Druck, Der lag u. oeraut«. Schriftleituug, Theodor Sack, Aildbad t. Sch«., «ilhelmstr. 8«, Tel. 471. Aohuaugr Billa -ubertu»

Fernruf 47S

Dienstag, den 7. Januar 1936

Fernruf 479

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71. Jahrgang

> GeMrücher SilvestersM

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Die Ausweisung der vier Heimattreuen Eupen-Malme- dyer, die kürzlich unter offener Verletzung der von Belgien im Verjailler Vertrage eingegangenen internationalen Verpflichtungen erfolgte, sollte augenscheinlich einen nouenKursderBrllsselerRegierung den Ve- ^ wohnern dieses gegen ihren Willen 1919 vom deutschen Va­terlands getrennten und Belgien zugeschlagenen Gebiets darstellen. Hat man mit der Ausbürgerung und Auswei­sung der DehoUays vier Menschen, die sich gegen den belgi­schen Staat nicht das Mindeste zuschulden kommen ließen, die sich lediglich, der Stimme ihres Blutes folgend, zur deutschen Volksgemeinschaft bekannten, heimatlos gemacht, so hat man soeben zu einem neuen Schlage gegen die Hei­mattreuen Eupen-Malme-yer augesetzt.

^ lleberall in der Welt ist die Silvesternacht Freinacht.

> Mag der brave Spießer in Krähwinkel an normalen Tagen ! abends um 9 oder um 10 die Zipfelmütze über die Ohren

ziehen, in der Silvesternacht feiert auch er, ohne auf die Uhr zu sehen. Und überall tragen die Polizeibehörden dem Rechnung, indem sie die sonst,übliche Schlußstunde für öf­fentliche Lokale ausheben oder verlängern. Auch in Belgien. Ls hat im ganzen Königreich nirgends Zeitbeschränkungen für die Silvesterfeier gegeben, nur in Eupen-Mai­nz e d y fand die belgische Polizei es für richtig nnzuordnen, daß um 1 Uhr Schluß sein müsse. Und in Vüdgenbach dran­gen Gendarmen in eine Silvesterfeier des dortigen Turn­vereins ein, um die Teilnehmer heimzuschicken. Ist es ein < Wunder, daß die Entrüstung bei ihnen über diesen Will­kürakt lebhafte Formen annahm? Man wird den Gendar­men mit unverständlicher Deutlichkeit zu Gemüts geführt haben, was man über diese durch keine Gründe der Staats­räson zu rechtfertigende Störung und Unterbrechung einer privaten und harmlosen Silvesterseier dachte. Man hat es so deutlich getan, daß die Landjäger es für klüger hielten, sich zunächst zurückzuziehen, allerdings nur, um, mit Kara­binern bewaffnet, schleunigst wiederzukommen. Jetzt war man der kleinen Gesellschaft heimattreuer Turner gegenüber unzweifelhaft in der Uebermacht und verhaftete sieben von ihnen. Gegen sie ist ein Haftbefehl erlassen worden, sie sitzen jetzt in Verviers im Gefängnis und man will ihnen den Prozeß wegenorganisierter Rebellion" machen. Das ist ein schweres Delikt, auf das nach dem belgischen Strafge­setzbuch hohe Strafen stehen.

War es die Absicht der belgischen Polizei, sich eine Hand­habe zu neuen Schikanen und neuen Verfolgungen der Hei­mattreuen Bevölkerung zu schaffen, als sie die Polizei­stunde in der Silvesternacht verkürzte? Man ist in Brüssel doch im allgemeinen recht lebenslustig und versteht zu feiern, bei Tage und nicht minder in der Nacht. Daß die Unterbin­dung der traditionellen Fröhlichkeit und Ausgelassenheit ausgerechnet in der Silvesternacht und nur im Eupen-Mal- medyer-Ländchen Erbitterung Hervorrufen und zu tempe­ramentvollen Entladungen führen mutzte, das wird man sich im Büro des hohen verantwortlichen Polizeigewaltigen haben sagen können. So weltfremd ist man nicht. Wenn man ^ Ahdem die Gendarmen zum BUdenbacher Turnverein schickte, dann eben nur, weil man dem deutfchbewußten Volk von Eupen-Malmedy die Faust unter die Nase halten wollte. Was kümmert diejenigen, die diese Politik sür richtig halten, die menschliche Tragik, die nun für ein Nichts über sieben Eupen-Malmedyer wieder kommt.

Und gibt man sich gar keine Rechenschaft darüber, daß die freundschaftlichen Beziehungen zu Deutschland durch solche Willkürakte auf eine harte Probe gestellt werden? Es ist schwer, ein freundnachbarliches Verhältnis mit Belgien auf­recht zu erhalten, wenn Deutschland sehen mutz, wie seine Volksgenossen jenseits der belgischen Zwangsgrenze so her- s ausgefordert werden.

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Der Marsch in s zweite Vierteljahr

Von Oberstleutnant a. D. Venary.

Als Mussolini am Ende des alten Jahres vor die Kam- mer.trat und Rechenschaft über das erste Vierteljahr des abessmischen Abenteuers ablegte, da klangen feine Worte gedampft, da wußte er wohl zu berichten von erobertem --and und unterworfenen Stämmen, da sprach er wohl noch aas stolze Wort:Dort sind wir. dort bleiben wir!" Aver

hinter ihm erhob die Sorge ihr Haupt, die Sorge ob der rangen Dauer, der ungeheuren Kosten und der unerwarte­ten Schwierigkeiten des Unternehmens.

- unbeteiligte Zuschauer ist geneigt, die Lage Italiens m Abessinien mit Zurückhaltung anzusehen. Er verkennt Abwegs, daß dank der musterhaften Vorbereitungen Jta- ,"sten Operationen planmäßig verlaufen sind und reicher und strategisch wichtiger Landstriche tubrt baben. Aber seit mehr denn sechs Wochen ist eilt

Stillstand eingetreten, ein Stillstand, der nicht allein, wie Mussolini es gern seinen Landsleuten deutlich machen möchte, in Nachschubschwierigkeiten, sondern weit mehr in der abnehmenden Stoßkraft des italienischen Heeres be­gründet zu sein scheint. Es wird immer mehr offenbar, daß die Siege der ersten Wochen nur Erfolge über schwache Erenzschutztruppen waren, die bewußt den Feind ins Land lockten, bis die Mobilmachung unter Aufmarsch der eigenen Hauptkräfte beendet war. Jetzt, da dieser Zeitpunkt heran­gekommen ist, haben sich die italienischen Streitkräfte in eine Front hineinmanöveriert, die ihren Widersachern mehr als einen Angriffspunkt bietet.

Im Norden sind die beiden dort eingesetzten Heeresteile des Generals Meravigna rechts und des Generals Santini links über den Grenzfluß Mareb und die Linie A k- sum Adua Adrigst bis zum Hochland von Makalle vorgedrungen. Ihre Frontausdehnung ist ver­hältnismäßig nur schmal, llmso länger sind ihre Flanken geworden, die ihre Gegner geradewegs zur Umfassung und zum Vorstoßen anlocken. Die Abessinier haben auch nicht ge­zögert, zuzupacken. Auf der Westflanke, dem General Mera­vigna gegenüber in der Provinz Schirem, am Setip und am Takazee bläst Ras Ayella, im Osten in Hausten General Santini gegenüber Ras Kassa zum Angriff. Gleichzeitig fes­seln nach uralten strategischen Grundsätzen Ras Jmru und Ras Seyum die italienische Front bei Makalle und nehmen ihr die Möglichkeit, noch weitere stärkere Kräfte zum Flan­kenschutz herauszustaffeln.

Die italienische Kriegsleitung, die vor einiger Zeit in die Hände des Marschalls Badoglio überging, ist keineswegs blind gegen diese ungünstige Entwicklung der Lage gewesen. Sie hat das Eingeborenenkorps des Generals Pirzio Biroli, das ursprünglich zwischen den beiden Heeresgruppen einge­setzt war, herausgezogen und auf die gefährdeten Punkte verteilt. Sie hat eine Verbindung zu den Erenzschutztrup­pen im Westen am Setip und zu den fliegenden Kolonnen im Osten in der Wüste Danakil herzustellen versucht. Aber die Kräfte von Menschen und Material reichten nicht aus, und die Tücken des afrikanischen Boden und Klimas waren zu groß. So ging trotz aller Tapferkeit der italienischen Askaris, die die Hauptlast der Kämpfe zu tragen hatten, das Gesetz des Handelns zum mindesten für eine gewisse Zeit auf die Abessinier über. Man darf die noch rm Gange be­findlichen Kämpfe nicht mit den Schlachten des Weltkrie­ges, nicht mit ihren geschlossenen Fronten vergleichen. Es sind mehr oder minder Kämpfe kleinerer oder größerer Ver­bände, die in dem zerklüfteten, wegelosen Eebirgsland bald hier, bald da, selten bei Tage, meist bei Nacht auftauchen und ebenso rasch verschwinden, wie sie gekommen sind. Unter diesem Gesichtswinkel sind auch die sich widersprechenden und den Leser verwirrenden Angaben der italienischen und abes- sinischen Heeresberichte über angebliche Erfolge und Miß­erfolge beider Parteien zu verstehen.

Allmählich schält sich aber aus dem Wust der Nachrichten folgende Tatsache heraus: Im Westen hat Ras Ayella nicht nur den Takazze überschritten und die ita­lienischen Vorposten zurückgedrängt, sondern bereits Strei­fenabteilungen bis dicht vor Aksum und Kavallerie über den Mareb bis in die italienische Kolonie Eritrea hinein in gefährliche Nähe der Straße Adua-Asmara vorgetrieben. Im Zentrum haben Ras Jmru und Ras Seyum Teile des Eingeborenenkorps Pirzio-Birolis in der Landschaft Tem- bienin arge Bedrängnis gebracht. Ras Kebede, ihr wage­mutiger Unterführer, hat die Front des Eingeborenenkorps bereits durchbrochen und nach harten Kämpfen Ab bi Addi genommen. Er soll, freilich nach abessmischen Meldungen, am Aboro-Fluß die Hauptverbindung von Ma­kalle nach Nordosten bedrohen, wenn nicht gar schon sper­ren. Im Osten hat Ras Seyum die Heeresgruppe Santini

Kurze Tagesübersicht

Zur 4. Neichsstraßensammlung des deutschen Winter­hilfswerkes am Sonntag stellten sich fast 1,5 Millionen Frontkämpfer und Kriegshinterbliebene zur Verfügung.

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Vor der Ueberflihrung der Leiche des verstorbenen deut­schen Botschafters in Paris, Roland Köster, nach Heidel­berg sprach Lei einer Trauerfeier am Bahnhof in Paris der französische Kriegsminister Piötri.

Am Montag wurde mit einer feierlichen Flaggenparade das PanzerschiffAdmiral Gras Spee" in Dienst gestellt.

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Mit Wirkung vom 2V. Januar werden in beschränktem Umfang die Reichsbahngütertarife erhöht; der Exprehgut- verkehr wird von den Maßnahmen nicht betroffen.

Auf dem abessmischen Kriegsschauplatz wurde bei Daga- bur wiederum eine Rote-Kreuz-Station von den Italie­nern mit Bomben belegt. Von der Südfront melden die Italiener Erfolge.

völlig überflügelt und steht mit der Einnahme von Aguia im Begriff, auch die nordostwärts aus Makalle herausfüh­renden Nachschublinien abzuschneiden. Es wird für die Ita­liener nicht einfach sein, das bisher Errungene gegen die drohenden Umfassungen zu behaupten. Und es ist nicht ausgeschlossen, daß sie in den nächsten Tagen ge­zwungen sein können, unter Umständen Makalle und so­gar auch Aksum aufzugeben, um den Kopf halbwegs unge­prüft aus der Schlinge zu ziehen.

Nicht ganz so problematisch sieht ihre Lage im Süden aus. General Graziani hat klugerweise seinen Vor­marsch auf Har rar eingestellt, als er seine linke Flanke, ja selbst seine Seebasis Modagisco durch die Hee­resgruppe des Ras Desta zwischen Dolo an der Sudangrenze und dem Schebeli-Fluß bedroht sah und den Vormarsch star­ker abessinischer Massen unter Ras Nasibu gegen seine Front erkannte. Die Abessinier haben bisher nicht gewagt, ihm tatkräftig auf den Leib zu rücken. Ob es ihm aber ge­lingen wird, den augenblicklichen Stillstand wieder in Be­wegung zu verkehren, v"d endlich die Bahn DschibutiAd­dis Abeba und die parallel durch Britisch-Somaliland lau­fende Karawanenstraße zu erreichen und damit die Waffen­zufuhr für Abessinien zu unterbinden, erscheint mehr als zweifelhaft.

Mussolini wird alles daran letzen, leinen Generalen neue Kraft zuzuführen. Starke Reserven stehen nach wie vor noch in Eritrea in der Gegend von Asmara. 13 000 Mann sollen weiter von Italien aus unterwegs sein. Aber auch das abessinische Heer nimmt an Kampfkraft zu. In rascher Folge treffen Mafsenrransporle von Waffen (Gewehre, Maschinengewehre und Flaks) im Lande des Negus ein. Die bessere Ausrüstung mit neuzeitlichen Kampfwaffen, mit Fliegern und Kampfwagen har bisher den Italienern we­nig genützt. Sie Haben auf abessinischem Boden bei aller Anerkennung örtlicher Erfolge die Vorbedingungen sür die volle Entfaltung ihrer Kampfkraft nicht gefunden.

So sieht sich die italienische Heeresleitung bei Beginn des zweiten Kriegsvierreljahres vor nicht leichte Aufgaben ge­stellt. Viel Zeit, sie zu losen bleibt ihr nicht. Die Regen­zeit naht mit Riesenschritten. B>s dahin gilt es zum mindesten, sich in Stellungen fesch? etzen, in denen auch europäische Truppen bei gesichertem Nachschub ihre Tücken überstehen können. Die Sanktionen drücken von Tag zu Tag mehr. Es gilt, das abessinische Unternehmen mit Anstand zu Ende zu bringen, ehe sie dem Mutterland die Kehle zu­schnüren. Die Kampfmoral der Abessinier wächst mit jedem, auch dem kleinsten Erfolg, die Kampfmoral der eigenen Truppe muß auf die Dauer unter der ständigen Bedrohung ihrer Flanken und ihres Rückens, unter dem zermürbenden Eindruck des Kleinkrieges in einem europafremden Lande in einem mörderischen Klima leiden. Es gilt, den Sieg an sich zu reißen, ehe die Schale des moralischen Uebergewichts zugunsten der Abessinier sinkt.

Genfer Lust allmählich unerträglich

Italien droht mit dem Austritt aus dem Völkerbund

Rom, 6. Jan. Unter der UeberschriftDer neue Sanktions­versuch im Schatren des Roten Kreuzes" wendet sich das römi­sche halbamtliche Sonntagsblatt Voce d'Jtalia in seinem Leitartikel mit größter Verbitterung gegen dendreifachen Angriff", den Italien heute von Abessinienvon England, das über der ganzen Affäre steht", und vom Völkerbund aus­gesetzt sei und mit dem unter Mißachtung der italienischen Zivi­lisation die europäische Solidarität untergraben und die Grund­sätze der Kollektivität endgültig vernichtet werden.

Die Genfer Luft werde allmählich unerträglich. Von ver­schiedenen Seite« werde die Frage erhoben, warum Italien im Völkerbund bleibe. Die Antwort darauf laute, Italien werde so lange bleiben, als ihm die Kräfte dazu ausrei­chen, um nicht «och weitere europäische Komplikationen in die Verwirrung der Welt zu bringen, die um denärm­lichen abessinische« Feind" bereits entstanden sei.Alles drängt Italien aus diese letzte Grenze hin."

Das Blatt verbindet diese Warnung mit sehr scharfen Wen­dungen gegen dieniedrige Spekulation" auf das Luftbombar­dement Lei Dolo, bei dem zwei schwedische Aerzte verwundet worden seien, was jedermann in Italien bedauere Es handele sich aber doch nur um einenzufälligen Zwischenfall von glücklicherweise leichtem Ausmaß", der in Schweden jedoch in einen nationalen Trauertag und eine heftige Auflehnung gegen Italien verwandelt worden sei. Aber über die skandinavi­schen Länder hinaus sei von neuem eine Sanktionswut entfacht worden, bei der freilich der einzige unschuldige Tote, der ita­lienische Flieger Minniti, dem in barbarischer Weise der Kopf abgeschlagen worden sei, dabei nicht im geringsten berücksichtigt werde. Der ganze Sanktionismus sei darauf aufgebaut, die Angriffe Abessiniens, die Italien bO Jayre lang hingenommen habe, zu ignorieren und einzig und allein Abessinien als Opfer zu betrachten Der ganze Sankttonnismus sei aus der gewoll­ten Annahme der Unschuld Abessiniens aufgebaut und könne auch in keinem Augenblick von diesem Grundgedanken aboehsn, weil sonst das ganze Kartenhaus zusammenfallen müsse Jta-