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Druck, Verla« «. veraut«. Gchrlfttettuugt Theodor Sack, »UdSaL i. Sch«., Wllhelmftr. SS, Tel. 47«. Wohnung r Villa -udertu»

70. Jahrgang

Montag den 2. Dezember 1935

Fernruf 479

^ Nummer 281

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Großmächte in Südamerika

Freirndschaftsgrutz Deutschlands an die ABC-Staaten

Die Meldung, daß Deutschland mit den südamerikanischen ABC-Staaten, also Argentinien, Brasilien und Chile eine Vereinbarung getrosten habe, nach der die aeaenseitiqen diplomatischen Vertretungen den Rang von Botschaftern erhalten sollen, ist wahrscheinlich von vielen deutschen Zeitungslesern kaum beachtet worden. Und doch ist dies politisch ein wichtiger Schritt. Nur Großmächte entsenden Botschafter, die in monarchisch regierten Staaten außer Vertretern ihrer Regierung auch persönliche Vertre­ter des Souveräns sind. Alle anderen Staaten entsenden Gesandte, ganz kleine sogar nur Ministerresidenten. Wenn also das Deutsche Reich jetzt mit den drei südamerikanischen Republiken Argentinien, Brasilien und Chile, die nach ihren Anfangsbuchstaben die ABC-Staaten genannt werden, Bot­schafter austauscht, liegt darin die Anerkennung dieser drei Staaten als Großmächte. Damit ist ein Schritt von außer­ordentlicher politischer und im Zusammenhang damit auch wirtschaftlicher Bedeutung erfolgt.

Die Republik A r g e n ti n i e n an der Ostküste Südame­rikas gelegen, ist mit 2,9 Millionen Quadratkilometer Flä­chenausdehnung dreimal so groß wie Deutschland. Ihre zu­meist aus romanischen Völkern zusammengesetzte zu 70 Pro­zent aus Nationalargentiniern bestehende Bevölkerung be­ziffert sich auf 10 bis 11 Millionen. Die argentinische Volks­wirtschaft ruht fast ausschließlich auf der Landwirtschaft. Die Industrie ist erst langsam im Entstehen. Das Bild, das die Hauptstadt Buenos Aires gibt, ist nicht maßgebend für das ganze Land. Argentinien liefert an Deutschland Fut­termittel, Oelfrüchte und Oelsaaten, Wolle und Häute. 1934 ist Deutschland mit Argentinien eine Reihe von Gegensei­tigkeits-Abkommen eingegangen, die sich außerordentlich bewährt haben. Etwa 8 bis 10 Prozent der argentinischen Eesamtausfuhr entfällt auf den Handel mit Deutschland. Umgekehrt bezieht Argentinien von Deutschland fast aus­schließlich Fertigwaren, im besonderen chemische Produkte und Spielwaren. Die politischen Beziehungen waren zwi­schen Deutschland und Argentinien stets gut. Dank dem Präsidenten Jrigoyen blieb Argentinien trotz des starken Druckes der Vereinigten Staaten während des Weltkrieges neutral.

Das zweite der drei südamerikanischen Länder, Brasi­lien, ist in den letzten Tagen wieder einmal im Vorder- grund des I nteresses der kommunistischen Revolten gewesen, " cke sogar deir^Grafen Zeppelin" zum rüderenWerweilen in der Luft zwangen. Von den drei ABC-Staaten ist Bra­silien mit 8,5 Millionen Quadratkilometer der größte. 40 Millionen, in der Hauptsache Portugiesen, bevölkern das riesige Land, das in großen Teilen im Innern bis heute noch nicht erforscht ist und zu dessen Enthüllung das neue Zeppe­linluftschiff eingesetzt werden soll. Brasilien ist weltbekannt als das Land des Kaffees. Man wird sich wohl noch erin­nern, daß vor einiger Zeit die Kaffee-Ernten so reich aus­gefallen waren, daß viele Hunderttausend Sack Kaffee ins Meer geschüttet wurden. In neuester Zeit haben sich die Ja­paner zum Bau von Kriegsschiffen erboten, deren Bezah­lung zum allergrößten Teil in Kaffee erfolgen soll. Dane­ben führt Brasilien Zucker und Zuckerrohr, Kokosnüsse, Reis uno Tabak aus. Aus der verfehlten Kaffeepolitik frü­herer Zeit ist die Wirtschaftskrisis entstanden, die zum Teil die ständigen Unruhen erklärlich macht. Die Bundesregie­rung hat jedoch jetzt Maßnahmen ergriffen, mit deren Hilfe die Wirtschaftskrise erfolgreich bekämpft wird. Unter ande­rem war der Anbau neuer Kasfeeplantagen für drei Jahre verboten. Daß das Deutschtum in Brasilien sehr stark vertreten ist, eigene Zeitungen, Schulen, Krankenhäuser usw. besitzt, ist bekannt. Den Deutschen zu Ehren wurde so­gar in diesem Jahre zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Anstedlungen im Staat Rio Grande do-Norte eine Brief­marke mit portugiesischer und deutscher Umschrift ausgege­ben.

Das dritte Land in der Reihenfolge der ABC-Staaten, Chile, ist auch das kleinste. Immerhin ist es mit seinen 750 000 Quadratkilometern fast doppelt so groß wie Deutsch­land. Dagegen wird es von nur etwas mehr als 4 Mil­lionen Bewohnern bevölkert. Etwa 10 000 Deutsche haben in Chile ihre Heimat gefunden, in Valparaiso besteht auch .sogar eine deutsche Handelskammer. Chile ist das Paradies des Natronsalpeters, wichtig sind auch seine zahlreichen Erz­lager, neben Eisen und Gold sind die bedeutendsten die Kupfererzlager. Die Ausfuhr des Salpeters nach Deutsch­land war vor dem Kriege außerordentlich hoch. Jetzt ist sie auf einen Bruchteil des Vorkriegsumfanges gesunken. Auch CHUe gehört zu den Beziehern deutscher Fertigfabrikate im besonderen von Maschinen.

Die handelspolitische Bedeutung Südamerikas kennzeich­net sich am deutlichsten in der Feststellung des Anteils der -südamerrkanischen Staaten am Welthandelsumsatz, der noch im Jahre 1929 6 vom Hundert betrug. Infolge der Kaffee- krise sank er auf 4,6, doch ist er jetzt wieder im langsamen Anstieg begriffen. 1933 bezog Deutschland 9,5 Prozent sei­ner gesamten Lebensmitteleinfuhr und 8,3 Prozent seiner

Nohstoffeinsuyr aus den südamerlkanischen Landern, in der Hauptsache aus den ABC-Staaten. Diese Ziffern haben sich natürlich jetzt etwas verschoben. Beide Kontrahenten haben ein großes Interesse an einer Förderung des Wirtschafts­austausches. Die Anerkennung als Großmächte durch eine europäische Großmacht wird auch politisch nicht ohne Aus­wirkungen bleiben. Das Jahr 1935 schließt also mit fünf neuen Großmächten ab: Polen, China, Argentinien, Bra­silien und Chile.

Reichsminister Dr. Eöbbels spricht

Köln, 1. Dez. Der Reichspressetag hatte am Samstag nach­mittag in der großen pressepolitischen Kundgebung im Gür­zenich seinen Höhepunkt. Auf der vorangegangenen Vertreter­tagung machten Dr. Weiß und der Reichspressechef Dr. Dietrich grundlegende Ausführungen. Im Mittelpunkt der Nachmittags- Veranstaltung stand eine Ansprache des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Eöbbels. Der Leiter des Reichsverbandes der deutschen Presse, Gruppenführer Weiß, eröffnete die Kundgebung und begrüßte zunächst Reichs­minister Dr. Göbbels und den Gauleiter Köln-Aachen, Staats­rat Grohs.Wir sehen in Ihnen", so wandte er sich an Reichs­minister Dr. Göbbels, den Führer der deutschen Presse. Die hier versammelten Berufskameraden danken Ihnen bei dieser Gele­genheit für die ständige tatkräftige Fürsorge, die Sie der deut­schen Presse angedeihen lasten."

Reichsminister Dr. Eöbbels, lebhaft begrüßt, warf einen Rück­blick auf die Zustände in der deutschen Presse, als der National­sozialismus die Macht übernahm. Zu ihrem weitaus überwie­genden Teile habe damals die deutsche Presse dem Nationalso­zialismus feindlich gegenübergestun-den. Nach lleberwindung der Uebergangsschwierigkeiten könne man heute im allgemeinen sa­gen, daß die deutsche Presse ein deutsches Gesicht trägt. Die Presse ist heute Mittler in der deutschen Poli­tik im besten und weitesten Sinne des Wortes."

Der Minister stellte mit Befriedigung fest, daß sich die Presse der ihr im vergangenen Jahre gestellten Aufgaben gewachsen gezeigt habe. Sie habe in den großen außenpolitischen Proble­men ihren Mann gestanden und sich damit um das Vaterland verdient gemacht.Ich stehe nicht an", so betonte Dr. Göbbels, ihr dafür in aller Öffentlichkeit den Dank des Führers und der Reichsregierung zum Ausdruck zu bringen."

Heute seien die Schriftleiter ein Berufs st and mit öf­fentlichen Funktionen. Auch die letzten Reste der Jn- teressenpolitik im Pressewesen hätten zum Verschwinden gebracht werden müssen. Denn das nationalsozialistische Programm habe schon immer verkündet, daß die Presse ausschließlich öffentlichen Aufgaben zu dienen habe, daß es nicht angängig sei, daß die Presse im privatkapitalistischen oder konfessionellen oder sonst­wie privaten Interesse wirken dürfe.

Der Minister kam dann auf die Reinigung des Berufsstandes der Schriftleiter zu sprechen und erwähnte, daß die hauptstädti­sche Presse vor der Machtübernahme fast zu 90 v. H. von Juden geführt worden sei, sodaß man nicht von einer deuischen öffent­lichen Meinung habe reden können.Wir können heute mit Stolz und Zufriedenheit jagen: Die deutsche Presse wird wieder von Deutschen geschrieben. Sie ist damit das Sprachrohr der öffentlichen Meinung des deutschen Volkes geworden." (Leb­hafter Beifall.)

Der Schriftleiterberuf sei in den nationalsozialistischen Staat eingebaut und müsse ein inneres Tempo in sich tragen, das sich nicht richte nach der Bürokratie des alten, sondern nach der Vitalität des neuen Staates. Damit !ei die NreNe wirklich eine

Kurze Tagesübersicht

In Köln sprach auf dem Reichspressetag Reichsminister Dr. Eöbbels über Presjesragen.

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Auf einer Vollsitzung der Akademie für Deutsches Recht behandelte Reichsbankpräsident Dr. Schacht die deutsche Aktienrechts-Reform.

Neichssportführer von Tschammer und Osten wurde bei seiner Werbereise für die Olympiade nach Paris auch von Ministerpräsident Laval empfangen.

Das englische Kabinett will in einer Sitzung am Mon­tag zu der geplanten Ausdehnung der Sühnemaß.-ahmen Stellung nehmen.

In der Tschechoslowakei besteht Staatspräsident Masa- ryk aus seinem Rücktritt. Dr. Benesch soll sein Nachfolger werden.

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In Griechenland wurde nun ein llebergangskabinett ge­bildet, nachdem die Regierung Kondylis an der Amnestie in Gegensatz zu dem König geriet.

freie Dienerin des Volkes. Dann habe Deutschland wirklich die modernste Presse der Welt und mit Stolz und Befriedigung könne man sagen, daß in Bezug auf die deutsche Presse das na- tionalsoizalistische Parteiprogramm erfüllt sei.

Reichsminister Dr. Göbbels wies dann daraufhin, daß man auchimAuslande allmählich anfange, einzusehen, daß man sich den Luxus einer unbeschränkten Freiheit der Meinung für jeden einzelnen nicht mehr leisten könne. Ein Volk könne durch­greifend immer nur handeln, wenn es von einer inneren Gläubigkeit erfüllt sei. Diese innere Gläubigkeit zu zer­stören, sei ein Verbrechen am Volk. Was heiße denn schon Frei­heit der Meinung und Freiheit des Geistes? Wann und wo habe es denn früher das Recht der freien Meinungsäußerung gege­ben? Der Schriftleiter habe sich immer nur im Dienste einer bestimmten politischen Grpppe oder einer Bankengruppe oder einer Unternehmergruppe usw. befunden. Was sei denn anstän­diger und für einen Schriftleiter leichter zu ertragen: seine Meinung zu proklamieren im Dienste einer Jnteressentengruppe oder im Dienste der ganzen Nation und des Volkes?Wir ha­ben den Schriftleiter aus der demütigenden und entwürdigen­den Abhängigkeit von Parteien und Wirtschaftsgruppen her­ausgehoben und haben ihn damit in eine ehrenvolle und loyale Abhängigkeit vom Staate gebracht. Denn wir sehen die Frei­heit des deutschen Mannes nicht in der Möglichkeit, zu tun und zu lassen, was man will, sondern in der Möglichkeit, sich frei­willig und verantwortungsvoll in die höheren Ge­setze und die höheren sittlichen Gebiete eines Staates einzufü­gen. Der Nationalsozialist empfinde es nicht als harten Zwang, dem nationalsozialistischen Staat zu gehorchen und ihm zu die­nen, auch in schwierigen Zeiten."

Der Minister kam dann auf die Kunstkritik zu sprechen. Die deutsche Kunstkritik habe ihre eigentliche Aufgabe noch nicht hinreichend erkannt. Es müsse auch für die Kunstkritik bestimmte Gesetze geben. Sie haben nicht das Recht, jede künstlerische Re­gung, wenn sie ihr nicht in den Geschmack passe, abzutöten. Die Kunstkritik müsse nicht nur jenes primitive Maß von Ehrfurcht vor der Leistung, sondern auch vor dem anständigen Wollen ha­ben. Der Kunstkritiker dürfe nicht von vornherein alles zerschla­gen und seine Aufgabe nicht in der systematischen Entmutigung des jungen Talents sehen, sondern vielmehr in der Ermuti­gung dieses Talentes. Eine gesunde Kritik müsse sich in Formen bewegen, die das Positive findet und das Negative wegläßt.

Der Minister wandte sich dann dagegen, daß die deutsche Presse unter Diktatur des Annoncengeschäfts gestellt werde. Die deutsche Presse seinurdemStaateverpflich- tet, darüber hinaus habe sie keine Verpflichtungen. Im Rah­men dieser Verpflichtung habe sie jede Freiheit. Sie habe sich nur davor zu hüten, dem Staate oder dem öffentlichen Interesse Schaden zu verursachen.

Dr. Göbbels kam dann auf das Thema der angeblichen E i n- förmigkeit der deutschen Presse zu sprechen und sagte:Ich bin der Meinung, daß das Gerede von der Eintönigkeit der deutsche Presse verstummen müsse, denn die deutsche Presse ist nicht eintönig."

Mit besonderer Betonung wies der Minister darauf hin, daß sich die Presse gegen alle Ansprüche, die unberechtigterweise ge­stellt würden, energisch zur Wehr setzen müsse. Es könne sich kein Journalistenstand herausbilden, wenn man ihm nicht eine eigene Verantwortung gibt. Die Presse müsse die Pro­bleme behandeln, die den Leser sozusagen unter den Nägeln brennen, und sie werde nur dann wirklich Willensgestalterin sein, wenn sie den Menschen unentbehrlich wird. Dann werde das Volk zum Leitartikel greifen, weil es wisse, daß dort die Probleme so behandelt werden, daß es durch die Zeitung aufgeklärt und von Zweifeln befreit wird.

Der Minister wandte sich im weiteren Verlauf seiner Rede dagegen, daß in der deutschen Presse dem Auslande Ratschläge erteilt werden, lieber die Nachwuchsfrage sagte Dr. Eöbbels, daß hier noch eine große Erziehungsarbeit zu leisten sei. Die deutsche Presse trage auch für die Gestaltung der deut­schen Sprache die größte Verantwortung. Durch die Sucht zum Supperlativ werde die Kraft der deutschen Sprache ent­wertet. Es müsse dafür gesorgt werden, daß für ganz große Ge­legenheiten ein unverbrauchter Wortschatz zur Verfügung stehe. Deshalb möchte ich hoffen, daß jeder erfüllt ist von der Ehr­furcht vor der deutschen Sprache, die uns zu treuen Händen übergeben ist, und die wir deshalb auch in treuen Hän­den bewahren müssen.

Bei all unserer Tagesarbeit müssen wir das ganze deut­sche Volk in seiner vielfältigen Gestalt vor uns sehen. Wir müssen vor unseren Augen haben die deutsche Jugend, die deut­sche Familie, die einzelnen Verufsstände in all ihren Eigen­arten und Lebensnotwendigkeiten und damit die ganze Na­tion. Wenn wir uns diese Richtlinien zu eigen machen, dann werden wir Journalisten in des Wortes bester Bedeutung sein. Daun werden auch die Gesetze, die sonst immer tot bleiben müs­sen, mit blutvollem Leben erfüllt werden und ihren wahren Sinn bekommen. Wir müssen immer wieder erkennen, daß sich unsere Arbeit im Dienst an Volk und Vaterland erschöpfen muß, daß wir nicht in dumpfer Schreibstube sitzen, sondern am sur­renden Webstuhl der Zeit". (Anhaltender stürmischer Beifall.)