gende Bedeutung dieses neuen Abschnittes in der Geschichte Eu­ropas erfaßt. Die Tschechoslowakei, betonte der Minister, ist we­der mittelbar nach unmittelbar an dem Konflikt interessiert, und die Regierung wird nur auf Grund ihrer Völkerbundsverpflich­tungen eingreifen. An den freundschaftlichen Beziehungen der Tscheoslowakei zu Italien könnenauch die gegenwärtigen Ereig­nisse n'^'ls ändern. Die tschechoslowakische Regierung hoffe bei Wiederherstellung des Friedens mit Italien, das erfolgreich ab­schließen zu können, was erfolgverheißend im letzten Jahr be­gonnen wurde.

Der Minister ging dann auf das Verhältnis zur Sow­jetunion ein und stellte fest, daß der Vertrag mit der Sowjetunion weder geheime noch sonstige Zusätze enthalte, noch gegen irgend einen Staat gerichtet sei. Die Politik der Freundschaft mit Sowjetrutzland diene nicht nur der Sicherheit des Staates, sondern vor allem dem dauernden Gleichgewicht in Europa.

Unser Verhältnis zum nationalsozialistischen Deutschland, fuhr Benesch fort, bleibt ebenso normal wie dies bereits in früheren Kundgebungen festgestellt worden ist. Wir hätten mit diesem Staat gern den Ostpakt oder auch einen Pakt, wie ihn der Reichsautzenminister in einer Anregung zur Zeit der Konferenz von Stresa angedeutet hat, unterschrieben und so den Ausgleich der Beziehungen, sowie eine größere ge­genseitige Annäherung vorbereitet, denn wir haben mit Deutsch­land keine direkten Differenzen und werden sie auch, wie ich hoffe, in Zukunft nicht haben. Von uns aus werden auch niemals Anlässe oder Ursachen zu Differenzen mit Deutschland entstehen. Wenn sich Deutschland mit den Staaten Westeuropas einigt, werden wir dies warm begrüßen. In dieser Richtung ha­ben wir niemals ein Hindernis gebildet. Wir könnten mir Deutschland Schwierigkeiten nur als Reflex der alleuropäischen Differenzen haben, denn die Staaten Europas hängen heute alle miteinander so stark voneinander ab. daß der allgemeine Friede Europas tatsächlich unteilbar ist. In dieser Beziehung ist na­mentlich auch die Politik der Staaten derKleinenEntente Deutschland gegenüber absolut einheitlich. Wir gehen aber in je­dem Falle so vor, daß in unserem gegenseitigen Verhältnis mit Deutschland nichts geschieht, was in der Zukunft ein gemeinsa­mes Einvernehmen hindern könnte und daß wir gemeinsam mit allen anderen Staaten, auch mit Deutschland, in einer Front der Arbeiter und Retter des Friedens in Europa stehen können.

Bei dieser Gelegenheit wiederhole ich hier, was ich bereits anderwärts vielfach gesagt habe: Die Frage des inneren Regimes dieses oder jenes Staates kann im Rahmen unserer Friedenspolitik kein Hindernis für wahrhafte Einigung und Zusammenarbeit mit ihm sein Wir find Verbündete des demo­kratischen Frankreich. Wir haben uns mit dem Sowjetverband geeinigt, wir haben den Donaupakt mit dem faschistischen Ita­lien vorbereitet, wir haben die Verhandlungen mit dem Vati­kan erfolgreich beendet und wir wünschen auch mit dem heutigen Deutschland Frieden und Zusammen­arbeit. Wir wollen, daß jedermann unsere Demokratie re­spektiert und darum werden wir weder innerstaatlich noch zwischenstaatlich irgendwelche Zugeständnisse machen wogegen wir unsererseits das politische Regime der anderen voll achten müssen.

Die Beziehungen zu Oesterrreich bleiben freund­schaftlich. Die Beziehungen der Kleinen Entente zu Un­garn haben sich im Verlauf der Donaupaktverhandlungen ge­bessert. In unserem Verhältnis zu Polen ist keine Aen- derung zum Besseren eingetreren. Die tschechoslowakische Regie­rung hat den guten Willen zur direkten Verständigung und wi­derruft keine ihrer früheren Anregungen zur Lösung des Kon­fliktes, wird aber auf ihrem Gebiet unter keinen Umständen eine ungesetzliche Agitation oder Aktion dulden.

Arbeitstagung imHaus der deutschen Aerzte"

München, 5. Nov. Im neuen Haus der deutschen Aerzte eröff- nete am Montag der Reichsärzteführer und Hauptamtsleiter des Amtes für Volksgesundheit, Pg. Dr. Wagner, die gemeinsame Arbeitstagung der Gauamtsleiter des NS.-Aerztebundes und des Hauptamtes für Volksgesundheit.

Der Reichsärzteführer konnte feststellen, daß sich in der letzten Zeit immer mehr eine klare Linie und eine ebenso klare Füh­rung in der NS.-Eesundheitserneuerung herausgebildet habe. Dabei sei wesentlich, daß stets das Vorrecht der Partei gewahrt bleibe. Der Redner wies weiter daraufhin, daß bei der Aerzte- auslese und Niederlassung am Grundsatz des Landjahres für den jungen Arzt festgehalten werde.

Der Stellvertreter des Reichsärzteführers, Dr. Bartels, stellte als Richtschnur allen Handelns für den nationalsozialisti­

schen Arzt den Satz ausDes Volkes Wohl ist oberstes Gesetz". Der Verwaltungsführer des NS -Aerztebundes und des Haupt­amtes für Volksgesundheit, Pg. Wittmann, sprach über or­ganisatorische und verwaltungstecbnische Fragen. Der Beauf­tragt^ des Reichsärzteführers für die kassenärztliche Vereinigung Deutschlands, Pg. Dr. Erothe, hebt als fundamentalen Grund­satz für die KVD. hervor, daß nur der Arzt zugelassen werde, der die Sicherheit biete, daß er neben einer sächsischen Eignung sich rückhaltlos für den Nationalsozialismus einsetze. Damit werde in der Zukunft der nationalsozialistische Aerztestand erreicht.

Neuorganisation des deutschen Tierschutzes

Berlin, 8. Nov. Der deutsche Tierschutz ist durch den Reichs­innenminister weiter ausgebaut worden. Um die Arbeit der Tierschutzvereine, den Gedanken des Tierschutzes immer weiter zu verbreiten, einheitlich und zielbewußt zu gestalten, hat der Mün­ster eine durchgreifende Neuorganisation des deutschen Tier­schutzes aageordnet, zur Spitzenvertretung denReichskierschutz­bund" in Berlin ernannt und ihn mit der Durchführung des Zusammenschlusses der deutschen Tierschutznereine auf einheitli­cher Grundlage beauftragt Der Führer des Reichstierschutzbun­des Ministerialdirektor Dr Vuttmann weist darauf hin. daß der Reichstierschutzbund in ständiger Fühlung mit der Reichs- regierung arbeite und daß ihm sämtliche deutschen Tierschuhver­eine unterstellt sind. Zu den bestehenden Tierschutzvereinen wer­den neue gegründet: in jedem größeren Ort soll ein Tierschutz­verein sein. Die Vereine errichten in den kleineren Orten Orts­gruppen oder bestellen Ortsvertreter. Sie belehren und beraten die Volksgenossen, verfolgen Quälereien oder Mißhandlung der Tiere und stellen Strafantrag bei der Polizei oder den Gerich­ten. Das einheitliche Bindeglied zwischen allen Tierschützern ist das soeben zum ersten Mal herausgekommeneReichstierjchutz- blatt".

Dr. Buttmann unterstreicht, daß auch die fahrlässige Tierquälerei bestraft werde. Eltern, Erzieher und Familienvorstände seien verantwortlich, wenn sie es unterließen. Kinder oder andere Personen, die ihrer Aufsicht un­terstehen oder zu ihrer Hausgemeinschaft gehören, von einer Zuwiderhandlung gegen das Tierschutzgesetz abzuhalten. Das Gesetz mache keinen Unterschied, ob die Quälerei an einem Haus­tier oder an einem in völliger Freiheit lebenden Tier begangen wird. Wer zum Beispiel mutwillig einem Käfer Beine oder ei­nem Schmetterling Flügel ausreiße oder mit Absicht ein harm­loses kleines Tier verletze, das ihm über den Weg läuft, mache sich strasbar.

Wahlrede Daldwins

England und Frankreich wollen sich um eine friedliche Lösung bemühen

London, 5. Nov. In einer Wahlrede m Liverpool sagte Mini­sterpräsident Baldwin u.. a.: Vor vier Jahren habe ich in dieser Halle erklärt, es handle sich nicht darum, eine neuen Staat zu schaffen, sondern den alten Staat zu retten Wir haben den alten Staat gerettet. Diesmal wünschen wir eine Vollmacht, die es uns ermöglicht, unser Werk fortzusetzen und die Schöpfer eines neueren Staates und, wenn es Gottes Wille ist, eines neuen Europa zu werden. England verlangt eine starke und erprobte Regierung. Aber ich glaube auch, daß Europa heute seine Blicke auf England richtet, um Hilfe, Ratschläge und eine Führung zu erhalten, wie es dies niemals zuvor getan hat.

Es gibt kein ermutigenderes Zeichen der Zeit als die Tat­sache, daß der Völkerbund bei dieser jetzigen hochwichtigen Krise eine Lebenskraft und eine Männlichkeit gezeigt hat, die ein gutes Vorzeichen für den kollektiven Frieden der Zukunft bilden. Ferner sagte Baldwin, in ganz Europa herrsche zweifel­los ein starker und entschlossener Wunsch nach Frieden. Dies komme in dem Wunsch des Völkerbundes zum Ausdruck, daß Frankreich und England rhr Möglichstes tun wollten, um eine friedliche Lösung zu finden, die für Italien, Abessi­nien und den Völkerbund annehmbar wäre. Dissen Versuch wür­den Frankreich und England mit Wissen und mit Unterstützung des Völkerbundes unternehmen. Nichts werde hinter dem Rücken des Völkerbundes geschehen. Es werde keine isolierte Handlung Englands geben. Alls würden sich zurückhalten und das Risiko und, falls eine Regelung erreicht werde, die Ehre miteinander teilen.

ItaUenischsr arrf Makale

Rückzug der Abessinier

Nom, 6. Nov. Die römischen Presse veröffentlicht Berichte über den italienischen Vormarsch auf Makale. Aus diesen Berichten ergibt sich, daß Montag mittag die italienische Vorhut Abbi Addi 90 Kilometer südlich von Hausten und 40 Kilometer west­lich von Makale erreicht hatte. Nordöstlich von Makale hat sich iie Vorhut bis Agula, 38 Kilometer Luftlinie, an Makale herangearbeitet. Die ganze Landschaft Eeralta ist vor allem durch die Besetzung des Berges Magab praktisch bereits in ita­lienischen Händen. Abgesehen von einigen Verteidigungsnestern, die aufgehoben werden mußten, vollzieht sich der italienische Vormarsch fast ohne jeden Widerstand.

Die abessinische Nachhut scheint jedoch den Rückzug zu decken. Er wird im übrigen auch durch die genaue Kenntnis des Gelän­des erleichtert, während die italienischen Offiziere beim Vor­rücken dauernd neue Mängel der vorhandenen Karten feststellen müssen. Der fehlende Widerstand der Abessinier wird von den italienischen Frontberichterstattern hauptsächlich auf die Stim­mung unter der Bevölkerung zurückgeführt, die die italienischen Truppen geradezu als Befreier begrüßten und sie mit Unge­duld erwartet haben. Auch die Haltung des koptischen Klerus sei in den in den nächsten Tagen noch zu besetzenden Gebieten den Italienern sehr günstig. Der aus Dankali-Abtei- lungen gebildete linke italienische Flügel habe aus dem abes- sinischen Hochland bereits die Fühlung msi dem linken Flügel des ersten Armeekorps ausgenommen. Der rechte Flügel zwischen Aksum und dem Setit-Grenzfluß ist nach italienischen Berrchten gleichfalls im Vormarsch begriffen, scheint aber an der Grenze durch zahlreiche Einzelgefechte in Anspruch genommen und fest­gehalten zu werden.

Die Erkundungstätigkeil der Flieger wurde auf der ganzen Front zwischen der Sudangrenze und der Dankali-Salzwüste sehr lebbaft durchgeführt. Verschiedene Flugzeuge haben bis weit über Makale hinaus nach dem Süden Erkundungsfliige vorge- nommen und den Anmarsch-von abessinische n Kolon- n e n festgestellt, deren Stärke aber noch nicht angegeben wird. Bis zum See Aschangi ist einer der Flieger oorgestoßen und hat von dorther ebenfalls Truppen-Zusammenziehungen in der Rich­tung auf Amba Alagi festgestellt.

Äsmara, 5. Nov (Funkbericht des Kriegsberichterstatters des DNB.) Die Kamelreiterabteilung, die sich bei Renda Eomo mit den Danakil vereinigt hat rückt in Gewaltmärschen auf Dato vor. Sie steht bereits bei Dagabarc und hat schon die Hälfte des Weges zurückgelegt. An der Nord front hatte der Vor-, marsch unter starken Regengüssen zu leidend Trotzdem gelang es dem Eingeborenenkorps Haz, Wogoro zu er­reichen Das Korps Maravigna hat in der Gegend von Adua Len Vormarsch auf Adiabo fortgesetzt. Die Fliegeraufklärung stellte fest, daß nicht nur am Aschangisee, sondern auch an anderen Stel­len. insbesondere in der Hochebene von Tembien, südlich von Adua starke abessinische Kräfte sich sammeln.

Die Ziele des italienischen Vormarsches

Asmara, 5. Nov. (Funkspruch des Kriegsberichterstatters des DRV.) Der gemeldete Vormarsch des Korps Maravigna in Vas Gebiet von Adiabo führt in eine ziemlich unerforschte Ge­birgsgegend westlich und südwestlich von Aksum, die bis an den Fluß Takasse heranreicht. Es handelt sich bei diesem Fluß um den Oberlauf des späterhin die Grenze zwischen Abessinien und Eritrea bildenden Setit unter anderem Namen. Das Gebiet von Adiabo schiebt sich wie ein Keil in das Gebiet der Kolonie Eritrea heran, sodaß das Vorgehen des Korps Maravigna zu einer wesentlichen Berichtigung der italienischen Front führen wird. Außerdem hofft man, daß die italienischen Truppen nach Durchquerung des Gebietes von Adiabo im Tal des Takasse flußaufwärts vorstoßen, die unwegsame Hochebene von Tembien umgehen und wenn möglich einen Keil zwischen die abessinischen Streitkräfte am Tanasee und die weiter ostwärts stehenden feindlichen Truppen treiben können. Allerdings muß die Entwicklung der militärischen Maßnahmen abgewartet wer­den, bevor mit Sicherheit das Endziel des in diesen Tagen ein- gelciteten italienischen Vormarsches angegeben werden kann.

Mit der Besetzung von Makalle wird für Donners- tag.oder Freitag gerechnet.

Inzwischen sind hier wieder zahlreiche Gerüchte verbreitet, die von angeblichen weiteren freiwilligen Unterwerfungen von abessinischen Stammeshäuptlingen zu berichten wissen. So soll der Sultan von AuNa im südlichen Danakilgebiet seine Unterwerfung erklärt haben und angeblich mit 20 000 Mann zu den Italienern überzugehen beabsichtigen. Einige tausend Mann seines Gefolges sollen bereits Anschluß an die Kamelreiterkara­wane des Obersten Lorenzini suchen. Auch weitere Gruppen von

Eine große Seb^ lch

Roman von Marie Bl ant - E l s mann.

7g Nachdruckverboten

Vera lohnte sich mit einem erlösten Lächeln in die Kif­fen zurück und Wiederholte sehnsüchtig:

Dann werde ich am Leben bleiben."

Aber sie fühlte plötzlich eine so starke Erschöpfung, daß sie mühsam nach Atem rang.

Ähr Gesicht überzog sich mit fahler Bläffe, so daß die Schwester, die am Fußende des Krankenbettes stand, er­schrocken ausrieif:

Ein neuer Ohnmachtsanfall."

Doktor Breitfeld faßte nach Veras Hand und prüfte den Puls.

Dabei erklärte er zu der Schwester:

Die starken Schmerzen werden noch öftere Ohnmachts­anfälle zur Folge haben. Wir müssen alles versuchen, um die Kranke so rasch wie möglich nach dem Kreiskranken- stift überführen zu können."

Sie hoffen also auf eine Genesung. Herr Doktor?"

Das Herz ist gesund und der starke Wille zum Leben, der in der Verunglückten zu herrschen scheint, wird viel zur Gesundung beitragen. Allerdings fürchte ich," hier warf er einen prüfenden Blick nach der Kranken, und erst als er sich davon überzeugt hatte, daß sie völlig erschöpft in den Kissen lag und von einer Ohnmacht umfangen war, fuhr er leise fort:daß die Genesung keine vollständige zein wird."

Die Verletzungen sind also fo schwer, daß nachteilige Folgen für das spätere Löben entstehen können?"

Ich habe bei der erneuten Untersuchung feststellen müs­sen. daß sich meine schon gestern gehegten Befürchtungen bestätigen werden. Wenn auch die Patientin wieder herge­stellt werden wird, so wird doch eine Lähmung der Füße Zurückbleiben, da das Rückgrat verletzt ist und eine Heilung ausgeschlossen sein dürfte. Frau von Falkenberg wird sich

damit abfinden müssen, in Zukunft an den Rollstuhl ge- *"ffölt zu sein. Doch still. Noch darf die Verunglückte nichts davon erfahren. Es muß ihr erst dann schonend beigebvacht werden, wenn die Gefahr des Wundfiebers vorüber ist. U-- bernehmen Sie nun die Pflege, Schwester Hanna, denn mir steht die schwere Aufgabe bevor, Fräulein Overhof von den tragischen Ereignissen Mitteilung zu machen, die sich gestern in deren Elternhaus abgespielt haben."

Schwester Hanna geleitete Doktor Breitfeld nach der Tür und so sahen beide nicht, daß Vera von Falkenberg ihre Augen weit geöffnet hatte und ihnen mit entsetzten Blicken nachschaute.

Als Schwester Hanna dann wieder ans Krankenbett zurückkehrte, sah sie Vera mit weitoffenen Augen in den Kissen liegen.

Fühlen Sie sich etwas besser, gnädige Frau?"

Vera lächelte gezwungen und entgegnete:

Ich werde erst völlig ruhig werden, wenn die Ange­legenheit geordnet ist, um derentwillen ich nach Schloß FalkeNberg zurückkehren wollte. Schicken Sie einen Boten zu dem alten Sebastian und lassen Sie ihm Mitteilen, daß er so rasch wie möglich zu mir kommen möge."

Besorgt fragte Schwester Hanna:

Werden Sie auch stark genug fein, um jetzt schon Be­such empfangen zu können?"

Ungeduldig drängte Vera.

Ich muß den allen Sebastian sprechen, ich will nicht länger warten!"

Schwester Hanna wußte, daß Doktor Breitst-ld noch im Hause anwesend war, so daß sie noch einmal zu ihm eilte, um ihm die Wünsche der Verunglückten zu überbringen.

Sie kam gerade dazu, als Regina mit entsetzten Wicken Doktor Breitfeld anschaute und hörte deren zitternde Frage:

Erblindet? Mein Vater erblindet?"

Doktor Breitfeld nickte lernst und erzählte von dem selt­samen Zusammentreffen, das Martin Ovechofs Erblindung hevkeigoführt hatte.

Kaum hatte Regina diese Worte vernomlen, da richtete sie sich hastig auf und flüsterte:

Ich muß heim, Heim nach dem Overhof. Dorthin gehöre ich jetzt."

Sie verabschiedete sich nicht. Alle ihre Gedanken waren bereits im ElternhaNse.

Doktor Breitfeld schaute ihr mitleidig nach und mur­melte:

,-Armes, armes Mädchen..Nichts .bleibt ihr ^erspart. Sie muh am schwersten unter dem Schicksal leiden."

Doch als Doktor Breitfeld Schwester Hanna sah, wurde feine Aufmerksamkeit von Regina sofort wieder NbgsleNkt.

Er stellte ein paar hastige Fragen und als er von Veras dringendem Wunsch Härte, nickte er und erklärte:

Es ist selbstverständlich, daß wir alles tun müssen, um jede Aufregung zu vermeiden. Wenn Frau von Falkenberg den Diener ihres Mannes sprechen will, so dürfen wir Or diöst Bitte nicht äbschlagen, da sie sonst nur beunruhigt werden würde. Ich fahre nach FalkeNberg und bringe den alten Sebastian her."

Doktor Breitfeld verließ mit raschen Schritten das Haus, während Schwester Hanna an das Krankenlager Veras zu­rückkehrte, um dieser mitzuteilen, daß sie den alten Seba­stian erwarten dürfte.

Vera war plötzlich ganz ruhig. Sie schloß ihre Augen wieder und lag regungslos da.

Ab und zu huschte ein Lächeln um ihren Mund, ein selt­sames Lächeln, das deutlich verriet, daß sie mit Plänen beschäftig war, deren Gelingen sie mit aller Bestimmtheit vorauszusetzen schien.

*

Alles war im Overhos verändert. Aus dem trotzigen, verbitterten, nur seinem Haß lebenden Martin Overhof ein alter, müder, gebrochener Mann geworden.

Wie ein Greis hockte er in seinell Lehnstuhl.

Die Arme hingen kraftlos hernieder. Die Augen waren weit offen und schauten starr und leer.

Das Gesicht war aschfahl. Fortsetzung folgt-