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70. Jahrgang

Mittwoch den 6. November 1935

Fernruf 479

Nummer 260

Fernruf 479

Chinanationalisiert" seine Silberbestände Rückwirkun­gen aus die Londoner Börse?

Die chinesische Regierung hat mit sofortiger Wirkung die gesamten Silberbestände Chinasnationalisiert", d. h. die Besitzer von Silber verpflichtet, es an den Staat gegen Banknoten abzuliefern. Zahlungen, und zwar sowohl öffentliche, wie Steuern, wie private, dür­fen in Zukunft nur noch in Banknoten geleistet werden

Die Währungsfrage war immer ein besonders schwieriges Thema volkswirtschaftlicher Erkenntnisse. Mancher ist nie hinter ihre Geheimnisse gekommen Und das, obwohl wir, nicht nur in Deutschland, sondern so ziemlich in allen Län­dern der Erde, in den anderthalb Jahrzehnten seit Kriegs­ende einen Anschauungsunterricht in Währungsdingen be­kamen, der uns in mancher Hinsicht höchst schmerzliche Klar­heit verschaffte. Die BegriffeGoldstandard",Abwertung", Inflation",Deflation" gehörten mit einem Male zum ständigen Wortschatz der Zeitungen. Handels- und Zah­lungsbilanz werden mit Gründlichkeit erörtert, und daß manDevisen" bewirtschaften muß, ist heute beinahe eine Elementarweisheit national-ökonomischen Denkens gewor­den.

Dabei sind wir in Deutschland noch in einer verhältnis­mäßig glücklichen Lage. Wir müssen uns mit den verfüg­baren Devisen zwar auch recht genau einrichten und können infolgedessen wahllos ausländische Waren kaufen. Nur was für die Eesamtwirtschaft dringend erforderlich ist, rechtfer­tigt die Freigabe von Devisen für die Einfuhr. Aber eine Sorge, um die die Bürger jo vieler anderer Staaten sich den Kopf zerbrechen, haben wir nicht: die um den Kurs der Reichsmark. Wenn einst dasWunder der Rentenmark" die Welt in Erstaunen versetzte, jene geniale Maßnahme, mit dem dem Jnflationssturz der einstigen Mark schlagartig ein Ende bereitet wurde, so staunt sie heute über das Wunder der absoluten Stabilität der Mark, obwohl ihre Eolddecke in der Hitze der einstigen politischen Verschuldung Deutsch­lands, der allgemeinen Wirtschaftskrisis und der Handels­hemmnisse weiter dahingeschmolzen ist als in anderen Län­dern. Die straffe zentrale Steuerung der deutschen Eeld- und Devijenwirtschaft durch die Neichsbant läßt den vor­handenen Goldbestand beinahe als eine belanglose Neben­sächlichkeit erscheinen. Tie Wirtschaft Deutschlands ist, nicht zuletzt durch die vom Staate ihr gegebenen Antriebe, neu aufgelebt. Nirgends aber zeigt sich etwa eine inflatorische Aufblähung des Geldumlaufs. Die Reichsmark, nur äußerst schwach mit Gold gedeckt, ist heute eine der am festesten ste­henden Währungen der Welt. Und damit könnte man ei­gentlich zu der Ansicht kommen, daß die Währungsfräge noch immer ein recht schwieriges, an Rätseln reiches Thema ist.

SilberdeSung in USA.

Eins dieser Rätsel, mit dem wir uns allerdings in Deutschland nicht herumzuschlagen brauchen, ist die inter­nationale Silberfrage. Sie ist immer schon, min­destens seitdem die Welt das Gold als Wührungsmetall bevorzugte, eine geheimnisvolle Angelegenheit gewesen. Je stärker die mit dem Golde verknüpfte Währungsfiktion die Völker wirtschaftlich in Abhängigkeiten brachte, desto mehr glaubte man hier und da, im Silber einen rettenden Aus­weg zu finden. Namentlich in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhun­derts auch in gewissen agrarischen Kreisen Deutschlands, hat man sehr stark mit dem Gedanken gespielt, das Silber neben dem Golde wieder zum Währungsmetall zu machen. In Amerika war einer der Gründe dafür die starke Silber- gewinnung im Lande selbst. Als dann der Kriegsausgang einen ungeheuren Eoldstrom nach den Vereinigten Staaten lenkte, sind all diese bimetallistischen Pläne rasch vergessen worden. Man sonnte sich in dem Bewußtsein, den größten Goldschatz der Welt in den Kellern der Bundesreserveban­ken zu wissen.

Das wurde wieder anders, als die Krisis auch die ameri­kanische Wirtschaft heimsuchte, ais Paris der starke Magnet für die Eoldslüsse der Welt wurde. Und als Roosevelt in Washington an die Macht kam und mit gänzlich neuen Ge­danken der Krisis zuleibe ging, da tauchte auch die Idee wieder auf, die metallischen Grundlagen des Dollars da­durch zu verbreitern, daß man das Silber neben das Gold stellte. Im Lause des vorigen Jahres ist dann tatsächlich ein Gesetz herausgekommen, baß die Deckung des Geldumlaufs Zu einem Viertel aus Silber zu bilden sei. Das schien eine mneramerikanische Angelegenheit, die das Ausland nur in­soweit anging, als sie unter Umständen Einfluß auf die Be­wertung der Dollardevise haben komue.

China verliert sein Wührungsmetall

Es zeigte sich bald, daß die internationalen Wirkungen ganz andere und weiterreichende waren. Die Vereinigten Staaten maßten, um das vorgeschriebene Decküngsverhält- nis Herstellen zu können, starke Silberaufkäufe vornehmen die beispielsweise im Jahre 1931 nur zur Hälfte im Lande leibst erfolgen konnten. Die andere Hälfte kaufte man aus

ausländUDen Markten, "tun grvt es einige Staaten, die reine Silberwährungen haben, z. B. Mexiko und China. Beide bekamen die starke Silbernachsrage Washingtons sehr bald zu ipüren. namentlich China, das größte Land der Erde, das mit SUberwährung arbeitet. Die amerikan i- ! chen Käufe trieben den Sttberpreis in die Höhe, und die Folge war, daß aus China Silber in großen Mengen, und mei-tens in gemünzter Form, abslaß. In den Vereinigten Staaten hatte man das zwar erwartet, aber angenommen, dieser Abfluß würde sich im Wege einer verstärkten Waren­nachfrage Chinas vollziehen. Das war ein Irrtum. Die chi­nesische Regierung belegte, um die Abwanderung des Sil­bers zu verhindern, die Silberausfuhr mit einem hohen Ex­portzoll und erhob außerdem eine Ausgleichsabgabe Damit war die erwartete handelspolitische Belebung unterbunden. Allerdings gelang es der chinesischen Regierung auch nicht, die Silberabwanderung völlig zu verhindern, dcnn es ent­stand nun ein ausgedehnter Schmuggel mit chinesischen Sil­berdollars. Außerdem aber fingen die Chinesen an, Silber zu Hamstern. Bei den ständig steigenden Preisen schien ihnen das eine sehr vorteilhafte Kapitalanlage zu sein. Allein in der Zeit vom 30. Dezember 1933 bis zum 29. Dezember 1934 hat sich der Eilbervorrat Chinas von 459 Mllionen Unzen aus 226 Millionen Unzen vermindert.

Das bedeutete für China aber nicht nur eine Verminde­rung der metallischen llmlaufsmittel, sondern in der weite­ren Folge auch eine Senkung der Kaufkraft, Schwierigkeiten für Banken, Industrie und Handel und, da in zunehmendem Maße Banknoten ausgegeben werden mußten, eine Kurs- entwertung der chinesischen Währung im Auslande. Der chinesische Dollar fiel beispielsweise in den letzten zehn Tagen des Monats Oktober an der Börse in Schanghai von 1,6 S. auf 1,3 S. Das sind nun wieder Er­scheinungen, die alle diejenigen Länder interessieren, die Kapitalien in China angelegt haben, voran England. An der Londoner Börse werden ungefähr 24,5 Millionen Pfund chinesische Anleihen notiert. Man hegt bereits Befürchtun­gen, ob der Zinsen- und Tilgungsdienst dieser Anleihen noch lange wird aufrecht erhalten werden können, wenn das Ab­rutschen der chinesischen Währug werter anhält, und die Bank von England hat bereits einen Ausschuß zum Schutze der englischen Interessen eingesetzt. Die Verfügung der chi­nesischen Regierung, durch die das Silber nationalisiert wird, stellt einen letzten Versuch dar, die Abwanderung und die Hamsterung des Währungsmetalls zu verhindern und den Kurssturz aufzuhalten. Damit zusammen hängt auch die Nachricht von einer englischen Anleihe an China, die Japans Mißstimmung hervorruft.

Bedeutung des deutsch-

polnischen Wirtschaftsvertrages

Zu dem Abschluß des bedeutsamen deutsch-polnischen Wirt­schaftsvertrages wird derVolkswirtschaftlichen Korrespondenz" von^iaßgebender Seite geschrieben:

Mit diesem Abkommen ist ein Wirtschaftsvertrag unterzeichnet worden, der die rechtlichen Grundlagen für den Warenverkehr zwischen Deutschland und Polen regelt. Der umfangreiche Wirt­schaftsvertrag mit seinen Unterabkommen und Anhängen setzt an die Stelle der bisherigenKompensationsabkommen", Kon­tingent- und sonstige Einzelregelungen, einen wichtigen Neubau, der den gesamten Warenverkehr zwischen beiden Ländern umfaßt und auf Grundlagen stellt, die den beiderseitigen wirtschaftlichen Belangen entsprechen. In den Verhandlungen über den Wirt­schaftsvertrag ist jeneklare und offene Sprache" geführt wor­den, die seit dem für die Neugestaltung der deutsch-polnischen Ee- samtbeziehungen grundlegenden Vertrage vom 26. Januar 1934 nach einem Worte des polnischen Außenministers Beck denBo­

Kurze Tagesübersicht

Der italienische Vormarsch an der Nordfront aus Makale soll sür einige Tage abgesioppt sein. Man erwarte.: für die nächsten Tage den Einzug der Italiener in Makale.

I» London sind italienische Sachyerständiae zur Vorbe­sprechung de- Flottenkonserenz, die anfangs Dezember be­ginnt, eingetrojfen.

In Memel ist das Landesdirektorium Brnoelaitis znrück- getreten. Am Mittwoch tritt der neue Landtag zusammen.

Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Venesch hielt ernc R^de über die poltt;--he Lage in Europa, die über die tschechoslowakische Politik interessante Ausschlüsse gibt.

Nach japanischen Meldungen soll die Anleihe Englands an China 1v Millionen Pjund betragen.

König Georg bat non London ans an das griechisch.- Volk eiiir Botschaft gerichtet und seine baldige Heimkehr ange- zcigt.

den für den Aufbau dauerhafter Formen eines guten nachbar­lichen Verhältnisses" geschaffen hat. Trotz all der Schwierigkei­ten, die sich aus den Folgen der Weltwirtschaftskrise, aus devi­sengesetzlichen Rücksichten und aus der allgemeinen Wirtschafts­lage ergeben, hat der guteWillebeider Seiten und das gegenseitige Verständnis sür die wirtschaftlichen Notwendigkei­ten des Partners zu einer bedeutsamen Neuregelung geführt, die im Sinne der vom Führer und von Marschall Pil- sudski zwischen beiden Ländern eingeleiteten Verständigungs­politik liegt und sie auf wirtschaftlichem Gebiete ausbaut.

Mit dem neuen Wirtschaftsvertrags ist ein weiterer Schritt auf dem Wege vollzogen worden, den der Führer und Reichs­kanzler Adolf Hitler in der Reichstagsrede vom Januar 1934 bezeichnete, indem er unmittelbar nach Abschluß des Zehn-Jah- resvertrages die Hoffnung aussprach, daß nunmehr auch die wirtschaftlichen Beziehungen eine Gestaltung derart erfahren würden, daß dem Zustande unfruchtbarer Zurückhaltung eine Zeit nützlicher Zusammenarbeit folgen könne. Dem Zehn­jahrvertrag ist, dieser Hoffnung entsprechend, im März 1934 das Protokoll über die Beendigung des deutsch-polnischen Zollkrie­ges gefolgt und neben einer Reihe privatwirtschaftlicher und Einzelabkommen der für ein Jahr geschlossene Kompensa­tionsvertrag vom Oktober 1934.

Der jetzige Wirtschaftsvertrag geht in seiner grundsätzlichen wie in seiner praktischen Bedeutung und in seinem Um­fange weit über das vorjährige Kompensationsabkommen hin­aus. Als wichtigste und bedeutsamste Neuerung führt er erstma­lig zwischen Deutschland und Polen den Grundsatz der Meist - begünstigung sür den Wirtschaftsverkehr zwischen beiden Ländern ein. Statt der im bisherigen Warenverkehr befolgten Methode der Einzelkompensationen schafft der neue Wirtschafts­vertrag die Möglichkeiten einer erheblichen Ausdehnung des Warenaustausches und regelt dabei den Zahlungsverkehr über Verrechnungsstellen so, daß ein Ausgleich der Handelsbilanz an­gestrebt werden kann, der sich auf dem ständigen, regelmäßigen Fluß der Wirtschaft ergibt

Der Wirtschaftsvertrag, der zunächst bis zum 31. Oktober 1936 laufen soll, sieht die Möglichkeit der Verlängerung vor und Ichafft dadurch die erwünschte Festigkeit und Ständigkeit im Handelsverkehr. Fast noch wichtiger als diese Tatsache ist, daß er zugleich auch für die Biegsamkeit der Einzelbestimmungen vor­sorgt und jederzeit die Möglichkeit gibt, die starren Paragra­phen den praktischen Bedürfnissen und der Erfahrung anzupas­sen. Zu diesem Zwecke werden in Berlin und WarschauRe­gierungsausschüsse" errichtet werden, deren Führung voraussichtlich für die Leiter der jetzt abgeschlossenen Verhand­lungen deutscherseits Botschaftsrat Hemmen und polnischer- seits Ministerialdirektor Sokolowski übernehmen werden. Die Aufgabe dieser ständigen Regierungsausschüsse wird es sein, in dauernder Fühlungnahme miteinander zu stehen, um alte bei der Durchführung des Wirtschaftsvertrages sich ergebenden Schwie­rigkeiten zu beseitigen und um durch etwaige Neuregelung der Kontingents- und ähnlicher Bestimmungen von Jahr zu Jahr den Vertrag mit den praktischen Bedürfnissen der Wirtschaft in Einklang zu halten.

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Eine polnische Stimme

Warschau, 5. Nov. Das MilitärblattPoljka Zbrojna" schreib: zum Abschluß des deutsch-polnischen Wirtschaftsvertrages, der Vertrag schaffe völlig neue Grundlagen für den pol- nisch-deutfchen Handel und erweitere gleichzeitig die Einfuhrkontingente so, daß die Wirtschaft beider Staaten sich ge­genseitig ergänzen könne. Das industrialisierte Deutsche Reich sei für das benachbarte Polen der Kunde und Lieferant. Die Bedeutung des neuen Vertrages gehe weit über das wirtschast- liche Gebiet hinaus. Nach dem Abkommen vom März 1931 und dem Kompensationsvertrag vom Oktober vorigen Jahres lei der jetzige Vertrag die weitere und letzte Etappe der Auslöschung der Spuren des Zollkrieges und ein Beweis sür die Normali­sierung der nachbarlichen Beziehungen.

Beriesch zur politischen Lage in Europa

Prag, 5 Nov. Außenminister Dr. Venesch machte am Diens­tag in beiden Kammern eingehende Ausführungen zum Kampf um die Sicherheit in Europa und zum italienisch- abessinischen Konflikt. Der Minister gab einleitend nach einem Hinweis auf den Ernst der internationalen Lage einen Ueberblick über die Ereignisse des Jahres 1935 bis zum italie- nisch-abessinischen Konflikt, wobei er besonders der Einführung der allgemeinen Dienstpflicht in Deutschland und der Verhand­lungen über den Ostpakt gedachte.

Die tschechoslowakische Regierung, fuhr Venesch fort, bleibe auch weiterhin trotz der Unterbrechung der Verhandlungen A n- hängerin des Donaupaktes und sei gemeinsam mit den übrigen Staaten der Kleinen Entente der Ansicht daß kein so großes Hindernis vorhanden sei. um die Verhandlungen nicht mit Erfolg abschließen zu können.

Zum abessinis-italienischen Konflikt erklärte der Minister, die italienische Regierung habe anscheinend das ent­schiedene Eintreten der Engländer für die Völkerbundsverpflich- tuugen nicht erwartet und auch an die Möglichkeit einer größe­ren Aktion des Völkerbundes nicht geglaubt. Der Völkerbund habe« ber »LH der klaren Stellungnahme Englands die ro.eittra-

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