dem verfassungsmäßig allein die Ernennung de« Kanzlers ob» s liege.

Ueber di« Haltung de» Zentrums. das gestern nachmittag noch zu einer Fraktion ssttzung zusamnrengetreten war, teilt di« Germania" mit, dah es für das Zentrum ausgeschlossen sei, die deutschnationale Taktik, bestiminte Persönlichkeiten in den Vordergrund zu schieben, nritzumachen.

Berlin, 21. Mai. Ueber bas Ergebnis der heutigen Besprechungen der Deutschnationalen mit den Parteien der Mitte und der heut« Nachmittag abgehaltenen Frak­tionssitzung der Deutschnationalen gibt die Deutschnatio­nale Pressestelle folgenden amtlichen Bericht aus: Die Deutschnationale Volkspartei hat in der heutigen Bespre- . chung mit den Vertretern der Mittelparteien den Vor­schlag gemacht, die Lösung für die bei der Regierungs- bildung bestehenden Schwierigkeiten in einer Voranstel« lung der Personenfrage zu suchen. Eine nach Ansicht der Deutschnationalen Volkspartei zur Führung hervorragend geeignete und überparteiliche Persönlichkeit ist den ande­ren Fraktionen genannt worden. Die Verhandlungen darüber haben eine Wendung genommen, auf Grund deren die Deutschnationale Volkspartei ihre Initiative in dieser Richtung zunächst eingestellt hat.

Berlin, 21. Mai. Wie au» parlamentarischen Kreisen verlautet, werden die Verhandlungen der Deutschnatio­nalen mit den Nationalsozialisten voraussichtlich fortgesetzt werden, sobald die letzteren ihre Fraktionssihung, die für Samstag angesetzt ist, abgehalten haben.

Schweres Uugrwitter.

Breslau, 21. Mai. Die Blätter mell»««: Ein schwere» Ge­witter mit Hagelschlag hat im Eulengobi rg« gestern nachmittag großen Schaben angerichtet. Mächtige, talabwärts strömende Wassermassen haben die Sohl« des Sch oste rt-ales überschwemmt und brachten di« Bewohner der bi» zum Giebel unter Wasser stehenden Häuser in Lebensgefahr. Zn dem bergigen Gelände wurden die bestellten Aecker weggefchwemmt. Die Ernte gilt als vernichtet, insbesondere die vom Hagel betroffene, viel­versprechende Obstblüte. Di« Talsperre von Breitenhain hat das Unheil von den am Unterlauf der Weistritz liegenden größeren Dörfern abgewehrt. > ^ ^

Aus Bayern.

Kritik an de« Briefwechsel Dr. Schweyers mit de« Welf««

München, 20. Mai. Fast alle Blätter üben eine mehr oder minder heftig« Kritik an dem »riefe wechselnden bayrischen Minister des Innern Dr. Schweyer mit der Deutsch-Hannoveranischen Partei. Die völkischen Blätter sprechen von einer Entgleisung, die sich Schweyer Habe zu­schulden kommen lassen. DerVölkische Kurier" drückt die Hoffnung aus, daß von der preuß. Regierung Schweyer kräftig auf die Finger geklopft werde. DieMünchen- Augsburger Abendzeitung" schreibt: Ein Erfolg der Be­strebungen der Welfen hätte die Gefahr eines Eindrin­gens ausländischer Einflüsse in die innerdeutsche Politik heraufbeschworen. Diese Leistung des bayrischen Innen-. Ministers hat bewiesen, daß dieser Mann an einer so wich­tigen Stelle des bayrichen Staates nicht länger möglich ist. Das Blatt fragt, ob es richtig sei, daß die Bayrische Volks­partei im Reichstag mit den Welfen eine Fraktionsgemein­schaft einzugehen beabsichtige, weil nur Parteien aner­kannt würden, die mindestens 20 Mandate innehätten.

München, 20. Man. Znnemninister Dr. Schweyer erklärt zu dem an die Deutsch-Hannoversche Partei gerichteten Schrei­ben: Es ist diesem Privatbrief ein« Bedeutung betgelegt wor­den, die ihm nimwls zukommt. Ich habe eine private Einladung, in Hannover ein Referat zu übernehmen, in einem persönlichen Privatschreiben mit höflichem Dank abgelehnt, dabei allerdings für die Bestrebungen der fürderativ gerichteten Partei eine g«. wissen Sympathie zum Ausdruck gebracht. Weder die bayrisch« Regierung, noch di« Bayerische Volkspartei haben mit diesem Briefe etwas zu tun. Bon einem Eingreifen des bayerischen Innenministeriums in preußische Angelegenheiten kann somit keine Rede sein. Der Brief war nicht für die Oeffentlichkett be­stimmt. Seine Verwertung bei der Abstimmungspropaganda hat nicht in meinem Sinne gelegen.

Die Stellung Kuilliug» erschüttert.

München» 20. Mai. Nach der .Augsburger Postzeitung" er­regt der offizielle Bericht über die Tagung der Landervor­standschaft der Bayerischen Volkspartei in politischen Kreisen großes Aussehen, da aus demfewen hervorgehe, daß der von Knilling gesteuerte Regierungskurs von allen Diskussionsred­nern kritisiert und verurteilt worden und daß der Eindruck nicht von der Hand zu weisen sei, daß die Stellung Knillings ernstlich erschüttert sei.

Großadmiral von Tirpitz verzichtet nicht auf sei« Reichstags- Mandat.

München, 20. Mai. Di«München-Augsburger Abendztg." veröffentlicht ein Telegramm des Großadmirals v. Tirpitz. worin dieser dem Gerücht entgegentritt, daß er auf die Vertretung des Wahlkreises Oberbayern-Schwaben zugunsten des Professors Schüler verzichten wolle. Tirpitz erklärte, er werde in jedem Fall di« bayerischen Belang« im Rahmen des Reichsinteresses und Krotzdeutschland» vertreten.

Amtliche Bekanntmachung.

Betreff: Alnoicklungsftellen für die Erledigung von Geschäfte« der Kreisregierungen.

Die Abwicklungsstellen für die Erledigung von Geschäf­ten der Kreisregierungen haben ihre Tätigkeit mit dem 21. Mat 1924 eingestellt.

Damit sind die Kreisregterungen aufgehoben. Eingaben usw. sind deshalb nicht mehr an diese Stellen zu richten.

Calw, den 21 . Mai 1924. Oberamt: Gös.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 22. Mat 1924.

Meisterprüfung.

Bei den dieses Frühjahr vor der Handwerkskammer Reutlingen abgehaltenen Meisterprüfungen haben aus dem hiesigen Bezirk die Prüfung bestanden: Schmied: Ernst Holzäpsel-Simmozheim; Schreiner: Karl Dittmanns-Simmozhletm, Albert Gehrtng-Offtels- heim, Zakob Stöffler-Dattel.

Willkommener Regen.

Der gestern und vorgestern niedergegangene Regen war überall hochwillkommen. Di« drückende Hitze der vorher­gehenden Woche hatte das Erdreich stark ausgetrocknet, so daß die Setzwaren zu leiden hatten und das Gießen be­ständig wurde; auch die junge Saat wollte nicht vorwärts- kommen. Das Bild hat sich nun mit einemmal geändert. In den Gärten sieht alles frisch und gekrästigt aus und über Nacht hat ein sehr starkes Wachstum der Pflanzen eingesetzt. Auch auf den Feldern hat sich der Regen sehr wohltuend bemerkbar gemacht. Das Getreide, das «m all­gemeinen zwar schön steht, aber doch auch manche dünne Stellen aufweist, kann sich nun sehr gut entwickeln. Die Blüte der Obstbäume ist in der Hauptsache im Tal be­endigt, der warme Regen kommt dem Fruchtansatz sehr zu statten.

Eröffnung der Realschule.

(STB) Leoubrrg, 21. Mai. Das ehemalig« Bezirkskommando ist in der letzten Zeit umge-baut worden, um die 89 Schüler zählende Realschul«, di« bisher in drei verschiedenen Gebäu­den untergebracht war, aufzunehmen. Aus diesem Anlaß fand eine Feier statt, wobei Stadtschuttheitz Funkder vielen Schwie­rigkeiten gedacht«, die zu überwinden waren, um dieses Werk zu volleichen. Der Präsident der Ministerialabteilung für die höheren Schulen, Bracher, gab seiner Freude Ausdruck, dah Leonbevg di« Errichtung einer «. Klasse ermöglicht werden konnte und daß di« Schule nun ein würdiges äußeres Kleid erhalten Hab«. Studkenrat Dr. HSußler dankte dem Präsiden­ten und dem Gemeinderat für das opferwillige Entgegen­kommen.

Streikdrohuug der wiirtt. Landarbeiterorganisattonen.

L.T. Stuttgart, 20. Mai. Im Hags der Landwirte sollten am Dienstag Verhandlungen zur Neufestsetzung der Lohntarif« in de, Landwirtschaft stattfinden. Die For­derungen der Arbeitnehmer gingen auf eine Lohnerhöhung von 33V» Prozent. Die landwirtschaftlichen Arbeitgeber konnten angesichts der Preisentwicklung für die landwirt­schaftlichen Erzeugnisse dies« Forderung nicht als berech­tigt anerkennen. Nach der Preisgestaltung in der Land­wirtschaft müßten die derzeit in Geltung sich befindlichen Tarifsätze im Gegenteil vermindert werden. Ein diesbezüg­licher Antrag war von Arbeitgeberseite auch gestellt wor­den. Die unverbindlichen Vorbesprechungen ergaben, daß auf Arbeitnehmerseite nicht die geringste Geneigtheit be­stand, entgegenzukommen, ja, daß sogar die Drohung aus­gesprochen wurde, man werde alsbald, wenn die gestellte Forderung nicht erfüllt werde, hinausgehen und den Streik der Landarbeiter organisieren. Unter diesen Umständen wurde in Verhandlungen überhaupt nicht eingetreten und die Forderung wurde von den Arbeitnehmern sofort dem amtlichen Schlichtungsausschutz zur Behandlung übergeben. Der Landwirtschaftliche Hauptverband macht die württem- belgischen und hohenzollerischen Landwirte heute schon aus die Möglichkeit aufmerksam, daß ein Landarbeiterstreik bei uns ausbrechen kann. Es wird gut sein, daß jeder einzelne Landwirt sich rechtzeitig nach der Möglichkeit des Einsatzes von technischer Nothilfe für seinen Betrieb umsteht. Im übrigen dürfte es den meisten Landwirten leicht sein, ihr« Leute, die doch Verständnis haben für den landwirtschaft­lichen Betrieb, von der Unvernunft und Unerfüllbarkeit der oben genannten Forderungen ihrer Organisationen zu überzeugen.

Ei« Schwerverbrecher.

(STB.) Stuttgart, lg. Mai. Der ledig« 26 Jahr« alte Händ­ler Tavei Regner von Gschwxnd, OA. Gaildorf, ein langgesuch­ter Schwerverbrecher, wurde in letzter Zeit, zusammen mit seiner Geliebten, der ledigen 2Sjährigen Kellnerin Ottilie Lipp von Gundelfingen, OA. Dillingen, von einer Kriminalpatrouille auf dem Hauptbahnhof Stuttgart festgenommen. Regner ist tm Ok­tober 1919 aus dem Ludwigsburger Zuchthaus entwichen und hat seitdem ein höchst abenteuerliches Räuberleben geführt und unter wechselnd falschem Namen zahllose Einbrüche und Dieb­stähle, vorwiegend an der württ.-bayrischen Grenze, verübt. Im ganzen sind bis jetzt 150 solch« Straftaten sestgestellt, die dem Genannten 5 Pferde, 20 Fahrräder, viel bares Geld, Schmuck-

l fachen und anderes mehr als Beule einvrachten. Zuletzt ha! sich Regner in Augsburg aufgehalten, wo er zusammen mit dem Händler und Weber Markus Wöhrstein wettere Einbrüche be­gangen hat. Wenige Tage nach Regners Ergreifung ist auch Wöhrstetn von Kriminalbeamten in einer Stuttgarter Wirtschaft festgenommen worden. Regner hat gelegentlich auch Diebstähle in Schnellzügen, namentlich auf der Strecke UlmAugsbug ver­übt und es dabei hauptsächlich auf Koffer und Handtaschen ab­gesehen. Er führte bei allen seinen Diebesfahrten eine Schuß­waffe mit sich, von der er erforderlichenfalls unbedenklich Ge­brauch macht«, um sich seine Verfolger durch Abgabe von Schreck­schüssen vom Leibe zu halten. Von der Diebesbeute, die einen Gesamtwert von etwa 100 000 Goldmark darstellt, konnte nur ein ganz geringer aus den letzten Diebstählen stammender Teil wie­der beigebracht werden. Wegen Hehlerei mußten auch noch wei­tere Personen festgenommen und zur Anzeige gebracht werden.

Bestehlung von Brieffendungen.

(STB.) Stuttgart, 20. Mai. Bei Oeffnung mehrerer, im Dezember 1923, Januar, Februar und März 1921, von Buenos Aires abgefertigter Briefbeutel für die Bahnposten Basel-Frank, furt und Herbesthal-Köln sowie für Berlin C 2 ist durch deutsche Postbeamte einwandfrei festgestellt worden, daß Hunderte von ge­wöhnlichen Briefen nach verschiedenen Orten Deutschlands Spu­ren widerrechtlicher Oeffnung trugen und daß etwa 40 dieser Briefe, die Geld enthalten sollten, ihres Inhalts beraubt waren. Da die Briefbeutel und ihre Verschlüsse in tadelloser Beschaffen­heit waren, können die unredlichen Handlungen Er im Ab­sendungsland vor dem Verschließen der Beutel vorgenommen worden sein. Die argentinische Postverwaltung ist deshalb! hiervon telegraphisch verständigt und ersucht worden, ein« Un­tersuchung etnzuleiten und Vorkehrungen gegen die Wiederkehr ähnlicher Vorkommnisse zu treffen. 'Ls empfiehlt sich, daß die Empfänger von Briefen aus Argentinien di« Absender hiervon in Kenntnis setzen und sie vor der Einlegung von Geld in ge­wöhnliche Briefe warnen.

Zum letzten Unwetter.

(STB.) Göpptnge«, 21. Mai. In Gärten und Obst« -aumwiesen hat gestern nachmittag ein Hagelwetter nicht geringen Schaden angerichtet. Die jungen Pflanzen, di« bereits aus den Schutzkästen genommen worden sind, sind' teils ganz vernichtet, teils stark beschädigt worden. An den Obstbaumblüten und den ersten* Fruchtansätzen hat der. Hagel ebenfalls beträchtlichen Schaden verursacht. Die starken Regengüsse haben den Stand der Fils sehr erhöht. Die Feuerwehr ist wegen Hochwassergefahr gerufen wor­den. In einigen Kellern der unteren Stadt war Wasser eingedrungen.

(SCB.) Sigmaringen, 21. Mai. Der Kommunalland­tag hat zur Unterstützung der durch das Hochwasser imi Unterland Geschädigten die Summe von 68 000 Mark zur Verfügung gestellt. Nach den endgültigen Feststellungen find in Rangendingen bei dem Hochwasser 51 Stück Groß, vieh. 14 Schweine, 11 Ziegen und 6 Schafen ertrunken, ebenso 100 bis 150 Hühner. Wie sehr die Tiere selbst die Gefahr des Wassers erkannt hatten, zeigte, daß in Ställe« im Wasser gestandene Tiere nach erfolgtem Losbinden selbst an hochgelegenen Plätzen Schutz suchten, in Häusern^ ohne angetrieben zu werden, die Treppen Hinaufstiegen, Kühe stellten sich mit den Vorderfüßen in die Futterkrip­pen und warteten in dieser Stellung auf menschliche Hilfe, Schweine standen hochaufgerichtet in den Ställen oder hat­ten Schutz in der Futterraufe gesucht. Im Freien befind­liche Hühner setzten sich auf den Bäumen fest. Von den Personen, die am Sonntag die Unglücksstätte besuchten, sind für die Geschädigten rund 1500 M. gespendet worden,

(STB.) Reutlingen, 21. Mai. Als über Rangendingen in der vorigen Woche das verheerende Unwetter hereinbrach, befand sich die Klasse 8 der hiesigen Oberrealschul« bei Rangendingen auf einem Ausflug. Di« Hagelschloßen prasselten dicht auf di« Schüler nieder. Ehe di« Schüler ins Dorf kommen konnten, mußten sie durch reißendes Wasser waten, das bis zu den Hüsten, an man­chen Stellen bis zur Brust ging. Die Brücken nach Hechingen wa­ren weggerissen und die Wanderung dorthin mutzte auf dem Bahndamm gernacht werden. Viele Schüler haben sich, obwohl sie völlig durchnäßt waren, bei den Rettungsarbeiten für Men­schen und Tiere beteiligt und u. a. ein Menschenleben gerettet. Das Verhalten der Klasse war mustergültig.

Wetter für Freitag und Samstag.

Westliche Luftskömungen gewinnen die Ueberhand. Für Freitag und Samstag ist zeitweise bedecktes und zu gewittrige« Niederschlägen geneigtes, etwas abgekühltes Wetter zu erwarten.

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(SCB.) Stuttgart, 21. Mai. Bei dem heute in Deger­loch abgehaltenen Fußballwettspiel siegte die englische Be- rufsmannschast Wolwich Arsenal gegen Stuttgarter Kickers mit 2:0.

(SCB.) Ergenzingen OA. Rottenburg, 21. Mai. Betz einer kirchlichen Trauung im Anschluß an den Gottesdienst fiel es allenthalben auf. daß der amtierende Priester, Pfarrer Harsch, kaum imstande war, das Amt zu singen. Als aber die Trauung ihrem Ende zuging, bemerkte man, wie der Geistliche sich auf den Altar stützen mußte und er plötzlich bewußtlos zusammenbrach. Eine Herzschwäche hatte den seit einiger Zeit infolge Ueberanstrengung sicht­lich leidenden Herrn befallen. Ein Glück, daß er rückwärts auf den Altartisch fiel und sofort von herbeieilenden Per- sonen gestützt wurde. Nach Einflößung einer stärkenden! Essenz kehrten Bewußtsein und Kräfte wieder zurück, s». daß die Trauung zu Ende geführt werden konnte.