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Montag den 15 Juli 1S35

70. Jahrgang

Nummer 162

Fernruf 47S

Fernruf 479

Antwort an Haare

Zur Rede des englischen Außenministers

Der ersten Rede, die der neue englische Außenminister Sir Samuel Hoare im Unterhause zu den Fragen seines Arbeitsgebietes halten würde, sah nicht nur das englische Volk, sondern sah die ganze Weltöffentlichkeit mit begreif­lichem Interesse entgegen. London hat in letzter Zeit m den europäischen Dingen die stärkste Aktivität entfaltet, die um­so mehr ins Gewicht fiel, als Frankreich gleichzeitig, ge­hemmt durch seine inneren Schwierigkeiten, auf außenpoliti­schem Gebiet eine gewisse Zurückhaltung übte.

Sir Samuel Hoare hat sich mit seinen Ausführungen durchaus auf diese ihnen allgemein entgegengebrachte Auf­merksamkeit eingestellt. Seine Rede versuchte eine Darstel­lung der derzeitigen englischen Politik im europäischen Rahmen zu geben mit der deutlich erkennbaren Absicht, sie nicht nur vor dem englischen Volke, sondern auch vor den Strejamächten zu rechtfertigen und zu verteidi­gen. Diese Zweckbestimmung der Rede muß man im Auge behalten, wenn man sie richtig würdigen will

Mit dem Abschluß des deutsch-englischen Flottenabkom­mens hatte England, von realpolitischem Instinkt geleitet, zweifellos einen Schritt vorwärts vor die in einem theore­tischen Programm erstarrte Front des Londoner Kommuni­ques und der Stresakonferenz getan. Ihm ebenso wie Deutschland kam es darauf an, praktisch für den Frieden, den die anderen in Paragraphenpunkte gefaßt hatten, ei­nen Beitrag zu leisten. So ist das Flottenabkommen zu ver­stehen. Man soll darin aber nicht eine Kursschwankung der englischen Politik juchen, die sich seit längerer Zeit nun ein­mal auf den Völkerbund und auf Frankreich ausgerichtet hat. Daß diese Einstellung Londons in der Gesamtpolitik wieder zum Durchbruch kommen würde, darüber ist man sich in Deutschland von vornherein klar gewesen. In der Flottenfrage, die England in ganz besonderem Maße inter­essiert, fand man es, um ein praktisches Ergebnis sicherzu­stellen, für richtig, das faire deutsche Angebot anzunehmen. Eden hat nicht umsonst in der Unterhausdebatte auf die verpaßten Gelegenheiten der Vergangenheit hingewiesen, in der man, in doktrinärer Starrheit befangen, andere deutsche Angebote unbeachtet ließ. Aber nun schwingt das Pendel in London wieder zurück, und mit dem Bekenntnis zu derfranzösischenThesevonder,, Unteilbar­keit des Friedens" wenn es diesmal aus dem Munde Sir Samuel Hoares auch etwas matt und bedingt klang mit der Empfehlung von Ostpäkt, Donaupakt und Luftlocarno mußte gerechnet werden.

Was der englische Außenminister zur Frage des O st - paktes ausführte, war ein direkter Appell an Deutsch­land und sollte anscheinend eine Antwort auf die letzte Reichstagsrede des Führers sein Es ist Sir Samuel Hoare ohne weiteres zu glauben, daß sein Eintreten für den Ost­pakt. an dem unmittelbare englische Interessen nicht vor­handen sind und von ihm auch nicht behauptet wurden, le­diglich dem Wunsche nach einer möglichst umfassenden Siche­rung des Friedens entspringt Aber Hoare hätte bei seinen Betrachtungen nicht außer Acht lassen dürfen, daß zwischen der Zeit, in der der Gedanke des Ostpattes konzipiert wurde, und heute allerhand Dinge vorgefallen sind, die dieses ganze komplizierte System der Regelung der Ostfragen in einem veränderten Lichte erscheinen lassen. Stresa und die dort erfolgte Vorbereitung des Völkerbundsbeschlusses, der dann in Genf gefaßt wurde, waren kein Mittel, um eine günstige Atmosphäre für solche weitreichenden Abmachungen zu schaf­fen. Es folgten dann die Verträge Frankreichs und der Tschechoslowakei mit der Sowjetunion, die nach all ihren Begleitumständen nur schwer ihren wirklichen Charakter als Militärs l.l tanzen gegen Deutschland zu verschleiern vermögen. Es wäre an sich schon nicht einfach gewesen, die vielfältigen Interessen einer ganzen Reihe von Staaten in dem Paktschema aufeinander abzustimmen. Nach der Kräfteverlagerung und der Enthüllung ganz bestimm­ter Tendenzen ist das heute noch viel schwieriger. Der Ost­pakt, wie Varthou ihn seinerzeit entwarf, und wie ihn jetzt Sir Samuel Hoare wieder in den Vordergrund zu rücken versucht, ist kein brauchbares Frredensinstrumenl.

Wenn Hoare mit Bezug auf den Ostpakt und übrigens auch den D o n a u p a k t an den Führer appellierte,ei­nen wirklichen Beitrag zur Sache des Friedens zu leisten", io braucht man ihn eigentlich nur an die schon erwähnte Reichstagsrede Adolf Hitlers zu erinnern. Und der beste Beitrag zum Frieden im Osten, den Deutschland bereits ge­leistet hat, ist der deutsch-polnische Freundschaftsvertrag, der mit seiner klug abwägenden Abstimmung der Interessen der beiden Staaten aufeinander in einer Zone, die ein Jahr­zehnt lang von heftigen Spannungen erfüllt war, eine wirkliche Atmosphäre des Verstehens und des Friedens und der fruchtbaren Zusammenarbeit erzeugt hat.

Was aber den Donaupakt anbelangt, auf den sich der Appell Hoares ebenfalls bezog, so mutet es einigerma­ßen b e f r e m d I i ch a n, daß er rbn just in dem Augenblick empfehlen zu müssen glaubt, in dem die von der österreichi­schen Regierung offen betriebenen Restauralionspläne zu­gunsten der Habsburger Dynastie die Lage in Mitteleuropa

und tm Donauraum vollkommen verändern. Die Antwort braucht eigentlich garnicht gegeben zu werden Benesch, der tschechoslowakische Auß nministsr, hat eben etwas iro­nisch gefragt, ob man der Tschechoslowakei zumuten wolle, die Garantie für ein Oesterreich zu übernehmen, an dessen Spitze Otto von Habsburg stehe. Und Titulescu, der Rumäne, hat das lapidare Wort ausgesprochen' Rückkehr der Habsburger nach Wien bedeutet den Krieg. Unter die­sen ganz neuen Voraussetzungen vom Donaupakt zu spre­chen ist nutzlos. Gerade die Habsburger Frage ist schon in ihrem bisherigen Stadium völlig des innerösterreichischen Charakters entkleidet, und alles, was für und gegen ihre positive Lösung geschieht, ist praktischEinmischung" Wie will man in dieser Lage vor Europa jenen Donaupakt recht- fertigen, der die schöne ÜberschriftNichtemmischungspakt" tragen soll?

Hoare hat auch dem im Londoner Communique mitauf- gezählten Lustpakt ein paar Sätze gewidmet und dabei geflissentlich auf die Beteiligung der fünf Locarnomächte an ihm hingewiesen. Man versucht, das im Auslande so hinzustellen, als sei es eine Absage an einen zweiseitigen Luftpakt zwischen Deutschland und England. Wir glauben zu wissen, daß von einem solchen zweiseitigen Abkommen niemals die Rede war, und daß Sir Samuel Hoare ganz richtig daraus hinwies, die Schwierigkeit für das Luftlo­carno bestehe darin, daß die sehr verschiedenen Ansichten von fünf Mächten auf einen Nenner gebracht werden müß­ten.

Daß der englische Außenminister den Völkerbund und das Verhältnis zwischen Deutschland und Genf, das ja im Londoner Kommunique auch eine Rolle spielte, nur mit einer allgemeinen Bemerkung über diekollektive Si­cherheit" abtat, zu der der Völkerbund angeblich den Schlüs­sel bilden soll, wird man verstehen angesichts der Tatsache, daß die Genfer Institution eben wieder ihre Unfähigkeit erwiesen hat, in den Fragen der großen europäischen Poli­tik eine führende Funktion auszullben.

Kan

Die erste Volkszählung nach der Rückgliederung des

Saarlandes hat 812 030 Einwohner ergeben, bei denen

die Frauen im Ueberjchuß sind.

Die letzte deutsche Volkszählung, an der auch das Saar­land teilnahm, hat im Jahre 1910 stattgefunden. Damals ergab sich eine Einwohnerzahl von 652 381. Solange die Saar vom Deutschen Reich abgetrenm war, bestanden keine Möglichkeiten, sie an die Volks- und Berufszählungen des Deutschen Reiches anzuschließen. Zwar wurden von der Re­gierungskommission in den Jahren 1922 und 1927 statisti­sche Erhebungen veranstaltet, die aber zum Teil unter ande­ren Gesichtspunkten vor sich gingen, als sie bei deutschen Volkszählungen üblich sind. Immerhin ergeben sie gewisse Anhalte für die Zunahme der Bevölkerung.

Nunmehr ist am 25. Juni dieses Jahres eine mit deut­scher Gründlichkeit durchgeführte Volks-, Berufs- und Be­triebszählung durchgeführt worden, die eine Reihe außer­ordentlich interessanter Ergebnisse gezeitigt hat. Ziffern­mäßig hat die Bevölkerung des Saarlandes seit 1910 um 159 649 Personen oder 24 vom Hundert zugenommen. Um­gerechnet aus die gesamte Reichsbevölkerung macht die neue festgestellte Saarlandsziffer 1,2 vom Hundert aus. Bemer­kenswert ist bei einem Vergleich mit anderen deutschen Ländern und Landesteilen daß nur Mecklenburg mit etwa

Kurze Tagesüberficht

Der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg hatte a« Samstag einen schweren Autounfall, bei dem seine Fra« getötet wurde, der Bundeskanzler selbst erlitt einen Ner« venschok.

Als Auftakt zur Hundertjahrfeier der Eisenbahn wurde am Samstag eine Gedenktafel für die gefallenen Eisenbah­ner enthüllt, anschließend wurde das Verkehrsmuseum wie­der eröffnet.

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Am Sonntag sind die Vertreter des englischen Frontkäm­pferverbands in Berlin eingetroffen und vou einer gro­ßen Anzahl deutscher Frontkämpfer ans das herzlichste be­grüßt worden.

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Der französische Nationalfeiertag ist unter großer Anteil­nahme der Bevölkerung ruhig verlaufen. Kleine Störun­gen sind in der Provinz zu verzeichnen.

Im Sport hat Deutschland wieder zwei große Erfolge zu verzeichnen: Mercedes-Benz erfocht im Großen Preis von Belgien einen Doppeksicg und im Tenms wurde die Tsche­choslowakei 4:1 geschlagen.

816 000 Einwohnern ungefähr die gleiche Einwohnerzahl wie das Saarland hat.

Eine große Ueberraschung war die Feststellung des Ver­hältnisses zwischen den Geschlechtern Das Saarland hat seit je zu den deutschen Landesteilen gehört, die einen Männer- überjchuß aufzuweisen haben. Das hängt aus leicht erklär­lichen Gründen mit der Industrialisierung des Saargebietes zusammen, das in seinen Kohlenbergwerken, Hütten und Ei­senwerken starken Bedarf an männlichen Arbeitern hat. Bei der letzten Zählung vor dem Kriege kamen auf 1000 Män­ner 951 Frauen Bei der Zwischenzählung von 1927 hatte sich der Frauenunterjchuß bereits auf 997 Frauen verrin­gert. Jetzt hat sich trotz der verhältnismäßig starken Zu­nahme um 24 vom Hundert das Verhältnis umgekehrt, denn auf 1000 Männer kommen im Saarland 1027 Frauen. Ge­messen an dem Geschlechterverhältnis im ganzen Reich steht nun aber das Saarland wiederum besser da, denn der Reichsdurchschnitt beträgt 1058 Frauen und 1000 Männer.

Hinsichtlich der Bevölkerungsdichte steht das Saarland mit 425 Einwohnern auf den Quadratkilometer an dritter Stelle in der Reichsstatistik. In der Hauptstadt Saarbrücken ist die ortsanwesende Bevölkerung in 25 Jahren um 25 585 Personen auf 130 686 gestiegen. Sie bildet überhaupt 16 vom Hundert der Eesamtbevölkerung des Saarlandes. Eine Stadt (Neunkirchen) hat über 40 000 Einwohner. Vier (Rottweiler, St. Ingbert, Sulzbach und Völklingen) über 20 000 und sechs Städte über 10 000.

Bei der Beurteilung dieser Zahlen ist allerdings zu be­obachten, daß noch zweifellos Veränderungen erfolgen wer­den, weil es sich noch nicht um die eigentliche Wohnbevölke­rung handelt. Des weiteren ist der Stichtag gerade in den Beginn der Reisezeit gefallen, iodaß also auch unter den Ziffern der ortsanwesenden Bevölkerung Verschiebungen eintreten werden. Es ist erfreulich, üaß das Saarland trotz seiner 17jährigen Trennung vom Reich hinsichtlich der na­türlichen Bevölkerungsvermehrung nicht gelitten hat.

MoMiertag in Frankreich

Paris, 14. Juli. Der Nationalfeiertag hat in ganz Frank­reich in den Abendstunden des Samstag mit dem üblichen Tanz auf offener Straße und allerhand Volksbelustigungen begon­nen. Zu leichten Zwischenfällen ist es bisher nur in Arras und Lille gekommen, wo Anhänger der beiden Fronten aneinander gerieten. Die Polizei tonnte jedesmal mühelos die Ordnung wieder Herstellen.

Aus den von den verschiedenen Blättern veröffentlichten Er­klärungen führender Persönlichkeiten der verschiedensten poli­tischen Tendenzen geht unverkennbar der allgemeine Wunsch nach einer tiefgreifenden Erneuerung des gesamten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systems hervor.

Die N a t i o n a I fe > e r, die am Vormittag mit großen Trup­penparaden in Paris und in allen bedeutenden Earnisonsstäd- ten des Landes offiziell eingeleitet wurde, wurde am Nachmit­tag und Abend mit den Aufmärschen der rechtsstehenden Ver­bände am Triumphbogen und denen der Volksfront am Bastille­platz fortgesetzt.

Die Truppenschau in Paris vor dem Präsidenten der Repu­blik und den Mitgliedern der Regierung hatte eine riesige Menge angelockt. Die Militärattaches der verschiedenen Länder wohnten in Uniform dem militärischen Aufmarsch bei, wäh­renddessen mehr als 600 Flugzeuge in 7 Eejchwaderkolonnen über der Hauptstadt kreuzten.

Die politischen Aufmärsche, soweit sie in den verschiedenen Städten der Provinz im Anschluß an die Truppenparaden statt­fanden, sind nach den bisher vorliegenden Berichten ohne jeden Zwischenfall verlaufen, mit Ausnahme von Limoges, wo eine Abteilung von Feuerkreuzlern und ehemaligen Frontkämpfern, die am Gefallenendenkmal Kranzspenoen niederlegte, von Geg­nern mit dem Gesang der Internationale begrüßt wurden. Da­bei kam es vor dem Ehrenmal zu Zusammenstößen, bei denen einige Teilnehmer verletzt wurden.

In Paris haben in den ersten Nachmittagsstunden die Massen­aufmärsche der Volksfront am Vastille-Platz begonnen. Die Feuerkreuzler und andere rechtsstehende Verbände waren gegen 16 Uhr am Denkmal des Unbekannten Soldaten aufmarschiert. Die Beteiligung auf beiden Seiten ist außergewöhnlich groß. Nach den ersten Schätzungen sind allein mehrere hunderttausend Kundgeber zum Baftille-Platz geströmt. Der starke polizeiliche Ordnungsdienst brauchte bisyer nicht einzugreifen.

Weihe eines deutschen Soldatenfried'sfs

Paris, 13 Juli. Der deutsche Soldatenfriedhof von Maissemy bei St. Quentin, der vergrößert und neu hergerichtet worden ist. wurde in Gegenwart von etwa 70 deutschen Volksgenossen ge­weiht. Die Städte des Ruhrgebiels hatten zur Erinnerung an die Befreiung von der feindlichen Besetzung die Mittel für diesen Ausbau der zweitgrößten deutschen Totenstätte in Frankreich ge­stiftet. Der VolksbundDeutsche Kriegergräberfürsorge" hat jetzt dieses Ehrenmal der Ruhrstädte in Frankreich vollendet. 18 005 Einzelgräber reihen sich dort zwischen Ahorn-, Ulmen- und La­vendelstauden neben dem mit Rosen besetzten langen Sammel- arab. in dem die Gebeine ebenso vieler unbekannter deutscher

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