schastlichen Gesetzen folgen werden, die zu einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit drängen.

Im Zuge einer solchen Entwicklung kann der Habsburgischen Krone neuerdings europäische Bedeutung zukommen. Die Vaterländische Front hat nichts dagegen einzuwenden, wenn ihre Mitglieder derartige Ideen vertreten. Eine Pro­paganda aber, die im gegenwärtigen Stadium der inneren Ent­wicklung Oesterreichs und bei den gegebenen internationalen Spannungen aus eine unmittelbare Restauration abzielt, widerspricht den Interessen des Vater­landes und ebenso den Interessen der Dynastie. Der Bun- ' despräsident mißbilligt alle Maßnahmen, die geeignet sind, die große Habsburgische Idee in die Sphäre unbegrenzter patrioti­scher Vereinstätigkeit zu ziehen.

Italien benötigt 400000 Mann

für Ostasrika

London, 10 Juli. Der diplomatische Korrespondent desDaily Telegraph" glaubt zu wissen, daß die italienischen Befehlshaber in Afrika Mussolini mitgeteilt hätten, sie könnten einen erfolg­reichen Angriff nicht mit weniger als 400 000 Mann durchführen. Mussolini habe dieser Schätzung zugestimmt. Die gegenwärtige Stärke der Streitkräfte in Erytrea und Jtalienisch-Somalilanü betrage sicher nicht mehr als die Hälfte dieser Zahl. Daher könnten Meldungen von einer baldigen italienischen Offensive als unbegründet bezeichnet werden. Ferner behauptet der diplo­matische Korrespondent, Mussolini wolle eine militärische Oberherrschaft in Abessinien nach dem Vorbild der fran­zösischen in Marokko errichten. Der Generalsekretär des Völ­kerbundes. Avenol, habe den Wunsch geäußert, daß die Groß­mächte alles tun sollten, um ein Einvernehmen zu erzielen, bevor die Frage vor den Völkerbund komme. Er sei sich der Gefahr einer Zerstörung des ganzen Völkerbundssystems durch eine un­besonnene oder übereilte Handlung durchaus bewußt. In Lon­don werde erklärt, auf den Zusammenbruch der Schlichtungsver­handlungen in Scheveningen sollte nicht zu viel Gewicht gelegt werden. Spätestens würde der Völkerbundsrat am 25. August zusammenzutreten haben, falls keine Vereinbarung erreicht sei.

Auszug aus Ostasrika

Britische, amerikanische und italienische Staatsangehörige verlassen Abessinien

London, 10. Juli. Der Korrespondent desDaily Expreß" in Addis Abeba meldet: Am Dienstag nachmittag fuhr ein mit bri­tischen. amerikanischen und italienischen Männern, Frauen und Kindern dicht besetzter Eisenbahnzug von der Hauptstadt ab. Sie verlassen das Land wegen der drohenden Kriegsgefahr In drei Wagen befanden sich kleine Mädchen, die italienische Väter und abessinische Mütter haben; sie standen unter der Obhut römisch- katholischer Nonnen. Sie kommen aus einem Stift in Addis Abeba. Die Zweigstellen der Schule im Innern des Landes sind angewiesen worden, die Zöglinge nach Addis Abeba zu schicken, wo sie unter den Schutz der italienischen Gesandtschaft gestellt werden. Auf die Frage, warum Italien der Sicherheit dieser Kinder gemischten Blutes so viel Wichtigkeit beimesse, erwiderte ein italienischer Beamter: Sie sind die künftigen Mütter einer neuen und edleren Eeneraton. die das bisherige Abessinien be­wohnen wird. Ferner berichtet der Korrespondent: Die meisten ausländischen Firmen in Addis Abeba geben keinen Kredit mehr, und infolgedessen ist das Eeschäftsleben vollkommen lahmgelegt. Ein abessinischer Beamter erklärte, man erwarte jeden Augen­blick einen italienischen Angriff. Abessinien werde lieber bis zum letzten Mann kämpfen, als sich ergeben. Abessinien sei ge­zwungen. die starken italienischen Truppenzusammenziehungen an den Grenzen mit eigenen Truppenzusammenziehungen zu be­antworten.

Ruhige Beurteilung der Lage in Abessinien

Addis Abeba. 10. Juli Entgegen verschiedenen, in Umlauf ge­setzten Nachrichten, wonach sich die Lage an den abessinischen Grenzen so verschärft habe, daß man in Addis Abeba beinahe stündlich mit der Eröffnung der Feindseligkeiten durch Italien rechne, kann festgestellt werden, daß hier von solchen unmittel­bar bevor st ehenden militärischen Absichten Italiens nichts bekannt ist. Es sei nichts eingetreten, was die Lage plötzlich verändert habe. Daß diese als sehr ernst angesehen werden müsse, und seit langem ge­wisser Vorsichtsmaßnahmen bedürfe, sei bekannt.

Zur Unterbrechung der Beratungen

des Schlichlungsausschusses

Rom, lO Juli. Zu der Unterbrechung der Beratungen des itallemsch-abessinischen Schlichtungsausschusses in Scheveningen wird folgender amtliche italienische Bericht verbreitet:

Die Unterbrechung der Arbeiten des Ausschusses, die sich ohne weiteres aus der amtlichen Verlautbarung über seine letzte Sitzung ergibt, ist im wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt worden: l. Durch den Umstand, daß die Vertreter Abessiniens im Schlichtungsausschutz die Einzelheiten des Kompromisses nicht kennen oder behaupten nicht zu kennen, das zwischen der italie­nischen und der abessinischen Regierung am 15. und 16. Mai d I. zustande kam und aus Grund dessen die Ernennung der Schlichter erfolgt ist; 2. durch die Forderung der abessinischen Vertretung, vor dem Ausschuß auch die Erenzfragen behandeln zu lassen, die durch die Bestimmungen des Kompromisses aus­drücklich ausgeschlossen worden sind und die in die Zuständigkeit des Ausschusses für Erenzfestsetzung gehören, wie er durch den ltalienisch-abessinischen Vertrag vom Jahre 1908 vorgesehen wurde.

Diese beiden Faktoren zeigen auf abessinischer Seite den be­wußten Willen, die Arbeiten des Schlichtungsausschusses zu sabo­tieren. Bei der jetzigen Sachlage sind tatsächlich die von der italienischen Regierung gelieferten Beweis« für den abessinischen Angriff bei Ualual so erdrückend, daß die abessinische Regierung offenkundig kein Interesse daran hat. daß die Arbeiten des Aus- ichusses mertergehen, da sie mit aller Wahrscheinlichkeit zu der Verurteilung Abessiniens geführt hätten.

Kreuzer gegen Haifische

Mailand. 10. Juli. Im Hafen von Fiume sind auf süd­slawischem Gebiet zwei junge Männer verschwunden, die mit einem Faltboot auf das Meer hinausgesahren waren. Sie hat­ten die Absicht, nur eine Stunde auszubleiben, sind aber nicht mehr zurückgekehrt. Man befürchtet, daß sie den Haifischen zum t^vser gefallen sind, die schon seit einiger Zeit die dortigen Ge­mäßer unsicher machen und erst vor kurzem ein Mädchen beim Baden angegriffen und getütet haben. Die südslawischen Behör- en lieben Maßnhmen getcossön, um die Untiere unschädlich zu machen. Hieran wird sich der KreuzerDubrownik" beteiligen.

Getrei-edMpfer gefunken 21 Tote

! Rom, 10. Juli. Nach einer Meldung aus Bengasi sank aus ^ unbekannten Gründen der GetreidedampferAttilio" innerhalb dreieinhalb Minuten 6 Seemeilen von der Küste entfernt. An ^ Bord befanden sich 16 Mann Besatzung und 11 Passagiere. Das s Schiff hatte 900 Tonnen Getreide geladen, die für Syrakus be» s stimmt waren. Man beklagt 21 Ertrunkene.

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! MWrauensanttag der Abeiieryarlei akgelehnt

! London, 10. Juli. Die Debatte über die Arbeitslosenfrage ! fand am Dienstag in später Abendstunde ihren Abschluß, ohne j daß irgend einer der Redner neue Gesichtspunkte vorgebracht ! hätte. Nach dem Schlußwort Sir John Simons wurde der Miß- trauensantrag der Arbeiterpartei mit 450 gegen76Stim- men abgelehnt. Das ist eine der größten Mehrheiten, die die Regierung je erzielt hat. Gemeinsam mit den Samuel-Liberalen stimmte auch Lloyd George. Später wurde bekannt, daß Lloyd George während der Sitzung an Baldwin einen Brief geschrie- i ben hat, in dem er sagt, er fasse die Rede des Ministerpräsidenten - als eine Verwerfung seines (Lloyd Georges) wirtschaftlichen und . finanziellen Reformplanes auf und ersuche daher um j Entbindung von seinem Versprechen, die Vorschläge nicht bekannt­zugeben. bevor die Kritik der Regierung darüber zur Veröffent­lichung fertig sei. Baldwin versprach Lloyd George darauf, die Angelegenheit dem Kabinett oorzulegen.

^ 40 Tote im Neuyorker AederfchweRmungsgeSiet

i Neuyork, 10 Juli Wie aus Albany (Staat Neuyork) be- s richtet wird, ist das Hochwasser im Ueberschwemmungsgebiet zu- ; rückgegangen. In verschiedenen Ortschaften versuchten die Ein» ! wohner, in ihre Häuser zurückzukehren. Dabei fanden sie zum ! Teil in ihren Wohnzimmern eine Schlammschicht von einem bis s anderthalb Meter vor. Die Gesamtzahl der Toten beträgt 40. s In drei überfluteten Ortschaften brach am Dienstag Feuer aus, l das mehrere Gebäude zerstörte und großen Schaden anrichtete.

Inzwischen sind die Flüsse im nordöstlichen Teil des Stäates Maryland infolge andauernder Wolkenbrüche über die Ufer ge­treten. Mehrere Ortschaften wurden überflutet. Das Wasser steht dort bereits über einen Meter hoch. Aus Glasgow (Mon­tana) wird gemeldet, daß ein von wolkenbruchartigem Regen ? begleiteter Wirbelsturm mehrere Orte der Nachbarschaft heim­gesucht hat. Zahlreiche Gebäude wurden umgelegt, zwei Per­sonen fanden den Tod, während etwa 40 verletzt wurden.

Sejm und Senat aufgelöst

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l Warschau, 10. Juli. Durch einen Erlaß des polnischen Staats- ! Präsidenten wurden am Mittwoch die Kammern des Sejms und s des Senats aufgelöst. 2n der Begründung heißt es, daß die s beiden Kammern mit der Annahme der neuen polnischen Ver- ^ sassnng ihre Pflichten erfüllt hätten. Der Zeitpunkt der Wahlen l zu den neuen Kammern, die auf Grund der neuen Wahlordnung s staltfinden werden, würde demnächst bekannt gegeben werden.

! Abreise aus Scheveningen

! Haag, 10 Juli. Die meisten Teilnehmer an dem ergebnislos ! abgebrochenen italienisch-abesstnischen Schlichtungsverfahren habe» ' haben bereits am Mittwoch Scheveningen wieder verlassen. Vor ^ der Abreise wurden von seiten beider Parteien der Presse Er- s klärungen über den Inhalt der aufgetretenen Meinungsverschie- : denheiten abgegeben, die im Großen und Ganzen eine Bestäti» gung des schon bekannten Sachverhaltes bilde»

Lokales

! Wildbad. den 11. Juli 1935.

; Elternabend der Realschule. Der Elternabend, den die i Realschule Wildbad am Dienstag veranstaltete, war etwas Neues in seiner Art. Zuerst ein fragender Blick aufs Prog­ramm: nur fünf, sechs Nummern,Prinz Eugen" von Frei- kilgrath:Das Schifflein" von Uihiland;Der Erlkönig" von Goethe . . . wird das genügen, um einen Abend zu füllen? Und jetzt, nachdem das neugefchaffene Schulorchester unter der rettenden Leitung von Herrn Ehormeifter Armbrust sich zum erstenmal öffentlich hat hören lassen die Geigen stellenweise noch etwaszackig" und nachdem der Schul­vorstand, Herr Studienrat Ziegler, den Gästen gedankt i hat, daß sie trotz dem schönen Wetter und dem frischen Wind ! aus Kanada so zahlreich erschienen sind, jetzt führt er zur - Begründung dieses knappen Programms aus, wie uns allen s die Gefahr der Uebersättigmng drohe, weil wir zu viele i Eindrücke wufnehmen und uns zu wenig Zeit und Ruhe gönnen, sie mit ganzer Seele zu genießen und zu verarbei­ten. Unsrer Jugend die Schätze der deutschen Dichtung, Ma­lerei und Musik lebendig zu machen, das sei angesichts die­ser Gefahr eine wichtige Aufgabe der Schute. An diesem Abend solle nun in der Form des Lehrgesprächs vovgeführt werden, auf welchen Wegen die Schule dieses Ziel zu er­reichen sucht. Ein Dutzend Buben und Mädchen scharen sich nun um ihren Vorstand. An Hand des Textes führt er sie zur Besinnung über die bildmäßigen und klanglichen Mög­lichbeiten des Gedichts, ein an die weiße Wand geworfenes Bild fordert zum Bergleichen auf und verhilft unter feinsin­niger Lenkung des Gesprächs zu weiteren Erkenntnissen, bis schließlich das musikalische Kunstwerk, das Lied, als Krönung herauswächst. I» den Dienst dieser letzteren Auf­gabe stellte Herr Armbrust seine sympathische Stimme; Herr Ziegler, dem es gegeben ist, nicht nur über Musik zu spre­chen, sondern sie auch zu gestalten, bgleitete am Flügel. Auch ; an die Zuhörer stellte der Abend keine geringen Ansorde- j rungen. Es wäre bequemer gewesen, eine Reihe von gut f gedrillten, wie am Schnürchen sich abwickelnden Darbietun- ' gen über sich ergehen zu lassen, als bei so mühsam erarbei­tenden Lehrgesprächen Zeuge zu fein. Daß aber die Eltern­schaft dem Schulleiter für diesen offenen, ungeschminkten ; Einblick in die Arbeit der Schule dankbar ist, und daß sie : sich freut, ihre Kinder in der richtigen Hand zu wissen, das s wurde bei dem anschließenden geselligen Beisammensein in i einem hiesigen Gasthaus noch von verschiedenen Seiten zum I Ausdruck gebracht. p.

! Deutsche Jungmannen aus Polen in Wildbad. Von den

s Trommeln nud Fanfaren des Jungvolks begrüßt, trafen ; unsere Gäste aus dem Osten fahrplanmäßig hier ein. 22 junge deutsche Vvlksgnossen, aus dem ehemaligen Westpreu- ßen, deren kräftige Gestalten und Helle Augen ohne weiteres den butschen Bruder erkennen ließen. Unter Vorantritt der Fahnen des Jungvolks und der Wimpel des V. D. A. ging es in festem Marschtritt zum Eberhardsbad, das zunächst besichtigt wurde, weiterhin zum König Karlsbad, zur Neuen Trinkhalle und zu den Enzanlagen. Die Schätze Wlldbads fanden höchste Anteilnahme und rasch knüpfte sich ein festes

Band zwischen den Führern des D. D. A. und den jungen Brüdern jenseits der jetzigen Grenze. Dann ging es in den festlich geschmückten Speiseraum in der Wilhelmschule zum Abendessen, das von den Frauen des V. D. A. treflich be­reitet uNd angeboten wurde. Die Gäste ließen es sich aus­giebig schmecken, ebenso fand der von der BaÄvevwaltung gespendete Wildbader Sprudel freudigen Anklang. Anschlie­ßend fand ein kameradschaftliches Zusammensein im Fest­saal der Schule mit der V. D. A.-Äugend statt, das Vorträge des Schülerorchesters, Chöre, Gedichte und Volkstänze brachte. Der Leiter der Ortsgruppe des V. D. A-, Reg.- Meü.-Rat Dr. Schützer hieß die Jungen Deutschen aus dem Osten herzlich willkommen und betonte die unlösliche Ver­bundenheit des Deutschtums im Reiche mit seinen abge­trennten Brüdern. Der Führer der Wandergruppe, Heinz Eckert, sprach mit packenden Worten den Dank der ihm an­vertrauten jungen Mannschaft aus, wobei er auch ganz besonders der festlichen Bewirtung seitens der V. D. A.- Frauen gedachte. Seine Worte zur unwandelbaren Treue zum Deutschtum klangen in das Schutz- und Trutzlied der Deutsch-Polen aus, das stehend von den Jungmannen ge­sungen mürbe. Das Deutschland- und Horstwessellied schlos­sen wirkungsvoll das Zusammensein mit den Gästen, die andern Tags in aller Frühe zur weiteren Wanderfahrt in den SchwarzwLlid aufbrachen.

Württemberg

Durch Württembergs Textilindustrie

Stuttgart, 10. Juli. Das Amt für Verufserziehung in der Deutschen Arbeitsfront, Gau Württemberg-Hohenzollern, führte tn der Woche vom 30. Juni bis 6. Juli 1935 die erste wirtschas-s- kundliche Fahrt durch die württembergische Textilindustrie durch. 40 Teilnehmer, die zum Teil aus weiter Ferne gekommen waren, fanden sich zusammen, um in gemeinsamer Fahrt unsere württem­bergische Textilindustrie, ihre Erzeugnisse und ihre Menschen lennenzulernen.

Aus Stuttgart

Stuttgart, 10. Juli. (Mann erschießt sich im D-Zug.) In der vergangenen Nacht verübte ein 39 Jahre alter Mann aus Pforzheim im D-Zug lllmStutt­gart bei der Einfahrt in den Hauptbahnhos Stuttgart Selbstmord durch Erschießen. Der Mann brachte sich einen Schuß in die rechte Schläfe bei und war sofort tot. In einem Hause der Marktstraße in Feuerbach beging ein 20 Jahre alter Angestellter in der Küche seiner elterlichen Wohnung Selbstmord durch Gasvergiftung.

Eebirgsschützen-Tag Am 31. August und 1. Sep­tember findet in Stuttgart eine Wiedersehensfeier der ehe­maligen Württ. Schneeschuh-Kompagnie des Württ. Ge- birgsbataillons und des Württ. Eebirgsregiments statt.

Eröffnung des Stausees. Wie uns das Städt. Nachrichtenamt mitteilt, ist die feierliche Eröffnung der Stauseeanlagen in Hofen, verbunden mit der Abschlußfeier der Neckarregulierung in Stuttgart, nunmehr aus Mitt­woch, 24. Juli, nachmittags 4 Uhr, festgesetzt worden. Vom 25. Juli an sind die Stauseeanlagen der Oeffentlichkeit zu­gänglich.

Paratyphus. Der Polizeipräsident teilt mit: In der Paulinenpflege sind plötzlich 34 Kinder an Brechdurchfall erkrankt. Wie die bakteriologische Untersuchung ergeben hat, handelt es sich um Paratyphus, der vermutlich von einem Nahrungsmittel herrührt Die meisten Kinder sind leicht, einige schwerer erkrankt, ein Kind ist gestorben. Die zustän­digen Stellen haben sofort alle Maßnahmen getroffen, um ein Weitergreifen der Epidemie zu verhindern. In der Zwischenzeit sind keine neuen Erkrankungen mehr aufgetre­ten, sodaß keine Besorgnis wegen einer Weiterverbreitung der Epidemie mehr besteht.

Aus dem Lande

Mönsheim, OA. Leonberg, 10. Juli. (Schrecklicher Tod.) Auf furchtbare Weise kam am Dienstag die acht Jahre alte Johanna Knapp, Tochter des Bäckers Knapp, ums Leben. Während die Eltern aus dem Feld beschäftigt waren, zündelte das allein zu Hause gebliebene Mädchen mit Zündhölzern Plötzlich fingen ihre Kleider Feuer. Mit brennenden Kleidern sprang das Mädchen auf die Straße, wo sich Nachbarn sofort um sie bemühten und das Feuer erstickten. Mit schweren Brandwunden wurde das Kind ins Kreiskrankenhaus nach Leonberg gebracht, wo es abends den schweren Verletzungen erlegen ist.

Kirchheim u. T., 10 Juli. (Explosion.) Am Dienstag vormittag um 11 Uhr explodierte der Lufttrockenkessel einer hiesigen Holzwarenfobrik Der Kessel wurde vollkommen zerrissen, ferner barsten die Wände des betreffenden Rau­mes. Personen kamen nur durch den glücklichen Umstand, daß im Augenblick der Explosion gerade niemand zugegen war, nicht zu Schaden.

Nürtingen, 10. Juli. (Aus Liebeskummer.) Mor­gens wurde neben dem Bahngleis die verstümmelte Leiche eines jungen Mannes gefunden, der vom Zuge überfahren worden war. Die Nachforschungen ergaben, daß es sich um einen 19jährigen Schüler von hier handelte, der aus Lie­beskummer den Tod gesucht hatte.

Enzweihingen, OA. Vaihingen. 10 Juli. (Autozu­sammenstoß.) Am Dienstag mittag stieß am Ortsein­gang ein Karlsruher Lastkraftwagen mit Anhänger auf ein Personenauto von Mühlacker. Der Aufprall war so stark, daß das Personenauto in einen Garten geschleudert und schwer beschädigt wurde. Von den beiden Insassen des Per­sonenautos wurde der eine schwer und der andere leicht verletzt. Das Lastauto stürzte in den Straßengraben.

Heilbronn. 10 Julsi (Zum Eisenbahnjubi- läu m.) Der aus Anlaß der Eisenbahn-Hundertjahrfeier in Nürnberg in den Reichsbahnwerkstätten in Kaiserslau­tern hergestellte Neubau der LokomotiveAdler", der ersten Lokomotive der Welt, wird nunmehr nach feinem Bestim­mungsort verbracht. Das Fahrzeug, oas im Mannheimer Hauptbahnhos zur Wasserübernahme Aufenthalt hatte, er­regte dort wie auch aus seiner Weiterfahrt durch das Neckar­tal größtes Interesse, zumal es neben den modernen Lo­komotiven der Reichsbahn wie ein Kinderspielzeug aussieht. Das Fahrpersonal steht wie vor hundert Jahren ungeschützt aus der Plattform, während das Feuerungsholz teils ans dem Tender, teils aus einem aus der Zeit derPfalzbahn" stammenden Güterwagen mitgeführt wird. Die Geschwin­digkeit beträgt 30 Kilometer in der Stunde. Der Lokomo­tivführer, der von Mannheim aus bis Heilbronn als Streckenlotse das Stammpersonal der Maschine begleitete, versah mit Frack und Zylindsrhut seinen Dienst in der