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Nummer 158
Fernruf 47V
Mittwoch den 10. Zuli 1935
Fernruf 479
70. Jahrgang
Der Pariser „Temps" beschäftigt sich sehr ausführlich mit dem Besuch des polnischen Außenministers in Berlin. Er versucht das amtliche (Kommunique, das nach dem Abschluß der Berliner Unterhaltungen ausgegeben wurde, kritisch zu zerpflücken und behauptet zu wissen, daß man in Warschau mehr erwartet habe, vor allem eine Garantie der westlichen Grenzen Polens. Die Bedeutung des deutschpolnischen Freundschaftspaktes übergeht der „Temps" vollkommen, und soweit er polnische Pressestimmen zitiert, beruft er sich bezeichnenderweise nur aus solche der Opposition. Das ist ein ziemlich billiges Verfahren, um das Ergebnis von Berlin zu verkleinern. Im übrigen läßt er sich aus Moskau über die Auffassung, die in Sowjetkreisen herrscht, folgendes telegrafieren: „Die offiziellen Kreise enthalten sich noch jedes Urteils über das Zusammentreffen des Obersten Beck mit Hitler. In journalistischen Kreisen nimmt man an, daß der tiefere Grund für die Reise Becks nach Berlin die Notwendigkeit gewesen sei, daß der polnische Außenminister seine persönliche Position befestige und auf außenpolitischem Gebiete einen Erfolg zu erlangen versuchte, der als Ablenkung für die inneren Schwierigkeiten dienen konnte.
An der Neuyorker Börse sind die italienischen Staatsanleihen Ende voriger Woche um drei bis fünf Punkte gefallen. Das ist eine Bewegung, wie sie in diesem Ausmaße bei italienischen Staatspapieren feit langem nicht da war „Neuyork Herald" berichtet, daß die Besitzer italienischer Staatsanleihen nervös geworden sind, weil sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Großbritannien die italienischen Operationen gegen Abessinien behindern könnte. In finanziellen Kreisen glaubt man indessen nicht, daß Großbritannien soweit gehen werde, eine wirtschaftliche Blockade gegen Italien zu verhängen, wohl aber hält man die Schließung des Suezkanals für möglich. Das würde für eine Kriegführung in Abssinien erhebliche Schwierigkeiten machen und ihre Kosten gewaltig erhöhen. Auch wird aus Neuyork stark beachtet, daß nach Londoner Berichten die wirtschaftlichen Verhältnisse Italiens nicht sehr gut sein sollen und daß die Eesamtlage nicht so ist, daß sie das Vertrauen der Anleiheinhaber stärken könnte.
Da bringt die Londoner Zeitung „Daily Mail" eine köstliche Karikatur, Mars, der Kriegsgott, liegt mit der Büchse im Anschlag gegen eine Scheibe, die in ihren einzelnen Feldern wechselnde, durch Unterschriften gekennzeichnete Ziele bietet. Der Völkerbund hockt daneben, um mit dem Druck auf einen Knopf, ganz nach Wahl, bald das eine, bald das andere Ziel sichtbar zu machen. Im Augenblick, wo Mars sich anschickt, abzudrücken, läßt er das Ziel „Abessinien" auftauchen. Das Feld, das die Unterschrift „Nordchina" trägt, ist noch frei. Und weitere Zielfelder mit unbekannten Unterschriften werden ebenfalls bereitgehalten. Der Völkerbund sorgt für den Kriegsgott. der begierig darauf ist, zum Schuß zu kommen. Bitter für die Leute in Gens.
Vor dem Vukarester Appellationsgericht findet der Ehescheidungsprozeß des trüberen Königs von Griechenland, Georg, von seiner Frau, Elisabeth, der Schwester des Königs Carol von Rumänien statt. Es ist auch schon alles so weit geregelt, daß das Scheidungsurteil nach Erfüllung der unumgänglich notwendigen Förmlichkeiten demnächst verkündet wird. Die Scheidung wird wegen Verlassen des ehelichen Heimes durch den König ausgesprochen. Die Vermögensteilung fa> bereits vor sechs Monaten statt. Der Scheidung ist kenn außenpolitische Bedeutung beizumessen. Sie beweist nur. daß der frühere Plan, die drei Herrscherhäuser Osteuropas durch Verschwägerung der Könige von Südslawien. Rumänien und Griechenland einander näher zu bringen, nunmehr als endgültig gescheitert anzusehen ist, da nach oer Scheidung der'Schwester König Georgs, der Prinzessin Helene von König Larol, nunmehr auch die Scheidung der Schwester Königs Carols von König Georg erfolgt. Die ganze Scheidungsfräge wurde im Einvernehmen der beiden Königshäuser gelöst.
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U im Meer
Ist der Suezkanal zu sperren? - Italien befestigt Felsen- insel in der Straße von Bab el Mandeb
Das Rote Meer, der Kanal von Suez, der es mit dem Mittelmeer verbindet, die Straße von Bab el Mandeb. der Ausgang nach dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean, alle diese Gewässer sind mit einem Male in den Mittelpunkt der außenpolitischen Diskussion gerückt, seitdem alle Welt mit einem italienischen Feldzug gegenAbessinien rechnet. Durch sie laufen alle Truppentransporte, aller Materialnachschub der Italiener Aber ste beherrschen sie keineswegs. Der Kanal von Suez ist zwar nominell das Eigentum der Eomoaanie universelle du Ca
nal maritime de Suez, die Hälfte der Aktien dieses Unternehmens befindet sich aber in britischen Händen, und bei s der gutgesicherten Machtstellung Englands in Aegypten, auf ' dessen Teritorium die Kanalzone verläuft, ist England letzten Endes als der eigentliche Beherrscher des Kanals anzusehen.
Man weiß, daß in London den italienischen Absichten auf , Abessinien erhebliche Bedenken entgegengebracht werden.
: Nicht nur wegen der unvermeidlichen Rückwirkungen, die ^ die italienische Politik auf das Gefüge des Völkerbundes ! und damit auf das der großen europäischen Staatengemeinschaft haben wird. Diese Folgen allein würden schon genügen, bei der englischen Regierung den Wunsch auszulösen, daß der Zusammenstoß Italien-Abessinien irgendwie vermieden werden könnte. Das britische Interesse ist aber noch viel unmittelbarer und lokal bedingt. Die Verbindung von Kairo nach dem Kap, war ein Ziel, das der britische Imperialismus Uber ein Jahrzehnt lang mit Energie und Beharrlichkeit verfolgt hat. Mit der Erlangung der Mandats über die ehemals deutschen Kolonien wurde die letzte Etappe dieser von Nord nach Süd durch die ganze Längsausdehnung des afrikanischen Kontinents hindurchgehenden Machtsphäre Englands verwirklicht, denn wenn auch an ihrem nördlichen Endpunkt das souveräne Königreich Aegypten, s an ihrem südlichen das sich selbst regierenden Dominium i der Südafrikanischen Union liegen, so ist doch weder in einem, noch im anderen Falle daran zu zweifeln, daß der Wille von London letzten Endes entscheidend ist. Ein italienisches Abessinien würde die Kairo-Kap-Linie zwar nicht : unterbrechen, aber es würde immerhin eine gewisse Flankendrohung darstellen, die man im englischen Kolonialamt nicht gleichmütig hinzunehmen gesonnen ist. Man hat sich in London also nicht nur mit dem Problem einer Vermittlung zwischen Italien und Abessinien beschäftigt, um einen kriegerischen Zusammenstoß zu verhüten, man hat auch er- ' wogen, was zu tun wäre, wenn er doch erfolgt. Und dabei
> ist das Wort von der Sperrung des Suezkanals i für italienische Transportschiffe gefallen. Noch nicht autori-
- tär und sozusagen nur beiläufig. Aber es hat genügt, um ' Genf zu veranlaßen, die Frage zu studieren, ob und unter
welchen Umständen eine solche Sperrung des Kanals mög- s lich wäre. Das Echo in Italien war laut und aufgeregt, ein s Zeichen dafür, wie sehr die Weiterverfolgung der abeßini- s schen Pläne von der Offenhaltung des Seeweges durch den s Suezkanal und das Rote Meer abhängig ist
Stünde der Suezkanal eines Tages für die italienischen . Schiffe nicht mehr zur Verfügung, so bliebe nur der unend- . lich weite Weg um die Südspitze Afrikas herum, und selbst er würde zwar die ungehinderte Verbindung mit Somaliland ermöglichen, nicht aber mit Eritrea, dessen
> Hafen MassauaimRotenMeerzur Zeit die Haupt- : ausladestelle der italienischen Transporte ist. Von Süden i her könnten die italienischen Schiffe ja nur durch die Straße f von Bab el Mandeb ins Rote Meer hineingelangen. Sie j liegt immerhin im nächsten Bereich des englischen Flot- ! tenstützpunktes Aden.
Nach einer Londoner Meldung arbeitet Italien fieber- l Haft an der Befestigung der Felseninsel Doumetrah, mit z deren Hilfe es den Zugang zum Roten Meere beherrschen
- könnte. Diese Errichtung eines „Gibraltars des Roten Mee-
- res" würde natürlich, abgesehen von seiner aktuellen Be-
- deutung, für den abesfinischen Feldzug, seine Spitze gegen
s Kurze Tagesübersicht
s Der Abbruch der Verhandlungen des Schlichtungsans- i schusses für den italienijch-abesjinischen Konflikt in Scheve- s ningen hat besonders rn London Beunruhigung ausgelöst, s In Paris hofft man auf ein Nachgeben Englands im Ost- - afrika-Konslikt.
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! Der Generalsekretär des Völkerbundes. Avenol, verhau» ! delte mit den englischen Ministern über die demnächstige ' Sitzung des Völkerbundsrats.
In Paris benützt man die Bekanntgabe des deutschen Flotten-Vauvorhabens, um weitere Flottenbejprechungen i mit London zu sabotieren und neue Flottenrüstungen zu ! fordern.
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Ein französischer Ministerrat beschäftigte sich mit den : Kundgebungen am 14. Juli. Es sollen zur Verhütung von i Zusammenstößen der Linksfront mit den Feuerkreuzlern . lüü vvv Mann Militär aufgeboten werden.
! Luftschiff „Graf Zeppelin" ist von seiner 7. dies
jährigen Südamerikafahrt nach Friedrichshafen zurückge- : kehrt. Unter den 23 Passagieren befanden sich acht jüdame- - rrkanische Journalisten, die Deutschland besuchen.
> England richten, das die Sicherung seines Weltreiches im- i mer weniger im Kontinentalen Sinne durch eine Erenzstche- i rung, als vielmehr durch die Beherrschung der Verbin- j dungswege zwischen dem Mutterlands und den über den i ganzen Erdball verstreuten Besitzungen gesucht hat. Der f Weg nach der kostbarsten dieser Besitzungen, nach Indien, : führt durch das Rote Meer, und wenn England sogar das ! weite Becken des Mittelmeeres als ein unbestrittenes Feld j seiner Flotte ansieht, seinen Eingang bei Gibraltar, seinen , Ausgang bei Suez unter den Schutz seiner Truppen stellt, i und mittendrin die Felsenfeste Malta unterhält, muß es : erst recht darauf Bedacht nehmen, daß ihm nicht eines Ta- ! ges die Passage durch das Rote Meer versperrt wird.
Abessinien zwischen London und Paris
London zur Lage
s London, g Zuli. Die „Times" schreibt: Die britische Negie-
> rung erwägt oie abessinisch-italienischen Fragen mit allen ihren
> Auswirkungen und hält sich in möglichst enger Fühlung mit der
> französischen Regierung. Es sind aber keinerlei Beschlüße irgend . welcher Art gefaßt worden. Obwohl der Schlichtungsausschuß im j italienisch-abeßinischen Streit Schwierigkeiten habe, werde es s nicht überall als ratsam angesehen, deswegen ' den Völkerbundsrat einzuberufen, wenn auch diese § Absicht in der Entschließung des Völkerbundsrates vom Mai
> zum Ausdruck gekommen sei.
! Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraph" rechnet j mit der Möglichkeit, daß wegen des drohenden Zusammenbruchs f der Arbeiten des italienisch-abesstnischen Schlichtungsausschußes f die Einberufung einer Sondersitzung des Völker- . b u n d s r a t e s am 2S Juli oder unmittelbar danach unbedingt s notwendig sein werde.
i Der Generalsekretär des Völkerbundes, Avenol, ist in Lon- l don eingetroffen und wird mit dem Staatssekretär des Aeußeren, j Sir Samuel Hoare, und dem Völkerbundsminister Eden Be- z sprechungen haben.
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^ Frankreich und der avessinische Streitfall
- Paris, 9. Juli. Nach dem „Oeuvre" soll Ministerpräsident s Laval dem englischen Botschafter Sir George Elerk am Samstag s zu der Behandlung des italienisch-abeßintschen Streitfalles er- s klärt haben, die Regierung werbe sich erst dann auf imernatio- i nale Verhandlungen einlaßen, wenn ihr die Innenpolitik ^ den Kopf zur Behandlung außenvoliti scher Fra- « gen frei lasse. Laval wolle nicht, daß das Ansehen Frank- s reichs in den Augen der anderen Länder irgendwie geschmälert s erscheinen könnte. Laval habe außerdem betont, Frankreich wolle i an keiner Verhandlung der abesfinischen Frag« vor dem Völker- f bund Mitarbeiten.
!
^ Amerikanische Antwort an Abessinien
! Addis Abeba, g Juli. Der amerikanische Geschäftsträger hat ' dem Kaiser von Abessinien die Antwortnote der Vereinigten : Staaten auf die Note der abesfinischen Regierung mit der An- rufung des Kellogg-Vertrages überreicht. Die amerikanische Re- ^ gierung drückt in ihrer Antwortnote ihre Befriedigung aus. daß : der Völkerbund mit der itallenisch-abessinifchen Streitfrage . befaßt worden sei. Es wird die Hoffnung ausgeiprochen. daß s der Völkerbund einen Schiedsspruch fällen werde, der bei- ! den Teilen Genugtuung bringe. Zu der Anrufung des Kel- ! log-Vertrages durch Abessinien erklärt die amerikanische ; Regierung deutlich, sieglaube nicht, daß ein Mitunterzeich- ner des Kellogg-Vertrages, dem Italien und Abessinien zusam- s men mit 61 anderen Ländern angehören, zu anderen als zu fried- : lichen Mitteln Zuflucht nehmen würde, um eine Streitfrage zu ! regeln, und keine Lage entstehen lassen werde, die mit den s Verpflichtungen aus Grund des Kellogg-Vertrages nicht vereinbar wäre.
Schlichlungscmsschutz vertagt
- Haag, 8. Juli. Der italienisch abeßinische Schlichtungsaus- / schuß hat beschlossen, feine Beratungen aus unbestimmte ' Zeit zu vertagen In diesem Beschluß kann eine Bestätigung der bereits gemeldeten Erwartung erblickt werden, daß der Ausschuß das letzte Wort über d,e Fortführung der Verhandlungen oder ihren endgültigen Abbruch den beiden beteiligten Regierungen überlaßen will.
Die Schwierigkeiten sind, wie noch verlautet, in der Hauptsache dadurch verursacht worden, daß der Vertreter der abesfinischen Regierung, Prof. 2eze (Paris) im Rahmen seines Plaidoyers auf Darlegungen über die Abgrenzung des abesfinischen und des italienischen Gebietes machen wollte. Seiner Meinung nach > war das zur Feststellung der Verantwortung für den Zwischen- s fall von Ual-Ual notwendig. Die italienischen Ausschußmitglie- i der erhoben jedoch Einspruch. Nach ihrer Auffassung ist in Genf . vereinbart worden, daß der Schlichtungsausschuß allein die Ur- s fachen der Erenzzwischenfälle und nicht die Frage der Grcnz- : regelung zu behandeln habe.
Ferner wird bekannt aeaeben. daß die Ausschuß-Mitglieder