5

«Snztalbvt« T» 4 tvk»»v»v Atz 1 tx»^A

AmtLblokkunÄ ÄnreiKei'^ür'Wilöba-

^ «r»«^ ÄLA^^OEt'O OLKH^sG ^

77.

</do

»rschtint täglich, »ll»a«no»Ml«u Souu- und 1s i»n»rd«ut?ch»n Verkehr «onatlich l.SS SlM. «ildbad. Bankkonto: Snztaw-nl HSberl» ^

/

Druck. Verlag u. nerant«. Lchristleitung! Theodor Sack, Wildbad i. Sch«., Wilhrlmftr. 8«, Tel. 47». Wohnung > Villa -ubertu»

Nummer 128

Fernruf 47S

Dienstag den 4 Juni 1S35

Fernruf 479

70. Jahrgang

Vorschau auf die Politik der Woche

Es scheint, daß die Vor-Pfingstrvoche in Europa nur für Deutschland eine Woche pfingstlicher Ruhe zu werden ver­spricht. Frankreich hat eben ein neues Kabinett gebildet, das sich dieser Tage in der Kammer vorstellen will. Kam- merpäsident Bouisson war zwar imstande, verhältnismäßig rasch dem Präsidenten der Republik seine Ministerliste vor- zulegen, er wird aber kaum in der Lage gewesen sein, ihm auch zu sagen, wo er die Mehrheit für die von ihm, wie , eben noch vom abgetretenen Ministerpräsidenten Flandin geforderten außerordentlichen Vollmachten herzunehmen ge­denkt. Keine der Parteien weiß eigentlich zu sagen, wie sie Frankreich aus seiner Finanz- und Währungskrise her­ausführen will. Links und das Wort gilt hier bis weit in die Reihen der Radikalsozialen hinein schreckt man vor dem Gespenst der Diktatur zurück. Rechts würde man sich mit ihm ganz gut vertragen, nur nicht, wenn es Arm in Arm mit Herrn Herriot und Herrn Caillaux erscheint. Es zeigt sich immer deutlicher, daß die Stabilität einer Währung gar nicht so sehr von den hinter ihr stehenden Goldreserven abhüngt, als vielmehr von dem Vertrauen, das die Welt draußen und das eigene Volk in sie und den Staat setzen. Nachdem ziemlich zur Gewißheit gewor­den ist, daß die Goldabzüge nicht so sehr vom Ausland her s als von den in ihrem Vertrauen erschütterten eigenen Bür­gern Frankreichs erfolgten, muß man allerdings anfangen, um die französische Währung zu bangen. Bouisson wird sich mit seinen Ministerkollegen zunächst darüber unter­halten müssen, wie er das riesige Loch im Staatssäckel Frankreichs zu stopfen gedenkt. Mit einem Defizit, dessen genaue Höhe niemand kennt, ist es schwer, um Vertrauen zu werben.

Unter dem Druck dieser innenpolitischen Nöte ruht die AußenpolitikFrankreichs so gut wie ganz. Noch hat weder Herr Laval noch irgend ein anderer Vertreter der französischen Regierung zu den Vorschlägen Adolf Hit­lers Stellung genommen. Die Führung der europäischen Diskussion über diese Thesen, deren Anregungskraft sich je länger desto mehr erweist, hat England, abgesehen von der ausgiebigen Behandlung in der englischen Presse, mehre­ren Ministerreden und nun schon die zweite Unterhaus- Debatte. Immer stärker drückt sich der Willen aus, auf die neu dargebotene Verhandlungsbasis zu treten. Man er­geht sich nicht in großen allgemeinen und grundsätzlichen Deklamationen, sondern man nimmt den Vorschlag des Führers an, die Einzelheiten, und seien sie auch noch so klein, zum Gegenstand der Aussprache zu machen.

Eine der wichtigsten Fragen der deutsch-englischen Be­ziehungen aber, die der Flottenrüstuugen, wird die kom­mende Woche immerhin einen erheblichen Schritt vorwärts­bringen. Am 4. Juni beginnen in London die Unterhal­tungen zwischen einer englischen und einer deutschen Flot­tendelegation, die bereits in London eingetroffen ist. Ihre Grundlage bildet das ganz präzise Angebot des Führers, die deutsche Flottenstärke in einem bestimmten Verhältnis zur englischen zu halten. Diese Unterhaltungen werden zu­nächst informatorischen Charakter tragen, und es kann nicht zuträglich für ihren Verlauf sein, wenn die englische Presse von sich aus, ohne daß sie übrigens auf deutscher Seite einen Gesprächspartner hätte, Kombinationen über das Verechnungsschema der Verhältnisziffer anstellt, wenn sie über die besonderen strategischen Aufgaben der deutschen Flotte orakelt. Das sind Fragen, Uber die allein die deutsche Regierung zu entscheiden hat. Aber es wäre immerhin zweckmäßig, wenn alle diejenigen, die sich in England be­rufen fühlen, über diese Dinge nachzudenken, nicht vergessen würden, daß Deutschlands Flotte eine Küstenstrecke von 1500 Kilometer Länge mit vielen Flußmündungen und wertvollen Häfen zu schützen hat. Im übrigen kann es für alle derartigen Betrachungen nur nützlich sein, wenn dabei nicht vergessen wird, daß nach den Erklärungen des Füh­rers das von ihm skizzierte Flottenprogramm endgültig und bleibend ist.

Die Londoner Flottenvorbesprechungen fallen in die Zeit, in der die Umbildung des englischen Kabi­netts vollzogen werden wird. Sie wird keine Ueber- raschungen mehr bringen. Daß Baldwin die neue Re­gierung führt, ist beinahe schon offiziös mitgeteilt worden. Die einzige offene Frage ist die der Besetzung des Außenministeriums, und selbst sie ist heute kaum noch zweifelhaft, nachdem Eden soeben im Unterhaus in höchst autoritärer Form eine Regierungserklärung zur Außenpolitk abgab. Zieht er in Downing Street Nr. 10 em, dann gelangt dorthin jedenfalls ein Mann, der das heutige Europa aus eigener Anschauung kennt und von dem man nur hoffen mutz, daß er sich nicht von Voreingenom­menherten leiten läßt, die gelegentlich in seinem Urteil hin­durchleuchteten. " ^ > r

Italien trägt einen Januskopf. Während es die eine verte unverwandt auf Ostafrika gerichtet hält, bemüht es ich mit der anderen angestrengt, die europäischen Dinge lcht aus dem Auge zu verlieren. Es sollen Vorstellungen befreundeter Nationen gewesen sein, die dr"e eben neu 'an­

geordneten Mobilisationen veranlagten. Es gibt minde­stens eine europäische Hauptstadt, in der man fürchtet, Ita­lien könne sich zu stark für seine afrikanischen Ziele interes­sieren und darüber eines Tages aus der europäischen Poli­tik selbst ausschalten.

Inmitten all dieser Problematik grenzt sich Deutschland scharf und klar als ein Block politischer Ruhe ab. Dre Pfingstwoche wird für das Reich eine politische Ferren- woche sein. Um so plastischer wird aus ihr jene Tagung des Vereins für das Deutschtum im Auslande hervortreten, die in Len Pfingsttagen in Königsberg in der deutschen Ostmark stattfindet und die, über alle politischen Grenzen hinweg, und ohne alle politischen Ansprüche, nur den einen Gedanken des gesamtdeutschen Volkstunis vertritt, jener Gemeinschaft des Blutes, die auch da nicht auszulöschen ist, wo das geschichtliche Schicksal ihr die Gemeinschaft des Bo­dens raubte oder vorenthlelt.

Mnssr

Freimütige Anklage des früheren belgische» Ministerpräsidenten de Broqueville

Im belgischen Senat hat der frühere Ministerpräsi­dent de Broqueville in unzweideutigen Worten der französischen Politik die Schuld am Scheitern der Ab­rüstungspolitik gegeben.

Zu den bekanntesten belgischen Staatsmännern gehört Charles de Broqueville. Der jetzt im 76. Lebensjahr Stehende war ursprünglich Großgrundbesitzer. Er wurde in verhältnismäßig jungen Jahren einer der Führer der koope­rativen nationalistischen Flügels der klerikalen Partei. 1911 wurde er Ministerpräsident und Kriegsminister. In diesen Eigenschaften hat er sich so bewährt, daß ihm König Albert nach seinem Rücktritt 1919 den Erafentitel verlieh. In späteren belgischen Kabinetten war er wiederholt Kriegsminister und Minister des Innern. 1931 bis 1934 hatte er noch einmal das Amt des Ministerpräsidenten inne. Dem Senat gehörte er bereits seil Kriegsende an.

M"n muß diese kurze Biographie oorausschicken, wenn man sich der Bedeutung der beiden Reden bewußt werden will, die Broqueville in einem Zeitraum, der wenig mehr als die Spanne eines Jahres umfaßt, gehalten hat. Am 6. März 1934, also noch als Ministerpräsident und am 28. Mai 1935, jetzt nur noch als Senator, hat er in offenen und mutigen Worten sich nicht nur von den Illusionen der Sieger 1919 losgesagt, sondern nunmehr auch von der Red­nertribüne eines Parlaments aus Frankreich offen der alleinigen Schuld am Scheitern der Abrüstung und des Wirrwars der gegenwärtigen europäischen Politik geziehen. Seinen Worten kommt umso größere Bedeutung zu, als sie aus dem Munde des belgischen Staatsmannes kommen, der nicht nur während des Krieges an der Seite der Franzosen stand, sondern auch als Kriegsminister in den Jahren 1926 bis 1930 die belgische Ostgrenze mit einem Wall von Beton und Eisen schützte, der den berühmten Be­festigungen Frankreichs in nichts nachstaud.

Ich empfinde", so sagte er,die Bitterkeit der Lage. Sie ist die Folge einer großen Illusion der Menschen, die im Versailler Vertrag die geschichtliche Lehre und Wahrheit übersehen und geglaubt haben, daß es möglich sei, eine gro­ße Nation dauernd im Zustand der Abrüstung zu halten. Wie konnte man sich einbilden, daß 27 Nationen, die eine Zeit lang alliiert und assoziiert waren, sich auch in Zukunft einig sein würden, Deutschland zu Boden zu halten?" An sich vertrat Broqueville seit je die These desFriedens durch Sicherheit". Aber er hat sich doch von den Utopien freigemacht und sucht die Sicherheit vor allem in der eige­nen Kraft des Landes, wenn er daneben auch Vereinba­rungen für unerläßlich hält, die einen Rüstungswettlauf der Mächte verhindern. Broqueville war einer der ersten,

Kurze Tagesüberficht

Der Rücktritt des Kabinetts Macdonakd soll am Freitag erfolgen. Wer das Außenministerium erhält, ist noch nicht entschieden: Eden oder der Jndienminister Sir Samuel Hoare.

*

London feierte am Montag den 7V. Geburtstag des Kö­nigs mit einer großen Truppenparade. Es wurden zahlrei­che Orden und Titel verliehen.

Der holländische Wirtschaftsminister ist im Zusammen­hang mit der Gulden- und Wirtschaftskrise zurückgetreten.

«

Das Erdbeben in Velutschistan hat etwa 30 000 Todes­opfer gefordert, Seuchen drohen nun das Land heimzusu- chem^-»^

der kn freimütiger Weise bekannte, daß das heutige Deutsch­land nicht mehr das Deutschland von 1918 und 1919 ist.

Es kann gar kein Zweifel mehr sein, daß die von Bro­queville vertretene Politik dem wirklichen Frieden mehr dient als der krampfhafte Versuch Frankrechs, die Entwick­lung auf dem unmöglichen Zustand festzuhalten, aus dem Versailles hervorging. Die Zustimmung, die die Rede Vro- quevilles im Senat fand, zeigt im übrigen deutlich genug, daß nunmehr nach Polen auch der zweite Alliierte Frank­reichs, der in der Vergangenheit mit ihm auf Gedeih und Verderb verbunden zu sein schien, sich von der politischen Schwimmleine des Quai d'Orsay losgelöst hat.

- !

JelltMliLM ms beeshet

Danziger Klemm-Kette Sieger

Berlin, 3. Juni. Der Deutschlandflug 1935 ist zu Ende. Mit diesem Flug hat ein Wettbewerb stattgefunden, der der Geschichte der deutschen Fliegerei ein weiteres Ruhmesblatt hinzufügt. Eine Gesamtflugstrecke von 5534 Kilometer und 20 090 freiwillige Helfer, das sind Zahlen, wie sie in der ganzen Welt bisher einzig dastehen. Und einzig sind auch die Leistungen aller, ob sie aktiv - als Flieger am Gelingen des Wettbewerbs beteiligt waren, oder ob sie an den Landeplätzen und als Organisatoren ihre unsicht­bare Arbeit verrichteten. Von 39 Verbänden mit 154 Maschinen ist auf dem ganzen Flug nur ein einziger Verband, Weimar, ausgeschieden, 29 Verbände mit 138 Flugzeugen erreichten wieder den Startort. Sieger und Gewinner des Wanderpreises des Reichsluftfahrtministers Hermann Eöring ist die Danziger Klemm-Kette, die mit 4 Maschinen über die Strecke kam, nach ihr belegten die Neuner st affel Stuttgart und die Fünferkette des Vorjahressiegers Hannover die nächsten Plätze.

Zur Preisverteilung an die Sieger des Deutschlandfluges 1935 hatte der Präsident des Deutschen Luftsportverbandes, Obern Lörtzer, am Sonntag abend zu einem Empfang eingcladen. Oberst Lörtzer betonte in seiner Begrüßungsansprache, daß als Gesamteindruck vom Deutschlandflug 1935 ein voller Erfolg zu verzeichnen sei. Zu erinnern sei daran, daß noch nicht einmal ein Verlust von 10 Prozent entstanden sei. Das sei eine Zahl, wie sie weder in Deutschland noch irgendwo im Auslande jemals habe erreicht werden können. Wie hoch dieses Ergebnis zu wer­ten sei, gehe schon daraus hervor, daß bei früheren Veranstal­tungen dieser Art durchschnittlich 40 Prozent Verluste entstanden seien. Nicht die Leistung des Einzelnen sollte wie in früheren Jahren diesmal ausschlaggebend sein, sondern die Leistung der gesamten Manns cha f t. In verstärktem Maße mäste auch die Leistung des Bodenpersonals gewürdigt werden. Zusam­menfassend könne gesagt werden, daß die Disziplin in diesem Jahre eine ganz außergewöhnlich vorbildliche gewesen sei. Allen Beteiligten sei in gleichem Maße zu danken. Oberst Lörtzer schloß seine Ansprache mit einer persönlichen Ehrung für Hauptmann Hübner, dem Organisator des Deutfchlandfluges 1935, und für Kapitän Angermund. der für die Werbung verantwortlich zeichnete.

Oberst Christiansen brachte in launigen Worten den Dank der Fliegerkameraden für die in so reichem Maße erwiesenen Ehren zum Ausdruck. Mit Genugtuung überreichte er Hanpr- mann Hübner ein Ehrenzeichen und schloß mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Luftsportverband.

Die Flugleitung des Deutschlandfluges 1935 gab folgende Punktwertungstabelle bekannt: 1. Flog Danzig Klemm 1125 2396 Punkte, 2. Flugr Stuttgart Klemm 1125 2376; 3. Flog Hannover Klemm 1125 2348 ; 4. Flog Dresden Klemm 1125 2339 ; 5. Flog Breslau Klemm 1125 2315 : 6. Flog Osnabrück 2312; 7. Flog Bremen 2285; 8. Flog Hamburg 2190; 9. Flugr Essen 2129; 19. Flog München 2123; 11. Flog Halberstadt 2108: 12. Flog Danzig-Langfuhr 2091; 13. Flug Eleiwitz 2088; 14. Reichsgruppe Lufthansa 2086: 15. Flog Braunschweig 2054; 16. Reichsluftfahrtministerium 2052: 17. Flog Darmstadt 2091: 18. Flugr Verlin-Staaken 2001: 19. Flog Nordhauscn I960 : 20. Reichsluftfahrtministerium 1959: 21. Flog Karlsruhe 1923: 22 . Flugr Essen1923; 23. Flugr Dortmund 1891; 24 Flugr Berlin- Staaken 1854; Flugr Mannheim 1826 : 26. Reichsluftfahrtmini­sterium 1780 : 27. Flog Königsberg 1549;.28. Flugr Münster 1747; 29. Flog Nürnberg 1760.

As Erdbeben in"

Amtlicher englischer Bericht 28 000 Tote

Sibi (Vritisch-Belutschistan). 3. Juni. Der Nachrichtenoffizier, der am Sonntag abend aus Quetta in Sibi eintraf, gab dem Vertreter des DNB. einen amtlichen Bericht über die Lage im Erdbebengebiet. Danach dauerte der erste Erdstoß am Freitag 39 Sekunden. Er brachte die ganze Innenstadt und die im Süden liegenden Nachbardörfer zum Einsturz. Außer­dem stürzten das außerhalb liegende Krankenhaus, das Gebäude des Kommissars des Eeneralgouverneurs, sowie die Häuser sei­nes Stabes ein. Zerstört wurde auch der Komplex von Gebäuden, in dem sich die Militärluftfahrtbehörden befanden. Es blieb dort kein Stein über dem anderen. Das Gebäude, das von der Militärverwaltung bewohnt wird, nahm keinen ernsten Schaden. Las, Wäck lvrllte «Z. -. Mr Zart Lss BMss annähe rnd Lltz.