legenden Nachweisungen ÜbHie"Ergebniffe 8er Musterung Wrch das Reichskriegsministerium auf die Wehrkreise verteilt wird.
Iss «eile' . Kabinett
Das neue Kabinett Vouisson setzt sich wie folgt zusammen: Ministerpräsident und Inneres: Fernand Bouisson (parieilos),
Staatsminister: Caillaux, Senator (Radikalsozialist), Herriot, Abg. (Radikalsozialist),
Louis Marin, Abg. (Rep.-Dem. Vereinigt, Marsch all Petain,
Auswärtiges: Laval, Abg. (Unabhängig),
Justiz: Pernot, Abg.. (Rep.-Soz. Vereinigung),
Krieg: General Maurin,
Kriegsmarine: Pietri, Abg. (Linksrep.),
Luft: General Dsnain,
Handel: Laurent-Eynac, Abg. (Radikale Linke),
Finanzen: Talmade, Abg. (Radikalsozialist),
Nationale Erziehung: Mario Roustand, Senator (Radikalsoz.), Oessentliche Arbeiten: Paganon, Abg. (Radikalsozialist), Kolonien: Louis Rollin, Abg. (Radikale Linke),
Arbeit: Frossard, Abg. (Sozialist),
Gesundheitswesen: Ernest Lafont, Abg. (Sozialist),
Post: Mandel, Abg. (Unabhängig),
Unterstaatssekretär bei der Ministerpräsidentschaft: Lathald,
Abg. (Radikale Linke).
Der bisherige Minister für die Handelsmarine, Vertrand, befindet sich an Bord des französischen Dampfers „Normandie" auf einer Reise nach Amerika und wird erst nach seiner Rückkehr nach Paris abgelöst werden.
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Das Kabinett Bouisson ist das 98. seit Bestehen der französischen Republik und das 9. der gegenwärtigen Legislaturperiode. Es umfaßt 22 Persönlichkeiten, und zwar 21 Minister und einen Unterstaatssekretär. Drei Minister sind Senatoren, 11 sind Abgeordnete, 3 sind Nichtparlamentarier (Marschall P4- tain, General Maurin und General Denain). 9 der Mitglieder des Kabinetts Bouisson gehörten bereits dem Kabinett Flandin an. 3 der Mitglieder der Regierung Vouisson sind zum erstenmal Minister geworden, und zwar die Abgeordneten Frossard, Perpetty und Ernest Lafont.
Durch die Hereinnahme eines bisherigen Altsozialisten (Frossard) und eines Neusozialisten (Ernest Lafont) sowie durch Heranziehung von Linkspolitikern aus dem Kreise Chautemps- Daladier scheint sich das neue Kabinett vor allem nach links verbreitert zu haben. Der Weggang des Frontkämpfervertreters Rivollet als Pensionsminister dürfte dazu bestimmt sein, etwaige Widerstände von Rentenempfängern gegen Sparmaßnahmen leichter abwehren zu können.
Durch seine ununterbrochene neunjährige Amtszeit als Kammerpräsident hat der neue Ministerpräsident eine große politische Erfahrung sammeln können, die ihm jetzt zustatten kommen wird. Das Kammerpräsidium war für ihn ein guter Beobachtungsposten, nicht nur während der Parlamentsdebatten, sondern auch im Verlauf der einzelnen Regierungskrisen, bei denen das Staatsoberhaupt stets zuerst die Ansicht und den Rat der Präsidenten von Kammer und Senat einzuholen pflegt. Parteipolitisch bleibt nach Absage der beiden sozialistischen Parteien die Mehrheit des Kabinetts Vouisson etwa dieselbe, die das Kabinett Flandin zum Zeitpunkt seiner Bildung besaß. Der Ministerpräsident soll die Absicht haben, in der Kammer am Dienstag die gleichen Vollmachten zu beantragen, wie Flandin sie gefordert hatte, um dann einige Tage später, etwa am 9. Juni, das Parlament in die Ferien zu schicken. Die Regierung würde dann auf Grund des Ermächtigungsgesetzes die Verteidigung der Währung als ihre Hauptaufgabe betrachten und sich ihr ganz widmen. Im großen Ganzen hat die erste Regierung Bouisson eine günstige Aufnahme gefunden.
Die Ausnahme des Kabinetts bei der Pariser Presse
Die Aufnahme, die der in weiten Kreisen beliebte bisherige Kammerpräsident als Regierungschef in der Presse findet, ist freundlich. Man gewinnt den Eindruck, daß die Öffentlichkeit ihm keine Schwierigkeiten in den Weg legen, sondern im Gegenteil dazu beitragen wird, ihm bei der Verteidigung der Währung die bestmögliche Unterstützung zu leihen. Wenn das Parlament die gleiche Einstellung beweist, wird Ministerpräsident Vouisson in einer Atmosphäre der Entspannung arbeiten können, die seinem Vorgänger nicht beschieden war.
Der „Matin" verzeichnet mit Befriedigung die Tatsache, daß alle Vorkämpfer der Abwertung von der Regierung streng ferngehalten worden seien, deren wesentliches Programm die Verteidigung des Francs und die Erlangung der Vollmachten zur besseren Verteidigung der Währung sei. Die gefundene Formel sei ausgezeichnet und beruhigend. Auch „Journal" hebt hervor, daß das Kabinett Bouisson keine Anhänger der Abwertung in sich ausgenommen habe. Es wolle die französische Währung entschieden verteidigen. Der neue Ministerpräsident werde von der Kammer verlangen, daß sie ohne Reden und ohne irgend welche Abänderung den Wortlaut des Vollmachten-Antrages annehme, über den das Kabinett Flandin gestürzt ist. „Petit Puristen" spricht von einem „Kabinett der Verteidigung des Francs". Jetzt müsse nach dem Muster der Einigung innerhalb der Regierung auch die Einigung eines Parlaments und eines Landes zustandekommen. Das „Petit Journal", das die Abwertungsthese vertritt, schreibt, Flandin habe durch seinen Mangel an Energie und an Entschlußkraft kein Anrecht auf die Vollmachten gehabt. Seitdem er zurückgetreten sei, habe die Panik aufgehört und die Nentenkucse seien wieder gestiegen. „Figaro" führt aus, die Kammer hätte vor einigen Tagen die Vollmachten sachlich gern bewilligt, nur nicht zugunsten eines Kabinetts Flandin. Jetzt sei die Lage so, daß die Kammer die Vollmachten Vouisson persönlich ganz gern geben würde, aber sie ihm aus sachlichen Gründen nicht zu geben wünsche. Das ergebe eine ziemlich verwickelte Lage. „Quo- tidien" hält Vouisson nicht für den richtigen Mann am richtigen Platz. Das Blatt nennt es ein außerordentlich bedenkliches Zeichen, daß de: bisherige Kammerpräsident selbst als Regierungschef Vollmachten gegen die Kammer beantragen werde.
Veränderung im Kabinett Bouisson
Caillaux Finanzminister
Parks. 2. Juni. Die Zusammensetzung des Kabinetts Vouissc Hut eine wichtige Veränderung erfahren. Der Radikalsoziali Palmade, der sich in der Nacht bereit erklärt hatte, de Finanzministerium zu übernehmen, hat wenige Stunden spät >eme Mitarbeit verweigert. An seiner Stelle übe ulb Staatsminister vorgesehene Caillaux de d-n ""^sson hat den bisherigen Minister der öffentlichen A >ten, Henry Roy, das Landwirtschaftsministerium angebote m - jedoch dem Kammerpräsidenten erklärt, daß er st her Aufgabe nicht gewachsen küble.
Der frühere Arbeitsminister im Kabinett Flandin. Zacquier, hat das Landwirtschaftsministerium übernommen.
Der neue Finanzminister Caillaux hat mit seinem Vorgänger Eermain Martin über die Finanz- und Währungslage verhandelt. Caillaux betonte, daß er entschlossen sei, die Goldparität des Francs mit allen Mitteln zu verteidigen, der Spekulation unerbittlich zu Leibe zu rücken und jede i Abwertungstendenzen zu bekämpfen.
Günstige Aussichten für Vouisson Paris, 2, Juni, Das Kabinett Vouisson findet in parlamentarischen Kreisen und auch in der Presse günstige Aufnahme. Selbst die Blätter, die mit Regierungsbildungen nach veralteten parlamentarischen Methoden nicht einverstanden sind, wie die „Liberts" und das „Journal des Debats", haben zu Bouisson das Vertrauen, daß er dank seiner unbestrittenen Autorität wenigstens die dringendste Aufgabe, die Verteidigung des Franc, zu einem guten Ende führen werde. Die Schnelligkeit, mit der das neue Kabinett gebildet worden ist, gilt allgemein als gutes Anzeichen für den Stimmungsumschwung in der Kammer, so daß man am Dienstag mit müheloser Bewilligung der Vollmachten für den neuen Ministerpräsidenten rechnet. Unter diesen Umständen sagt man der neuen Regierung eine ziemlich lange Lebensdauer voraus.
Mskvett z«r Lage
nach der Entscheidung des Obersten Bundesgerichts
Washington, 1. Juni. In eindringlicher Rede legte Präsident Roosevelt in einer Pressekonferenz die ernste Lage dar, die die Entscheidung des Obersten Bundesgerichts geschaffen habe. Unwichtig, weil leicht zu berichtigen, sei der erste Einwand des Gerichts, daß der Kongreß gesetzgeberische Befugnisse an das Weiße Haus abgetreten habe, denn eine genauere, vom Kongreß beschlossene Auslegung und Umgrenzung der Ziele, die die Privatwirtschaft befolgen müsse, würde diesen Einwand beseitigen. Dagegen sei der zweite Einwand einfach unüberbrückbar und stelle das Land vor eine natioale Krise. Das Bundesgericht spreche der Regierung und dem Parlament das Recht ab, die nationale Wirtschaft zu regeln, indem es den Begriff des zwischenstaatlichen Handels, der allein unter die Bundeskontrolle komme, ganz eng begrenze. Diese Entscheidung bringe Amerika in die primitven Zeiten von Pferd und Wagen zurück, als die 13 Kolonien einen Bund gründeten und die äußere Einheit herstellten, aber eifersüchtig darauf bedacht waren, daß kein Staat in die Oberhoheit des anderen eingreife. Jetzt verlange das Bundesgericht, daß Amerika nur ein loses Gebilde von 18 vollkommen selbständigen Einzelstaaten sein solle. Amerika sei das einzige Land der Welt, wo es den verfassungsmäßig bestellten Organen des Volkes, nämlich der Regierung und dem Parlament versagt sei. zu bestimmen, welche Gesetze im Lande gelten sollen. Das amerikanische Volk werde sich im Laufe der nächsten Jahre klar werden müssen, ob es einen derartigen Zustand für richtig oder falsch halte. Augenblicklich seien alle Errungenschaften sozialer und wirtschaftlicher Natur über Bord geworfen und das Volk müsse verstehen, daß dem Chaos Tor und Tür geöffnet sei.
Präsident Roosevelt deutete weiter an, daß ihm eine Verfassungsänderung alseinziger Ausweg aus dem Durcheinander erscheine, wenn er es auch ablehne, dies als seinen Vorschlag, zu bezeichnen. Nur in Amerika, so betonte er noch einmal, könne der Oberste Gerichtshof selbstherrlich über nationale Fragen entscheiden. Er, Roosevelt, wolle sich in den nächsten Tagen darauf beschränken, durch eine Reihe von Gerichten die gegenwärtige Lage zu klären. Wie der Präsident mitteilte, sind neben dem Nira-System vom Bundesgericht außer Kraft gesetzt oder in eine zweifelhafte Lage gebracht worden: Die Vundeskontrolle des Alkohols, die Regulieirung der Börsen, die Maßnahmen gegen Aktienschwindel und die Ordnung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Der Präsident führte dann an, was jetzt folgen werde: Ausnutzung der Kinderarbeit, Hungerlöhne. unlauterer Wettbewerb, katastrophales Sinken der Preise für Weizen, Baumwolle und andere Vodenerzeugnisse, Absterben der kleinen Geschäftsleute, die gegen die Kettenläden nicht mehr konkurrieren könnten.
Dies sei, so betonte Roosevelt, keine Parteifrage mehr, sondern ein tiefernstes nationales Problem.
Da Verfassungsänderungen hier sehr lange Zeit brauchen, dürfte der von dem amerikanischen Präsidenten in seiner Rede erörterte Fragenkomplex der Hauptpunkt der nächstjährigen Wahlkampagne werden, wenn Roosevelt wieder kandidiert und das Volk für oder gegen seinen Kurs entscheiden mutz.
Angünstige Aufnahme der Roofevett-Rede
Neuyork, 1. Juni. Die Rede Roosevelts hat in der Neuyorker Presse keine besonders günstige Aufnahme gefunden. Man vermißt die zuversichtliche Note, die man sonst vom Präsidenten gewöhnt ist und befürchtet, daß eine verzögerte Klärung der Lage in ver breiten Öffentlichkeit den gegenwärtigen Uebergangs- zustand zur wirtschaftlichen Erholung ungünstig beeinflussen könnte. Die Presse bespricht die Rede mit ziemlicher Schärfe. Die unabhängig-demokratische „Times" sagt, manche Aeußerun- gen der Rede klängen mehr wie Verzweiflung. Es sei sicherlich berechtigt, mehr Beherztheit von einem Präsidenten zu erwarten, der nicht gezögert habe, so kühn zu führen, während die übrige Welt verzagt habe.
Neue Bezeichnungen für die oberste Führung
der Wehrmacht und der Wehrmachisteile
Nach dem mit dem 21. Mai 1935 in Kraft getretenen Wehrgesetz haben sich die Bezeichnungen der obersten Führung der Wehrmacht und der Wehrmachtsteile geändert. In Zukunft gelten ausschließlich nachstehende Bezeichnungen: Der Führer und Reichskanzler ist: Der oberste Befehlshaber oer Wehrmacht. Es sind zu ersetzen: „Der Reichswehrminister" durch „Neichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht", „Reichswehrministerium" durch „Reichskriegsministerium", „Reichswehr" durch „Wehrmacht", „Reichsheer" durch „Heer", „Reichsmarine" durch „Kriegsmarine". Hierzu tritt neu die Luftwaffe. Dementsprechend sind zu ersetzen der Chef der Heeresleitung durch „Der Oberbefehlshaber des Heeres", der Chef der Marineleitung durch „Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine". Hierzu tritt neu „Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe".
Das deutsch-französische Warenabkommen gekündigt
Paris. 1. Juni. Nach einer amtlichen Mitteilung hat die französische Regierung vor einigen Tagen Sen Beschluß gefaßt, das deutsch-französische Warenabkommen vom 26. Juli 1934 , das am 1. Juli 1935 abläuft, zu kündigen. Gleichzeitig läuft zu diesem Zeitpunkt das Abkommen (accord) über die Zahlungsregelung ab. Die Anwendung dieser letzteren Konvention sei
auf Schwierigkeiten gestoßen, vre unaufyorncy zunaymen, uno die bisher unternommenen Bemühungen zur Behebung dieser Lage hätten nicht die gehofften Ergebnisse gezeitigt. Unter diesen Umständen habe es sich als unerläßlich herausgestellt, Verhandlungen nur auf einer Grundlage wieder aufzunehmen, die es erlaube, die Lösung des Zahlungsproblems mit dem des Handelsproblems eng zu verbinden. Die Kündigung könne also in keiner Weise als ein Bruch ausgelegt werden. Sie bezwecke nichts anderes, als den Unterhändlern die Handlungsfreiheit zu geben, die für die Schaffung eines stabileren und befriedigenderen Regimes des deutsch-französischen Warenaustausches unerläßlich sei. ^
Es handelt sich bei dem jetzt von den Franzosen gekündigten deutsch-französischen Abkommen um ein Zusatzabkommen zum Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 26. Juli 1931. Dieses Abkommen enthielt eine große Liste von Meistbegünstigungen und dergleichen. Es war zunächst auf die Dauer von sechs Monaten abgeschlossen und wurde jeweils um drei Monate verlängert.
Bon Ribdenirov zum autzerordenMHe» Bstschsfisr in besonderer Mission ermrM
Berlin, 1. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat den Beauftragten für Abrüstungsfragen, Joachim v. Ribben- trop zum außerordentlichen und bevol1möchtis!c--n Lsrfchaf- ter in besonderer Mission ernannt.
Londoner Stimmen znm Lnstpaktplan
London, 1. Juni. Die Presse beschäftigt sich auf Grund der Unterhaus-Aussprache lebhaft mit der Frage der Luftvertragsverhandlungen. Die „Times" schreibt, aus der Rede Sir John Simons könne man mit Befriedigung feststellen, daß die englische Regierung, wenn vielleicht auch etwas verspätet, zu der Ansicht zurückgekommen sei, der Lu f tv e r tr ag s pla n sei der aussichtsreichste und am meisten versprechende Vorschlag des Londoner Protokolls vom 3. Februar. Endlich sei die bestimmte Aussicht vorhanden, daß die Verhandlungen vorwärts getrieben würden. Tatsächlich fei von Anfang an eine volle Uebereinstim- mung in dem Wunsche nach einem Luftvertrag vorhanden gewesen. Der ursprüngliche Gedanke, den Luftvertrag schnell aus- zuhandeln, sei aber infolge der Vorstellungen der Sowjetregce- rung durch die Ansicht ersetzt worden, daß die gesamten Vorschläge des Londoner Protokolls gleichzeitig behandelt werden sollten. Nachdem die verschiedenen Vorschläge beinahe vier Atonale lang untersucht worden seien, besteh« jetzt aber nicht der geringste Zweifel, daß der Luftvertragsplan bei weitem ver wertvollste fei.
Das Blatt fordert dann die sofortige Unterzeichnung eines Luftvertrages, in dem zunächst lediglich der Grundsatz der gegenseitigen fliegerischen Unterstützung der Unterzeichnerstaaten gegen einen Angreifer festgelegt werde. Man müsse dringend hoffen, daß die englische Regierung nicht diese neue Gelegenheit verpassen werde, indem sie zu viel auf einmal versuche. Das Unterhaus habe daher die Andeutung Sir John Simons begrüßt, daß die Verhandlungen augenblicklich auf diplomatischem Wege fortgesetzt werden sollen.
Der „Daily Telegraph" erklärt, daß Frankreich der „Maßstab" Lei den Erwägungen über die Luftrüstungsbegrenzung sein müsse. Der Kern der Lage sei der. daß die Begrenzung auf dem Wege der Gleichheit der Luftvertragsmächte zu suchen ist. Auch der Vorschlag Hitlers, den Bombenabwurf auf die Zivilbevölkerung zu verhüten, stehe im Einklang mit den englischen Bestrebungen.
Die Oppositionspresse beklagt sich darüber, daß die englische Regierung anscheinend immer noch nicht beschlossen habe, eine entscheidende Führung in den kommenden Verhandlungen zu ergreifen.
Das liberale „News Lhronicle" schreibt: „Hitlers Angebot hat einen entscheidenden Fortschritt auf dem politischen Schauplatz ermöglicht. Es hätte der ganze Sinn der Aeußerungen Sir John Simons sein muffen, die Welt davon zu überzeugen, daß diese Gelegenheit schnell und entschlossen ergriffen wird. Statt dessen flößen die zögernden Worte Simons nicht nur kein neues Ver- trauen ein, sondern sie geben zu neuen Befürchtungen und Besorgnissen Anlaß."
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Der Schauplatz des Erdbebens
in Brttisch-Indien
Quetta und das Chagai-Eebirge
Die ersten Meldungen von der furchtbaren Erdbebenkatastrophe in Indien, dem viele tausend Menschenleben zum Opfer gefallen sind, sind von Britisch-Valuch datiert. Das Land, um das es sich hier handelt, ist unter der Bezeichnung Velutschistan bekannter. Es bildet politisch ein teils unmittelbar, teils mittelbar beherrschtes Außengebiet von Bri- tisch-Jndien und umfaßt eine Fläche von insgesamt 331000 Quadratkilometer mit knapp einer Million Einwohner.
Daß sich die Erdbeben so furchtbar auswirken konnten, hat seinen Grund darin, daß bas Chagai-Eebirge, das den Anteil Velutfchistans von dem ungleich größeren afghanischen Anteil scheidet, vulkanischer Natur ist. An feinem Südfuß verläuft die Fortsetzung der Bahn Quetta—Mufhki, die die Engländer während des Weltkrieges nach der persischen Grenze weitergeführt haben. Die Stadt Quetta, in der nach den bisher vorliegenden Berichten das Erdbeben besonders große Verheerungen angerichtet hat, ist die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in Belutfchistan, der etwas über 100 000 Einwohner zählt. Die Stadt ist aber mitsamt dem ^ Bezirk für England militärisch sehr wichtig, da die Straße über den Bolanpaß in dem von rauhen Bergen eingefaßten 82 Kilometer langen und 8 Kilometer breiten Tal, das den Distrikt ausmacht, fortläuft. Daher ist es auch erklärlich, daß sich in Quetta starke britische Flugkräfte befanden, die ebenfalls von dem Erdbeben nicht unverfchont geblieben sind.
20 ovo Tote in Quetta
London, 1. Juni. Nach den letzten einkaufenden Meldungen sind bei dem Erdbeben in Quetta 20 000 Menschen ums Lebe» gekommen.
Die Verluste der Europäer betragen etwa 100 Tote und 200 Verletzte. Bisher sind 50 Europäer und 153 Inder lebend aus den Trümmern geborgen und ins Krankenhaus gebracht worden. Nach bisher unbestätigten Meldungen steht der Hauptbazar im Zentrum von Quetta in Flammen, die durch einen heftigen Sturm angefacht werden. Die 60 Meilen nordöstlich von Quetta liegende Grenzstadt Tschaman soll durch das Erdbeben dem Erdboden gleichgemacht sein. Auch die Ortschaften Kalat und Mustang sind zum großen Teil zerstört. Auf den offenen Plätzen in Quetta werden Zelte für die Obdachlosen errichtet. Von Karachi sind Sonderzüge und Flugzeuge unterwegs, um Hilfe zu bringen.
Das englische Luftfahrtministerium veröffentlichte eine offizielle Liste der 31 englischen Flieger, deren Tod bisher festgestellt worden ist. 12 weitere Mitglieder der Fliegertruppen