Besprechungen angeblich so gut ausgefallen, daß der russische Botschafter gelegentlich seiner zweiten Zusammenkunft mit dem französischen Außenminister ein Telegramm des sowjet- russischen Volkskommissars für Auswärtiges, Litwinow, vor­weisen konnte, in dem sich die Sowjetregierung mit den von der französischen Regierung gemachten Vorschlägen einverstanden er­klärt. Der Wortlaut dieses Telegramms soll angeblich eine Art Gentleman Agreement zwischen den beiden Regierungen darstellen. Es nehme in gewissem Sinne das vorweg, was an­läßlich Lavals Moskauer Reise behandelt werden solle. Der Zeitpunkt dieser Reise ist bekanntlich auf den 23. April sest- gelegt worden. Die technischen Einzelheiten des Abkommens- Vorschlages sollen in Genf zwischen Litwinow und Laval fest­gelegt werden. Das Schema dieses Abkommens sei nach Ansicht gut unterrichteter französischer Kreise ziemlich vollständig. Es bestehe in erster Linie aus einem allgemeinen Teil, der die Grundlage für ein enger umschriebenes Abkommen bilden solle, das ausschließlich die beiden Regierungen betreffs. Der Grund­gedanke bestehe darin, den Völkerbund auszusordern, sich für eine Verstärkung der Artikel 10, 16 und 17 des Völkerbundspaktes auszusprechen.

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Mutmaßungen der Pariser Blätter

Paris, 10. April. Die Mittwochmorgen-Blätter bringen über Zweck und Inhalt des bevorstehenden französisch-russi­schen Abkommens keine klaren Angaben. Das Abkommen wird einmal alsA n n ä h e r u n g s v e r t r a g" bezeichnet, der andererseits aber gewisse Abreden zur Auslegung der Völker­bundssatzungen und zu ihrer Abänderung zu enthalten scheint, die mehr einem Bündnisvertrag ähnlich sehen.

DerMatin" gewinnt auch keinen klaren Eindruck, denn er schreibt, man erkenne nicht recht die Bedeutung eines franzö­sisch-sowjetrussischen Abkommens zur Auslegung gewisser Völker­bundsartikel, denn die Wahrscheinlichkeit, daß sich Frankreich, Sowjetrußland und die Länder der Kleinen Entente angreisen würden, sei nicht groß. Wenn das französisch-sowjetrussische Ab­kommen dagegen einen Schutz gegen dritte Staaten vorsshe, werde es zu einem Bündnis, und so weit scheine man nicht gehen zu wollen.

Die englische Abordnung

London, 10 April. Außer Macdonald und Sir John Simon werden der britischen Abordnung für Stresa angehören die Parlamentsmitglieder Cranborne (der parlamentarische Pri­vatsekretär Edens) und Edgar Grancille (Simons parlamen­tarischer Privatsekretär), sowie neun Mitglieder des Auswärti­gen Amtes, vor allem der ständige Unterstaatssekretär des Aeutzeren, Sir Robert Vansittart. Welche Bedeutung die Regie­rung den Besprechungen von Stresa beimißl, geht aus der Teilnahme Vansittarts hervor: denn in der Regel ist es nicht üblich, daß der Staatssekretär und der ständige Unter­staatssekretär des Auswärtigen Amtes zur gleichen Zeit von London abwesend sind. Abgesehen davon, daß Vansittart alle zur Beratung stehenden Fragen aufs gründlichste kennt, ist er auch wiederholt mit Mussolini persönlich in Berührung getreten. Vor einigen Monaten hatte er während eines in Italien ver­brachten Ferienaufenthaltes eine Anzahl persönlicher Besprechun­gen mit dem Duce. Sollte sich die Nachricht bestätigen, daß Mussolini eine Reihe von konstruktiven Vorschlägen zu machen gedenke, so dürfte dieser Umstand bedeutungsvoll sein. Einer Blättermeldung zufolge ist der italienisä-e Botschafter Grandi ebensalls nach Stresa abgereist.

MM

WUdbad, 11. April 1935.

Vortrag mit Lichtbildern. Im Frauenverein vom Roten Kreuz, Ortsgruppe Wildbad, wird heute abend 8 UhrSchwarzwaldhof" Frau von Oitmann-Berlin einen Vortrag mit Lichtbildern aus Afrika halten. Jeder­mann ist herzlich dazu eingeladen. Der Eintritt ist frei.

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Das Wetter

für Freitag

Südlichem Hochdruck steht eine Depression über Groß­britannien gegenüber. Bei föhnartigen Luftströmungen ist für Freitag zeitweilig heiteres, aber nicht beständiges Wet­ter zu erwarten.

Johannes-Passion

von

Johann Sebastian Vach

(zu feinem 250. Geburtstag)

am Palmsonntag, den 14. April 1935 abends 8 Uhr, in der ev. Stadtkirche in Wildbad

Solisten:

Helene Bothner, Liesel Olmesdahl August Rapold. Bruno Müller, Walter Ehrmann

Kammerchor Korntal mit Orchester

Leitung: Paul Schwöb Einheitspreis: 50 Pfg.

Vorverkauf in den Buchhandlungen.

Ein aussichtsreiches Angebot

bedarf der vorhergehenden Ankündigung durch ein Inserat

imWildbader Tagblatt"

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Württemberg

TolkMe aus Siuiigari

Frau Christine Hösch, Bad Cannstatt, 67; Schreiner Jakob Gerstenlauer, Wangen, 78; Weingärtner Eottlieb Heppeler» Eablenberg; Schüler Adolf Vollmer, 11; fr. städt. Arbeiter Adolf Habich, Feuerbach, 73; Eisenbahnoberschaffner Julius Mahle 71; Frau Maria Grüner, 66; Frau Mathilde Volz, 83; Frau Klara Krieger, 26; Kaufmann Ernst Schleicher, Untertürkheim, 21; Vauschlosser Willy Kilgus, Wangen, 23 Jahre alt.

Aus Stuttgart

Stuttgart, 10. April. (Ladenöffnung für Bäcke­reien.) Durch das Polizeipräsidium Stuttgart ist die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe neu geregelt worden. Davon ist auch das Bäcker- und Konditorengewerbe betrof­fen. Der Verkauf von Bäcker- und Konditoreiwaren ist an allen Sonn- und Festtagen von 1113 Uhr gestattet, aus­genommen den 2. Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeiertag, den Karfreitag, den 1. Mai und den Bußtag. Die bisher ebenfalls zugelassene Verkaufszeit von 89 Uhr kommt da­mit in Wegfall.

Berufung. Professor Dr. Walter Hieber an der Tech­nischen Hochschule Stuttgart hat den Ruf auf das Ordina­riat für anorganische Chemie, allgemeine Experimentalche­mie und analytische Chemie an der Technischen Hochschule in München zum 1. April 1935 angenommen.

Besucherrekord. Der Neichsparteitagfilm 1935 Triumph des Willens", wurde im Ufa-Palast in Stutt­gart in der ersten Woche von 24 000 Besuchern angesehen und bis heute ist die Nachfrage nach Karten noch nicht ge­ringer geworden. Diese Zahl stellt einen Besucherrekord dar, wie er seit zehn Jahren nicht erreicht wurde.

6 0 Iahre. Der Präsident im württ. Staatsministerium, Reinhard Köstlin, feiert am Donnerstag seinen 60. Ge­burtstag. Der verdiente, seit langen Jahren im Staats­ministerium tätige Beamte begeht diesen Tag in voller Rüstigkeit. Sein Lebensgang und seine besonderen Ver­dienste wurden erst vor kurzem anläßlich seiner Ernennung zum Präsidenten gewürdigt. *

Aus dem Lande

Eßlingen, 10. April. (Todesfall.) Studiendirektor Schwend ist nach schwerem Leiden im Alter von 62 Jahren gestorben. Er war seit 1923 Vorstand der Mädchenreal­schule. Mit großer Pflichttreue hat er sich der immer wach­senden Arbeitslast unterzogen.

Kirchheim a. R. OA. Neresheim, 10. April. (Schwe­rer Unfall.) Schwer heimgesucht wurde am Dienstag die Familie des Bürgermeisters Stark in Dirgenheim. Von einem Scheunentor, das durch den starken Wind bewegt wurde, wurde der Sohn Isidor, Konditor in Rottweil, der zur Zeit in Dirgenheim in Ferien ist, an eine Kreissäge geschleudert, wobei ihm der rechte Oberarm großen Teils abgeschnitten wurde.

Herrenberg, 10. April. (I m R u h e st a n d.) In der ver­gangenen Woche vollzog sich in aller Stille eine Amtsnie­derlegung, die für den Herrenberger Verband für ev. Kran­kenschwestern von tiefgreifender Bedeutung ist. Der Grün­der des Schwesternverbandes und seines Mutterhauses, Pfarrer Gustav Fischer, hat nach mehr als 20fähriger un­ermüdlicher Arbeit sein Amt als Geschäftsführer des Ver­bandes niedergelegt. Als 55jähriger hat er einst die Auf­gabe übernommen, dem Bezirk Herrenberg zu tüchtigen Krankenschwestern zu verhelfen. Mit 60 Jahren, als er schon hätte an seinen Ruhestand denken dürfen, hat er die Leitung des von ihm selbst ins Leben gerufenen Herren­berger Verbandes für evangelische Krankenschwestern über­nommen. Letzte Woche fand im Kreise der Vorstandsmit­glieder und des Verwaltungsausschusses eine schlichte Ab­schiedsfeier statt. Am Sonntag durfte der Gefeierte seinen 82. Geburtstag begehen. Sein Nachfolger im Amt ist Pfar­rer Dr. Kramer.

Tübingen, 10. April. (Selbstmord im Wasserbe­hälter.) Eine 29 Jahre alte Frau stürzte sich am Diens­tag mit ihren beiden sieben und fünf Jahre alten Knaben in selbstmörderischer Absicht in den Wasserbehälter auf dem Oesterberg. Die drei konnten nur noch als Leichen gebor­gen werden. Die Frau ist seit einigen Monaten schwermü­tig, sodaß man annimmt, daß die Tat in einem Anfall gei­stiger Umnachtung geschehen ist.

Truchtelfingen, OA. Balingen, 10. April. (Tod auf

Iren Schienen.) In der Nllhe des hiesigen Postamts legte sich abends ein aus Tailfingen stammender junaer Mann mit 20 Jahren in selbstmörderischer Absicht vor den herankommenden 8-Uhr-Zug auf die Schienen und ließ sich von demselben überfahren.

Schwab. Gmünd, 10. April. (Hochzeitsgeschenk für Göring.) Aus Bestellung des Berliner Juweliers Wilhelm Hülse wurde in Schwäb. Gmünd das Hochzeitsge­schenk der Deutschen Lufthansa AG. für den Führer der Deutschen Luftfahrt, General der Flieger, Hermann- ring, zu seiner Vermählung hergestellt. Das Geschenk stellt eine große silberne Dose in "Gestalt einer Weltkugel dar, auf der eine Weltkarte eingeätzt ist und sämtliche Luftverkehrs­linien der Lufthansa eingraviert sind. Der Deckel ist ge­krönt mit einer genauen Nachbildung des dreimotorigen Flugzeugs der LufthansaManfred von Richthofen". Die Dose ist eine Arbeit aus der kundsthandwerklichen Abtei­lung der Silberwarenfabrik I. Erimminger.

Schwäb. Gmünd, 10. April. (Mit dem Segelflug­zeug nach England.) Am Mittwoch flog ein Motor­flugzeug mit einem Segelflugzeug im Schlepptau in nord­westlicher Richtung über die Stadt hinweg. Es handelte sich um den Rückflug der englischen Segelfliegerin Frl. Mas- kin, die mit ihrem Begleiter, der das Schleppflugzeug führte, in d ' kürzlich .erworbenen Segelflugzeug die L--mreise angetreten hat, nachdem die beiden wegen des schlechten Wetters der letzten Tage Gastfreundschaft auf dem Horn­berg genossen hatten.

Heilbronn, 10. April. (5038 Sänger im Sänger­kreis Neckar.) Im Sängerkreis Neckar gibt es nach der letzten Bestandserhebung 5038 Sänger und Sängerinnen. Die Stadt Heilbronn gehört zum Sängerkreis Neckar. Der Sängerkreis Neckar umfaßt 116 Vereine.

Neusatz, OA. Neuenbürg, 10. April. (DachsalsHüh- nermörder.) Nachts brach ein Raubtier durch Fort­scharren des Schwellsteines in den freistehenden Hühner­stall des Landwirts Wilhelm Koch ein und biß zehn Hüh­nern den Hals durch. Der Besitzer fand den Gesellen am nächsten Morgen noch im Stall vor und erschlug ihn. Nach­dem er sein erstes Erstaunen überwunden hatte, entdeckte er, daß es ein Dachs war, und zwar ein alter großer Dachs von etwa 30 Pfund Gewicht.

Sigmaringen, 10. April. (Glückwunsch Hohenzol­le r n s.) Anläßlich der Vermählung des Ministerpräsiden­ten Hermann Eöring haben Regierungspräsident Dr. Si­mons und namens der Hohenzollerischen Landeskommunal­verwaltung und der hohenzollerischen Bevölkerung Lan­desdirektor Kreisleiter Maier telegrafische Glückwünsche nach Berlin übermittelt.

Vom Bodensee, 10. April. (Das S ch i f f s u n g l ü ck.) Die Suche nach den Leichen der beiden ertrunkenen Schif­fer wurde nach dem Unglück ausgenommen. Die Ertrun­kenen sind der Schisfsführer Ernst Schmitt und der Ma­trose Alfred Müller. Es bestätigt sich also nicht, daß es sich wie zuerst gemeldet wurde, bei den Toten um Vater und Sohn handelt. Die Leiche des ertrunkenen Alfred Müller konnte geborgen werden.

Aus dem GerichLssaal

Verminderte Zurechnungsfähigkeit bei einem Mordfall

Heilbronn, 10. April. Die 26 Jahre alte Lina Ziegler von Dörrenzimmern und der 27 Jahre alte Georg Prosy vom Hägen- Hof OA. Gaildorf lernten sich auf dem Lichtmeßmarkt 1934 in Hall kennen Es entspann sich ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Er versprach ihr das Heiraten, seine Eltern willigten aber nicht ein; trotzdem verlobten sie sich. Noch che das Kind zur Welt kam, wurde über dessen Zukunft gesprochen, er lehnte ständig ab, für das Kind etwas zu bezahlen. Da das Kind im Weg war, verabredeten sie am Nachmittag der Geburt, das Kind zu beseitigen. Sic fuhren zusammen nach Hessental, wo er ausstieg, um seine Eltern zu besuchen. Sie fuhr weiter nach Sulzdorf, wo sie in Pflege ausgewachsen war und ertränkte in einem Waldbächlein das Kind. Dann fuhr sie nach Hall, wo sie den Prosy wieder traf und von wo sie zusammen nach Gailen- kirchen fuhren. Dabei sagte sie ihm. jetzt brauche er für das Kind nichts mehr bezahlen. Sie tranken zwei bis drei Schoppen Wein und tanzten. Der Oberstaatsanwalt beantragte gegen die Zieg­ler wegen Mordes die Todesstrafe und gegen Prosy wegen Mit­täterschaft gleichfalls die Todesstrafe. Das Gericht billigte ver­minderte Zurechnungsfähigkeit zu und verurteilte die Ziegler wegen Mordes zu sieben Jahren Zuchthaus. Prosy wegen Bei­hilfe zu fünf Jahren Zuchthaus. Beiden wurden die bürgerlichen Ehrenrechte aut iüni Jahre aberkannt.

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