geschaffen« Klarheit könne sogar für die Beseitigung von Miß­verständnissen vorteilhaft sein. Die Notwendigkeit einer Be­ratung zwischen den Westmächten sei jetzt gegeben.

Das halbamtlicheGiornale d'Jtalia" schreibt, die Stunde sei bedeutungsvoll, aber mehr zu gründlichen Nachprüfun­gen als zu dramatischen Ergüssen bestimmt. In Italien sei das deutsche Borgehen nicht als eine dramatische Ueberraschung em­pfunden worden. Sie sei der logische Abschluß einer Vorbereitung, die sich immer weniger versteckt abgespielt babe. Deutschland unterbreite heute amtlich der Welt einen Sach­verhalt, der bereits bekannt gewesen sei. Man werde also mit offenen Karten verhandeln können. Das Blatt erinnert daran, daß Italien als erste Großmacht die Unmöglichkeit erkannt habe, die durch die Verträge geschaffene Lage in alle Ewigkeit oder auch nur auf lange Zeit beizubehalten. Italien sei immer da­für eingetreten, daß die Verträge abgewickelt und durch neu zu vereinbarende Abmachungen ersetzt würden. Die italienische Denkschrift vom Januar vorigen Jahres habe den praktischen Weg dazu gewiesen, habe auch die Zustimmung Deutschlands ge­funden, sei aber von Frankreich als viel zu günstig für Deutschland abgelehnt worden. Heute könne man feststellen, daß Deutschland bereits über die in der italienischen Denkschrift vorgesehene Abgrenzung hinausgegangen sei, wie denn auch von Abrüstung heute nirgends mehr in der Welt gesprochen werde. Die Ausgleichssormel Mussolinis sei hinfällig geworden. Die Zahlen über die deutschen Effektivbestände seien vielleicht über­trieben. Sie hielten sich nach Ansicht des Blattes auf der immer noch stattlichen Zahl von 800 OOO Mann. Europa habe der Bil­dung ruhig zugesehen. Diese Haltung sei davon abhängig ge­wesen, daß diese Entwicklung durch eine endgültige Vereinbarung anerkannt werde Wie Italien gegen das Dogma der Ewigkeit der Verträge sei, so sei es auch gegen eine einseitige Aenderung. Italien dürfe Deutschland um so eher daran erinnern, als es ihm bereits ganz klare Beweise seines Ver­ständnisses auch für die Bedürfnisse seiner Verteidigung ge­geben habe.

Die Anteilnahme des deutschen Volkes

an der Wiederauferstehung seiner Wehrmacht

Berlin, 19. März. Der Reichswehrminister gibt bekannt: An­läßlich der durch die Reichsregierung beschlossenen Wiedereinfüh­rung der allgemeinen Wehrpflicht sind mir aus allen Teilen des Reiches, von Dienststellen und Verbänden, aus Wirtschafts­und Privatkreisen sowie aus dem Auslande begeisterte Zuschrif­ten und Glückwünsche in so hoher Zahl zugegangen, daß es mir nicht möglich ist. allen Einsendern persönlich zu antworten. Ich bitte daher, aus diesem Wege meinen herzlichen Dank entgegen­zunehmen.

gez. von Blomberg, Generaloberst.

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Wie das Reichswehrministerium weiter mitteilt, zeigt die Fülle von Zuschriften und Glückwunschtelegrammen die Anteilnahme des ganzen deutschen Volkes an der Wiederauferstehung seiner Wehrmacht. Von den vielen Beweisen dieser engen Verbunden­heit der Wehrmacht mit dem Volke und der ehrlichen Opfer- Lereitschaft aller Schichten seien einige angeführt.

Ein alter, berufsunfähig gewordener Künstler sendet mit einem an den Reichswehrminister gerichteten Schreiben ein Zehnmark­stück von 1888sein und seiner Ehefrau heiligstes Erinne­rungsstück" mit der Bitte, es als Beitrag zur Wiederaufrich­tung der Wehrmacht stiften zu dürfen! Kranke und gelähmte Volksgenossen sprechen ihr Bedauern aus, nicht mit der Waffe ihrer Dienstpflicht genügen zu können und bitten, ihre Kraft dem Vaterlande anderweitig zur Verfügung stellen zu dürfen. Männer eines Arbeitsdienstlagers senden 200 RM. als Mithilfe zum Ausbau des deutschen Volksheeres. Ein Stettiner ver­pflichtet sich drahtlich, aus zwei Jahre die Löhnung für einen Soldaten zu übernehmen. Ein SA.-Sturm meldet sich geschlossen zum freiwilligen Eintritt ins Heer. Zahlreiche Metdu'ngen ehe­maliger Kriegsfreiwilliger des Weltkrieges trafen ein; darunter befindet sich auch die Meldung eines in Istanbul lebenden Aus­ländsdeutschen. der in seinem Telegramm sagt:Melde mich freiwillig für drei Monate für meine vier Kinder ist gesorgt."

Rührend ist die Zuschrift einer Mutter, die drei Söhne im großen Krieg hingeben mußte: Jetzt erst wisse sie, daß ihr Leid einen Sinn gehabt habe und daß sie nun auch ruhig sterben könne. Und ein alter Mann, geschmückt mit dem Frontkämpser- ehrenkreuz, stand am Montag früh vor dem Eingang des Reichs­wehrministeriums und konnte seine Begeisterung nicht zügeln. Jedem eintretenden Offizier mußte er die Hand schütteln, mußte er leuchtenden Auges zurufen:Wir haben unsere Armee wieder."

Diele und ähnliche Kundgebungen, die alle Schichten unseres Volkes, alle Berufsgruvpen und Lebensalter umfassen und die in ihrer Gesamtheit wiederzugeben hier nicht möglich ist, sind ein erhebendes Zeugnis für die Wehrbereitschaft des deutschen Volkes, das nach jahrzehntelanger Unterdrückung und Nicht­achtung seines Rechtes die Möglichkeiten und den Weg zur Ver­teidigung des Vaterlandes wieder vor sich sieht.

Der Führer üöerrafchevd i« Augsburg

Augsburg, 19. März. Der strahlend schöne Josephi-Tag brachte dem Augsburger eine ganz unerwartete Freude. Gegen 1 Uhr mittags traf plötzlich der Führer und Reichskanzler in Begleitung seines engeren Stabes im Kraftwagen ein. um »n HotelDrei Mohren" kurze Mittagsrast zu halten. Vor dem Hotel sammelten sich sofort Tausende und Abertausende von Menschen an. Von allen Seiten strömten sie herbei. Bald war die breite Straße ein einziges wogendes Menschenmeer. Der Straßenbahnverkehr mußte vorübergehend gesperrt werden. In wenigen Minuten war die ganze Stadt in Bewegung geraten. Immer wieder erklang das Deutschland- und das Horst-Wessel- Lied, die Heilrufe nahmen kein Ende, und in Sprechchören ver­langte die Menge den Führer zu sehen.

Als dann der Wagen des Führers von der Maximilianstraße zum Rathaus fuhr, war durch die dicht gedrängten Massen kaum ein Vorwärtskommen. Aus allen Fenstern wurden Tücher und Fahnen geschwenkt. An den Laternenpfählen und Gitterfenstern hatte sich die begeisterte Jugend festgeklammert und am Auguitus- brunnen brachen fast die Figuren unter der Last der Menschen.

Der Führer besichtigte den Goldenen Saal des Rathauses, den Stolz der Stadt Augsburg, sowie die Fürstenzimmer. und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Unter immer neuen Heilrufen verließ schließlich Adolf Hitler die Stadt. Nur schwer konnte sich der Wagen, in dem der Führer mit erhobener Hand stand, den Weg durch die begeisterten Massen der Augsburger bahnen.

Der Führer in Stuttgart

Stuttgart» IS. März. Am Dienstag abend um 18.3V Ahr traf der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, begleitet von seinem engeren Stabe» im Kraftwagen hier ein und ist im Hospiz Viktoria abgestiegen. Auf der Fahrt bon Augsburg nach Stuttgart wurde der Führer überall, wo er erkannt wurde, begeistert begrüßt. Obwohl vo« sei­nem Besuch in Stuttgart nichts bekannt war» verbreitete Dch di« Nachricht von feiner Ankunft wie ein Lauffeuer

und in kurzer Zeit strömten Taufende vo« Volksgenossen vor dem Hospiz Viktoria zusammen, um den Führer zu sehen. Nach kurzer Zeit mußte der Platz von Polizei und SS.-Männern abgesperrt und der Verkehr geregelt werden. Immer wieder brausten die Sprechchöre, besonders aus den Kehlen der Stuttgarter Jugend, zu den Fenstern und jedes­mal, wenn der Führer sich am Fenster zeigte, stieg ein un­ermeßlicher Jubel zu ihm empor. Die Volksgenossen, die sich in immer stärkeren Masten in der Straße ansammelten, wurden nicht müde, immer wieder den Führer zu bestürmen. Besonders war die Stuttgarter Jugend findig in immer neuen Sprechchören, mit denen sie den Führer ans Fenster zu locken bestrebt war. Unter diesen Sprechchöreu war auch -er:Lieber Führer, sei so nett, zeig' Dich mal am Fenster­brett!" Erst in den späten Abendstunden verlief sich di« Menge.

Der Führer und Reichskanzler wird die Nacht über in Stuttgart bleiben.

Jagdgeschwader Richthofen über Berlin

Berlin, 19. März. Im Zusammenhang mit der Berliner Luft­schutzübung erschienen heute Jagdflieger aus Döberitz über der Stadt. Wie wir dazu von zuständiger Stelle erfahren, gehörten sie dem Jagdgeschwader an, dem der Führer und Reichskanzler auf Vorschlag des letzten Kommandeurs des ruhmreichen Richt- Hofen-Eeschwaders, des Reichsministers der Luftfahrt, General der Flieger Göring, den NamenJagdgeschwader Richt­hofen" verliehen hat.

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Schreiben des Neichsluftfahrtministers an die Mutter Richthofens

DieSchlesische Zeitung" veröffentlicht folgendes Schreiben des Reichsministers für Luftfahrt, Ministerpräsident Göring, an die Mutter des Fliegerhelden Manfred von Richthofen in Schweidnitz:

Hochverehrte gnädige Frau! Unser Führer und Reichskanzler hat auf meinen Vorschlag befohlen, daß das erste Flieger­geschwader, das wieder über einem freien Deutschland schützend seine Schwingen breitet, den Namen Richthofen trägt. Es ist mir als Kamerad Ihres Sohnes eine herzliche Freude, als Reichsminister der Luftfahrt ein Stolz, Ihnen von diesem Erlaß Kenntnis geben zu können. Ich löse hiermit ein heiliges Vermächtnis ein, wenn die stolze Ueberlieferung des ruhmreichen Jagdgeschwaders, besten letzter Kommandeur ich war. auf die neue Einheit übertragen wird. Das Beispiel Ihres un­vergeßlichen Heldensohnes wird, wie damals, alle Offiziere und Soldaten der wiedererstandenen deutschen Luftwaffe zur höchsten Kühnheit und Opferbereitschaft erziehen.

Mit dem Ausdruck meiner gleichbleibenden Verehrung und Heil Hitler! Ihr sehr ergebener

(gez.) Hermann Göring.

Fortführung der Reichsreform

sMs-egslung von Zuständigkeiten innerhalb des preußischen Staatsministeriums

Berlin, 19. März. Im Zuge der realen Durchführung der Reichsreform hat der preußische Ministerpräsident durch Erlaß vom 11. März 1935 ein« Neuregelung von Zuständigkeiten inner­halb des preußischen Staatsministeriums getroffen. Darnach sind dem Reichsarbeitsminister und dem Reichsver - k eh r s m i n i st e r die ihrem Aufgabenbereich in der preußi­schen Verwaltung entsprechenden Arbeits­gebiete übertragen worden. Der Reichsarbeitsminister führt in Zukunft die AmtsbezeichnungDer Reichs- und preußische Arbeitsminister", der Reichsverkehrsminister die Amtsbezeich­nungDer Reichs- und preußische Verkehrsminister".

Geheimrat Duisburg f

Berlin, 1-9. März. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates und Verwaltungsrates der IG. Farben, Geheimrat Duisberg, ist in der Nacht zum Dienstag in Leverkusen gestorben.

Er wurde am 29. September 1861 in Barmen geboren. Mit seinem Namen ist die Entwicklung der deutschenchemischen Industrie eng verknüpft. Mit der Entdeckung neuer Farb­stoffe, die die Grundlage der deutschen Teerfarbenindustrie wer­den sollte, begann er seine wissenschaftliche Arbeit. In der Er­kenntnis, daß zur Lösung großer wirtschaftlicher Aufgaben nur Gemeinschaftsarbeit imstande sei, setzte er sich früh mit aller Kraft für den Zusammenschluß der deutschen Teerfarbenindustrie ein. Schrittweise ist es ihm gelungen, die immer wieder auf­tauchenden Hindernisse zu beseitigen und die einzelnen chemischen Unternehmungen 1904 zur eilten Interessengemein­schaft dreier großer Firmen, 1916 zu einer erweiterten In­teressengemeinschaft durch den Zutritt sechs weiterer Firmen zusammenzufügen, bis 1925 sein Lebenswerk durch Gründung der heutigen IG. Farbenindustrie Aktiengesellschaft seine Krö­nung erfuhr. Das Vertrauen der Industrie berief ihn schließ­lich zur Führung der gesamten Industrie Deutschlands. Wie Ge­heimrat Duisberg als Organisator große Ideen ausführte, ver­stand er es auch als Führer einer großen Gefolgschaft, die Ge­danken der Werksverbundenheit und der Vetriebsgemeinschaft schon frühzeitig praktisch zu verwirklichen. Anläßlich seines 70. Geburtstages wurden Geheimrat Duisberg zahlreiche Ehrun­gen zuteil. Reichspräsident von Hindenburg überreichte ihm den Adlerschild, um denverdienstvollen Förderer deutscher Wirt­schaft und Wissenschaft" zu ehren.

Nach seiner reichen Jndustrietätigkeit sah Geheimrat Duisberg seine Hauptaufgabe in der Sorge um die Entwicklung der Wissen­schaft und der Pflege des wissenschaftlichen Nachwuchses. In der Weltgeltung der deutschen Wissenschaft erblickte er die Grund­lage für die Blüte der deutschen Wirtschaft. An der Bahre die­ses Mannes trauert nicht nur sein enger Lebens- und Mit­arbeiterkreis, sondern auch die gesamte deutsche Wissenschaft und die deutsche Wirtschaft.

Zum erstenmal Aberkennung des Meistertitels

Berlin, 19. März. Mit einem besonders schwerwiegenden Ver­stoß gegen die scyiale Ehrauffassung hatte sich das Ehrengericht der Handwerkskammer zu beschäftigen. Angeklagt war ein Ber­liner Tischlermeister, der sich zur Finanzierung eines städtischen Auftrages vom Wirtschastsamt der Stadt Berlin einen Vorschuß von 600 RM. hotte geben lassen und dabei erklärte, er habe noch 1200 RM. Außenstände und keine Schulden. Alle Versuche, den Schuldner zur Rückzahlung des Darlehens zu veranlassen, scheiterten an seiner nicht zu überbietenden Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit. Das Ehrengericht verhängte die höchst zulässigen Strafen gegen ihn: Außer dem Meistertitel wurde ihm das Recht, Jnnungswart zu sein und Lehrlinge zu halten, abgesprochen und ihm eine Geldstrafe von 50 RM. auferlegt. Es ist dies das erstemal, daß von einer sozialen Ehreninstanz einem Handwerks­meister der Meistertitel aberkannt worden ist. .

Einführuug der zmeijShrisen Dlenslzeil lu Frankreich berests im Avril-

Parts, 19 März.Ordre" glaubt zu wissen, daß verschiedene Mitglieder des Heeresausschusses der Kammer, der wie üblich am Mittwoch Zusammentritt, angesichts der Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland die sofortige Verabschiedung eines Eesetzesvorschlages fordern werden, wonach die im April d. I. freiwerdenden Rekruten noch weiter unter den Fahnen belassen werden Außerdem soll der Antrag gestellt werden, die zwei­jährige Militärdienstzeit bereits auf die im April einzuzieheirüen Rekruten anzuwenden.

DreiMriges Kind Meli mtt Mer Schußwaffe

Stolberg (Rheinland), 19. März. In der Wohnung des Wach­beamten Hoesch in Stolberg ereignete sich am Montag abend ein bedauerlicher Unglllcksfall. Man fand den 35jährigen Wach­beamten und sein 3 Jahre altes Kind mit schweren Schußver­letzungen in der Wohnung auf. Die Untersuchung hat ergeben, daß der Beamte seine Pistole auf den Tisch gelegt hatte und nicht darauf achtete, daß das Kind mit der Waffe spielte. Plötz­lich ging ein Schuh los. Die Kugel durchbohrte das Kind und traf dann den am Tisch sitzenden Wachbeamten. Mit dem Ab­leben des Kindes ist mit Bestimmtheit zu rechnen. Der Wach­beamte wurde ebenfalls schwer verletzt.

Laßkrafttvaaen bringt zwei HSufer zum Einsturz

Mailand, 19. März. Aus Triest wird ein neuer schwerer Unglücksfall gemeldet. Auf der Automobilstraße FiumeTriest fuhr ein Lastkraftwagen infolge Versagens der Bremse auf einer abschüssigen Strecke mit voller Gewalt gegen ein Haus und zer­trümmerte fast die ganze Vorderfront eines darin befindlichen Kaffees. Etwa zehn Minuten später stürzte das ganze Haus zu­sammen. Die Besucher konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Zwei Personen, die auf dem Lastwagen saßen, wurden getötet, eine Person schwer verletzt. Während der Ausräumungs­arbeiten stürzte auch das dauebenstehende Haus ein.

3um abessinischen Konflikt

London, 19. März. Der Korrespondent desDaily Telegraph" in Addis Abeba meldet, der abessinische Außenmini­ster Herouy habe ihm erklärt, Italien handle mit seinen militärischen Vorbereitungen im Widerspruch zur Völ­kerbundssatzung. Die Antwort Abssiniens bestehe darin, seine Sache in die Hände der anderen Völkerbundsmitglieder zu legen. Italien habe 30 000 Mann kampfgeübter und kampf­bereiter Truppen an der Grenze Abessiniens zusammengezogen und mehrere hundert Flugzeuge an verschiedenen Punkten statio­niert. Es sei undenkbar, daß es sich dabei um Verteidigungs­maßnahmen handle. In den letzten zwei Monaten habe Ita­lien nichts getan, um den vom Völkerbundsrat vorgeschlagenen Versöhnungs- und Schiedsausschuß zu bilden. Die abessinischen Noten vom 20 21. und 27. Februar und vom 8. März seien un­beantwortet geblieben.

Unterredung mit dem Kaiser von Abeiff-len

London, 19. März.Times" veröffentlicht eine Unterredung ihres Berichterstatters in Addis Abeba mit dem Kaiser von Abessinien. Der Kaiser habe sich beklagt, daß Italien sich nach wie vor weigere, der Ernennung eines Versöhnungs- und Schieos­ausschusses zuzustimmen. Abessinien sei bereit, die italieni­schen Forderungen zu füllen, falls eine unparteiische Körperschaft die abessinische Verantwortung für die Grenz­zwischenfälle feststelle: es werde sich aber durch die militärischen Vorbereitungen Italiens nicht einschüchtern lassen. Bisher sei weder an der Grenze noch in einem anderen Gebiet des Landes eine Mobilmachung vorgenommen worden.

PanzerschiffDeutschland" -eaeguet MF.-Rotte

An Bord des KdF.-SchtffesDer Deutsche", 19. März. Bei herrlichem Wetter passierte am Dienstag nachmittag das Panzer­schiffDeutschland" die KdF.-Flotte. Die Besatzung derDeutsch­land" nahm Parade-Aufstellung und unter großer Begeisterung wurden auf allen Schiffen die deutschen Nationalhymnen ge­spielt. Der Signal-AustauschGute Fahrt!" beschloß die be­geistert ausgenommene Begegnung. ^

Das «eue norwegische Kabinett

Oslo, 19. März. Der Führer der Arbeiterpartei und Präsident des Storthing, Johann Nygaardsvolü, der mit der Kabinetts­bildung beauftragt war, hat dem König am Dienstag die neue M t n i st e r l i st e oorgelegt. Darnach übernimmt Nygaarsvold selbst das Ministerpräsidium und das Arbeitsministerium. Die übrigen Ministerien werden wie folgt besetzt:

Aeußeres: Universitätsprofessor der Geschichte Halvdan Kohl; Finanzen: Generaldirektor der Osloer Elektrizitäts­gesellschaft Adolf Jndreboe: Handel: Madsen: Sozial­politik: Vergsvik; Kultus und Unterricht: Hjelm- heit; Verteidigung: Monsen: Landwirtschaft: W- gaard; Justiz: Lie.

Zug fiitzrt in eive Arbeilerboioime

Sieben Bahnarbeiter getötet

Brüssel, 19. März. Aus der Strecke BrüsselAntwerpen fuhr Dienstagvormittag bei Mecheln infolge dichten Nebels «in Zug in eine Gruppe Vahnarbeiter. Sieben Arbeiter wurden auf der Stelle getötet, zahlreiche wurde» zum Teil schwer ver­letzt.

18 Jahre unschuldig im Kerker

Neuyork, Mitte März. Die Sensation um den Fall Haupt­mann ist noch nicht vorüber, denn es ist immer noch nicht ent­schieden, ob er den elektrischen Stuhl besteigen muß oder ob noch ein Wiederaufnahmeverfahren zu erwarten ist. Schon machen sich die ersten Anzeichen eines neuen Sensationsprozesses bemerk­bar, dessen Charakteristika darin bestehen werden, daß endl'ch einmal in gewisse Methoden der amerikanischen Polizei und Justiz hineingeleuchtet wird.

Es handelt sich um den Fall Moonev, der wohl als einer der schlimmsten Justizmorde seit 1900 anzusehen ist. Die Vorgeschichte geht bis in den Krieg zurück. Im Herbst 1916 wurden aus einem Demonstrationszug in San Franziska, der für den Eintritt Ame­rikas in den Krieg Propaganda machte, Bomben geworfen, wo­bei es Tote und Verletzte gab. Die Polizei verhaftete zwei Ge­werkschaftsführer Mooney und Billings als Täter. In dem Prozeß wurde Billings zu 15 Jahren Zuchthaus und Mooney zum Tode verurteilt, doch wurde Mooneys Strafe in lebens­länglichen Kerker umgewandeit. Als der Weltkrieg vorüber war und sich die Gemüter beruhigt hatten, häuften sich die Stimmen, die in dem Prozeß und dem Urteil gegen Mooney und Bil­lings einen Justizmord erblickten. Die ZeitungBulletin" in San Franziska veröffentlichte eine Amateurphotographie, auf der Mooney zu sehen war. Zufällig wurde eine Uhr photogra­phiert. deren Zeiger die Minute des Attentats angeben. Nach dem Standort der llbr hatte sich also Mooney in dem gleichen