ren Machte enthielt, einseitig von Deutschland ver - letztwordensei. Selbst nachdem die interalliierte Kontrollkommission die völlige Entwaffnung Deutschlands festgestellt und Deutschland verlassen hatte, haben hieraus die anderen Mächte nicht die notwendigen Folgerungen gezogen, alsbald selbst zu Abrüstungsmatznahmen zu schreiten. Sie sind mit dieser ihrer Verpflichtung nicht nur selbst seit Jahren in Verzug geblieben, sie haben vielmehr fortgefahren, ihre Rüstungen zu vermehren und zu vervollkommnen. Dies läuft letzten Endes auf eine Verletzung der Grundlagen des Teiles 5 des Versailler Vertrages durch die Verfasser selbst hinaus. DieMatznahme
vomlb. MärzschafftdahererstdierechteGrund- lage, auf der die kommenden Besprechungen frei von den bisher auf Grund der deutschen Diskriminierung bestehenden Bela st ungen und Hemmnisse unter voller Berücksichtigung der Sicherheit aller zu einem Erfolg führen können.
Mm-limmeduiig
über die Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit
München, 18. März. Der Führer und Reichskanzler beantwortete nach seiner Ankunft in München dem bekannten englischen Journalisten der Rothermere-Presse, Ward Price, einig« Fragen.
Auf die Frage, ob Deutschland auch in Zukunft genau so bereit sei, mit England und Frankreich zu verhandeln, wie es dies in seiner Note vom IS. Februar zum Ausdruck gebracht hat, antwortete der Kanzler: „Die Herstellung der deutschen Wehrhoheit ist ein Akt der Wiederherstellung der verletzten Souveränität eines großen Staates. Anzunehmen, daß ein souverän gewordener Staat weniger geneigt sei zu einer Verhandlung wie ein nichtsouveräner, würde absurd sein. Gerade weil wir ein souveräner Staat sind, sind wir auch bereit, mit anderen Staaten zu ver- Handel n."
2. Ward Price fragte dann den Kanzler, ob nach wie vor Deutschland sich an die territorialen Bestimmungen des Versailler Vertrages gebunden hielte, worauf der Kanzler erwiderte: Durch den Akt der Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit ist der Versailler Vertrag nur in jenen Punkten berührt, die durch die Verweigerung der analogen Abrüstungsverpflichtung der anderen Staaten tatsächlich ohnehin schon längst ihre Rechtskraft verloren haben. Die deutsthe Regierung ist sich klar darüber, daß man eine Revision territorialer Bestimmungen internationaler Verträge nie durch einseitige Maßnahmen Hervorrufen kann.
3. Zum Schluß fragte Ward Price den Führer welchen E i n- druck die Proklamation auf das deutsche Volk gemacht hätte. Des Führers Antwort war: „Sie haben ja, Ward Price, im übrigen die Stimmung des deutschen Volkes in Berlin gesehen, und sahen sie nun im Süden des Reiches, in München. Sie ist in keinem Ort in Deutschland anders. Dies mag Ihnen aber etwas zeigen: Das deutsche Volk empfindet den Akt der deutschen Regierung von gestern überhaupt nicht so sehr als einen militärischen, als vielmehr einen moralischen. Es hat IS Jahre lang gelitten unter Bestimmungen, in denen es ein selbstverständliches Eigenrecht jedes Volkes verletzt sah. Hätte die Welt eine internationale Abrüstung durchgeführt. das deutsche Volk wäre mehr als zufrieden gewesen. Daß die übrige Welt rüstet und Deutschland jedes Selbstverteidigungsmittel bestreitet, wurde als ungeheuerliche und entwürdigende Vergewaltigung empfunden. Daß diese wehrlose Stellung aber außerdem noch zu einer ununterbrochenen Folge von Demütigungen führte, läßt erst das stolze Glück begreifen, das die Nation nunmehr nach der Wiederherstellung ihrer Ehre empfindet. Wenn Sie einen dieser Millionen aber nun fragen würben, ob er denn nun an Frieden oder Krieg denke, dann würde er Sie vollkommen verständnislos ansehen. Denn alle diese jubelnden Menschen werden ja nicht bewegt von irgend einem Gefühl des Hasses gegen irgend eine andere Nation, sondern ausschließlich vom Gefühl des Glückes, daß das eigene Volk nun wieder frei geworden ist. Sie alle bewegt nur der eine Gedanke, daß sie sich nunmehr wieder, ohne sich schmyen zu müssen, einem großen Volke zurechnen dürfen. Sie verstehen dies nicht und können dies nicht verstehen. Würden Sie aber ähnliches durchlebt haben, wie das deutsche Volk, dann würden Sie vielleicht die Empfindungen begreifen, die einen Menschen erfassen, wenn man anderthalb Jahrzehnte lang in einer ehrlosen Stellung lebt und der sich nun seine Ehre selbst zurückgegeben hat. Und deshalb ist es mir auch möglich, in derselben Proklamation, in der ich die nationale Wehrhoheit des Deutschen Reiches w:e-
derherstelle, laut und deutlich für den Frieden zu plädieren und unsere Mitarbeit an der Sicherung des Friedens zur Verfügung zu stellen. Denn das deutsche Volk will keinen Krieg, sondern es will ausschließlich das gleiche Recht aller anderen. Das ist alles."
Simons Reise nach Berlin
am nächster! Sonntag
London, 19. März. Reuter meldet: Die deutsche Regierung H<U eine günstige Antwort auf die britische Note gesandt und Außenminister Sir John Simon und Lordsiegelbewahrer Eden werden am nächsten Sonntag nach Berlin abreisen.
»Simons Besuch eine Erkimdungsfahtt"
Englische Pressestimmen zur Lage
London, 19. März. Die Londoner Presse befaßt sich eingehend mit der britischen Note und der deutschen Antwort. Aeußerungen der Zufriedenheit über die Haltung Deutschlands werden dabei allerdings meist von Vorbehalten begleitet.
„Times" unterstreicht den britischen Einspruch gegen eine einseitige Abänderung eines vielseitigen Vertrages aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, gibt aber zu, daß „mildernde Umstände" im Falle eines Vertrages vorhanden seien, der einer der Parteien aufgezwungen werde. Was die deutsche Heeresstärke betreffe, so sei es klar, daß Frankreich und nicht nur Frankreich sich mit einer starken militärischen Ueberlegenheit Deutschlands nicht einverstanden erklären könne. Simons Besuch in Berlin werde somit den Charakter einer Erkundungsfahrt im Namen Großbritanniens haben. Dennoch'seien Ergebnisse möglich, die schließlich wertvoll sein könnten. Gegenwärtig seien die amtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich gespannt. Aber wie Hitler wiederholt gesagt habe, liege kein greifbarer Grund zum Streit zwischen den beiden Ländern vor, und es seien Zeichen vorhanden, daß die Gegensätze nicht allgemein seien. „Times" drückt die Hoffnung aus, daß der harmonische Verlauf des deutsch-französischen Fußballwettspiels am letzten Sonntag ein gutes Vorzeichen sein möchte.
„Daily Telegraph" gibt der Hoffnung Ausdruck, daß Deutschlands „gewaltsame Geste" nicht ein Zuschlägen der Tür zu Verhandlungen bedeute. „Morningpost" ergeht sich in einer Polemik über den „herausfordernden Aufruf" vom Samstag, fügt aber hinzu, Simon habe trotzdem beschlossen, nach Berlin zu gehen. Der Besuch werde nicht vergeblich sein, wenn er dazu beitrage, von den Deutschen eine etwas zusammenhängende Deutung ihrer Absichten zu erhalten. Wenn Deutschland in trotziger Isolierung bleiben, wolle, dann gebe es für die anderen Mächte keine andere Wahl, als die Vereinbarung gemeinsamer Sicherheismaßnahmen und Deutschland werde für diese „Einkreisung" nur sich selbst zu danken haben.
„Daily Mail" vergleicht die jetzige Lage mit der von 1871, wo die russische Regierung erklärte, daß sie sich an die Einschränkungen des Pariser Vertrages von 1856, die sich auf die russischen Seeriistungen im Schwarzen Meer bezogen, nicht mehr für gebunden halte. Die einzige Folge sei damals ein milder britischer Protest gewesen. Man habe sich gesagt, daß sich die ganze europäische Lage verändert habe und daß der 15 Jahre alte Vertrag nicht mehr zeitgemäß sei. Dies sei offenbar auch der Standpunkt Hitlers bezüglich des Versailler Vertrages. Wenige gerecht denkende Kritiker würden leugnen, daß einigeEbänse- rungen dieses Vertrages notwendig geworden seien und daß eine große Nation nicht dauernd in Fesseln gelegt werden könne. „Daily Expreß" tritt wieder dafür ein, daß Großbritannien eine Politik bewaffneter Isolierung betreiben solle. Im Arbeiter- blatt „Daily Herold" heißt es u. a., Antworten Deutschlands auf die Fragen, die Simon in Berlin stellen werde, würden für den Frieden und damit für die Zukunft Deutschlands und ganz Europas entscheidend sein.
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Französische MiWmNimg
über Englands Haltung
Paris, 19. März. In der Pariser Presse verhehlt man nicht eine gewisse Mißstimmung über Len Beschluß des englischen Kabinetts, Sir John Simon doch nach Berlin zu entsenden. Die Blätter sehen sich zu der Feststellung gezwungen, daß durch diese Haltung eine gemeinsameProtestaktion der drei Mächte England, Frankreich und Italien unmöglich geworden ist und man versucht sich damit zu trösten, daß zwischen Paris und Rom in der nunmehr einzunehmenden Haltung volle Meinungsübereinstimmung bestehe/
Der Autzenpolitiker des „Echo de Paris" spricht von einer
englischen Kapitulation, auf die man in Paris nicht gefaßt gewesen sei und die hier Ueberraschung und Ratlosigkeit ausgelöst habe. Der Außenpolitiker des „Journal" erklärt, unter diesen Umständen könne natürlich von einem gemein- jamen feierlichen Protest keine Rede mehr sein. Es stehe außerdem mit Sicherheit fest, daß die Verhandlungen, die der englische Außenminister in Berlin führen werde, unter ganz entgegengesetzten Bedingungen erfolgten als die, die ursprünglich zwischen Frankreich und England beabsichtigt worden seien.
Das „Oeuvre" ist etwa der gleichen Auffassung und fügt hinzu, daß man der französischen Regierung sicherlich nicht die Schuld in die Schuhe schieben dürfe, wenn das Reichsgesetz über die Wiedereinführung der Wehrpflicht sich immer mehr zu einem ausgesprochenen diplomatischen Erfolg gestalte.
Der halbamtliche „Petit Paristen" drückt sich zwar sehr vorsichtig aus, verhehlt aber ebenfalls nicht seine Mißstimmung über die Haltung Englands. Das Londoner Kabinett sei zu seiner Stellungnahme wahrscheinlich durch die Haltung eines Teiles der öffentlichen Meinung veranlaßt worden. Frankreich habe aber keine Veranlassung, diesen Standpunkt zu teilen. Frankreich, das mehr als jedes andere Land durch die Wiederherstellung einer deutschen Militärmacht berührt werde, werde sich jedenfalls nicht mit einem harmlosen Protestschritt begnügen.
Lord Allen sür Verständigung
London, 19 März. Lord Allen of Hurtwood sagte am Montag abend in einer Rede, die europäische Lage habe ein drohendes Aussehen. Aber sie könne in Ordnung gebracht werden, wenn Großbritannien sich nicht von Leidenschaften beherrschen lasse. Die Friedensbewegung sollte aushören, ihren Angriff gegen die Regierung zu richten, weil sie die Leistungsfähigkeit der nationalen Rüstungen aufrechterhalten wolle. Die Hauptfrage sei nicht die Rllstungsfrage, sondern die Organisation gemeinsamer Sicherheit. Während seines Besuches in Deutschland sei ihm klar geworden, daß Deutschland bereit sei, ein Abkommen zur Begrenzung der Rüstungen zu unterzeichnen. Er sei auch überzeugt, daß Deutschland in den Völkerbund zurllckkehren würde. Aber dies könne nur durch Gleichheit bei den Verhandlungen erreicht werden. Man müsse nach Berlin gehen im Namen des Friedens und nicht im Namen des Versailler Vertrages. Teil 5 dieses Vertrages sei tot und damit müsse man sich abfinden, wenn man nicht zu einem Vorbeugungskrieg bereit sei. Kein vernünftiger Mensch habe einen solchen Wunsch. Somit brauchte man eine neue Vereinbarung, über die auf einer Grundlage der Gleichheit verhandelt werde, und eine derartige Vereinbarung sei möglich.
Noch Seine französische Entscheidung
Paris, 19. März. Die französische Regierung hat noch keinen Beschluß über ihre endgültige Haltung gegenüber der von der Reichsregierung bekanntgegebenen Wiedereinführung der Wehrpflicht gefaßt. Ministerpräsident Flandin hatte eine längere - Unterredung mit Kriegsminister Maurin und anschließend mit dem Staatspräsidenen. Außenminister Laval empfing in den Abendstunden den englischen Geschäftsträger in Paris, der ihm den Wortlaut der englischen Note an die Reichsregierung übermittelte. Der Meinungsaustausch mit der italienischen Regie- ! rung wird aus diplomatischem Wege fortgesetzt. In gut unterrichteten Kreisen erklärt man, nachdem die englische Regierung nunmehr den vorgesehenen Protestschritt unternommen Hab«, i werde die französische Regierung durch ihren Botschafter in Berlin einenSchrittimgleichenSinneunter-- nehmen lassen Es habe auch den Anschein, als ob die k italienische Regierung in ähnlicher Form gegen den Beschluß der Reichsregierung Vorgehen werde. Außenminister Laval werde gelegentlich des am Mittwoch stattfindenden Ministerrats einen genauen Ueberblick über die internationale Lage geben, wie sie sich nach dem deutschen Beschluß darstelle. Er werde mit den übrigen Ministern die Haltung prüfen, die die französische Regierung nunmehr einnehmen werde, und entsprechende Richtlinien aufstellen. EE gelegentlich dieses Ministerrats sollen die Einzelheiten des beabsichtigten Schrittes feft- gelegt werden, den der französische Botschafter in Berlin unternehmen solle. Inzwischen, so erklärt man, werde der Meinungsaustausch zwischen Paris, London und Rom fortgesetzt.
Italienische Aeußerungen
Nom, 19. März. Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland wird in der italienischen Presse weiterhin ruhig und sachlich besprochen. Ueberraschung sei überhaupt nicht anaebrackt. Die mit dem Entschlun der Reichsregierung
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Mer in Italien hatten sich unterdessen auch Tinge abgespielt, die den hohen Chef der venetiamschen Gendar- ineriegarde höchst verdrießlich gestimmt hatten. Die Presse um Mussolini hatte wieder einmal das Gras wachsen hören und in sensationeller Aufmachung über den Fortgang der Ermittlungen im Falle Helen Swift berichtet. „Popolo d' Jtalia" wollte die antifaszistsichen Umtriebe gewisser italienischer Kreise aufgedeckt wissen und ließ im Zusammenhangs mit der Verfolgung des Dr. Antonio Stradella durchblicken, daß ein Mann wie Luigi Bortolo den Anforderungen an eine schlagfertige Kriminalpolizei nicht mehr gewachsen sei
Aus Ampezzo war ihm auf telefonischem Wege mitgeteilt worden, daß Franzesko Volpone seit Jahren in der Schweiz domiziliere und eine Schwester zurückgelassen habe, die beim Staatsanwalt Alessandro Paccelli bedienstet sei. Ob Franzesko Volpone sowjetfreundliche Verbindungen unterhalte und ob Dr. Antonio Stradella diesen Kreisen in der Schweiz nahe steht, sei amtlich nicht zu ermitteln.
„Wer zum Teufel hat denn der italienischen Regierung den Floh ins Ohr gesetzt?" brummte Luigi Bortolo in seinen langen Schnauzbart.
Er vertiefte sich in die Personalakten des Dr. Antonio Stradella.die seit dem 20, September von seinem Arbeitstische nicht mehr verschwunden waren. „Geboren am 26. Mai 1888 in Ampezzo. Bestand 1913 die Approbation als Arzt. Wurde am 4. September 1914 als Unterarzt beim 3. Bataillon des 134. Infanterie-Regiments in Turin eingezogen. Erhielt die Tapferkeitsmedaille mit Schwertern. LD Sommer 1917 Chefarzt des serbischen Lazaretts tu
Nisch und am 18. November 1918 aus dem Heeresdienst entlassen. Praktiziert seit dieser Zeit als Chirurg in Venedig. Seine Vermögensverhältnisse und sein Lebenswandel sind einwandfrei."
Luigi Bortolo klappte den Aktenband zusammen.
„Und ist doch ein Schweinehund!"
Er nahm den Hörer von seinem Apparat.
„Bitte die politische Abteilung Inspektor Tortini. Herr Inspektor, drahten Sie chiffriert dem Auswärtigen Amte, daß sowjetfreundliche Beziehungen des Dr. Antonio Stradella zu den italienischen Emigranten in Zürich amtlich in Ampezzo nicht zu ermitteln sind. Wir bitten um weitere Anweisungen. Drahten Sie ebenfalls chiffriert an Dr. Lombrofo in Zürich, Hotel Esplanade, daß er weitere Anweisungen abzuwarten habe."
*
Diese Telegramme erreichten Zürich zu einer Zeit, da die europäische Öffentlichkeit unterrichtet wurde über einen schweren Schiffsunfall im Schwarzen Meere. Der türkische Dampfer „Osmania". mit dem Dr. Stradella Trapezunt zu erreichen versucht hatte, war an der Küste des Schwarzen Meeres in Seenot geraten.
Seit Tagen hatte m den Gewässern des Schwarzen Meeres ein Orkan gewütet, wie ihn die Besatzung dieses Schiffes noch nicht erlebt hatte. Eine Funkstation hatte das Schiff nicht an Bord, und so waren Mannschaften und Passagiere auf Gnade und Ungnade den unverläßlichen Rettungsbooten ausgeliefert.
Man kann nicht gerade sagen, daß die Mannschaften bemüht waren, die Passagiere zuerst in Sicherheit zu bringen. Diese halbwilden Burschen aus den Stämmen anatolischer Gebirgsvölker trachteten vor allem darnach, einen Teil der wertvollen Schiffsladung und sich selbst vor dem Untergang zu schützen. In beispielloser Unordnung wurde das Schilf seinem Schicksal überlassen und als inan endlich in später Nachtstunde die Passagiere an Land gesetzt hatte, stellte sich heraus, daß das nicht ohne schwere Verletzungen abgegangen war.
xAuch Dr. Stradella befand sich unter den Schwerverletzten. Er hatte beim Sprung in das Boot einen Knöchelbruch davongetragen und sah sich trotz seiner chirurgischen Kenntnisse vor die Tatsache gestellt, sich selbst und anderen nicht helfen zu können. Es war eine Situation von erschreckender Schicksalhaftigkeit.
Wenigstens batte der Kapitän des Schiffes soviel Einsicht, das nächstgelegene Dorf Efüsi aufzusuchen um hier unter den Bauern eine Rettungsmannschaft zusammenzustellen. die den Schiffbrüchigen die erste Hilfe bringen sollte.
Das gelang auch. Es vergingen aber Stunden, bis die Mannschaft mit Fuhrwerken an der Unglücksstelle eintraf, um die Verletzten zu bergen.
In Efüsi war weder eine Apotheke, noch ein Arzt. Aber die Bauern zeichneten sich durch eine bewunderungswerte Hilfsbereitschaft aus, so daß es gelang, die Verbände notdürftig anzulegen. Dr. Antonio Stradella. der am 24. September in Trapezunt einzutreffen hoffte, lag an diesem Tage in bemitleidenswerter Unterkunft bei dem einzigen Krämer des Dorfes, dem Bauern Asmeli Simonowitsch.
k Dr. Lombroso war in höchster Verzweiflung.
Deshalb schickte man ihn mit einer schweren Fockker- ^ Maschine nach Zürich, um hier festzustellen müssen, daß in ^ Ampezzo von sowjetfreundlichen Beziehungen des Dr, Antonio Stradella zu den italienischen Emigranten „amtlich" nichts bekannt sei? - i :
Das war zum Auswachsen. Entweder war die ita- k lienische Negierung einer ungeheuerlichen Mystifikation t zum Opfer gefallen, oder aber die Behörden in Ampezzo s und Venedig waren von allen guten Geistern verlassen.
Was hieß überhaupt „amtlich?" Wußte Luigi Bortolo nicht, daß die Aufdeckung eines Verbrechens mit „amtlichen" Feststellungen ein Nonsens war? Seit wann arbeitete die venetianische Geheimpolizei mit solchen Mitteln?
Wortsetzung folgt.)