Reichswehrminister Platz nahm. Beethovens Trauermarsch aus der „Eroika" eröffnete die Gedenkstunde.
Anschliessend hielt der R e i ch s w e h r m i n i st e r die Gedenkrede für die Toten des Weltkrieges und für die in der deutschen Freiheitsbewegung Gefallenen.
Dann ertönte das Kommando: „Fhanen auf, Fahnen senkt". Die Musik intonierte das Lied von guten Kameraden, das ganze Haus erhob sich von den Plätzen und gedachte der Toten. Mit dem Deutschland- und Horst Wessel-Lied schloß die Feierstunde.
Militärische Gedenkfeier im Lustgarten
Als der große Staatsakt seinen Anfang nahm, waren auch im Lustgarten die militärischen Formationen bereits aufmar- schiert. Der in strahlendem Sonnenschein getauchte weite Platz vor dem Schloß zeigte ein prachtvolles militärisches Bild, wie es Deutschland seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Den Rahmen bildete eine nach vielen Zehntausenden zählende Zuschauermenge.
Nach der Ankunft des Führers und des Reichswehrministers marschierte die Fahnenkompagnie, aus dem Schloßhofe kommend, in den Lustgarten ein. Feierliches Glockengeläut ehrte die 81 ruhmreichen Fahnen und Standarten des alten stolzen Heeres. Der Präsentiermarsch erklang, die Truppen präsentierten das Gewehr. Der Führer schickte sich an, die Front abzuschreiten. Zu seiner Rechten schritt der greise Feldmarschall und siegreiche Heerführer Mackensen. Zur Linken der Reichswehrminister Generaloberst v. Blomberg. Dann nahm der Führer vor der Fahnenkompagnie Aufstellung Dumpfer Trommelwirbel ertönte. Die Fahnen senkten sich. Schwer hallten die Schüsse der Salutbatterie über den Platz.
Der Führer selbst, der Reichswehrminister, Generalfelmarschall v. Mackensen, General Eöring, General v. Fritsch und Admiral Raeder, hefteten das schwarz-weiß-rote Band des Frontkämpferabzeichens. das Ehrenkreuz des Weltkrieges mit Schwertern an die 81 Feldzeichen der alten Armee.
Der Vorbeimarsch am Ehrenmal
Von der Schloßterrasse her naht sich der Oberbefehlshaber der Wehrmacht, dem zwei Offiziere einen gewaltigen Kranz mit großen Schleifen in den Farben des Reiches vorantragen, begleitet von den Repräsentanten der alten und der neuen Wehrmacht. Ihnen folgen das diplomatische Corps, die Reichsregierung, die Reichsleiter, die Heerführer und die Generale der Wehrmacht. Im Ehrenmal verweilt der Führer entblößten Hauptes einige Minuten in stillem Gedenken. Der Führer betrat dann ein kleines, mit Tannenreisern geschmücktes Podium, zu seiner Rechten Generalfeldmarschall v. Mackensen, zu seiner Linken der Reichswehrminister, um den Vorbeimarsch abzunehmen.
Der englische Besuch
Verhandlungen aüf dem Status der Gleichheit und Freiheit
Wenn der englische Außenminister Sir John Simon am 24. März in Berlin eintreffen wird, um am 25. und 26. März die in Aussicht genommenen Verhandlungen mit der deutschen Reichsregierung zu führen, so darf er sicher sein, nicht nur als ein willkommener East begrüßt zu werden, sondern auch als ein Unterhändler, dessen Mission man in Berlin als genau so wichtig einschätzt wie in London. Das Programm, das Herr Simon als Ergebnis der letzten Kabinettssitzung sich für Berlin vorgenommen hat, wird in der „Times" in einem sichtlich auf amtliche Inspiration zurückgehenden Artikel unter der Ueberschrist „Der Frieden Europas" bekannt gegeben. Diese Ueberschrist bezeichnet gewissermaßen das Rubrum, unter dem man in London die deutsch-englischen Verhandlungen sieht.
Sir John Simon, der von Herrn Eden begleitet sein wird, gedenkt die folgenden vier Hautpunkte mit der deutschen Negierung zu erörtern:
1. Den vorgeschlagenen Luftpakt der Locarno-Mächte.
2. Den Ostpakt.
3. Die Möglichkeit eines Mitteleuropa-Paktes.
4 Die Rüstungskonvention.
Dieses Programm bringt keine Ueberraschungen, denn es zählt alles das auf, was aus Grund der römischen und der Lo .doner Verhandlungen zwischen Frankreich und Italien einerseits, Frankreich und England andererseits an Entwürfen für das große europäische Friedenssystem produziert worden ist. Bemerkenswert aber ist, daß der „Times"-Ar- tikel fortfährt, die britischen Minister seien der Ansicht, daß diese vier Punkte gleichzeitig geprüft werden müßten; .denn sie bildeten alle Teile eines logischen Ganzen. Sie betrachteten irgendwelche Vorschläge von Nichtangriffspakten zwischen zwei besonderen Völkern nicht als zweckmäßig, denn sie seien der Auffassung, daß das Friedensproblem Europas ein unteilbares Ganze bilde.
In Frankreich hat man diese Auslassung begreiflicherweise sofort mit Genugtuung ausgenommen, indem man sie nun ganz im Sinne der besonderen politischen Ziele, die Paris verfolgt, kommentierte. Dabei muß man immer berücksichtigen, daß Paris bereits Bindungen Moskau gegenüber eingegangen ist und daß es nicht mehr die volle Handlungsfreiheit besitzt, die England für sich noch in Anspruch nehmen kann. Es bedeutet mindestens eine zurecht gemachte Auslegung der englischen Veröffentlichung, wenn „Havas" beispielsweise schreibt, man habe guten Grund zu der An- Aihme, daß Simon und Eden beauftragt würden, dem Reichskanzler persönlich zur Kenntnis zu bringen, daß das Londoner Kabinett das Sicherheitsproblem im Westen wie im Osten Deutschlands als voneinander unlösbar betrachte. Jede Anregung, die Sicherheit in Osteuropa unabhängig von Frankreich zu organisieren, würde daher in London als nicht den Erfordernissen der Lage entsprechend angesehen werden. An dieser französischen, zweifellos als offiziös -zu wertenden Aeußerung, ist zunächst interessant, daß. ganz im Sinne der üblichen französischen Dialektik, an die Stelle des in London gebrauchten Wortes „Frieden" das Wort „Sicherheit" tritt. Und Sicherheit im französischen Sinne bedeutet immer Konservierung des Status quo. Daß Deutschland in seinem oft genug betonten Willen zum Frieden keinen Unterschied zwischen Ost und West macht, ist selbstverständlich. Und um das festzustellen, würde es einer Reise der englischen Minister nach Berlin nicht bedürfen. Was zur Debatte steht, ist die Frage, mit welchen Mitteln dieser Frieden am besten zu bewahren und zu sichern ist.
Wenn man die englische Veröffentlichung genau liest, A""" "urd man trotz der Betonung, daß die einzelnen Ver- yandlungspunkte ein unteilbares Ganze bildeten, doch eine gewisse Differenzierung herausfllhlen, die sich nicht nur aus der Reihenfolge ergibt, sondern auch aus der Formulierung im einzelnen. 2m übrigen spricht nichts dafür, daß die englische Auffassung sich nach der Seite der technischen Mittel einer Friedenssicherung bereits auf die Pakte in der Form, wie sie von Frankreich vorgeschlagen worden sind, sestgelegt habe. Havas vertritt deshalb lediglich die fran- zösische Ansicht, .wenn sie, schreibt, die Sicherheit sei nur
Durch den gegenseitigen Beistand zu erreichen. Gerade die Frage, ob die Beistandspakte (Ostpakt, Mitteleuropapakt) wirklich das geeignete Mittel zur Sicherung des Friedens sind, wird Gegenstand der Berliner Aussprache sein müssen. Die Bedenken dagegen, daß in ihrem Geflecht ein irgendwo auffliegender Funken wie an einer Zündschnur durch ganz Europa lausen und den Erdteil in Brand versetzen könnte, sind oft genug dargelegt worden, und man wird annehmen dürfen, daß die deutsche Auffassung, die ja auch anderwärts, beispielsweise vom polnischen Außenminister Beck, geteilt wird, den englischen Besuchern näher erläutert werden wird.
Aber auch sonst darf bezweifelt werden, daß die französische These, die nach Havas letzten Endes auf eine einfache Billigung der fertigen Paktvorschläge hinausläuft, von England geteilt wird. In der Unterhausdebatte über die Rüstungsoorlage und das Weißbuch hat Valdwin namens der englischen Regierung Ausführungen gemacht, die man doch nicht beiseite schieben darf. Er sprach vom „status" und der Rolle, die er im Leben jedes einzelnen Menschen und im Zusammenleben der Nationen spielt. „Status" bedeutet etwa soviel wie „ Zustand des gleichen Rechts". Baldwin sagte, nicht Eitelkeit, sondern der Mannesstolz bewege den Einzelnen, auf seinem „status", also auf seiner Gleichberechtigung in der Gemeinschaft, zu bestehen, und er machte sich zum Fürsprecher einer Lösung der Rangsrage in diesem Sinne auch im Leben der Völker. Für große Völker, so sagte er, sei es eine Frage des Status, militärisch keinem anderen große Volke nachzustehen, und er ließ diesen Absatz seiner Rede ausklingen in den Satz: „Der weiseste Staatsmann ist derjenige, der dieses Gefühl für vollkommene Freiheit und Gleichheit zwischen den Nationen anerkennt."
Wir dürfen annehmen, daß die englischen Staatsmänner, die jetzt nach Berlin kommen, von diesem „Gefühl für vollkommene Freiheit und Gleichheit zwischen den Nationen" beseelt sind und daß sie nicht die Absicht haben, ein fertiges Konzept aus den Verhandlungstisch zu legen, das nur angenommen oder abgelehnt werden könnte, sondern daß sie mit Deutschland auf dem gleichen Status verhandeln werden. mit dem sie die Verhandlungen mit Frankreich geführt haben. Unter diesem Gesichtspunkt darf man den bevorstehenden Besprechungen mit Ruhe und Zuversicht entgegensehen.
Frankreich erhöht die Rilitördieaftzeit
Nachtsitzung der Kammer — Vertrauensvotum für die Regierung
Paris. 16. März. Die Nachtsitzung der Kammer begann mit einer fast einstündigen Rede des Kommunisten Thorez vor mehr oder weniger leeren Bänken. Der Saal füllte sich wieder während der Ausführungen des rechtsgerichteten ehemaligen Ministers Paul Reynaud. der vor allem über eine Reform der überholten Militärorganisation Frankreichs im Sinne der Aufstellung eines Berufsheeres sprach. Er vertrat den Standpunkt, daß Qualität wichtiger sei als Quantität. Ziemlich lebhaft wurde die Aussprache, als der Abg. Reibel von der Gruppe Tardieu gegen das Vorgehen der Regierung Stellung nahm. Er wandte sich dagegen, daß diese wichtige Frage nicht zum Gegenstand einer umfassenden Gesetzesvorlage gemacht worden sei und be- zeichnete die Maßnahmen der Regierung als unzulänglich. Kriegsminister Maurin verteidigte kurz die Haltung der Regierung und erklärte dabei u. a., daß er es im Sinne der Aufrichtigkeit für zweckmäßig gehalten habe, diejenigen Rekruten, deren Dienstzeit künftig verlängert werden würde, rechtzeitig davon in Kenntnis zu setzen.
Einen ziemlich scharfen Angriff ritt der ehemalige Kriegsminister und radikalsozialistische Abgeordnete Da lädier gegen die von der Regierung getroffenen Maßnahmen. Daladier ist der Ansicht, daß man die Ruhe nicht verlieren und auch die Hoffnung nicht aufgeben dürfe, daß die internationalen Verhandlungen zu einem Ergebnis führen könnten. Wenn er in der Hinsicht auch mit der Regierung einer Auffassung sei, daß Frankreich inzwischen nicht geschwächt werden dürfe, so teile er doch nicht die Ansicht über die angewandten Methoden. Seit 1820 seien etwa 100 Milliarden für die französische Landesverteidigung ausgegeben worden. Ob sie richtig verwendet worden seien, bleibe dahingestellt. Daladier sprach sich für die Erhöhung der französischen Luftstreitkräfte und für den Ausgleich des Rekrutenausfalles von etwa 60 000 bis 70 000 Mann durch die Einstellung von Spezialisten aus, die Len doppelten Wert hätten wie sie gewöhnlichen Soldaten. Ferner wies er darauf hin, daß die römischen Abkommen Einsparungen bei der Effektivstärke an der französisch-italienischen Grenze ergeben müßten. Erst wenn erwiesen sei. daß diese Maßnahmen ausreichten, könne man eine Heraufsetzung der Dienstzeit vornehmen.
Vor der Abstimmung griff in der offensichtlichen Absicht, den Eindruck der Ausführungen der verschiedenen Oppositionsredner abzuschwächen, Staatsminister ohne Portefeuille Herriot in die Aussprache ein, um den Standpunkt der Regierung zu vertreten. Wenn die Kammer wüßte, was er, Herriot wisse (!!). was er aber ebenso wenig öffentlich darlegen könne wie den Mobilmachungsplan, dann würden alle Abgeordneten für die Maßnahmen der Regierung stimmen. Herriot betonte, daß er von seinem demokratischen, republikanischen und nationalen Bewußtsein geleitet werde, wenn er sich hinter die Regierungserklärung stelle.
Im Sinne des parlamentarischen Gleichgewichts sprach darauf der zweite Staatsminister ohne Portefeuille. Louis Marin, ebenfalls im Namen seiner Gruppe, für die Regierungserklärung. Darauf beschloß die Kammer, die allgemeine Aussprache abzu- schließen. Franklin Bouillon ergriff noch das Wort, um seine Haltung bei der Abstimmung zu begründen. Eingangs betonte er, daß nach Ansicht seiner Freunde es einem Verbrechen gleichkäme, wenn man nicht sofort ein Gesetz über die zweijährige Dienstzeit verabschiedete. Dann bezeichnete er die Ueberraschung über die deutsche Aufrüstung und die zu einer Parade vorgeschlagenen Maßnahmen als scheinheilig.
Sämtliche Regierungen der letzten Jahre hätten gewußt, daß Deutschland ausrüste, und doch habe niemand den Mut gehabt, etwas dagegen zu tun und Artikel 177 anzumenden. Man habe also die Entwicklung Deutschlands verdient, weil man nicht habe klar sehen wollen.
Die Kammer mußte dann zwischen den verschiedenen vorliegenden Entschl.eßungsentwürjen wählen. Gegen den Antrag auf Priorität der sozialistischen Entschließung stellte die Regierung die Vertrauensfrage. Der Antrag wude mit 389 gegen 190 Stimmen abgelehnt.
Durch diesen Erfolg gegen die Sozialisten stark gemacht, stellte Flandin darauf die zweite Vertrauensfrage gegen den Entschließungsentwurf des rechtsstehenden Abgeordneten und Vorsitzenden des Heeresausschusses. Fabry, der die sofortige Einbringung einer Gesetzesvorlage über die zweijährige Dienstzeit verlangte D'e Regierung ezielte 530 gegen 44 Stimmen. Schließlich wurde die Vertrauens-Tagesordnung des linksradikalen Abgeordneten Laurent-Eynac. die mit 354 gegen 210 Stimmen durchging, zur Abstimmung gestellt.
Pariser Presse zur Kauirueraussvrache ^
Paris, 16. März. Die sozialistische und kommunistische Presse ist selbstverständlich über den Ausgang der Kammeraussprache aufgebracht. Sie spricht von einer Kapitulation vor den Generälen und wirbt für gemeinsame Massenkundgebungen. Daß Flandin einen kläglichen, einen Pyrrus-Sieg, Lavongetragen habe, ist dagegen die Ansicht der Rechtsblätter, die ihren Sturmlauf gegen die Regierung fortsetzen, da diese einem Ultimatum der Radikalsozialisten nachgegeben habe, statt sofort die zweijährige Dienstzeit einzujühren. Zwar begrüßen die Blätter die einseitige Abstellung der Regierungserklärung aus die deutsche Aufrüstung, sie werfen aber dem Kabinett vor, daß es daraus nicht die einzig mögliche Schlußfolgerung gezogen habe. „Echo de Paris" droht der Regierung mit dem Senat, der angeblich die Verlesung der Regierungserklärung mit eisigem Schweigen ausgenommen habe. Aus den Betrachtungen der Presse gewinnt man jedenfalls den Eindruck, daß mit dem Vertrauensvotum für die Regierung die Frage der zweijährigen Dienstzeit nicht abgeschlossen ist. daß diese Frage vielmehr ihr Nachspiel im Lande haben werde und daß nach den Gemeindewahlen die Einbringung einer Gesetzesvorlage zu erwarten sei.
3m Spiegel der Berliner Presse
Berlin, 16 März. Sämtliche Berliner Blätter besprechen Flandins Kammerrede. Schon die Ueberschriften der Blätter charakterisieren diese Stellungnahme: „Frankreich versetzt der Abrüstungspolitik den Todesstoß" — „Frankreich Totengräber der Abrüstung" — „Flandins Parole: Schluß der Abrüstung" — „Begräbnis der Abiistungsidee" — „Frankreich ignoriert den Abrüstungsgedanken" und ähnlich überschreiben die Blätter ihre Berichte. Die „DAZ." bezeichnet die Rede Flandins als sin schlechtes Vorspiel für die Berliner Besprechungen mit dem englischen Außenminister über Abrüstung und Sicherheit, die von wesentlich anderen Grundsätzen ausgehen sollten als die gegen Deutschland einseitig polemisierende Beweisführung Flandins. Flandin beweise noch nachträglich, wie berechtigt die Gründe für den Austritt Deutschlands aus der Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund waren. In der „Berliner Börfenzeitung" heißt es, die Wirkung der Rede, mit der Flandin die Forderung nach Erhöhung der Militärdienstzeit begründete, habe unzweifelhaft darunter gelitten, daß der Abgeordgnete Blum die militärpolitischen Argumente des Ministerpräsidenten in ihrem wichtigsten Punkte korrigierte. Flandin hatte behauptet, in den Kasernen Frankreichs befänden sich jetzt 238 000 Mann. Blum hielt ihm entgegen, es seien 500 000. Diese Panne werfe kein gutes Licht auf die Zuverlässigkeit der Flandinschen Angaben. Für uns Deutsche biete die Rede eine ununterbrochene Kette von Möglichkeiten, Unvollständigkeiten und Unzuverlässigkeiten festzustellen.
Stapellauf des Ostpreußen-Dampfers „Tannenberg"
Berlin, 16. März. Beim Stapellauf des dritten Schiffes für den Seedienst Ostpreußen, des Schnelldampfers „Tannenberg", auf den Oderwerken Stettin wurde von Staatssekretär Koe- nigs die Weiherede des verhinderten Reichsverkehrsministers Freiherr von Eltz-RLbenach verlesen: Der heutige Stapellauf hat eine weitgehende Bedeutung. Hier wird durch die Kunst der Stettiner Werkleute ein Schiff gebaut, das einem Gedanken dienen soll. Es ist der Ostgedanke, der seit 800 Jahren im deutschen Volke glüht und den Adolf Hitler neu belebt und mit neuem Inhalt erfüllt hat. Der Führer hat uns gezeigt, daß auch der Osten Entwicklungsmögltchkeiten bietet. In friedlicher, ja freundschaftlicher Zusammenarbeit mit den Völkern, die guten Willens sind, wollen wir diesen noch jugendlichen Teil unseres Erdteils einer Zukunft entgegenführen. Das Schiff vor uns, noch auf der Helling, dient Ostpreußen. Wir sehen eine besondere Aufgabe des Seedienstes darin, die deutsche Jugend mit dem Osten bekanntzumachen und für die politische und wirtschaftliche Arbeit am Osten zu begeistern. Die Jugend soll das weite wartende Land sehen; ihr soll das Herz aufgehen hei der vielgestaltigen Schönheit der östlichen Landschaft. Ich erwarte von der Jugend, daß sie mit tiefem Verständnis die Zeugen der großen Vergangenheit betrachtet, Sah in ihr die uralte Kultur der herrlichen deutschen Hansestadt Danzig Ehrfurcht erweckt und daß sie beim Anblick der ernsten, planmäßig durchdachten Ordensburgen plastisch erkennt, daß dieser Ritterorden uns heute für unsere Lebensarbeit, für unsere Selbsterziehung zu zuchtvoller Haltung, zu Pflichttreue und Dienstbereitschaft unendlich viel zu sagen hat. Gleich den Ordensburgen ist ein anderes Bauwerk in aus deutscher Erde gebrannten Steinen ausgeführt: Das Denkmal, das an jener Stelle steht, an der zweimal um Ostpreußen gerungen worden ist. Einmal, am Ausgang des Mittelalters, wurde die Schlacht verloren. Wir dürfen aber mit Stolz sagen, sie wurde in Ehren verloren, Fast das ganze Ordensheer blieb auf der Walstatt. In Ruhm und Ehren gewonnen wurde die zweite Schlacht, die unserer Erinnerung noch gegenwärtig ist. An einem unvergeßlichen Tage des vorigen Jahres hat das deutsche Volk unter seinem Führer an dieser Stätte seinen greisen Heerführer zur letzten Ruhe gebettet. Nun wird dieses Denkmal ein Wallfahrtsort für das ganze deutsche Volk werden, und allen lebenden und kommenden Geschlechtern gilt der Mahnruf des Alten vom Preußenwalde: „Deutsche, seid einig". So werden die Ostpreußen- Fahrten dem deutschen Volke zu tiefsten nationalen Erlebnissen werden. In diesem Sinne weihe ich das Schiff dem Geiste des deutschen Ostens. Heil Hitler!
Der Schnelldampfer für den Seedienst Ostpreußen wird auf Grund der Erfahrungen mit den Motorschnellschiffen „Hansestadt Danzig" und „Preußen" gebaut, um die großen Fahrgastmengen, die seit der nationalsozialistischen Erhebung in den deutschen Osten strömen, in angenehmster Form zu befördern. Das Schiff soll auf etwa 2000 Fahrgäste vermessen werden und — unter teilweiser Anrechnung auf diese Fahrgäste — bis zu 100 Krait- wagen (im fahrplanmäßigen Dienst wegen der Verladezeiten weniger) und bis zu 1000 Fahrräder tragen. In diesen Angaben kommt zum Ausdruck, daß der Reiseverkehr im deutschen Osten nicht nur ein Bleibe-, sondern in der Hauptsache ein Rundreiie- und Wanöerverkehr ist. In Ostpreußen und Danzig mit dem angrenzenden Memelgebiet (Kurische Nehrung!) gibt es so unendlich viel zu sehen.
Einen neuen Dienstgrad wird man auf diesem Schiff finden, der bisher auf Seeschiffen wohl noch nicht gefahren ist: Es ist dies der Herbergsvater. Dieser — ein älterer, erfahrener Seemann — soll mit seiner Frau zusammen ähnlich wie die Herbergseltern in den Jugendherbergen an Land die Jungen und Mädel an Bord betreuen. Er ist für die Ordnung in den Jugendräumen besonders verantwortlich.
Italien und Siidslawien
London, 16. März. Der „Times"-Vertreter in Belgrad nennt die Rede, die der neue italienische Gesandte in Belgrad, Graf Camvalto, bei der Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens gehalten hat. als ein unerwartetes Ereignis. Der Gesanote hatte betont, daß Italien nur freundschaftliche Gefühle für Süd- flawien hege und nicht die Absicht habe, die friedliche Lntwcck«