1. Um dem deutsche» Volk die Ueverzeuguug und den andere» Staaten die Kenntnis zu geben, daß die Wahrung der Ehre und Sicherheit des Deutschen Reiches von jetzt ab wieder der eigenen Krast der deutschen Nation anvertraut wird;
2. aber, um durch die Fixierung des Umfanges der deutschen Matznahmen jene. Behauptungen zu entlräftigen, die dem deutsche» Volke das Strebe» nach einer militärische» Hegemonie- Stellung in Europa unterschieben wollen.
Was die deutsche Regierung als Wahrerin der Ehre und der Interessen der deutschen Nation wünscht, ist»
das Ausmah jener Machtmittel ficherzustellen, die nicht nur für die Erhaltung der Integrität des Deutschen Reiches, sondern auch für die internationale Respektierung und Bewertung Deutschlands als eines Mitgaranten des allgemeinen Friedens erforderlich sind.
Denn in dieser Stunde erneuert die deutsche Regierung vor dem deutschen Volke und vor der ganzen Welt die Versicherung ihrer Entschlossenheit, über die Wahrung der deutschen Ehre und der Freiheit des Reiches nie hinauszugehen und insbesondere in der nationalen deutschen Ausrüstung kein Instrument kriegerischer Angriffe als vielmehr ausschließlich der Verteidigung und damit der Erhaltung des Friedens bilden zu wollen.
Die deutsche Reichsregierung drückt dabei die zuversichtliche Hoffnung aus, dah es dem damit wieder zu seiner Ehre zurück- findenden deutschen Volke in unabhängiger gleicher Berechtigung vergönnt sein möge, seinen Beitrag zu leisten zur Befriedung der Welt in einer freien und offenen Zusammenarbeit mit den andere« Nationen und ihren Regierungen."
Die Erklärung der Reichsregierung wurde mit demonstrativem, langandauerndem Beifall begrüßt.
Entscheidende Sitzung des Ministerrats
Berlin, 17. März. Der Führer hat Freitag nachmittag seinen Krankheitsurlaub unterbrochen und ist nach Berlinzu- rückgekehrt. Er hat im Verlaufe des Freitagabend noch eine Reihe von Herren aus dem Reichskabinett zu sich gebeten, um die internationale Lage zu besprechen. In Verfolg dieser Unterredungen ist für Samstagnachmittag 1 Uhr ein Ministerrat zusammenberufen worden. In diesem Ministerrat ist ein Aufruf und ein Gesetz beschlossen worden, das von wei- testtragender Bedeutung ist.
Der Eindruck, den die Proklamation auf die Mitglieder des Reichskabinetts gemacht hat, als der Führer und Reichskanzler sie zur Kenntnis gab, war groß. Die Mitglieder des Kabinetts erhoben sich spontan von ihren Plätzen, und der Reichswehrgeneraloberst von Blomberg brachte ein dreifaches Heil auf den Führer aus, verbunden mit einem Gelöbnis der weiteren unverbrüchlichen Treue und Verbundenheit.
Die gleiche Begeisterung herrscht auch im deutschen Volke. Gleichzeitig mit der Betonung der Freude und der Glückseligkeit über die Wahrung der deutschen Sicherheit durch die nunmehr beschlossene Aufrüstung weiß das deutsche Volk sich eins mit seinem Führer in dem klaren Bekenntnis zum Frieden.
Mit der Proklamation und dem dazugehörenden Gesetz ist ein entscheidender Vorgang in der deutschen Geschichte erfolgt: Nämlich die erste große Liquidationsmaßnahme des Versailler Diktates, durch die die wesentlichste Schande dieses Vertrages endgültig gelöscht worden ist.
*
Der Führer empfing die Botschafter Frankreichs, Englands, Italiens und Polens
^Berlin, 16. März. Der Führer und Reichskanzler hat Sams-> tag nachmittag im Beisein des Reichsministers des Aeußeren die Botschafter Frankreichs, Englands, Italiens und Polens empfangen, um ihnen den Entschluß der Reichsregierung, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen, mitzuteilen.
Begeisterte Kundgebungen vor der Reichskanzlei
Berlin, 17. März. In den Abendstunden sammelte sich in der Wilhelmstrahe vor der Reichskanzlei eine schnell anwachkende Menschenmenge, die patriotische Lieder sang und immer wieder in Heilrufe auf den Führer ausbrach. Neben den schon bekannten Zweizeilern erklang ein neuer, der lebhaften Beifall fand: „Führer, Dank für Wehr und Rüstung,
Zeig Dich an der Kämpfer-Brüstung."
Unterdessen hatte sich der Wilhelmsplatz mit einer nach vielen Tausenden zählenden begeisterten Menge gefüllt. Als dann
k der Führer kurz nach 10 Uhr sich zusammen mit den Reichsmini- I stern Heß und Dr. Gpbbels am Fenster zeigte, da kannte der j Jubel keine Grenze mehr. Die Menschenmasse flutete bis über die Straße an die Reichskanzlei und sang in tiefer Ergriffen-' heit „Deutschland, Deutschland über alles".
Bei der Heldengedenkfeier im Berliner Sportpalast verkündete Dr. Eöbbels das Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht.
Als Dr. Eöbbels geendet hatte, wurden spontan von allen Seiten Heilrufe auf den Führer ausgebracht. „Damit", so schloß Dr. Göbbels, „sind die Toten des großen Krieges geehrt, und den Lebenden unseres Volkes ist wieder die Sicherheit unserer nationalen Zukunft gewährleistet. Im Zeichen dieser historischen Stunde verneigen wir uns vor der Größe unseres gemeinsamen Vatelandes. Es lebe der Führer!"
Die Heilrufe der Massen, die erfüllt waren von der Größe dieser vaterländischen Stunde, gingen über in den Gesang der Nationalhymnen. ^
Deutschland dankt dem Führer
Triumphaler Empfang in München
München, 17. März. Alle Formationen der Partei und der angeschlossenen Gliederungen und Verbände waren am Sonntagnachmittag zum Empfang des Führers angetreten. Hunderttausende hatten die weiten Flächen um den Flugplatz Oberwiesenfeld schon Stunden vor der festgesetzten Ankunftszeit belagert und in den Hauptstraßen der Stadt, durch die der Führer seinen Weg nehmen sollte, standen in dichten Mauern die Volksgenossen. So wurde dem Führer in der Hauptstadt der Bewegung ein Empfang von triumphalem Ausmaß bereitet, wie ihn München noch niemals erlebt hat.
Um 16.48 Uhr kam die Maschine des Führers von Norden her in Sicht. Die gespannte Erwartung der Zehntausende löste sich und wie eine Flutwelle brandete die Begeisterung der Massen empor. Kurze Kommandos, und nun grüßen die Klänge des Badenweiler Marsches und Stürme der Begeisterung. Das Deutschlandlied erklingt, als machtvolles Bekenntnis der Zehntausende zu Deutschland und seinem Führer. Dann begrüßt Reichsstatthalter General Ritter von Epp den Führer in einer bewegten Ansprache, in der er dem Führer und Reichskanzler den Dank für seine geschichtliche Tat ausspricht. Der Führer dankt dem Reichsstatthalter in kurzer Ansprache für die Begrüßung und hebt dabei hervor, wie glücklich er sei, heute in München sein zu können.
Dann setzt sich die lange Reihe der Wagen in Fahrt, an der Spitze die Wagen des Führers und seiner Begleitung. Und nun hebt eine triumphale Fahrt an, wie sie auch die Hauptstadt der Bewegung noch niemals gesehen hat, ein Einzug, wie er selbst dem Führer und Reichskanzler in der Geburtsstadt seiner Bewegung noch nicht bereitet worden war.
Berliner Vlatterstimmen
Berlin, 17. März. Uebereinstmmend wird in allen Artikeln mit Begeisterung und Genugtuung der Schritt des Führers zur Wiederherstellung der deutschen Ehre gefeiert.
Die „Kreuzzeitung" sagt, schöner und würdiger können wir diesen Sonntag, der unseren gefallenen Soldaten gilt, nicht feiern. Der unbekannte Soldat des Krieges, der große Führer des deutschen Volkes hat uns die äußeren Voraussetzungen der nationalen Ehre wiedergegeben, nachdem er das deutsche Volt innerlich von der Novemberschande befreit und wieder ehrlich gemacht hatte.
Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" betont, daß die Freude, die bei uns herrscht, nichts zu tun hat mit militaristischer Begeisterung. Sie ist die Genugtuung des anständigen Mannes, der sein Recht wiederhergestellt hat. Am Tage des Heldengedenktages paarte sich der Wehrwille mit dem Friedenswillen. Wir wollen keine Wiederholung der Katastrophe von 1914. Wir wollen die materielle und moralische Macht, eine solche Katastrophe gemeinsam mit den anderen zu verhindern.
Die „Germania" spricht von einer „geschichtlichen Stunde". Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht sei ein entscheidender Schritt auf dem Wege zur inneren und äußeren Konsolidierung des Reiches.
Unter der Ueberschrift „Die Wiederherstellung der deutschen Ehre" schreibt Alfred Rosenberg im „Völkischen Beobachter": In der Proklamation der Reichsregierung für die Einführung der allgemeinen deutschen Wehrpflicht ist alles gesagt, was Deutschland der Welt im Voraus auf alle kommenden Fragen und Kritiken zu antworten hat. Alles das, was an Unverständnis und Böswilligkeit angesichts der Regierungsproklamation lebendig werden könnte, findet seine eherne Wi
derlegung in den angeführten geschichtlichen Tatsachen. Diese wirken unmehr für sich auch als eine furchtbare Antwort auf die Versuche in der französischen Abgeordnetenkammer, nicht nur die Geschichte der letzten 15 Jahre, sondern auch die Geschichte der letzten 150 Jahre in das Gegenteil zu verkehren.
Auslandspreffe und das deutsche Wehrgesetz
Berlin, 17. März. Die aus dem Ausland eingehenden Vlätter- stimmen bezeugen, daß die ganze Welt am Sonntag unter dem gewaltigen Eindruck der Wiedergewinnung der deutschen Wehrfreiheit steht. Will man das Gesamtbild, das die Stellungnahme der Auslandspresse ergibt, kurz zusammenfassen, so gelangt man zu der Feststellung, daß der deutsche Schritt wie ein seit langem erwartetes Geschehen, das in der allgemeinen politischen Lage Europas nichts ändert, ausgenommen wird.
Frankreichs Echo
Paris, 17. März. „Die Öffentlichkeit scheint", so stellte Havas fest, „»nk diesen Beschluß gefaßt gewesen zu sein. Das Publikum ist scheinend durch die Maßnahmen Deutschlands nicht besonders beeindruckt. Auch in amtlichen Kreisen wird versichert, daß man die deutsche Erklärung nicht überraschend finde, weil man seit langem Bescheid gewußt habe. In der letzten Ministerratssitzung habe Außenminister Laval seinen Kollegen bereits höchst aufschlußreiche Mitteilungen gemacht. Unter diesen Umständen wird in amtlichen Kreiseen der Auffassung Ausdruck gegeben, daß der Beschluß Deutschlands wenigstens den Vorteil habe, eine Frage zu klären, die in den letzten Jahren auf die europäische Atmosphäre gedrückt habe. Ministerpräsident Flandin und Außenminister Laval hätten schon am Samstag die Lage geprüft und in erster Linie die französischen Botschafter in London und Rom angewiesen, sich mit den dortigen Regierungen ins Benehmen zu setzen.
Bemerkenswert ist der Versuch einzelner Blätter, jetzt, nachdem es in den Jahren der deutschen Wehrlosigkeit nicht gelungen ist, eine Regelung über die Abrüstung und die bessere Gestaltung des Friedens herbeizuführen, den Eindruck zu erwecken, als ob das deutsche Wehrgesetz die Bemühungen um eine Neuordnung der Völkerbeziehungen beeinträchtigen könnte. In diesem Sinne spricht der Außenpolitiker des Journal „von einem Bruch des gegebenen Wortes" (!) und von einer „unerhörten Gewalttat" und erwartet, daß jetzt endlich die „durch die neue deutsche Drohung" gebotenen Sicherheitsmaßnahmen beschlossen würden. Auch Petit Journal behauptet, „Europa sei vor eine höchst ernste Tatsache gestellt". Auch sonst wird verschiedentlich die Auffassung vertreten, daß „die an der Erhaltung des Friedens interessierten Mächte „so schnell wie möglich über die zu ergreifenden Maßnahmen" beraten müßten.
Demgegenüber findet die in Regrerungskreisen laut werdende Mahnung, nicht den Kopf zu verlieren, jedoch auch in vielen Pressebetrachtungen ihren Niederschlag.
Englands Echo
London, 17. März. Welch große Bedeutung der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland in der britischen Regierung beigemessen wird, geht schon aus der Tatlache hervor, daß, — wie kurz gemeldet — die Minister am Sonntagvormittag in Downingstreet zu einer Beratung zusammentraten, bei der sie aber beschlossen, die zunächst für Sonntag anbe- j braumte Kabinkttssitzung auf Montag zu vertagen. Nach der Aufmachung der Blätter zu schließen, hat das deutsche Wehrgesetz hier wie eine Bombe eingeschlagen. „Wehrpflicht in Deutschland", „Hitler weist den Versailler Vertrag zurück", verkünden in riesigen Buchstaben die Sonderausgaben der Blätter.
Der Heldengedeuktag
Staatsakt in der Staatsoper
Berlin, 17. März. Das Haus der Staatsoper war lange vor dem Beginn der Feierstunde zum Gedenken der Gefallenen bis auf den letzten Platz besetzt. In der Ehrenloge hatte das gesamte Reichskabinett und als Vertreter der alten Wehrmacht Eeneralfeldmarschall v. Mackensen, der Chef des Stabes, der Reichsführer der SS. und die Leiter aller Parteigliederungen Platz genommen, während die linke Rangseite vom diplomatischen Corps besetzt war. Die Teilnehmer der feierlichen Stunde erhoben sich von ihren Plätzen und grüßten schweigend mit erhobener Rechten den Führer, der in Begleitung des Reichswehrministers Generaloberst von Blomberg, des preußischen Ministerpräsident General Göring, des Chefs der Heeresleitung, General der Artillerie Freiherr von Fritsch und des Chef der Marineleitung Admiral Dr. h. c. Raeder das Haus betrat und zwischen dem Generalfeldmarschall von Mackensen und dem
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Dr. Stradella, der ihm über alles das hätte Auskunft geben können wiegte währenddessen sich in wundersamen Träumen im Gasthause zu Ploeschti.
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Es war schon so, wie der Herr Präsiden! Luigi Bortolo vermutete. Man war in der amerikanischen Botschaft höchst ungehalten darüber, daß es der venetianischen Polizei bislang mcht gelungen war. den vermutlichen Mörder der Frau Helen Swift zu fassen. Und diese Tatsache hatte zu einem Schritt des Botschafters beim Auswärtigen Amt ver italienischen Regierung geführt. Die Folge davon war. daß der Duce höchstpersönlich eingriif und um Aufklärung des Falles ersuchte.
Was aber hatte es genutzt?
Die amerikanische Presse war um eine Sensation reicher: „Italien bedauert die Ermordung von Mistreß Helen Swift. Ein erfolgreicher Schritt der amerikanischen Botschaft." So war zu lesen in Newyork-Times.
Jetzt fing die Geschichte in der Tat an, die Aufmerksamkeit von zwei Erdteilen auf sich zu ziehen, aber die Aufklärung des Falles wurde immer verwickelter.
Am 27. September morgens 10 Uhr 20 Minuten lief in Venedig ein Telegramm des Wiener Polizeipräsidenten ein, daß der vermeintliche Dr. Antonio Stradella am Abend zuvor dort verhaftet worden lei
Kaum fünfzig Minuten später startete Dr. Lombroso mit zwei Beamten der venetianischen Polizei zum Flug- nach Wien.
Und der Erfolg?
, Nichts als unnütze Zeitverschwendung. denn es stellte
sich bei der Gegenüberstellung heraus, daß man es mit einem Rumänen zu tun hatte der in Wien für eine große Petroleumgesellschaft Geschäfte abgeschlossen hatte. Für die Wiener Polizei also eine höchst blamable Angelegenheit, die auch trotz des Velegenheftsgeftammels im „Wiener Journal" nicht aus der Welt geschafft wurde.
„Dann gibt es nur eine Möglichkeit' , meinte Dr. Lombroso. „Dr. Stradella hält sich auf dem südöstlichen Teile Europas verborgen. Und mit höchster Wahrscheinlichkeit dort, wo es eine Fremdenpolizei nicht gibt: „auf dem Balkan."
Die Herren von der Wiener Polizei stimmten dieser Ansicht bei. weil auch sie diese Beobachtung bei Schwerverbrechern wiederholt gemacht hatten. Kein Gasthaus, kein Hotel und keine Polizei kümmert- sich um ein Fremdenbuch in diesen Ländern. Nichts war also leichter, als hier unterzuschlüpfen, und sich vor den Verfolgungen der Polizei zu verbergen.
Mit all' diesen Erörterungen war aber nicht viel anzufangen. Auch die guten Ratschläge des Wiener Polizeipräsidenten, einmal den besten österreichischen Spezialisten für Mordvergehen, den Dr. Stefan Gutdeutsch zu Rate zu ziehen, waren in diesem Augenblicke praktisch unverwertbar, weil Dr. Lombroso erst die Erlaubnis seiner Vorgesetzten Behörde hätte einholen müssen.
So wäre ihm denn nichts anderes übrig geblieben, als auf dem kürzesten Wege nach Venedig zurückzufliegen, wenn nicht wieder einmal — wie so oft bei schweren Kriminalfällen — neue Ereignisse dazwischen getreten wären.
Dr. Lombroso war gerade im Begriff, sich von dein Wiener Polizeipräsidenten zu verabschieden, als ihn ein dringendes chiffriertes Telegramm m der Wiener Neustadt erreichte. Mit Hilfe eines Schlüssels entzifferte er: er solle unverzüglich auf Kosten der italienischen Regierung nach Zürich fliegen, weil wichtige Anhaltspunkte für eine Flucht Dr. Stradellas nach der Schweiz vorlägen. Die italienische Regierung glaube Beweise in den Händen zu haben, daß Dr. Antonio Stradella zu sowjetfreundlichen Kreisen in der Schweiz Beziehungen unter
halte und versuchen werde, von dort aus nach Rußland zu fliegen.
Die Nachricht schlug unter den gewiegten Kriminalisten wie eine Bombe ein. Stimmten die Ermittlungen der italienischen Regierung, dann lag die Flucht nach der Schweiz sehr nahe.
*
Es war bereits Abend, als Dr. Lombroso mit seiner schweren Fokkermaschine in Zürich landete. Welch eine herrliche Stadt. Hoch oben an den Bergen glänztenmus schmucken Villen Lichter um Lichter. Es war ein Meer von funkelnden Kerzen, das seine Strahlenbündel hinabwarf bis zum Züricher See.
Einen Augenblick hielt ihn dieses Bild gefangen. Dann aber konzentrierte er seine Gedanken auf einen Punkt: unverzüglich an die Arbeit.
Wo aber sollte er anfangen? Nach kurzem Besinnen entschloß er sich, noch in der Nacht die Ermittlungen aufzunehmen. Es war ihm als erfahrenen Kriminalisten bekannt, daß die schweizerische Bundespolizei eine ausgezeichnete Kontrolle über alle Ausländer unterhält; er wußte auch, daß es gewisse italienische Kreise in der Schweiz gab, die durchaus sowjetfreundlich waren. Es bestand also durchaus die Möglichkeit, den Flüchtling aufzustöbern.
Kurz entschlossen fuhr er bei dem Chef der Züricher Vundespolizei vor und bat ihn, noch in der Nacht ihm bei der Ermittelung des Dr. Stradella behilflich zu sein.
Obwohl Robert Egli, der Chef der Züricher Polizei, um diese Stunde gewohnt war, seinen Tarock zu spielen, glaubte er es doch verantworten zu können, seine Freunde im Weinstübli bei Zollikoser aufsitzen zu lassen. Die Schweizer Polizei achtete das Asylrecht; aber hier handelte es sich um einen Verbrecher, der die Behörden Europas alarmiert hatte und der daher den Gerichten überliefert werden mußte.
(Forts«tzun- fol-t).