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Donnerstag den 7. Februar 1S33
70. Jahrgang
Fernruf 479
Nummer 32
Fernruf 479
ArbeiirMWg i» Winter
weit geringer als früher
NSK. Der Arbeitseinsatz im Winter steht immer vor den besonderen Schwierigkeiten, die den Veschästigungsmög- lichkeiten bei Außenarbeitern durch die jahreszeitlichen Einflüsse gesetzt sind. Langandauernde Frostperioden legen naturnotwendig derartige Arbeiten still und die hierbei Beschäftigten müssen entlassen werden und kommen als Ar- Arbeitslose in Zugang, auch wenn die Aussicht besteht, das; diese nach Beendigung der Kälteperiode ihre verlassenen Arbeitsplätze wieder einnehmen können.
Der verhältnismäßig milde Winter 1933/34 hatte eine sehr späte und nur einmalige Freisetzung von 344 000 Arbeitskräften im Monat Dezember gebracht. In diesem Wintermonat dann die Zunahme an Arbeitslosen jedoch schon im November auf 85 000, denen im Dezember weitere 252 000 folgten, womit der Eesamtrückgang immer noch mit 7000 unter dem des Vorjahres zurückblieb.
Da die Kältewelle jedoch auch den Januar hindurch in ganz Deutschland anhielt, wird mit einer weiteren erheblichen Zunahme an Arbeitslosen aus den Außen berufenzurechnensein. Sie ist aus den angegebenen Gründen unvermeidlich und kann auch nicht durch vermehrte Einstellung in der Industrie wettgemacht werden. Denn die Entlassungen in den Autzenberusen kommen stoßweise, während die Mehreinstellungen in Industrie und Wirtschaft allmählich und dem Bedarf entsprechend vor sich gehen.
Vergleicht man die Zunahme der jahreszeitlichen Arbeitslosigkeit in den Jahren vor der nationalsozialistischen Machtergreifung mit der des Vorjahres und der voraussichtlichen Entwicklung in diesem Jahrs, so wird man feststellen können, daß das regelmäßige Anschwellen der winterlichen Arbeitslosigkeit gegenüber früher erheblich kleinere Ausmaße angenommen hat.
Die Zahl der Arbeitslosen nahm während der Wintermonate
1927/28 um 1,022 Millionen 1928/29 um 1,899 Millionen 1929,30 um 1,809 Millionen 1930/31 um 1,720 Millionen 1931/32 um 1,605 Millionen 1932/33 um 0,892 Millionen, dagegen 1933 bis 1934 nur um 0,344 Millionen zu. Während also in den früheren Jahren der Beschäftigungsrückgang des Winters zwischen 1 bis 2 Millionen Menschen erfaßte, ist dieser im Vorjahr noch weit unter einer halben Million geblieben und wird auch in diesem Winter wesentlich gegenüber den Zahlen der Jahre 1927 bis 1933, in denen sich gleichzeitig der konjunkturelle Niedergang spielte, Zurückbleiben.
Wenn dennoch das Ausmaß des winterlichen Beschäftigungsrückganges in diesem Jahre größer sein wird als im Vorjahre, so darf daraus nicht ein Nachlassen in der energischen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geschlossen werden. Es ist vielmehr zu berücksichtigen, daß seit dem Vorjahr die Gesamtzahl der Arbeitslosen um weitere 1,7 Millionen abgenommen hat, daß also der Ausgangspunkt der winterlichen Zunahme bei einem Stand von 2,27 Millionen Arbeitslosen im Oktober 1934 gegenüber 3,7 Millionen im Herbst 1933 liegt. Ganz abgesehen von den Mehreinstellungen in den witterungsunabhängigen Berusen sind also im vergangenen Jahre auch ganz erheblich viel Arbeitskräfte neu den Außenberufen zugeströmt, die nun eine entsprechend größere Freisetzung zur Folge haben müssen.
Ir. Schicht Wer Technik «W Wirtschsst
Berlin, g. Febr. Der Verein zur Förderung des Gewerbe- sieches von 1821 hatte zu seinem 114. Stiftungsfest im Kotel üaiserhof eine große Anzahl führender Persönlichkeiten aus'dem öffentlichen Leben und der deutschen Wirtschaft geladen. Reichsverkehrsminister a. D. Dr. Krohne, der Vorsitzende des Vereins, »öffnete die Veranstaltung. Es folgte ein Vortrag von Professor Dr. Ubbelohde.
Reichsbankpräsident Dr. Schacht betonte in der Festansprache: Der Verein habe eine stolze Tradition zu wahren. Das verpflichte ihn, über den Fragen der Gegenwart nicht die Vergangenheit zu vergessen. Dr. Schacht ging dann auf die Entwicklungsstufe in der Geschichte des deutschen Gewerbefleißes eingehend ein. Heute hat die Wiedergeburt Deutschlands den Verein vor neue, schwere Pflichten gestellt. Die Betreuung des Gebietes „Technik und Wirtschaft", die dem Verein im Rahmen der „Reichsgemeinschaft technisch-wissenschaftlicher Arbeiten" künftig obliegen wird, ist eine lohnende, aber ganz gewiß keine leichte Aufgabe. Technik und Wirtschaft leben in einer Ehe, die noch nie restlos glücklich war. Das liegt daran, daß die Grenzen der technischen Leistungsfähigkeit viel weiter gezogen sind als die der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Technisch kann man Diamanten aus Kohlenstoffen erzeugen oder Gold aus dem Meerwasser üewinnen. wirtschaftlich kann man es nicht, oder weniasten».
Lagesspiegel.
Die Baseler Saarverhandlungen sind nunmehr abgeschlossen worden. Das Ergebnis dient dem Dreier-Ausschuß als Grundlage für die Rückgliederung des Saargebietes an Deutschland.
*
Bei den deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen ! in Berlin ist man übereingekommen, die Bestimmungen über den Kleinen Grenzverkehr auf die ganze deutsch-französische Grenze auszudehnen.
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Der Jahrestag der blutigen Zusammenstöße auf dem Concordien-Platz in Paris ist ruhig verlaufen. Die französische Regierung hatte große Sicherheitsmaßnahmen getroffen.
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Die „Wiener Reichspost" lehnt die antideutsche Stimmungsmache einer gewissen Wiener Presse scharf ab.
Die Lawinenstürze in der Schweiz haben sieben Todesopfer gefordert.
Die Hochwassergefahr ist nun nach dem regenfreien Mittwoch überall beseitigt, im Unterlauf des Rheins mußte allerdings der Hochwasserdienst am Mittwoch eingerichtet werden.
noch nicht. Deshalb werden sich Reibungen zwischen der vorwärtsstrebenden, ja stürmenden Technik und der an den Rechenstift gebundenen Wirtschaft nicht immer vermeiden lassen. Unter einigermaßen normalen Verhältnissen können sie aber niemals Formen annehmen, die dem Gesamtwohl eines Volkes abträglich oder gar bedrohlich wären. Erst in der Nachkriegszeit sind in der Technik und Wirtschaft Spannungen entstanden, die zu einem gewissen Bruch geführt haben. In der Zeit nach der formalen Beendigung des Krieges erwies es sich nämlich, was zwischen der Kapitalbildung der durch Krieg und Reparationen zerrütteten und ausgesogenen deutschen Wirtschaft und dem Kapitalbedarf der Technik zum Wiederaufbau ihres abgenutzten und teilweise überalterten Apparates eine tiefe Kluft gähnt«. Das war an sich kein Wunder und kann nicht als Versagen der Wirtschaft gewertet werden; denn nach einem verlorenen Krieg muß man sich ganz besonders nach der Decke strecken. Die Wirtschaft hätte damals dem Kapitalbedarf der Technik, obwohl er vom technischen Standpunkt aus völlig berechtigt war, in die Grenzen dessen zurllckdrängen müssen, was Deutschland aus eigener Kraft zu leisten vermochte. Statt dessen lieh man sich Kapital j vom Ausland in einem Ausmaße, das mit den Rückzahlungs- i Möglichkeiten in keinem Verhältnis stand. Die Folgen waren u a. jene überrationalisierten Fabrikanlagen, die 1926 technische Wunderwerke darstellten, 1931 aber weit unter ihrer Kapazität beschäftigt waren. Es gibt keinen erschütternderen Gegensatz als den zwischen der stets steigenden Produktionskapazität der modernen Maschine und dem hungernden und frierenden Heer der Arbeitslosen.
Der Nationalsozialismus hat es sich zu seiner ersten Aufgabe gesetzt, diesen unvernünftigen wie unmoralischen Zustand zu beseitigen und damit die unnatürliche Spannung zwischen Technik und Wirtschaft zu lösen. Wie aber, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln löst man diese Spannung? Schacht beantwortete diese Frage zunächst damit, wie man sie nicht löse. Wie so oft im Leben, entbehre selbst die bitterste Tragödie nicht eines satyrischen Lebensspieles. Die Krise habe leider Tausende tüchtige und fähige Techniker brotlos gemacht. Da sie kein Unterkommen mehr fanden, rückten sie der Wirtschaft selbst mit den Mitteln moderner Technik zu Leibe. So seien jene unzähligen Wirtschafts- und Währungsprojekte entstanden, die alle mit Zirkel und Logarithmentafeln zusammenkonstruiert gewesen seien. Alle diese Projekte übersahen aber eines, daß die Wirtschaft kein erdachter Mechanismus, sondern ein lebendiger Organismus sei. Mit Dilettantismus und mit dem Reißbrett kommt man den wirtschaftlichen Dingen nicht bei. Dr. Schacht erinnerte dann an ein Wort des Gründers des Vereins, das lautete: Da wahrer Gewerbefleiß nicht ohne Tugend denkbar ist, ist er auch die Grundlage der nationalen Kraft überhaupt. In diesem Worte spiegele sich der Grundgedanke des Nationalsozialismus wieder, nämlich die unlösliche Verknüpfung von privater Wirtschaft und staatlicher Wohlfahrt. Wir brauchten die Einsetzung der Höchstleistung, jedes Einzelnen, aber auch die Einordnung der privaten Leistung in das nationalsozialistische Eesamtziel. „Wir wollen die Wirtschaft steuern, aber nicht ausüben." AmSteuer könne aber nur einer stehen, der Staat. Darum sei die neue Organisation der Wirtschaft dem Reichswirtschasts- minister direkt unterstellt. Die Reichswirtschastskammer und ihr Unterbau sollen das Instrument sein, in der die Organisationen der Wirtschaft einheitlich zusammengefaßt sind. Die freien Verbände der Wirtschaft sollen nicht grundsätzlich beseitigt werden, können aber doch reichlich unter die Hälfte zusammengestrichen werden; sie sollen mit den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern zu einer Organisation zusammenwachsen Der Kostenapparat der Verwaltung müsse verringert werden. Nur mit einer solchen einheitlichen
Wirtschastslenkung und einem sparsamen Verwaltungsapparat werde Deutschland in der Lage sein, die Aufgabe der Wirtschaft zu fördern, die darin bestehe, die technische Entwicklung laufend mit Kapital zu untermauern. Der bewährte Sparsinn des deutschen Volkes, die geordnete Finanzgebarung des Dritten Reiches und nicht zuletzt die Stoßkraft der nationalsozialistischen Idee seien dabei unsere Kraftquellen. Wirtschaftspolitik nach historisch überlebten Theorien könne man heute nicht treiben. Der Krieg habe die klassischen liberalen Wirtschaststheorien entzwei geschlagen. Deutschland könne nicht still sein und warten, bis sich die Welt auf eine vernünftige Lösung des Schuldenproblems geeinigt habe oder die Vereinigten Staaten die Erreichung einer passiven Handelsbilanz erstrebten oder aber Großbritannien seine Währung stabilisiert habe oder Frankreich sich zum Freihandel überzugehen entschlossen habe. Deutschland müsse seine eigene Politik treiben, die durch die neuen, aus Krieg und Kriegsfolgen entstandenen wirtschaftlichen Verhältnisse bedingt sei. Dr. Schacht betonte in diesem Zusammenhang, daß es ihm, wenn er eine Maßnahme zur Förderung der deutschen Wirtschaft ergreife, die er für notwendig halte, völlig gleichgültig sei, welche Theorie er dabei verletzte. Das Ziel sei die Befreiung der deutschen Wirtschaft von dem Fluche des VersaMer Diktates und die Erreichung dieses Zieles werde auch der ganzen Welt zum Segen gereichen. Diesen steilen und dornenvollen Weg gehe Deutschland mit unbeugsamem Willen und unbesiegbarem Optimismus. Das deutsche Volk habe in seinem Führer Adolf Hitler endlich den Garanten einer besseren Zukunft gesunden. Ihm durch alle Fährnisse und Beschwerden getreu zur Seite zu stehen, sei unser aller Pflicht.
Sic AM SiikitthMWk»
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Basel, 6. Febr. Als Abschluß der seit dem 24. Januar 1935 mit den Vertretern der deutschen uird französischen Regierung und der Regierungskommisston des Saargebietes im Gang befindlichen Saarverhandlungen wurde am Mittwoch folgende amtliche Mitteilung ausgegeben:
„Das Berhandlungsergebnis ist in einem von der deutschen und französischen Delegation im Einvernehmen mit der Delegation der Regierungskommission des Saargebiets an Baron Aloisi als Vorsitzenden des Dreier-Ausschusses gerichteten Schreiben zusammengefaßt, dem in mehr als 28 Anlagen die in Basel paraphierten Sätze der verschiedenen Vereinbarungen und Erklärungen beigefügt sind. Das Schreiben und seine Anlage» sollen dem Dreier-Ausschuß als Grundlage für die Bestimmungen dienen, die er für die Rückgliederung des Saargebiets an Deutschland und für die Durchführung der auf Grund früherer Ratsbeschlüffe von den beteiligten Negierungen übernommenen Verpflichtungen zu treffen haben wird.
Die Verhandlungen fanden in Gegenwart eines Vertreters des Finanzausschusses des Völkerbundes statt: Ferner wurden sie seitens des Dreier-Ausschusses von einem Mitglied des Völkerbundssekretariats verfolgt. An einem Teil der Verhandlungen waren auch die BIZ., die Reichsbank und die Bank von Frankreich beteiligt. Die Führer der deutschen und französischen Delegation haben sich am Mittwoch nachmittag mit einigen Mitgliedern der Delegation auf Einladung des Vorsitzenden des Dreier-Ausschusses nach Rom begeben, um dem Ausschuß mündlich zu berichten."
Das Ergebnis der Verhandlungen ist in Vereinbarungen verschiedener Art niedergelegt worden, die dieser Tage in Rom endgültig unterzeichnet werden sollen. Die hierunter befindliche Währungsverordnung ist inzwischen im Saarland veröffentlicht worden. Sie regelt den Umtausch der im Saarland umlaufenden Noten der Bank von Frankreich und der anderen ausländischen Zahlungsmittel, den Beginn der Umtauschfrist, das Inkrafttreten des Ausfuhrverbots für Zahlungsmittel aus dem Saarland und die Uebernahmepflicht der Reichsmarkzahlungen. Hierfür ist vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung der 18. Februar in Aussicht genommen. Dabei wird die deutsche Zollgrenze ebenso wie die Grenze im Verrechnungsverkehr mit dem Ausland an die laarländisch-französische Grenze verlegt. Damit wird die wirtschaftliche und währungspolitische Rückgliederung des Saarlandes im wesentlichen bereits schon vor dem 1. März verwirklicht.
Die auf Franken lautenden Schuldverhältnisse werden vom 1. März ab allgemein auf Reichsmark umgestellt. Genau umschriebene Ausnahmen gelten bereits für die Zeit vorher.
Für die Uebergabe der Gesamtverwaltung zum 1. März sind die Vorbereitungen an Ort und Stelle im Gange. Die Grundsätze hierfür sind mit der Rcgierungskommission vereinbart.
Die Saargruben gehen mit dem 1. März 1935 unter Einschluß aller Grundstücke, Vorräte und Einrichtungen aus das Deutsche Reich über. Das französische Erubenpersonal scheidet am 28. Februar aus. Das Reich tritt in die laufenden Kohlenlieferungsverträge ein. Hierdurch und durch Ausstellung von Halbjahresprogrammen für die Kohlenlieferung, die auf den Kaufpreis der Saargruben anzurcchnen sind, ist die Weiterbeschäftigung der Bergarbeiter im Saarland im Zusammenhang mit den anderen Maßnahmen der Reichsregierung sichergestellt. Zunächst ist ein Programm für die Zeit bis Ende Juni aufgestellt worden. Verhandlungen über die vorgesehenen Warndt- Pachtverträge sind noch im Gange. Auch für den Warndt ist über die weitere Beschäftigung der Arbeiter eine Verständigung erzielt.