Wesen schwerer Verstöße geaen den Gedanken

der Beiriebsgemeinschaft verhaftet

Halle, 1. Febr. Wegen schwerer Verstöße gegen den Gedanken der Betliebsgemeinschaft wurden die Inhaber der Halleschen Rohpappenfabrik M. Graßmeyer E.m.b.H.. Zwintschöna. Erich und Helmuth Graßmeyer, in Hast genommen. Es wird ihnen u a Betriebssabotage, durch die 9t1 Wann der Belegschaft brot- los wurden ferner Hinausziehung der Kurzarbeiterunterstützun­gen und Nichtabführung von Kassenbeiträgen und Jnvaliden- geldern oorgeworfen.

Die Gildenhalle von Bristol in Nammen

London, 1. Febr, Die berühmte Eildenhalle im Herzen von Bristol wurde am Freitag morgen von einem verheerenden Groß­feuer heimgesucht. Der Zivilgerichtshof und das Kriminalgericht wurden zum Teil zerstört.

Pieck und Iran auf freien Sutz gesetzt

Saarbrücken, 1. Febr. Wie dasSaarbrücker Abendblatt aus Stratzburg meldet, sind aus Anordnung des französischen Justiz­ministers der ehemalige Gewerkschaftssekretär Otto Pieck und dessen Ehefrau auf freien Fuß gesetzt worden. Sie haben das Colmarer Untersuchungsgefängnis verlassen. Er scheint demnach, als erblicke die französische Regierung in der Verschiebung von Geldern des Christlichen Metallarbeiterverbandes an der Saar sowie sonstigen Finanzpraktiken Piecks keinkriminelles Ver­gehen", sondern einepolitische Aktion".

Wildschweirijagd in den Straßen von Bad Kreuznach

Bad Kreuznach, 1. Febr. Eine aufregende Wildschweinjagd konnte man in den Straßen der Stadt beobachten. Ein Schwarz­kittel, der bei einer Treibjagd in der Nähe der Stadt angeschossen worden war, jagte durch die Felder und machte schließlich in einem Garten halt. Als drei Männer, die das Tier verfolgten, dieses in dem Garten fanden, versuchten sie, es einzufangen. Das Borstentier griff aber seine mit Knüppeln bewaffneten Ver­folger an und trieb diese in die Flucht. Die Männer konnten sich nur dadurch in Sicherheit bringen, daß sie einen Baum er­stiegen, indessen raste das Tier weiter. In einer Gärtnerei zer­trümmerte es Scheiben eines Treibhauses. Dann rannte es aus die Straße. Es fiel einen Radfahrer an, der von seinem Fahr­zeug stürzte und sich Verletzungen zuzog. Das Platzen eines Radfahrschlauches verhinderte weitere Folgen für den Radfahrer. In einer anderen Straße rannte es wieder einen Radfahrer um. Ein Einwohner, der das Tier zu fangen versuchte, wurde von ihm zu Boden geschleudert. Erst als der Schwarzkittel Zuflucht in einer Lederfabrik suchte, konnte er eingekreist und schließlich von den Arbeitern unschädlich gemacht werden. Drei Personen wurden bei dieser aufregenden Jagd verletzt.

Innere Krise in Angarn

Eckhardt legt Vertretung Ungarns beim Völkerbund nieder

Budapest, 31. Jan. Der Führer der Partei der unabhängigen Kleinlandwirte, Tibor von Eckhardt, richtete an den Mi­nisterpräsidenten Gömbös ein Schreiben, in dem er die bisherige Vertretung Ungarns beim Völkerbund niederlegt und gleichzeitig den Ministerpräsidenten ersucht, die zwischen ihm und Gömbös zustandegekommene Einigung in der Frage des Wahlrechts als gegenstandslos zu betrachten.

Tibor von Eckhardt betont, in den wiederholten Besprechungen zwischen Gömbös und ihm hätte sich die einmütige Auffassung er­geben, daß die unerläßliche Voraussetzung eines jeden Fortschritts und einer die ruhige Entwicklung der Nation sichernden Resorm- politik das geheime und ehrliche Wahlrecht sei, um die zugespitz­ten parteipolitischen Kämpfe abschaffen zu können. Auf Grund dieser Einsicht sei damals bezüglich des neu zu schaffenden Wahl­rechts eine völlige Einigung zwischen ihnen zustande gekommen. Die Aussprache in der Regierungspartei habe ihn jedoch davon überzeugt, daß die zwischen ihnen bestehende Vereinbarung die Zustimmung der Regierungspartei zur Wahlrechtsreform wesent­lich erschwere.

Zu der Niederlegung seiner Vertretung beim Völkerbund weist Tibor von Eckhardt daraus hin, daß er damit weiteren Angriffen vorzubeugen wünsche, die wegen seiner Person gegen die vom Ministerpräsidenten verfolgte Politik gerichtet würden. Der Ent­schluß des Abgeordneten von Eckhardt wird als eine unmittel­bare Folge der außerorsentlich icharfen Angriffe angesehen, die in der letzten Sitzung der Regierungspartei gegen Tibor von Eckhard! gerichtet wurden. Mit dem Schreiben ist zunächst zwi­schen der Regierungspartei und der Partei der Kleinlandwirte ein offener Bruch eingetreten. Der Schritt Tibor von Eck­hardts bedeutet jedenfalls eine Verschärfung der innerpolitifchrn Lage Ungarns.

UnlerschlaginigsliMre am schwedischen Hof

Stockholm, 1, Febr. Eine peinliche Unterschlagungsaffäre wurde bei der Hofverwaltung des Prinzen Karl, einem Bruder de- Königs, aufgedeckt. Der Kammerherr des Prinzen, Freiherr von Stiernstedt, ist von der Kriminalpolizei festgenommen worden. Die der Festnahme vorausgegangenen polizeilichen Ermittlun­gen haben ergeben, daß der Kammerherr sich sowohl an dem Ver­mögen des Prinzen, als auch an den Geldern derSeraphim- Ordens-Kasse", die dem Prinzen unterstand, vergriffen hat. Die Veruntreuungen werden nach den bisherigen Feststellungen aus mehr als 62 090 Kronen geschätzt. Stiernstedt übte außerdem noch den Beruf eines Rechtsanwaltes aus und war auch durch an­dere Aemter sehr stark in Anspruch genommen.

Zusammenstoß zwischen zwei PeiroleumMen

Bukarest, 31. Jan. In der Nähe von Konstanza ereignete sich ein Zusammenstoß zwischen zwei Petroleumzügen. Der Zusam­menstoß war so heftig, daß mehrere Waggons mit Erdöl aus den Gleisen gehoben wurden und umstürzten. Das Oel fing sofort Feuer und ergoß sich in flammenden Strömen weit über die Strecke und das Land, so daß ein wahres Flammenmeer entstand. Der Eisenbahnverkehr mußte unterbrochen werden. Militär ist mit Hilfe der Bevölkerung der umliegenden Dörfer im Begriff, durch Schanzarbeiten die Flammen abzudämmen und ein Wei- ürgreifen der Katastrophe zu verhindern. Der Geistesgegenwart des einen Lokomotivführers gelang es, die nicht beschädigten Tankwagen abzukoppeln und mit größter Geschwindigkeit aus d<m Feuerbereich zu fahren.

ExvloflonsungsLck Drei Kinder geiölei

Bukarest, 31, Jan. Ein furchtbares Unglück ereignete sich in dem Hause eines Bergarbeiters in der Gemeinde Dersida bei Klausenburg. Die drei Kinder des Bergarbeiters, die allein im Hause zurückgeblieben waren, fanden beim Spiel in einer Rock­tasche ihres Vaters eine Dynamitpatrone und warfen nachdem sie damit gespielt hatten, in das Herüseuer. Die Folgen waren furchtbar. Das Haus flog buchstäblich '»die Luft. Die Körper der drei Kinder wurden in tausend Feilen zerrissen. Mit Mühe gelang es den Dorfbewohnern, das

Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Als die Eltern zurM- kamen, fanden sie nur noch die rauchenden Trümmer ihres Hau­ses und einige verkohlte Kleidersetzen von ihren Kindern vor.

Die Mutter erlitt einen Wahnsinnsansall und wußte ins Irren­haus gebracht werden.

Ausbau der Roten Armee

Außenhandel und Rüstungen auf dem Sowjetkongretz

Moskau. 31. Jan. Auf dem Sowjetkongreß sprach der Volks­kommissar für Außenhandel, Rosengolz. Er zeichnete ein Bild der sowjetrussischen Außenhandelsbeziehungen und äußerte sich in bemerkenswerter Weise über die gegenwärtigen Schwierig­keiten und die Mittel, die nach Auffassung der Räteregierung notwendig sind. Ungefähr die Hälfte seiner Ausführungen diente dem Nachweis, daß die Sowjetunion infolge der Fortführung des Jndustrialisierungsprogrammes auf zahlreichen Gebieten von der Einfuhr unabhängig geworden und zu einem Teil schon selbst zur Ausfuhr von Industriewaren übergegangen sei. Unter zahl­reichen Beispielen erwähnte er, daß zwar der Aufbau von 16 gro­ßen Eisenwerken in den letzten vier Jahren 151 Millionen Eold- rubel an Einfuhr erfordert habe, daß dadurch aber in der glei­chen Zeit die Produktion von Walzeisen von 1,6 auf 6,6 Millionen ^ Tonnen angestiegen und der Anteil des eingeführten Walzeisens > an dem jährlichen Verbrauch von 31 Prozent auf 3 Prozent ^ herabgesunken sei. Uebergehend zu den Handelsbeziehun­gen der Räteunion zu den einzelnen Ländern, erklärte er, daß der Handel mit den Vereinigten Staaten auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen sei. Vor allem habe die Johnson-Bill, die die Kreditgewährung an säumige Schuldner verbiete, zur Folge gehabt, daß der sowjet-amerikanische Handel einen Tief­stand erreicht habe. Von den Handelsbeziehungen mit Frank­reich sprach er stark in der Zukunftsform. Das unlängst ab­geschlossene Handelsprotokoll bilde eine gute Grundlage für die Regelung der Finanzierung des Geschäftes und für den Abschluß eines ständigen Handelsvertrages.

Deutschland nannte Rosengold einen Pionier in der An­bahnung der Handelsbeziehungen der Sowjetunion mit dem Auslande. Er sprach die Hoffnung aus, daß Deutschland auch weiterhin vorangehen werde in der Findung neuer, den gegen­wärtigen Verhältnissen angepaßter Handelsformen.

Im weiteren Verlauf der Kongreßtagung sprach der stellv. Kommissar für das Verteidigungswesen über den starken Ausbau der Sowjetwehrmacht in den letzten vier Jahren. Danach ist die Luftflotte in diesem Zeitraum um 336 Prozent, die Zahl mittlerer Tanks um 792 Prozent, die Zahl leichterer Tanks um 766 Prozent und in der Flotte ins­besondere die Zahl der Unterseeboote um 535 Prozent an­gewachsen, Infolgedessen seiderMannschaftsbestandder i Armee von562666auf 916666 und der Militärhaushalt von 1931 gegenüber dem Voranschlag von 1665 Millionen auf tat- j sächlich 5 Milliarden Rubel angewachsen,

Zwei Meier hoher Schnee in Mazedonien

Athen, 31, Jan. In Mazedonien schneit es seit einigen Tagen sehr stark. In vielen Orten liegt der Schnee zwei Meter hoch. Das Dorf Kerames in Thrazien wurde von einer Ueberschwem- mung heimgesucht. 26 Häuser sind eingestürzt.

Erhöhung der amerikanischen Armee um ovv Mann

Washington, 31. Jan. Der Militärausschuß des Repräsentan­tenhauses nahm die Thomason-Vorlage an, die eine Erhöhung der Heeresstärke um 56 MO Mann und 1VÜ Offiziere vorsieht. Die Vermehrung des Mannschastsbestandes soll innerhalb der nächsten fünf Jahre stufenweise durchgeführt werden. Die ame­rikanische Armee wird dadurch auf 12166 Offiziere und 165 666 Mann erhöht.

Hauplmann-Prozetz

Bekastungszeugin gegen Hauptmann bewntztlos aufgefunden

Neuyork, 31. Jan, Die L3jährige Fannette Rrvkin, die Be­sitzerin eines Frisiersalons im Stadtteil Vronx, die der Staats­anwaltschaft angeboten hatte, gegen Hauptmann auszusagen; wurde von der Feuerwehr in ihrer brennenden Wohnung auf­gefunden. Sie lag gefesselt und geknebelt bewußtlos am Boden. Die Ueberfallene konnte geborgen und einem Krankenhaus zu­geführt werden. Sie wird dort später verhört werden.

Entlastungszeugen für Hauptmann

Aus Flemington wird vom 31. Januar gemeldet: Im Lind- bergh-Prozeß sagte ein Gastwirt aus, daß er Hauptmann in der Entfllhrungsnacht in der Nähe der Vronxer Tankstation, getrof­fen und sich mit ihm unterhalten habe. Der Generalstaatsanwalt stellte fest, daß der Zeuge damals Besitzer einerFlüsterkneipe" gewesen sei und auch verschiedene Decknamen benutzt habe. Ein Arbeiter namens Harding sagte aus, daß ihn in der Entfllh­rungsnacht in der Nähe der Lindberghschen Besitzung zwei Män­ner in einem dunkelblauen Auto nach dem Wege zum Hause Lindberghs gefragt hätten. Im Rücksitz des Wagens hätte sich eine zusammengefaltete Leiter sowie ein Pappkarton befunden. Keiner der beiden Männer sei Hauptmann gewesen. Ein unga­rischer Staatsangehöriger namens Louis Kiß sagte aus, daß er in der Entführungsnacht Hauptmann kurz nach 8 Uhr in der Bäckerei des Stadtteils Bronx gesehen habe. Hauptmann habe sich mit seiner in dieser Bäckers eingestellten Frau in deutscher Sprache unterhalten.

Verhandlungen über die Rnffenschuld Meliert

Washington, 1. Febr. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Hüll, gab bekannt, daß die erneut aufgenommenen Verhand­lungen zur Regelung der russischen Vorkrtegsschulden gescheitert sind. In seiner Erklärung heißt es: Angesichts der gegenwärtigen Haltung der Sowjetregierung habe ich das Gefühl, daß wir nicht die Hoffnung hegen können, daß irgend eine Verstän­digung jetzt möglich ist. Ich sage dies mit Bedauern, da ich sowohl mit den amerikanischen Fabrikanten und Land­wirten sympathisiere, die den Wunsch haben, einen Markt für ihre Waren-in der Sowjetunion zu iinden, als auch mit den amerikanischen Bürgern, deren Eigentum in der Sowjetunion beschlagnahmt wurde. Es erscheint kaum irgend ein Grund, zu bezweifeln, daß die Verhandlungen, die anfangs so vielverspre­chend erschienen, jetzt als beendet angesehen werden müssen. Nach der ganzen Entwicklung der Lage wird nunmehr der Vorstand der Export-Jmport-Bank entscheiden müssen, ob diese Bank über­haupt noch eine Daseinsberechtigung hat.

Tokio, 1 , Febr. Auf die Anfrage eines Abgeordneten, ob die Ereignisse in Iehol und Tschachar mit einem Kriege zu verglei­chen seien oder nicht, hat der japanische Kriegsminister General Hayashi folgende Antwort erteilt: Die militärischen Zusammen­stöße in Tschachar und Jehol darf man nicht als kriegerische Ope­rationen bezeichnen. Es handelt sich hier einfach um eine Aktion der japanisch-mandschurischen Truppen zur Bekämpfung des Ban­ditenwesens und Vertreibung der Chinesen aus der Provinz

Jehol. Don einem Kriege mit China kann leine Rebe fern, J«7 pan wird sich mit China sogar verständigen.

Senkung der Slickstoff-reise

Berlin, 31, Jan. Der Reichskommissar für Preisüberwachung teilt mit: Aufgrund der in den letzten Tagen mit dem Reichs­und preußischen Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dem Reichsnährstand und dem Stickstoffsyndikat gepflogenen Verhandlungen ist folgendes festgesetzt: Zur erfolgreichen Durch­führung der Erzeugungsschlacht der deutschen Landwirtschaft wird mit sofortiger Wirkung für den Rest des Düngejahres ein Sonderabschlag auf den Stickstosfpreis gewährt; er beträgt für Stickstoffdünger 5 Pfennige, für Kalkstickstofs 3 Pfennige je Kilo Stickstoff. Dies bedeutet im Durchschnitt eine Preisermäßigung um etwa 7 Prozent.

Um die Abnehmer der zu Dezember- und Januarpreisen vom Stickstoffsyndikat bezogenen Düngemittel vor unmittelbaren Verlusten zu schützen, gewährt das Stickstoffsyndikat auf diese Mengen insoweit eine Vergütung, als der Februarpreis abzüg­lich des Sonderabschlusses unter den Dezember- und Januar­preisen liegt. Darüber hinaus wird eine Rückvergütung nicht ge­währt. Im Zusammenhang hiermit wird die Barzahlungsvergü­tung auf 1,5 Prozent festgesetzt. Die deutsche Landwirtschaft kann auf die Weitergewähr der Preisverbilligung für das Düngewirtschaftsjahr 1935/36 nur dann rechnen, wenn eine we­sentliche Absatzsteigerung der stickstoffhaltigen Düngemittel er­reicht wird.

LMKr

Wildbad, 2. Februar 1935.

Seit einiger Zeit tritt hier die Scharlachkran kch eit in stärkerem Maße auf. Glücklicherweise sind es meistens Fälle besonders leichter Art. Trotzdem schon bei den ersten Fällen die Kinder ins Krankenhaus verbracht wurden, um keine Gefahr für ihre Umgebung zu bilden und trotzdem die Wohnung sofort desinfiziert und die Geschwister vom Schulbesuch abgehalten wurden, traten immer wieder neue Erkrankungen auf. Bei der Leichtheit mancher Erkrankungs­fälle, die oft in kürzester Zeit vorüber und bei denen die Kinder oft ganz munter sein können, fiel es den Eltern manchmal gar nicht auf, daß die Kinder krank waren, und erst die auftretende Schuppung zeigte die überstandene Krankheit und es sind durch solche unbekannt gebliebenen Fälle vermutlich au<A tatsächlich einige Ansteckungen vor­gekommen. Aber auch bei diesen leichten Fällen besteht die volle Ansteckungsgefahr. Es ist notwendig, daß die Eltern ihre Kinder ganz besonders im Auge haben und bei Beobachtung auch nur des leisesten Verdachts den Arzt rufen. Es darf nicht sein, gaß man zuerst selbst zu doktern versucht. Seit Beginn dieser Woche werden die Kinder von der Laienbergstraße, wo die Mehrzahl der Krankheitsfälle aufgetreten ist, vom Besuch der Schule und der Kleinkinderschule zurückgehalten, auch wenn in der Familie selbst kein Scharlach ist oder war. Es ist notwen­dig, daß diese Kinder die Freiheit nicht dazu benützen, nun auf andere Weise recht oft mit anderen Kindern zusammen­zukommen. Sie sollen zu Hause bleiben und dürfen ins­besondere nicht in andere Stadtteile kommen. Die übrigen Kinder werden auch von den Lehrern aus auf verdächtige Erscheinungen überwacht. Es ist Vorsorge getroffen, daß erkrankte Kinder auch weiterhin möglichst sämtlich ins Krankenhaus kommen. Die Maßnahmen der Gesundheits­polizei müssen aber durch die Bevölkerung dadurch unter­stützt werden, daß Erkrankungsfälle rechtzeitig dem Arzt zugeführt werden und von diesem gemeldet werden können, und daß insbesondere auch die angeordnete Absonderung von Kindern aus gefährdeter Umgebung pünktlich durch­geführt wird; manche Eltern verstoßen zu leicht gerade gegen die letztere Pflicht.

Lichtmeß. Wie ein Wort aufatmender Befreiung von schwerem Druck, der Freude und des hoffenden Verlangens klang einst das WortLichtmeß" durch das alltägliche Volks­leben in Stadt und Land. Man muß sich, um den ganzen jubelnden Inhalt dieses Wortes zu verstehen, in die frü­heren Zeiten der tyrannischen Winternächte mit ihrem Dunkel in Wohnungen, Scheunen und Ställen vorstellen. Und wie sparsam ging man dabei noch mit dem ohnehin spärlich gespendeten und erzeugten Lichte um: manche Bäuerin spann am Fenster bei blassem Mondenschein, und die Ersparnis an Licht gehörte zu den ersten Forderungen und Beweisen einer haushälterischen Wirtschaft. Welche Vorsicht und welche Umstände erforderte dabei erst noch der Gebrauch der Laterne in den zündstoffgefüllten Scheunen und Ställen! Aber mit dem siegenden Lichte draußen waren alle die schlimmen Geister gebannt. Darum war der 2. Fe­bruar als der Tag vonMariä Lichtmeß" von jeher vor allem bei der landwirtschaftlichen Bevölkerung als Fest- und Freudentag, alsLichterfesttag" gefeiert, und dieses Gefühl der Freude, daß nun endlich nach tiefer, langer Winternacht der lichtreiche Tag die Herrschaft übernehmen werde, fand in vielen Gegenden einen symbolischen Aus­druck im Anzllnden sog.Lichtmeßkerzen" Daher war die­ser Tag zugleich vor allem in Süddeutschland der wichtigste Termintag für Gesindewechsel. Zu Dutzenden standen da die Vauernwagen mit den Habseligkeiten der Mägde und Knechte am verabredeten Wirtshaus, wo der Bauer mit dem neugeworbenen GesindeEinstand" zu trinken pflegte. Es wurde auch der Spinnrocken beiseite gestellt, und die schönen, unterhaltsamen Spinnstubenabende wichen den mancherlei Vorbereitungen für die Feldarbeiten. Das ohne­hin spärliche Licht verschwand bald ganz aus Stube, Stall und Scheuer. Auch das Abendessen wurde von Lichtmeß ab vor einbrechender Nacht eingenommen. Darum:Lichtmeß Spinnen vergeh! Lichtmeß bei Tag etz!"

Die WHW.-Nadel für den Monat Februar. In jedem Monat ist eines der kleinen unscheinbaren Wtnterhilfsab- zeichen verkauft worden, und mit jedem von ihnen wurde vielen deutschen Volksgenossen Arbeit und Brot gegeben, sie alle, die anspruchslosen kleinen Abzeichen trugen dazu bei, die drohende Not des Winters abzuwenden. Gering ist das Opfer für den einzelnen. 20 Pfennige im Monat kön­nen wir leicht erübrigen und dies kleine Opfer bedeutet Arbeit und Auskommen, bedeutet Sicherheit und Schutz vor Arbeitslosigkeit für viele deutsche Volksgenossen. Der Mo­nat Februar wird im Zeichen des Galalith-Abzeichens ste­hen. Diesmal war beabsichtigt, der notleidenden Porzellan- mdustrie in Schlesien, in der bayerischen Ostmark und in der Thüringischen Knopfstadt Schmölln Hilfe zu bringen. Das Galalith-Abzeichen ist eine kleine Plakette, die Mutter