Bei seiner Ankunft in Wien wurde Winkler verhaftet. Me immer gab er seine Streiche ohne weiteres zu. Zur Erläuterung fügte er hinzu, daß er einen Doppelselbstmord habe Vortäuschen wollen, damit im Falle seines Verschwindens wieder in den Zeitungen von ihm die Rede sei. Die Hotelrechnung werde er selbstverständlich zahlen. Eine Betrugsabsicht habe ihm ferngelegen. Das Wiener Gericht vertagte darauf die Verhandlung und setzte ihn solange auf freien Fuß, bis weitere Erhebungen in Berlin durchgeführt seien. Die Mahnung des Richters, keine neuen Streike mehr auszuführen, beantwortete Winkler auf seine Weise mit einem Brief an die Regierung, in dem er sich darüber beschwerte, daß er nicht in die Liste der in den Staatsrat berufenen Personen ausgenommen worden sei!
Siavelllmf eines kleinen Kreuzers m Kiel
Kiel, 8. Dez. In Anwesenheit des Chefs der Marineleitung. Admiral Dr. h. c. Reader, des Reichsstatthalters von Bayern, General von Epp, des Gauleiters von Franken, Julius Streicher, und anderer hervorragender Persönlichkeiten lief am Samstag mittag auf den Deutschen Werken in Kiel ein neuer kleiner Kreuzer der Reichsmarine vom Stapel. Das Schiff wurde von der Gattin des in der Falklandinsel-Schlacht gefallenen Kapitäns zur See von Schönberg auf den Namen „Nürn b e rg " getauft. Die Taufrede hielt der Oberbürgermeister von Nürnberg, Oberführer Liebe!.
Die SWeryeusttuppe für vas Eaargevm
London, 8. Dez. lieber die Vorbereitungen zur Bildung einer internationalen Sicherheitstruppe für das Saargebiet meldet der Genfer VerichterstaOer der „Times": Der Völkerbundsrat hat keine direkten Einladungen ergehen lassen. Aber die britis ch e Regierung hat sich privatim an die italienische, niederländische, schwedische und nachträglich auch an die Schweizer Regierung gewandt. Die Zustimmung der italienischen Regierung 'st bereits gegeben worden. Die Schweizer Regierung hat die Entsendung von Truppen abgelehnt.
Es verlautet, daß der Oberbefehl einem britischen Offizier anvertraut werden wird, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die britische Regierung ist Urheberin des Planes: 2. der Vorsitzende der Regierungskommission, Knox, ist ein Engländer, und es ist zweckmäßig, daß der militärische Oberbefehlshaber die gleiche Nationalität hat: 3. es wird erwartet, daß Großbritannien das stärkste Kontingent sendet, nämlich zwei Bataillone, während die anderen Mächte je ein Bataillon entsenden sollen.
Genf, 8. Dez. Der Dreier-Ausschuß für die Saar hat sich grundsätzlich darüber geeinigt, daß an dem internationalen Kontingent für das Saargebiet England, Italien und Holland beteiligt sein sollen. Nachdem England und Italien bereits in der öffentlichen Sitzung des Völkerbundsrates ihre Zustimmung erteilt hatten, hat nunmehr auch Holland zugesagt. Die Antwort Schwedens steht noch aus. Die Eeamtstärke der internationalen Truppe soll, wie es jetzt heißt, SM) Mann betragen, wovon England 2000 stellen werde.
Englische Verstimmung über die MassemumchNg
London, 8. Dez. Die Aufmerksamkeit der Presse, die in den letzten Tagen fast völlig von der neuen Wendung in der Saar- frage beansprucht wurde, wendet sich dem Streit zwischen Ungarn und Südslawien zu. Die Blätter verzichten darauf, in der eigentlichen Streitfrage Partei zu ergreifen, jedoch hatten die Massenausweisungen von Ungarn durch die südslawische Regierung offensichtlich einen schlechten Eindruck gemacht.
Times" behandelt in einem Leitaufsatz die „eigentliche Wurzel des Uebels". Der südslawische Beschluß, die ganze ungarische Bevölkerung Südslawiens zu vertreiben, zeuge von Blindheit gegenüber der europäischen öffentlichen Meinung, und es sei ein Glück, daß er rückgängig gemacht worden sei. Aehnlich äußert sich „Daily Telegraph", der es als die Pflicht des Völkerbundsrates bezeichnet, Maßnahmen gegen den Terror vorzuschlagen, die sich nicht nur auf Ungarn, sondern unparteiisch auf alle Länder erstrecken sollen. Auch dieses Blatt beklagt die rücksichtslosen Ausweisungen. „Daily Mail", die sich bekanntlich schon seit Jahren der Sache Ungarns annimmt, verlangt, daß die vormaligen Alliierten einen moralischen Druck auf die südslawische Regierung ausüben. Das Blatt bezeichnet im übrigen die gegen Ungarn erhobenen Anschuldigungen als unglaubwürdig.
Die italienische Presse zu den Ausweisungen
Rom, 8. Dez. Die italienische Presse beschäftigt sich ausführlich und in krassen Beschreibungen mit der Ausweisung der Ungarn aus Südslawien. Die italienische Öffentlichkeit zeigt sich durch diese Vorgänge gegen Belgrad stark verbittert. Der Genfer Berichterstatter des „Eiornale d'Jtalia" sagt, die Lösung der Frage, die sich aus dem serbisch-ungarischen Streit ergebe, sei noch nicht zu übersehen. Anders aber könne man schon sicher behaupten: Die Kleine Entente habe, noch bevor der Völkerbundsrat zur Aussprache zusammentrete, die Partie verloren.
Banater Schwaben unter den Ansgewtesenen
Budapest, 9. Dez. Unter den in den letzten Tagen aus Südslawien ausgewiesenen Personen befinden sich in großer Zahl, wie jetzt aufgrund persönlicher Eindrücke festgestellt werden konnte, schwäbische deutsche Bauern aus dem Banat und der Bacska. Die Gesamtzahl der Schwaben wird auf einige Hundert geschätzt. Es handelt sich ausnahmslos um deutsche Bauern, die in den früher Ungarn gehörigen Gebieten seit Jahrhunderten angesiedelt waren und durch den Vertrag von Trianon in den Staatsbereich Südslawiens gelangten. Die Bauern erklären, daß sie gleich nach dem Friedensschluß den Antrag aus Erwerb der südslawischen Staatsangehörigkeit gestellt hätten, daß sie jedoch bisher die Einbürgerung nicht erhalten hätten. Die Ausgewiesenen deutschen Bauernfamilien sind daher ausnahmslos ohne Pässe. Die Erbitterung und Verzweiflung unter den kinderreichen ausgewiesenen deutschen Vauernfami- ^ ^unordentlich groß, da sie angeblich plötzlich ohne ersichtlichen Grund ihre Heimat verlassen mußten. Da sie ihr gan- zes Hab und Gut im Stich lassen mußten, herrscht unter ihnen größte Not. Dieses Vorgehen der südslawischen Behörden ist umso unverständlicher, als die deutschen Bauern sich keiner südslawisch-feindlichen Betätigung bewußt sind.
UVV Saardklltsche aus Amerika fahren zur Abstimmung
-Dez. Die deutsch-amerikanischen Gesellschaften in ^yicago geben bekannt, daß am Montag 300 Saardeutsche aus Neuyork fahren, um weiteren 800 Saardeutschen zur Abstimmung nach dem Saargebiet abzu- Am Samstagabend hielten die Saarländer in Chicago
der auMngm sollen" °b> die die erforderlichen Reisegel.
Keine Beteiligung Deutschlands an der Brüsseler Weltausstellung
Brüssel, 8. Dez. Die Leitung der Brüsseler Weltausstellung von 1935 teilt mit: Da die Transferierung der für die deutsche Beteiligung an der Brüsseler Weltausstellung notwendigen Markbeträge in belgischer Währung Schwierigkeiten bereitet hat, hat die deutsche Regierung es für zweckmäßig erachtet, die Bauarbeiter! der deutschen Abteilung auszusetzen. Sie hat seitdem nach den Mitteln gesucht, um diese Schwierigkeiten zu überwinden. Da die Schwierigkeiten nicht überwunden werden konnten, hat die deutsche Regierung zu ihrem lebhaften Bedauern sich gezwungen gesehen, auf ihre Beteiligung an der Brüsseler Ausstellung zu verzichten.
Auch Massemusweisungen van Südslawen aus Ungarn
Belgrad, 8. Dez. Die Behandlung der südslawischen Völkerbundsklage in Genf geht mit einer Erschwerung der Verhältnisse im ungarisch-südslawischen Grenzgebiet Hand in Hand. Beide Staaten machen einander den Vorwurf, die auf ihrem Gebiet lebenden Angehörigen des anderen Staates in der rücksichtslosesten Weise zu vertreiben. So meldet die „Prawda", daß in den letzten Tagen an der ungarischen Grenze mehrere Züge mit Südslawen eingetroffen seien, die aus Ungarn ausgewiesen worden seien. Die ungarischen Behörden hätten den Vertriebenen nicht einmal Zeit gegeben, ihre häuslichen Angelegenheiten zu ordnen, sondern sie von der Polizei sogleich auf den Bahnhof gebracht. Dabei seien Fälle vorgekommen, in denen kleine Kinder von ihren Eltern getrennt worden seien. Manche Familien hätten sich erst nach einigen Tagen wieder in der südslawischen Grenzstation zusammengefunden. Die Nachricht von der Ausweisung südslawischer Staatsangehöriger aus Ungarn hat die gereizte 'Stimmung noch verschärft, obwohl man in Südslawien in ähnlicher Weise mit den Ungarn verfährt.
SludemerwrEe in Budapest
Budapest, 8 Dez. Zum Protest gegen die Ausweisungen aus Südslawien veranstalteten die Studentenvereinigungen eine Kundgebung, an der die gesamte Professorenschaft und über 1000 Studenten teilnahmen. Die Studenten zogen darauf durch die Straßen und versammelten sich vor dem ungarischen Nationaldenkmal, wo sie die Nationalhymne sangen.
Teilergebnisse der Wahlen in der Sowjemnlou
Moskau, 8. Dez. Nach Angaben des Zentralwahlausschusscs lagen bis Freitag die Wahlergebnisse aus 72 894 Dörfern vor. d. h. aus 68 Prozent der Gesamtzahl der Landgemeinden. Dis Wahlbeteiligung betrug über 83 Prozent gegenüber 70,4 Prozent bei der vorigen Wahl. Gewählt wurden 889 702 Vertreter, davon über 26 Prozent Frauen. Von den Gewählten gehören 18,8 Prozent der Kommunistischen Partei Sowjetrußlands an. Weiter liegen die Ergebnisse aus 214 Städten und Arbeitersiedlungen vor. Dort betrug die Wahlbeteiligung fast 90 Prozent gegenüber 76,6 Prozent bei den letzten Wahlen. 21499 Abgeordnete wurden gewählt, davon fast 31 Prozent Frauen. Von den Gewählten gehören 39,4 Prozent der Kommunistischen Partei am
Eine neue Wendung im rav Lindbergh? «
Neuyork, 8. Dez. Blättermeldungen zufolge ist im Fall Lindbergh eine neue überraschende Wendung eingetretem Danach soll ein früherer Sträfling, namens Robert Wildy, auf dem Sterbebett gestanden haben, das Lindbergh-Kind entführt- und getötet zu haben. In dem Geständnis, das in Anwesenheit von Zeugen niedergeschrieben und von diesen durch ihre Unterschrift bestätigt worden sei, habe Wildy erklärt, das Verbrechen sei ein „Racheakt an den Reichen" gewesen. Er habe das Kind nicht töten wollen. Das Kind habe aber geschrien und er habe ihm deshalb zwei Schläge versetzt. Nach der Tat habe er sich nach dem Westen der Union begeben, ohne sich um das ausgesetzte Lösegeld zu bemühen.
Wildbad, 10. Dezember 1934.
Befriedigendes Sammelergebnis. Die anläßlich des „Tages der nationalen Solidarität" hier durchgeführte Sammlung hatte ein sehr erfreuliches Ergebnis: 544.60 Mark haben die Sammler zusammengebracht. Es hat sich gezeigt, daß es auch hier nicht umsonst war, die Spitzen von Staat und Partei für die gute Sache einzusetzen. Den Spendern und den Sammlern gebührt herzlicher Dank. Fz
Scheiden tut weh. In etwa 3 Wochen soll das Lager des freiw. weiblichen Arbeitsdienstes Wildbad verlassen, nachdem es ein Jahr hier war. Nicht viel anders war es mit dem freiwilligen männlichen Arbeitslager, auch dieses blieb nicht lange im gastlichen Wildbad, dessen Bürgermeister und Stadträte sich immer wieder bemüht haben, daß Umtrieb in unsere Mauern kam. Nun ist auch diese Episode vorbei und viele werden sich fragen, was nun? Der Grund für den Wegzug des Lagers ist der hiesige Mangel an Ackerfläche, denn Garten und Landwirtschaftsbetrieb gehört zum Umtriebsplan im Lager. Hoffentlich gelingt es bald Ersatz in irgend einer Form nach Wildbad zu erhalten. Im Sommer kann es gewiß nicht schaden und im langen Winter nur nützen.
Der „Kupferne Sonntag"
Während in den letzten Jahren nur der silberne und der goldene Sonntag für den Ladenverkauf freigegeben waren, erstreckt sich diesmal die Verordnung auch auf den sogenannten „kupfernen" Sonntag, d. h. den dritten Sonntag vor dem Fest. Mit dem kupfernen Sonntag begann da und dort der eigentliche große Weihnachtsverkauf. Vis dahin haben sich ja die meisten Menschen damit begnügt, erst einmal alles Angebotene zu sichten. Als „Sehleute" zogen sie in Scharen vor den Schaufenstern vorüber, betrachtend, erwägend, aber meist noch nicht kaufend. „Es hat noch Zeit", sagten sich die meisten. Nun aber beginnt immer stärker der eigentliche Verkauf. Besonders Kluge warten mit ihren Weihnachtseinkäufen nicht bis zur letzten Weihnachtswoche, da sich in den Geschäften alles drängt und man nicht mehr das bekommt, was man gern haben möchte. Jetzt hat jeder noch die Auswahl, jetzt haben die Verkäufer noch Zeit, jeden einzelnen in Ruhe und mit Sachkenntnis zu bedienen und zu beraten. Die wenigsten Menschen betreten völlig unvorbereitet ein Geschäft, gerade in der Vorweihnachtszeit wollen sie vorher bereits einen Ueberblick über Waren und Preise gewinnen, um in Ruhe ihren Etat überschlagen zu können. Von den vielfachen Werbemöglichkeiten hat sich die Zeitungsanzeige immer wieder als unentbehrlich erwiesen, und selbst diejenigen, die vorübergehend ihren An- zeigenetat einschränken mußten, kommen, wenn sie auf ein gutes Weihnachtsgeschäft rechnen wollen, ohne die Werbung durch die Zeitungsanzeige nicht aus. Der Inseratenteil der Zeitung ist. insbesondere in der Weihnachtszeit, der „Fahrplan" des Kä ufers .
Preisangebote werben verglichen, reizen zum Besuch des Geschäfts und führen schließlich zum Kauf. Der „kupferne Sonntag" war für den Käufer der Beginn des Weihnachtseinkaufs, für den Geschäftsmann der Mahner zu intensivster Werbung.
Württemberg
Das Verfahren gegen Lavdesbischos D. Wurm eingestellt
Stuttgart, 8. Dez. Kirchenamtlich wird mitgeteilt: Das von der Staatsanwaltschaft gegen Landesbischof D. Wurm und Oberkirchenrat Dr. Schauffler, Stuttgart, eingeleitete Ermittlungsverfahren ist durch Einstellungsbeschluß beendet worden. Damit ist festgestellt, daß sich beide Herren keiner ehrenrührigen und strafbaren Handlung schuldig gemacht haben.
Zer Ausbau der WirWstsgriiW Einzelhandel
Meldeverfahren zum Gefamtverband >des deutschen Einzelhandels.
Von der Arbeitsgemeinschaft des Württ. Einzelhandels, Stuttgart, wird uns geschrieben:
Durch die Anordnung des Reichswirtschaftsminifters vom 18. September ds. Js. ist der Gesamtverband des deutschen Einzelhandels als die alleinige Vertretung der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel anerkannt und allen Einzel- Handelsbetrieben die gesetzliche Verpflichtung auferlegt worden, sich bei diesem Gefamtverband des Deutschen Einzelhandels anzumelben. Präsident des Gesamto-erbandes ist der Reichsbe-auftragte für den deutschen Einzelhandel, Pg. Dr. Franz Hayler, München, einer der allerältesten Kämpfer der Partei, der schon am 9. November 1923 mit «unserem Führer vor der Feldherrnhalle stand.
Pg. Dr. Hayler hat inzwischen und zwar unter dem 20. Oktober eine Anordnung über Las Meldeverfahren bei der Wirtschaftsgruppe Einzelhandel (Gefamtverband des deutschen Einzelhandels) erlassen. Aus dieser Anordnung ergibt sich in Verbindung mit der eingangs bereits erwähnten Anordnung des Reichswirtschaftsministers folgendes:
Meldepflichtige sind alle Einzelhandelsbetriebe ohne Rücksicht darauf, ob sie bisher bereits einem anerkannten Einzelhandelsverband fachlicher oder regionaler Gliederung angehörten oder nicht. Einzelhändler im Sinne der Anordnung sind jeder Unternehmer und jedes Unternehmen, die Einzelverkauf von Waren aller Art an Verbraucher oder daneben an Weiterverarbeiter, gewerbliche Verbraucher oder behördliche Großverbraucher betreiben; sei es nun in offenen Verkaufsstellen (z. B. Läden, Etagengeschäften), fei es auch im Wege des Versands oder durch Reisende, Vertreter usw.).
Für einzelne Gruppen des Einzelhandels sind aber besondere Anweisungen getroffen:
1. Mitglieder des Rekofei, Reichsverband deutscher Kaufleute des Kolonialwaren-, Feinkost- und Lebensmittel- Einzelhandels e. V., brauchen sich nicht unmittelbar bei den Meldestellen des Gesamtverbandes (GDE) zu melden. Sie werden durch den Rekofei in den GssamtoerbanÄ überführt, brauchen also auch keine besondere Aufnahmegebühr zu zahlen.
2. Apolhekenbelriebe. Hier erfolgt die Erfassung ebenfalls «ausschließlich durch die Standesgemeinschaft Deutscher Apotheker.
3. Betriebe die zur Reichskuilurkammer gehören (Buchhandlungen, Musikalienhandlungen) sowie Betriebe, die ausschließlich zum Reichsnährstand gehören (reine Land? Handelsgeschäfte), sind zum Gesamtverband des deutschen Einzelhandels nicht meldepflichtig,
4. Handwerksbetriebe, die nebenbei auch Einzelhandel betreiben, sind dann meldepflichtig, wenn ihr Einzelhandel- Umsatz mehr als 50°/o ihres Gesamtumsatzes oder mindestens 3000 Mark im Jahr beträgt. Die Erfassung dieser Betriebe erfolgt über auf dem Wege über die Kreishand wevkerschaften und Obermeister der einzelnen Innungen.
5. Gemischkwarengefchäfte brauchen sich nur einmal anzumelden, und dabei ist zu berücksichtigen, daß Gemtscht- warengefchäfte, die auch Kolonialwaren und Lebensmittel führen und als solche dem Rekofei angehören, vom Rekofei unmittelbar in den Gefamtverband überführt werden. Sie brauchen sich also weder bei einer örtlichen Meldestelle noch bei einem Fachverband gesondert anzumelden und an diese Stellen die Meldegebühr zu zahlen.
Die Durchführung des Meldeverfahrens erfolgt, soweit die betreffenden Einzelhandelsbetriebe bisher bereits Fachverbänden des Einzelhandels angehörten, Wer diese Fachverbände. Zur Erfassung aller übrigen bisher nicht organisierten Einzelhändler hat der Präsident des GDE Meldestellen eingesetzt. Für den Bezirk Württemberg-Hohenzollern ist Meldestelle die Arbeitsgemeinschaft des Württ. Einzelhandels. Stuttgart-S. Tübingerstraße 5
Die Arbeitsgemeinschaft Ihrerseits hat nunmehr für jeden Oberamtsbezirk bezw. Kreis Meldenebenftellen bestimmt. Für das Oberamt Neuenbürg ist Karl Plappert, Wildbad, Eberhard-Drogerie beauftragt.
Den meldepflichtigen Einzelhändlern «geht innerhalb der Meldefrist, die am 12. November begonnen hat und bis zum 8. Dezember läuft, ein Fragebogen in zweifacher Ausfertigung zu. Dieser Fragebogen ist ausgefüllt an den zuständigen Kreisführer des Einzelhandels in einem Exemplar einzureichen, und an ihn ist auch die Aufnahmegebühr und zwar 1 Mark für die bisher bereits organisierten Einzelhändler bezw. 4 Mark für die bisher noch keinem Fachverband des Einzelhandels angehörigen Einzellandelsbetriebe zu entrichten. Sofern der eine oder andere Einzelhändler diesen Fragebogen nicht unmittelbar von der Arbeitsgemeinschaft des Württ. Einzelhandels erhalten sollte, mag er sich an den für ihn zuständigen Kreisführer des Einzelhandels (siehe obige Aufstellung) wenden. Dort erhält er dann die Fragebogen. Bei der Abgabe des Fragebogens und der Entrichtung der Meldegebühr erhält jeder Einzelhändler dann die Plakette mit dem Vermerk „Gemeldet beim Gefamtverband des deutschen Einzelhandels" durch die Meldestelle ausgehändigt.
Es sei abschließend noch einmal darauf hingewiesen, daß es sich bei der Abgäbe dieser Meldung nicht um irgendeine freiwillige, in das Ermessen jedes Einzelnen gestellte Angelegenheit handelt, sondern um eine auf dem Reichsgesetz vom 27. Februar Ls. Js. und der Anordnung des Reichswirtschaftsministers vom 18. September ds. Js. beruhende Verpflichtung, Die einzelnen Wirtfchaftsgruppen und die zu ihrer Vertretung berufenen Verbände sind ein Glied der deutschen Wirtschaft und des nationalsozialistischen Wirtschaftsau fbaus. Ihre Aufgaben sind nicht Interessenvertretung im früheren liberalistischen Sinn, sondern Pflichterfüllung gegenüber dem Volksganzen auf dem der einzelnen Gruppe zugewiesenen Gebiete.