Eine Frau., die alte Klage über den Gatten, der seine Familie über seinem Beruf vernachlässigt, Herbert Wengsr hatte schon den Füllhalter in der Hand. Und schrieb:

Alte Leserin 100: Haben Sie Geduld mit Ihrem Gat­ten! Gewiß meint er es gut mit Ihnen, denn für wen sonst sollte er so schaffen und erwerben, wenn er dabei nicht an Sie dächte? Vielleicht fehlt Ihnen, liebe Leserin, nur ein Kind, das Sie über einsame Stunden hinwegtrösten könnre, vielleicht aber auch behandeln Sie Ihren vielbeschäftigten Gatten falsch. Seien Sie nachsichtig, besonders wenn cr abgespannt von der Arbeit heimkommt, aber reden Sie in einer stillen Stunde doch einmal offen mit ihm, nicht da­rüber, daß er Sie vernachlässige, sondern darüber, daß er seine Gesundheit so wenig schont. Ueberlisten Sie ihn mal mit einem kleinen Spaziergang, mit einer Einladung, es gibt da viele Wege. Kein Mann, auch der Ihre nicht, wird ernstlich böse sein, wenn Sie ihn mit Liebe und Schalk­haftigkeit auch einmal von seinem Büro fernhalten. Und vor allem, halten Sie den Kopf hoch!" Herbert überlas seine Antwort und nickte. Wenig später knackte der Licht­schalter, der Raum lag im Dunkel. Herbert Wenger, der Briefkastenonkel, ging müde die Treppe zu seinem Schlaf­zimmer hinauf.

Schon am nächsten Abend aber saß er wieder seit zehn Stunden an seinem Schreibtisch. Die junge Stenotypistin war längst gegangen. Der Füllfederhalter glitt über das Papier. Eine schwierige Armenrechtsfrage war zu be­arbeiten. Das Telephon brachte einen eiligen Redaktions­auftrag. Willst Du nicht gleich erst zum Abendbrot kom­men, Herbert?" rief Wengers Frau aus dem Hinteren Wohnzimmer.Noch keine Zeit!" war die etwas ungeduldige Antwort.Wieso keine Zeit? Keine Zeit zum Abendbrot? Nun, komm schon!" Unwillig unterbrach er seine Arbeit.

Ich wollte Dir eigentlich vorschlagen, heute abend mit mir in das Theater zu gehen!" sagte die junge Frau, wäh­rend sie ihrem Gatten die Aufschnittplatie reichte.Kommt gar nicht in Frage!" knurrte Wenger kauend.Außerdem wird die Vorstellung ausverkauft sein, ich würde keine Karten mehr bekommen!" setzte er mit dem Gefühl der lleberlegenheit hinzu.Ich habe schon Karten besorgt!" entgegnete seine Frau leise.

Herbert Wenger horchte auf. Er sah seine Frau an. Wie hübsch ihr diese Röte des Ertapptseins zu Gesicht stand. Aber wer werktelte da eigentlich im Arbeitszimmer her­um?Was rumort da so, Tritt?"Die Reinemachefrau, ich habe sie eben gerufen, weil Du doch wegen des Thea­ters heute abend nicht arbeiten wirst. Bitte!"Nr, höre mal an! Du sperrst mich ja regelrecht aus! Was soll denn das heißen. Ich habe eben noch zu arbeiten!"

Du denkst gar nicht ein bißchen an Deine Gesundheit, Herbert!"

Quatsch, Gesundheit! Schließlich arbeite ich doch für Dich und mich und für unsere Zukunft, wie?"

Gewiß, Du bist ja auch wirklich sehr fleißig, Du hast Er­folge, unsere Einnahmen sind gut, sie steigen sogar, aber"

Was aber?"

Laß mich doch nicht jeden Abend allein, Herbert. Viel­leicht kannst Du Dir eine zweite Schreibkraft nehmen, aber spanne doch einmal aus.Und außerdem hast Du mir doch selbst den Rat gegeben, es so zu machen, einfach Thea­terkarten und die Reinemachefrau zu bestellen, damit Du mal zu etwas anderem kommst!"

Ich hätte Dir das geraten? Mich mit der Reinemache­frau aus dem Arbeitszimmer zu vertreiben, mir Theater­besuche zu diktieren, das hätte ich Dir ..." Warum eigent­lich lächelte die kleine Frau jetzt plötzlich?

Nun, im Briefkasten, weißt du nicht! Die Anfrage unter Alte Leserin 100" war doch von mir!"

Zusammen mit dem reifen Eongschlag der Uhr nebenan, sieben vollen Tönen, klang das Lachen des Briefkastenonkels durch das kleine Haus.

Gibt es das?

Skizze von Ernst Vellermann.

Not brauchte Otto Noll nicht zu leiden. Seine Stelle als Nnwaltssekretär ernährte ihn. Allerdings nicht üppig. Er zählte Mitte Zwanzig, und die Frau lebte ihm längst im Blut wie in Gedanken. Trotzdem hatte er einmal die Gele­genheit zur Heirat Vorbeigehen lassen. Eine vermögende Witwe. Denn er war ein hübscher, schlanker Junge. Sie lockte ihn nicht. Nicht, weil sie etwas älter war. Doch er träumte von einem Jungfräulein, das ihm gegenüber wohnte und die Tochter eines Arztes war. Kaum in Blüte und entzückend. Unerreichbar für Otto Noll, den mittello­sen Schreiber.

So trug er denn die fülle Liebe mit sich herum, fühlte sich den einen Tag glücklich, wenn erSie" sah und grüßen ourfte, und den anderen unglücklich, wenn er sie nicht zu Gesicht bekam; pries sich gestern selig, weil er ihr so nahe wohnte, verhöhnte heute sich selbst über seine altmodischen, aussichtslosen Gefühle und bildete sich morgen ein, daß er ihr nicht ganz gleichgültig sei, denn sie dankte seinem Gruß mit anmutiger Wärme. Dann fing er von vorne an: unzeit­gemäße Dummheit, Wahnsinn, dem länger nachzuhängcn! Das Richtige: ausziehen! vergessen!

Sie fährt im Auto ich geh auf geflickten Sohlen. Sn führt das Racket zum Vergnügen ich klopfe die Maschine, um mir das tägliche Brot zu verschaffen. Wenn ich auch ein Auto hätte und Tennis spielen könnte, dann wäre sie wohl zu gewinnen. Sie die Meine? Ein törichter Traum! Erfül­len sich Träume je? Gibt es das? Wir wollen sehen.

Otto suchte, durch ein Unwohlsein gezwungen, eine vor­nehme Gaststätte aus. Auf der Glasplatte überm Wasch­becken sah er zwei Ringe, einen großen Tafelsmaragd und einen großen Brillanteinsteiner. Ein Elücksgefühl durch­zuckte ihn. Herrliche Erfüllungsmöglichkeiten blinkten vor ihm. Er ermannte sich schnell. Tollheit solche Gedanken! Beim Besitzer des Lokals ließ er sich melden und lieferte die Ringe ab. Seine Anschrift sollte er nennen, wegen des Finderlohnes. Er nannte sie gern. Eine Aufstockung seines Monatsgehaltes wäre ihm nicht unlieb.

Am nächsten Tage kam ein alter, vornehmer Herr zu ihm. Sehr vornehm, sehr liebenswürdig. Er musterte den Finder aufmerksam und ließ sich seine Lebensumstände erzählen und seine Zukunftshoffnungen. Nun, da war nichts Beson­deres zu sagen.

Der Fremde zog seine Brieftasche.Den Finderlohn!" sprach er und legte ein paar ansehnliche Banknoten auf den Tisch.

Obwohl der Anblick Otto wonnigen Schrecken verursachte, entglitt ihm doch eine heftige Geste der Abwehr.

Der Herr hielt inne. Besann sich ein wenig.Ein Vor­schlag. Herr Noll! Sie gefallen mir. Sie sind klug, ehrlich und anständig. Das habe ich wohl bemerken können. Ich bin alt, vergeßlich, und es passieren mir oft ähnliche Ge­schichten wie mit den Ringen. Dabei reise ich aber gern. Wenn Sie Ihre Stellung aufgeben, mit mir kommen und mich betreuen wollen, schlagen Sie ein! Sie sollen es nicht bereuen, mir altem Manne mehr zu sein als ein bezahlter Diener." ._-

« GW

Deutsche Saar

Viktor Vurdott-Berlin, der Meisterschüler Professor Hugo Le­derers, hat eine Plastik geschaffen, die der deutschen Saar ge­widmet ist.

Otto nahm freudig an. Abgesehen von allem, war das ja die beste Gelegenheit, das unerreichbare Jungfräulein zu vergessen...

Er sah die Welt, er lernte Menschen kennen. Nach zwei Jahren starb sein Gönner und hinterließ ihm einen großen Teil seines Geldes.

Nun war der Traum soweit erfüllt. Otto besaß ein Auto, er spielte auch Tennis. Wenn er an das gewisse Jungfräu­lein dachte, wellte über sein Herz immer noch eine sehn­süchtige Wärme.

Er ging zu ihrem Vater, erzählte ihm sein erlebtes Mär­chen, dem der rechte Schluß fehlt, und fragte, ob seine Toch­ter frei, ob er um sie werben dürfe. Denn jetzt hatte er Selbstbewußtsein und wollte weder Umwege noch Um­schweife. Der Arzt war ziemlich verwundert über den selt­samen Bewerber, antwortete aber:Mein Kleine ist noch frei. Sie hat kürzlich einen vorteilhaften Antrag abgewie­sen. Zu meinem Bedauern. Manchmal habe ich sie im Ver­dacht, es spukt ein Bestimmter bei rhr im Herzen herum. Wer kennt sich in jungen Mädchen aus! Jedenfalls seien Sie morgen mittag mein Gast! Ich kenne Sie ja auch etwas als einstigen Nachbarn."

Als das junge Mädchen am nächsten Tage ins Eßzimmer trat und eines Gastes Rücken bemerkte, befremdete es sie nicht. Der Vater brachte öfters unangemeldete Mittagsgä­ste, Patienten von auswärts Doch als sich der heutige, der so schlank und elegant dastand, umdrehte, wurden ihre Au­gen groß und ihre Wangen erst blaß und gleich darauf rot.

Der Vater merkte, daß sein Verdacht begründet gewesen. Und Nolls Selbstbewußtsein war so stark, daß seine Blicke ihr wie ein entzündetes Raketenbündel zustrahlten: Ich Hab dich lieb!

Das Märchen hatte sein gutes Ende.

Anekdoten um den Alten Fritz

Die Element-e

Als dieMontgolfiere", der erste Luftballon, erfunden war­nen war und ihr Erfinder, Montgolfier, in Frankreich weitere Versuche unternahm, sagte eines Tages der Alte Fritz zum fran­zösischen Gesandten:Nunmehr sind also die Elemente ziemlich verteilt. Rußland verbreitet seine Herrschaft über die Erde, Frankreich will der Luft gebieten, England beherrscht das Wasser da bleibt mir also nur übrig,Feuer" zu komman­dieren."

Alle Wege..."

Als dem Grafen Schafgotsch durch den Tod seines Oheims die bedeutende Herrschaft Schlackenwerde unter der Bedingung zugefallen war, daß er zur katholischen Kirche übertrete, machte er diesen seinen Entschluß, den Willen des Erblassers zu er­füllen, dem Alten Fritz bekannt. Der König genehmigte das Vorhaben mit der Antwort:

Alle Wege führen zum Himmelreich. Ew. Liebden haben den über Schlackenwerde genommen. Ich wünsche glücklich« Reise."

»Ausbruch der Jugend"

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MM

einer Audienz

Eine Offiziersfrau beklagte Alten Fritz

Majestät, mein Mann mißhandelt mich." ' ^

Das geht mich nichts an."

Aber er schimpft auch über Jhro Majestät."

Das gehr Sie nichts an."

Die Audienz war beendet.

In Ungnade H

Der General von Wobersnow war, eines übereifrigen Streik ches wegen, beim Alten Fritz in Ungnade gefallen, ohne sie ver-U dient zu haben. Alle Versuche der Freunde, den König zu br sänftigen, waren vergeblich.

Da begegnete dines Tages der General dem König. Er blich ' stehen und grüßte ehrerbietig. Doch der Alte Fritz drehte ihin^ schroff den Rücken zu.

Ich sehe mit Freuden", sagte General Wobersnow,daß Eure Majestät aufgehört haben, mein Feind zu sein."

Was will Er damit sagen?" fragte der Alte Fritz barsch. , Denn Jhro Majestät haben noch nie einem Feinde den 1 - Rücken gekehrt." , H f

Dies Wort wirkte. Der General wurde wieder in Gnaden Z -

Rundfunk

Programm des Neichssenders Stuttgart j i

- > '

Sonntag, S. Dezember:

, 6.35 Aus Hamburg: Hafenkonzert

8.15 Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten 8.25 Nach Frankfurt: Gymnastik (Elucker)

8.10 Bauer, hör zu!

9.00 Aus Mannheim: Katholische Morgenfeier

9.15Der alte Herd"

10.00 Feierstunde

10.30 Louis Hobbaterre Le Romain

10.15 Deutsches Volk Deutsches Erbe

11.30 Aus Leipzig: Joh. Seb. Bach 12.00 Aus Köln: Mittagskonzert 13.00 Kleines Kapitel der Zeit

13.15Aus Bergen und Tälern"

11.00 Aus Frankfurt: Kinderstunde: Unser großes Weihnachts Preisrätsel!

15.00Sang und Klang"

15.15 Stunde des Handels und Handwerks 16.00 Aus Breslau: Nachmittagskonzert 18.00Schmücket die Frauen!"

18.15Skifahren, das ist lustig!"

19.15Gedichte, die mich erreichten!"

19.15 Sportbericht 20.00 Zur Unterhaltung

21.30 Aus Köln: 8. Meisterkonzert des deutschen Rundfunks

22.15 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht

22.30 Internationale Eishockey-Kämpfe: BSC. Oxford

22.15 Aus Breslau: Tanzmusik

21.00 Aus Frankfurt: Nachtmusik.

Wochentags regelmäßig wiederkehrendes Programm 6.00 Bauernfunk und Wetterbericht ( ^

6.10 Choral Morgenspruch ^

6.15 Nach Frankfurt: Gymnastik 1 (Elucker)

6.15 Zeitangabe, Wetterbericht, Frühmeldungen

7.00 Frühkonzerl ,

8.30 Aus Stuttgart (nach Frankfurt): Gymnastik 2 (Elucker)

8.15 Wetterbericht, Wasserstandsmeldungen 10.00 Nachrichten

11.15 Funkwerbungskonzert der Reichspostreklame Stuttgart 11.15 Wetterbericht und Bauernfunk

13.00 Aus Stuttgart (nach Frankfurt): Zeitangabe, Saardienst

13.05 Nachrichten, Wetterbericht

20.00 Aus Stuttgart: Nachrichtendienst

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht

Montag, 16. Dezember:

10.15 Deutsches Volk Deutsche Arbeit

10.15 Kleine Stücke für Violine und Klavier 11.00 Liederstunde

12.00 Nach Frankfurt: Mittagskonzert

13.15 Nach Frankfurt: Die deutsche Spieloper ft

15.10 Saarländische Dichter - ,^'ft

15.30 Land um den Bodensee ^

16.00 Aus Mannheim: Nachmittagskonzert

18.00 Die Saarausstellung der württ. HI.

18.30 Arbeiter und Studenten singen!

19,00 Aus Kassel: Unterhaltungskonzert

20.10 Aus Frankfurt: Volk und Wirtschaft an der Saar

20.30 Glück im Kreislauf

21.30Frohsinn und Leid aus der Cembalo-Zeit" --

22.30 Operetten-Querschnitte 21.00 Nach Frankfurt: Nachtmusik.

Dienstag, 11. Dezember

10.15 Englisch Unterstufe

10.15 Aus Karlsruhe: Liederstunde, Johannes Brahms - t'

12.00 Aus Frankfurt: Mittagskonzert ' -i'

13.15 Aus Frankfurt: Mittagskonzert '

15.30 Märchenstunde :v'' '

16.00 Unterhaltungskonzert /

18.00 Französischer Sprachunterricht " '

18.15 Aus Frankfurt: Aus Wirtschaft und Arbeit

18.30 Aus deutschen Märchenopern

18.15 Programmaustausch Schweden Deutschland: Perlen

schwedischer und deutscher Volkslieder ^

20.15 Aus Stuttgart: Festkonzert der SS.

22.30 Deutsche Walzer

23.00 Aus Kopenhagen: Moderne Tanzmusik 21.00 Aus Frankfurt: Nachtmusik. ^

Mittwoch, 12. Dezember: . - .

10.15Kennst du dein Vaterland?"

10.15 Jos. Haydn: Sonate Es-Dur für Klavier ---

11.00 Lieder von Karl Eichhorn 12.00 Nach Frankfurt: Mittagskonzert

13.15 Nach Frankfurt: Operettenklänge

15.15 Tante Näle erzählt

15.30 Blumekstunde

15.15 Tierstunde

15.55 Aus Frankfurt: Bunter Nachmittag 18.05 Lernt morsen!

18.15 Kurzgespräch

18.30 Galante Kleinigkeiten 19.20Von der Wiege bis zur Waage"

20.10 Aus Stuttgart: Unsere Saar Den Weg frei zur Ver­ständigung

20.15 Aus Frankfurt: Stunde der jungen Nation: Deutsche Hel­denlieder

21.10 Konzert

22.30Wer schaltet da seinen Lautsprecher aus!"

21.00 Aus Frankfurt: Nachtmusik.