Die Ermordung des dritten Generalsekretärs der kommunistischen Partei Sowjetrußlands kommt offensichtlich den Sowjetgewalthabern und vor allem der GPU. überaus gelegen. Der ermordete Kirow gehörte zu dem Kreis der engsten Mitarbeiter Stalins. Also mutzte nach Meinung der GPU. das Attentat auf politische Beweggründe zurückgehen, obwohl bis heute der verhaftete Täter kein positives Geständnis dafür abgelegt hat. Nach dem bisher vorliegenden Bericht hat er lediglich die Tat zugegeben. Dabei ist es auch in Sowjetrußland durchaus möglich, datz persönliche Dinge mit hineinsprechen können,' denn auch unter dieser roten Elite menschelt es zuweilen recht tüchtig, namentlich wenn es sich um Frauen handelt. Wenn aber die Moskauer Telegraphenagentur sich nunmehr in dunklen Andeutungen angeblich überall bestehender antibolschewistischer Verschwörungen ergeht, so sind wir durch die Erfahrungen der letzten Jahre genügend darüber belehrt worden, was davon zu halten ist. Die GPU. braucht dieses Verschwörungsgerede, um im Sinne und Interesse Stalins die Parteiorganisationen zu säubern. Vor allem geht es jetzt der Politischen und der Eeheim-Polizei an den Kragen, denen man allgemeines Versagen vorwirst, weil sie den Mord an Kirow nicht verhindert haben. Und da man gleich beim Aufräumen begriffen ist, werden die Sowjetbeamten im ganzen einer fürchterlichen Musterung unterzogen. 66 Personen wurden bereits hingerichtet.
Berliner Brief
„Es weihnachtet sehr..." — Die Liliputanerstadt im Lustgarten — Erotze Erweiterung des Nachtverkehrs
Niemand wird etwas anderes erwartet haben: Berlin ist von Kopf bis zu Fuh auf Weihnachten und nur auf Weihnachten eingestellt. Wo man hinschant, wo man hinkommt, wen man auch trifft, alles dreht sich um das große Fest, das jedem Berliner am Herzen liegt, wie jedem Deutschen. Die Schaufenster strahlen schon fast ausnahmslos in weihnachtlichem Glanze, in den Schallplattengeschäften hört man nur noch Weihnachtslieder, Weihnachtschöre und Weihnachtsmusik, und in den Augen der Kinder ist schon ein bißchen von jenem Glanz, der am Heiligen Abend zu großem Leuchten aufstrahlt.
Berlin — gemeint sind hier auch die Behörden, insbesondere der Berliner Magistrat — hatten außerordentliche Anstrengungen gemacht, um dieses Weihnachtsfest zu einem ganz besonderen, noch nicht dagewesenen zu machen. Am Lustgarten, der im Nachkriegs-Berlin fast alle großen politischen Demonstrationen gesehen hat und einst die Zerrissenheit des deutschen Volkes spiegelte, wie er jetzt an den großen nationalen Festen des ersten Mai und am Erntedanktag die Einigkeit des deutschen Volkes sieht, ist soeben die große Weihnachtsstadt, verbunden mit einem alt- historischen Berliner Christmarkt, fertiggestellt worden.
Diese Weihnachtsstadt ist etwas so Schönes und Einmaliges, daß man wünschen möchte, jedes deutsche Kind hätte Gelegenheit, darin spazieren gehen zu können und tausend bunte Kinderträume verwirklicht zu sehen. Man denke nur: eine große und weitläufige Liliputanerstadt ist aufgebaut worden. Sie ist von einer richtigen, netten Stadtmauer umgeben, wie sie die mittelalterlichen deutschen Städte hatten und an den Eingangstoren wird Wache gehalten. Man gelangt dann auf einen altertümlichen Marktplatz mit merkwürdigen, windschiefen Giebel- und Fachwerkhäusern ringsum, richtige Puppenhäuser, und die Menschen, die in diesen Häusern vorübergehend wohnen und die für ein paar Wochen die eigentlichen Bürger der Weihnachtsstadt sind, reichen uns Erwachsenen gerade bis zum Nabel: es sind Liliputaner, die man aus vielen Trupps zusammengestellt hat, um sie in der erforderlichen Menge zur Verfügung zu haben. Winzige K^rle versehen als Schupos den Dienst in der Weihnachtsstadt und die Berliner Schupo hat genug Humor, um die vorübergehende Konkurrenz dieser Knirpse lachend zu ertragen.
Ein anderes weihnachtliches, eigentlich vorweihnachtliches Geschenk hat die Berliner Verkehrsgesellschaft den Einwohnern der Reichshauptstadt gemacht: sie hat den Nachtverkehr gewaltig erweitert, eine Menge neuer Linien und Omnibusse einbezogen, sodaß man jetzt eigentlich von einem unaufhörlichen Berliner Verkehr sprechen kann, denn zwischen dem Ende des Nachtverkehrs und dem Beginn des Frühverkehrs liegt nur eine verhältnismäßig kurze Pause, die niemand tief bekümmern kann, wenn er den letzten Bus oder die letzte Straßenbahn versäumt hat.
In der Hauptsache kommt diese Ausdehnung des Nachtverkehrs der Berliner City zugute, die bisher erheblich darunter litt, daß die Leute, die etwas weiter draußen wohnten, bald nach Mitternacht aufbrechen mußten, um noch nach Hause zu gelangen.
Daß auch bereits die Tanzsaison mächtig eingesetzt hat, darf und wird nicht verwundern. Im Gegensatz zum Süden des Reiches beginnt hier die Tanzsaison, also die Ballsaison viele Wochen vor Weihnachten und vor Faschingsbeginn. Wenn in Berlin der Fasching heranrückt, dann merkt man das hier deshalb so wenig, weil einfach weitergetanzt wird. Auch Faschingsende bedeutet in Berlin noch nicht das Ende der Dallsaison, das Ende stellt sich hier irgendwie von selber ein, man weiß nicht wie. Vorläufig wird in Berlin fleißig und ewig getanzt, um nach Weihnachten in Form zu sein.
Gesetz über die llnierknnsl bei Paulen
Berlin, 6. Dez. Infolge des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Reichsregierung hat die Zahl der Arbeiter stark zugenommen, die während ihrer Beschäftigung bei großen Bauvorhaben außerhalb ihres Wohnortes an der Baustelle selbst untergebracht werden muffen. Die Baustellen liegen bei Wasserstraßen-, Landgewinnungsarbeiten und andere meist im freien Gelände. Für viele Arbeiter ist es nicht möglich, täglich ihre entfernte Wohnstätte aufzusuchen, insbesondere da für diese Arbeiten häufig auch Arbeitskräfte aus den Großstädten und sonstigen arbeitspolitisch schwierigen Gebieten herangezogen werden. Die Reichsregierung legt entscheidenden Wert darauf, datz diesen Volksgenossen angemessene Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Dem von der Reichsregierung verabschiedeten Gesetz zufolge müssen die Unternehmer den in Frage kommenden Arbeitern Unterkünfte in der Nähe der Baustelle beschossen. Zu einem Teil werden Räume in vorhandenen Gebäuden dasür benutzt werden können, in sehr vielen Fällen werden aber gemeinsame Unterkünfte behelfsmäßig aufgestellt werden müssen. Jeder Unternehmer eines Baues hat Schlaf- und Aufenthaltsräume bereitzustellen, die nicht nur gegen die Unbilden der Witterung schützen, sondern auch die Arbeitsfreude erhalten sollen. Die Anordnungen im einzelnen wird ser Reichsarbeitsminister in einer Durchführungsverordnung treffen. Als Muster werden die Baracken des freiwilligen Arbeitsdienstes dienen,
ZuMMisulig wegen pMscher VMiigung
Trier, 6. Dez. Der kirchliche Anzeiger für die Diözese Trier Nr. 314 und das oberhirtliche Blatt für die Diözese Speyer Nr. 18 vom 4. Dezember bringen eine Sonderausgabe mit einem bischöflichen Erlaß heraus, der sich gegen die Teilnahme von Geistlichen an der neuen politischen Organisation „Deutscher Volksbund für christlich-soziale Gemeinschaft", die in Saarbrücken kürzlich in Anwesenheit einiger Geistlichen gegründet wurde, wendet. Es heißt darin: Als eine politische Betätigung in viel höherem Matze müssen wir es ansehen, wenn Geistliche sich an einer Versammlung beteiligen, die Len ausgesprochenen Zweck verfolgt, eine neue politische Organisation zu schaffen. Wir sehen uns daher zu unserem Bedauern genötigt, vor aller Oeffentlich. keit festzustellen, daß diese Geistlichen gegen den klaren Sinn und den Geist unserer Verfügung gehandelt haben. Wir erwarten, daß sie in Zukunst das beachten, was ihre Bischöfe verordnet haben.
Die Toten der Galavagoe-3nfeln festsstellt
Los Angeles, 6 Dez. Kapitän Allan Hancock, ein Millionär aus Los Angeles, der sich, wie bereits bekannt nach den Gala- pagos-Jnseln begeben hatte, um die geheimnisvollen LeichenfunLe auf der kleinen Felseninsel Marchena aufzuklären, hat funkentelegraphisch mitgeteilt, daß es sich bei den Toten um den Deutschen Rudolf Lorenz und den Norweger Nug- g'eruud handelt Die beiden Männer sind an den Folgen der Hitze und des Wassermangels zugrunde gegangen.
Neue Ausweisungen vsn Ungarn aus SWaw!en
Budapest, 6. Dez. Das ungarische Telegraphenkorrespondenzbüro teilt mit: In Szeged traf am Donnerstag früh ein neuer Sonderzug aus Südslawien mit ungefähr 1000 ausgewiesenen Ungarn ein. Auch diese mußten alles zurücklaffen und konnten nur einige Kleidungsstücke mit sich nehmen. Drei kleine Kinder mußten ohne Eltern und Angehörige die Reise mitmachen. Sie stammen aus der ersten Ehe der Mutter mit einem Ungarn: da aber die Mutter durch eine zweite Ehe südslawische Staatsangehörige wurde, sind nur die kleinen Kinder als „gefährliche Elemente" ausgewiesen worden. Auch auf beiden Augen blinde Greise wurden ausgewiesen. Nach Erklärungen der Angekommenen warten an den südslawischen Grenzstationen Taufende von Neuausgewiesene unter Aufsicht von Gendarmerie auf den Abtransport nach Ungarn.
Kleine Nachrichten am aLer Welt
Verlängerung des Kriegszustandes in Spanien. Der spanische Ministerpräsident Lerroux erklärte am Mittwoch, datz der Kriegszustand in Spanien, der bereits zwei Monate dauert, um einen Monat verlängert werde.
Der memelländische Landtag einberufen. Der Gouverneur des Memelgebietes hat eine Verfügung unterzeichnet, wonach der memelländische Landtag auf den 13. Dezember zu der angekündigten außerordentlichen Sitzung einberufen wird.
Urlaub für das NSKK. Wie der V. B. meldet, hat Obergruppenführer Hühnlein für die Zeit vom 12. Dezember 1934 bis zum 13. Januar 1935 einen allgemeinen Urlaub für das NSKK. angeordnet.
Eroßfeuer in Hollywood. In der amerikanischen Filmstadt Hollywood ist ein Großfeuer ausgebrochen, und zwar in den Ateliers von Warner Brothers und First National Pictures. In dem Feuermeer ist ein Feuerwehrmann umgekommen. Sieben andere erlitten während der Löscharbeiten schwere Brandverletzungen oder Rauchvergiftungen. Der Sachschaden wird auf 506 000 Dollar geschätzt.
Prinzessin Juliane verlor ein Diamanten-Halsband. Die holländische Thronfolgerin Prinzessin Juliane, eine der Brautjungfern der Prinzessin Marina, hat während ihres Londoner Aufenthalts ein Diamantenhalsband im Werte von 85 000 Mark verloren. Die umfangreichen Bemühungen der Detektive von Scotland Pard, die im Buckingham- Palast und in der Westminster-Kathedrale, sowie auf den Straßen nach dem Schmuckstück gesucht haben, sind bisher erfolglos geblieben.
Postbeamter von Räubern erschossen. In der Woiwodschaft Lublin überfielen zwei unbekannte Männer auf dem Bahnsteig einen Postbeamten, töteten ihn durch zwei Re- volverschüsfe und raubten ihm einen Geldbetrag von 8000 Zloty. Den Räubern ist die Flucht gelungen.
Fünf Arbeiter im Tunnel vom Zuge übersahren. Auf der Bahnstrecke Florenz—Chiusi wurden am Mittwoch 12 Arbeiter, die in einem Tunnel Kabel legten, von zwei aus entgegengesetzter Richtung kommenden Personenzügen überrascht. Sieben Personen konnten sich retten, die anderen fünf wurden vom Zuge zermalmt.
Ein bißchen Freude für den Winter
Zwischen den Doppelfenstern stehen wie eine Reihe kleiner Heinzelmännchen im Winter die Hyazinthen mit ihren kleinen, bunten, spitzen Mützen. Sie sind in den hohen Gläsern aufmarschiert und wie nichts sonst geeignet, dem Menschen Geduld und wieder Geduld beizubringen. Aus dem Warten und treulichen Beobachten des Wachstums durch viele Wochen erwächst die schönste Vorfreude, bis endlich eines Tages die zart duftende Blüte durchbricht und uns an- lächelt. . _ _ , , _
Wer im Winter in seinen Doppelfenstern so ein Stückchen » ' blühender Natur haben will, muß spätestens jetzt beginnen, z E die Blumenzwiebeln auf Gläser zu setzen. Diese werden mit " l Wasser gefüllt, sodaß etwa ein Fingerbreit des Glases leer > bleibt, dann wird die Zwiebel daraufgelegt. Das Wichtigste > ist stets, nur einwandfreie Blumenzwiebeln zu verwenden ! sonst ist alle Mühe vergebens und die Enttäuschung unffö ! größer. Die Zwiebel darf mit dem Wasser nicht in Berührung kommen. Das Verdunsten des Wassers genügt allein, um die zarten weißen Wurzeln hervorzulocken. Die Zrvie-' beln werden mit den bekannten Papiertüten bedeckt und an ! einen dunklen Ort gestellt. Schon nach kurzer Zeit strecken 1 sich die ersten Würzelchen dem Wasser entgegen. Sie wachsen' dann schnell weiter und weiter, bis sie das ganze Glas mit einem feinen Wurzelgezweig erfüllen. Während dieser Zeit müssen die Gläser an einem dunkeln Ort stehen. Sieht man nach, wie weit der Prozeß der Wurzelbildung gediehen ist, so ist stets größte Vorsicht geraten, da die Wurzeln leicht abbrechen, die Zwiebel darf überhaupt nicht berührt werden.
Ist die Wurzelbildung abgeschlossen, so werden die Gläser zwischen die Doppelfenster gestellt. Es ist dabei günstig, solche Fenster zu wählen, die nicht geöffnet werden müssen, was sich ja beispielsweise in zweifenstrigen Zimmern leicht ermöglichen läßt. Auch soll unter dem betreffenden Fenster sich kein Heizkörper der Zentral- oder Etagenheizung befinden. Hier im Doppelfenster, wo die Gläser in Ruhe stehen- !: bleiben, bilden sich im Laufe von ungefähr vier Wochen allmählich kräftige Keime. In dieser Zeit kann man vorsichtig von Zeit zu Zeit das Tütchen abheben und nachschauen, wie weit der Keim gediehen ist. Die jungen Blätter sollen nicht zu lang wachsen. Sobald man den Ansatz der Knospe erkennt, werden die Tütchen entfernt, die das zu frühe Treiben der Blätter verhindern sollen, um die Blüte umso schöner treiben zu lassen. Wenn das Wasser in den Gläsern zu sehr verdunstet, wird die Zwiebel sehr vorsichtig etwas angehoben und Wasser nachgefiillt. Die Blüte entwickelt sich nun langsam und weitere Pflege der Pflanze ist nicht nötig. Es gilt jetzt, Geduld zu haben, und jeder wahre Blumenfreund wird mit Freude das Gedeihen und Wachsen seiner Pfleglinge verfolgen. Vorsicht ist geboten, sobald Frost . einsetzt. Die Gläser werden dann auf das innere Fensterbrett gesetzt, da sonst leicht das Wasser in den Gläsern gefriert.
Brief im Advent
Von Else von Hollander-Lossow.
Ziemlich spät kam der Briefträger. Ursula hatte schon ein paarmal aus dem Fenster gespäht. Endlich klingelte es.
Sie lief zur Tür. Zeitungen kamen, ein Bankbrief für den Vater, eine Postkarte für die Schwester, für sie selber ein ! Brief... aber nicht der erwartete! Sonderbar. Herbert ! schrieb zu jedem Sonntag, — und gerade zum Adventssonntag sollte er nicht schreiben? Von wem war denn der ' Brief? Da ertönte der Messinggong, — sie legte den Brief auf die Diele vor den Spiegel und eilte an den Frühstückstisch.
Eine merkwürdige Beleuchtung hatte das Zimmer. Gegen eine schwarzdunkle Wolkenwand schien die Morgensonne. ^ „Vielleicht gibts Schnee!" meinte der Vater. — „Au fein, wenn Weihnachten Schnee läge, ich wünsch mir doch Skier!" ^ rief der Tertianer. — „Und was für Wetter bestellst du dir, Ursula?" Die Mutter lächelte zu ihr hinüber. Ein schnelles Erröten machte Ursulas Gesicht weich und lieblich.
Es war ja ein Geheimnis zwischen ihr und der Mutier, > um das die anderen noch nicht wußten. Aber daß Herbert nicht geschrieben hatte! Sollte er so viel zu tun haben?
„Du mußt heute noch den großen Adventskranz winden!" erinnerte der Vater, „das Tannengrün ist vorhin schon vom Gärtner gekommen!" — „Seidenband Hab ich gestern schon gekauft", nickte Ursula, „rotes und rote Kerzen, wie immer!"
Ihre ältere Schwester zuckte die Achseln: „Für meinen Geschmack sieht'Silber und Weiß viel feiner aus, aber du klebst eben am Hergebrachten! Weil der Adventskranz immer mit Rot war, muß er so bleiben!" — „Und wenn ich das täte... wäre das etwas Schlimmes?" Ursülas Stimme klang etwas beleidigt. — „Ihr seid doch wirklich doof!" mischte sich der Tertianer ein. „Gelbes Band und gelbe Kerzen sind das einzig Wahre, die riechen doch am besten!"
„Kinder, streitet euch nicht", der Vater zündete sich seine Zigarre an, „beeilt euch lieber, daß wir den Kranz bestimmt , zu unserm Nachmittagskaffee fertig haben. Ich mag das zu i gern, wenn die Wachskerzen duften und der erste Tannen- ! geruch das Haus weihnachtlich durchzieht... Ueber die s Farbe müßt ihr euch schon einigen!" Aber es fiel nicht so I leicht, sich zu entscheiden. Wer sollte nachgeben? In der I Wohnstube neben dem Ofen lag das Tannengrlln in einem r Haufen, aber keines von den Geschwistern hatte so recht. ! Lust, anzufangen. Herausfordernd lagen rote, weiße und gelbe Bänder und Kerzen aus dem Tisch und schienen zum Kampf zu rufen.
Ursula, die zögernd an diesen Tisch getreten war, fiel auf einmal der Brief ein, den sie draußen hingelegt hatte. Der Poststempel unleserlich. Sie trat ans Fenster der Diele, riß ^ den Brief an einem Ende auf. Sah nach der Unterschrift.
Las. Der Brief war von Herberts Schwester, die sie noch nicht kannte, Herbert war mit dem Auto verunglückt.
Ursula hatte keinen Blutstropfen mehr im Gesicht, als » sie zu der Mutter ging und ihr stumm den Brief reichte. „Armes Kind!" Mehr konnte die Mutter nicht sagen. „Aber , er lebt! Es ist... doch noch Hoffnung... Vielleicht .."
„Gerade jetzt!" Ursulas Lippen begannen zu zucken, und plötzlich lag ihr Kopf an der Schulter der Mutter. Die konnte nur streicheln und streicheln. Was sollten Worts nützen? Vielleicht war ein schöngefllgter Plan für immer zerbrochen. Statt voll fröhlichem Verlobungsjubel würde» die Weihnachtstage voll Trauer und Leid sein. „Seine Schwester schreibt ja, der Arzt wird erst heute genau feststellen können, wie der Zustand ist..." »
„Meinst du nicht, Mutter, datz das nur Aufschub, nur t Verschleiernwollen ist? Meinst du nicht, daß Herbert... schon... tot ist?" Ursulas Lippen wehrten sich, das Wort auszusprechen.
Auf einmal riß die Mutter sich zusammen. „Wir telefonieren jetzt sofort seiner Schwester. Wenn es sein mutz, fährst du noch heute hin. Kopf hoch, Ursula! Vielleicht ist es nicht so schlimm! Es soll doch Weihnachten werde», - Kind!" »
„Aber es kommen so viele Menschen so elend llms Le-^ » ben... Der Tod nimmt nicht Rücksicht daraus, ob wir Ai" s vent feiern..." , ...
„Nicht jammern, Ursula! Nicht, ehe du weißt, was ist- ! Vielleicht brauchst du alle Kraft, — vielleicht braucht er all > deine Kraft..." ,
„Was werden die andern sagen?" Ursulas Stimme bebte. ^ Die Mutter nickte ihr zu. „Ich melde jetzt gleich das Gespräch i an! Dann sage ich Vater Bescheid. Versuche du, ganz ruhig ^ zu sein! Noch wissen wir nichts!" Sie hatte die Tochter auf den Sessel niedergedrückt. Jetzt saß Ursula zusammengesunken da. die Lällds vor das EtzMt aMlaatzN. __>