rates ist überraschenderweise auf nachmittags verschoben worden. Zweifellos geht auch aus dieser Verschiebung hervor, daß noch im letzten Zeitpunkt der Versuch gemacht wird, eine weitere Verschärfung der Spannung zu vermeiden. In diesem Sinne arbeiten England, Frankreich und Italien zusammen, wobei allerdings Frankreich auf die südslawische und Italien auf die ungarische Stimmung Rücksicht nimmt.
Die Anklagerede ZeWch's
Genf, 7. Dez. Wie vorgesehen, eröffnete anstelle Venesch's der portugiesische Delegierte Vasconcelles die Sitzung. Er faßte den Sachverhalt der südslawischen Klage noch einmal ganz kurz zusammen und erteilte dann dem südslawischen Außenminister Jeftitsch das Wort. Dieser begann mit der Feststellung, daß der Mord an König Alexander und Varthou in der Welt die größte Erregung hervorgerufen habe, besonders aber das südslawische Volk aufs schwerste erschüttert habe. Das Volk habe seine Würde und seine Kaltblütigkeit bewahrt, aber nur deshalb, weil es noch Vertrauen in die Völkerbundseinrichtungen habe, von denen es erwarte, daß sie den Frieden und die internationale Moral schützen. Von den gleichen Gefühlen beseelt wende er sich nun an den Völkerbund, um vor ihm auf die Verantwortung hinzuweisen, die die ungarischen Behörden auf sich geladen hätten. Dann ging der südslawische Außenminister auf die Einzelheiten der gegen Ungarn gerichteten Anschuldigungen ein. Die terroristischen Anschläge, die Südslawien zur Anzeige bringe, seien nur der Ausdruck einer in Ungarn organisierten und genähr- tenVerschwörung gegen die Unversehrtheit und Sicherheit des südslawischen Staates gewesen. Die südslawische Regierung hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn diese Aussprache gegen die Unterdrückung der Terroristendrohungen auch auf ein allgemeineres Gebiet getragen wird, um so den Abschluß eines internationalen Abkommens oorzubereiten, das an die Stelle des fehlenden guten Willens gewisser Regierungen trete, damit sie an der Unterdrückung der terroristischen Handlungen auf ihrem Grund und Voden Mitarbeiten. Jeftitsch erklärte: die Tatsachen, auf die sich die Anschuldigungen der südslawischen Regierung gründeten, seien derart, daß sie klar die Verantwortung gewisser ungarischer Behörden und damit der ungarischen Regierung selbst feststellten. Aus einer Aufzählung der in der südslawischen Denkschrift geltend gemachten Argumente zog Jeftitsch wiederum die Schlußfolgerungen, daß das Attentat von Marseille das logische Endergebnis der von der ungarischen Regierung auf ihrem Voden geduldeten verbrecherischen Umtriebe sei. Er erhob gegen Ungarn die weitere Anklage, daß auf seinem Gebiet nach dem Marseiller Attentat keine Feststellungen hätten getroffen werden können. Er schloß mit der Versicherung, daß es der südslawischen Regierung fern liege, mit Ungarn Händel zu suchen oder politische Ziele zu verfolgen.
Der tschechoslowakische Außenminister und auch der Außenminister Rumäniens schloffen sich den Erklärungen Jeftitschs ausdrücklich an
Die ungarische Erwiderung
Der ungarische Delegierte Tibor von Eckardt ergriff hierauf das Wort zu ausführlicher Erwiderung, die etwa drei Viertelstunden dauerte. Er ging davon aus, daß seit Wochen ein heftiger Feldzug gegen die Ehre der ungarischen Regierung betrieben werde und stellte dem die maßvolle Haltung Ungarns, das sich grundlos angegriffen fühle, gegenüber. Er erwähnte die tiefe Mißbilligung, die das Marseiller Attentat bei der ungarischen Regierung und dem ungarischen Volke gefunden habe und protestierte nachdrücklichst gegen den Versuch, diesen Fall zu einem politischen Manöver gegen Ungarn auszunutzen. Die südslawische Presse habe sofort nach Marseille ihre Kampagne begonnen und die südslawische Regierung sei zur Ausweisung ungarischer Staatsangehöriger geschritten, deren Gesamtzahl in der letzten Woche sich auf 3600 belaufen habe. Durch das Einströmen mittelloser Flüchtlinge sei an der ungarisch-südslawischen Grenze eine unhaltbare Lage geschaffen. Ungarn wolle keine Repressalien ergreifen, behalte sich aber vor, das Eingreifen des Völkerbundes zu verlangen.
Eckardt wandte sich sodann der südslawischen Anklage zu. Er erklärte, nichts halte der Prüfung stand. Die Auflösung des Lagers in Lanka Puszta sei im April begonnen und im Oktober beendet worden. Das Vorhandensein von Janka Puszta könne Ungarn nicht im Zusammenhang mit Marseille belasten. Nach Kenntnis der ungarischen Regierung habe kein > Land so strenge Maßnahmen gegen die kroatischen Emigranten ! getroffen. Ferner stellte Eckardt fest, niemals habe sich eine zi-
<5//r //7Ä cr/r
Tin Roman vom neuen Deutschland
von Paul Halm
72 RaSdruS v»rbot»».
„Wenn wir schreiten Seit' an Seit'
Und die alten Lieder singen Und die Wälder widerklingen,
Fühlen wir, es muh gelingen:
Mit uns zieht die neue Zeit!
Einer Woche Hammerschlag,
Einer Woche Häuserquadern Zittern noch in unfern Wern.
Aber keiner wagt zu hadern,
Herrlich lacht der Sonnentag!"
Grüßend hebt Heinz die Hand. Ist dies nicht der herrlichste Sonnentag, durch den er je geschritten ist? Mit Ursel an der Seite!
Wie oft hat er mit den früheren Kameraden dieses Lied gesungen, wenn sie zur Arbeit marschierten! Jetzt marschiert er mit dem besten Kameraden, den ihm das Leben schenken konnte. In die Arbeit! In das Glück! In Deutschlands Zukunft!
„Unsre Herzen sind aus Stahl,
Unser Wille ist aus Eisen,
Wo es gilt, den Mann zu weisen!
Wie die rost'gen Klingen gleißen Bei dem ersten Morgenstrahl!
Brüder, Hitler führet euch,
Wenn die Stund« reif geworden,
Hell erglüht der deutsche Morgen,
Tief im Süden, hoch im Norden:
Mit uns zieht das Dritte Reich!"
Das ist wie ein Lied der neuen, grünenden Erde, die da weithin blüht und einer neuen Ernte entgegenreist.
vike oder militärische Behörde mit der terroristischen Ausbildung von Emigranten beschäftigt, niemals hätten Emigranten von zivilen oder militärischen Behörden Waffen oder Explosivstoffe erhalten und niemals seien ihnen Geldmittel geliefert worden. Auch hätten die kroatischen Emigranten auf gesetzlichem Wege keine ungarischen Pässe erhalten können. Ungarn habe keine Verschwörung gegen Südslawien angezettelt oder unterstützt. Die südslawische Denkschrift erwähne nur die Attentate, die von Kroaten ausgeführt wurden. Das seien nicht die einzigen auf südslawischem Boden gewesen. Das Asylrecht, das Ungarn den Kroaten gewährt habe, sei nicht über die allgemein anerkannten Grundsätze hinausgegangen. Der Mörder Eeor- gieff sei niemals in Ungarn gewesen, keine Vorbereitungshandlung sei auf ungarischem Boden ausgeführt worden, nicht einmal von den Statisten des Marseiller Attentats. Ungarn sei durch seine tausendjährige Tradition der Notwendigkeit überhoben, für sich Propaganda zu machen. Es habe nicht dw geringsten Verantwortlichkeiten. Die wahren Ursachen des Attentats seien in der innerpolitischen Lage Südslawien s zu suchen. Der ungarische Revisionismus, gegen den sich die Aktion der Kleinen Entente im Grunde genommen richte, sei gerade das Gegenteil von Terrorrsmus. Er sei ein Mittel konstruktiver Friedenspolitik. Ueberdres gehöre Kroatien nicht zu den Gebieten, auf die sich der ungarische Revisionismus richte. Ungarn habe stets den Wunsch gehabt mit seinen südlichen Nachbarn in Frieden und Freundschaft zu leben.
Der türkische Außenminister Rüschtü Bey gab im Namen der Balkanentente eine Erklärung ab, in der gefordert wird, daß das Doppelattentat von Marseille, das sich an so viele andere anreihe, und einen anarchistischen Zustand in Europa geschaffen habe, völlige Aufklärung finde, und daß die internationale Zusammenarbeit zur Unterdrückung des Terrorismus organisiert werde.
Der rumänische Außenminister Titulescu erbat und erhielt vom Präsidenten des Völkerbundsrates die Zusicherung, daß die Aussprache am Sonnabend nicht geschlossen werde. Titulescu meinte, die Kleine Entente werde sich zu der Aeußerung des ungarischen Vertreters, der südslawische Schritt sei ein politisches Manöver, Stellung nehmen müsse.
Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Venesch benutzte bereits die Sitzung zu einer langen Rede, die die Politik der Kleinen Entente rechtfertigen sollte. Venesch forderte die strenge Beachtung von Artikel 10 des Völkerbundsvertrages, der die gebietliche Unverletzlichkeit aller Mitglieder verbürge sowie die allgemeine Anwendung der Grundsätze der Londoner Protokolle- Lber die Begriffsbestimmungen des Angreifers. Im vorliegenden Fall verlange er Gerechtigkeit für den klagenden Staat und Genugtuung für das beleidigte Weltgewissen. — Die nächste Sitzung findet am Samstag um IS Uhr statt.
Ser ReichsWemiliister in 8l»tWt
Stuttgart, 7. Dez. Am Freitag mittag traf Reichsinnenminister Dr. Fri ck, mit dem Flugzeug von Wiesbaden kommend, auf dem Flugplatz in Böblingen ein. Zu seinem Empfang hatten sich Reichsstatthalter Murr, Ministerpräsident und Kultminister Mergenthaler, Innenminister Dr. Schmid, der General der Landespolizei Schmidt-Logan, SS.-Brigadeführer von Malsen-Po- nickau, Krsisleiter Mauer, Oberbürgermeister Dr. Strölin und zahlreiche weitere Parteigenossen eingesunden. Unter der Führung des Arbeitsgauführers Müller besichtigte der Reichsinnenminister sodann die Ehrenabetilung des Arbeitsdienstes Vaihingen a. F. Bei seiner Ankunft vor dem Hospiz Viktoria in Stuttgart, wo er Wohnung genommen hat, wurde dem Reichsinnenminister ein ehrenvoller Empfang bereitet. Unter den Klängen der Musik schritt der Reichsinnenminister in Begleitung des Reichsstatthalters die Front der dort aufgestellten Ehrenformationen ab.
Am Nachmittag stattete Dr. Frick dem Deutschen Auslands- Institut einen längeren Besuch ab. Mit dem Minister waren u. a. erschienen Reichsstatthalter Murr, Ministerpräsident Mergenthaler und Innenminister Dr. Schmidt. Bei seiner Begrüßungsansprache wies der Vorsitzende des Instituts, Oberbürgermeister Dr. Strölin, auf die besondere Bedeutung hin, die den Ausgaben des Instituts gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt zukomme. An die Besprechung schloß sich eine eingehende Führung durch die einzelnen Abteilungen an. Der Reichsinnenminister bekundete lebhaftes Interesse für das Institut und seine Arbeit. Abends fand dann die große Kundgebung in der Stadthalle statt.
Ursel schmiegt sich enger an Heinz. Leis« klirren die erhobenen Werkzeuge, Symbole eines neuen, aufbauenden Geistes, Wer ihren Köpfen gegeneinander.
„Kameraden" murmelt Heinz, Kameraden alle! Es wird schön sein, mit euch zu arbeiten, euch zu führen!"
Hinter ihnen schreiten die Paare der Hochzeitsgäste. So geht es zu Fuß durchs Dorf. Vor allen Häusern stehen die Leute mit erhobenem Arm. So grüßen sie das junge Paar und in ihm die ganze, kraftvolle, arbeitsfrohe Jugend ihres Volkes uNd den Führer, der groß und unbeugsam, unsichtbar, aber in seinem Geiste überall nahe, dieser Jugend voranmarschiert.
„Hops doch bloß nicht so 'rum, Siegfried! Wie 'n krankes Pferd!"
„Aber Olga — kiek dir doch nur die Speckseite an, das is ja direkt zum Fressen! Und den Schinken! Wieviel Pfund Butter hat denn Mutter mijeschick? Drei«? Tüchtige Frau — Kompliment — Frau Föllmer!"
Er macht einen Kratzfuß ins Unbestimmte hinein und Olga versetzt ihm einen herzhaften Klaps aus das wohlgerundete Hinterteil. Dann hat sie damit zu un, das mächtige Freßpaket, das eben der Postbote gebracht hat, weiter auszupacken.
Seit zwei Wochen ist sie nämlich Frau Olga Riese, geborene Föllmer, und wohnt in Berlin. Rieses Traum hat sich erfüllt. Doll und ganz. Riese, der ehemalige Konfektionär, hat wieder einen Beruf. Der alte Föllmer hat sich nicht lumpen lassen. Er hat ihm Geld gegeben, um eine Arbeitsstube einzurichten — vier Schneider beschäftigt er uNd die machen vorerst mal schlankweg die neuen, kleidsamen Leinenanzüge für die ArbeitÄdienstfreiwilligen! Riese ist tagsüber seit Wochen wie ein Wiesel unterwegs gewesen, alte Beziehungen aufzufrischen, neue anzubahnen, bei Behörden vorstellig zu werden, und da er ein Mann ist mit einem unverwüstlichen Berliner Mundwerk und zudem ein prächtiger Kerl, der sein Jahr freiwilliger Dienstpflicht hinter sich hat, so hat er feine Aufträge hereingebracht.
! Die Sache macht sich.
Rede des Reichsinnenministers Dr. in der Stuttgarter Stadthaüe
Reichsinnenminister Dr. Frick führte, vielfach durch stürmischen Beifall unterbrochen, nach feierlicher Begrüßung aus:
Die Eroberung der Macht durch den Nationalsozialismus sei nicht Selbstzweck, sie sei nur Mittel zum Zweck, um dem deutschen Volk aus seiner Not zu helfen, um Deutschland wieder groß und stark zu machen und um ihm im friedlichen Wettbewerb der Nationen die Stellung, das Ansehen und die Geltung in der Welt zu verschaffen, auf die das deutsche Volk nach seiner ruhmreiche,, Vergangenheit und nach seinen unübertroffenen Leistungen berechtigten Anspruch erheben könne.
Es ist möglich, daß wir hier und da Entscheidungen ausweichen und sie auf gelegenere Zeiten verschieben, aber das eine ist ganz unmöglich, daß wir jemals uns selbst ausgeben und kapitulieren würden. Er verwies auf die großen Leistungen, die seit dem 30. Januar 1933 schon vollbracht worden sind, auf die Zerschlagung der Parteien, auf die Vernichtung des Partikularismus und die Schaffung einer wahren Volksgemeinschaft. Kaum ein Führer besitze das so unbegrenzte Vertrauen seines Volkes wie Adolf Hitler das Vertrauen des deutschen Volkes habe. Die Fühlung mit dem Volk zu halten, sei der Zweck der Partei. O r g a ni sationen, die, auss tiefste mit dem Volk verwurzelt, jeden einzelnen Volksgenossen erfassen müssen. Die Aufgabe dieser Organisationen sei, den deutschen Menschen zu erfassen und ihn in der Weltanschauung des Nationalsozialismus zu festigen. Es gebe keinen Gegensatz zwischen Staat und Partei. Noch sei nicht der ganze Beamtenkörper nationalsozialistisch. Hier müsse man Geduld haben, zumal doch in der Systemregierung jeder Beamte gemaßregelt wurde, der sich dem Nationalsozialismus anschloß.
Wir haben, so fuhr der Minister fort, in der kurzen Zeit von nicht ganz zwei Jahren in Deutschland Probleme gelöst, um deren Lösung Jahrhunderte sich bisher vergeblich bemüht haben. In diesem Zusammenhang erörterte der Minister die stetig fortschreitende Reichsreform, die vom Ermächtigungsgesetz über das Reichsstatthaltergesetz bis zur künftigen Neugliederung des Reiches weitergehe, die etwa 2 0 Gaue vorsehen werde.
Auch auf bevölkerungspolitischem Gebiet habe das Innenministerium grundlegende Fortschritte zu verzeichnen, in dem besonders durch die Ehestandsdarlehen die Zahl der Eheschließungen im Jahre 1933 um 120 000 erhöht werden konnte. Wir Nationalsozialisten, rief der Minister aus, treten ein für die kinderreiche erbgesunde Familie. Er verwies sodann auf den kommenden Familien-Lastenansgleich zugunsten kinderreicher Familien und auf die Arier-Gesetzgebung, die von dem Grundsatz ausgehe, daß Deutschland den Deutschen gehören müsse. In diesem Zusammenhang kam der Minister auch auf den Weltboykott des internationalen Judentums zu sprechen und erklärte, daß sich die Reichsregierung von einem als richtig erkannten Ziel unter keinen Umständen abbringen lassen werde. Der deutsche Export habe zwar unter dieser Hetze gelitten, aber der deutsche Erfindergeist habe heute schm Rohstoffe aus deutschen Stoffen beschafft, die uns unabhängig vom Auslande machen. Hierbei erwähnte er die Treibstoffe, den synthetischen Gummi und die Faserstoffe. Als ungeheure Ungerechtigkeit bezeichnet« es der Redner, wenn man ein 60-Mil- lionen-Volk wie das deutsche mit hochentwickelter Industrie von der Möglichkeit abschneiden wolle, aus eigener Rohstoffbasis seine Industrie zu versorgen. Immerhin sei es erfreulich, daß sich das Gefühl dieser Ungerechtigkeit auch im Ausland zu regen beginne. So habe Lord Rothermere vor einigen Tagen geschrieben, daß es vernünftig wäre, wenn man Deutschland seine Kolonien wieder zurückgäbe.
Mit besonderem Nachdruck kam der Minister dann auf den Streit in der Deutschen Evangelischen Kirche zu zu sprechen. Er erinnerte daran, daß der Führer Adolf Hitler nach dem Abschluß des Konkordats mit der katholischen Kirche im Juni vorigen Jahres auch dem evangelischen Volksteil das Gewicht habe geben wollen, das ihm nach seiner zahlenmäßigen Ueberlegenheit zukomme. Der Führer habe sich mit Recht gesagt, das Gewicht der Deutschen Evangelischen Kirche werde größer fein, wenn sie einheitlich zusammengefaßt sei, statt wie bisher rn 28 verschiedenen Landeskirchen zersplittert. Unter diesem Gesichtspunkt, so fuhr der Redner fort, wurde im Juli vorigen Jahres von den Führern der 28 evangelichen Landeskirchen die Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche beschlossen, die eine Einheit insofern brachte, daß zwar die Landeskirchen bestehen blieben, sie aber in einer Nationalsynode zusammengefaßt wurden, von der der Reichsbischof gewählt werden sollte. Dieser Verfassung gab die Reichsregierung ihre Anerkennung. Dann fanden die Kirchenwahlen statt, die überall neue Vertretungskörper schufen, die in der Nationalivnode ikre Vertreter
Außerdem ist er glücklich Wie sollte er das mit Olga auch nicht sein! Sein zweites Wort: Es lebe der Arbeitsdienst!
Kein Wunder bei ihm.
„Hier, kleiner Berliner, damit du Ruhe hast!"
Olga steckt ihm eine wohlproportionierte Scheibe Dauerwurst in den lüsternen Mund.
„Und nun mach', daß du wieder an die Arbeit kommst! Du hältst hier bloß den ganzen Küchenbetrieb auf!"
Er faßt sie um die Taille und gibt ihr einen Kuß. Es ist ein gehöriger Fünfminutenbrenner und Olga hat nun nichts mehr gegen die Störung ihres Küchenbetriebes ein- zuwenden.
Dann aber flitzt Riese in die große Arbeitsstube zu seinen Leuten. Aber er kommt noch nicht zur Arbeit. Denn nun klingt von der Straße her Musik. Richtige, schmetternde Marschmusik.
„Jotte doch, wer kommt denn da?"
Er reißt die Fenster auf. Sämtliche „Schneid erlingr" springen von den Tischen.
„Kinder — nu seht doch bloß!" ruft Riese aufgeregt.
Es nützt nichts, er muß seine Olga holen. Sie hängen förmlich zum Fenster hinaus.
Und da kommen sie anmarschiert — vornweg eine SA.- Kapelle, dahinter Arbeitsdienstfreiwillige, die zum Bahnhof gebracht werden. Alle sind bereits „eingspuppt", tragen ihren Koffer oder ihren Pappkarton in der Hand, haben Blumen an der Brust oder an der Mütze uNd sind quietsch- vergnügt.
„Das sind sie", sagt Riese fast andächtig, „wieder ein Schub, der rauskommt. Und die Kluft Ham w i r jenäht, Kinder! Die Jungens sehen sauber aus, was? Unsere Konfektion!"
Olga zwickt ihm heimlich in die Seite und flüstert:
„Du — Siegfried — so sahst du auch mal aus!"
Er lacht sie an.
„Jawoll — und es war eine schöne Zeit! Das Schönste aber war, daß ich dich da draußen entdeckt habe, was?"
(Fortsetzung jolgt.f