MWist W MWller Köliigsmord

Genf, 29 Nov, Die südslawische Denkschrift geht zu der Frage der Verantwortung sür den Marsciller Anschlag über. Cie werde durch drei Tatsachen geklärt:

1 . Die Auswahl der Verbrecher sei auf ungarischem Boden unter den Terroristen getroffen worden, die in besonderen Lagern lange und sorgfälig für die Ausführung derartiger Hand­lungen vorbereitet worden seien,

2. Die Verschwörer hätten das ungarische Gebiet unbehindert mit ungarischen Pässen verlassen.

3. Der Marseiller Anschlag sei die Auswirkung der Terroristen­aktionen, die jahrelang auf ungarischem Gebiet geleitet und unterstützt worden seien.

Der ungarischen Regierung wird zumVorwurfgemacht, daß sie trotz wiederholter Beschwerden keine wirksamen Maßnah­men gegen die Terroristen in den Jahren 1930 bis 1934 ge­troffen habe. Erst im April 1934 habe die ungarische Regierung das Vorhandensein von Terroristen auf ungarischem Gebiet teil­weise zugegeben. Dank der Duldung durch die ungarische Regie­rung und die Unterstützung der Behörden habe ein Corps von ausgebildeten Mördern und Verbrechern in einer wahren Ver­brecherschule entstehen können. In diesem Terroristen­seminar hätten die Organisatoren des Anschlages gegen König Alexander die ausfllhrenden Organe ihrer Untat gesucht und ausgewählt. Nach dem Geständnis eines der Helfershelfer des Marseiller Mordes, Mijo Kvali, sei in Nagy Kanisza, wohin etwa 18 Terroristen aus Ianka Puszta übergeführt worden seien, in Anwesenheit des Oberst Pertrowitsch eine Art Auslosung vorgenommen worden, um die drei Vollstrecker des Anschlages zu wählen. Die drei ausgewählten Verbrecher, Mijo Kraly, Zwo- nimir Prospisil und Iwan Raijtsch seien ehemalige In­sassen des Lagers von Ianka Pusza. Diese drei Individuen hät­ten Nagy Kanisza mit ungarischen Pässen verlassen. Das sei Lurch die Lausanner Polizei festgestellt und durch die Geständnisse der Schuldigen vor den französischen Behörden bestätigt worden. Der Befehl zur Ausreise nach Frankreich mit ungarischen Pässen, die Eisenbahnfahrkarten und das notwendige Geld seien von dem in Budapest wohnenden Führer der Organisation abgesandt und von dem Terroristen Mijo Vzik überbracht worden. Die Ver­antwortung der ungarischen Regierung werde besonders verschärft durch die Tatsache, daß ihr die Anwesenheit des Attentäters Mijo Kraly gemeldet und seine Auslieferung verlangt wurde, die aber seine Verhaftung hartnäckig abgelehnt habe.

Die Denkschrift schließt mit folgender Erklärung: Wenn die südslawische Regierung geglaubt hat, den Völkerbundsrat mit den äußerst ernsten Problemen befassen zu müssen, die vor der Staatengemeinschaft und vor der Weltöffentlichkeit durch das Marseiller Verbrechen, das Südslawien seines großen Königs und Frankreich eines großen Staatsmannes beraubt hat, auf­geworfen worden sind, so deshalb, weil es glaubt, daß dieses Ver­brechen nicht» als vereinzelte und persönliche Kundgebung eines verbrecherischen Anarchis­mus, wie er früher in der Geschichte vorgekommen ist, betrachtet werden kann. Das Marseiller Verbrechen ist die natürliche Aus­wirkung einer seit langem im Auslande organisierten Verschwörerbande gegen Südslawien. Die Behör­den eines einzelnen Staates stehen einer derartigen terroristischen Organisation ohnmächtig gegenüber und ohne internationale Zu­sammenarbeit ist die Bekämpfung dieser besonders gefährlichen Form der internationalen Kriminalität unmöglich. Die un­garische Regierung, an die die südslawische Regierung sich oft ge­wandt hatte, um ihre Mitwirkung zur Verhinderung dieser Um­triebe zu erlangen, hat keine wirksamen Maßnahmen treffen wollen. Ihrer Haltung ist es zuzuschreiben, daß die seit längerer Zeit gegen Südslawien gerichteten terroristischen Aktionen zu dem Marseiller Verbrechen führen konnten. Die ungarische Regierung hat damit eine schwere Verantwortung übernommen und die süd­slawische Regierung hält es für ihre vornehmste internationale Pflicht, diese Verantwortung vor dem höchsten Organ der Völksr- bundsgemeinschaft zur Anzeige zu bringen.

Ungarische Gegenerklärung

zur südslawischen Denkschrift

Genf, 29. Nov. Der Führer der ungarischen Abordnung, Thi- bor Eckhardt, hat zu der südslawischen Denkschrift eine Gegen­erklärung herausgegeben, in der die in dieser Denkschrift enthal­tenen Behauptungen aufs schärfste zuriickgewiesen werden. Auf Einzelheiten geht die Gegenerklärung Ungarns nicht ein. Sie betont aber, daß es der südslawischen Regierung lediglich aus eine beabsichtigte Diffamierung Ungarns zu rein politischen Zwecken ankomme. Die ungarische Regierung werde auf Einzel­heiten der südslawischen Anklagen erst eingehen, wenn sie die Denkschrift gründlich geprüft habe. Der Mörder sei in Un­garn vollkommen unbekannt und habe dort niemals ge­wohnt. Die bulgarische Regierung habe die Nachricht, der Mör­der habe Bulgarien mit dem Reiseziel Ungarn verlassen, schon widerrufen. Trotzdem habe die südslawische Regierung es für richtig gehalten, in ihrer Denkschrift sich dieser unwahren Behaup­tung zu bedienen. Richtig sei, daß drei der Verschworenen vor dem Attentat in Ungarn gewohnt haben. Andere Persönlichkeiten gleicher Art seien aber aus anderen Ländern gekommen und d i e Verschwörung selb st sei außerhalb Ungarns ge­plant worden. Wenn die südslawische Regierung Ungarn beschuldige, auf seinem Boden die Verschwörer organisiert und für ihre Aufgabe vorbereitet zu haben, so sei das das Gege n- teil der Wahrheit. Die ungarische Regierung habe der südslawischen Regierung schon verschiedentlich eine volle Auf­klärung über das Lager von Ianka Puszta gegeben. Es müsse nochmals betont werden, daß auch vor dem Rat bewiesen werden würde, daß die ungarische Regierung seit dem letzten Frühjahr die nötigen Maßnahmen ergriffen habe, um zu veranlassen, daß die südslawischen Emigranten Ianka Puszta verlassen. Im übri­gen sei Ianka Puszta kein Lager, sondern eine bescheidene Farm, die so oder 49 kroatische Emigranten beherbergt habe.

Dann heißt es weiter: Ich p r o t e st i e r e auf das energischste gegen alle Anspielungen der südslawischen Regierung, in denen offiziellen ungarischen Persönlichkeiten oder Offi- ^ ungarischen Armee eine Rolle zugewiesen wird, oder Absichten, die sie für das Attentat selbst verantwortlich machen oder für irgend einen anderen Terroristenanschlag oder auch nur sur üie vöNtoscheuungSVörtL Verschwörung.

Eben>o muß ich energisch Verwahrung einlegen gegen i oflenstchtlich bösartige Anspielung der südslawischen Regier»: wonach die ungarischen Behörden die Ziele und Methoden k terroristischen Emigranten gekannt hätten, die sich auf unga lAem Boden befanden. Die ungarische Erklärung schließt mit k ""2. Ungarn habe trotz seiner Leiden infolge des V Trianon niemals zu Mord und Verschwörung sei r Arminen, sondern wende für die Erfüllung seiner r E/5" ^Elonen nur friedliche und ehrliche Mittel an. T ngarlsche Nation und ihre Regierung verurteilten alle Tern ' f. 7 !aie Verleumdungen der südslawischen Denkschr und stellten sich mit reinem Gewissen vor die Oefsentlichk, ^ ' ^ Ehre zu verteidigen und die Wahrhc

Sie PrilizenWzeit in London

Die Trauung des Herzogs von Kent mit der Prinzessin Marina

London, 29. Nov. Kaum einen Steinwurf vom Parlament entfernt, in dem vor noch nicht 24 Stunden Churchill die Schrsk- ken eines Luftangriffes auf London an die Wand malte, hatten sich in der Westminster-Abtei das britische Königshaus, weitere 89 Mitglieder königlicher Häuser, die britische Regierung, die Vertreter des Parlaments, die höchsten Würdenträger der Kirche, die Vertreter der fremden Mächte und Tausende von Männern und Frauen des gesamten öffentlichen Lebens Englands versam­melt, um der Trauung des Herzogs von Kent mit der Prinzessin Marina beizuwohnen.

Um die Westmlnster-Abtei und im ganzen Viertel vom Bucking­ham-Palast bis Trafalgar-Square und Whitehall stand rund eine Million Menschen aus ganz England, um dem Brautpaar und seinem Königshause zuzujubeln. Fast noch eindrucksvoller als dieses unendliche Menschenmeer waren die verlassenen Straßen der entlegenen Stadtteile Londons, in denen kleine Menschen­gruppen entblößten Hauptes vor Lautsprechern standen, und, als die Braut dem Erzbischof von Lanterbury das Traugelöbnis nachsprach, das mit den Worten begann:Ich, Marina, nehme Dich, Georg Edward Alexander Edmund, zu meinem angetrauten Mann", mit ihr dasAmen" zum Schluß flüsterten. Die ge­samte Nation, Alt und Jung, Arm und Reich, Hoch und Niedrig, nahm an diesem Ereignis wie an einem Familienereignis teil. Schon seit den frühen Morgenstunden waren alle Straßen, durch die sich der Hochzeitszug vom Buckingham-Palast nach der Abtei bewegte, von Hunderttausenden von Menschen gefüllt, die zum Teil schon am Abend vorher ihre Plätze eingenommen hat­ten. Das Bild wurde belebt durch die bunten Uniformen der Truppen und der Polizei, die zu Tausenden die Straßen säumten. Dazwischen bewegten sich höhere Offiziere zu Fuß und zu Pferd in ihren scharlachroten Uniformen mit Federbiischen und gold- und silberverschnürten Uniformen. Unter den geschmückten Ge­bäuden am All Mall, der breiten Allee, die nach dem Buckingham- Palast führt, wirkte vor allem die deutsche Botschaft, die mit aus Deutschland gesandten Fichtengirlanden auf rotem Grunde ein­fach und würdig bekränzt war. In den Jubel der Menschen­menge beim Herannahen der Wagen mit dem Königspaar, den Prinzen und vor allem mit dem Brautpaar mischte sich der Klang der Glocken und das Spiel der englischen Nationalhymne.

Die Traufeier in der Westminster-Abtei bot ein unvergeß­liches Bild. Der Altar war in ein Meer von Licht getaucht. Etwa 89 rote und weiße Stühle waren für die königlichen Gäste ausgestellt. Das Leuchten der Uniformen der Diplomaten und der hohen Beamten wurde hier und da unterbrochen durch die schwarzen Fracks der Zivilgäste und die weißen Kleider der Da­men. Nachdem die Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, er­schienen der griechische Patriarch, der Erzbischof von Lanterbury und der Erzbischof von Pork. Von vier hohen Geistlichen in roten und goldenen Gewändern geführt, erschien das Königspaar, der König in Marine-Uniform. Dem Königsvaar folgten der Bräutigam, begleitet von seinen Brüdern, dem Prinzen von Wales und dem Herzog von Park. Als letzte schritt die Braut im silberglänzenden Kleide am Arme ihres Vaters, der Husaren- llniform trug, und begleitet von acht Brautjungfern, zum Altar. Mit fester Stimme sprach der Herzog von Kent dem Erzbischof den Treuschwur nach. Nachdem auch Prinzessin Marina den Treu­schwur abgelegt hatte, folgte der Ringwechsel. Um 11.14 Uhr erklärte der Erzbischof von Canterbury Leide für Mann und Weib.

Als das Brautpaar die Abtei verließ, ertönte der Hochzeits­marsch von Mendelssohn, in den sich die Jubelrufe der Menschen­menge mischten.

Glückwünsche des Reichsaußenministers nach London

Berlin, 29. Nov. Der Reichsminister des Auswärtigen, Frei­herr von Neurath, hat dem König und der Königin von Eng­land zur Vermählung des Herzogs von Kent mit der Prinzessin Marina von Griechenland telegraphisch seine Glückwünsche aus­gesprochen. Ebenso hat der Reichsminister des Auswärtigen dem jungen Paar telegraphisch seine aufrichtigsten Glück- und Segens­wünsche übermittelt.

Einheitliche Mensührung bei den Gerichten

Berlin, 29. Nov. Als erste Vorschrift organisatorisch-technischer Art auf dem Wege zur Verschmelzung der Justizeinrichtungen oer deutschen Länder zu einer überall gleichgestalteten reichseigenen Justizverwaltung hat der Reichs- und preußische Justizminister Dr. Eürtner am 28. November 1934 eineAktenordnung" er­lassen, durch die das Registraturwesen bei den Justizbehörden vom 1. Januar 1398 ab in weitestem Umfange vereinheitlicht wird und an die Stelle der bisherigen Verschiedenheiten bei der Kennzeichnung und Verwaltung der Akten Einheit und Gleich­mäßigkeit gesetzt werden. Eine der wesentlichsten Vereinheit- lichungsmaßnahmen ist die Einführung einheitlicher Aktenzeichen, so daß in Zukunft, einerlei ob das Verfahren bei einem bayerischen oder preußischen, einem badischen oder meck­lenburgischen Gericht anhängig ist, immer schon aus dem Akten­zeichen ersehen werden kann, ob es sich um eine Zivilprozeß-Sache, ein Strafverfahren oder sonst eine gerichtliche Angelegenheit handelt.

Erleichterungen für die Einstellung von Landhelseru

Berlin, 28. Nov. Um einen verstärkten Einsatz von Land­helfern besonders in den Wintermonaten zu ermöglichen, hat der Präsident der Reichsanstalt um die bisher geltenden Vor­schriften für die Einstellung und Beschäftigung von Landhelfern erhebliche Erleichterungen eingeführt. Durch den neuen Erlaß ist unter anderem die Größe der Vauernbetriebe, die als Auf­nahmebetriebe für Landhelfer in Betracht kommen, vom 1 . Ok­tober 1934 ab auf 89 Hektar gegenüber 89 Hektar bisher erhöht worden. Ferner wird der Personenkreis der zur Landhilfe zugelassenen Jugendlichen erheblich erweitert. Der neue Erlaß bringt ferner eine wesentliche Erleichterung dadurch, daß die Weitergewährung der Beihilfe bis zu zwölf Monaten schon dann zulässig ist wenn beispielsweise nach sechsmonatlicher Tätigkeit ein weiterer Arbeitsvertrag für sechs Monate abgeschlossen wird. Die neuen Bestimmungen bringen einerseits für die bäuerlichen Betriebe eine wirksame Erleichterung für die Beschäftigung von Landhelfern, wobei sie andererseits auch den städtischen arbeits­losen Jugendlichen Gelegenheit geben, neue Arbeitsmöglichkeiten in einem Beruf zu erhalten, der bei dem Wiederaufbau unseres Volks- und Wirtschaftslebens an erster Stelle steht.

ErklSrung des ReichsamlesDie NS.-Kulimgeureiude"

Berlin, 29. Nov. Das ReichsamtDie NS-Kulturgemeinde" erklärt: In derDeutschen Allgemeinen Zeitung" Nr. 849/39 veröffentlichte Staatsrat Dr. Wilhelm Furtwängler einen Artikel:Der Fall Hindemit h". Wir verwahren uns da­gegen, daß der von der NS.-Kulturgemeinde offen und ehrlich vorgetragene Angriff gegen Hindemith mit-er Bezeichnung «Von

gewissen Kreisen", abgeschwächt und alspolitisches Denunzian­tentum" verdächtigt wird. Herrn Staatsrat Dr. Furtwängler sei in aller Deutlichkeit gesagt, daß eine amtliche Aeußerung einer Organisation der nationalsozialistischen Bewegung nichts gemein hat mit politischem Denunziantentum. Bei der Ablehnung des Komponisten Paul Hindemith durch die NS.-Kultur- gemeinde steht der Wert oder Unwert seines derzeitigen musika­lischen Schaffens gar nicht zur Diskussion. Der Nationalsozialis­mus setzt vor die Bewertung des Werkes die Wertung der schaf­fenden Persönlichkeit. Die Tatsache, daß Hindemith jahrelang vor der Machtergreifung eine bewußt undeutsche Haltung an den Tag legte, und dies schon damals nach den eigenen Worten Furt- wänglers aus Rücksicht auf den Zeitgeist tat, läßt ihn für die kulturelle Aufbauarbeit der Bewegung als untragbar erscheinen, zumal da anzunehmen ist, daß er auch seine heutige Haltung aus Rücksicht auf die Konjunktur einnimmt, womit er lediglich einen äußerlichen Stellungswechsel vollzieht.

EiskfaAr Kurrende-Niger beim Führer

Berlin, 29. Nov. 26 Kurrende-Sänger aus Eisenach, meist arme Arbeiterkinder, unter Führung des Eisenacher Oberbürger­meisters Dr. Ianson, die an der Thüringen-Feier im Thüringen- Haus mitgewirkt hatten, haben es sich nicht nehmen lassen, dem Führer im Garten der Reichskanzlei einige Heimatlieder vor­zutragen. Der Führer ließ der kleinen Sängerschar eine Spende für die Weihnachtskasse übergeben.

Gegen unberechtigte Mietpreisfteigernngen

Berlin, 29. Nov. Beim Reichskommissar für Preisüberwachung Dr. Gördeler sind von verschiedenen amtlichen und privaten Stellen Beschwerden darüber eingelaufen. daß in verschiedenen Orten, namentlich in solchen, in denen ein starker Zuzug stalt- gefunden hat, starke Mietpreissteigerungen vorgenommen wor­den seien.

Der Reichskommissar hat daraufhin mit dem Zentraloerband Deutscher Haus- und Erundbesitzervereine Fühlung genommen und die Zusicherung erhalten, daß diese Mißständ« sofort ab­gestellt werden würden. Die obersten Landesbehörden sind hier­von unterrichtet und gebeten worden, in derartigen Gemeinden unter Zuhilfenahme der Unterorganisationen des Verbandes un­verzüglich seit dem 1. April d. I. vorgekommene unberechtigte Mietpreisfteigernngen sofort zu beseitige». Sollte dieses auf sie Einsicht, das Verantwortungsgefühl und die nationale Disziplin aller Beteiligten abgestellte Verfahren nicht zum Ziele führen, so ist den obersten Landesbehörden der Erlaß einer Ermächtigung zugesichert worden, die ihnen die erforderlichen rechtlichen Hand­haben bieten.

MUttörifcher Zusammenbruch Boliviens?

London, 29. Nov. Wie Reuter aus Santiago de Chile meldet, soll man sich in La Paz weiterhin vollkommen im unklaren da­rüber iein, wo sich der bolivianische Staatspräsident Salamanca befindet. Der Vizepräsident Tejada, der die Regierungsgeschäfte übernommen hat, erklärte, Salamanca habe sich zu einer Besich- tigungsreise an den südöstlichen Frontabschnitt begeben, obwohl seine Anwesenheit in der Hauptstadt zur Lösung dringender Fra­gen notwendig sei. Die Lage in Bolivien scheint reichlich ver­worren zu sein. Nachrichten, die unter Umgehung der Zensur aus La Paz eingetrosfen sind, sprechen von einem militärischen Zusammenbruch und politischen Unruhen.

Nach Berichten, die in den chilenischen Häfen Antofagasta und Arica vorliegen, soll die bolivianische Grenze gesperrt sein. In La Paz und in anderen bolivianischen Städten sei es zu kriegs­feindlichen Kundgebungen gekommen. Das Heer sei mit der Zu­sammensetzung des Kabinetts Salamanca nicht zufrieden. Vize­präsident Tejada mache verzweifelte Versuche bei den neutralen Nachbarstaaten, um diese zur Vermittlung von Friedensvcrhand- lungen mit Paraguay zu veranlassen. Den paraguayanischen Truppen soll es gelungen sein, die bolivianische Front zu durch­breche«. Sie bemühen sich jetzt, die Bresche zu erweitern, um den Hauptteil der bolivianischen Heeresmacht zu umzingeln.

Der Priifideni von Bolivien gefangen genommen

London, 29. Nov. Reuter meldet aus Neuyork: Der Präsident von Bolivien, Salamanca, wurde von Truppen in der Ge­gend von Chaco Boreal gefangen genommen, wie von amtlicher Seite in La Paz mitgeteilt wird. Salamanca hatte sich ins Chaco-Gebiet begeben, um wegen der kürzlichen Niederlage der bolivianischen Armee gegen die Paraguayer einen Wechsel im Oberkommando der Armee vorzunehmen.

London, 29. Nov. Nach einer weiteren Reutermeldung wur­den im Chaco-Gebiet außer dem jetzigen bolivianischen Präsiden­ten Salamanca auch der neugewählte Präsident Tamay 0 und zwei Töchter Salamancas sowie der Kriegsminister gefangen genommen. ^

Sitzung des Saar-Ausschusses in Rom

Rom, 29. Nov. Der Saar-Ausschuß des Völkerbundsrates war zu einer neuen Sitzung zusammengetreten. In dieser unterrich­tete Aloisi seine Mitarbeiter über einzelne Punkte, über di« eine Einigung mit Frankreich und Deutschland erreicht worden ist Sie betreffen Fragen der Saarabftimmung, die keinen technischen Charakter haben. Weiter berichtete Aloisi über Unterredungen, die er mit den deutschen und französischen Sachverständigen für Wirtschafts- und finanzielle Fragen hatte.

Schweres Nnglölk aus der Brsuv-Bahn

Rom, 29. Nov. Zu dem schweren Unglück bei Neapel ist ergän­zend zu melden, daß sich das Unglück nicht auf der Drahtseilbahn, sondern auf der sog. Vesuv-Bahn ereignete, die von der unteren Seilbahnstation zu Tal führt und zwar nach Pugliano. Kurz vor der Station Eremo bemerkte der Führer, daß der Wagen ins Gleiten kam. Vermutlich infolge der durch Nebel feucht gewor­denen Schienen. Obwohl der Beamte sofort die Bremse zog, rutschte der Wagen in immer schnellerer Fahrt abwärts und ent­gleiste in einer Kurve, wobei er gegen einen Leitungsmast stieß und vollständig zertrümmert wurde. Aus den Trümmern wurden zwölf Verwundete und vier Tote gezogen. Unter den Toten be­findet sich ein Fremdenführer und ein französisches Ehepaar, das sich auf der Hochzeitsreise befand und in Tunis seinen Wohnsitz hatte. In der Nacht starben noch drei Verletzte, so daß die Zahl der Toten nun sieben beträgt. Die übrigen neun Verletzten sind fast durchweg lebensgefährlich verletzt.

Unzufriedenheit in Paris

mit der Unterhaus-Debatte

Paris, 29. Nov. Die Debatte im englischen Unterhaus über die deutschen Rüstungen sin-Lt in der Pariser Presse starke»