Methoden anzuwenden. Die Moskowiter schreiben und senden, man sei gezwungen, die DAF. ernst zu nehmen. Sie habe sich durchgesetzt, und es nütze nichts, noch ihr Dasein zu leugnen. Deshalb empfehlen sie all ihren Anhängern in Deutschland — es gibt immer noch einige Verrückte — in die DAF. einzutreten „um sie von innen auszuhöhlen". Diesem Aushöy- lungsprozetz können wir ruhig entgegensehen. Denn die festgefügte deutsche Arbeitsfront wird jeden Schädling erkennen und kaltstellen.
Weit gefährlicher ist der andere Weg, den die Emigranten in Prag, an der Saar und in Paris unternehmen: sie versuchen Dich, deutscher Arbeiter, bei der Ehre zu packen und appellieren an Deinen Stolz. So sagen sie: Im vorigen Jahr hat Dr. Ley die Gewerkschaften und ihre Mitglieder national geächtet. Deshalb verbietet es Euch Euer Stolz, heute diesem selben Dr. Ley nachzulaufen.
Das Ganze ist natürlich ein übles Manöver. Ich habe mit der nationalen Aechtung niemals die Gewerkschaften oder die Gewerkschaftsmitglieder, Euch, deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen gemeint. Deshalb mache ich Euch, Arbeiter und Arbeiterinnen, keinen Vorwurf daraus, daß Ihr Euch im früheren System i organisiert habt, sondern im Gegenteil, ich achte und ich ehre Euch. Wenn ich jedoch über einige Eurer ehemaligen Führer im August vorigen Jahres die nationale Aechtung aussprach, so war dafür folgender Grund maßgebend: Nach der Uebernahme der Gewerkschaften bot ich den ehemaligen Führern derselben, wie Otte von den Christlichen und Leuschner von den Freien, die Hand. Selbstverständlich konnte ich sie nicht in Führerstellen belassen. Ich nahm sie aber unter anderem mit zu der Tagung des Internationalen Arbeitsamtes in Genf und sagte: „Ich gebe Ihnen dort Gelegenheit, zu beweisen, ob sie es mit dem deutschen Arbeiter gut wollen oder nicht, und ich hoffe, daß Sie Ihre internationalen Beziehungen zum Segen und Vorteil Deutschlands ausnutzen. In dem Augenblick, wo ich beobachten würde, daß Sie mich hintergehen, würde ich vor den letzten Mitteln nicht zurückschrecken.
Ich habe in Genf feststellen müssen, daß sowohl der ehemalige Führer der Christlichen Gewerkschaften, Otte, wie der ehemalige Führer der Freien Gewerkschaften, Leuschner, von Anfang bis Ende keine anderen Ziele verfolgte, als in Verbindung mit ihren internationalen Freunden, an der Spitze der Franzose Jouhaux, uns Fallen zu setzen und insbesondere mich persönlich zu stürzen. Sie führten mit ihren internationalen Freunden geheime Verhandlungen hinter meinem Rücken. Sie entwarfen Pläne, wie sie uns Deutsche vor der Konferenz ins Unrecht setzen könnten, und auf der anderen Seite sandten sie in die Heimat unwahre Nachrichten. Ich habe die Herren Otte und Leuschner vor der gesamten Abordnung klipp und klar gefragt, ob sie jetzt endlich gewillt seien, vor der Konferenz, dem internationalen Forum, die wahre Lage in Deutschland zu schildern. Ich verlangte nicht von ihnen, daß sie etwa schönfärben oder etwa als Parteiredner der NSDAP, auftreten sollten. Ich verlangte aber, daß sie im Interesse des deutschen Arbeiters die Wahrheit sagten. Sie haben sich beide geweigert, das zu tun.
Als ich Sann nach Hause zurückkehrte, sah ich es als meine Pflicht an, die nationale Aechtung Uber sie auszusprechen und sie damit der Verachtung des Volkes preiszugeben. Dasselbe galt von den Gewerkschaftsführern, die als Emigranten ins Ausland gingen und gegen Deutschland hetzten, und von denen, die sich der Korruption und Unterschlagung schuldig gemacht hatten.
So der wahre Sachverhalt. Euch, deutschen Arbeitern und Arbeiterinnen, die ihr in euren Gewerkschaften an der Ruhr, in Oberschlesien und jetzt an der Saar tapfer und mutig in Deutschland gegen Separatismus und völkische Versklavung gekämpft habt, dankt das neue Deutschland. Dagegen sehe ich keinen Grund, die nationale Aechtung über jene, die nicht Kämpfer, sondern käufliches Subjekt waren, zurückzunehmen. Ich habe sie ja nicht geächtet, weil sie Gewerkschaftler waren, sondern weil sie den deutschen Arbeitsmenschen in Genf verraten haben.
In diesem Sinne grüßen wir auch euch, Arbeiter und Arbeiterinnen der Saar, und wir öffnen euch dis Arme der deutschen Arbeitsfront recht weit, und es wird für uns der größte Freudentag sein, wenn wir euch Gewerkschaftler und Gewerkschaftlerinnen von der Saar in der großen nationalsozialistischen Gemeinschaft der Deutschen Arbeitsfront aufnehmen können.
gez. Dr. R. Ley, Stabsleiter der PO.
Eine Anordnung des Stellvertreters des Mhrers
Berlin. 24 Okt. Der Stellvertreter des Führers erläßt folgende Anordnung:
Da jede geschäftliche Betätigung dem Wesen und der Zielsetzung der Partei als weltanschauliche Kampfgemeinschaft wider
spricht, verbiete ich hiermit allen Gliederungen der Partei d i e Beteiligung an Firmen aller Art und die Empfehlung ihrer Erzeugnisse, ganz gleich, ob dafür eine finanzielle Gegenleistung erfolgen soll oder nicht.
Die Werbung für Einzelfirmen durch Parteidienststellen ist auch dann untersagt, wenn diese Einzelfirmen ihren Sitz in ausgesprochenen Notstandsgebieten haben.
Die Werbung für Einzelfirmen ist allein Sache ihrer Betriebsleitungen.
Dagegen kann für ausgesprochene Notstandsgebiete unter Hinweis auf alle in ihnen vorhandenen Beschäftigungszweige eine Gemeinschaftswerbung nicht nur durch staatliche und andere Stellen, sondern auch durch Parteidienststellen, und zwar durch die zuständigen Eauleitungen, erfolgen.
gez. Rudolf Heß.
ZW UßoGllg
M London nach Reldome
Das große Luftrennen von London nach Melbourne ist zu Ende. In bisher unerhörtem Tempo haben die Maschinen die 18173 Kilometer lange Strecke von der Hauptstadt des britischen Imperiums nach der Metropole eines feiner Dominions im fernen Australien zurückgelegt. Was man zwar erwartet, aber in diesem Ausmaße nicht für möglich gehalten hatte, trat ein. Die Sieger dieses gigantischen Kampfes, dis Engländer Scott und Black, legten die Strecke in der neuen Rekordzeit von 70 Stunden und 38 Minuten zurück. Bis zur Erreichung des australischen Festlandes brauchten sie 52 Srunk-cu wunulen. Damil haben sie den bisherigen Rekord, den der Australier Ulm mit sechs Tagen 17 Stunden gehalten hat, um mehr als die Hälfte unterboten und nur ein Drittel der Zeit gebraucht, die Scott für dieselbe Strecke im April 1931 mit neun Tagen vier Stunden benötigte. Dabei haben dis Flieger mit ihrer Maschine eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 300 Stundenkilometer erreicht.
Die Sehnsucht des Menschen zu fliegen ist so alt wie die Menschheit selbst. Dädalus und Ikarus, die Gestalten der griechischen Sage sind Zeugen dafür, und die Versuche des Schneiders von Ulm und die Konstruktionsversuche Leonardo da Vincis zeigen, daß auch zu Beginn der Neuzeit immer wieder Versuche gemacht wurden, das Flugproblem für den Menschen zu lösen. Erft dem zwanzigsten Jahrhundert blieb die Lösung des Fluggeheimnisses Vorbehalten, und nur langsam, dann immer schneller, wurden Fortschritte auf dem Gebiete des Flugwesens gemacht.
Im Juli 1907 gelang es dem Franzosen Bleriot, mit seinem Eindecker Sprünge in die Luft zu machen, die ihn dis zu einer Entfernung von 150 Meter trugen. Am 17. September 1907 gelang ihm ein „Flug" über 186 Meter. Bereits im nächsten Monat konnte Farman mit einem noch sehr wackeligen Doppeldecker einen Flug von 771 Meter zurücklegen, und am 13. Januar 1908 erreichte er erstmalig die Rekordlänge von 1000 Meter. Nun waren die Anfänge gemacht, und es ging rüstig vorwärts. Bereits am 28. Mai 1908 slog Delagrange erstmalig 10 000 Meter. Am gleichen Tage machte Farman den ersten Passagierflug mit einem Fluggast über 1241 Meter. Bereits zwei Monate später schraubte Degrange den Weitstreckenrekord auf 17 000 Meter und im September 1908 blieb der Engländer Wright eine Stunde und 31 Minuten in der Luft und legte dabei 66,6 Kilometer zurück. Im Monat daraus flog Farman von Chalons nach Reims und zurück und erntete damit ungeheuren Beifall.
Einen Markstein in der Geschichte des Flugwesens bedeutete dann die Üeberquerung des Aermelkanals durch Ble- riot am 25. Juni 1909. Während anfangs noch nicht prinzipiell zwischen Dauerleistungen und Streckenleistungen der Flugzeuge unterschieden wurde, weil die Flugstrecke zunächst ja immer noch fast ausschließlich von der Flugdauer bestimmt wurde, konnte bei der Weiterentwicklung und Vervollkommnung des Flugwesens allmählich eine Spezialisierung ein- treten. Man unterschied Dauerflüge, Weitstreckenflüge und Höhenflüge.
Im November 1909 stellte Henri Farman einen neuen Dauerweltrekord mit 4 Stunden und 17 Minuten auf. Immer mehr steigerten sich die Leistungen, und im Jahre 1911 stand die Rekordmarke auf 11 Stunden 11 Minuten. Da wurde in Deutschland eine Nationalflugspende organisiert, j die für neue fliegerische Leistungen Hobe Geldvreiie aus
setzte. Am 3. Februar 1914 gelang es als erstem Deutschen dem Piloten Langer, den Dauerweltrekord mit einer Leistung von 14 Stunden und 5 Minuten aufzustellen. Noch im Sommer desselben Jahres verbesserte Basser den Rekord auf 18 Stunden, Landmann 21 Stunden 49 Minuten. Kurz darauf gelang es dem Deutschen Böhm, einen Tag lang (24 Stunden und 8 Minuten) in der Luft zu bleiben.
Dieser Rekord hatte lange Zeit Geltung, zumal der inzwischen ausgebrochene Weltkrieg den weiteren friedlichen Wettbewerb auf diesem Gebiet unmöglich machte. Erst in, Jahre 1920 wurde Böhms Rekord überboten. Um 10 Minuten (!) verbesserten ihn zwei französische Piloten. Man ging jetzt überhaupt nicht mehr im Alleinflug an die Aufstellung neuer Dauerweltrekorde heran. Im Jahre 1923 flogen die Fokkerpiloten Mac Ready und Kelly 38 Stunden, und die Franzosen holten sich im Jahre 1925 mit einer Leistung von 45 Stunden 11 Minuten den Rekord wieder. 1927 , schraubten die Amerikaner Chamberlin und Acosta die Höchstleistung auf 51 Stunden 11 Minuten.
In den letzten Jahren haben sich die Leistungen immer wieder erhöht. Flugzeuge, die in der Luft ihren Brennstoff tankten, sind über eine Woche über der Erde geblieben, und bei den Ozeanüberquerungen sind immer wieder weitere Strecken ohne Zwischenlandungen zurückgelegt worden. Die neue Leistung der Australienflieger aber stellt in ihrer phantastischen Geschwindigkeit sowohl für einen Weitstrecken- als auch für einen Dauerflug eine neue Höchstleistung dar.
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Das LusttenveN nach Australien
London, 24. Okt. Die holländischen Flieger Parmentier und Moll sind um 152 llhr MEZ. in Melbourne gelandet. Die Flieger waren in Albury um 0.55 Uhr MEZ. gestartet. Die Einwohner der Stadt haben noch fieberhaft gearbeitet, um die in dem regendurchtränkten Boden tief eingesunkene Maschine auszugraben. Parmentier sagte in einem Rundfunkbericht, das Flugzeug habe zweimal versucht, aus dem Eewittersturm hercms- zukommen und diesen zu umfliegen. Es sei aber durch Blitz, Regen und Hagel zur Umkehr gezwungen worden. Die Tragflächen des Flugzeuges seien mit einer Eisschicht bedeckt gewesen. Die Flieger hatten sich später doch entschlossen, in Albury nicht zu übernachten, sondern baldigst weiterzufliegen.
Das amerikanische Flugzeug unter der Führung von Turner und Pangborn ist um 4.36 Uhr MEZ. in Melbourne gelandet. Die beiden Amerikaner haben also im Luftrennen den dritten Platz belegt.
London, 24 Okt. Mit dem Eintreffen der ersten drei Flug- s zeuge in Melbourne ist der Stand des Luftrennens England— ^ Australien in den frühen Morgenstunden des Mittwoch folgen- i der: Drei Maschinen, eine englische, eine holländische und eine - amerikanische, haben das Ziel erreicht. Eine englische Maschine ist in Italien verunglückt, wobei die zwei Flieger das Leben ein- f gebüßt haben. Sechs Flugzeuge haben aufgegeben, zwei eng- A
tische, darunter das der Mollison, ein holländisches, eines von H
Neu-Guinea. ein australisches und ein amerikanisches. Zehn L Maschinen sind noch im Rennen. Ein dänisches und zwei bri- . S tische Flugzeuge sind in Hinterindien unterwegs. Zwei britische : Flugzeuge befinden sich in Vorderindien: bei dem einen ist das f . Fahrgestell zerbrochen. Eine amerikanische und eine australische ^ Maschine haben Vorderindien erreicht. Als Nachzügler sind zwei : britische Maschinen zu nennen, von denen di« eine in Cypern mit Motorpanne stcslliegt, während die andere sich' mit zer- s brocheaem Propeller in Tatoi (Griechenland) befindet. z
London. 24. Okt. Den tiefen Eindruck, den die Leistung des Holland,,chen Flugzeuges in England gemacht hat. gibt „Daily Telegraph" mit folgenden Worten wieder: Wenn ein Verkehrsflugzeug mit Fluggästen und Flugpost an Bord beinahe so schnell nach Australien fliegen kan wie eine Rennmaschine, dann ist es Aufgabe der maßgebenden englisch-n Stellen, dafür zu sorgen, daß wir Verkehrsflugzeuge besitzen, die ! auch dazu imstande sind. Scott und Black haben als Sports- i manner eine große sportliche Leistung vollbracht. Ihnen sei alle verdiente Ehre gegeben. Aber Parmentier und Moll flogen j ihre Maschine, als ob es sich nicht um viel anderes als eine ae- wöhnliche Berufsarbeit handelte. Dieses Rennen macht eine Überprüfung der britischen Politik gegenüber der Zivil-Luftfahrt auf den Verkehrswegen des britischen Reiches unbedingt I notwendig.
L)o/KQ/r !
Ein Roman vom neuen Deutschland
von Paul Hain.
zz KoLd'vS v-rtoun.
Die Gedanken schwirren ihm durcheinander, als er al- 2 lein ist. Er strolcht gegen Abend durch die Wiesen und das ? Herz ist ihm schwer. Daß er sich für heute mit Grete Lind- ström verabredet hat, hat er völlig vergessen, wie schon öfter. Was kann ihm im tiefsten Herzen schon dieses Mädel sein, das eine Sommerlaune ihm zuführte und das in etwa einem Monat wieder zu den elterlichen Penaten zurück- ,kehren wird? Dann ist nämlich für einen Teil der Mädchen drüben der Arbeitsdienst vorbei — neue werden kommen.
Er beißt die Zähne in die Lippen. Nun hat er eine Aussicht, schneller und auf eine ihm innerlich befriedigendere Art zu Tätigkeit und Brot zu gelangen, und — es wartet keine Ursel mehr auf ihn! Man könnte schon gelinde verrückt werden!
Nun — man wird hübsch bei Verstand bleiben! Er lacht leise und etwas krampfhaft auf. Im Lager hält man ihn beinahe schon für einen Don Juan, da er neulich beim deutschen Sommerfest soviel getanzt hat und die Mädels schon sin bißchen sehr toll nach ihm waren. Ueberhaupt — was hat denn da nachher die Lagerwache gequatscht? Jemand ist dagewesen — ein junges Mädchen — und hat nach ihm gefragt.
„Bis ins Lager laufen sie dir schon nach!" hat es natürlich gleich geheißen. Es mochte wohl eine Dorfschöne gewesen sein, die ihm schon lange runde Augen machte, —
Als er ins Lager zurückkehrt, ist er wieder ruhiger und gesammelter. Er ist zu einem Entschluß gekommen. Er wird einfach mal aus ein, zwei Tage Urlaub nehmen. Jawohl. Nicht gleich — aber demnächst. Hauptmann von Stumm ist ihm ja wohlgewogen und wird ihm eine solche Bitte nicht abschlagen. Er wird sagen, daß er mit seinem alten Herrn Rücksprache nehmen will, nach dem. was ihm
heute der Lagerführer nahegelegt hat. Ja — das stimmt ja auch! Er wird das gewiß tun. Aber er macht sich im heimlichsten Winkel seines Herzens nichts vor: Er will Ur- ^ laub haben — um Ursel wiederzusehen! Er muß wissen, was ! mit ihr los ist, und wenn diese Gewißheit noch so schmerz- ^ Haft wäre — zum Teufel! ^
Kurt Rüdnitz und Fritz Krause sind nach dem Abend- ! essen noch ins Dorf gebummelt. Sie wissen, warum. Im ' Drägerfchen Lokal haben sie sich einen Kahn genommen und : fahren dann über den Fluß, und drüben warten Annelies, Wiesental, Grete Lindström und Mieze Kratochmichl. Das ist schon öfter so gewesen.
„Bergholt versetzt ihr natürlich wieder!" brummt Krause . unterwegs. ,
„Die Grete scheint eben doch nicht sein Fall zu sein", s meint Rüdnitz. „Dagegen kann man nichts machen. Besser so, als daß er sie an der Nase herumführt".
„Na ja — det stimmt ja nu doch", pflichtet Krause bei und legt sich mächtig in die Ruder. „Ick jloobe, der kann seine Kleene aus Berlin nich vajesfen. War ja ooch 'n scheenes Mädchen!"
„Wird wohl so sein, Krause".
Rübnitz seinerseits ist restlos zufrieden mit sich und dem Leben, seitdem er mit der Annelies einig ist. Sie ist ganz i sein Typ. Das Lagerleben hat seine Hochnäsigkeit völlig weg- ^ gespült und ihn wieder zu einem normalen, natürlichen jungen Mann gemacht, dem ein liebes frisches Mädel mehr gefällt als eine geschminkte, mondäne Schönheit. Und nachdem er weiß, daß die Annelies ein feiner anständiger Charakter ist, möchte er fast darauf schwören, daß sie einmal seine Frau werden wird. Auch sie wird in ein bis zwei Monaten aus dem Arbeitslager wieder nach Berlin verschwinden — und dann soll es erst schön werden! Denn er selbst wird zum Winter auch wieder nach Hause fahren — dann ist er ein halbes Jahr hier gewesen. Und wenn es ihm hier auch recht gut gefällt, so ein Held wie Bergholt ist er doch nicht, und er hat Sehnsucht, seine Studien wieder
fortzusetzen. Die Zeit im Arbeitslager aber wird er nie vergessen.
Vorerst jedoch if t er ja noch hier und drüben am Ufer winken schon die Mädchen.
Der Kahn stößt ans Land.
„Et seht doch nischt über een heimliches Rendezvous!" behauptet Krause und springt als erster heraus, um seiner Mieze die Hand zu schütteln. Sie strahlt.
„Grroherr Junge", sagte sie und stopft schnell das letzte Stück Kuchen in den Mund, das sie wieder irgendwo geischnorrt hat. Etwas Eßbares hat sie ja fast immer in der Hand.
Rübnitz begrüßt die Mädchen, bemerkt Gretes langes Gesicht und schwindelt kaltblütig und freundschaftlich:
„Heinz läßt sich vielmals entschuldigen, er konnte nicht weg — ist erkältet — hat nämlich heute schon eine Lebensrettung hinter sich — tja".
Grete Lindström zuckt kühl die Schultern.
„Na, denn nich!"
„Ja wirklich, in allem Ernst".
Er erzählt schnell, was sich beim Baden zugetragen hat. Krause bestätigt es.
Grete lächelt kühl vor sich hin. Sie ist schon eine kleine Dame, die Haltung zu wahren versteht, und sie hält sich dann auch nicht lange auf und verschwindet bald.
Die beiden anderen Paare schlagen sich getrennt seitwärts in die Büsche, das heißt, sie spazieren jedes nach einer anderen Richtung durch die Wiesen.
Abend im Bruch! Man kann da schon sentimental und verliebt sein, und Rübnitz und Annelies sind es aus vollem Herzen. Es ist ganz erstaunlich, wie der mondäne Rübnitz das Land, die Erde, Felder und Wiesen und die ganze romantische schollenriechende Jnmgkeit des flachen Landes lieben gelernt hat. Das Arbeitslager und die braunhaarige Annelies sind ihm da wirklich gute Lehrmeister gewesen.
(Fortsetzung folgt). ^