X
/
X
M
X
X
<snztslbots TN^ISVaS^v
- -tmtsbloktunS Mn^yr-ei'für'Wilöbaö
^ «r«K Sas^-b^ve Srr^FaL
V
Erscheint täglich, auigenomo»» Sonn- und Feiertag». B«,ug»pr«tr monatlich ILO RM. sr«i in» Hau» geliefert! durch bi» Post bezog»
iunerdeutschen Verkehr monatlich 1.SS RM. 2 i»„knumm»r 10 Pf. - »irokonto Rr. b^2b«ra«trsparW, ÄeuenMrg
iunerdeutschen Verkehr monatlich 1 .SS RM. «inzelnummer 1Ü Ps. - »irokonto ^
»ildbad. — Bankkonto: Snztalbank Häberl» L Lo., Wildbad; Pforzheim« «ewerbebank Filial e Wildbad. — Postscheckkonto 2S174 Stuttgart. «nzeigenvreise: Im Anzeigenteil die einsp-Mg, 18 »>m breite Millimeterzeile S Pf., Familien-Anzeigen, Vereinsanzeigen, Stellengesuche SVi - im Tertteil die so mm breite Millimeterzeile IS Pf. — Rabatt nach vorgeschnebenem Tarif. — Schluß der Anzeigenannahme
Druck, Verlag n. verantw. Lchristleltung: Theodor Gack, Wildbad i. Tchw., Wilhelmstr. 8«, Tel. 17«. - Wohnung! Billa Hubertus
Nummer 214
Fernruf 479
Freitag den 14. September 1934.
Fernruf 479
69. Jahrgang.
KontrollierierWarenverkehr
Totale Ueberwachung der Einfuhr — Der neue Weg der deutschen Außenwirtschaft
WPD. Die erste große wirtschaftspolitische Rede, die der mit der Führung des Reichswirtschaftsministeriums beauftragte Reichsbankprästdent Dr. Schacht anläßlich der Eröffnung der Leipziger Herbstmesse hielt, befaßte sich bereits mit der Notwendigkeit einer Neuregelung der deutschen Außenwirtschaft. Schacht kündigte im großen Rahmen die Maßnahmen und Methoden an, die nur im einzelnen bekanntgegeben worden sind. Das wesentliche Kennzeichen des neuen Kurses ist die Ueberwachung der Einfuhr, die bisher von 15 Ueberwachungsstellen einschließlich der vier Reichsstellen für landwirtschaftliche Erzeugnisse gehandhabt wurde und nun durch die Errichtung weiterer zehn lleber- wachungsstellen erweitert wird. Das Kontrollsystem für den nach Deutschland sich bewegenden Warenverkehr umfaßt also damit 25 Ueberwachungsstellen.
Man darf Mit Fug und Recht davon sprechen, daß nunmehr die gesamte Einfuhr unter eine staat- licheKontrollegestelltist,die ihre Tätigkeit vom Standpunkt der volkswirtschaftlichen Notwendigkeit aus ausüben wird. Die Tatsache, daß die Ueberwachungsstellen als Organe in Zukunft der Neichsstelle für Devisenbewirtschaftung gelten und die Leiter der Ueberwachungsstellen ihre Entscheidungen im Einvernehmen mit dem Reichswirtschaftsministerium und der Reichsbank zu fällen haben, beweist die straffe Wirtschaftsführung von seiten des Staates, der sich zur Aufgabe gemacht hat, ein größtmöglichstes Matz an Sicherheit für die Bezahlung der Einfuhr zu schaffen. Es ist logisch, wenn Importeure nur dann die Möglichkeit zur Bezahlung ihrer Einfuhr erhalten, wenn sie im Besitz einer amtlichen Devisenbescheinigung sind. Devisengenehmigung und Repartierungsverfahren werden durch die Neuregelung abgelöst Wie weit die staatliche Kontrolle des Warenverkehrs geht, erhellt daraus, daß die bisherige Freigrenze von Reichsmark 50.— zwecks Bezahlung der Wareneinfuhr auf Reichsmark 10.— herabgesetzt ist.
Bemerkenswert ist, daß die Einfuhr von Waren ohne Devisenbescheinigung an sich zwar nicht verboten, aber die jeweilige Zollstelle angewiesen ist. solche Einfuhren der zuständigen Ueberwachungsstelle zu melden. Der Importeur mutz, ohne im Besitz einer Devisenbescheinigung zu sein, damit rechnen, daß er in absehbarer Zeit den ausländischen Exporteur nicht bezahlen kann. Hieraus ergibt sich die interessante Frage, wie sich das Ausland, das aus Export nach Deutschland angewiesen ist, hinsichtlich seines Warenverkehrs verhalten wird. Die Reichsregierung hat jedenfalls durch die Einführung der totalen Ueberwachungskontrolle eindeutig zum Ausdruck gebracht, daß sie nur im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten einen Wirtschaftsverkehr über die Grenze zulasten kann, der die Uebereinstimmung von Einfuhr und Zahlungsmöglichkeit gewährleistet. Wenn über diesen Rahmen hinaus der ausländische Exporteur mit dem deutschen Importeur Eeschäftsbeziehungen pflegen will, dann wird er Mittel und Wege juchen müssen, die sein Vorhaben ermöglichen. Ob das durch eine annehmbare Gewährung von Warenkrediten der Fall sein dürfte, liegt letzten Endes nicht in der Entjcheidungsgewalt des deutschen Importeurs. Schacht wies in Bad Eilsen auf die Möglichkeit und bedingte Rotwendigkeit sinnvoller Warenkredite hin und zeigte dem Ausland die Bereitwilligkeit der deutschen Wirtschaft, zu vernünftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Völkern zu kommen. Mit gleicher Offenheit aber ist das Ausland auch auf die Möglichkeiten aufmerksam gemacht worden, die der deutschen Wirtschaft zur Verfügung stehen. Man komme uns nicht mit dem Vorwurf, daß wir Winkelzüge gemacht hätten und die erforderliche Offenheit vermißen ließen.
, Der neue Weg der deutschen Außenwirt- ° ft ist von einer Einheitlichkeit der Auffassung der amt- tichen Stellen, wie er sinnfälliger nicht zum Ausdruck kommen kann, wenn man berücksichtigt, daß der Umfang der von den Ueberwachungsstellen auszugebenden Devisenbejcheini- vom Reichswirtschaftsministerium und dem Einvern«bm 1 X Ernährung und Landwirtschaft im wird Man Reichsbunkdirektorium bestimmt
Uebereinstimmung der°im"ReÄ!??^^^ wiederum eine sorts feststellen. ^ ^ Rerchskabmett vertretenen Res-
Der Grundsatz des kontrollierten War-««».» ^ .
volkswirtschaftlicher Notwendigkeit geMr"nill^ mn ^ ^ die Staats- wie auch die Wirtschaftsführunq 'in di' °">etzen em einwandfreies Funktionieren de! Wirtschaft ^ V garantieren. Handelt es sich dock
um Matznahmen der Selbsterhaltung und der Abwehr
das Ausland mit seiner vielfach wirtickia'fts- Die^n^ gegen Deutschland veranlaßt hat
Die ausländischen Rohstoffproduzenten mögen sich bei ihrer
Deullchian^^b^^",^. beklagen, wenn ihr Absatzgebiet in L L k^ner wird. Kursstürze an den aus-
Deut!ch,an^? i?!! kommen nicht aus das Schuldkonto -Deutschlands, sondern gehen zu Lasten der wirtschaftlichen
Tagesspiegel.
Anläßlich der Jahrestagung des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart sprach bei einer Kundgebung Reichs- außenminister Freiherr von Neurath.
Der polnische Außenminister Beck kündigte im Völkerbund die internationalen Minderheitenschutzverpflichtungen aus und trat für ein allgemeines Minderheitenabkommen ein.
Nach englischen Meldungen lehnt Polen den Ostpakt endgültig ab und in der Folge davon die Baltenländer.
Nach einer Reuter-Meldung wird in Genf der Vorschlag eines Paktes für Nichteinmischung in österreichische Angelegenheiten besprochen.
Der 84jährige Staatspräsident Masaryk in Prag ist ernstlich erkrankt. Der Ministerpräsident soll mit seiner Vertretung beauftragt werden.
Der Textilarbeiterstreik in Nordamerika hat im Staate Rhode Island zu blutigen Stratzenkämpfen geführt.
Unvernunft, die sich gegen Deutschland ln verhängnisvollster Weise auch für die eigene Wirtschaft breitgemacht hat. Riesenstreiks versetzen die Wirtschaft großer Staaten in schwere Erschütterungen, die zu einem Teil nicht nötig wären, wenn ein gedeihlicher zwischenstaatlicher Wirtschaftsverkehr nicht sabotiert worden wäre. Druck pflegt Gegendruck auszulösen. Jenseits der Grenzen und Meere mag man Einkehr halten und sich überlegen, ob man den bisherigen Weg wirtschaftlichen Widersinns weiter beschreiten will. Das neue Deutschland wird stets die Antwort erteilen, die im Interests seiner Volkswirtschaft erforderlich ist.
Dr. Bastia n.
Ist der KllMeMuis an den neuesten Mstungsskinndnlen beteiligt?
Seit dem Tage, an dem im Rüstungsausschuß des amerikanischen Senates die Skandalafsären der amerikanischen Rüstungsindustrie aufgedeckt wurden, ist die Welt nicht zur Ruhe gekommen. Nicht nur in Amerika selbst haben die Enthüllungen dieser üblen Prak- AX", ..sich mit Hilfe der amerikanischen Militärmissionen Aufträge zu verschaffen, großes Aufsehen erregt, bei der engen Verbundenheit der amerikanischen mit der engli- schen Rüstungsindustrie mußten mit Naturnotwendigkeit die Sensationen auch in das andere Land der angelsächsischen Nation hinübergreifen. So war es unausbleiblich, daß plötzlich der Name Sir B a s i l Z a h a r o f s auftauchte. Im besonderen ist es diesmal die amerikanische Presse, die den „geheimnisvollen Mann", als der er von jeher bezeichnet wurde, aus den Kulissen in das grelle Rampenlicht ihrer Publizität zerrt.
Die Rolle der amerikanischen Rüstungsindustrie ist bekannt genug. Sie war es ja auch, die letzten Endes Amerika in den Weltkrieg trieb, sodatz ihre jetzigen Unschuldsbeteuerungen nicht ernst zu nehmen sind. Wer ist nun aber dieser geheimnisvolle Zaharoff, der plötzlich als der Urgrund alles Bosen dargestellt wird? Die Antwort daraus kann nicht befriedigend erfolgen. Das ganze Leben dieses merkwürdi- gen Mannes ist von einer Fülle von Geheimnissen umwittert, von denen bisher nur einige gelüftet werden konnten. In den letzten Jahren ist er in regelmäßigen Abständen totgesagt worden. Doch ist er heute noch am Leben, und wie es scheint, außerordentlich aktiv, trotz seiner 84 Jahre, die er glaubwürdig alt geworden ist. Vielleicht ist er auch noch älter. Aber man weiß weder seinen Geburtstag noch seinen Geburtsort, der in irgend einem gottverlassenen Nest in Klein-Asien bestehen soll. Er entstammt einer griechischen Kaufmannsfamilie und verbrachte seine Jugend in Ealata mit kleinen und dunklen Geschäften. Mit zwanzig Jahren gelingt ihm durch eine Schiebung die Zuweisung eines großen Rüstungsauftrages des türkischen Kriegsnnnisteriums an einen Agenten der englischen Vickers-Werke, wofür er eine halbe Million Pfund Sterling als Provision bekam. Daraus kann man ungefähr ermessen, was den Vickers- Werken das türkische Geschäft wert war. Durch diese erste Betätigung im Rüstungsgeschäft kam er aber in engere Verbindung zu Vickers und damit zur Rüstungsindustrie überhaupt. Noch nicht zehn Jahre später stand er an der Spitze der Vickers-Agentur, die ihn zunächst nach Petersburg entsandte. Auf den Schlachtfeldern des Balkans legte er den Grundstein zu seinem riesigen Vermögen; denn er belieferte beide Parteien. Serben und Bulgaren, Griechen und Mazedonier fielen unter denselben Granaten, die Vickers für die jeweilige Artillerie geliefert hatte, natürlich die Geschütze und Gewehre obendrein auch noch.
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war Zaharoff bereits der unbestritten stärkste Gegenspieler Krupps. Nach dem Tode Maxims schwang er sich zum eigentlichen Beherrscher der englischen Rüstungsindustrie auf. Seinen Einfluß breitete er über die ganze Welt aus. Er beherrscht Werften und Kanonenfabriken, Erzbergwerke und Schiffahrtslinien, Oelfelder und Banken, auch die Spielbank von Monte Carlo. Aehnliche Weltkonzerne haben in den letzten Jahrzehnten auch andere Männer zustande gebracht. Aber bei Zaharoff geht die Eroberung der wirtschaftlichen Macht mit den schwersten politischen Katastrophen einher. Damit Zaharoff neue Millionen an sich reißen kann, werden immer wieder von neuem die Völker aufeinander gehetzt, sei es aus dem Balkan, sei es im Orient, sei es in Südamerika. Wer die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge in den letzten vierzig Jahren in der europäischen Geschichte verstehen, und wer begreifen will, welche gewaltige Rolle die Interessen der Rüstungsindustrie in der Entscheidung über Krieg und Frieden in der Weltpolitik gespielt haben, muß die Lebensgeschichte Zaharofss kennen. Gerade sie bleibt uns aber verschlossen. Fest steht nur, daß mancher verantwortliche Staatsmann Europas, ohne es zu wissen, zum blinden Werkzeug dieses Mannes wurde, in dessen Lebenswörterbuch Humanität, Gefühl und Moral ausgestrichen sind. Nur einmal in seinem Leben hat sich Zaharoff von anderen Beweggründen als reinen Eeld- interesten leiten lasten. Das war zu Anfang der zwanziger Jahre, als es ihm gelang, den griechisch-türkischen Krieg zu entfachen. Der Grieche Zaharoff wollte seinem Volke die Vorherrschaft über Konstantinopel und Klein- Asien verschaffen. Doch endete der Krieg mit einer furchtbaren Niederlage der Griechen.
An äußeren Ehrungen hat es dem griechischen Proletarier nicht gefehlt. Nach dem Weltkrieg wurden ihm die höchsten Orden der Alliierten verliehen, auch wurde er zum englischen Varonett ernannt und mit dem Adelstitel ausgezeichnet. lleberall in landschaftlich schönen Gegenden, vor allem an der Riviera, hat er prunkhafte Schlösser entweder erworben oder neu errichten lasten. Im hohen Alter vermählte er sich mit der spanischen Herzogin von Villaueva. Zwei Töchter, die sie ihm geboren hat, haben glänzende Partien gemacht. Die Aeltere ist die Gemahlin eines Prinzen von Bourbon, die Jüngere die Frau eines englischen Jndustriemagnaten.
Der Kriegsgewinn des führenden amerikanischen Ehemiekonzervs
Washington, 13. Sept. Der Untersuchungsausschuß über die Rüstungsindustrie beschäftigte sich weiter mit dem führenden Chemiekonzern Dupont. Es ergab sich, daß Dupont von 1914 bis 1918 für 1245 Millionen Dollar Kriegsaufträge ausführte, heute u. a. den vierten Teil der General Motors kontrolliert und nach Kriegsende Teilhaber der Chemical Foundation wurde, die die beschlagnahmten deutschen Chemie-Patente verwaltete. Dupont zahlte im Jahre 1916 100 Prozent. 1917 51 Prozent und 1918 26 Prozent Dividende.
Ser MiMheitMutz
Polen besteht auf einer Verallgemeinerung der Minderheitenfchutzverpflichtungen
Genf, 13. Sept. Der polnische Außenminister Beck hat am Donnerstag in einer aufsehenerregenden Rede vor der Vollversammlung des Völkerbundes die praktische Mitwirkung Polens an der Durchführung seiner internationalen Minderheitenschutzverpflichtungen vom heutigen Tage ab gekündigt. Pole» habe in seinem Antrag an die Völkerbundsoersammlung die Verallgemeinerung dieser Verpflichtung verlangt und es halte an dieser Forderung fest und erwarte eine klare und deutliche Antwort.
Wenn die Antwort positiv sei, so werde es an der Ausarbeitung der Bestimmungen für ein allgemeines Minderheitenabkommen Mitarbeiten, wobei die polnische Regierung es für selbstverständlich halte, daß dabei die besonderen Bedingungen der anderen Volksteile berücksichtigt werden. Allerdings habe er den Eindruck gewonnen, daß sich bei der Mehrzahl der Regierungen die ablehnende Haltung gegenüber dem polnischen Antrag, die schon im vergangenen Jahre zu einer Zurückweisung der polnischen Forderungen geführt habe, nicht verändert habe.
Bei dieser Lage habe er noch Folgendes zu erklären: „In Erwartung der Inkraftsetzung eines allgemeinen und gleichartigen Systems des Minderheitenschutzes sieht sich meine Regierung veranlaßt, von heute ab jede Zusammenarbeit mit den internationalen Organisationen abzulehnen, soweit sie die Kontrolle der Durchführung des Minderheitenschutzes durch Polen betrifft".
Beck fügte hinzu, daß diese Entscheidung der polnischen Regierung nicht gegen die Interessen der Minderheit gerichtet sei. Diese Interessen würden weiter durch die grundlegenden Gesetze Polens geschützt. Vorher hatte Beck auseinandergesetzt, daß Po- len den nur einigen Staaten einseitig auferlegten Minderheitenschutz als eine Ungerechtigkeit und Diskriminierung betrachtet, die weder mit der Gleichberechtigung aller Mitglieder im Völkerbund, noch mit der demokratischen Verfasiuna des Bun»