Internationale Rüstungs­industrie als Kriegsmacher

Zu den Untersuchungen des amerikanischen Senatsausschusses

Zerr Sir Charles Craven von der Direktion der engli­schen Rüstungsfirma Vickers Armstrong and Company ist ein großer Mann und kann sicherlich viel. Aber alles kann er doch nicht, und das schmerzt ihn: denn vor einiger Zeit hat er sich in einem Briefe darüber beklagt, dastdiese stö­renden Verhandlungen in Gens über die Abrüstung die Aufträge der britischen Regierung aus Unterseebootkreu­zer aufhalten". Das ist doch ärgerlich, wenn man in der Leitung eines der größten Rllstungskonzerne der Welt sitzt, gerne fabrizieren und liefern möchte und nun nicht kann, weil sich die Regierungen in Eens noch über Abrüstung un­terhalten. Die briefliche Aeußerung Sir Charles Cravens erinnert an das, was schon einige Jahre vor dem Kriege ein anderer der Vickers-Leuts bei einem Bankett zu dem kana­dischen Minister Sir Frederick Borden gesagt hat:Das Geschäft geht schlecht. Das Empire geht vor die Hunde, weil uns ein Krieg fehlt. Und das Allerschümmste ist: Es ist auch nicht ein kleiner Krieg in Aussicht."

Der Brief Cravens ist in Washington in dem Untersu­chungsausschuß des amerikanischen Senats verlesen worden, der eingesetzt wurde, um die Verhältnisse in der amerikani­schen Rüstungsindustrie zu untersuchen. Aber eigentlich könnte der Senatsausschuß sich seine Bemühungen erspa­ren. lieber die Rüstungsindustrie der Welt liegt soviel Ma­terial vor, daß man die in den Senatsverhandlungen auf­geworfenen Fragen ohne weiteres bejahen kann. Es wird in der amerikanischen Rüstungsindustrie nicht anders sern, als in der europäischen. Sie hat sich, gerade in ihren größ­ten Vertretern, niemals der Politik untergeordnet, sondern ihr Bestreben ist es immer gewesen, die Politik zu beherr­schen und sie in Richtungen zu drängen, die ihr Gewinne versprachen. Denn das Denken der Rüstungsindustriellen ist durchaus wirtschaftlich eingestellt und operiert mit Ak­tienkursen und Dividenden. Es sind namentlich die beiden Konzerne Vickers Armstrong and Company in England und Schneider-Creuzot in Frankreich mit den ihnen angeglieder­ten Werken in anderen Staaten, die sich mit allen Mitteln einer geschickten und bedenkenlosen Propaganda darum be­mühen, das die Kriegspsychose in der Welt nicht ausstirbt. Zeitungen werden gekauft, damit sie die öffentliche Mei­nung beeinflußen, Parlamentarier bestochen, damit sie für neue Rüstungskredite stimmen, auf Banken sucht man Ein­fluß zu gewinnen, um die Finanzierung sicherzustellen. Es wirkt doch grotesk, wenn man z. B. seinerzeit beim Zusam­menbruch der Belgischen Arbeiterbank erfuhr, daß sie eine große Menge Aktien des Munitionstrustes Kuhlmann be­saß. Die marxistischen Arbeiter demonstrierten in den Stra­ßen mit dem Rufe:Nie wieder Krieg!", und mit ihren Spargroschen wurden Munitionsaktien gekauft. Vis in wel­che Kreise sich diese Verflechtung mit der Rüstungsindustrie erstreckt, erhellt daraus, daß noch vor kurzem die englische Hofkirche Aktionär von Vickers war.

Und ebenso ist die internationale Verflechtung der Rü­stungsindustrie längst zur Genüge belegt. Schneider-Creuzot beherrscht durch die Personalunion zwischen dem Präsiden­ten seines Direktoriums und dem des Lomite des Forges die gesamte französische Schwerindustrie. Die Firma hat ent­scheidenden Einfluß auf die Giftgasindustrie. Eugene Schneider ist Aufsichtsrat des Credit Lyonnais und einer anderen Bank. Vor allem aber besitzt Schneider-Creuzot die Aktienmehrheit der Skoda-Werke in der Tschechoslowakei und beherrscht durch sie zehn große Waffen- und Flugzeug­fabriken in der Tschechoslowakei, in Polen und in Rumä­nien. Ebenso ist die Eiftgasfabrikation in Südslawien, Po­len und der Tschechoslowakei ihm hörig. Ueber belgische Banken reicht sein Einfluß in die Massenfabrikation dieses Landes hinein, und in Oesterreich hat er sich die Österrei­chische Vodenkreditanstalt gesichert, von der bekannt ist, daß sie mehrere große Wiener Tageszeitungen besitzt und also öffentliche Meinung" machen kann.

Eine Rüstungsindustrie, die so international verflochten ist, kann nicht national eingestellt sein. Vickers hat seiner­zeit vor dem Vurenkriege, obwohl er sich am Horizont schon abzeichnete, massenhaft Maschinengewehre an die Burenrs- publiken geliefert. Bulgarien zog in den Weltkrieg mit französischen Geschützen von Schneider-Creuzot. In den Dar­danellen lagen englische Minen und sprengten englische Kriegsschiffe in die Luft. Die damals österreichisch-ungari­schen Skoda-Werke in Pilsen haben Geschütze an Belgien geliefert, die dann im Weltkrieg gegen Deutschland Ver­wendung fanden. Ebenso sind in russischen Artilleriestellun­gen Skoda-Geschütze vorgefunden worden. Diese Lieferun­gen an Kriegsgegner haben selbst, während die Schlachten tobten, nicht aufgehört. Auf dem Umweg über neutrale Staaten hat man ohne Gewissensbisse Munition an die Heere geliefert, die denen des eigenen Landes gegenüber­standen.

Die Rüstungsindustrie lebt vom Krieg und sie will keinen dauernden Frieden. Wenn er einmaldroht", dann spannt sie all ihre Verbindungen an, um dieFriedensgefahr" zu beseitigen. Die Aktienkurse von Schneider-Creuzot klettern beständig in die Höhe. Während die Zahl der Beschäftigten s" Uhrigen Weltindustrie seit 1913 stark zurückgegangen rst. beichäftigt die Rüstungsindustrie, bei der man das unter den Beschränkungen von Versailles stehende Deutschland so­gar noch abziehen muß, erheblich mehr Arbeiter. Man lchatzt, daß die Gesamtproduktion der Kriegsindustrie die von 1913 um mindestens ein Drittel übersteigt.

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lZum 20jährigen Gedenken an die Septembertage : Von Oberst a. D. Immanuel.

Man hat die Marne den Entscheidungsabickmiti de« genannt und von einer Wiederholung einer PlMtat" der Ereignisse gesprochen. Es ist kein Zufall

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auf den"gleichen Kampffeldern um den Sieg, die den Brenn­punkt der Marneschlacht 1914 gesehen haben. Ioffre, der französische Befehlshaber 1914, befahl vor der Marne­schlacht:Das Marneland wird behauptet, denn es ent­scheidet über Frankreichs Sieg oder Untergang!" 1918 be­schloß Foch:Die Deutschen müssen über die Marne zurück. Hier wendet sich der Krieg!" Das sind keine Zufälligkei­ten. Die Marnelinie beherrscht den Zugang nach Paris. Paris aber ist Frankreich.

Wie kam es 1914 zur Marneschlacht? Die Feldzugs­anlage wurde auf deutscher Seite durch den Entwurf des Grafen Schlieffen bestimmt:Nur schwache Kräfte aus dem deutschen Ostflllgel zur Deckung gegen französische An­griffe aus der Sperrlinie. Metz und Straßburg stützen den deutschen Widerstand!" Dagegen sollten Mitte und West­flügel fest geschlossen auf Paris Vorgehen. Dem rechten Flü­gel, der besonders stark zu bemessen war, fiel es zu, die Seine unterhalb Paris zu überschreiten und Paris im We­sten zu umgehen.

Zu solcher Entwicklung ist es nicht gekommen. Schlieffens Nachfolger, Moltke, änderte den Plan dahin ab, daß der linke Heeresflügel ganz besonders stark bemessen wurde, um den zwischen Metz und den Vogesen erwarteten franzö­sischen Stotz aufzufangen, den Gegner entscheidend zu schla­gen, dann aber die Sperrlinie Nancy-Epinal zu durchbre­chen. Die deutsche Mitte sollte planmäßig durch Luxemburg- Belgien vorgehen, das Herumgreifen des rechten Flügels je nach der Lage stattfinden. Der Krieg im Westen ließ sich für die^deutschen Waffen glänzend an. Die Franzosen wur­den aus dem Elsaß geworfen, in Deutsch-Lothringen ge­schlagen, auf ihre Sperrfront zurückgedrängt. Die deutsche Mitte erfocht Sieg auf Sieg in den belgischen Arden­nen und an der Sambre, der rechte Flügel schlug die Eng­länder bei Mons, die Franzosen bei St. Quentin Lüttich und Namur waren schnell überwältigt worden. Maubeuge eingeschlossen, das belgische Heer nach Antwerpen gedrängt. Fast ganz Belgien war in deutscher Gewalt..

Unter dem Eindruck dieses Ereignisses herrschte bei den deutschen Armeen die Ueberzeugung, daß die Widerstands­kraft der Gegner gebrochen, die siegreiche Entscheidung des Krieges bereits erzwungen sei. Die deutsche Oberste Heeres­leitung unter dem Generalobersten v. Moltke zog aus die­sen Auffassungen den Schluß, daß es sich nur noch um eine Verfolgung größten Maßstabes handele. Daher entwickelte sich oer Gedanke, mit dem linken Flüge! die Meurthe- und Moselfronten zu durchstoßen, mit der Mitte die Franzosen in Verdun, in den Argonnen und südlich der Marne anzu­fassen, mit dem rechten Flügel aber unter Deckung gegen Paris östlich an Paris vorbei nach Slldosten hin vorzu­gehen. Der Umklammerungsgedanke war die Grundlage dieser neuen Pläne. Zwei Armeekorps wurden nach Ost­preußen abbefördert.

Zwar hatten die Franzosen an den Erenzschlachten schwer gelitten. Das englische Heer stand vor dem Entschluß, den unglücklichen Kampf aufzugeben und nach England sich einzuschiffen. Allein General Joffre wußte die Armee süd­lich der Marne zum Halten zu bringen mit der Absicht, die Ostfestungen zu verteidigen, die Mitte zum Gegenangriff anzusetzen, mit frischen Kräften aber aus Paris nördlich der Marne gegen die offene Westflanke der Deutschen sorzuge- hen. So entwickelte sich vom 6. September an dieMarne - s ch l a ch t 19 1 4.

Die durch den französischen Angriff aus Paris schwer be­drohte deutsche Westflanke wurde durch den kühnen Ent­schluß des Generals v. KIuck, die 1. Armee auf das Nord­ufer der Marne zurückgenommen und zum Gegenstoß zu schreiten, gerettet. Die 2. und 3. Armee waren in der Schlachtenmitte siegreich, bei der 4. stand der Kampf günstig, der linke Flügel lag allerdings vor der Sperrfront fest. Mitten aus dieser günstigen Lage rief die Oberste Heeres­leitung die Armeen zurück. Gegen die etwa 30 Kilometer breite Lücke zwischen der 1. und 2. Armee schoben sich das englische Heer und eine französische Armee vor. In der Er­wartung einer drohenden Gefahr, verlor die deutsche Ober­leitung die Nerven. Die 2. Armee fühlte sich auf ihrem Westflügel bedroht und nahm im Einverständnis mit dem Sendboten der Oberleitung, Oberstleutnant Hentsch, die­sen Flügel zurück, brach den Kampf ab, räumte das südliche Marneufer und veranlaßte hierdurch den Rückzug der 1. Armee.

Daswardas,, Marneschicksal "1914: aus ei­nem fast erfochtenen Sieg der Deutschen wurde der freiwil­lige Rückzug! Der Feind schrieb sich den Sieg zu und ge­wann einen gewaltigen moralischen Auftrieb. So entwickelte sich aus dem Bewegungskrieg der Stellungskrieg, der vier Jahre lang trotz aller Großtaten die deutschen Kräfte im Banne hielt und allmählich verzehrte.

Endlich schien im Frühjahr 1918 der ersehnte Zeitpunkt gekommen, die Fesseln des lähmenden Stellungskrieges zu brechen und den Bewegungskrieg an sich zu reißen. Im Osten war Ruhe eingetreten. Alles, was an Truppen und Kampfmitteln verfügbar gemacht werden konnte, wurde in neuem Kampfverfahren zum Angriff eingesetzt Der An­fangserfolg erfüllte die Erwartungen. Am 21' März 1914 brach auf der Front ArrasLaon der deutsche Mass en­do ß vor. Eine große deutsche Wafsentat war vouorachl. Die Mitte des Angriffsfeldes (18. Armee) hatte 65 Kilo- meter Gelände gewonnen und war auf 90 Kilometer an Paris herangelangt. Dann aber, am 4. April, erlahmte die Kraft, 13 Kilometer vor Amiens Die Verfügungstrup­pen waren aufgebraucht, der Nachschub litt Not, der Geg­ner gewann Zeit, dem weiteren deutschen Angriff den Weg zu sperren.

Nun setzte der deutsche AngriffinFlandern ein, gewann dre Kemmelftellung am 25. April, kam aber auch Bbr Min Halten. Die Deutschen ordneten sich zu neuen An­griffen. Der Gegner lauerte in der Abwehr, angstvoll die amerikanische Hilfe erwartend, deren vorderste Staffeln eintrafen Der zweite deutsche Angriff größten Maßstabes arundete sich auf Ueberraschuna. Bald nach Mitternacht 26. auf 27. Mai begann der Sturm auf den Damenweg. Mit unwiderstehlicher Wucht ging es über die Aisne und Vesle an die Marne von Chateau-Thierry bis Dormans. Die Gegner hatten 200 000 Gefangene und 2500 Geschütze ver­loren, Reims war gefährdet, die Verbindung von Paris nach Ostfrankreich durch das Marnetat bedroht.

Die deutsche Heeresleitung beschloß, die Entscheidung nach Flandern zu verlegen, wo derHagenangriff" bis zur K a- n a l k ü ft e vorgetragen werden sollte. Üm die feindlichen Reserven zu binden, sollten an der Marne derAngriff Marneschutz", bei Reims derAngriff Reims" unternom­men werden. Hiermit verband man die Absicht. Reims zu Fall zu bringen und die Marneverbindung des Gegners zu durchschneiden. Der Marneübergang am 15. Juli war eine Musterleistung, vielleicht die beste des ganzen Krieges. Doch konnten angesichts der sehr starken feindlichen Stellungen südlich des Flusses weitere Fortschrite nicht gemacht werden. Zum Unglück für die Deutschen lief sich der Angriff der 1 .

und 3. Armee östlich Reims und in -er Westchampägne fest der Feind hatte rechtzeitig die vordersten Linie ge­räumt.

In diesem Augenblick, in der Morgenfrühe des 18. Juli, brach aus den Wäldern von Villers Cotterets der franzö­sisch-amerikanische Angriff gegen die schwache Westflanke der 7. Armee los. Sie wurde um 5 bis 8 Kilometer eingedrückt. Die Lage konnte trotz opfervollster Gegenangriffe nicht her­gestellt werden.Die kritischsten Stunden des ganzen Krie­ges", urteilte der deutsche Kronprinz. DerHagenangriff" in Flandern mußte aufgegeben, der verlustreiche Rückzug hinter die Marne angetreten werden.

Das war das zweiteMarneschicksal". Wie die Marne­schlacht 1914 den Siegeslauf der Deutschen aufhielt und in die rückgängige Bewegung zwang, so hat der Marnekamps 1918 unsere Kraft übersteigert und dem Anbeginn unseres Unglücks das Gepräge gegeben.

Abschluß des Berner NationalMenkongreffes

Berlin, 6. Sept. Der Nationalitätenkongreß in Bern hat seine 10. Tagung am Mittwoch abgeschlossen. Dabei wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen:

Im Zusammenhang mit der Forderung auf Verallgemeine­rung des internationalen Minderheitenschutzes weist der 10. Eu­ropäische Nationalitätenkongreß darauf hin, daß die im Völker­bundspakt vorgesehene Prüfungspflicht, die der Aufnahme eines Staates in den Völkerbund voranzugehen hat. insbesondere auch sein Vorgehen gegenüber den aus seinem Gebiet wohnenden nationalen Minderheiten zum Gegenstand haben muß. Staaten, deren Vorgehen sich in grundsätzlichem Widerspruch zu den oben erwähnten Prinzipien befindet, sollte die Ausnahme verweigert werden.

Es sollte ferner von allen neu eintretendcn Staaten die An­erkennung der geltenden internationalen Rechtsverbindlichheiten auf dem Gebiet des Minderheitenschutzes als Vorbedingung für die Aufnahme verlangt werden, wie das bereits in der bis­herigen Praxis die Regel war, von der in Zukunft niemals wieder abgew'.chen werden darf."

Neue Beschwerde der Deutschen Front

an den Völkerbundsrat

Saarbrücken, 6. Sept. Der Landesleiter der Deutschen Front, Pirro, hat gemeinsam mit der Landesratsfraktion der Deut­schen Front eine neue Beschwerde an den Völkerbundsrat ge­richtet.

Die mehr als 93 Prozent der Bevölkerung des Saargebiets umfassende Deutsche Front bringt in der Denkschrift zum Aus­druck, datz sie auf die wenigen Rechte des Versailler Vertrages nicht verzichten könne. Ebenfalls hätten die außerhalb des Saar- gebiets wohnenden Abstimmungsberechtigten Anspruch darauf, daß die Bestimmungen des Versailler Vertrages auch bei der Volksabstimmung beachtet würden. Das Saarstatut besage:Es wird nur eine örtliche Gendarmerie zur Ausrcchterhaltung der Ordnung eingerichtet." Hiernach sei also die Verwendung einer internationalen Gendarmerie unzulässig, selbst für die Zeit der Volksabstimmung. Die Denkschrift verweist dann auf den Be­schluß des Völkerbundsrates, der eine Rekrutierung der Saar­polizei in erster Linie aus saarländischen Bewerbern vorschlug. Die Regierungskommission habe jedoch den Eintritt von Saar­ländern in die saarländische Gendarmerie an die Bedingung geknüpft, daß sie keiner Partei angehören dürften, die sich be­reits für die eine oder andere der drei bei der Volksabstimmung zur Entscheidung stehenden Fragen festgelegt habe. Hierdurch habe die Regierungskommission sämtliche Mitglieder der Deut­schen Front von der Rekrutierung praktisch ausgeschlossen.

Zu den Versuchen des Präsidenten, die Notwendigkeit einer internationalen Polizei mit der Tatsache in Zusammenhang zu bringen, datz 16 009 junge Saardeutsche, die im deutschen frei­willigen Arbeitsdienst tätig feien, eine militärische Ausbildung erhielten, verweist die Denkschrift auf die Erklärung der Reichs­leitung des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Durch die Einstellung saarländischer Arbeitsdienstwilliger im FAD. sei der Saarbevölkc- rung die alleinige Möglichkeit geschaffen worden, den Arbeits­markt um mehr als ein Drittel der Arbeitslosen zu entlasten. Die Regierungskommission selbst habe dagegen zur Milderung der Arbeitslosigkeit im Saargebiet so gut wie nichts getan. Auf der anderen Seite laste der Präsident unbeachtet, datz die im Saargebiet wohnenden französischen Staatsangehörigen nicht nur ihrer militärischen Dienstpflicht in Frankreich genügten, son­dern auch, soweit sie Beurlaubte seien, jede Woche militärische Hebungen in den französischen Grenzgarnisonen ableisteten.

Die Beschwerde hebt dann nochmals hervor, daß ein Unterschied zwischen der Abwicklungsstelle des FAD. der früheren NSDAP, im Saargebiet und dem AD. der Deutschen Front bestände. Wei­terhin stelle sie es dem Völkerbundsat gegenüber so dar, als ob für alle diese Dinge der FAD. der Deutschen Front belastet werden könne. Demgegenüber sei festzustellen, datz von den 17 von Knox unterbreiteten Schriftstücken nur drei die Deutsche Front beträfen.

Emsts Lage beim Textilarbeitersireik

Prssidenl Roosevell greift ein

Washington, 6. Sept. Präsident Roosevelt hat einen Schlich- tungsausschuß eingesetzt und ihm die Aufgabe gestellt, die drei folgenden Fragen zu untersuchen: 1. den allgemeinen Charakter der Beschwerden der Arbeiter, 2. die Lage, in der sich die Unter­nehmer befinden, und 3. Mittel und Wege zu finden, wie beides miteinander in Einklang gebracht werden kann. Der Ausschuß soll dem Präsidenten bis zum 1. Oktober Bericht erstatten.

Eine gefährliche Verschärfung und zugleich das über­raschende Eingreifen Roosevelts kennzeichnet am Ende des zweiten Tages des Textilarbeiterstniks die Lage in dem riesenhaften Ausstand, dem größten in der Wirtschafts­geschichte der Vereinigten Staaten. Im Verlaufe des Mittwochs ist eine Zuspitzung des Streiks eingetreten, die so ernst ist, datz man die Ausrufung des Belagerungszustandes in einigen Staa­ten für kurz bevorstehend erachtet.

Nenyork, 6. Sept Die Beilegung des mehrere Monate dau­ernden Streiks der Aluminiumarbeitcr in Pittsburg wurde voll­kommen überschattet von der raschen Ausdehnung des Textil­arbeiterstreiks, der fast überall gewalttätige Formen annimmt. So wurde nachts eine Seidensabrik in der Nähe von Philadel­phia, in der weiter gearbeitet wurde, von 200 Streikenden ange­griffen. Die Einrichtung wurde stark beschädigt. Als die Staats­polizei eintraf, waren die Streikenden, die in Autobussen ange­kommen waren, bereits verschwunden. Aehnliche Gewalttaten werden auch aus anderen Staaten gemeldet. 2n Nord- und Südkarolina werden immer mehr Abteilungen der National- garde zum Schutze der Fabriken eingesetzt. Am Donnerstag früh wird die Gesamtzahl der Streikenden auf 37S 000 geschätzt.

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