D«r Verteidiger bemängelte, dag man Torgler jeden kleinen Irrtum stark angekreidet habe, während man den Zeugen i Erotbe. einem Wichtigtuer und Tendenzlügner, das Recht zuge­billigt habe, sich fortwährend zu widersprechen. Unmöglich könne i man sagen: Da Torgler zu einer bestimmten Zeit nicht in seinem Büro gewesen ist. hat er in dieser Zeit den Brand vorbereitet! s Das würde eine Umkehrung der Beweislast bedeuten. Nach, : deutschem Strafrecht müsse dem Angeklagten die Schuld i nachgewiesen werden, und es sei nicht umgekehrt die Aufgabe des Angeklagten, seine Unschuld zu beweisen. Selbst wenn man die objektive Richtigkeit der Aussage von Kar- wabne und Kroyer unterstelle, dann würde daraus folgen, daß s am 27. Februar nachmittags Torgler mit Lubbe zusammen gese- ' Herr worden ist. Sie können sich über alles mögliche unterhalten i haben. Dieser Tatbestand reiche nicht aus. um ein Schuldig fest- ^ rustellen. Woher wisse der Oberreichsanwalt, datz Torgler von j der Tat gewußt bat. daß er sie billig« oder teilgenommen bat? j

Dr. Sack gebt weiter ausführlich auf die Aussagen von Kar- ! wabne und Kroyer ein und kommt zu der Ansicht, datz Kar- ! wahne von der besten Absicht beseelt sei. die Wahrheit zu sagen, z datz seine Aussage aber objektiv unrichtig sei. Aus der zunächst ! einheitlichen Gesamtbelastung des Angeklagten Torgler fielen s dann Frey und Kroyer aus. Nur Karwahne blieb übrig. Bei ; aller menschlichen Vollkommenheit sei es aber nicht möglich, na- ! mentlich angesichts der Lichtverbältnisse im Obergeschotz des > Reichstages eine solche Wiedererkennung festzustellen, wie sie Karwahne behauptet habe.

Rechtsanwalt Dr. Sack behandelte dann weiter die von Ober­reichsanwalt Werner geführten Velastungsmomente gegen Torg- : ler. Dr. Sack wendet sich weiter gegen den Vorwurf, datz sich ? Torgler verstecken wollte, als er nachts nicht nach Karlshorst ' zurückfuhr, sondern in der Wohnung des Parteisekretärs Kühne ! nächtigte. Ebenso vertritt er entschieden die Auffassung, datz j Torgler sich freiwillig gestellt habe. Ich frage, was denn die i ins Kleinste gehende gewissenhafte Beweisaufnahme an hochvsr- ! räterischer Betätigung Torglers ergeben hat. Ich habe dafür keinen Beweis erbringen sehen. In seinem Plädoyer hat der OberreichsaWvalt die Anklage gegen die drei Vulgaren nicht aufrecht erhalten. Er hat sein eigenes Anklagegebäude erschüt­tert. Er hat damit in die Einheit des Belastungskomplexes Kar- ! wahne. Frey und Kroyer eine Diskrepanz hineingetragen, die s auch für den Angeklagten Torgler von Bedeutung ist. Der Ober- i reichsanwalt hat gesagt, es sei nicht ermittelt worden, wohin die j angeblichen Täter verschwunden seien. Daraus ziehe ich üen j Schluß, daß man die Beteiligung anderer, nicht ermittelter Täter ' n'cht strikte ausschlietzen kann Mmi könne aber auch nicht sagen: s da keine anderen gefunden worden sind, mutz man Torgler ver- ! urteilen. Ms Torgler feine Unschuld beteuerte, hat der Minister- ! xräiident Gör ing ihm geantwortet:Ich nehme diese Erklä­rung zur Kenntnis. Aber Aufgabe des hohe» Gerichts ist es. zu prüfen, ob es wayr ist!" Damit hat der Ministerpräsident zu c:kennen gegeben, datz er den Rechtsipruch vertrauensvoll in Ihre Hände legt. Kein anderer als unser Führer hat uns gesagt: Möge Gott uns davor bewahren, daß e:n Deutscher an diesem Verbrechen beteiligt ist " Mit diesem Wunsche werde ich nicht schließen, sondern ich kann sagen, an der Hand dieser minutiö­sen, bis ins Kleinste gewissenhaft durchgeführten Beweisaufnahme ist Gott sei Dank eines erbracht für mich, datz dieser Deutsche Torgler gottlob an diesem Reichstaqsbrand nicbt beteiligt iit. Diese meine innere Ueberzeugung gibt mir vor Ihnen die Be­rechtigung. die ich verantwortungsbewußt trage, zu sagen: spre-' che« Sie den Angeklagten Torgler frei! s

Nochmals die Ankläger

Die Nachmittagssitzung wird mit Repliken der beiden Ver­treter der Angeklagebehörde eingeleitet. Landgerichtsdirektor Dr. ' Parrtsius kommt kurz auf die Beweismittel des Rechtsanwalts ' Dr. Seuffert zurück. Der Auffassung des Verteidigers, es sei ! nicht erwiesen datz van der Lubbe die Brandstiftung begangen habe, um einen Aufruhr herbeizuführen könne er unter keinen ! Umständen beitreten. Wenn etwas in diesem Prozeß festgestellt ! sei, so die Tatsache, datz die Brandstiftung im Reichstag nicht von Lubbe allein, sondern von mehreren Tätern ausgeführt wor­den sei. Für die Frage, ob Lubbe sich des Hochverrats und der i aufrührerischen Brandstiftung schuldig gemacht habe, würde übri- ! gens die Frage, ob Mittäter vorhanden waren, keine entscheidende Rolle spielen. Es könne Lubbe nicht davor retten, wegen Hoch­verrats und aufrührerischer Brandstiftung verurteilt zu werden. Ein solcher Verbrecher verdiene für alle Zeiten unschädlich ge­macht und aus der menschliche» Gesellschaft beseitigt zu werden. Richtig sei sicher, datz Lubbe kein gemeiner Brandstifter sei. Die Hintergründe waren politischer Art. Er wollte.als politischer Held und Retter der Arbeiterschaft gefeiert werden. Juristisch ge- ! sehen, liege nicht Vorbereitung zum Hochverrat, sondern zweifel­los Hochverrat selbst vor. Sicherlich sei Lubbe ein Opfer der­

Kampf um Rosenburg

Roman aus Oberschlesien von Johannes Hollstein.

SS. Fortsetzung. Nachdruck «erboten.

Seien Sie ohne Sorge, Herr von Kamerlingk. Es sind trotzdem Ferien. Früher war das wohl anders, da mußte man faulenzen und so und so viel Fett ansetzen, dann hatte man sich erst erholt. Jetzt geht das nicht mehr. Die Kalorien . . . Sie wissen."

Die große Mode . . schlank!"

Um die ist's mir nicht, aber ich meine, man kann auch Ferien machen, wenn man getrost ein paar Pfund verliert. Hauptsache ist doch, daß einmal die Nerven ausspannen, und das geschieht bei meiner jetzigen Tätigkeit, die sich so sehr von meiner sonst üblichen unterscheidet, ganz ausge­zeichnet. Seh' ich nicht gesund aus?"

Doch, Fräulein Else! Gesund . . so wohltuend gesund . . und hübsch."

Sie lachte harmlos bei seinen Worten.

Ein klein wenig, nicht wahr! Für mich genügts, und für den, den das Schicksal für mich aufgehoben hat . . da muß es eben auch genügen."

Es wird's, mehr als reichlich. Wenn Sie einmal Ihr Herz verschenken . . suchen Sie den Richtigen!"

Sie seufzte auf.

Ach, Herr von Kamerlingk . . das . . ist ja so schwer! Ich glaub', von hundert Mädels, die alle den besten Willen in sich tragen, den Mann, den sie sich erwählen, glücklich zu machen . . da kriegt kaum eine einmal den Richtigen." Weil sie alle die Augen nicht richtig aufmachen."

O doch, das tun wir Mädels schon . . aber . . so man­cher ist nich für uns gebacken."

Willfried mußte lächeln.

Sie meinen . . die sozialen Gegensätze?"

Auch mit! Aber das ist nicht immer das Ausschlag­gebende. Wenn zwei sich von Herzen gut sind . . die über­winden beide. Nein . wenn > . das Herz spricht . und der

jenigen Kräfte gewesen, die Dchi nur bei uns, sondern auch anderwärts am Werke gewesen seien, die staatliche Ordnung zu unterhöhlen und zu zerstören. Diesem Verbrecher gegenüber sei irgend eine mildere Ausfassung nicht am Platze. Er habe sich des Hochverrats und der aufrührerischen Brandstiftung schuldig ge­macht.

Die Erwiderung des Oüerreichsanwalts Dr. Werner gegen die Ausführungen der Verteidiger cm Reichstagsbrandstifter- Prozetz ging im wesentlichen dahin: Mit den Ausführungen des Landgerichtsdirektors Parrtsius gehe ich voll einig. Ich füge ihnen aber noch bei:Ich kann nicht die Ansicht über den Cha­rakter von der Lübbes teilen, wre Rechtsanwalt Dr. Seuffert sich geäußert hat." Der Oberreichsanwalt kam dann zur recht­lichen Seite. Er entgegnete dem Rechtsanwalt Dr. Seuffert nach der Richtung, datz. wenn auch der Paragraph 307 Abs. 2 gegen van der Lubbe Anwendung finde, doch die Todesstrafe erfolgen müsse, weil eben die Verordnung vom 28. Februar d. Z. die Todesstrafe als Ersatz für die bisher geltende Strafandrohung vorgesehen habe. Der Oberreichsanwalt sprach dann noch über seinen Antrag hinsichtlich der Bulgaren. Er hätte auf Frei­spruch zu erkennen gebeten, weil die Beweise für die Schuld nicht voll erbracht seien. Es bleibe aber ein erheblicher Verdacht gegen die Vulgaren bestehen. Volle Gewißheit habe allerdings nicht herbeigeführt werben können.

Wenn es richtig sei, so erklärt der Oberreichsanwalt datz T o rg- ler mit van der Lubbe kurz vor der Tat Lch am Tatort aus­gehalten habe und man könne an den Llussagen Karwahnes und Kroyers nicht vorllbergehen so ergebe sich daraus mit Notwendigkeit der Schluß, datz beide zusammen etwas getan hätten, was mit dem Brand in Verbindung stehe.

Rechtsanwalt Dr. Seuffert hält an seiner Aussfassung und an seinem Anträge fest.

Rechtsanwalt Dr. Sack wirft nochmals die Frage auf, ob Ler Sachverhalt ausreiche, um den Angeklagten Torgler der Mit­täterschaft für schuldig zu befinden.

Der Angeklagten letztes Wort

Vorsitzender: Ich frage jetzt die Angeklagten, ob sie selbst noch etwas zu erklären haben. Zunächst üen Angeklagten van der Lubbe. Marinus van der Lubbe, stehen Sie auf! Marinus van der Lubbe, haben Sie noch etwas zu erklären?

van der Lubbe (lächelnd): Nein, ich habe nichts mehr zur Sache zu erklären.

M't einem großen Aktenbllndel bewaffnet, begann sodann Dimitross seine Rede. Seine mit vielen Bildern geschmückte Rede wirkt geradezu erheiternd. Er teilt auch seine unmaßgeb­liche Meinung über üen Hergang oes Branves mit und glaubt auch, datz van der Lubbe nicht der alleinige Täter sei. Aber wer sei Venn van der Lubbe? Er macht sich die Antwort auf bisse Frage sehr leicht und spricht einfach von dem Zweibund zwischen dem Vertreter der politisch Verrückten und dem Vertreter des politischenProvokateurtums". van der Lubbe sei natürlich kein Kommunist und kein Anarchist, er sei ein rebellierenderLum­penproletarier", ein deklassierter Rebell, ein mißbrauchtes Werk­zeug. Mit dem ganzen Saal schüttelt sich auch van der Lubbe vor Lachen, er kann sich fast gar nicht halten.

Mit weiteren langatmigen Reden stellt er die Geduld des Senats auf eine harte Probe. Die Ermahnungen des Senats- präsiventen häufen sich. Es wird Dimitross schließlich eine Frist gestellt, seinen Antrag vorzubringen. Der Antrag geht schließlich dahin, datz er als unschuldig freigesprochen wird. Er verlangt weiter bezeichnenderweise eine Entschädigung für verloren ge­gangene Zeit. Als dann Dimitross nach anderthalbstündiger Rede trotz vielfacher Ermahnungen auf das Gebiet der Physik kommt und unter stürmischer Heiterkeit von Galilei zu sprechen ansängt, zieht sich der Senat zurück und beschließt, daß Dimitross auf­hören mutz.

Poposs verliest dann in bulgarischer Sprache eine längere Er­klärung, die Satz für Satz vom Dolmetscher übersetzt wird. Po« poff erklärt darin, da er als bulgarischer Emigrant und Kom­munist sich um die politischen Dinge in Deutschland nicht geküm­mert habe, unv an dem Reichstagsbrand gänzlich unbeteiligt sei.

Arste verordnen ' IML-Lnkkee (Lotinen-Xnkkee) vve^en seiner Usetind- liclikeit. Ons 200 Ar. kostet nnr122??A.

Er wolle nicht wegen Mangels an Beweisen, sondern wegen er- wiesener Unschuld freigesprochcn w-nden.

Eine Erklärung gleichen Inhalts gibt auch der Angeklagte Tauest ab.

Der Angeklagte Torgler erklärt, er wolle nicht durch eine Be- weiswürvigung das Piävoyer seines Verteidigers abschwächen, dem er auch hier in der Oeffentlichkeit seinen wärmsten Dank als Angeklagter und als Mensch ausjpreche. Der Antrag des Ober- retchsanwalts auf Todesstrafe treffe ihn als einen völlig Un- schuldigen. Ich habe, schloß Tocgler, von dem Plan ver Reichs- lagsbrandstistung nichts geahnt, sonst würde ich mit allen Kräf­ten dieses wahnsinnige Verbrechen verhindert haben, weil diese Branbstistung nur zu einem fürchterlichen Schlag gegen die KPD. führen konnte. Ich habe diesen Lubbe zum erstenmal in meinem Leben am 28 Februar im Polizeipräsidium gesehen. Ich bin völlig unschuldig auf diese Anklagebank gekommen unb bitte Sie deshalb um Freisprechung.

Senats-Präsident Dr. Vünger schließt daraus gegen 21 Uhr die Verhandlung.

Die Verkündung des Urteils erfolgt am Samstag, den 23. De- -zember, um 9 Uhr vormittags.

.BMrSund der WuiMe

Bulintt der Geschichte"

Vernichtende Kritik desMatin"

Paris, 16. Dez. Der Hauptschriftleiter desMatin" übt an der bisherigen Außenpolitik Frankreichs eine vernichtende Kritik. Er nennt sie eine Politik im Schlepptau anderer namentlich im Schlepptau Londons. Jetzt klammere sich Frankreich noch an den Kadaver Völkerbund als letzte Rettungsplanke. Der Völker­bund aber sei der schlimmste Bankerott, den die Ge­schichte zu verzeichnen habe Er jotlte Krieg und Konflikte ver­hindern, habe aber weder den kleinasiatischen Krieg von 1921, noch den Mandschu-Feldzug, noch den Chaco-Feldzug, noch die unzähligen Streitigkeiten, die allenthalben in der zuckenden Welt aufflammten, verhindert.

Drei Jahre lang habe er die große Wirtschafts- und Währungr- konferenz vorbereitet, die kläglich gescheitert sei Fünf Jahre lang habe er die Abrüstungskonferenz vorbereitet, die elendiglich zusammenbreche. Die Vereinigten Staaten und Rußland seien ihm nicht beigetreten. Deutschland und Japan hätten ihn ver­lassen, also vier der größten Weltmächte gehörten ihm nicht oder nicht mehr an. 18 Staaten hätten aufgehört ihre Beiträge zu zahlen und seien ihm 70 Millionen schuldig. Drei internationale Anleihen, unter seinen Auspizien und auf seine Empfehlung ab­geschlossen, würden nicht zurückgezahlt. In diesem überall ver­dächtig knisternden Gebäude bleibe nur eine ungeheure Bürokra­tie übrig, die fortfahrs. Aktenstücke anzulegen und Bericht« zu schreiben.

Frankreich aber, mit seiner Vorliebe für diesen Kadaver, die seine einzige Leidenschaft geworden sei, klammere sich an Eens. Frankreich zähle auf diesen regungslosen, schwerfälligen Körper, um sein Leben zu sichern, sem Schicksal zu regeln und um Ord­nung, Wohlstand, Einvernehmen und Frieden in der Welt herr­schen zu lassen. Handelt es sich fragt das Blatt, um eine Läh­mung der Vernunft oder eine Trägheit des Geistes? Sitzen in unserer Negierung nur blinde Ideologen oder taube Rhetoren? Auf jeden Fall habe die Nation, heißt es weiter, mitzureden be­züglich dieses unerklärlichen Abstieges zum Friedhof. Die Nation habe es satt, im Dunkeln hinter einem Friedensphantom her­zulaufen, das sie niemals erhaschen werde. Sie habe es satt, Vermittlergebühren für eine Ware zu zahlen, die ihr niemals geliefert werde. Sw habe genug von jenen Konferenzen, die nur mit wortreichen Formeln und Pakten endeten. Die französische Nation sei groß und erfahren genug, um handeln zu können und «m ihren Willen zu äußern, ohne von Vormündern abhängig zu sein, die nicht wüßten, was sie wollten.

Eine BerMung des Siköverireiers des Führers

München, 17. Dez. Wie die Reichspressestelle der NSDAP, mitteilt, hat der Stellvertreter des Führers, Rudolf Hetz, fol­gende Verfügung erlassen.

Mir liegt die Anordnung des Präsidenten der Reichspressekam­mer vom 13. Dezember 1933 über Fragen der Vertriebs- und der Vezieherwerbung sowie über Nsugrllndungen- auf dem Ge­biete der Presse vor. Zwecks Gewährleistung des organischen Aufbaue? der deutschen Presse im nationalsozialistischen Staat und der lückenlosen Wirksamkeit der Anordnung der Reichspresse­kammer übernehme ich die Anordnung für den Gesamtbereich der Partei und bestimme hiermit zu deren Ziffer 2 bis S:

andere . :der fühlt es nicht! Kann denn dann ein Mädel hingehen, dem Manne um den Hals fallen und sagen: Da nimm mich, ich bin dir gut!"

Das . . geht wohl schlecht!"

Da haben wir's schon!"

Es ist Ihnen doch nicht etwa so gegangen?"

Nein, nein!" sagte sie schnell.Aber . . ich bete immer daß es mir nicht einmal so geht."

Er nickte ihr herzlich zu, reichte ihr die Hand und sagte warm:Gute Nacht, Fräulein Else! Schlafen Sie! Die Nach ist kurz!"

Langsam stieg er die Stufen empor und verschwand im Hsrrenhause.

Das Mädchen aber stand noch eine ganze Weile still.

Aus dem Garten klang gedämpfter Gesang. Die Sol­daten sangen:

Cs war einmal ein treuer Husar,

Der liebt sein Mädel ein ganzes Jahr.

Ein ganzes Jahr und noch viel mehr,

Die Liebe nahm kein Ende mehr."

Da preßte das Mädchen die Hand aufs Herz, fühlte wie es so selsam schlug, und Tränen stiegen in die schönen Augen.

Die Liebe . . nahm . . kein Ende mehr!"

*

Am andern Abend gegen sieben Uhr ritt Willfvied zu­sammen mit Schaffranz hinüber nach dem Waslewskischen Gut.

Er sehnte sich nach Katja. Ihr heißer Kuß brannte in seinem Herzen.

Die Aufnahme war immer sehr herzlich.

Kaja lief neben ihm her und plauderte wie ein kleines Mädchen. Sie sahen wieder im Musikzimmer zusammen und spielten, und abermals fanden sich ihre Hände.

Sie küßten sich und sagten sich zärtliche Worte.

Wie weich und innig konnte Katja sein, verliebt war sie wie ein kleiner Mädchen.

Sie liebt mich wahrhaftig!" Die beglückende Gewiß­heit wuchs in ihm empor und sein Jubel war ohne Gren­zen, als sie damit einverstanden war . . im Herbst treten wir zum Altar.

Wollen wir es deinem Vater sagen, daß wir uns ver­lobt haben?" fragte Willfried.

Noch nicht!" bat sie.Bald, sehr bald! Laß uns unsere heimliche Liebe noch genießen. Sie ist so bezaubernd schön."

Er mar einverstanden. Mit was wäre er es auch nicht gewesen, jetzt, da er bis über beide Ohren in sie verliebt war.

Sie küßten sich noch einmal und traten dann wieder in den Salon zurück.

Sein einstiger Inspektor Thomas Brucks saß mit Herrn Waslemski zusammen.

Die Begrüßung war förmlich, aber doch ohne Fehl.

Mein lieber Herr von Kamerlingk . ." nahm Was- lewski das Wort,es wird Sie überraschen, aber ... ich wills gleich jetzt sagen . . ich habe Herrn Brucks . . als meinen Inspektor engagiert."

Willfried glaubte nicht recht gehört zu haben.

Ausgerechnet Waslemski . . er nahm Brucks in Stel­lung? Angenehm war ihm diese Tatsache nicht.

Brucks nahm das Wort.

Herr von Kamerlingk!" sagte er höflich.Seien Sie überzeugt, daß ich alles daransetzen werde, daß zwischen Ihren Leuten und denen des Herrn Waslemski, die doch hin und wieder miteinander in Berührung kommen werden, das beste Einvernehmen besteht."

Ich glaube es, Herr Inspektor!" entgegnete Willfried förmlich.

Nach ein paar gleichgültigen Sätzen, die sie noch ge­sprochen hatten, verabschiedete sich Willfried.

Katja gab ihm ein Stück das Geleit.

Sie fühlte, daß Willfried verstimmt war.

Bist du Vater böse, daß er Brucks angenommen hat?"

Nein, dazu habe ich kein Recht. Dein Vater kann tun, was er will. Er wird die Augen im Kopfe offen halten."

(Fortsetzung Mt.)