deuten N e m y - Köln zu Vorträgen über die Planung der l Reichsautobahnen und den Stand der Arbeiten derselben, sowie iiber das Projekt der unterirdischen Bahnverbindung zwischen Anhalter und Stettiner Bahnhof in Berlin.
E nheilliche Gottesdienste am 1. Advent
Berlin, 30, Nov. Am ersten Advent, dem Beginn des neuen j Kirchenjahres, wird das oolksmissionarische Amt der Deutschen Evangelischen Kirche mit der Durchführung der volksmissionari- § scheu Arbeit beginnen. Am ersten Adventssonntag wird die ^ Predigt in allen evangelischen Gottesdiensten über den gleichen Text gehalten werde». Es wird ein Lied sein, das Millionen ' evangelischer Deutscher zu der gleichen Stunde singen. Das : große Wort Jesu vor seinem kaiserlichen Richter Pilatus: „Ich i bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll; wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme" (Ioh. 18, 37) und das kraftvolle Adventslied „Macht hoch die Tür", werden dem deutschen Einheitssonntag sein inneres Gepräge geben. Zu den Gottesdiensten dieses Sonntags werden in erster Linie die christlichen Hausväter aufgeru- . fen. Darüber hinaus soll der ganze Dezembermonat, dieser erste : Dezember im Zeichen des Dritten Reiches, zu einem vorweih- 2 nächtliche» deutschen Advent gestaltet werden. Deutsche Advents- ; sirte, deutsche Adventsbräuche und deutsche Adventslieder sollen i im Raum der Kirche lebendig werden. Am Nachmittag des ! ersten Adventsonntages wird dann in allen Gemeinden eine s liturgisch ausgestaltete Feier des deutschen Advents veranstaltet, s
Festnahme von Hetzern im PrlesterroS in Bayern
München, 30. Rov. Die bayerische politische Polizei teilt mit: Der bayerischen politischen Polizei war von mehreren Seiten gemeldet worden, dag von einigen katholischen Geistlichen in München unglaubliche Greuelmeldungen über angebliche Vorkommnisse im Konzentrationslager Dachau verbreitet werden, in der offenkundigen Absicht, Empörung und Unruhe zu erregen. Die bayerische politische Polizei hat im Verfolg ihrer Bestrebungen. den durch den Abschluß des Konkordats angestrebten Neligionsfrieden zu wahren, die notwendigen Erhebungen durchgeführt, in deren Verlauf die Festnahme von mehreren Geistlichen unerläßlich war. Die Festnahmen erfolgten nach Fühlungnahme niit der Staatsanwaltschaft. Die unwahren Erzählungen gingen von dem ehemaligen bayerischen Volksparteistadtrat, Stadtpfarrer Dr. Emil Muhler, aus, der ebenfalls festgenommen wurde.
Einführung des ArSettspatz
Meldeämter für den Arbeitsdienst
Berlin, 30. Nov. Mit dem 15 Dezember tritt eine wesentliche Neueinrichtung des Arbeitsdienstes ins Leben. An diesem Tage werden die im ganzen Reich eingerichteten Meldeämter für den Arbeitsdienst ihre Tätigkeit aufnehmen, durch die von jetzt ab alle sich meldenden Freiwilligen eingestellt werden. Annahmen erfolgen künftig an den Wochentagen während der Dienststunden. Die Einstellung in den Arbeitsdienst erfolgt aber nur noch am ersten eines jeden Monats. Die Meldeämter werden auch die Entlastung regeln und werden jedem Angehörigen des Arbeitsdienstes einen Arbeitspaß ausstellen. Dieser Paß wird in Deutschland bald ein sehr wichtiges Dokument sein, mit dem der Besitzer manchen Vorteil erringen kann. Die junge Männerwelt Deutschlands hat also ein erhebliches Interesse daran, dafür zu sorgen, daß sie in den Besitz eines Arbeitspasses gelangt. Das ist nur möglich über den Arbeitsdienst, der ein Ehrendienst für Deutschland ist.
Wettere 5 Millionen für Arbeitsbeschaffung
Berlin, 30. Nov. Wie das Reichsarbeitsministerium mitteilt, hat der Kreditausschuß der Deutschen Rentenbankkreditanstalt eine Reihe größerer, volkswirtschaftlich und arbeitsmarktpolitisch bedeutsamer Arbeitsmaßnahmen zugestimmt. So wurde für eine Regulierungsarbeit im badischen Bezirksamt Wiesloch ein Darlehen von über 800 000 RM. bewilligt. Es handelt sich hier um einer Landeskulturarbeit erheblichen Ausniaßes, die auch der s Schaffung von siedlungsfähigem Gelände dient. Fast tausend ^ Arbeiter finden hier auf längere Zeit Beschäftigung. Die Ge- j samtzahl der abzuleistenden Tagewerke beträgt etwa 275 000. j Aehnlich arbeitsintensiv sind die Meliorationsarbeiten im hes- s fischen Ried, für die dem Volksstaot Hessen vom Kreditausschuß ! ein weiteres Darlehen von 575 000 RM. zur Verfügung gestellt ! wurde. Ferner wurden u. a. Darlehen bewilligt der Stadt i Mannheim rund 180 000 RM. für die Eindeichung der Fric- i senheimer Insel. j
Kampf um Rosenburg
Roman aus Oberschlesien von Johannes Holl st ein.
28 .Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Nein, die stammt noch von einem Vorgänger. Ich verstehe, daß sie Ihnen Freude macht. Die Mamsell hat sie auch gepflegt, daß es eine Lust ist, sich in der Küche umzuschauen."
»Ja, Frau Rosellen ist mit Rosenburg richtig verwachsen."
„Ich wundere mich nur, Fräulein Else, daß es Ihnen so leicht fällt, sich umzustellen. Erst tagaus, tagein . . tipp . tipp und jetzt . . perfekte Mamsell!"
„Na, na, mit dem perfekten ... da hapert es noch ein bißchen."
„Aber nur ein bißchen. Der Mann, der Sie einmal bekommt . . ."
„Dem wirds nicht passen!"
„Was?"
„Daß ich so verwöhnt bin. Der wird mir doch keine solch elektrische Küche einrichten können."
„Warum denn nicht, wenn er nicht vermögend ist."
Da lachte Else hell auf. „Ich . . einen vermögenden Mann heiraten. Nein, nein, Herr von Kamerlingk, da bin ich als Stadtmädel nun ohne Illusionen. Diese Prinzen . . die gibts nur in Romanen."
„Das wohl . . ich meine nur!. Der Idealismus, das wahrhaft Gute, das kommt nur in den Romanen vor."
„Sie meinen also, der Egoismus regiert die Welt?"
„Es ist wohl so!"
Willfrisd dachte schweigend nach.
„Ja, es ist so . . . so hart es klingen mag . es geht auch nicht ohne den Egoismus, er ist letzten Endes das welterhaltende Prinzip. Nehmen wir die großen Leistungen n . . . Ursache ist immer nur Egoismus. Selbst der Idealismus . . er hat meist den Egoismus als Triebfeder. Der berühmte Dichter Ibsen . . wissen Sie wie der einmal die Ideale genannt hat? LügenI"
Der ständische Aufbau der Wirtschaft
Berlin, 30. Nov. Im Reichswirtschaftsmiinsterium hat am 28. November 1033 unter dem Vorsitz des Reichsministers Dr. Schmitt eine grundsätzliche Aussprache über den ständischen Aufbau der Wirtschaft staltgefundeu. Das Reichswirtschaftsministerium wird unter Verwertung der in der Aussprache gewonnenen Ergebnisse die organisatorische Grundlage für den ständischen Aufbau der Wirtschaft schaffen Die Durchführung des ständischen Aufbaues wird in steter Fühlung mit der Wirtschaft Schritt für Schritt unter vorsichtiger Ein- und Umgliedcruna der bestehenden wirtschaftlichen Verbände in Angriff genommen. Der Reichswirtschaftsmittister erwartet von der deutschen Wirtschaft, daß sie die notwendige Disziplin wahrt und nicht durch eigenmächtige Unternehmungen den Gang der Entwicklung und damit die Wirtschaft stört.
Die Künstttuieruuq des Reichstags
Berlin, 30. Nov. Der „Völkische Beobachter" schreibt zu der Einberufung des Reichstages zum 12. Dezember: Die erste Sitzung des neuen Reichstages wird auf Grund der vom Reichstag am 23. März 1933 beschlossenen neuen Fassung der Geschäftsordnung vom Ministerpräsidenten Göring in seiner Eigenschaft als Präsident des letzten Reichstages eröffnet und geleitet wer- gen. Eine besondere Tagesordnung für die erste Reichstagssitzung liegt nicht vor: sie findet in den inzwischen dafür vorbereiteten Räumen der Krollop-r statt Die erste Sitzung beschäftigt sich mit der Wahl des Präsidenten und des Büros. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Ministerpräsident Göring wieder zum Präsidenten des Reichstags gewählt werden wird. Dagegen müssen die Vizepräsidenten neu gewühlt werden, da die bisherigen Vizepräsidenten Ester (Zentrum), Graf (DNVP.) und Zörner (NSDAP.) dem neuen Reichstag nicht mehr zugehören. Aus dem gleichen Grunde wird auch das Büro zahlreiche Veränderungen aufzuweisen haben. Während in den bisherigen Reichstagen zahlreiche Juden vertreten waren, gehören dem neuen Reichsparlament nur Männer arischer Abstammung an. Auch Frauen sind in ihm nicht mehr zu finden, lieber 800 van 661 Abgeordneten tragen das Braunhemd.
Nicht neutral» nur deutsch!
Saarbrücken, 30. Nov. In der Stadtratsfitzung gab die Deutsche Front eine Erklärung ab. in der es heißt: Dis von der Regierungskommission dem Landesrat zur Begutachtung vorgelegten und von diesem bereits verworfenen Entwürfe zu neuen Notverordnungen haben in Ser Bürgerschaft der Stadt Saarbrücken eine außerordentliche Beunruhigung hervorgerufen. Die Bevölkerung erblickt in den beabsichtigten Gesetzen den Versuch den Kamps um die Rückkehr des Saargebietes zu Deutschland unmöglich zu machen und durch Androhung schwerer Gefängnis- und Zuchthausstrafen die Bürger einzuschüchtern. Sie empfindet das Vorgehen der Regierungskommission als eine weitere Einschränkung der wenigen, ihr durch den Versailler Vertrag gelassenen Rechte, während aus aller Welt an die Saar gekommene zweifelhafte und separatistische Leute weitestgehende Freiheit genießen. Der Erlaß der geplanten Ver- s ordnungen muß zur Irreführung ver Weltöffentlichkeit über die wirkliche Stimmung ver Saarbevölkerung Anlaß geben und darüber hinaus die Verständigung zwischen den beiden großen Nachbarn erschweren. Die Bevölkerung will, wert deutschen Blutes, unter allen Umständen zum Neich zurück. Sie kann daher nur deutsch und nicht neutral denken, sie will für die Rückkehr kämpfen und verlangt für diesen Kamps volle Freiheit. Zum Zeichen
des Einspruchs verließ die Deutsche Front darauf den Saal.
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Die Frage der Probezeit erledigt !
London, 30. Nov. Die Frage der vierjährigen „Probezeit" für Deutschland wurde am Mittwoch abend von dem liberalen Abgeordneten Mander im Unterhaus zur Sprache gebracht. Mander i fragte, ob Sir John Simon versichern könne, daß die englische Negierung nicht mehr verpflichtet sei, dem Vorschlag der vierjährigen Probezeit in der Abrüstungsvereinbarung zu unterstützen. Außenminister Sir John Simon erwiderte, diese Frage
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„Das ist bitter!" entgegnete das Mädchen traurig.
Dabei sahen sie sich an.
Willfried mußte in dem Augenblicke wieder feststellen: „Hat das Mädel ein paar schöne Augen. Was ists doch für ein hübscher Kerl."
„Es klingt so bitter! Aber der Mann trifft die Wahrheit damit. Sehen Sie, wir wollen mal Idealismus lassen, er ist ein verschwommenes, unklares Gebilde. Wir wollen dafür etwas anderes nehmen, das besser und richtiger ist. Die Güte und die Liebe! Die haben nämlich mit dem sogenannten, meist verlogenen Idealismus nichts zu tun. Und das sage ich Ihnen, Fräulein Else . . inmitten dieses Urwalds von Egoismus sprießt noch unendlich viel Güte und Liebs. Wieviel Mutterliebe überschwemmt schon die Welt. Sie wissen oft, ja meist, warum sie lieben, die Mütter, sie haben Enttäuschungen, Schmerzen und Kummer oft gehabt durch das Wesen, das sie aufzogen, haben ihr eigenes Leben dem anderen Leben gegeben, und sie lieben doch mit einen Inbrunst, die Mütter. Sie schütten das Füllhorn ihrer Güte aus, sich selbst vergessend, und wissen nicht, warum sie es tun. Lassen wir den Idealismus . . begnügen wir uns mit diesen beiden heiligen Dingen . . Liebe und Güte."
Das Mädchen nickte ihm zu.
Dann fragte es leise. „Wie alt sind Sie eigentlich, Herr von Kamerlingk?"
Willfried lachte hell auf.
„Wie alt ich bin? Warum fragen Sie danach?"
„Weil . . Sie sprechen so . . so abgeklärt, und wenn man Sie ansieht . . Sie sind doch noch so jung."
„Ich bin jung . . und abgeklärt . . beides vielleicht! Man kann auch beides sein, man muß vielleicht bis zu einem - gewissen Grade abgeklärt sein, um jung zu sein."
! „Das ist eigentlich ein Widersinn."
„Eigentlich ja! Jung sein, meint man, das könne nur ! ein . . Unwissender, einer, der noch vor den Toren des ^ Lebens steht wie vor einem Mysterium. Ich denke anders, i Sehen Sie, Fräulein Else, ich war drei Jahre draußen in I der Welt. Bei den verschiedensten Völkern. Ich war nicht
gehe auf mehr als ein Mißverständnis zurück. Er habe dein i Unterhaus bereits erklärt warum der Ausspruch „Probezeit" . ungerechtfertigt je-. Es sei niemals irgend ein Versprechen von i der beschriebene» Art gegeben worden. Die dem Büro im Oktober vorgetragenen Anregungen seien von mehreren Staaten zur Erwägung vorgeschlagen worden und sonst nichts. Der Abgeordnete Mander fragte hieraus Kennt Sir John Simon die Erklärung Dalad iers, daß England endgültig aus eine vierjährige Probezeit verpflichtet sei? Sir John Simon erwiderte: „Ich glaube die von mir erteilte Antwort legt die Angelegenheit genügend klar Ich möchte dem ehrenwerten Mitglied versichern, daß es keine Meinungsverschiedenheiten zwischen der sran- zösisihen Regierung und uns gibt."
Ein demagogischer Beschlutz
des Auswärtigen Ausschusses der französischen Kammer
Paris, 30 Nov Der Auswärtige Ausschuß der Kammer hat nach Anhörung eines Berichtes des Abg. Fribourg über das Saargebiet beschlossen, die Regierung zu veranlassen, beim Völkerbund dahin zu wirken, daß der Bevölkerung des Saargebiets die vertraglichen Rechte und Sicherheiten sowie die volle Freiheit der Volksabstimmung gewährleistet würden. Der Abg. Fribourg, der als unversöhnlicher Gegner des neuen Deutschland bekannt ist. hat in seinem Bericht das ganze Saarproblem ungeheuer aufgebauscht. Unter anderem behauptete er, daß im Saargebiet nicht nur das Schicksal der Saarländer, sondern gleichzeitig sas Schicksal Lothringens, des Elsaß', Frankreichs und des Völkerbundes sowie die Zukunft des Nationalsozialismus und schließlich das Schicksal des französischen parlamentarischen Regimes entschieden würde Fribourg hat sich übrigens auch sehr schart gegen unmittelbare Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich gewandt.
Der Beschluß de- Auswärtigen Au-ühusses ist natürlich reinste Demagogie, muß er doch den Eindruck erwecken, als ob die Freiheit der Volksabstimmung nicht von seiten Frankreichs oder der Regierungskommisston, sondern ausgerechnet von deutscher Seite bedroht sei.
620 Ausbürgerungen in Tirol
Wien, 80, Nov. Nach einem Bericht au« Klagenfurt (Kärnten) soll Prinz Bernhard von Sachsen-Meiningen, der in den nächsten Tagen eine sechswöchige Arreststrafe im Geiangenenhaus des Klagenfurter Landgerichts wegen angeblicher Betätigung für die Nationalsozialistische Partei abgebüßt haben wird, in das Kon- Zentrationslager „ach Wölkersdorf llbergeführt werden. Prinzessin Sachsen-Meiningen ist verboten worden, Schloß Pitzelstätten zu verlassen. Nach einem Innsbrucker Bericht sind in Tirol bisher 620 Anhänger der Nationalsozialistischen Partei ausgebürgert worden.
Wien, 30 Nov. Die Polizeidirektion hat wieder 11 Nationalsozialisten wegen angeblicher österre'ch-ieindlicher Betätigung die Staatsbürgerrechte entzogen. Damit wurden in Wien bisher 69 Ausbürgerungen getätigt.
ZwifchenMe lm Prager Abgeordnetenhaus
Prag, 30. Nov, Während der Aussprache über den Staatsvoranschlag 1931 kam es im Prager Abgeordnetenhaus am Donnerstag zu wilden Auftritten Abgeordneter Kallina von der Deutschen Nationalpartei erklärte, Schuld am Niedergange des Parlaments trage die Demokratie. Die jüdische Emigration habe durch ihre Hetze wesentlich zur Verschärfung der Gegensätze zwischen der tschechoslowakischen Republik und Deutschland beigetragen. Uebrigens könne man gar nicht von Demokratie reden, wie es die Sozialdemokraten in der Tschechoslowakei täten, wenn man Parteien auflöse, die viele hunderttausend Wähler hinter sich hätten. Man habe dann auch kein Recht, sich darüber aufzuregen, wenn dasselbe anderswo geschehe. Darauf entstand ein Wortwechsel mit den deutschen Sozialdemokraten und schließlich ein Handgemenge, bis die Abgeordneten der übrigen deutschen Parteien die Streitenden trennten.
Wetter für Samstag
Unter dem vorherrschenden Einfluß des östlichen Hochdrucks ist für Samstag zeitweilig aufhetterndes, vorwiegend trockenes und ziemlich frostiges Wetter zu erwarten.
nur ein harmloser Vergnügungsreisender, der staunt, wie hoch die Cheopspyramide ist, dessen Auge sich an den exotischen Landschaften entzückte, der über die Merkwürdigkeiten der fremden Völker den Kops schüttelte. Ich habe mich bemüht, die Seelen der Völker, zu denen ich kam, zu verstehen. Ueberall suchte ich nach dem r-ein Menschlichen. Und immer war es da. Und so wurde ich wissend, denn meine Augen sahen nicht nur Schönes, Interessantes, sondern auch maßloses Elend. Das hat mich sehend gemacht."
Da warf Schaffranz ein:
„Eine Frage . . Herr von Kamerlingk! Sie kamen ls Besitzender . . zu den Völkern. Erwachte dabei, wie man sagt, Ihr soziales Gewissen?"
„Das Menschliche, Herr Schafsranz! Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen. Nein, ich bin dabei nicht ein Anhänger einer kommunistischen Geistesrichtung geworden. Denn ich meine, die sozialen Probleme der Zeit, sie sind kaum durch Parteiprogramme zu lösen, sondern durch dis Menschlichkeit jedes einzelnen gegen seinen Menschenbruder. Nicht e i n Messias kann die Welt erlösen, sondern . . jeder einzelne muß sich bemühen . . bis zu einem gewissen Grade Messias zu sein. Wir kommen wieder auf das alte große Wort der Bergpredigt zurück, auf das Wort von der Nächstenliebe."
„Ja!" sagte das Mädchen aus dem Herzen heraus. „Das ist die Wahrheit, Herr von Kamerlingk! Immer und ewig."
Am anderen Morgen.
Alles war frühzeitig auf den Beinen. Mühte sich mit dem Melken. Selbst die Mamsell ließ sich nicht halten, wenn sie auch von der Anstrengung des gestrigen Tages noch kreuzlahm war.
Schaffranz kam mit ernstem Gesicht zu Willfried, der eben die Freitreppe des Herrenhauses herunterkam.
„Morgen, Herr von Kamerlingk!" s „Morgen, lieber Schaffranz! Alles im Lote?"
- „Danke! Es klappt! Aber die Polen!"
I „Was ist mit ihnen?"