Thronrede des englischen Königs

Ein Zwischenfall

London, 21. Nov. König Georg eröffnet«: im Oberhaus den dritten Tagungsabfchnitt des Parlaments mit einer Thronrede, die mit folgenden Worten beginnt:Meine Beziehungen zu den auswärtigen Mächten sind weiterhin freundschaftlich. Das Haupt­ziel meiner Regierung in internationalen Angelegenheiten ist, durch alle in ihrer Macht befindlichen Mittel den Frieden >n der Welt zu fördern und zu erhalten. Mit diesen Ziel vor Augen wird meine Regierung weiterhin mit anderen Regierun­gen Zusammenwirken und versuchen, eine befriedigende Lösung der verwickelten Abrüstungsfragen zu erreichen und fruchtbare Ergebnisse aus den langen Arbeiten der Abrüstungskonferenz zu erzielen. Meine Regierung bleibt weiterhin entschlossen, das in­ternationale Zusammenwirken mittels kollektiver Aktion durch den Völkerbund aufrecht zu erhalten und in jeder anderen Weise, die dazu angetan ist, gute Beziehungen zwischen allen Staaten und Völkern zu fördern."

Die Thronrede drückt weiter die Hoffnung aus, dag der neu- gebildete Ausschuß für die Verfassungsreform Indiens während der kommenden Tagung endgültige Vorschläge unterbreitet. Fer­ner wird in der Thronrede gesagt, daß das vergangene Jahr durch ein ständiges Wachsen des Vertrauens in die Aussichten des bri­tischen Handels und der britischen Industrie gekennzeichnet ge­wesen sei. Die Regierung werve weiterhin ihre Anstrengungen fortsetzen, um günstige Bedingungen für den Ausfuhrhandel zu schaffen, insbesondere durch den Abschluß von Handelsabkommen.

Im Oberhaus ereignete sich in der Eröffnungssitzung ein Zwi­schenfall. Als der König gerade seine Thronrede beendigt hatte, machte der Abgeordnete der Arbeiterpartei, Mc Eovern, Zwi­schenrufe. in denen er die Arbeitslosenpolitik der Regierung kritisierte. Dann wandte er sich an den König selbst und rief: Sie sollten sich schämen and an die Leute denken, die draußen vor Hunger sterben!"

Aussprache über die Thronrede

Macdonald über Genf

London, 21. Nov. Bei der Aussprache im Unterhaus über die Thronrede kritisierte der Führer der Opposition Lansbury dir Regierungsvolitik in der Abrüstungssrage, weil sie nie­mals zum Frieden führen werde, er bemerkte weiter, die Thron­rede enthalte nichts, was der Masse der Bevölkerung und den Arbeitslosen eine Botschaft der Hoffnung bringe.

Premierminister Macdonald wandte sich der Außenpolitik zu. Er erklärte, es bestehe kein Zweifel, daß man schwierige Zei­ten durchlebe. Die heutige Lage in Europa sei eine stadienweise Fortsetzung der Nachkriegszeit und der Friedensverrräge. Mac­donald wiederholte die Entschlossenheit der britischen Regierung, das Werk der internationalen Zusammenarbeit aufrechtzuer- balten. Das Genfer Gefüge sei durch den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und durch sein Aus­scheiden aus der Abrüstungskonferenz erschüttert worden. Wenn das Vertrauen in der Welt nicht in stärkerem Maße zunebme, dann sei eine Abrüstung unmöglich. Die jüngste Lage in Genf lasse sich etwa wie folgt darlegen: Sir John Simon habe an einer Reibe von Besprechungen mit Henderson und mit den füh­renden Delegierten der übrigen in Eens vertretenen Staaten teilgenommen. Heute sei er aus Genf zurückgekebrt. Er habe berichtet, daß man in Genf entschlossen sei, die Probleme durch Gemeinschaftsarbeit zu lösen. Es bestehe keine Absicht, das Werk der Abrüstung scheitern zu lassen. Doch sei die Ansicht weit verbreitet, daß man neben den Arbeiten in Genf ergänzend Be­mühungen aus diplomatischem Wege unternehmen müsse, um die Arbeiten der Abrüstungskonferenz wirksam zu unterstützen Die britische Regierung hoffe, daß Deutschland an dem Mei­nungsaustausch über die schwebenden Probleme sich beteiligen werde, und daß Frankreich und Italien die Bemühungen fort­setzen werde,die wir zusammen so einmütig unternommen haben und auch weiterhin unternehmen werden, um die Konferenz zu guten Ergebnissen zu führen". In allen diesen Fragen werde man mit den Vereinigten Staaten in enger Fühlung bleiben Zum Austritt Deutschlands aus der Abrüstungskonferenz er­klärte der Ministerpräsident u. a.: Die deutsche Politik, nicht

Kampf urnMosenburg

Uörnan aus Oberschlesien von Johannes Hollstein.

IS. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Im Iagdzimmer traf Willfried Schaffranz mit seiner Tochter Else.

Sie erhob sich verlegen bei seinem Eintreten.

Willfried streckte ihr beide Hände zum Gruhe entgegen und sagte herzlich:Seien Sie mir willkommen, Fräulein Schaffranz, herzlich willkommen. Ich freue mich, daß Sie Ihrem Vater die Treue halten. Das ist recht und ehrenhaft."

Das Mädchen errrötete über das ganze Gesicht.

Sie konnte vor Verlegenheit kaum sprechen.

Sie . . . sind so gütig, Herr von Kamerlingk."

Willfried wehrte mit feinem, liebenswürdigem Lächeln ab. Bat mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen.

Als sie sich beim Schein der Lampe gegenübersaßen, hatte Willfried erst so richtig Muße, das Mädchen zu be­trachten.

Else war hochgewachsen, von ebenmäßiger Figur. Keine ausgesprochene Schönheit, aber ein klares, offenes Gesicht, regelmäßige Züge mit wunderschönen Braunaugen und allerliebsten Grübchen.

Es war eins von den Wesen, die man ansieht und man ist ihnen von Herzen gut, weil von ihnen soviel Wärme und Liebe ausströmt.

So etwas Wohltuendes, Gesundes war um das Mäd­chen. Sie trug das Haar noch keinen Bubenkopf in Gretchenmanier gescheitelt. Ein paar eigenwillige Löckchen rechts und links, die die zierlichen Ohren umrahmten, mil­derten die Strenge der Gretchenfigur.

Sie haben Ferien, Fräulein Schaffranz?" fragte Will­fried freundlich.

jawohl, Herr von Kamerlingk. Vierzehn Tage! Ich bin im Geschäft tätig, im Büro. Und ... da habe ich mir jetzt die Ferien geben lassen. Ich .... ich hatte so Sehnsucht nach Vater."

nur zum zweiten Male die Abrüstungskonferenz zu verlassen, sondern gegen den Völkerbund selbst einen Schlag zu führen, habe zweifellos das Werk von Genf nachteilig berührt. Daß die Konferenz weitergeführt werden müsse, habe niemals in Frage gestanden. Der einzige Zweifel habe darüber bestanden, welches das bestgeeignete Verfahren sei.

MkS VW ÜW

E've Ber iWng des Stelloermters des Führers

München, 21. Nov. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, veröffentlicht imVölkischen Beobachter" folgende Ver­fügung:

Parteigenossen, die ein staatliches Amt bekleiden, und die Partecdienststellen dürfen aus eigene Faust keine Verordnungen herausgeben, die 1 ein Höchste'nkommen der Bevölkerung oder einzelner Bevölkerungsgruppen, 2. das Doppelverdienertum re­geln sollen, 3. der Bevölkerung zwangsweise Abgaben allgemei­ner Art über die offiziellen Steuern hinaus auferlegen.

Das Recht, derartige Verordnungen zu erlassen, steht lediglich den zuständigen Behörden zu.

Einsührmg des Reichsdifchoss im Berliner Dom

Berlin. 21. Nov. Die feierliche Einführung des Reichsbi­schofs in sein hohes Amt ist, wie der evangelische Pressedienst erfährt, endgültig auf den 1. Advent-Sonntag, den 3. Dezember festgesetzt worden. Die Feier findet im Berliner Dom statt. Die Führer der Landeskirchen aus dem ganzen Reich, Repräsen­tanten des Reiches und der Länder, hohe Gäste aus dem Aus- lnad und Vertreter des evangelischen Auslanddeutschtums neh­men an dem feierlichen Akt teil. Es ist geplant, den Reichsbi­schof durch ein bischöfliches Eeleft von der Siegesallee durch das Brandenburger Tor über die Linden zum Schloß zu füh­ren. Dort wird ihn die übrige Geistlichkeit empfangen und zum Dom geleiten. Abordnungen der kirchlichen und politischen Ver­bände werden nach der Anordnung der Landesstelle Berlin und Brandenburg des Reichspropagandaministeriums Spalier bil­den. Die Feier wird vom Rundfunk übernommen und in einige Kirchen der Berliner Innenstadt übertragen.

Biela-Komet kreuzt die Erdbahn

Berlin, 21. Nov. Am 27. November wird man, wenn die Wet­terverhältnisse günstig sind, einen Kometen, genauer ge­sagt: die Reste eines Kometen sehen können. Es handelt sich da­bei um die Ucberbleibsel des berühmten Biela-Kometen, der seinerzeit in Frankreich ungeheure Aufregung hervorgerufen hatte, da man annäbm, er würde die Erdbahn kreuzen und da­durch den Weltuntergang berbeiiühren Die Erregung wurde so stark, daß die französische Regierung sich nicht mehr anders zu Helsen mußte, als den Astronomen, der zuerst behauptet hatte, der Komet würde die Erdbahn kreuzen, mit der Ausarbeitung einer Flugschrift zu beauftragen, in der erläutert wurde, daß der Komet mindestens 50 Millionen Meilen von der Erde ent­fernt bleibe. Die Biela-Komet rief dann bei seinem Erscheinen «ine neue Sensation hervor. Er brachte wohl nicht den Welt­untergang, spaltete sich aber in zwei Hälften und schließlich sogar in eine Flut von Sternschnuppen, von denen eine ein riesiger Meteorstein in Mexiko zur Erde niederging. Der übrige Meteorschwarm kreist noch immer um die Sonne in der Bahn des früheren Kometen, und am 27. November geht die Erde durch diese Bahn hindurch.

Der Reichspräsident an den denttchev Handel

Berlin, 21. Nov. Auf ein Huldigungstelegramm des Führers des Reichsstandes des deutschen Handels, Dr. von Renteln, aus Braunschweig hat der Reichspräsident ihm folgende Antwort übermittelt:Den im Reichsstand des deutschen Handels geein­ten Angehörigen des deutschen Handels danke ich für das freund­liche Meingedenken. Möge diese erste Tagung den Zusammen­halt stärken und den Reichsstand des Handels unlösbar ein­gliedern in den Dienst des deutschen Volkes und Vaterlandes. Mit freundlichen Grüßen

gez. von Hindenburg, Reichspräsident."

Die Freikirchen blkiben

Berlin, 21. Nov. Die Reichskirchenregierung hat dem Vor- ^ sitzenden der bischöflichen Methodistenkirche in Preußen der Vossischen Zeitung" zufolge in einem Schreiben mitaeteilt. daß

Sehnsucht nach dem Baker!" entegnete der junge Mann weich.Tut Ihnen das Wort nicht im Herzen wohl, Herr Schaffranz? Fühlen Sie jetzt nicht mehr denn je, daß das neue Leben vor Ihnen liegt, daß Sie sich durchringsn werden?"

Schasfranz sah ihn voll tiefer Dankbarkeit an.Ja", stieß er hervor.Das fühl ich, Herr von Kamerlingk."

Ich ... bin nun gleich losgefahren! Ich muß um Ver­zeihung bitten . . daß ich so formlos ins Haus falle . . . aber ich hatte so Angst, Vater könne schreiben: Komme jetzt nicht!"

Das haben Sie recht gemacht! Aber Sie müssen mir versprechen, daß Sie Ihre ganzen Ferien hier verleben."

Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an und nickte herzhaft.

Ja, aber . . . Sie müssen mir erlauben, daß ich mit schaffe."

,^Ia, mein kleines Fräulein! Büroarbeit habe ich keine! Die paar Briefe schreibt der Inspektor selber."

, Jm Hause lassen Sie mich mitschaffen. Ich bin in der Hauswirtschaft erfahren . . und ich dachte . . jetzt die Ernte . . da hat gewiß Ihre Mamsell auch tüchtig zu schaf­fen. Ich will so gern mithelfen."

Alle Achtung! Am Ende können Sie sogar kochen!"

Schaffranz lachte froh.Und ob sie das kann, Herr von Kamerlingk."

Gut!" sagte Willfried fröhlich.Zugestanden! Aber jetzt warten Sie einen Augenblick, ich will sehen, ob die Mam­sell noch munter ist."

Er klingelte.

Richtig, Frau Rosellen war noch nicht zur Ruhe ge­gangen.

Sie kam.

Frau Rosellen . . . können Sie uns noch ein Fläschchen von dem guten Dienheimer ablassen?"

Soviel Sie wollen, Herr."

Und dann kommen Sie einmal näher. Hier stelle ich Ihnen Fräulein Schaffranz aus Leipzig vor, die den Vater

: die deutsche evangelische Kirchenregierung nicht die Absicht habe j die Freikirchen zwangsweise i» die deutsche evangelische Kirche i einzugUedern. Sie wünsche vielmehr, angesichts der großen Auf­gaben am deutschen Volke, mir den evangelischen Freikirchen in Deutschland in freundlicher Weise zusammenzuarbeiten.

10 6ÜO Ehesiandsdarlehensgesuche in Berlin

Berlin, 21. Nov. Berlin hat, wie die Statistiken ausweisea in den letzten Monaten eine ständige Zunahme der Eheschließung gen und Geburten zu verzeichnen. Nicht zuletzt ist diese Entwick­lung den Maßnahmen der Regierung zur Förderung der Ehe­schließungen zu verdanken, auf Grund deren bis zum IS. Novem­ber bei den 20 Bezirksämtern 10 2S1 Anträge auf Ehestaudsdar- ; lehen eingegangen sind. Davon wurden wie der Lokalanzeiger meldet, bisher 4927 genehmigt und 847 abgelehnt. Im Durch- i schnitt beträgt die Höhe der gewährten Darlehen 600 RM., so j daß also bisher allein >n der Reichshauptstadt mehr als 3 Mi- j lionen RM. in Umlauf gebracht worden sind. Als die heirats- ! lustigsten und bedürftigsten Berliner Bezirke haben sich Neukölln und Wedding erwiesen.

Meine dsklage qeqen einen Zeugen

ans dem Re«HsiagsS?M-Prozch

Berlin, 21. Nov. Die Justizpressestelle Berlin teilt mit: Die > Staatsanwaltschaft Berlin hat gegen den 38 Jahre allen Feilen­hauer Rudolf Sänke Anklage wegen Meineids erhoben. Sänke war bekanntlich am 30. Oktober ü. I auf Antrag des Ober­reichsanwalts im Reichstagsbrandstisterprozeß verhaftet worden. Die Vorunteriuchung hat ergeben, daß Sänke unter seinem Ei­wissentlich falsche Angaben über seine Zugehörigkeit zur KPD. und seine Bekanntschaft mit dem im Reichstagsbrandstisterprozeß angeklagten Bulgaren Tanefs gemacht hat. Ebenfalls hat der Beschuldigte zugegeben, daß seine eidliche Aussage, er habe Ta- neff in Rumänien kennengelernt und in Berlin zusällig getrof­fen, falsch war Weiter hat Sänke auch insofern unter seinem Eide die Unwahrheit gesagt, als er vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts behauptete, er habe für Tanefs keinen Koffer vom Bahnhof geholt. Die Hauptverhandlung dürfte schon in der nächsten Zeit vor dem Schwurgericht in Berlin stattfinden.

Der Anschlag aus Dr. Sieidle vor Gericht

Wien, 21. Nov. Am Dienstag begann vor den Geschworenen des Wiener Landgerichts der Prozeß gegen den Reichsdeutschen Werner von Alvensleben, der beschuldigt wird, an dem Anschlag auf den damaligen Sicherheitsdirektor von Tirol und jetzigen Bundeskommissar für Propaganda, Dr. Steidle, unmittelbar mit- gewirkt zu haben. Der Anschlag erfolgte am 11. Juni o. I. Dr. Steidle trug dabei eine Schußverletzung am Arm -davon. Alvensleben sowie der unbekannte unmittelbare Täter und einige Kameraden, die ebenfrlls an dem Anschlag beteiligt sein sollen, sollen unmittelbar nach der Tat über die Grenze geflüchtet sein. Alvensleben kehrte jedoch später nach Österreich zurück und wurde in Wien festgenommen. Die Eeschworenenbank ist mit fünf Män­nern und einer Frau besetzt. Der Angeklagte ist eine fast hünen­hafte Gestalt von gegen 2 Meter Größe. Er nimmt zwischen zwei ^ Justizwachtleuten auf der Anklagebank Platz und verfolgt die § Vorgänge mit gleichgültiger Miene. In seinem Verhör, das nach ! der Anklageschrift folgt, erklärt der Angeklagte, er bekenne sich . dessen schuldig was er ausgesagt habe, aber nicht im Sinne der " Anklage. Lr schildert sodann die Vorgänge.

Genf berät die Ver-aounsskormel

Eens, 21. Nov. Die französischen, englischen und amerika­nischen Hauptdelegierten haben unter dem Vorsitz Hender- sons wiederum eine lange Sitzung abgehalten, die den Zweck hat, den Text der Vertagungssormel für die Abrüstungskon­ferenz festzustellen. Man hofft, den Text des dem Büro der i Abrüstungskonferenz am Mittwoch vorzulegenden Entschlie- . ßungsentwurfes fertig formuliert zu haben. Es wird bestä- ! tigt, daß der Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz an­schließend an die Januartagung des Völkerbundsrates zu- jammentreten soll.

Das Wahlergebnis in Madrid

Madrid, 21 Nov In Madrid haben die Sozialisten 15 000 Stimmen mehr erhallen als die Rechtsfront, weshalb 11 So­zialisten und 6 Rechtskanüidaten als gewählt zu betrachten sind. In der Hauvtitrdt wird also der zweite Wablaana vermieden

besuchen gekommen ist. Sie wird ihre Ferien bei uns ver­leben."

Frau Rosellen reichte dem jungen Mädchen di« Hand und nickte ihr freundlich zu. Else gefiel ihr vom ersten Augenblick an.

Ich empfehle Fräulein Schaffranz Ihrem warmen, mütterlichen Herzen ganz besonders, Frau Rosellen. Und lassen Sie Ihr ein Plätzchen in Ihrem Reiche. Sie will sich mit aller Gewalt nützlich machen, ist in der Hauswirtschaft erfahren. Nicht wahr, Mamsellchen, Sie nehmen Fräulein , Schaffranz unter Ihre Fittiche."

Das alte Fräulein wurde förmlich rot unter Willfrieds freundlich-herzlichen Worten.

Aber gern doch, Herr! Soll an mir nicht liegen. So'n junges Blut, das habe ich gern um mich. Aber jetzt will ich rasch die Flasche holen, damit Sie einen Begrühungsschluck tun können."

Jawohl, Mamsell! Aber bringen Sie vier Gläser! Wir schließen Sie «in."

Die Mamsell hatte ihren Mund doch nicht halten können.

Am nächsten Morgen wußte es das ganze Rittergut, daß man auf Willfried geschossen hatte und zur Mittagszeit wußte es auch der Gendarm Peter Mielitsch aus Bialkowitz.

Der Inspektor Thomas Brucks war am Vormittag ganz aufgeregt über den Vorfall.

Willfried beruhigte ihn.

Nein, nein, die Angelegenheit nur nicht an die große Glocke hängen. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Racheakt eines der entlassenen Polen, aber die waren jetzt längst in Sicherheit.

Die Sorge Brucks um ihn, die in dessen Worten offen­sichtlich zum Ausdruck kam, stimmte Willfried beinahe günsti­ger für den Inspektor, gegen den er seit der Milchangelegen­heit ein kleines Mißtrauen hegte.

Fortsetzung folgt.