halb der Genfer Sphäre wird es ihnen sehr viel schwieriger sein, Eingriffsmöglichleiten gegenüber Deutschland zu fin­den, namentlich wenn Deutschland einig ist.

Noch ein Wort ist zu sagen zu einer Entschließung, die am Montag in einer Versammlung der Berliner Deutschen Christen einstimmig gefaßt worden ist. Diese Entschließung stellte teilweise Forderungen auf, die an die innersten Grundlagen des historische,! Christentums rühren; und es besteht die dringende Gefahr, daß der mühsam errechte Kirchenfriede wieder zerstört und einKulturkampf" größ­ten Stils innerhalb der evangelischen Kirche entfesselt wird. Wird eine Bewegung, wie sie sich in der Berliner Versammlung offenbarte, die Strömung einergermani­schen" Religion auch nur von selber fernzuhalten vermögen, die bereits hinter ihr sichtbar geworden ist, und die über­haupt nicht mehr als christlich gelten kann? Diese Sorge muß sich gegenüber diesem neuen Vorstoß sedem evangeli­schen Deutschen aufdrängen, dem die ewigen Heilswahr- heiten des Christentums Herzenssache sind. Es ist immer­hin gut, daß der Reichsbischof und der bayerische Landes­bischof sich sofort mit aller Entschiedenheit gegen den Ber­liner Vorstoß gewandt haben.

Vsr zehn 3nhre»

Stabilisierung der Mark

Der 16. November 1923 wird in der deutschen Wirtschafts­geschichte als ein Tag allererster Orvnung angesehen werden. An ihm wurden nämlich die Notenprcssen in Deutschland stillgelegt. Zwar wurde schon am. Oktober die Rentenmark geschaffen, aber es dauerte noch einen vollen Monat, bis Geldscheine in einem Umfang hergestellt waren, der den Anforderungen des Ver­kehrs genügte. Am 16. November 1923 verfügten der Reichs- sinanzminister Dr. Luther und der Reichswährungskommisjar Dr. Schacht über den kleinen Bestand von nur 299 Milliarden Rentenmark. Hiermit ging man an die Stabilisierung der Wäh­rung. Naturgemäß nahm der Betrag in den folgenden Tagen schnell zu, jo daß der Reichsfinanzverwaltung bald die erforder­lichen Geldzeichen zur Verfügung itanden. Schon vier Tage spä­ter, also am 2V. November 1923, wurde die Mark stabilisiert, indem man eine Billion Papiermark gleich 1 Nentenmark fest­setzte, nach dem Verhältnis 4,2 Lillmark gleich 1 Dollar. Nur wenige Tage erfreute sich aber die Negierung des Erfolges; denn noch vor Weihnachten trat ein anderes Mißgeschick ein. Der dem Reich zur Verfügung gestellte Kredit von 1,2 Milliarden Rentenmark war erschöpft, ohne daß sich der Etat im Gleich­gewicht befand. Es galt daher, die Budgetsanierung durchzufüh­ren, die fast noch größere Schwierigkeiten bereitete als die Be­endigung der Inflation. Seit zehn Jahren hat Deutschland eine stabile Währung An Angriffen auf die Reichsmark, die übrigens erst im Jahre 1924 geschaffen wurde, hat es in dieser Periode nicht gefehlt. Zunächst war es Dr. Schacht, der in seiner Eigen­schaft als Reichsbankpräsident die Abwehrschlachten erfolgreich Lurchführte. Sein Nachfolger Dr. Luther hatte den Run Ser Auslandsgläubiger im Jahre 1931 zu bestehen. Die Leistungen, die Deutschland in diesem Jahre vollbrachte, stehen, wenn man die Armut des Landes in Betracht zieht, einzig in der Geschichte da. Wenn das Währungssystem schließlich nicht mehr funktio­nierte, und man sich mit Rücksicht auf die Stabilität der Reichs­mari: mit Stillhalteverträgen abfinden mußte, so ist das ein Vorgang, der in fast allen großen Ländern Parallelen zeigt. Nur mit einem Unterschied' Deutschland hielt an der Stabilität seines Geldes fest, während England den Goldstandard Uber Bord warf und damit das Signal für andere Staaten gab.

Kleine Nachrichten uns Mer Weü

Nadolny in Moskau. Der neue deutsche Botschafter Na- dolny ist am Donnerstag in Moskau eingetroffen. Auf dein Bahnhof empfingen der Chef des Protokolls, Florinski, so­wie der deutsche Geschäftsträger von Twardowski und zahl­reiche Mitglieder der deutschen Kolonie den Botschafter.

Obermedizinalrat

wird uns verlassen. In wenigen Tagen verzieht er nach Stuttgart, nachdem er als staatlicher Badarzt die Alters­grenze überschritten hat. Viel, sehr viel verlieren wir an diesem Mann; als Mensch immer und für jedermann zu­gänglich, als Arzt von Ruf, der nicht in Deutschland endet, als Badarzt und als leitender Arzt des Landesbades Katha­rinenstift in Wildbad schlechterdings unersetzlich und als Wissenschaftler von höchstem Ansehen im Land, im Reich und im Ausland. Dabei ist er trotz seiner vorgeschrittenen Jahre von einer Elastizität des Geistes und des Körpers, wie man sie bewundern muß; ein geborener Redner, den der eingeborene Witz und Humor ebenso beliebt machte, wie gesucht als Kenner und Schriftsteller sowohl auf dem Berufs- gebiet wie auf dem für Heimat, Scholle und Kultur. Weit­gereist in des Wortes ganzer Bedeutung ist ihm in 4 Erd­teilen kaum etwas fremd geblieben. Zu seinen glänzenden Eigenschaften als Gesellschafter kommt seine fabelhafte Be­herrschung von 5 Sprachen in Schrift und Wort.

Was Obermedizinalrat Dr. Schober ganz besonders aus dem Rahmen hervorhebt, ist seine Liebe zum Beruf und zu den Aemtern, welche er inne hatte; sie ging weit über den Durchschnitt. Je einfacheren Herkommens seine Patienten waren, desto beliebter war er, weil gerade sie es fühlten und jeden Tag von neuem an sich erlebten, wie sehr und daß er es von ganzem Herzen mit ihnen wohl meinte. Der Mensch, der Arzt, der Badearzt, und der leitende Arzt Dr. Schober läßt durch seinen Wegzug in Wildbad eine Lücke, die mit einem Mann wieder zu schließen, schwerlich möglich sein wird. Ihm und seiner Gemahlin wünschen alle, die mit ihm je in Berührung kamen, einen gesegneten Lebensabend in der alten unverwüstlichen Art und Gesundheit und daß es ihm noch recht lange Jahre vergönnt sei, seine wertvolle Weiter-Arbeit auf wissenschaftlichem und heimatgeschichtli- chsm Gebiet zu seiner Freude und der anderen Nutzen zu betreiben. Indem wir Dr. Schober aufrichtigen und tief ge­fühlten Dank für alles, was er für Wildbad, Stadt und Bäder, im Laufe der Jahre unermüdlich und selbstlos ge­leistet hat sagen, halten wir es für unsere gern erfüllte Pflicht, hier noch folgen zu lassen

Oie Lebensgefchichte

des

Obermedizinalrakes Dr. Paul Schober,

Badearztes in Mldbad, Oberstabsarztes a. D. Chefarztes usw.

Dr. Schober entstammt einem Deutsch-österreichischen Geschlecht, das durch Generationen als Tuchmacher seßhaft war in Braunau, der Stadt, in welcher bekanntlich der Führer Adolf Hitler geboren wurde. Der Großvater

27 Seeleute ein Opfer des Sturmes. Der Kapitän des englischen Dampfers Berengaria, der aus der Unfallstelle des in Seenot geratenen Mglischen Dampsers Enxilby ein­getroffen ist, meldet, daß er bisher von der Besatzung die­ses Schiffes nichts gesehen habe. Die See geht außerordent­lich hoch, sodaß er die Geschwindigkeit seines Schiffes herab­setzen mußte. Es bestehen die allerernstesten Befürchtungen, daß die 27 Mann Besatzung der Saxilby verloren sind.

Ein Oberstleutnant hingerichtet. In Belgrad wurde der im Spionageprozeß zum Tode verurteilte ehemalige Oberst­leutnant Lujo Mitschitjch am Donnerstag hingerichtet. Der Vollzug des Todesurteils erfolgte durch den Strang. Oberst­leutnant Mitschitsch stand an der Spitze einer Spionage- Organisation, deren andere Mitglieder zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt wurden.

100 Vüü-Mark-Eewinn nach Niederschlesien gefallen. 2n

der Donnerstag-Nachmittags-Ziehung der Preußischen-SüS- deutschcn Klassenlotterie fiel der Gewinn von 100 000 RM. auf die Nummer 385 094 nach Niederschlesien; in beiden j Abteilungen in Achtellosen.

Zugsentgleisung in Spanien. Der Schnellzug Madrid ! Leon entgleiste bei dem Bahnhof Robla. Der Postwagen, ) ein Schlafwagen und drei andere Wagen stürzten um. Ein - Vahnbeamter fand den Tod, 6 Reisende wurden verletzt. j

Bierausschank und Alkoholverkauf in Nsuyork. Der Neu- ! Yorker Alkoholkommissar erließ eine Verfügung, wonach an sogenannten Bars lediglich der Ausschank von Bier erlaubt ist. Ferner ist sämtlichen Lokalen der Verkauf von alko­holischen Getränken außerhalb des Hauses verboten. Der s Alkoholverkauf im Kleinhandel ist ähnlich wie im Kanada- Gesetz aus drei Flaschen beschränkt worden.

Buntes Allerlei

Das alte Worms

Zwei Dinge sinv es vornehmlich, sie heute dem Besucher von s Worms ins Auge springen: der gewaltige Dom und das be- )

, rühmte Luther-Denkmal, das an den Reichstag erinnert, auf j , dem der unerschrockene Reformator erstmalig seine Lehre vor >

' Kaiser und Reich vertrat. An Ehren reich ist die Stadt, die einst - freie Reichsstadt war. Verfallende Festungswerke erinnern an die verflossene Glanzzeit. Hier ist einer der Schauplätze der Ni­belungensage. Unweit liegt ein Gebiet, das der Rosengarten heißt Der Römer Cäsar hat die Stadt einst erobert, die Hun­nengeißel Attila sie zerstört. Hier besaß Karl der Große einen Sommerpalast und hielt Maioersammlungen ab. Unter Lud­wig dein Frommen siel die Stadt an Deutschland. Dann hat sie durch das Wormsei Konkordat neue Bedeutung in der deutschen Geschichte erlangt. Papst und Kaiser einigten sich im Jahre 1122 über die Verteilung der Gewalten. Damit erlosch der verlust­reiche und verderbliche Inoestilurstreit. Hier wurden viele Reichs- ! tage abgehalten, deren einer gegen Ende des Mittelalters den Ewigen Landfrieden beschloß. Dann kam die große Zeit der ^ Reformation. Aber dann hat die alte Stadt mancherlei Unbill erleiden müssen.

Oelbilder unter der Tapete

In einem uralten, baufälligen Haus im Judenhaß dem Herzen des ältesten Berlin, wurden Renovierungsarbeiten Lurchgeiührt, und dabei machte man eine überraschende Entdeckung: Fm er- ; sten Stockwerk des Hauses sollten die Tapeten erneuert werden. " Doch kaum waren die ersten Stücke entfernt worden, als auf einmal wunderschöne Farben hervorleuchteten. Hier kam der Kopf einer blonden Schäferin, dort ein Wirtsbausschild mit dem preußischen Adler zum Vorschein. Unter der Anleitung ei­nes Fachmannes wurden nun dieTaveten mit äußerster Vorsicht entfernt, und es zeigte sich, daß die Wand darunter mit bemal­ter Leinwand besvannt war. und zwar zogen sich riesige Oel- ' gemälde über die ganze Waudiläche. Die Motive stellen zinnen- geschmückte Burgen, weite, sonnenbeglänzte Landschaften und Schäieridyllen dar, wie sie etwa im 18. Jahrhundert üblich wa- ^ ren. Die Bilder sind mit Nägeln an der Zimmerwand,beie- !

Dr. Paul

i von Dr. Schober zog aus der Wanderschaft in das damals ) durch seine Tuchmacherkunst ebenfalls weltberühmte Städt- j chen Calw, trat da in Arbeit und verheiratete sich mit einer Bürgertochter und gründete so den württembergischen Zweig ' der Braunauer Schober. Mit Dr. Schober stirbt er aller­dings aus.

Dr. Schober ist 1865 in Stuttgart geboren. Nachdem er daselbst das humanistische Gymnasium durchgemacht, seiner militärischen Dienstpflicht genügt, sodann auf den Universi­täten von Tübingen, Berlin und Straßburg Medizin studiert, einige Assistenzjahre in Tübingen und Stuttgart verbracht, trieb ihn ein lang gehegter Wunsch in die Welt hinaus. Er wurde Schiffsarzt und trug sich dabei mit der stillen Absicht, irgendwo im Ausland einen ihm zusagenden Ort für die Niederlassung ausfindig zu machen.

In Südafrika hatte man ihm eine Stellung als Arzt an- geboten, aber er schlug sie aus, zumal, da eine befreundete Familie in Frankreich (Marseille) ihm die Anregung zur Niederlassung daselbst gegeben hatte. Das lockte ihn; so be­gab er sich nach Beendigung seiner Seereise nach Paris, er­stand da, unter großen Schwierigkeiten das gesamte medizi­nische französische Staatsexamen und ließ sich darauf, nicht in Marseille, sondern in Paris selbst als praktischer Arzt nieder.

Nicht lange darauf wurde er Vertrauensarzt der Deut- scheu Botschaft und des Deutschen Generalkonsulates in Paris und schuf sich in der dortigen Fremdsnkolonie eine ausgedehnte Privatpraxis. Seine schöne Stellung und Tätig­keit brach aber am 31. Juli 1914 jäh zusammen. Dr. Schober hatte noch seine Nachmittagssprechstunde abgehalten da schwoll die Kriegsstimmung und die Deutschenhetze fast von Minute zu Minute immer gewaltiger und bedrohlicher an, so daß Dr. Schober gerade noch am gleichen Abend mit dem letzten ostwärts abgehenden Eisenbahnzug sich nach Deutsch­land rettete. Er mußte Hab und Gut hinter sich lassen und konnte nie mehr in seine in 18 arbeitsreichen Jahren ge­wonnene ärztliche Praxis zurückkehren.

Sofort daraus trat Dr. Schober in den Heeresdienst und wurde als ordinierender Stabsarzt im Reservelazarett Cann­statt und im Kriegsgefangenenlager Stuttgart-Berg ver­wendet.

Im Jahre 1916 starb der damalige Badarzt Geheimer Hofrat Dr. Weizsäcker. Unter den vielen Bewerbern wurde Dr. Schober als sein Nachfolger bei der Staatlichen Bäderverwaltung und gleichzeitig zum Oberstabsarzt und Chefarzt der Lazarette von Wildbad ernannt.

Seinen ersten Vortrag auf dem Kongreß der Balneolo- gischen Gesellschaft in Wiesbaden hielt Dr. Schober im Jahr 1921, wobei er auf neue Erklärungsmöglichketten der Ther-

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stigt und verraten teilweise v>e vanv eines originellen nuiyi- lers. Die Sachverständigen nehmen an. daß dieses Haus einst von einer Berliner Patrizieriamilie bewohnt war. die die Wände ihrer Wohnung wahrscheinlich mit Leinwand bespannen lieb da es ja Tapeten im heutigen Sinne noch nicht gab und diese Leinwand dann von einem Künstler bemalen ließ. Die Entdeckung der Oelbilder aus dem l8. Jahrhundert hat in wei­ten Kreisen großes Interesse erregt, und plötzlich leben all die tausend Sagen und Geschichten, die sich mit dem Jüdenhoi ver­knüpfen, wieder aui. Die ältesten Einwohner von Berlin wissen zu erzählen, daß hier, im winkligsten Teil der Stadt, die Juden früher wertvolle Schätze versteckt hätten, daß in den Mauern der Häuser um den Jüdenhoi silberne und goldene Geräte und kostbare Gemälde verborgen seien, und daß unter der uralten Akazie in der Mitte dieses Häuserblocks ein großer Schatz ver­graben liege.

Das Trinkgeld an den Henker

Die Finanznot in Südslawien scheint ganz besonders groß zu sein, denn sonst würde man kaum um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, zu Mitteln greisen wie es unlängst in Belgrad der Fall war. Dort hatte die Polizei einen Straßenauflaus auseinanderzutreiben gehabt, Sabei von der Schußwaffe Ge­brauch gemacht und einem aus ver Menge mir einer Kugel den Hut durchbohrt. Der Mann war unverfroren genug wenig­stens nach Ansicht der Polizei! Ersatz des ihm zugefügten Schadens zu verlrngen. Da kam er aber schön an Statt ver geforderten Summe erstell der Frechling sine Aufforderung zur sofortigen Zahlung von 50 Pfennig als Deckung für die Kosten der auf ihnim Staatsinteresse abgefeuerten Kugel", Der Fall erinnert ein wenig un den des im Jahre 1683 wegen Hochverrats zum Tode verurteilten Lord Rüssel, Als der arme Sünder bereits auf dem Schafott stand und die peinliche Hand­lung vor sich gehen sollte, erkundigte er sich noch schnell, wie viel Trinkgeld er wohl dem Scharsrichter geben müsse. Er er­fuhr, daß der übliche Satz zehu Guineen betrage, zog vielen Betrag aus der Tasche und überreichte ihn dem Henker mit einem nicht ganz echten Lächeln und der Bemerkung:Es ist doch allerhand, daß man noch eine Gebühr dafür zu bezahlen Hot, daß einem der Kopf abgeschlagen wird."

Aus dem GerichLsfaal

Versuchter Mord "

Mlwangen 1k Nov Vor dem Schwurgericht hatten sich gestern der 19 Jahre alte Weber Johann Rembold unv der 26 Jahre alte verheiratete Hilfsarbeiter Vitus Hartmann, beide aus Burg­berg Heidcnheim, wegen versuchten Mords zu verantwor­ten. Beide 'Angeklagte wllen oem Müller Josef Ludwig in der Nachr vom 21 auf 22. Mai 1933 oufgelauert haben, um ihn tot­zuschlagen, was ihnen aber nicht gelang. Die Angeklagten be­stritten jede Tötungsabsichl, Das lirkeil lautete gegen Rembold wegen versuchten Totschlags zu drei Jahren Gefängnis und gegen Hartmann wegen gefährlicher Körperverletzung auf ein Jahr Gefängnis.

malbäder-Wirkung hinwies. Er zog dadurch die Aufmerk­samkeit des Vorstandes der Gesellschaft auf sich und blieb in der Folge mit ihm in enger Fühlung. Als 1925 die In­ternationale Balneologtsche Gesellschaft, die nur aus Aerzten -des einstigen Feindbundes bestand, anläßlich ihres Kongres­ses in der Tschechoslowakei die Deutsche Valneologische Ge­sellschaft ersuchte, einen Vertreter zu entsenden, um durch ihn freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland wieder her­zustellen, wurde Dr. Schober mit dieser Mission betraut. Zur vollen Zufriedenheit beider Teile führte er sie durch und ward darauf in den Vorstand der Deutschen Balneolo- gischen und zugleich in den der Internationalen Balneolo- gischen Gesellschaft gewählt, die ihren Sitz in London hat.

Im Sommer 1917 wurde Dr. Schober auf dem Wege über die Deutsche Balneologtsche Gesellschaft, ein Ruf der brasilianischen Regierung (von dem brasilianischen Staat Minas Geraes) zu Teil, mit der Aufforderung als Berater und Gutachter in Sachen Heilquellen tätig zu sein. Im Win­ter darauf führte Dr. Schober diesen Auftrag aus.

Der folgende Winter sah ihn in Nordamerika, wo er, von privater Seite in New Jork beauftragt, die Quellen von Saratoga und Po-land besuchte und begutachtete.

Wohl kaum ein anderer Arzt Württembergs ist so weit und so viel in der Welt herumgekommen wie Dr. Schober. Mit Ausnahme von Ausstralien hat er alle Weltteile be­sucht, in fast allen Großstädten Europas hat er gesprochen, und in Stockholm hat er sich mit einer Schwedin, die er in Paris kennen lernte, verheiratet.

Dr. Schober hat sich schriftstellerisch stets äußerst rege be­tätigt. Schon kurz nach seiner Niederlassung in Paris hatte er einMedizinisches Wörterbuch der Deutschen und fran­zösischen Sprache" verfaßt. Es erschien kürzlich in 4. Auslage. In Wildbad hat er die BücherWildbad und seine Heil-) quellen".Geschichte von Wildbad". ..Fußgänge um Wild- bad" verfaßt. Außerdem hat er den medizinischen Fachzei-, tungen, wie auch der Tagespresse, so besonders dem Wild-t bader Badblatt und dem Schwäbischen Merkur, recht zahl-) reiche Artikel zukommen lassen. Mehrere Rheumakurse süist praktische Aerzte in Wildbad wurden von ihm geleitet.

Als Dr. Schober's bedeutsamstes Werk ist die Zusammen-, sassung seiner in Bad Wildbad gesammelten Erfahrungen, zu werten mit dem TitelKlinik des chronischen Rheumakis-' mus". j

Nachdem nunmehr Dr. Schober die Altersgrenze über-', schritten, hat er seine 18jähr-ige Tätigkeit in Bad Wildbad, niedergelegt, um sich in seine Heimatstadt Stuttgart zurück-l zuziehen. ,

An Dr. Schober verliert Wildbad einen Badarzt unge-l wohnlichen Ausmaßes. Ob wir einen in absehbarer Zeit! wieder bekommen, ob wir einen solchen wieder erhalten)

werden? ,

Gustav Reinhold Weidner, st

Dr. med. dent. philos. nat. ^