Mn ein liebenswürdiges Wort und zeigte jedem einzelnen sein Interesse.

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Stuttgart. 1. November.

Ehrung des Ministerpräsidenten. Der Gemeinderat der Gemeinde Laufen an der Eyach hat dem Herrn Minister­präsidenten Mergenthaler als Anerkennung und Dank für seine langjährige und erfolgreiche Vorarbeit im Kampf um die nationale Erhebung in Württemberg durch einstimmigen Beschluß das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Beihilfen für die Schwemmkanalisation. Die Stadt Hot einen Betrag von 50 000 RM. als weiteren Zuschuß für die Einrichtung der Schwemmkanalisation denjenigen'Haus­besitzern zur Verfügung gestellt, die für die Durchführung der Schwemmkanalisation einen Reichszuschuß von 20 Proz. in bar und rund 20 Proz. Zinsvergütung bekommen können.

Sabokageversuche im Arbeitsdienstlager. Das Sonder­gericht verurteilte den 22 Jahre alten Mechaniker Oskar Richter aus Cannstatt zu 1 Jahr Gefängnis. Der Ver­urteilte hatte nachts im Arbeitsdienstlager Zuffenhausen einen Zettel angeschlagen, auf dem die Worte standen: Kameraden, laßt euch nicht mehr länger an der Nase herumführen. Marschiert mit der Roten Front! Der Verurteilte hatte selbst Zugegeben, daß er damit eine Revolte gegen die Führer des Arbeitsdienstlagers entfesseln wollte. Es wurden noch einige weitere Angeklagte zu ganz empfindlicken Freiheits­strafen dafür verurteilt, daß sie verbotene kommunistische Druckschriften in Besitz und verbreitet hatten. Das Straf­maß wurde vom Son-dergericht dabei derart heraufg-esetzt, daß jetzt auch in Fällen, wo es sich auch nur um ein einziges Exemplar einer verbotenen Druckschrift handelt, Gefängnis­strafen von 8 Monaten ausgesprochen werden.

Der Raidwangec Sprengstosfanschlag. Der Svrengstosi- anschlag, der von Kommunisten in der Nacht vom 8. auf 9. Dezember v. I. in Raidwangen bei Nürtingen auf einen Eisenbahnwohnwagen verübt wurde, hatte in der heutigen Sitzung des Sondergerichts noch «in Nachspiel, nachdem schon vor einigen Wochen die Hauptbeteiligten zu lang­jährigen Zuchthausstrafen verurteilt wurden. Jetzt hatte sich der 34 I. a. verh. Hilfsarbeiter und ehem. Ortsgruppen­führer der KPD. Paul Fausel und der 30 I. a. Hilfs­arbeiter Christian Ebing er von Nürtingen wegen Bei­hilfe zu diesem Anschlag vor dem Sondergericht zu ver­antworten. Ersterer wurde zu 2 Jahren Zuchthaus, letzte­rer zu 3 Mostaten Gefängnis verurteilt.

Vermögenseinziehung. Eine Schöffengerichtsverhandlung' gegen das Kaufmannsehepaar Hugo und Lucie Artner, das auf der Königstraße in Stuttgart ein Damentaschen­geschäft betrieb und nach dem Judenboykott sein gesamtes Barvermögen in Höhe von annähernd 60 000 Mk. ohne Genehmigung der Devisenbewirtschaftungsstelle über die Grenze verschob, hat, wie das N.T. berichtet, den Fiskus in den Besitz sämtlicher Gesellschaftsanteile der Artner-GmbH. gebracht, deren Geschäfte nunmehr auf Rechnung des Staats weiterbetrieben werden. Das Urteil gegen das Ehepaar, das sich zurzeit in London aufhält und deshalb nicht zur strafgerichtlichen Verantwortung gezogen werden kann, lautete nämlich auf Einziehung der sichergestellten Ver­mögenswerte in Höhe von 58 000 Mk., die durch die Ge­sellschaftsanteile der Artner-GmbH. dargestellt werden.

Aus dem Lande

kwhenheim. 1. Nov. Todesfall. Im Alter von 86 Jahren ist am Montag Dr. phil. Jakob Mickalowski, der langjährige Abteiluiigsvorstand im Botanischen Institut der Landw. Hochschule Hohenheim, gestorben.

Eßlingen. 1. Nov. U e b e i f a h r e n. Am Dienstag wurde Hermann Veil von Eßlingen auf dem Güter­bahnhof von einem Güterzug so unglücklich angefahren, daß ihm das Bein bis zum Knie zerschmettert wurde. Der Ver­letzte wurde in das Städtische Krankenhaus verbracht.

Möhringen a. I.» 1. Nov. Abschied von Bürger­meister Krämer. Mit dem heutigen Tag scheidet Bürger­meister Robert Krämer wegen Ueberfchreitung der Alters­grenze endgültig aus seinem Amt, das er 31 Jahre lang mit Fleiß, Umsicht und Erfolg bekleidet hat. Die Amtseinsetzung des neuen Ortsvorstehers, Bürgermeisters Max Neunhoeffer- Schwaigern, findet durch Landrat Niethammer statt.

Bebenhaus OA. Biberach, 1- Nov. Das große landwirtschaft­liche Anwesen des Landwirts Matthäus Lutz in Bebenhaus Gde. Mittelbuch ist heute mittag bis auf die Grundmauern nieder- gebrannt.

Kornweflheinr, 1. Nov. Neuer Bürgermeister. Der bisherige Amtsverweser, Regierungsrat Kercher, ist entsprechend dem einstimmigen Beschluß des Gemeinder-ais zum Bürgermeister von Kornwestheim ernannt worden.

Heilbronn, 1. Nov. Gegen Unterstützungs­betrüger und Schwarzarbeiter. Die Stadt­verwaltung kündigt scharfe Maßnahmen gegen Unter­stützungsbetrüger und Schwarzarbeiter an. Der Neben­verdienst wird künftig voll angerechnet. Ferner wird gegen jeden Unterstützten, der Nebeneinkommen verschweigt, Straf­anzeige erstattet und sein Name veröffentlicht. In beson­ders krassen Fällen wird die Verbringung des Betrügers in das Sammellager veranlaßt.

Gmünd. 1. Nov. Wirtschaftsminister Dr. L e h- nich in Gmünd. Wirtfchaftsminifter Dr. Lehn ich stattete gestern unserer Stadt einen Besuch ab, um sich über die durch Behörden und Wirtschaflsvertreter vorgetragene Notlage der Stadt ein Bild zu machen. Minister Dr. Lehnich regte an, zu erwägen, ob eine Aenderung der wirtschaft­lichen Struktur des Bezirks durchzuführen sei. Es fand eine Reihe von Betriebsbesichtigungen statt. Bei einer Bespre­chung am Nachmittag empfahl Regierungsrat Dr. Seifriz im Hinblick auf den Flugplatz Hornberg als zusätzliche Fabri­kation die Einführung der Flugzeugindustrie. Oberbürger­meister Lüllig wandte sich gegen die Aufhebung bzw. Ein­schränkung des Lehrerseminars. Für öffentliche Arbeiten empfahl er besonders den Bau einer Staatsturnhalle, einer Remsbrücke und einer Straße nach dem Filstal. Die Mittel der Stadt sind erschöpft. Nur außerordentliche Maßnahmen und die Erklärung zum Notstandsgebiet könne jetzt noch das Schlimmste abwenden.

Skalen» 1. Nov. Zwangsinnungen. Für den Obe amtsbezirk Aalen wurden Zwangsinnungen für das Air mererhandwerk und das Müllerhandwerk errichtet. Der S beider ist in Aalen. Der Termin für das Inkrafttreten der 1. Dezember 1933, auf welchen Tag die bisherigen frei Innungen der betr. Handwerke geschlossen werden.

Großbettlingen OA. Nürtingen, 1. Nov. 17jähriges Mädchen vermißt. Die 17 I. a. Maria Henzler, beschäftigt in der Spinnerei Melchior in Neckarhausen, arbeitete dort zuletzt am Montag, den 23. Oktober. Nach Feierabend begaben sich mehrere Arbeiterinnen auf den Heimweg. Dabei kamen zwei Mitarbeiterinnen der Ver­mißten mit dieser in Streitigkeiten, die in Tätlichkeiten aus­arteten. Dje beiden begaben sich dann nach Haus, während Maria Henzler zurückblieb. Von diesem Zeitpunkt ab fehlt jede Spur von ihr.

Rottweil, 1. Nov. Tagung der Handelskam­mer. Die Vollversammlung der Handelskammer Rottweil beschäftigte sich unter dem Vorsitz ihres Präsidenten Fritz Kiehn, MdR., mit wichtigen Fragen der Wirtschaft und der Politik. Kiehn fordert insbesondere die Exportfirmen auf, die deutsche Neichsregierung im Ausland zu unterstützen und mitzuarbeiten an der schwierigen und dornenvollen Aufgabe der Aufklärung des Auslands. Beachtung ver­dient der Gedanke der 40-Stundenwoche, die solange einge­halten und nicht überschritten werden sollte, als noch ver­fügbare feiernde Arbeitshände auf Arbeit warten.

Möhringen bei Tuttlingen, 1. November. Tagung derVereinigunaSchwäbisch-Alemannisch er Narrenzünfte. Am Sonntag fand hier die Landes­tagung der Bereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narren­zünfte statt. Regierungsrat Linde gab Erläuterungen über die vom Landesgewerbamt in Karlsruhe geplante Aus­stellung von Bildern und Trachten über unser badisches Volkstum, wobei er insbesondere auf die wertvolle Unter­stützung der Narrenzünfte rechnete. In den Verband wur* den einstimmig folgende Narrenzünfte ausgenommen: Brei­sach» Singen a. H., Ehingen a. d. Donau, Sigmaringen, Waldkirch, Weingarten und Schwenningen.

Göppingen, 1. Nov. Erhängt aufgefunden Am Dienstag morgen wurde ein älterer Witwer aus Saiach in seinem Haus erhängt aufgefunden. Es liegt Selbstmord vor. Eine unheilbare Krankheit ist der Grund zur Tat.

Göppingen, 1. Nov. Brand. Am Mittwoch vor­mittag ist in dem freistehenden Schuppen der Filztuchfabrik David Geschmay ein Brand ausgebrochen. Auch die Fetr- küche der Firma Bader brannte samt dem Schuppen voll­ständig nieder. Der Schaden ist erheblich.

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Donzdorf OA. Geislingen, 1. Nov. lOOsähriges Jubiläum. Die Schloßapotheke kann in diesen Tagen auf ein lOOjähriges Bestehen zurückblicken. Acht Besitzer haben in den 100 Jahren vielen Tausenden von Kranken Arzneien geliefert.

Ulm. 1. Nov. Zugzusammenstoß. In Böhrin­gen BezA. Neu-Ulm stieß gestern abend 10.55 Uhr der letzte Personenzug von Kempten auf einen im Bahnhof Böhringen stehenden Eilgüterzug auf. Die Lokomotive und mehrere Güterwagen entgleisten und wurden beschädigt, Personen wurden jedoch nicht verletzt. Die Reisenden wur­den mit starker Verspätung durch den Eilgüterzug nach Ulm befördert. Untersuchung ist ein-grleitet.

Laupheim, 1. Nov. Schwerer Autounfall. Der bei seinem Bruder in Achstetten auf Besuch weilende N. Welte, in Lichtenstein wohnhaft, wurde auf dem Weg von Achstetten nach Laupheim von einem Lieferwagen ge» streift. Welte stürzte so unglücklich, daß der schwere Wagen über ein Bein ging. Der Verunglückte wurde von der Sanitätskolonne ins Bezirkskrankenhaus verbracht.

Regglisweiler OA. Laupheim, 1. Nov. Brand. Abends brach bei Bürgermeister Schmid in Wangen durch Selbst­entzündung des Oehmds Feuer aus, das jedoch bald ge­löscht werden konnte. Die Gebäude wurden gerettet. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

Loksles.

Wildbad. den 2. November 1933.

Herbstgewitter. Gestern nachmittag gegen 2 Uhr hüllten schwere Gewitterwolken unser Tal zeitweise in Dämmerung. Blitz und Donner, verbunden mit stellenweise starkem Hagel und Schneefall zeigten an, daß die schönen Herbsttage ge­zählt sind. Wir möchten wünschen, daß uns dieses Naturer­eignis im Interesse der Not keinen frühen Winter bringt.

Eintopfgericht und Plakette. Die Rcichsführung des Winterhilfs­werks teilt mit, daß die Aktion zur Durchführung des Eintopf­gerichts unabhängig von der Erwerbung der Plakette zur Befrei­ung von weiteren Spenden vor sich geht. Denn es handelt sich bei der Durchführung des Eintopfgerichts nur um eine Ersparnis, die dahin führen soll, daß das Volk an diesem Tags bewußt Verzicht auf luxuriöse Speisen lei st et- Alle Erspar­nisse gegenüber sonstigen Sonntagsgerichten sollen daher für das Winterhilfswerk gesammelt werden.

«ontg-trar!-gubiläurnssl,ftung. Die Medaille der Kön KarttJubiläumsstiftting wird am Tag der nationalen 8 beit im Jahr 1934 wieder an tüchtige landwirtschaftU und gewerbliche Arbeiter (Arbeiterinnen) und Bedienst (ausgenommen weibliche Dienstboten), die in einem u demselben Unternehmen langjährige und treue Dienste ! leistet haben, verliehen werden.

Wahl und Abstimmungshilfe der Beamten. Den B< amten, Angestellten und Arbeitern der staatlichen und kon munalen Behörden ist, soweit es die dienstlichen Erfordei nisse zulassen, auf Antrag der zuständigen Stellen de NSDAP, zu Zwecken der Wahl und Äbstimmungshilf Dienstbefreiung oder Urlaub unter Fortzahlung ihrer Gk bührnisse und ohne Anrechnung auf den Erholungsurlau -v gewähren. , . .

Kleine Ilachrichle» aus aller Welt

Ein Zentner Barrengold in London auf der Straße ge­raubt. In der Londoner Geschäftsstadt wurde am Diens­tag vormittag ein Zentner Barrengold im Wert von 142 000 Mark mit einem Pferdegespann von einem Bahnhof zu einer Schmelzerei befördert. Während der Kutscher in dos Haus eintrat, fuhr ein Kraftwagen heran, dem vier Män­ner entstiegen. Einen zur Bewachung des Wagens zurück­gelassenen Knaben stießen sie zur Seite und führten den Wagen in eins abgelegene Straße. Hier luden sie die Gold­kiste auf den Kraftwagen und jagten davon. Die Räuber sind unerkannt entkommen.

Deutsches Schiff gestrandet. An der Küste der dänischen Insel Gotland in der Ostsee ist der 600 Tonnen große deutsche MotorschonerAlice Gaulke" mit einer Holzladunz ans Schweden im Sturm gestrandet. Das Schiff-fte verloren fein. Die neunköpfige Besatzung konnte nur mit größer Mühe gerettet werden. Im Bottnischen Meer und im Finnischen Meerbusen sind mehrere kleine Schiffe ge­scheitert.

Von einem Löwen angesallen. Der bekannte Raubtier­bändiger Kapitän Schneider, der zurzeit mit seinen hundert Quo Vadis-Löwen im Hamburger Stadtteil Rothenburgs­ort auftritt, wurde bei einer Vorführung am Sonntag abend im Käfig von einem vierjährigen Löwen angefallm. Cr erhielt einen wuchtigen Prankenhieb über den Kopf, durch den er zwei starke Rißwunden oberhalb der Stirn und an der Schläfe erhielt. Nach Anlegung eines No:verband? ver­suchte Kapitän Schneider zunächst die Vorstellung fonzu­setzen, mußte aber wegen heftiger Schmerzen seine Absicht aufgeben und ärztliche Behandlung aufsuchen.

Der Winker ist in England eingezogen. In ganz Eng­land ist unter Stürmen und Hagelwetter der Winter ein­gezogen. In vielen Landesteilen hat es bereits ge'chnett. In der Nacht zum Samstag hatte London den ersten Schneefall.

Verurteilte Versicherungsbetrüger. Mitte vorigen Jahrs waren, wie wir seinerzeit berichtet haben, in Marseille und anderen südfranzösischen Orten ungeheuerliche Versicherungs­betrügereien aufgedeckt worden, deren Haupturheber der Versicherungsagent und ehemalige Rechtsanwalt Sarret war. Zwei Schwestern Katharina und Philomena Schmidt, die in Marseille lebten, hatten einen Lebens­versicherungsvertrag auf Gegenseitigkeit über eine halbe Million Franken abgeschlossen. Die Katharina starb und Philomena hätte den hohen Versicherungsbetrag erhalten sollen. Man schöpfte jedoch Verdacht und die Kriminal­polizei stellte fest, daß die Verstorbene gar nicht die Katha­rina war, sondern eine unbekannte Frau, die von dem Klee­blatt vergiftet worden war. Im Lauf der weiteren Unter­suchung wurden alle drei verhaftet. Es stellte sich heraus, daß auch die Männer der beiden Frauen, die ebenfalls ver­sichert waren, von Sarret und den Frauen vergiftet worden sind. Sarret hat ferner ein Ehepaar, das er versichert hatte, in eine Villa gelockt und umgebracht. Das Schwurgericht in Air-le-Provence hat nach mehrwöchiger Verhandlung Sarret, der durch seine Verbrechen sich Millionen zu ver­schaffen gewußt hat, zum Tod und die beiden Frauen zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Aufenthaltsverbot ver­urteilt.

Handel und Verkehr

Dollar und Kriegsschulden

Inflation und Deflation

Im Wiener Kulturbund hielt der bekannte schwedische Natro- nalökonom Professor Gustav Cassel einen Aortrag über bas Weltwährungsproblem. Der Kampf um dieses Problem, führte Cassel aus, spielt sich im wesentlichen als der zweier Parieien, der Deflationisten und der Jnflationisten, ab. Die Deflatio- nisten sagen, der Prozeß der Preissenkung sei ein natürlicher, durch den nur die nicht lebensfähigen Unternehmungen ergriffen würden; die Produktionspreise und Arbeitslöhne sollen auf oen niedrigsten Stand der Rohstofspreise herabgedrückt werden. Die Jnflationisten vertreten den Standpunkt, daß der allge­meine Preisstand Hand in Hand mit dem Währung-maßsiab gehen müsse; eine Preissteigerung in vorherbestimmten Grenzen habe Berechtigung, wirkliche Schwierigkeiten in der Geldpoürik würden nur durch große Preisschwankungen geschaffen. Die Krise der Weltwährung, betonte Cassel, dürfte in ihrer Wurzel zum großen Teil in der Kriegsschuldenfrage zu suchen sein. Die Streichung der Kriegsschulden ist vielleicht die erste Voraus­setzung zur Lösung des Weltwirtschaftsproblems. Der Lausanner Vertrag, mit dem Deutsch! and die Bezahlung der restlichen Kriegsschulden (bis auf einen verhältnismäßig kleinen Betrag) erlassen wurde, ist vielleicht der einzige Fortschritt, der seit dem Krieg für die Weltwirtschaft erreicht wurde.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Lösung des Wäh­rungsproblems wäre die Zusammenarbeit zwischen Amerika und. England in der Regelung des Gold­werts, dies um so mehr, als sie auch den Anschluß anderer Länder zur Folge haben müßte. Das Abgehen Amerikas vom Goldstandard war das Signal für einen ungeheueren Wirrwarr; es sei zu wünschen, daß England nach Hebung des Preisstands gemeinsam mit Amerika auf die Festigung der Wäh­rungen hinarbeite. Die Goldwährungen sind im Vergleich zu den Papierwährungen, über die Kaufkraftparitäten gerechnet, über­wertet; eine Goldwährung, die nicht in der" inneren 51 aus- kraft verankert erscheint, kann sich mit keinem Goldvorrat schützen. Solange Goldaufspeicherungen in solchem Maß wie bis­her, namentlich in Frankreich, andauern, ist an die Herstellung einer internationalen Goldwährung nicht zu denken.

Es muß eine Lösung gesucht werden, entweder durch eine Herabsetzung der Goldparität auf einen Kurs, der der Parität der Kaufkraft entspricht oder durch eine Klarstellung des Goldwerts, wofür aber die wichtigste Voraussetzung ist, daß die goldreichen Länder sich eines Teils ihres Goldschatzes entledigen.

Unter den führenden Volkswirtschaftlern habe immer Einigkeit darüber bestanden, deck die Kriegsschulden Unsinn wo-