Der Attentäter ein entlassener Gefreiter
Wien. 3. Okt. Der Mann, der den Anschlag aus den Bundes- kanzler Dollsuß verübte, ist ein 22 Jahre alter entlassener Ge- sreiter des Bundesheeres namens Rudolf Deciil aus Wien. Aus seinen ersten Angaben geht das eine deutlich hervor daß er kem Nationalsozialist ist. Er erklärte: „Ich bin kein Nationalsozialist, im Gegenteil: ich bin politisch indifferent." Er habe das Attentat vollbracht, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich und seine politischen Fähigkeiten zu lenken. Er bestreitet die Mordabsicht, gibt aber zu, daß das Attentat auch tödlich hätte ausgehen können.
Bei der Untersuchung, die auf der ersten Chirurgischen Klinik an Dollsuß vorgenommen wurde, wurde eine Durch sch uß- Verletzung an der Vorderseite des rechten Oberarms festgestellt. Links knapp oberhalb des Herzens ist eine Hautverletzung, die auf einen Prellschuß zurückzusühren ist. Die Verletzungen sind leichter Natur. Es wurden Äerbände angelegt und eine Einspritzung gegen Wundstarrkrampf gemacht. Das Allgemeinbefinden des Patienten ist gut. Wie man hört, führt Dollsuß die Regierungs- geschäsle weiter. ^ ^ ......
Reichsauhenminister von Neurath und der deutsche Geschast«- träger in Wien, Prinz zu Erbach, haben dem Bundeskanzler ihr herzliches Beileid zu dem Anschlag übermittelt.
Das Verhör des Attentäters
Aus dem Verhör des Attentäters Dertil ergibt sich, daß der Anschlag von langer Hand vorbereitet war. schon in den letzten Tagen hatte Dertil mehrfach den Versuch gemacht, den Bundeskanzler zu erreichen, doch vergeblich. Am Dienstag vor- mittag lauerte er zweimal erfolglos dem Bundeskanzler bei dessen Wohnung auf. Dann begab er sich zum Bundeskanzleramt, um dort unter dem Vorgeben der Ueberreichung eines Gesuchs zum Bundeskanzler vorzudringen. Er erhielt die Mitteilung, daß sich der Bundeskanzler im Parlament befinde. Im Parlament wartete er hierauf, bis der Bundeskanzler den Sitzungssaal des Christlich- Sozialen Klubs verließ.
Der Attentäter arbeitete als ISjähriger beim Zentralverband der Hausbesitzer, der den Christlich Sozialen nahesteht, als Laufbursche zwei Jahre. Die Auskünfte über ihn sind günstig. Dann trat er in das Bundesheer ein. Vor etwa 9 Monaten suchte er den Vorsitzenden des Zentralverbandes, Moisl, auf und erzählte ihm, es gefalle ihm beim Bundesheer nicht niehr. Er wolle sich eine Zivilanstellung suchen und Schneider werden. Kurzs^Zeit daraus erschien er wieder bei Moisl und sagte ihm, er wolle Forstbeamter werden. Moisl betont, Dertil habe schon damals einen erwas verwirrten Eindruck gemacht. Vielleicht hänge das mit seinen äußerst traurigen Familienverhältnissen zusammen. Sein Vater, ein Eisenbahnbeamter, war gestorben, so daß Dertil ganz allein in der Welt dastand: seine Mutter hatte sich zum zweitenmal verheiratet mit einem Dr. Raimund Günther Dr. Günther war früher bei einem Verband tätig, der Beziehungen zur s o - zialdemokra tischen Partei hatte. Später versuchte er, durch Veröffentlichung von Artikeln sich dem Heimatschutz zu nähern. Seit einem Jahr hält sich Dr. Günther in Schladming auf.
Neue Verfassung in Oesterreich
Wien, 3. Okt. Nach Blättermeldungen sieht der in der Ausarbeitung begriffene neue Verfassungsplan vor, daß das bisherige Parlament durch folgende vier neue Kammern ersetzt wird:
1. Der Naiionalrat, der schon bisher bestand, wird sich künftig aus 80 gcwähllen Volksvertretern zusammensetzen, die voraussichtlich in gewissem Zusammenhang mit den politischen Parteien stehen. Das. Wahlrecht wird jedoch wesentliche Aenderungen erfahren, unter anderem wird ein bestimmter Personenkreis Mehrstimmen erhalten und das Wahlalter wird auf das 30. Lebensjahr hinaufgerückt.
2. Der Ständerak umfaßt die verschiedenen Berufsgruppen, jedoch so, daß in jeder Berufsgruppe Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinigt, nicht getrennt sind. Der Ständerat wird nicht gewählt, sondern er wird sich aus den Vertretern zusammensetzen, die von den großen wirtschaftlichen Berufsverbünden, Genossenschaften, Handelskammern, Landwirt- schaftskammern, Arbeitskammern usw. entsandt werden.
3. Der Länderrat besteht aus je zwei Vertretern der neun Bundesländer, insgesamt also aus 18 Mitgliedern.
4. Der Staatsrat, die Zweite Kammer, besteht aus 20 vom Bundespräsidenten ernannten ? gliedern, er ähnelt also dem neuen preußischen Staatsn..
Wenn gewisse Gesetze es erfordern, vereinigen sich der Nationalrat mit dem Ständerat und dieser mit dem Länderrat oder alle drei zusammen zu gemeinsamer Beratung und Beschlußfassung. Bis zum. Zustandekommen der neuen V-rfassung wird ein vorläufiger Länder- und Ständerat einberufen, der jedoch nur die Befugnis der Beratung hat.
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Münchener Kriminalroman von Hans Klingenftein Uchsberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg.
18. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Er heißt Mayer IV. Sie hären, nicht gerade ein seltener Name. Nicht, als ob wir in unserer Abteilung vier Mayer gehabt hätten — es waren nur zwei — aber unser Mayer war von einer Infanterie-Kompanie gekommen, wo er eben der Mayer IV war. Da der Chef unserer Abteilung aus derselben Kompanie stammte, stellte er uns ihn vor: Mayer IV. Aber jeder, auch die Mannschaften, kannte ihn nur unter seinem noin cle ßuerre: Bogohl. Lang blieb er übrigens nicht bei uns; er meldete sich als Kampfflieger in eine Jagdstaffel. Hier hatte er große Erfolge, wahnsinniger Draufgänger. Er hatte so seine besondere Methode. Beim Abschuß flog er über dem armen Häslein, ließ sich dann wie ein Stein über den linken Flügel abschmieren, fing die Maschine blitzschnell unter dem anderen Flugzeug hing sich unten fest und kletterte von hinten unten an den Teufel heran bis aus einige Meter. Dann schoß er solange, bis vor ihm alles in Flammen aufging. Er hatte einige Dutzend Abschüsse, bis es ihm zuletzt passierte, — und zwar gerade, als er über unserem Flugplatz 1918 zwei Amerikaner abschoß, daß das von ihm abgeschossene brennende Flugzeug über ihn selbst hereinstürzte. Er hatte sich zu nah vorgewagt. Seine eigene Kiste fing Feuer, er konnte zwar noch landen, aber sein halber Rücken war angeschmort. Der Kerl hatte keine Nerven."
„Und nach dem Kriege?"
„Hat kein Teufel mehr von ihm etwas gehört. — Doch ich glaub, einmal, als wir in München einen Fliegertag hielten, erzählte ein Jagsta-Führsr — war's der Schwenk, oder der Heiler oder der Göring? — Bogohl fliege irgendwo als Militärflieger in Argentinien. Aber das kann ein an
l Mutige Stratzenkampfe in HaoaiM
Havanna, 3. Oktober. In der Stadt Havanna toben erbitterte Straßenkämpfe, die bis jetzt 130 Tote und 250 Verwundete gefordetft haben. Das Schicksal der nach dem Fort Cabana gebrachten 500 Offiziere ist unbekannt. Das einer nordamerikanischen Gesellschaft gehörende Nationalhotel wurde bei den Kämpfen schwer beschädigt. In allen Teilen der Stadt wird planlos geschossen. Man befürchtet einen Umsturzversuch von seiten des kommunistischen revoultionä- ren Studentenbunds ABC.
Das nordamerikanische Schlachtschiff „New Mexiko" hat Befehl erhalten, nach Havanna abzugehen.
Woroschilow an der russisch-polnischen Grenze
Moskau, 3. Okt. Kriegskommissar Woroschilow ist in Begleitung des Chefs des großen Generalstabs, Je- grow, und des Oberbefehlshabers der Truppenteile des roten Heers in der Ukraine, Jakir, an der polnischen Grenze eingetroffen, um die Truppenteile des roten Heers zu besichtigen, lieber die Gründe dieses Besuchs liegen noch keine Nachrichten vor.
Mrlleniberg
Zur Frage des Doppelverdienertums
Stuttgart, 3. Okt. Zur vorläufigen Klärung der Durchführung der Bekämpfung des Doppelverdienertums fand am 2. Oktober unter dem Vorsitz des stellvertr. Gauleiters Schmidt eine Aussprache statt, an der u. a. Oberbürgermeister Dr. Strölin teilnahm. Es wurde festgestellt, daß von einer schematischen Durchführung irgendwelcher Richtlinien zu warnen sei. Doppelverdienertum im eigentlichen Sinn ist als vorliegend anzusehen, wenn 1. bei ausreichendem Einkommen des Ehemanns oder des Ehemanns und der Kinder die Ehefrau in einem festen Anstellungsverhältnis steht, und wenn 2. ein Festbesoldeter mit einem ausreichenden Einkommen noch einen zweiten oder mehrere Posten versieht, die von anderen Personen in derselben Weise und mit demselben Erfolg ausgefüllt werden können.
Diese Begriffsbestimmung deckt sich so ziemlich mit unseren Ausführungen in der Wochenrundschau vom 16. Sept.
Der Bahnhofneubau Eutingen
Stuttgart, 3. Okt. Am 8. Oktober d. I. wird der neue Personenbahnhof Eutingen bei Horb in Betrieb genommen werden. Der alte Bahnhof besteht seit der Eröffnung der Nagoldbahn Pforzheim—Calw—Eutingen—Horb im Jahr 1874. Die Eröffnung der Gäubahn Stuttgart—Eutingen— Freuidenstadt im Jahr 1879 brachte dem Bahnhof weitere Aufgaben. Diese Linie hatte aber den großen Nachteil, daß die Züge Stuttgart—Freudenstadt in Eutingen Kopf machen mußten und deshalb ein durchgehender Verkehr von der Landeshauptstadt nach Freudenstadt sich nicht recht entwickeln konnte. Je mehr Freudenstadt als Fremdenverkehrsstadt und Wintersportplatz emporblühte, desto empfindlicher machte sich dieser Mangel bemerkbar. Eine Verbesserung der sonstigen Bahnhofsverhältnisse in Eutingen konnte nur dadurch erreicht werden, daß der Personenbahnhof nach Osten in der Richtung nach Ergenzingen hinausgescho- ben wurde. Die Abfertigung der Stückgüter und Wagenladungen bleibt an der alten Stelle. Die Züge Stuttgart— Freudenstadt und umgekehrt durchfahren den neuen Bahnhof künftig ohne Richtungswechsel, während die Züge von Freudenstadt und Pforzheim nach Horb und umgekehrt, die bisher ihre Richtung in Eutingen nicht änderten, künftig in Eutingen wenden müssen, wenn sie nicht, wie die Güterzüge, auf dem Verbindungsbogen Hochdorf—Horb, der etwa in der alten Lage erhalten bleibt, ohne Berührung des neuen Personenbahnhofs durchfahren. Für den wichtigen Verkehr zwischen Stuttgart und Freudenstadt bedeutet dies eine wesentliche Erleichterung und Beschleunigung.
Das neue Empfangsgedäude liegt 1200 Meter östlich dealten und ist durch zwei neue Zufahrtsstraßen von Eutingen und von Rohrdorf zugänglich gemacht. Oestlich des Empfangsgebäudes steht das von der Oberpostdirektion erstellte Postgebäude. Die Baukosten des Bahnhofs haben bis heute rund 3,9 Millionen R M. betragen. — Der erste Spatenstich wurde am 1. Oktober 1927 gemacht. Mit dem neuen Bahnhof Eutingen ist der Bau des zweiten Gleises Böblingen— Eutingen mit Ausnahme der Restarbeiten im alten Bahnhof und von weiteren aus betrieblichen Gründen
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Bahnhof Hochdorf abgeschlossen worden. Während des Um- baus sind bis heute etwa 120000 Arbeitstagewerke auf der Laustelle geleistet worden. Die Oberleitung des Baus lag in der Hand des Leiters der Bauabteilung der Reichsbahn, direktion Stuttgart, Direktor bei der Reichsbahn Näge l e.
Stuttgart, 3. Oktober.
Schärfere Ueberwachung des Landstrahenverkehrs. Das
württ. Innenministerium weist darauf hin, daß es zurzeit in Württemberg wieder in bedenklichem Maß an der nötigen Fahrdisziplin mangle. Namentlich geben Radfahrer Anlaß zu Klagen. Es gibt aber auch noch Fuhrwerke die nicht oder ungenügend beleuchtet sind, auf der falschen Straßenseite fahren und nicht genügend ausweichen. Kraft- fahrer lassen es an der unbedingt nötigen Rücksicht auf Fußgänger und anderen Fahrzeugführern gegenüber fehle,, Das Ministerium wird künftig eine strengere Uebenvachuna des Landstraßenverkehrs durchführen lassen. "
Spenden für das Winkerhilfswerk. Für das WinterlM'- werk in Württemberg sind noch folgende größere Spend-n eingegangen: Tritschler u. Co., Stuttgart. 1000 Mark. Kraftwerk Altwürttemberg, Ludwigsburg, 2000 Mark. Werner und Pfleiderer, Cannstatt, 2500, Fortunawerke, Cannstatt 1000, Möbelfabrik Wilh. Renz, Böblingen, 1000, Karl Gaiß- maier, Stuttgart, 2000 Mark, Richard Hengstenberg, Eßlingen, 1000 Flaschen Essig. ^
NS.-Nokhilfe für ausgewiesene Deutsche. In den katholischen Volksschulen und katholischen Seminaren Württembergs wurde im Juli die NS-Nothilfe zugunsten der aus Oesterreich und der Tschechoslowakei ausgewiesenen Deutschen durchgeführt. Es gingen rund 3640 Mark ein.
Am Steuerrad grüßt man nicht. Auf Anordnung der Oberpostdirektion Stuttgart haben die Kraftwagenführer während der Fahrt das Grüßen in jeglicher Form zu unterlassen und aus Gründen der Betriebssicherheit ihre Aufmerksamkeit ungeteilt der Führung des Kraftfahrzeugs zu- zuwenden.
Neuordnung im D. und 0e. Alpenverein. Im Anschluß an die Hauptversammlung des Alpenvereins in Vaduz fand am 28. September eine Hauptversammlung der Sektion Schwaben des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins statt. Der bisherige Vorsitzende Paul Dinkelacker schied aus der Führung der Sektion Schwaben aus. Neuer Führer der Sektion wurde Pg. Hermann Cu Horst, Hüttenwart der Stuttgarter Hütte und Mitglied des neuen Verwaltungsausschusses. Seine ständige Stellvertretung liegt b'im Hüttenwart des Hallerangsrhauses. Adolf Mayer. Auch die Hütten mußten zum Teil neue Hüttenwarte erhalten. Herr Dinkelacker wurde zum Ehrenmitglied der Sektion ernannt.
Deutsche Stenographenfchast. In einer Versammlung in Halle am 30. September wurde die Gründung der Deutschen Stenographenschaft durchgeführt. Der Fachschaft haben sich angeschlossen: der Stenographenverband Stolze-Schrey, der Reichsbund für Deutsche Kurzschrift (Nationalstenographie), der Stenographenbund Stolze-Schrey für Einheitskurzschrift und der Verein deutscher Kammerstenographen.
Razzia gegen Schwarzarbeiter im Krafkdroschkengewerbe.
Zur Feststellung etwaiger schwarzarbeitender Kraftdroschken- sührer wurde, wie das Stadt. Nachrichtenamt mitteilt, gestern abend von der Stadtverwaltung eine Kontrolle der Kraftdroschkenführer auf sämtlichen hiesigen Droschkenwarteplätzen durchgeführt. Von sämtlichen Taxi-Chauffeuren wurden die Personalien festgestellt. Die Stadtverwaltung wird an Hand dieser Feststellungen prüfen, ob und in welchen Fällen Unterstützungsbetrug vorliegt.
Vom Tage. Der Inhaber eines Jnstalllationsgeschästs in Feuerbach versuchte vor einigen Tagen eine Flasche mit Blausäure zu öffnen. Dabei spritzte ihm die Blausäure ins Gesicht. Der junge Mann ist am nächsten Tage gestorben.
Zirkus Busch kommt. Der Zirkus Busch, der in letzter Zeit In Rom, Paris, Brüssel usw. Riesenerfolge zu verzeichnen hatte, der dank seiner sorgfältig gewählten und zusammengestellten Programme, seiner qualitativ hervorragenden Leistungen erst jetzt wieder in Hamburg wochenlang das Tagesgespräch war, wird in der Stuttgarter Stadthalle Zirkusspiele von niegesehenen Ausmaßen, ferner Pantomimen, Manegeschaustücke und — für dis Nachmittagsvorstellungen — Weihnachtsmärchen von unerhörter Pracht arrangieren und einen ungeheuren Aufwand an Menschen, Tieren und Ausstattunassimdus mitbrinaen. Schon letzt beginnen
derer gewesen sein. Ein Kamerad widersprach und sagte, er hätte ihn als Rennfahrer an der Riviera getroffen."
„Und Riedl?" fragte Spannagel.
„Von Riedl hörte ich nie über ihn."
„Glauben Sie, daß beide sich gekannt haben?"
„Was heißt glauben? Möglich ist es. — Aber nun haben Sie mir nicht erzählt, warum Sie diesen Bogohl so scharf haben?"
„Herr Ingenieur, ich decke meine Karten auf. Dieser Bogohl war tatsächlich mein Pilot!"
„Was? Polizeiflieger?"
„Nein, im Gegenteil. Dieser Bogohl war aus irgend i einem Grund hinter Riedl her, aber nicht, weil er Riedl ' für die Polizei fangen wollte. Die Polizei will nämlich ihn selbst fangen. Ich erhielt während des Fluges einen Funkspruch, ihn sofort nach der Landung zu verhaften. Er ist zweifellos des Einbruches bei Riedl verdächtig, mindestens so verdächtig, wie Riedl selbst. — Und nun machen Sie sich einen Reim darauf. Ich selbst kann es so wenig als Sie."
Die Männer schwiegen. Rünzi schüttelte den Kopf: „Es ist mir durchaus alles rätselhaft, Herr Kommissar, aber wenn der Bogohl hinter Riedl her ist, dann gnad ihm Gott! Ich würde Ihnen gern helfen, aber ich kann Ihnen nichts sagen!" —
Die beiden Beamten erhoben sich. Spannagel wechselte mit dem Amtsrichter einen Blick. Dann sagte er: „Der Herr Amtsrichter wird nicht umhin können, Sie aus der vorläufigen Festnahme nicht zu entlassen. Halten Sie sich jeden Augenblick bereit".
Rünzi lächelte bitter. „Ich verstehe. Aber fürchten Sie nichts. Ich werde vorläufig nicht fliehen.
Als Spannagel dem Bahnhof zuschritt, ließ er sich alles durch den Kopf gehen. Es mußten hier dunkle Dinge im ! Spiele sein. Eibl fiel ihm ein mit dem Toten, den er an der Wand hängen sah, dann die Blutstropfen, die offene Tür des Dampfkessels, aber der dunkelste Punkt, die ägyptische Finsternis die hing um diesen Bogohl. Warum muhte
dieser Bogohl ausgerechnet den schönen Namen Mayer haben?
Immerhin, man könnte einmal ganz München nach diesem Bogohl-Mayer absuchen. Aber heute nicht mehr, dachte Spannagel, denn als er kurz darauf in den Schnellzug nach München stieg, war er zum Umfallen müde.
VIII.
Noch in derselben Nacht fand in der Polizeidirektion bei Aumüller ein Kriegsrat statt. Der Chef war herübergekommen. Er saß, wie er es liebte, auf einem Schreibtisch, die Hände in den Taschen des Regenmantels vergraben, und philosophierte.
„Freund Sigismund bereitet uns schlaflose Nächte. Der Gesamteindruck des heutigen Abends ist verheerend. Ich stelle fest, daß wir seit vierundzwanzig Stunden nicht um ein Haar gescheiter geworden sind. Im Gegenteil, statt des einen Verdächtigen haben wir nun deren zwei, wobei wir nicht einmal wissen, ob der zweite sich nicht seinerseits wieder in einige Seitenlinien weiter fortpflanzt. Und statt eines Mannes suchen wir drei, wovon einer ein Toter ist Aber ich halte mich an die Lebendigen. Die Toten kommen von selbst wieder. Aumüller ringen Sie nicht die Hände. Ihre Blutstropsentheorie in Ehren. Gewiß, es ist also festgestellt, daß die Blutstropfen, die Eibl im Keller fand, mit denen, die man oben vor dem aufgebrochenen Tresor entdeckte, identisch sind. Aber was wollen Sie damit anfangen? Eibls Vision ist mir zu mystisch. Man könnte sich wohl vorstellen, .daß bei diesem Einbruch irgend etwas passiert ist. Was kann man sich nicht alles vorstellen? Aber wer gibt mir etwas dafür? Darum hängen wir die Blutstropfentheorie unseres Freundes Aumüller vorläufig an einen Nagel in den Hintergrund. Ich liebe die Hintergründe im allgemeinen nicht, ich liebe den Vordergrund, wo Gottes Sonne am hellsten scheint. Das andere wird von selber ausreifen."
(Fortsetzung folgt.)