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Mittwoch den 4. Oktober 1S33.
Fernruf 479
68. Zahrgam
AWeNches WereiMWM«
zwischen Simon und Paul-Boncour
Paris, 3. Okt. Der außenpolitische Mitarbeiter des „Echo de Paris", Pertinax, hatte dem Blatt aus Genf berichtet: Der englische Außenminister Simon habe bei dem französischen Erstminister Daladier und dem Außenminister Paul-Boncour die Zustimmung erlangt, Laß das französische Heer — unabhängig von dem Probezeit- raum für Deutschland — auf 200 000 Mann (neben 200 000 Mann Kolonialtruppen) verrinoert werden solle. Simon habe dem Reichsminister v. Neurath das Recht zur Aufrüstung verweigert, aber hinzugefügt, wenn Deutschland die englischen Vorschläge annshme, so werde das französische Heer auf 200 000 Mann verringert und die Dienstzeit auf 6 oder 8 Monate (statt bis ein Jahr) beschränkt. Dieses französisch-englische Uebereinkommen sei schon am 15. September erfolgt. Der polnische Außenminister Oberst Beck, den Paul-Boncour für eine Ähnliche Verringerung des polnischen Heeres zu gewinnen suchte, habe entschieden abgelehnt, ebenso werde der Kleine Verband äblehnen.
Der Bericht des Pertinax rief in Paris größtes Aufsehen hervor. Es gab amtliche und halbamtliche Entgegnungen, aber die Mitteilung wurde nicht eigentlich richtiggestellt.
Nun veröffentlicht der „Matin" auf Grund von Einblicken, die seinem Genfer Sonderberichterstatter in geheime Berichte der Militärbehörde gestattet worden seien, folgende Mitteilung:
Die Abrüstungsverhandlungen sind in drei Abschnitte zu teilen:
^ 1. Der fr a n zö s i s che P l a n vom 14. November 1932,
in dem zum ersten Mal der Grundsaß der „Vereinheitlichung sämtlicher Heere" ausgestellt ist, d. h. zunächst in erster Linie die U m w a n d l u n g d e r R e i ch s- wehr in Miliz und die Auflösung der Verbände (SA., SS-, Stahlhelm usw.) . In diesem Plan sind keine Zahlen angegeben worden.
2. Der englische A b r ü stu n g s p l a n, der sich an Len französischen anlehnt, und bereits Zahlen für die Heere von kurzfristiger Dienstzeit nennt, d. h. 200 000 für Deutschland, 200 000 für Frankreich und die gleiche Zahl für das französische Kolonialheer.
3. Die Pariser Besprechungen, in denen die Frage der Probezeit aufgetaucht ist, während welcher Deutschland die Umformung seines Heers vornehmen solle. Erst nach dieser Umformung soll die beabsichtigte Herabsetzung der anderen Heere durchgeführt werden, die bis dahin in ihrer gegenwärtigen Stärke beibehalten werden. Man habe diese Herabsetzung gewissermaßen auf Sicht versprochen, um im gegebenen Fall sofort die notwendigen Maßnahmen zu ihrer Verwirklichung ergreifen zu können.
Der Berichterstatter fügt hinzu, daß es sich niemals um eine sofortige Herabsetzung (für die anderen Staaten) gehandelt habe, sondern um eine Art freie Wahl, die man Deutschland gewährt habe, und von der das Reich erst dann Gebrauch machen könne, wenn es „seinen Verpflichtungen unter der (Überwachung nachgekommen" sei. Diese Verpflichtungen sehen für die Probezeit die Umwandlung der Reichswehr und Auflösung der Verbände vor, erlauben es Deutschland aber, auf der anderen Seite seine Bestände zu verdoppeln, ebenso wie das dazu gehörige im Versailler Vertrag erlaubte Kriegsmaterial, insbesondere was die leichte Feldartillerie anbetreffe. Es handle sich also nicht um eine qualitative, sondern um eine quantitative Aufrüstung.
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Frankreich will — das geht aus den Meldungen ziemlich klar hervor —, wenn es in gewissen Punkten sich zu einer gewissen Nachgiebigkeit gezwungen fühlt, dieses tatsächliche oder scheinbare Entgegenkommen möglichst teuer verkaufen. Die französischen Regierungsvertreter scheinen wirklich gewisse englische Vorschläge angenommen zu haben, die auf eine Verminderung des französischen Heers abzielen. Aber — und das bildet ein diplomatisches Schachspiel — sie haben daran ganz bestimmte Bedingungen geknüpft, von denen sie wissen, daß Deutschland sie nicht annehmen kann. Unter Hervorkehrung der „weitgehenden französischen Nachgiebigkeit" soll auf diese Weise vor der Oeffentlichkeit die Schuld am Scheitern der Abrüstungskonferenz der deutschen Regierung in die Schuhe geschoben werden.
Was aber die französischen Bedingungen anlangi, so fordert Frankreich, wie in gut unterrichteten Kreisen erzählt wird, daß vor jeder französischen Heeresverminderung erst die Untersuchungsfrist mit der Probe- uberwachung nbgelaufen sein müsse. Es wünsche Beseitigung der Reichswehr und sei bereit, 200 000 Mann Miliz mit achtmonatiger Dienstzeit Deutschland zuzugestehen. Wie weit die französische Heeresverminderung gehen werde (angeblich je 200 OOO Mann in Frankreich und in den Kolonien), darüber sollen sich die französischen Negierungsvertreter noch nicht ausgesprochen haben, auf jeden Fall wünsch m sie die Heere Frankreichs. Italiens und Deutschlands sn eig
Der Ches des krastsahrwesens der SA. und des NLKK. hat eine vorläufige Mitgliedersperre ungeordnet.
Die bisherigen Mitteilungen über den Verlauf der Revisions- Verhandlung im Brunner Volkssporlprozeß lassen kaum mehr einen Zweifel zu. daß das gegen die DNSAP. gerichtete Urteil der ersten Instanz bestätigt wird. Somit droht auch den angeklagten ! Abgeordneten der Partei die Verurteilung, der Partei voraussichtlich > die Auflösung. Unter solchen Umständen ziehen einige Teile der ' sudelendeutschen Nationalsozialisten den freiwilligen Austritt bzw.
die freiwillige Auflösung ihrer Organisation dem behördlichen Zugriff vor. Inzwischen hat der deutsche Sturmsührsr Sonrad Hälmlein zur Gründung einer sudetendeutschen heimatsront ausgernsen, was den tschechischen Blättern zu der Behauptung Anlaß gibt, es handle sich um einen Versuch einer neuen Tarnung der sudelendeutschen Nationalsozialisten.
Polen beantragte aus der Völkerbundsversammlung die Ausdehnung des Minderheitenschutzes aus sämtliche Minderh-ttcn.
Schweden kündigte das Zollwassenstillsiandsabkommeu.
Das ironische Kabinett Lercoux ist zurückgetreken.
festes und abgestuftes Zahtenveryättnis zu bringen. Neben der Auflösung der Reichswehr verlangt Frankreich noch die Beseitigung der „militärischen Organisationen", deren Stärke von französischer Seite willkürlich auf 900 000 Mann veranschlagt wird.
London, 3. Okt. Zu der Stimmungsmache Pariser Blätter gegen das Uebereinkommen Simon—Paul-Boncour sagt der „Daily Herold", der Zweck könne nur sein, Daladier und Paul-Boncour neue Zugeständnisse zu machen, denn Frankreich behalte noch dem Uebereinkommen außer seinen riesigen Befestigungen noch eine gewaltige U ebermacht durch seine Kolonialtruppen und sein ungeheueres Wasfenmaterial. — „Daily Telegraph" und „Morning Post" weisen daraus hin. daß Frankreich sein Heer erst imzwei- ten Vierjahresabschnitt höchstens um etwa 160 000 aus 400 000 Mann herabsetzen werde. Es bestehe ferner darauf, daß das Zugeständnis einiger bisher verbotener Waffen an Deutschland frühestens im zweiten vierjahresabschnitt eintrete. Amerika und England stimmen im allgemeinen zu, während Italien nicht ganz einverstanden sei und die ganze Frage im Rahmen des Biermächtpakts behandelt wissen wolle.
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Gens, 3. Okt. Der deutsche Vertreter, Gesandter von Keller, hielt am Dienstag im politischen Ausschuß der Völkerbundsversammlung in der grundsätzlichen Aussprache über die Minderheitenfrage eine Rede, die den grundsätzlichen Standpunkt des neuen Deutschland zur Minderheitenfrage aufrollt. Keller führte u. a. aus:
Die nachhaltige Proklamierung des „Selbstbestimmungsrechts der Völker" im Weltkrieg ließ die Hoffnung aufkommen, daß bei einer Neuordnung der Staaten Europas am Ende des Kriegs der Nationalitätenfrage weitgehend Rechnunng getragen werden würde, um dadurch möglichst viel Reibungsmöglichkeiten zu beseitigen. Die auf Grund der Friedensverträge vorgenommenen Grenzziehungen haben diese Hoffnungen schwer enttäuscht. Man hat dafür versucht, die zahlreichen und umfangreichen Gebietsabtretungen, die auf Grund des Nationalitätenprinzips nicht zu rechtfertigen waren, dadurch zu mildern, daß man mit den neugebildeten Staaten die bekannten Verträge zum Schuhe der in den abgetretenen Gebieten wohnenden Minderheiten abschloß. Es muß anerkannt werden, daß die Minderheitenverträge Wertvolles zum Schutz der nationalen Minderheiten enthalten. Man kann sich aber nicht dem Eindruck. verschließen, daß sich die Wirklichkeit der politischen Praxis zumeist von dem Sinn der Verträge entsernt. In vielen Gebieten Europas haben die Minderheiten empfindliche Schädigungen besonders auf wirtschaftlichem und kulturellen Gebiet in einem Maße erlitten, wie es in den Jahrzehnten der Vorkriegszeit trotz aller nationalen Spannungen nicht bekannt war. Von besonderer Bedeutung ist die immer noch bestehende Absicht zu einer mehr oder weniger erzwungenen Aussaugung fremder Minderheiten durch das Mehrheitsvolk. Drr Einzelne fühlt sich aber heutzutage viel stärker an sein Volkstum und die ihm eigene Kultur gebunden als früher. Wir nennen diese Erscheinung das Bekenntnis zum Volkstum.
Es ist kein Zufall, daß die Bedeutung der natürlichen Bindung an das Volkstum von deutscher Seite so stark betont wird. Von deutscher Seite ist aber immer wieder auch betont worden, daß das neue Deutschland tiefes Verständnis hat kür die gleichen Gefühle und die Lebensinteressen der anderen Völker, die wir zu achten bereit sind. Weil wir an die kulturellen Eigenarten und die Verschiedenheiten der Völker glauben, lehnen wir grundsätzlich jede Aufsaugung ab. Wir kennen nicht den Begriff des „Germanisie- rens", wir wehren uns aber gegen jeden Versuch, Deutsche zu entnationalisieren, woher diese Versuche auch kommen mögen.
In der Oeffentlichkeit ist die Judenfrage verschiedentlich mit der Minderheitenfrage verquickt worden. Es ist nicht angängig, diese Frage, die eine besonders gelagerte Rassensrage darstellt, ohne weiteres mit der Minderheitenfrage in Verbindung zu bringen. Zunächst sind die Inden in Deutschland weder eine sprachliche» noch eine nationale Minderheit. Cs handelt sich in Deutschland in erster Linie um ein bevölkerungspolitisches und soziales Problem, das in der Nachkriegszeit eine besondere Verschärfung durch eine starke Wanderung des Judentums von Osteuropa nach dem Westen erhalten hat. Der erste Weg, der in der letzten Zeit beschritten worden ist, ist der des Abschlusses zweiseitiger Verträge zwischen zwei Staaten.
Als ein weiterer Weg ist der Gedanke der Verallgemeinerung des Minderheitenschutzes unter den Auspizien der Völkerbunds aufLewMrv ssMill. - — '
Deutschland hat sich bereit erklärt, diese Frag« in positivem Sinn zu erörtern, falls alle europäischen Staaken mit der Verallgemeinerung einverstanden sind. Es liegt auf der Hand, daß der Hebel an den Stellen angesetzt werden muß, die heute noch Widerstreben zeigen. Wir können nicht weiter kommen, wenn die Frage lediglich aus taktischen Gründen Deutschland gegenüber aufgeworfen wird. Es erscheint notwendig, daß die zwei Fronten, die sich in der Frage der Ausgestaltung des Minderheitenschutzes n-bildst haben, sich zunächst über die grundsätzliche Seite der Volksknms- frage und der sich daraus ergebenden Rechte der nationalen Volksgruppen einig werden.
Der dritte Weg der Entwicklung des Minderheitenschutzes ist die Verbesserung des < Verfahrens zum Schutz der Minderheiten vor dem Völkerbund. Deutschland ist nach wie vor bereit, an der Ausgestaltung des Minderheitenschutzes mitzuhelfen.
Hilgenfeldt an die Industrie
Berlin, 3. Okt. Der Reichsführer für das Wmterhilis- werk, Hilgenfeldt, ruft die deutsche Industrie auf, sich nunmehr rückhaltlos in den Dienst der planmäßigen Winterhilfe zu stellen, nachdem sie durch weitgehende Aufnahme von Erwerbslosen ihr Verständnis für die Anforderungen der Zeit bewiesen habe. Wenn am 1. Oktober der deutsche Bauer den Dank der Scholle znm Ausdruck brachte dann muß auch die Industrie ihre Verbundenheit mit dem Winterhilfswerk durch großzügige Geldspenden zum Ausdruck bringen. Niemand darf fehlen. Jeder sei eingedenk der Tatsache, daß ein jedes Opfer, in der Zeit der Not gegeben, von der Zukunft vergolten werden wird. Das deutsche Volk erwartet gerade von der gesamten Industrie eine großzügige Unterstützung des Winterhilfswerks des deutschen Volks. Spenden sind einzuzahlen auf das Postscheckkonto der NS.-Volkswohlsahrt, Reichssührung, Konto Winterhilfswerk Berlin, 77 100.
Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher
Berlin, 3. Okt. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, gibt bekannt: In der „Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher" werden Männer zusammengesaßt, die ihre Kräfte und Fähigkeiten in aktiver Arbeit für folgende Aufgaben einsetzen wollen: 1. In dein katholischen Volkslcil das deutsche Nationalbewusstsein zu stärken, eine ehrliche rückhaltlose Mitarbeit am Nationalsozialismus zu vertief.» und zu vermehren, die Reihen aktiver Kämpfer zu vergrößern. 2. Insbesondere für ein klares Verhältnis zwischen Kirche, Kkaak und NSDAP, bis in die letzten Instanzen zu sorgen, Mißverständnisse von vornherein aus dem Wege zu räumen und alle Störungsversuch-e im Keim zu verhindern. — Ans diese Weife soll trotz aller konfessionellen Grenzen die völkische Einheit vertieft und ausgebaut werden und sollen die katholischen Werte restlos dem Neubau des Reiches fruchtbar gemacht werden. Die Arbeitsgemeinschaft ist somit keine Massenorganisation, sie verzichtet auf Massenwerbung und nimmt korporativen Beitritt nicht entgegen. Die Leitung besteht ausschließlich aus erprobten Kämpfern, den Parteigenossen Staatssekretär Hans D a u s e r - München, Major a D. Hermann von D e t t e n - Berlin und Regierungspräsident Rudolf zur Bo ns e n-Köln. Die oberste Leitung hat Vizekanzler von Papen übernommen, zum Geschäftsführer wurde Dr. GrafThun - Berlin bestimmt. Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Deutscher ist für die genannten Aufgaben innerhalb der Reichsgrenzen die von der Reichsleitung der NSDAP, einzig und als maßgeblich anerkannte Stelle. Die Gliederungen der NSDAP, haben die Arbeitsgemeinschaft in ihrer Tätigkeit bei allen sich bietenden Gelegenheiten zu unterstützen.
Anschlag auf Dollfuß
Der Bundeskanzler leicht verletzt
Wien, 3. Okt. Auf Bundeskanzler Dr. Dollfuß wurde am Dienstag ein Anschlag verübt, bei dem er durch einen Brust- und einen Armschuß, soweit bis fehl festgestclll werden konnte, leichl verletzt wurde. Der Anschlag geschah bim Parlament, als sich der Bundeskanzler zu den Beratungen des großen christlich-sozialen Klubs begeben wollte. Der Täler ist verhafte! woixdeg.