l sMM, von eMr FestüW üniSr v«e Erde, die gegen die fürchterlichsten Kampfmittel Widerstand leisten kann. Ein ungeheurer Stahlpanzer ist tief in die Erde versenkt und läßt nur hier und da Schießscharten hervortreten, die mit Geschützen jeden Kalibers versehen sind. Jeder dieser Panzertürme wieat 30 000 Kilogramm. Die unterirdische Stadt, die moderne „Stadt des Kriegs , liegt 100 Meter unter der Oberfläche. Sie verfügt über eine Eisenbahn mit verhältnismäßig bequemen Wagen, die die unterirdische Stadt mit V-Zugs-Geschwindigkeit durchlausen. Unter der Erde ist alles vorgesehen, damit ganze Heere langs Monate dort leben können. Im Gelände gibt es künstliche Abgründe, damit angreifende Tankwagen sich dort verfangen. Es ist Vorsorge getroffen, das Gelände in wenigen Stunden überschwemmen zu können."
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Trotz solcher fabelhaften Besestigungswerke und trotz seines Riesenheeres jammert Frankreich aber immer noch ül er seine bedrohte Sicherheit.
Rloskau weist die mandschurische» Beschuldigungen zurück
Moskau. 29. August. Von amtlicher Seite werden die Beschuldigungen, russische Grenzkavallerie habe unbefugt mandschurisches Gebiet betreten, als jeder Grundlage entbehrend zurückgewiesen. Dagegen wird behauptet, mandschurisch-japanische Truppen haben wiederholt versucht, in russisches Gebiet einzufallen.
Japanische Kriegsschiffe nach Fukschau unterwegs
Tokio. 29. August. Drei japanische Kriegsschiffe sind nach Futschauin der chinesischen Provinz Fukien entsandt worden, um die Hafenstadt vor den heranrückenden chinesischen Kommunisten zu schützen, die bereits Jenping eingenommen haben.
Württemberg
Stuttgart, 29. August.
Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg.
Nach dem Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg im Rechnungsjahr 1933 betrugen bis Ende Juli im ordentlichen Haushalt die Mehrausgaben 14 Millionen RM., im außerordentlichen Haushalt die Mehreinnahmen 3 340 000 RM.
Hitler-Jugend in Nürnberg. Die Aufmarschleitung der württ. Hitlerjugend für den Reichsparteitag in Nürnberg gibt bekannt: Die zur Teilnahme am Nürnberger Reichsparteitag bestimmten Hitlerjungen sammeln sich am Donnerstag, 31. August, in vorzüglicher Uniformierung und Ausrüstung in ihren Oberamtsstädten und fahren gemeinsam nach Stuttgart. Hier sammeln sich alle Teilnehmer in einem großen Zeltlager auf dem Wasen, wo auch die neuen vorschriftsmäßigen Mützen zur Verteilung gelangen. Es müssen also keine Mützen nach Stuttgart mitgebracht werden. — Die Aufmarschleitung richtet an Eltern, Lehrherrn und Freunde der Hitlerjugend die Bitte, die Teilnehmer am Reichsparteitag durch bereitwillige Stellung von Freizeit und Ausrüstungsgegenständen, Tornistern usw. zu unterstützen.
Acrnbeben. Die Instrumente der württ. Erdbebenwarten haben in der Nacht zum Dienstag wieder ein sehr starkes Fernbeben ausgezeichnet. Die erste Vorläuferwelle traf in der Stuttgarter Erdbebenwarte (Villa Reitzenstein) um 23.34,20 Uhr ein. Die Entfernung des Herds beträgt 12 700 Kilometer. Bei dieser großen Entfernung hat die erste Vorläuferwelle auf ihrem Weg durch das Erdinnere bereits einen großen Teil des Erdkerns durchlaufen und ist dadurch beträchtlich abgeschwächt worden. Die vorläufige Bestimmung der Herdrichtung, die sich als süd-südwestlich ergab, ist daher noch nicht ganz sicher. Vermutlich wird der Herd im südatlanttschen Ozean in der Nähe der Sandwich - Inseln liegen.
Die Unterschlagungen beim Stuttgarter Mlchhof. Der frühere Betriebsratsvorsitzende im Stuttgarter Milchhof, der 52 I. a. verh. Molkereiarbeiter Hans Paintner, wurde vom Stuttgarter Schöffengericht wegen Unterschlagung zu 300 Geldstrafe verurteilt, die durch die sechswöchige Untersuchungshaft verbüßt ist. Der Angeklagte hatte 240 --ll, die ihm von dem früheren Direktor Göser für Zwecke des Betriebsrats aus einer Unterstützungskafse ausbezahlt worden waren, unterschlagen und für persönliche Aufwendungen verbraucht.
Zum Wiedererjcheinen der „Tübinger Mronik. Das Verbot der „Tübinger Chronik" ist, wie die „Frankfurter Zeitung" berichtet, auf Vorstellungen bei den Berliner Stellen aufgehoben worden.
Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurden vom Strafsenat des Oberlandesgerichts drei Reutlinger Angeklagte im Alter von 20—26 Jahren in nichtöffentlicher Sitzung abgeurteilt. Zwei der Angeklagten hatten anfangs Juni d. I. ein Stück der illegalen kommunistischen „Süddeutschen Arbeiterzeitung", Ausgabe vom 1. Mai 1933, worin zum politischen Massenstreik und bewaffneten Aufstand aufgefordert war, in Kenntnis und Billigung des hochverräterischen Inhalts von Hand zu Hand weitergegeben. Sie erhielten 1 Jahr 5 Monate bzw. 1 Jahr 2 Monate Gefängnis. Der ! dritte Angeklagte, bei dem nicht festgestellt werden konnte, daß er die Zeitung schon weitergegeben hatte, wurde mit der gesetzlichen Mindeststrafe von 1 Jahr Gefängnis bedacht, da er nach der Ueberzeugung des Gerichts die Zeitung in der Absicht der Weiterverbreitung zu Haus aufbewahrt hat. Das Urteil ist rechtskräftig.
„Indische Gifkblasen". In Aichelau OA. Münsingen ist kürzlich, wie bereits berichtet, ein Kind plötzlich gestorben, das eine Ampulle gefunden und ausgelassen hatte. Privatdozent Dr. Kaiser-Stuttgart teilt dazu folgende Vermutung mit: In den Jahren 1929 und 1930 wurden in Württemberg vielfach sog. „Indische Giftblasen", auch „Sprengbomben" genannt, angeboten, um damit, in Ködern versteckt, Raubwild (Füchse, Marder, Iltis usw.) rasch und sicher zu töten. Herstellerin war eine badische Firma. Es handelt sich hierbei um kleine Glaskörper von Hafelnuß- bis Nußgröße in birnenartiger Form, die sich leicht zerbeißen ließen und eine B l a u s ä u r e l ö s u n g" enthielten. Die zuständige badische Behörde verbot der Firma 1930 die Herstellung dieser „Indischen Giftblasen". Auch das Württ. Innenministerium ist dagegen eingeschritten. Es ist leicht möglich, daß derartige Giftblasen immer noch im Umlauf sind. Sollten bei dem angeführten Unglücksfall derartige oder ähnliche Giftblasen nicht in Betracht kommen (auf Grund einer telephonischen Rücksprache mit dem stellvertretenden Oberamtsarzt in Münsingen scheint sich der Verdacht aber zu bestätigen, obwohl das Ergebnis der chemischen Untersuchung abgewartet werden muß), so ist es doch wohl angezeigt, Eltern und vor allem Schulkinder auf diese Gefahr in Wald und Feld erneut aufmerksam zu machen.
Aus dem Lande
Ludwigsburg, 29. August. Razzia auf unerwünschte Nachtgäste. In de» letzten Tagen wurden laut „Ludwigsburger Zeitung" von der Schutzpolizei in Verbindung mit der Kriminalabteilung und SA Leuten verschiedene nächtliche Razzien durchgeführt. Dabei wurden in einer Scheuer im Nordosten des Stadtgebiets 16 Obdachlose entdeckt, die sich tief unter Heu und Fruchtgarben ein warmes Lager gesucht hatten und nur mit Hilfe von Hunden aufgestöbert werden konnten. Neun der Arrestanten wurden wegen Hausfriedensbruchs vorgeführt.
Herrenberg. 29. August. (Zugzusammenstoß 28 Reifende verletzt). Der Personenzug 2562 Stuttgart—Freudenstadt stieß am Dienstag den 29. August, 14.50 Uhr, vor dem - Einfahrtsignal im Bahnhof Bondorfbei Herrenberg aus die Rangierabteilung eines Materialzuges auf. Dabei entgleiste eine, Achse des Tenders der Rangierlokomotive. Die Lokomotive des Personenzuges wurde leicht beschädigt.
Drei Reisende des Personenzuges wurden am Kopf erheb- licher, 25 Reisende leicht verletzt.
Vom Personal des Personenzuges und des Materialzuges kam niemand zu Schaden. Der Bahnarzt und die Sanitätskolonne von Herrenberg waren alsbald an der Unfallstelle und leisteten Hilfe. Von den erheblich verletzten Reifenden wurde Frau Major Reff in aus Berlin-Nikolasse sofort ins Bezirkskrankenhaus nach Herrenberg verbracht. Die übrigen leichtverletzten Reisenden konnten nach Anlegung eines Notverbandes die Reise fortsetzen. Ein Hilfszug von Freudenstadt traf in kurzer Zeit an der Unfallstelle ein. Die Reisenden des Personenzuges 2562 wurden mit einem Sonderzug weiterbefördert. ^
Der Verkehr zwischen Nebringen und Bondorf wurde bis 19 Uhr eingleisig betrieben. Die Untersuchung über die Ursache des Unfalles und die Schuldfrage ist im Gange. > Der Sachschaden beläuft sich auf etwa 1300 Mark. i
Häuser und zwei Scheuern n"ie de ra e brannl' Die zwei Wohnhäuser nebst Scheuer des Ludwig Schmid
Neu-Alm, 29. August. Fe st genommener Räuber Ll°
wahrscheinlicher Urheber des Offenhausener Raubüberfalls vom 23. Juli befindet sich der wegen Wilderns schon mehrmals bestraft» 28jährige Bauernsohn vom Schlüsselhof Friedrich Hof mann nun in Haft.
Welzheim. 29. August. Wünsche der Landwirt- fchaft. In der Mitgliederversammlung des landwirtschaftlichen Bezirksoereins Welzheim wurde einstimmig eine Ent- schließung angenommen, die an den Staatskommissar und Landesbauernführer weitergeleitet werden wird. In der Entschließung werden Herabsetzung der Steuern, Herabsetzung der Bankzinssätze und Aufhebung der Schlachtsteuer verlangt.
Grab. OA. Backnang, 29, August. Tödlicher Unfall. Schuhmacher Friedrich Kircher von hier wurde auf der Straße Morbach —Grab von einem Radfahrer angefahren und zu Boden geworfen. Kircher erlitt einen tödlichen Schädelbruch.
Hall. 29. August. Englische Schüler besuchen Hall. Gestern mittag trafen auf dem Marktplatz die seit einiger Zeit im Schwabenland weilenden englischen Schüler ein. Studienrat Dr. Kost übernahm die Führung der Gäste durch die Stadt und die Komburg.
Crailsheim, 29. August. Tödlicher Verkehrs. Unfall. Der 17jährige Kaufmannslehrling Schimmele von Stimpsach stieß mit seinem Motorrad auf eine vom Acker in die Landstraße einbiegende Mähmaschine und erlitt tödliche Verletzungen.
Dörkel, OA. Mergentheim, 29. August. Zwei Wohnhäuser abgebrannt — Die Zigarette im Bett. Die zusammengebauten Wohnhäuser des Landwirts Christian Hoffmann und des Landwirts Josef Friedrich sind abends abgebrannt. Die Hausbewohner wurden zum Teil im Schlaf vom Feueralarm überrascht und konnten nur ganz wenig Mobiliar retten. Das Anwesen Friedrichs wurde im vorigen Jahr erst neu erbaut. Der Brand wurde durch eine brennende Zigarette verursacht, die der Dienstknecht des Hoffmann im Veit rauchte, dabei übermüdet einschlief, so daß ihm die brennende Zigarette aus der Hand fiel und die vor dem Bett liegenden Socken in Brand setzte.
Tübingen, 29. August. Ein Sohn von Professor Hegler am Hochvogel abgestürzt. Am Montag früh ist, wie aus Hindelang berichtet wird, am Wiedener ver 18 I. a. Sohn des Tübinger Professors Hegler, Dieter Hegler, tödlich abgestürzt. Dieter Hegler unternahm von Oberstdorf aus eine Tour auf den Hochvogel. Am Sonntagabend kam er mit dem ihn begleitenden Freund seines Vaters und dessen Gattin zum Prinzregent-Luitpold-Haus, von wo er sich Montagfrüh entgegen den Besprechungen schon früh entfernte. Er. war mit ungenagelten Schuhen weggegangen und scheint am Wiedemer in dem vom Tau nassen Gras ausgerutscht zu sein. Er war etwa 20 Meter tief abgestürzt, hatte mehrere Arm- und Beinbrüche erlitten; sein Schädel war gespalten, so daß der Tod sofort eingetreten sein muß. Träger brachten die Leiche nach Hindelang.
Eislingen a. A„ 29. August. Umbau des Rat- Hauses. Mit den Umbauarbeiten am Groß-Eislinger Rathaus wurde begonnen. Die Verwaltung wurde vorüber- gehend ins Kleln-Eislinger Pathaus verlegt. Die vereinigte Gemeinde rüstet sich zur Feier der Zusammenlegung äin 10. September.
Geislingen, 29. August. Erinnerungsgabe. Zur Erinnerung an das Württ. Landesschießen in Altenstadt wurde dem Reichsstatthalter Murr ein künstlerisch ausgestattetes Album mit photographischen Ausnahmen dieses Tags überreicht.
Holzheim OA. Göppingen, 28. August. Rücktritt. Mit Rücksicht auf seinen angegriffenen Gesundheitszustand hat Bürgermeister Bühlmeier sein Rücktrittsgesuch ein- gereicht.
Ebingen, 28. August. Wird Ebinge» deutscher Flugplatz? Zurzeit werden von zunächst privater Seite Verhandlungen geführt, um nach Ebingen eine Flugübungsstelle des Deutschen Lustsport-Verbands zu bringen.
D/n He/e/r«
Roman von 2da Boy-Ed.
8t. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Nur einer kam niemals: Jrne Hjelmersen.
Beate ließ ihm sagen: sie empfange zweimal in der Woche.
Er blieb fern.
Sie ließ ihn direkt bitten, doch einmal mit feinem Instrument zu kommen.
Er ließ sagen: gern, bald. Und kam nicht.
Ueber diesen Mann nachzudenken und ihm aufzulauern, vertrieb Beate manche sonst inhaltslose Stunde.
Sein Benehmen regte sie gerade nicht so sonderlich auf, aber manchmal vergegenwärtigte sie sich seine Blicke, seine Art.
Und dann rann es ihr wieder so durch die Adern, so sonderbar...
Man mußte ja auch schließlich neugierig werden als Frau, wenn ein Mann sich so ganz, ganz anders benahm als alle Männer sonst.
Es kam vor, daß Beate, wenn sie eine Besorgung in der Stadt hatte, mit Vorsatz am Hafen entlang ging.
Mehr als einmal sah sie ihn. Er stand bei den Arbeitern.
Ob er sie von weitem schon bemerkt hatte? Gewiß nicht. Da würde er doch die Gelegenheit benutzt haben, sie endlich zu begrüßen. Kam sie heran, so war er weg oder sprach, dem Bürgersteig den Rücken kehrend, so eifrig zu den Arbeitern, daß er gar nicht Aug und Ohr haben konnte für bas, was aus der Straße entlang ging. —
Die Arbeiten am Quai waren im Frühling schon so weit vorgerückt, der Flußmündung zu, daß sie gerade vor Wackernagels Villa ausgesührt wurden.
Beate stand da ^einmal auf dem kleinen Balkon, der vor ihrem Zimmer im ersten Stock den Blick auf den Fluß und das flache Ufer gegenüber gewährte.
Die Arme auf die oberste Querstange des Gitters gelegt, die Hände vor sich in die Luft hinein gefaltet, vorgeneigten Oberleibes, stand sie träge und sah zu, wie da unten die grauen, in der Sonne wie von tausend Krystallen blinkenden Quadern eingefugt wurden. Die klingenden Hammerschläge hallten fröhlich durch die Luft. Auf den bewegten Fluten des Flusses kam gerade die Barkasse Thassilos vom Meere herein.
An ihrem Bug schwollen, wie an der Brust eines Schwimmvogels, die Wasser hoch.
Am Ufer stand, oben auf einem großen Granitwürfel, Jrne Hjelmersen. Er hielt einen Stock wagerecht mit beiden Händen hinter sich und sprach zu einem Arbeiter hinab, der, aus dem Boden hockend, dort irgend etwas abzumessen schien.
Wenn er sich doch nur einmal herumdrehen wollte, dachte sie geärgert.
Sie erkannte Thassilo in seinem Schiffchen.
Halb in dem Gedanken, „dem armen Menschen" eine Freude zu machen, halb von der Hoffnung geleitet, daß der Mann da unten dann aufmerksam werden müßte, zog sie ihr Taschentuch und winkte.
Thassilo sah es. Er hob grüßend den Hut.
Und wirklich, Jrne Hjelmersen wandte sich, um zu sehen, wen sein Freund grüße. Er sah die weiße Frauengestalt und tat doch, als sähe er sie nicht.
Das weiße Tüchlein flatterte durch die Luft herab.
Beate beugte sich weit über das Gitter und sah ihm lächelnd mit bedauernder Gebärde nach. Aber dann ging sie gleich in ihr Zimmer zurück und wartete hinter der Gardine.
Jrne Hjelmersen lief aber keineswegs herzu, um das Tuch zu holen und ihr zu bringen.
Sie hatte es ja auch nicht geradezu fallen lassen. Der Wind hatte es ihr fast entrissen. Der Menschen konnte die Gelegenheit doch benutzen... Er war eben sin Eisblockl
Sie sah es und biß sich auf die Lippen: ein Arbeiter, sicher auf seinen Befehl, kam über den Platz zwischen Ufer und Haus, hob das Tuch auf, das ihm schon entgegenwirbelte, und brachte es Jrne.
Am Nachmittage, mitten in einer Besprechung geschäftlicher Art, zog Jrne ein weißes Taschentuch heraus, legte es vor Thassilo aus die grüne Schreibtischplatte und sagte schnell: „Vielleicht macht es dir Spaß, dies Tuch seiner Eigentümerin zurückzugeben. — Also, was ich sagen wollte: die Bodenqualität am östlichen Ufer wird uns zu großer Sandzufuhr nötigen."
Zwei Tage lang ging Thassilo mit diesem Tuch in der Brusttasche umher. Und immer wieder besah er es. Er konnte es nicht begreifen: „Bäte" war hineingestickt. Aber darüber stand eine Grafenkrone. Was sollte das? Das war ja vollkommener Unsinn! Stammte das noch von Edles? Ms Junge hatte Edles manchmal davon phantasiert, daß sie das Recht hätten, den Grafentitel wieder aufzunehmen. Thassilo erinnerte sich an das Gerücht, nach Edless und Beatens Hochzeitsreise. Aber nein: ein Mann, ein leidlich verständiger Mann, konnte auf solche dumme Eitelkeiten nicht kommen. Und es mußte doch wahr sein; er hatte sogar Beate dazu verführt!
Hier war die Grafenkrone. Jeder Einwand widerlegte sich durch dies Zeugnis.
Am dritten Tage ging er nach der Villa und ließ Hedi rufen.
Sie wurde ganz rot, als er ihr das Tuch gab und aus die Krone zeigte. Wie tat er ihr leid! Sie wußte, es war jo schmerzlich, Kleinliches zu entdecken, wo man anbetet.
„Ja", sagte sie, „Edles sprach wohl davon, den Titel wieder aufzunehmen. Er nannte seine Frau auch manchmal „Gräfin Beate" — so im Scherz..."
„Was hätte er aus ihr gemacht!" rief Thassilo.
Er verachtete wirklich den Mann, der edelstes Metall unter den Händen gehabt und sich nicht gestrebt Hatte, es zu formen. Dieser Mann kam ihm vor wie ein Bildhauer, der aus karrarischem Marmor banale Nippfiguren fertigt-
(Fortsetzung folgt).