Deutschlandflug 1933

Von den 124 am ersten Tag gestarteten Flugzeugen Menen am Schlutztag des Deutschlandflugs 1933 nur noch 84 Flugzeuge zur letzten Tagesschletfe auf. 40 Maschinen, also etwa ein Drit­tel, waren an den beiden Vortagen ausgeschieden. Die letzte Schleife führte die Teilnehmer in den Süden Deutschlands. Ueber die Saale, den Tbüringer Wald, die Rhön und den Spessart muß­ten die Deutschla'ndslieger nach Darmstadt und Mannheim. Nur die große Klasse flog weiter nach Stuttgart über die Donau zur schwäbisch-bayerischen Hochebene mit München. Der Flug ging noch einmal über die Donau und den Frankenwald naÄ Nürn- berg über das Fichtelgebirge, ein kurzes Stück über die Tschecho­slowakei und das Erzgebirge. Die letzte Station vor Berlin war Dresden. In Darmstadt verlor ein Flugzeug das Fahrgestell, ohne daß es der Führer bemerkte. Ms das Flugzeug Uber Mann­heim erschien, klappte der Warnungsdienst so vorzüglich, daß der Flugzeugführer, ehe er zum Landen anschickts, bereits verständigt werden konnte, daß sein Flugzeug kein Fahrgestell habe. Er konnte vorsichtig zum Landen aufsetzen und brachte ohne Bruch da Flugzeug zum Stehen.

Die Punktwertung oller Teilnehmer, die den Wettbewerb voll durchgeflogen haben, liegt von der We-tbemerbsleitung vor. Darnach liegen an der Spitze die fünf Flieger der Akademischen Fliegergruppe Hannover. Erster ist Köhnk, der sür Höchst- gelchwindigkeit, Nachtlandunq, Außenlandung, Reisegeschwindigkeit und Geschwindigkeitsflug zusammen 995 Punkte erhielt: Zweiter ist Hofft mit der gleichen Punktzahl, Dritter Dietrich mit 993. Vierter Roese mit 991 und Fünfter Beseler mit 989 Pi nkten. Es folgen: Schis 975, Ko pp 973, Huppenbauer 97l, Biechteler 961, Kappus 957. Der schnellste Flieger, R^chswehroberleutnant Seidemann, liegt in der Gesamt- w-"-tung erst an 14. Stelle mit 939 Punkten. Ihm folgt Jung- Hanns 939.

Die Deulschlandslieger in Böblingen

Der Flugplatz Böblingen hatte am Sonntag einen großen Tag. Eine große Zuschauermenge war Zeuge des großen flugsportlichen Ereignisses. Zur Begrüßung der Flieger hatte sich auch Ober­bürgermeister Dr. S t r ö l i n - Stuttgart auf dem Flugplatz ein- gckunden. Das erste Flugzeug landete um 10.17 Uhr, das letzte erst um 3 Uhr. Insgesamt landeten 11 Flugzeuge, die nach kurzer Rast sofort nach München weiterflogen.

großen Erfahrungen weiterhin dem Staate dienstbar zu machen.

Personalveränderungen im preußischen Landivirlschasts- minisieriutn

Berlin, 28. August. Auf Grund des Gesetzes zur Wieder­herstellung des Berufsbeamtentums bat der preußische Mi­nister für Landwirtschaft den Staatssekretär Krüger, Mini­sterialdirektor Dr. Arnold, Ministerialdirektor Bollert, Ministerialdirektor Roeingh,. Ministerialrat Dr. Thalau, Ministerialrat Schulz, Oberregierungsrat Albrecht, Regie­rungsrat Gnegel, Regierungsrat Christensen aus dem Staatsdienst entlassen.

Korruption

Eutin (oldenb. Lübeck), 28. August. Der ehemalige so­zialdemokratische Betriebsdirektor der städtischen Werks wurde nach Aufdeckung mehrerer Korruptionsfälle, in die auch noch weitere marxistische Parte'bnchbeamte verwickelt sind, in Haft genommen.

Daladier gegen den Anschluß

Paris, 28. August. Ministerpräsident Daladier be­sichtigte gestern die neuen Befestigungen von Metz und äußerte sich darauf einem Vertreter des »Petit Pa- risien" gegenünber: Frankreich hat die Pflicht, von sich aus für die Sicherheit seiner Freiheit zu sorgen und ebenso darüber zu wachen, daß die Entscheidungen der ordnungs­mäßigen Organe des europäischen Lebens. Völkerbund und Haager Schiedsgericht, eingehalten und durch­geführt werden, die die politische und wirtschaft­liche Unabhängigkeit Oesterreichs verkündet und genau bestimmt haben. Wir sind entschlossen, diese Unabhängigkeit zu verbürgen. Die weniger großen, weniger bevölkerten und weniger starken Staaten Europas haben den gleichen Anspruch auf ein freies Leben wie die­jenigen, die sie an Bevölkerungszahl oder Gebietsumfang übertreffen.

Spanische Zivilgarde bei Andorra zusammengezazen

mr Nachdem Frankreich erneut 20

Mann Polizei nach Andorra geschickt hat, hat die panisch Regierung nunmehr eine Abteilung Aivilgarde in Seo d Urgel an der Grenze von Andorra zusammengezogen Dis streiket" ""d anderen ausländischen Arbeiter in Andorra

O'Dussy spricht vor 5000 Blauhemden

Dublin, 28. August. Die Regierung hatte in Erfahruna gebracht, daß der Führer der irischen Blauhemden, O'Dui n trotz des Verbots am Sonntag in der Grafschaft Cork eine Versammlung abhalten werde, und zwar an dem einsamen Berg Beal na Blath, wo Collens erschossen worden war Die Regierung hatte dorthin ein starkes Polizeiaufgebot und Truppen gesandt. 5000 Blauhemden hatten sich jedoch ch dem Städtchen Bandon versammelt, wo auch O'Duffn Kraftwagen eintraf und zunächst im Gasthof eine W>. sprechung abhielt. Als dann die Polizei erschien, fuhr er mit einigen Anhängern davon. Es gelang ihm, die Polizei in den Bergwegen irrezuführen, um nach Bandon zurück- zukehren und zu den Blauhemden zu reden. Dann suhr er zum Beal na Blath, wo ihn andere Anhänger außerba'b des Pvlizeirings erwarteten. Auch hier konnte er sprechen.

Vloley zurückgetreken

Washington, 28. August. Präsident Rooseoelt hat das Rücktrittsgesuch des stellvertretenden Staatssekretärs Mo- ley angenommen. Professor Moley hat als außerordent­licher Vertrauensmann Roosevelts an der Londoner Wslt- wirtschaftskonferenz teilgenommen und durch Unnachgiebig- z keit damals im Sinn Roosevelts eine erfolgreiche ! Behandlung der Währungs- und der Kriegsschuldenstage unmöglich gemacht und dadurch dem entgegenkommenderen f amtlicher, Vertreter, Staatssekretär Hüll, nicht geringe ! Schwierigkeiten bereitet. In London hofft man, daß der Rücktritt Moleys günstigere Aussichten für die Behandlung der Kriegsschuldenfrage, sowie für die allgemeine Wirt­schafts- und Finanzpolitik der Vereinigten Staaten eröffne.

Arbeitsbeschaffung für SA. und SS.

^ Berlin, 28. August. Der Reichsstand des deutschen Han­dels erläßt einen Aufruf, in dem es heißt: Tausende von Kämpfern der Braunen Armee haben für Volk und Reich Gut und Blut geopfert. Sie und ihre Kameraden sind da­durch der neue Adel der Nation. Die Führung des Reichs- st > :ds des deutschen Handels erwartet von jedem deutschen Kaufmann, daß er Neueinstellungen von Angestellten vor­nehmlich aus den Reihen der SA. und SS. vornimmt. Es ist leshalb zu diesem Zweck im ausdrücklichen Einoerständ- rn!, mit der obersten SA.-Führung mit dem heutigen Tag beim Reichsstand des deutschen Handels eine besondere Ab­teilung für Neueinstellungen geschaffen worden, welche in jedem Ort ihre Arbeitsvermittlungsstellen errichtet.

Die Zulagen der Reichsbahn

° Berlin, 28. August. Wie verlautet, hat Generaldirektor Dr. Dorp müller in einem Erlaß an die Dienststellen der Reichsbahn verfügt, daß an Stelle der früheren Lei- stu gszulagen künftig nur noch Dlenstpsstenzuiagen für sollte Beamte gewährt werden, die an besonders un­angenehmen und gefährlichen Dienststellen verwendet werden und denen man nicht durch Beförderung einen Ausgleich gewähren kann, weil dann die höheren Be­züge auch nach Versetzung auf einen weniger gefährlichen Posten weitergezahlt werden müßten. Bestehen blei­ben ferner die einmaligen Dienstprämien, die eine besondere Auszeichnung für ausnahmsweise anstren­genden Dienst darstellen sollen, und die zum Beispiel als Frostzulagen in besonders strengen Wintern an einzelne Kategorien von Beamten und Arbeitern gezahlt werden. Schließlich werden auch noch die bisherigen Ersparnis­prämien, insbesondere für das Lokomotivpersonal, auf­rechterhalten.

Mackensen und Lihmann preußische Skaaksräke

Berlin, 28. August. Der preußische Ministerpräsident ha, den Generalfeldmarschall von Mackensen und den Ge­neral der Infanterie, Litzmann, zu preußischen Staats­räten ernannt, in Anerkennung ihrer großen Verdienste

Neuordnung der Britischen Flotte

London, 28. August. Die britische Admiralität hat weit­gehende Pläne im Zusammenhang mit den vorgesehenen Flottenverstärkungen ausgearbeitet. Die Admiralität geht wieder auf den Vorkriegsgrundsatz zurück, daß jedes eng­lische Schiff der gleichen Klasse der ausländischen Schiffe ebenbürtig und wenn möglich überlegen sein müsse. Die Pläne für die 22- und 25 OOO-Tonnen-Linienschifse seien fertig: falls aber die andern Mächte an ihren Plänen der 35 000 - Tonnen - Schiffe festhalten, werden dis englischen Pläne entsprechend abgeändert. Die 10 OOO-Tonnen-^reuzer werden wesentlich stärkere Panzerung bessere Gsschützaus- rüstung und Panzertürme erhalten. Die Geschütze und Tor­pedos werden verbessert. Trotz aller Bedenken werde man, wie der »Daily Telegraph" erfährt, an einem Geschwader im Mittelmeer festhalten, weil vom Mittelmeer aus schneller eine Verstärkung nach dem Stillen Weltmeer gesandt wer­den könne.

Ultimatum Mandschukuos an Rußland

London, 28. August. Die Regierung des Mandsbukuo hat dem sowjetrussischen Generalkonsul in Mukden eine Note zugestellt, die die ernstesten Folgen androht, falls dieRaub­überfälle der berittenen russischen Staatspolizei über die Mandschureigrenze" nicht aufhören. In der Note werden 17 derartige Grenzüberschreitungen im Gebiet nordwestlich von Taheiho angeführt.

Vom Zionistenkongreß

Prag, 28. August. Beim Zionistenkongreß ist ein Tele­gramm aus Palästina eingelaufen, beim Führer der jüdi­schen Revisionisten in Palästina Achi Meiersei ein Tage­buch gefunden worden, dessen Aufzeichnungen beweisen, daß der jüdische Zionistenführer Arioso ross von den Re­visionisten ermordet worden sei. Die englische Unter­suchungsbehörde bestätigte auf Anfrage die Meldung. Im Zionistenkongreß rief die Nachricht größte Erregung her­vor. Die Linke verlangt den Ausschluß der Revisionisten aus dem zionistischen Weltverband, wodurch sie von der Einwanderung nach Palästina ausgeschlossen würden.

Verhaftungen. In Berlin wurden Frau Dr. Otto Stra- s ßer und der ehemalige Kriminalkommissar Rudolf unter dem Verdacht, an der Verbreitung von Werbematerial der Schwarzen Front beteiligt zu sein, verhaftet. Da der Ver- ^ dacht durch die Untersuchung nicht bestätigt wurde, wurden : beide wieder freigelassen, dagegen andere festgenommene Mitlieder der Schwarzen Front, Schapke-Berlin und anders »n Schlesien, in Haft behalten.

Das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Stadt Stuttgart

Im Gebiet der Stadt Stuttgart sind zurzeit noch fol­gende größere Bauarbeiten in Gang: Erbreiterung der Neuen Weinsteige, Verbesserung des Nesenbachbettes, Vau der Staustufe Münster-Hofen, Regulierung des Feuerbachs, Umbau der alten Hebammenschule und Bau eines neuen Krankenhauses in Cannstatt. Die Stadtverwaltung hat ein weiteres umfangreiches Arbeitsprogramm aufgestellt. Die bet den vorgeschriebenen Stellen eingereichten Anträge, über die die Entscheidung bcvorsteht, umfassen folgende Arbeiten: s 1. Jnstandsetzungs- und Ergänzungsarbeiten an städtischen s Wohn- und Verwaltungsgebäuden. Zur Durchführung die­ser Arbeiten wurde um die Gewährung eines Darlehens in I Höhe von 1,6 Mill. Mk. nachgesucht. 2. Ent- und Bewäs­serungsarbeiten, Erdarbeiten, sowie Arbeiten des Elektrizi- täts-, Gas- und Wasserwerks, für die Darlehen in Höhe ! von rund 3 Mill. Mk. beantragt wurden. Dazu kommt noch i ein ebenfalls bereits eingereichter Antrag auf Bewilligung i der Mittel für weitere 150 vorstädtische Kleinsiedlungen mit j einem angemeld^ten Betrag von 525 000 Mk. Aus eigenen s Mitteln muß daneben noch ein Betrag von 1,1 Mill. Mk. ^ aufgebracht werden.

l Die Arbeitslosenziffer in Stuttgart ist gegenüber dem : bisherigen Höchststand von Ende Februar d. I. bis Mitte August d. I. um 25,9 Proz., gegenüber dem Stand des Vor- i jahrs Mitte August um 6,4 Proz. zurückgegangen Die Stadtverwaltung fordert die ganze Einwohnerschaft zur Auftragserteilung auf.

Roman von Sda Boy-Ld.

83. Fortsetzung. Nachdruck »erboten.

Er spielte ungefähr die Rolle eines fürsorglichen Bruders.

Und Beate lieh es sich gefallen. Es war ihr sehr unbe­quem, daß Hedi ihr Vorstellungen machte und allerlei Reden führte, so, als wäre Thassilo gar nicht verpflichtet, für sie zu sorgen, so, als dürse sie es nicht annehmen.Ach Gott," sagte Beate dann,laß es doch! Wenn er nicht verpflichtet wäre, tat' er's nicht. Er hat Papa alles klargelegt... Laß mich erst mal zur Ruhe kommen! Bin ich nicht so schon schrecklich unglücklich?"

DieKlarlegung", die Thassilo vor Georg Altheer getan, bestand in einem Gespräch unter vier Augen. Dem ge­schäftskundigen Mann konnte Thassilo keine Zahlen und Verhältnisse Vortäuschen, die nicht bestanden. Das wollte er auch gar nicht. Er sagte ihm ganz offen, wie alles lag. Aber mit einer vor tiefster Bewegung zitternden Stimme bas er Altheer, Beate täuschen und ihr ein auskömmliches, selb­ständiges Dasein gewährleisten zu dürfen, bis sie wieder heirate...

Er war hauptsächlich so bewegt, weil er fürchtete, Altheer könnte es ablehnen. Aber Altheer war nicht der Mann, so was abzulehnen. Ihm stand das Nehmen aber gut an: er tat es mit Rührung. Er war ganz ergriffen. Er schien beinahe zu schenken, indem er so nahm. Und in seinem w.ichen, hoffnungsseligen Baterherzen erriet er befriedigt Thassilos Pläne und Wünsche.

Er verfehlte von Stund' ab auch nicht, seiner Tochter Thassilos Charakter und Können hoch anzupreisen, ohne sich weiter das allermindeste merken zu lassen.

Und Beate begriff ganz gut, was Thassilo für sie tat. Es war aber viel bequemer, Hedi und jedermann gegen­über dieser Erkenntnis keine Worte zu geben. Dankbar be­schloß sie, immerriesig nett" gegen Thassilo zu sein.

Die regelmäßigen Sonntagvormittagsbesuche freuten sie sehr. Es war keine kleine Genugtuung, so einen ernsten, be­deutenden Mann sich so ergeben zu wissen. Ein bißchen zu- isammennehmen mußte sie sich ja und jedes Wort auf die Wagschale legen. Er war doch so komisch. Die natürlichsten Sachen von der Welt konnte er klein und verdammenswert finden.

Aber das bißchen Mühe machte sie sich gern.

Und am weitesten kam sie auch immer, wenn sie wenig sprach. Das hatte sie längst gemerkt. Und so gab sie sich denn in ihrer weichen, anschmiegsamen, weiblichen Art. Sie hörte mit groß ausgeschlagenen Augen zu. Sie dankte mit ihrem üppigen Lächeln. Sie schwieg so vielsagend. Und saß immer ruhevoll und schön, die klassische Gestalt meist von einem weißen Morgenkleid lose umflossen, dem Manne gegenüber.

Er merkte aber doch: in ihr war noch wenig geweckt.

Sie erschien ihm noch ganz so wie damals auf Glanau.

Er wußte nicht, sollte er Edles dafür danken? Sollte er -ihn verachten?

Aber jedenfalls blieb dies ein Beweis, der stärkste von allen: sie konnte Edles nicht wahrhaft geliebt haben.

Seliger Gedanke!

Hedi blieb dieser Sonntagmorgenstunde immer fern. Sie ertrug es nicht. Ihr war's, als müßte sie schreien vor Zorn und Schmerz als Zuschauerin. Das Schauspiel hätte sie an­geekelt. Der geliebte Mann wäre ihr erniedrigt erschienen.

Ihr Fernbleiben beunruhigte ihn aber sehr. Immer dachte er, das feine, dunkle Knabenköpfchen müsse doch erscheinen.

Und wenn es immer wieder ausblieb, sagte ihm sein Herz: das treue Mädel litt! Er konnte es nicht ändern. Aber es beschämte seine Ritterlichkeit.

Arme Hedi!

Außer Thassilo hatte Beate noch einen regelmäßigen, fast ebenso feierlichen Besucher. Es war der Baron Holdin.

Er kam jeden Mittwochnachmittag. Er unterhielt sickf zehn Minuten sehr förmlich mit Beate, ging wieder zumGroß­herzog", bestieg dort seinen Wagen und fuhr wieder nach Friederikenhof.

Was aber niemand, außer Hedi, beobachten und wissen konnte, war, daß Malte Holdin während dieser zehn Minu­ten Beate mit verliebten Blicken förmlich verzehrte; daß sie oft köstliche Blumensendungen erhielt, die einige Monate anonym kamen, aber dann, nach einer Zeit, die Malte Hvl- din wohl für korrekt hielt, mit einem weißen Kärtchen ver- i sehen waren, auf dem nur stand:ehrfurchtsvoll von M. H." j Und Beate, obschon die Unterhaltung Holdins mit ihr ebenso war wie das Wort auf dem Kärtchen, muhte wohl aus seinen Blicken und Blumen genug lesen.

Als Edles ein halbes Jahr tot war, fühlte sie sich auf der Höhe eines sehr angenehmen Daseins.

Aber sie ging ganz gtreulich jede Woche mindestens ein­mal auf den Kirchhof, immer mit Blumen in der Hand. Ihre Trauerkleidung hielt sich streng an das Modegesetz für Witwen.

Es dauerte sie immer wieder zu sehr, daß der Arme, Liebe hatte sterben müssen, und Elsa Hagen, die manchnml mit ihr ging, sagte:Du sollst garnicht so oft hergehen! Es reißt immer wieder Wunden aus." .

Und es kam Beaten vor, als kasteie sie sich förmlich durch dieses immer wieder neue Gedenken.

Ja," sprach sie,es ist auch gewiß nicht in Edlefs Smn, daß ich mich dem Schmerz immer wieder hingebe."

Sie beschloß, nicht mehr so oft sich diese Qual zu machen.

Auch darauf, abends Freunde bei sich zu sehen, verzichtete sie. Aber es hatte sich so wie von selbst herausgebildet, daß jeden Dienstag- und Freitagnachmittag sich alle Bekannte bei ihr zu einer Tasse Tee zusammenfanden.

Es war immer sehr gemütlich. Prancken kam dazu herein und brachte auch wohl einen Freund mit. Herr Lebus, der noch immer keine Anstalt machte, sich mit Elsa Hagen zu verloben, trug hier und da einige seiner graziösen Gedichte vor. Man musizierte auch etwas. Ernste Musik natürlich. Aber der Ton an diesen Nachmittagen wurde doch allmählich sehr heiter. Die arme, junge Frau mußte aufgemuntert wer­den! Das war Pflicht!

(Fortsetzung folgtj.