Die Potsdamer AysshSusertagung

Potsdam, 2. Juli. Der Hauptfesttag der Potsdamer Kysf- häufertagung wurde durch einen Feldgottesdienst im Lustgarten eingeleitet. In den Straßen sah man unübersehbare Menschen­massen. Um 10 Uhr starteten über 7000 Brieftauben zum Na- tionalslug nach dem Rheinland mit Grüßen und Treugelöbnissen. Um 11 Uhr begann der über drei Stunden dauernde Vorbei» marsch, voran eine Ehrenkompagnie der Reichswehr. Der Vorbei­marsch an der Garnisonkirche endete mit einem Riesenaufmarsch im Potsdamer Stadion, das bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Der Präsident des Kyffhäuserbundes, Exz. v. Horn, erklärte in seiner Ansprache, daß der Kyffhäuserbund sich Adolf Hitler unterstellt habe, nicht weil er müsse, sondern weil er diesen Sol­daten aus dem Schützengraben, der Deutschland züm Aufbruch führte, freiwillig bejaht, weil er sich eins fühlt mit der national­sozialistischen Bewegung und in diesem Aufbruch der Nation d>e Zukunft Deutschlands sieht. Hindenburg und Hitler sind, schloß der Redner, von unserem Geiste und darum tragen wir ihnen freudig unser Soldatentum entgegen.

Der italienische Eeschwaderflug

Ein Flugzeug verunglückk

Amsterdam, 2. Juli. Die 21 italienischen Flugzeuge wurden gestern bei ihrer Ankunft von 58 holländischen Marineflugzeugen eingeholt. Nach dem Niedergang auf dem Seehafen wurden Ge­neral Balbo und mehrere seiner Offiziere in einer Regierungs- barkasss an Land gebracht, wo eine herzliche amtliche Begrüßung stattfand. Leider ist bei dem Niedergehen auf das Wasser em italienisches Flugzeug verunglückt und größtenteils zerstört wor­den. Der Kommandant erlitt eine Gehirnerschütterung, zwei Mann wurden erheblich verletzt, ein Mechaniker geriet unter die kiel­oben treibende Maschine und erstickte. Telegraphisch wurde in Ortebello ein Ersatzflugzeug angefordert, das bereits nach zwei Stunden dort nach Amsterdam abflog. Wegen des Unglücksfalls wurde der Weiterflug nach Londonderry (Irland), der am Sams­tag nachmittag erfolgen sollte, aus Sonntag früh verschoben.

Im Lause des Sonntags ist das italienische Ozeangeschwader in Londonderry (Irland) eingetrofsen. Damit hat Balbo die zweite Etappe seines Transozeanfluges durchslogeu.

Die ganze vorgesehene Flugstrecke von Ortebello bis Neuyork beträgt 113l)0 Km., davon sind bis Londonderry 2100 Km. be­wältigt. Die nächsten Abschnitte sind Reykjavik (Island) 1500 Km., Cartwright (Labrador) 2100 Km., Shediac (Kanada) 1200 Km., Montreal (Kanada) 800 Km., Chikago 1100 Km., Neuyork 1600 Kilometer.

Der italienische Amerika-Geschwaderflug

Rom, 2. Juli. Das italienische Flugzeuggeschwader, be­stehend aus 8 Staffeln zu je 3 Flugzeugen, ist Samstag früh auf dem Flugplatz Ortebello bei Rom zu dem großen Flug nach Amerika gestartet. Sämtliche Flugzeuge hatten guten Start. Das erste Flugzeug flog um 5.39 Uhr ab, . das letzte um 6.02 Uhr. Das Ziel des ersten Abschnitts ist s Amsterdam. Gegen 118 Uhr hatte das Geschwader Genua, kurz nach 8 Uhr Mailand erreicht. In Splügen verließ das Geschwader das italienische Hoheitsgebiet. Nach Ueberquerung der Alpen wurde die Schweiz in Richtung Basel überflogen. In ziemlicher Höhe wurde bei Lörrach bas deutsche Gebiet erreicht. Der weitere Flug wurde dem Rhein entlang genommen. 10 Uhr passierten sämtliche 24 Flugzeuge Breisach, 10.30 Uhr Mannheim, 10.45 Uhr Mainz, 1133 Köln.

Das Geschwader ist um 1.20 Uhr in Schelling- woude, dem Amsterdamer Wasserlufthafen, eingetroffen. Eine riesige Menschenmenge hatte sich zu der Ankunft ein­gefunden und begrüßte die Italiener mit begeisterten Hoch­rufen.

Die Entschließung der Goldwahrungsländer

London, 2. Juli. Die Entschließung, die von den Vertretern der Goldwährungsländer auf der Weltwirt- schastskonserenz gefaßt wurde, besagt: Es ist notwendig, daß die Goldwährung in allen Ländern, die augen­blicklich noch auf der Goldgrundlage stehen, aufrecht­erhalten bleibt. Alle Länder, die die Goldwährung verlassen haben, sollten sich ihr womöglich wieder anschlie­ßen. Der Prozentsatz der Stabilisierung und der zur Sta­bilisierung geeignete Zeitpunkt mußten jedem dieser Län­der in voller Unabhängigkeit überlassen bleiben. Die Länder mit Goldwährung sind fest ent­schlossen, ihre St e,l l ung u m,jeden Preis zu

D/-r He/e/rcr

Roman von Sda Boy-Ld.

14. F»rtsetzun«. Nachdruck verbot»n.

Plötzlich erschollen volle, runde Töne, wirr durcheinan­derfallend, in unaufhaltsamem Gedränge einer den anderen überhallend, hell und dunkel, scharf und zitternd, lang und kurz durch die Lüfte. Von den Türmen der Kirchen tobten sie herunter in ungeordneter Klangfülle. Ueber die Dächer der Stadt wogten sie und wälzten sich prunkend und macht­voll über die Festversammlung und verschwebten fern, fern draußen auf dem Meere.

Eine mächtige Gemütsbewegung ergriff Thassilo.

Der feierliche Gruß der Freude, der dem Landsherrn galt, war ihm wie eine eherne Priesterstimme.

Sie sprach zu ihm, zu ihm allein. Sie sprach ihm davon, daß er gesegnet sei vor Tausenden. Nicht war es sein Los, die dunkle, stetige, dumpfige Arbeit des Lasttieres zq leisten. Seine Arbeit war nicht die kleine Arbeit der Menschen in den Niederungen des Daseins: die bloße, brutale Jagd nach dem täglichen Brot.

Er war einer von denen, die ihren Mitbürgern und Zeitgenossen wegbahnend voranschreiten dürfen.

Wenn er für sich arbeitete, arbeitete er zugleich für Tau­sende. Er war einer von den Aristokraten der Arbeit. Sie adelte ihn mit ungeheuren Verantwortungen.

Er atmete tief auf und hob das Haupt. Sein Blick begegnete dem Jrne Hjelmersens. Sie nickten sich unmerk­lich zu.

Brausende Jubelrufe ertönten. Die Equipage mit den vier Grauschimmeln fuhr im scharfen Trabe heran.

Die Marstädter sahen mit Stolz auf Wackernagel, der eine viel größere Sicherheit und Unbefangenheit entwickelte als der Bürgermeister und dem Landsherrn entgegentrat, als sei es seine alltägliche Beschäftigung. Während der kur­zen Begrüßungsworte, die Wackernagel sprach, verhallten noch die letzten Gloüentöne, so daß von dieser Rede nie-

vekksldlgeü- Die Länvsk mit MgWertsker Währung billigen die feste Haltung, die von den Ländern mit Gold­währung eingenommen wird.

Der französische Finanzminister Bonne t ist nach Pa­ris abgereist.

Osteuropäisches Fliedensabkommen

London, 2. Juli. Der sozialistischeDaily Herald" weiß zu berichten, zwischen Sowjetrußland, Polen und dem Kleinen Verband (Tschechoslowakei, Südslawien und Rumä­nien) sei ein Friedensabkommen abgeschlossen wor­den. Der Kleine Verband werde nunmehr die Sowjetunion anerkennen und die diplomatischen Beziehungen mit ihr auf- aufnehmen.

Den Verhandlungen über das Friedensabkommen, die in der russischen Botschaft in London geführt wurden, wohnte auch ein führendes Mitglied der fran­zösischen Abordnung zur Weltwirtschaftskonf rsnz bei. Dasosteuropäische Friedensabkommen" könnte dem­nach als ein weiteres Werk Frankreichs in der neuen Ein­kreisung Deutschlands erscheinen.

Polizeibewachung in Zügen

Innsbruck, 2. Juli. Auf Veranlassung der Tiroler Sicher­heitskommissars Dr. Steidle werden allen Personenzügen auf den Strecken BrennerKufstein und InnsbruckSchar­nitz Hilfspolizisten in Uniform als Kontrolleure auf den Bahnstrecken gegen die deutsche Grenze mitgegeben.

Freiwilliges Schuhkorps in Oesterreich

Wien, 2. Juli. Der Ministerrat hat eine Verordnung erlassen, die für solche Personen, die die verbotene Tätig­keit einer Partei, also der NSDAP., fördern, die Ent­ziehung der Gewerbeberechtigung einführt. Zur Verstärkung der Machtmittel der Regierung Dollfuß soll ein freiwilliges Schutzkorps aufgestellt und die militärische Hilfsorganisation weiter ausgebaut werden.

Mkllemberg

Verordnung über die Vergnügungssteuer

Stuttgart, 1. Juli. Nach einer Verordnung des Innen­ministeriums und des Finanzministeriums unterliegen der Vergnügungssteuer folgende Veranstaltungen in allen Ge­meindebezirken: 1. Tanzbelustigungen, 2. Volksbelustigungen, 3. Schaustellungen, 4. Varietes und Zirkusvorstellungen, 5. Preiswettspiele, 6. sportliche Veranstaltungen, 7. Vorfüh­rung von Licht- und Schattenbildern, soweit sie Erwerbs­zwecken dient, 8. Vorführungen von Bildstreifen, 9. Theater­vorstellungen, Ballette und Vorführungen der Tanzkunst, 10. Vorträge, Vorlesungen, Deklamationen und Rezitationen, Konzerte, 11. andere musikalische und gesangliche Darbie­tungen, 12, das Halten von Automaten, Rundfunkempfangs­anlagen, Billards und der Betrieb von Kegelbahnen.

Der Steuer unterliegen nicht: 1. Veranstaltungen, die lediglich dem Unterricht dienen, 2 Veranstaltungen, die der Jugendpflege dienen, 3. Veranstaltungen im Sinn von Nr. 7 bis 11, sowie Ausstellungen (Nr. 3 oben), die ohne Absicht auf Gewinnerzielung ausschließlich zum Zweck der Kunst­pflege oder der Volksbildung unternommen werden und aus­drücklich als gemeinnützig anerkannt sind, 4. Veranstaltungen ver vom Staat, den Gemeinden, der Württ. Volksbühne be­triebenen Theater, nicht Erwerbszwecken dienende Ausstel­lungen, die kirchlichen Zwecken dienen, 6. Konzerte, Vorträge, tungen die kirchlichen Zwecken dienen, 6. Konzerte, Vorträge, Ausstellungen, wenn weder die Teilnehmer ein Eintritts­geld zu zahlen haben, noch während der Veranstaltung Speisen und Getränke gegen Bezahlung verabreicht werden, 7. Versammlungen und Vorträge, die von politischen Par­teien und wirtschaftlichen oder beruflichen Vereinigungen veranstaltet werden, 8. Veranstaltungen, die der Leibes­übung dienen, wenn die Höhe des Reinertrags und seine Verwendung zu Zwecken der Leibesübung nachgewiesen werden. 9. Veranstaltungen, die nach Anordnung der mili­tärischen Behörden dienstlichen Zwecken der Wehrmacht zu dienen bestimmt sind, 10. bei Preisschießen, die von Mit­gliedern des Württ. Landesschützenvereins und sonstigen Schützengilden veranstaltet werden und nach Nr. 6 oben zu besteuern sind, die Einlagen der Schützen und sonstige Ein­sätze auf Schießpreise, steuerpflichtig sind dagegen die Stand­gelder. 11. von Tanzlehrern erteilte Unterrichtskurse, bei

denen die Absicht bestimmst ist, das TMZSn M lehren^ der Unterricht wird jedoch steuerpflichtig, wenn er mit Tanz! ausflügen, Bällen usw. verbunden wird, 12. Veranstaltungen von Einzelpersonen in privaten Wohnräumen, wenn die Teilnehmer kein Entgelt zu zahlen haben, 13. Veranstal­tungen, die am 1. Mai und zu Ehren des Feiertags der nationalen Arbeit unternommen werden.

Die Steuer wird in drei Formen erhoben, als Karten­steuer, als Pauschsteuer, als Sondersteuer. Der Gemeinde­rat kann für einzelne Fälle die Vergnügungssteuer, deren Einziehung nach Lage der Sache unbillig wäre, ganz oder zum Teil erlassen. Die Verordnung tritt am 1. Juli in Kraß.

Regelung des Uniformwesens

Auf Grund von 8 1 der Verordnung des Reichspräsi­denten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 hat das Württ. Innenministerium durch Verordnung vom 30. Juni 1933 den nicht nationalsozialistischen Verbän­den und Vereinigungen jede Betätigung als Wehr- oder Schutzverband untersagt. Das Tragen einheitlicher, die Zu­gehörigkeit zu einem bestimmten Verband kennzeichnender Kleidung wird allen Verbänden mit Ausnahme der der nationalsozialistischen Erhebung angehörenden verboten. Unberücksichtigt von diesem Verbot bleibt das Tragen her­gebrachter einheitlicher Kleidung. Die Württ. Politische Polizei kann auf Antrag oder von amtswegen Ausnahmen zulassen.

Das Wirtschaftsministenum gegen Preissteigerungen

Von amtlicher Seite wird mitgeteilt: Dem Wirtschafts- Ministerium ist bekannt geworden, daß in der letzten Zeit von Interessenten, die sich zum Teil auf ihre Zugehörigkeit zur NSDAP, stützen, der Versuch gemacht wird, die Pre-se ohne Rücksicht auf die Kaufkraft der Abnehmer zu erhöhen. Abgesehen von einzelnen Fällen, in denen eine Preis­erhöhung gerechtfertigt ist, bei denen sich aber das Wirt­schaftsministerium jederzeit eine Prüfung vorbehält, kann das Wirtschaftsministerium eine Erhöhung der Preise nicht billigen. Solange sich nicht die Kaufkraft der Bevölkerung gehoben hat, ist auch eine Preiserhöhung im eigensten Inter­esse der Wirtschaft mit allen Mitteln zu verhindern. Das Wirtschaftsministerium richtet daher die dringende Auffor­derung an alle Beteiligten, eine Preiserhöhung im jetzigen Augenblick nach Möglichkeit zu vermeiden. Wenn dieser Aufforderung nicht stattgegeben werden sollte, wird das Wirtfchaftsministermm die erforderlichen Maßnahmen ohne jede Rücksicht zu verhindern wissen. Ein Mißbrauch der nationalsozialistischen Bewegung zu Geschäftszwecken wird aufs schwerste geahndet.

Stuttgart. 2. Juli.

Dr. Skrölin Oberbürgermeister von Stuttgart. Das

Staatsministerium hat den bisherigen Staatskommissar für die Verwaltung der Stadt Stuttgart Dr. Strölin zum Oberbürgermeister der Stadtgemeinde Stuttgart ernannt.

Neuregelung des Vermessungswesens. Durch Beschluß des Swatsminifteriums ist der Landtagsabgeordnete Spei­del zumLandesbeauftragten für die Neuregelung des Württ. Vermessungswesens" bestellt worden. Der Landes­beauftragte soll dafür sorgen, daß auf dem Gebiet des Der» messungswesens keine weitere Desorganisation eintritt und daß bei der vom Reich aus angestrebten Neuregelung des Bermessungswefens auf die besonderen Verhältnisse in Württemberg Rücksicht genommen wird. Der Landesbeauf­tragte hat sein Arbeitszimmer im Gebäude des württ. Land- ! tags. Er ist am Mittwoch jeder Woche, vormittags von t 1012 Uhr. dort zu sprechen. I

Bezirksführung für den Arbeitsdienst. Durch Verfügung I des Reichsarbeitsministers Seldte wurden die Stellen des Bezirksführers und des Bezirkskommissars für den Arbeits­dienst Bezirk Südwestdeutschland vorläufig zusammengelegt. - Der bisherige Bezirkskommissar Major a. D. Kolshorn wurde mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Bezirksfüh­rers beauftragt. Als Stabsleiter ist ihm Rittmeister a. D. . Gaiszur Seite gestellt.

Die Volkszählung in Skuklgarl. Bei der Volkszählung am 16. Juni waren in Stuttgart einschließlich aller Vorort« 416 522 Personen ortsanwesend, und zwar 194 984 männ­liche und 221 538 weibliche. Bei der letzten Zählung im Jahr 1925 wurden im heutigen Stadtgebiet 386 606 Ein­wohner gezählt.

mand etwas hörte. Unmittelbar danach fielen die vereinig­ten Männergesangvereine mit ihrem Begrühungshymnus ein. Dieser war nur ganz kurz.Alles kurz, so kurz wie möglich!" hatte Wackernagel seine Mitbürger beschworen.

Beate sah immer auf Wackernagel. Nun gab er das Zeichen, er hob den Klapphut an die Lippen. Die Sänger waren bei ihren letzten Takten.

Ruhevoll und aufrecht, in wahrhaft majestätischer Hal­tung schritt Beate auf den hohen Herrn zu. Ihr folgten die elf Gefährtinnen, von denen Beate zunächst folgende ein großes Blumenarrangement trug: ein Schiff von Veilchen, mit einer Fracht von gelben Rosen. Es war Wackernagels Idee.

Thassilo fühlte, daß er erbleichte. Er sah ins Leere.

Er konnte, er wollte sie nicht sehen-

Edles aber stand und beobachtete den hohen Herrn. Wie deutlich man seine staunende Bewunderung ihm vom An­gesicht las!

Die ganze, etwas konventionelle Liebeswürdigkeit seines Lächelns war einer sehr starken Aufmerksamkeit gewichen. Edles sah auch, daß der Minister mit dem Flügeladjutanten einen Blick wechselte, daß alle, alle diese Würdenträger seine Braut anstarrten und sich an ihrer Erscheinung erfreuten.

Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.

Daß auch Irene Hjelmersen wie verzaubert auf sie sah, bemerkte er nicht.

Auf der Tribüne oben dachte Malte von Holdin: Don­nerwetter!

Er neigte sich ein wenig zu dem hinter ihm sitzenden Bankier.

Wer ist das?" flüsterte er.

Beate Altheer, Herr Baron," wisperte Lebus.

Nun sprach Beate. Klar und allen verständlich hallte ihr schönes Organ über den Platz.

Lebus wurde heiß und rot. Was für haarsträubende Betonungen! Mein Gott, hatte sich denn kein Mensch die Mühe genommen, den Text mit Beate Altheer durchzugehen? Sie hielt sich derart an die Reime, daß für Lebus' Gefühl j

ein vollkommenes Blech aus seinen netten Versen wurde. Aber es zeigte sich später, daß offenbar nur er ganz allein so gefühlt hatte, denn alle Welt beglückwünschte ihn zu dem hübschen Gedicht und der großartigen Sprecherin, die es gefunden hatte.

Als Beate geendet hatte, und als sie nun das Blumen- , arrangement der Trägerin aus der Hand nahm und es dem Großherzog überreichte, geschah etwas Außerordentliches: der hohe Herr küßte die sich tief Verneigende väterlich ms die Stirn.

Das Publikum brach in Jubel aus. Papa Altheer auf der Tribüne bekam nasse Augen. Malte von Holdin dachte: Hätt' ich auch gemacht... ^

Der Rest der Feierlichkeit vollzog sich programmgemäß.

Die ganze Gesellschaft tat nach dem Fürsten die Ham- ! merschläge auf den Grundstein.

An Thassilo und Edles richtete die Königliche Hoheit einige leutselige Worte. Daß Edles der Verlobte der schönen Sprecherin sei, wußte die Hoheit schon, man hatte es ihr zugeflüstert. So hatte sie für Edles ein Lächeln und ein Wort mehr als für Thassilo. Nur eine Nuance. Aber beide Männer fühlten sie, der eine mit Triumph, der andere mit Bitterkeit.

Zum Schluß hielt der älteste Pastor der Stadt eine kurze ' in ein Gebet ausklingende Rede. Dann noch ein aufbrausen­der, kraftvoller Männergesang und dann ein Wagenrollen und ein Menschenströmen, wie man es in Marstadt noch nicht erlebt hatte.

Am Rathaus war schon wieder Wackernagel mit seinem Stab von Stadtverordneten, um den Landesherrn an der Treppe zu empfangen. :

In den Festräumen war bald ein so starkes Gedränge, daß es sich nur mühsam im schicklichen Kreis um den Lau- ^ desherrn von ihm zurückhielt.

Wackernagel mußte es erleben, daß nicht nur Seine Hoheit Beate Altheer zu einem auffallend langen Gespräch heranzog, sondern daß auch alle Herren des Gefolges sich j ihr vorstellen liehen. Fortsetzung folgt.