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Nummer 151 Fernruf «- 7 S

Montag den 8. Juli 1S33

Fernruf 47 Y 88. Jahrgang.

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Berlin. 2. Juli. Die Verhandlungen, die Vizekanzler von Papen mit dem Vatikan führt, sind, wie alle Angelegenheiten der vatikanischen Diplomatie, von größter Diskretion umgeben. Der in der Vatikanstadt erscheinende Osservatore Romano" ging sogar in den letzten Tagen so weit, polemische Artikel über die deutsche Entwicklung zu veröffentlichen, ohne auf die Anwesenheit des deutschen Kabinettsmitglieds Rücksicht zu nehmen. Kenner der Ver­hältnisse erklären zwar, daß der Leitartikel dieses für halb­amtlich gehaltenen Blatts nur die Meinungen einer kleinen Gruppe innerhalb der kirchlichen Zentralstelle wiedergebe. Trotzdem ist es ausfallend, daß in diesem Artikel deut­schen Verhältnisse immer noch vom Standpunkt des liüe- ralistischen Parteien- und Klassenstaats betrachtet werden und daß aus politischer Sympathie mit dem Zentrum und den ihm nahestehenden Gewerkschaften deutsche Maßnahmen kritisiert werden, die sich weitgehend mit den von der ober­sten Kirchenautorität stets vertretenen Forderungen decken. Die Ueberwindung des Klassenkampfes, dr ständische Auf­bau, die Förderung eines gesunden Familienlebens und vie- Die Ueberwindung des Klassenkampfes, der ständische Auf­bauarbeit in Deutschland steht, ist z. B. in der Enzyklika Quadragesimo Anno" als Forderungen einer christlichen Sozialpolitik erhoben worden. Cs ist unverständlich, wie das genannte Blatt trotzdem die in Deutschland herrschen­den Tendenzen als antiwissenschaftlich und antihistorisch be­zeichnet, um mit diesen von der Kirche stets abgelehnten Begriffen aus dem Arsenal der Aufklärung und des Frei- maurertums die Entwicklung in Deutschland als antireligiös zu bezeichnen. Die Logik der Tatsache wird auch hier über derartig« mit veralteter Dialektik gespickten Anfeindungen eines offenbar nicht autorisierten Journalisten hinweggehen.

Ein französisches Blatt glaubt übrigens berichten zu können, daß der Heilige Stuhl gegen die Auflösung des Zentrums keine Einwendung erheben werde, da er sie an­gesichts der unwiderstehlichen Kraft des Nationalsozialismus als unvermeidlich ansehe und Schwierigkeiten religiöser Art vermeiden wolle. Dagegen scheine es, daß die Verhan d- lungen über ein Konkordat aus unvorher­gesehene Hindernisse stoßen. Es ist nicht mög­lich, im Augenblick die Richtigkeit dieser Meldung nachzu­prüfen, zumal die Verhandlungen noch in vollem Gang sind und das Bild sich fortwährend ändern kann.

Laut NT. soll Vizekanzler von Papen in einer längeren Besprechung mit dem Kardinalstaatssekretär Pa celli die Auflösung der Zentrumspartei angekündigt haben.

Der Reichskanzler in Reichenhall

Reichenhall, 2. Juli. Am Sonntag fand in Reichenhall eine EA.-Führertagung statt, bei der der Führer, Reichskanzler Hit­ler, in nahezu dreistündiger Rede unter ungeheurer Begeisterung der Versammlung über das Wesen der deutschen Revolution und die Aufgaben ihrer Träger sprach.

Einleitend führte er aus, daß diese Revolution nur Mittel zu einem höheren Ziel sei, und zwar zum Zwecke der Erhaltung und Sicherung des Lebens unseres Volkes. Jeder geistigen weltanschau­lichen Revolution habe die Erziehung und Formung der Men­schen zu folgen zu dem Ideal, das dieser Revolution ihren Sinn gab.

Die Revolution der nationalsozialistischen Bewegung habe die Bedeutung des Rasseproblems erkannt. Die Fragen des Führertums, des Sozialismus, der Autorität usw. gingen alle auf die gleiche Wurzel des Blutes und des Volkstums zurück. Unsere Revolution könne ihren letzten Sinn nur darin haben, diese Er­kenntnisse zu verwirklichen und nach ihnen das Leben des deut­schen Bolkes zu gestalten.

An Stelle der aus reinen ökonomischen Gesichtspunkten her­aus gebildeten bürgerlichen politischen Führungsschicht müsse wie­der eine art- und blutmäßig bedingte Führerauelese aufgebaut werden. Sozialismus sei nichts anderes als natürliche Ordnung eines Volkes nach seinen angeborenen Fähigkeiten. Gelinge cs uns, eine solche politische Führerschicht heranzubilden, dann werde die deutsche Revolution für Jahrhunderte das Gesicht der deut­schen Zukunft prägen.

Aus diesen grundsätzlichen Erkenntnissen ergebe sich das kon­kret« Ziel unserer Revolution: Ordnung im Innern als Vor­bedingung zur Entfaltung der Kraft nach außen. Folgende Phasen der nationalsozialistischen Revolution seien zu unterscheiden: Die Vorbereitung des Kampfes. Die Erringung der politischen Macht, die heute nahezu abgeschlossen sei. Die Herstellung dessen, was mit der Totalität des Staates bezeichnet wird: Die nationalsozia­listische Bewegung müsse diesen Staat zum Träger ihres Geistes- Mes machen. Die Lösung des Arbeitslosenproblems, auf die heute alle Kräfte konzentriert werden müßten. Sie sei für das Gelingen unserer Revolution letzten Endes ausschlaggebend.

Nach der Machtübernahme gelte es nun, auch alle Willens- träger der deutschen Revolution, insbesondere die politischen Kampf­verbände, zu einer Einheit zu verschmelzen. SA. und Stahlhelm haben sich jetzt zu fernerem gemeinsamem Kampfe die Hände ge» lischt. Er Lebe dabei nicht Sieger und. Besiegte. Sieger dürfe

ragesspiegel

Amtlich wird das Gerücht, Reichskanzler Hitler sei zur evan­gelischen Kirche übergekreten, für eine freie Erfindung und Lüge erklärt. Der Reichskanzler beabsichtigt nicht, die katholische Kirche zu verlassen.

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Das Werfen von Blumen und Sträußen aus den Wogen des Reichskanzlers ist verboten worden. Vorkommnisse in letzter Zeit haben gezeigt, daß damit Gefahren für die Insassen verbunden sind.

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Die für Freitag abend erwartete Besprechung der Zenkrums­führer mit dem Reichskanzler hat nach ERB. nicht stattgesundcn, da der Reichskanzler nach Oberbayern abreisen mußte. Die Er­klärung der Auflösung der Zentrumsparkei dürste am Dienstag oder Mittwoch erfolgen. Eine Schwierigkeit liegt zur Zeit noch darin, daß die nationalsozialistischen Fraktionen nicht alle Zen- lrumsabgeordneken des preußischen Landtags und des Reichstags als Hospitanten aufnehmen wollen. Auch die großen Ienkrums- blätler haben mit der Amstellung begonnen. Von der Gründung eines großen katholischen Bundes wird nicht mehr gesprochen; von Regierungsseile würde indessen nichts dagegen eingewendek, wenn der Bund rein katholischen Zwecken diene nnd nicht die Wicder- politisierung von Verbänden zur Folge habe.

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Roosevelt hat den Vorschlag der Goldwährungsländer in deren Londoner Entschließung abgelehnk.

England und Sowjetrußkand haben ihre gegenseitigen Ein­fuhrverbote sür gewisse waren ausgehoben. Die in Moskau we­gen Spionage verurteilten englischen Ingenieure Thornton und Mac Donald sind freigelassen worden. Die Handelsvertrags»». Handlungen werden wieder ausgenommen.

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In Brüssel ist gegen vier Aussichksratsmitglieder der vom bel­gischen Staat unkerskühken FluggesellschaftSabuna" Anklage er­hoben worden, die den Staat um 60 Millionen Franken betrogen haben. Einer der Angeklagten, ein General, hat sich erschossen.

allein nur das deutsche Volk sein. Das Heer politischer Sol­daten der deutschen Revolution wolle niemals unser Heer ersetzen oder in Konkurrenz mit ihm treten. Das Reichsheer allein sei Waffenträger der Nation. Der Führer schloß mit einem beson­deren Dank an die SA. und SS. für ihre beispiellosen Opfer und ihrem Kampf, dem das deutsche Volk so viel zu verdanken habe.

Stahlhelmführer Reichsarbeitsminister Seldte gab hierauf ein erhebendes Treuegelöbnis ab.

Ministerbesprechung

Berlin, 2. Juli. In der Ministerbesprechung am Freitag wurde die Ernennung der neuen Reichsminister Schmitt (Wirtschaft) und Darre (Ernährung) bckanntgegeben. Der stellvertretende Führer der NSDAP., Rudolf H e ß, nahm erstmals an der Kabinettssitzung teil. Der Reichskanzler teilte mit, daß er das verdienstvolle Wirken Dr. Hugen­de r g s in der deutschen Politik und im Reichskabinett noch in einem Schreiben zum Ausdruck bringen werde. Er be­richtete sodann noch über seinen Besuch beim Reichs­präsidenten in Neudeck und hob hervor, daß er beson­ders erfreut gewesen sei über die Frische und das gute Be­finden Hindenburgs.

Darr6 über seine künftige Politik

Berlin, 2. Juli. Vor Pressevertretern gab gestern der neuernannte Reichsminister für Landwirtschaft und Ernäh­rung Darre Erklärungen über seine künftige Land­wirtschaftspolitik ab. Sein Ziel müsse gewisser­maßen auf zwei grundsätzlich verschiedenen Wegen erreicht werden. Die Stadt zehre den deutschen Menschen und das Land liefere nur noch mühsam die letzten Reste, die Deutschland als Volk erhalten. Man habe gar keine andere Wahl, als sich die Blut quelle i m Bauerntum zu erhalten, die notwendig sei, das deutsche Volk und die gesamte deutsche Kultur zu erhalten. Von diesem sittlichen Standpunkt aus gedenke er an das Pro­blem der Siedlung heranzugehen. Er verstehe unter Siedlung die Neubildung deutschen Bauern­tums. Das sei das eine große Hauptgebiet. Zum anderen müsse vom Standpunkt des gesamten Volks aus auch wirt­schaftlich und landwirtschaftlich die Landwirtschaft in Ord­nung gebracht werden, um die Ernährung des Volks sicher­zustellen. Wenn man diese grundsätzliche Einstellung habe und sie erkenne, dann spielten die Methoden, um dis Land­wirtschaft in Ordnung zu bringen, eine zweite Rolle. Das seien Fragen der Zweckmäßigkeit. Während früher der Blick auf den einzelnen Bauern- und Gutshof gerichtet gewesen sei und man sich in dem Begriff der Rentabilität festaerannt habe, gehe er vom Ganzen aus, dem Landwirt die not» wendige Rentabilität und Lebensmöglichkeiten zu sichern. Im AuaerE wolle §r Mt über einzelne Maßnahmen

In Rümmer 71 des Reichsgesehblaktes wird eine Verordnung des Reichspräsidenten über die Verleihung von Auszeichnungen für die Errettung von Menschen aus Lebensgefahr (Rettungsmedaillen) »am 22. Iuni 1SZZ veröffentlicht.

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Der preußische Ministerpräsident Göring hat, wie das Agrar­politische Amt der NSDAP. mitteilt, den Präsidenten des Relchs- landbunds, Werner Willikens, zum Staatssekretär im preußische» Landwlrkschastsminiskerium ernannt.

Am Montag und Dienstag findet im Ralhaussaal ln München die Reichsführertagung der Hitlerjugend statt.

Die Reichsleitung des Christlichen Volksdienskes hat dl« Auf­lösung der Partei beschlossen. Die Abgeordneten können laut Ver­einbarung den verschiedenen nationalsozialistischen Fraktionen als Hospitanten beitreken.

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Die deutsch-hannoversche Partei hak sich aufgelöst und wird in ein Hospitankenverhälknis bei der NSDAP, treten.

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Die Zentrumssraktion der Stadtverordnetenversammlung ln Deuthen (Oberschlesien) hat sich aufgelöst und die Aufnahme als Hospitanten in die nationalsozialistische Fraktion nachgesucht. ^ ^

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Der Landesführer des Heimakschuhes Salzburg. Huber, ist au» dem Helmatschuh ausgetreten mit der Begründung, daß er di« feindselige Politik der Regierung Dollfuß gegm das Deutsche Reich für eine Gefahr sür Oesterreich Halle.

Das Singen des Horst-Wessel-Lieds ist sür das Gebiet der tschechoslowakischen Republik verboten worden.

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Am Samstag begann in Berlin die kyffhäuserkagung. Der Bundesvorsitzende General Horn legte am Grab der Kaiserin Auguste Viktoria und cm den »Denkmälern der preußischen Könige Kränze nieder.

sprechen.' Er halte es für besser, statt ein Programm zu ent­wickeln, von Fall zu Fall die Maßnahmen aufzuzeigen.

Einschreiten gegen Zentrumsverbande

, ^Berlin, 2 Juli. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Das Geheime Staatspolizeiamt hat im Lauf des Samstags in ganz Preußen die Geschäftsstellen folgender Verbände geschlossen und deren Schriftenmaterial und son­stiges Vermögen sichergestellt: Friedensbund deutscher Katho­liken, Windthorst-Bund, Kreuzschar, Sturmfchar, Volksoerern für das katholische Deutschland uird Volksvereinsverlag G.m.b.H., Katholischer JungimÄnnerverband, sowie Per­sonenvereinigungen, die Äs Fortsetzung der genannten Or­ganisationen anzusehen sind. Diese Maßnahmen waren not­wendig, da sich herausgestellt hat, daß die genannten kon- sefsionellen Hilfsverbände des Zentrums sich staatsfeindlich betätigt haben. Nicht berührt von den Maßnahmen bleiben die rein kirchlichen Vereine, die sich von einer parteipoliti­schen Einmischung fernhielten und lediglich sozialen und chaxitativen Zwecken dienten.

Die Generalsuperintendenten

Berlin, 2. Juli. Der kommissarische Präsident des evan­gelischen Oberkirchenrats Dr. Wernerhat den beurlaubten Generalsuperintendenten in einem Schreiben mitgeteilt, daß sie nicht nur von ihren Berwaltungsgeschäften, sondern auch von der geistlichen Führung ihrer Sprengel entbunden sind, besonders auch von der Aufgabe,Angriffe gegen die Kirche- abzuwehren". Die Geistlichen sind den beurlaubten General­superintendenten nicht mehr zum Gehorsam verpflichtet. ,

kommissarischer Landesbischos in Sachsen

Dresden, 2. Juli- Das sächsische Ministerium hat den Pfarrer Friedrich Coch in Dresden mit der Wahrnehmung aller dem Landesbischof der evangelisch-lutherischen Lan­deskirche des Freistaats Sachsen zusteh-enden Recht« und Befugnisse kommissarisch betraut.

Wieder ein polnisches Flugzeug über deutschem Gebiet >

Königsberg, 2. Juli. Wie der Landrat in Marienwer­der mitteilt, ist am Samstag früh um 6.45 Uhr ein pol­nisches Militärflugzeug aus Richtung Graudenz über Rus- senau bis Groß-Nebrau gesichtet worden. Es hat diesseits der Weichsel die deutsche Grenze überflogen.

Zwei Zenkrumsfunktionäre in Schuhhaft

Guktstadk (Ostpreußen), 2. Juli. Zwei Zentrumsfunk' tionare, Ortsgruppenvorsitzender Mittelschullehrer Kühn­apfel und Religionslehrer Larve sind in Schutzhaft genom­men worden.