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Nummer 122
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Montag den 29. Mai 193»
Fernruf 47S
9». Zahr-ang.
Amerika schließt sich ab
Präsident R oosevelt hat, wie Reuter aus Washington meldet, den Senator Steagall, den Vorsitzenden des Bankausschusses des Abgeordnetenhauses beauftragt, einen Ge- letzesantrag einzubringen, wonach die Goldwährunqin den Vereinigten Staaten aufgehoben wird. Wenn das Gesetz, woran nicht zu zweifeln ist, vom Parlament angenommen wird, so sind- keinerlei Verpflichtungen weder dem Staat gegenüber noch im geschäftlichen Verkehr in Gold oder zum Goldwert zahlbar. Alle Münzen und alles Papiergeld, das bisher ausgegeben wurden, oder künf- tig ausgegeben werden, können mit gesetzlichem Schutz zur Bezahlung von Schulden jeder Art verwendet werden Die G?schäftstätigkest. "'-dgültige Schritt zur Hebung der
*
Die Aufgabe der Goldwährung in Amerika, die taisäch- llch schon seit Monaten eingetreten war, erhält nun also ihre gesetzliche Bestätigung. Die Tatsache, daß nicht mehr in Gold bezahlt wird, betrifft in erster Linie die auf Gold lautenden staatlichen Schatzanweisungen, aber auch wie in Senatskreisen angenommen wird, alle privaten auf Gold lautenden Wertpapiere sowie die a u s l ä n d i s ch e n Goldverpflichtungen, die entweder an die amerikanische Regierung oder an private amerikanische Gläubiger zu zahlen sind. Dieser Schritt dürfte u. a. die Zahlung der Kriegsschulden und der deutschen Kurzkredite erleichern. Man erwartet in Washington, daß in Auswirkung des neuen Gesetzes der Dollarwert im internationalen Währungsverkehrs gesenkt werde. Vielleicht würden die USA. dadurch auch den Dollar auf einen niedrigeren Kurs festlegen können, als es sonst möglich gewesen wäre.
Außer diesem Währungsgesetz entwickeln sich, wie immer deutlicher wird, verschiedene andere Entscheidungen von großer internationaler Bedeutung.
So dürste es setzt feststehen, daß in dieser außerordentlichen Tagung des Parlaments weder die Anerkennung Rußlands noch der Beitrittzum Internat! onalenGerichtshof noch der Vertrag mit Kanada über Schiffbarmachung des St. Lorenzstroms Gesetz werden. Selbst die ursprüngliche Absicht, den Kongreß um Ermächtigung zum Abschluß von Zollverirägen zu ersuchen, hat man offenbar aufgegeben, weil man davon Kämpfe im Senat befürchtet..
Statt dessen bereitet man sich auf eine geeignete Stellung auf der Londoner Weltwirtschaftskonerenz vor, indem man in das Jndustriekontrollgesetz verschiedene erhöhte Schutzzölle ausgenommen hat, deren internationale „Harmlosigkeit" man damit zu erklären versucht, daß bei einer allgemeinen Hebung der Weltmarktpreise, die man auf der Londoner Konferenz erstrebe, am tatsächlichen Stand nicht geändert werde. Dies bedeutet unzweifelhaft Aufgabe des früheren, besonders von Staatssekretär Hüll vertretenen Standpunkts, daß Schutzzölle ein Hindernis gegen den Welthandel und für die einheimische Wirtschaft nutzlos seien. Auch in der noch schwebenden Farmkreditvorlage sind Zölle vorgesehen, die die inländische Steuer auf Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen ausgleichen sollen.
Alle diese Maßnahmen zeigen, daß man in Washington an einen Erfolg der Abrüsiungs- und der Wellwirischafts- ronserenz nicht mehr glaubt und daß die Vereinigten Skaa- ten sich auf alle Fälle rüsten. Wie sich das alles mit der Erklärung Roosevelts, Amerika wolle künftig bei gewissen europäischen Angelegenheit Mitwirken, vereinbaren läßt, ist picht recht verständlich.
Sie GmWge der neuen MchemerWng
Berlin, 28. Mai. Die Bevollmächtigten des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes erlassen eine Kundgebung die r das Ergebnis der Beratungen über die kirchliche Beugestal- ! tung zusammenfaßt und in der es u. a. heißt: ^
Die deutsche evangelische Kirche, vereinigt in einem seier- l Uchen Bunde gleichberechtigter Bekenntnisse, ist berufen, das i E Deutschen evang. Kirchenbund erst begonnene Werk der führe"^ ^ Rutschen Gesamlprokestankismus zu Ende
Das Bekenntnis ist eine unantastbare Grundlage.
Die räumliche Zersplitterung des deutschen Protestantismus wird sie beseitigen, aber lebenskräftige Landeskirchen find ihr willkommene Helfer.
Reichsbischof lutherischen Bekenntnisses stchk an ihrer spitze. Ihm tritt ein geistliches Ministerium zur Seile;
- Mitglieder haben in Gemeinschaft mit dem Reichs- snsa-os und, wo die Wahrung und Pflege eines anderen als
Der Reichsinnenminister wird eine den Reiseverkehr nach Oesterreich betreffende Verordnung erlassen, wonach ab 1. Juni 1933 die Ausreise von Reichsdeutschen nach Oesterreich von der Erteilung eines Ausreisesichkvermerks abhängig gemacht wird, der gegen Zahlung einer Gebühr von 1000 Reichsmark erteilt wird. Ausnahmen hiervon werden nur gewährt für den ordnungsmäßigen Geschäftsverkehr zwischen beiden Ländern und für den sogenannten kleinen Grenzverkehr im Sinn der Zollgesetzgebung, nicht dagegen für den Ausslugsverkehr.. Die Verordnung wird am Montag, de« 29. Mai, erlassen werden.
Wie die „Landrv. Wochenschau" erfährt, ist der Hnge«- bergsche Enkschuldungsenkwurf für die Landwirtschaft von der Beratung im Reichskabinekk am Freitag vorläufig ab- gesetzt worden, weit die Zinssenkung auf 4 v. tz. und ^ v. tz. Tilgung einigen Ministern als zu weitgehend erschien. — Der Reichskommissar für Agrarpolitik Darre wollte bekannt- sich den Zinsfuß sogar auf 2 v. H. gesenkt wissen.
Der sozialdemokratische preußische Landkagsabgeordnete Möller-Halle ist aus der Fraktion ausgetreten. Der Abgeordnete Möller befindet sich zurzeit in Schutzhaft. Er war Vezirksleiker des Einheitsverbands der Eisenbahner Deutschlands.
Zn Lhikago wurde am Samstag unter riesiger Beteiligung die Weltausstellung zur Feier des 100jährigen Bestehens der Stadl eröffnet. Die Ausstellung enthält etwa 300 Hallen. 17 Länder sind vertreten. Deutschland hat sich wie verschiedene andere Länder nicht geschlossen beteiligt.
des von ihm vertretenen Bekenntnisses es erfordert, an seiner Stelle die Kirche zu leiten.
Einer solchen Rationalsynode liegt ob die Mitwirkung bei der Gesetzgebung und der Bestellung der kirchenkeitung. Die Synode wird durch Wahl und Berufung eines Kreises von Persönlichkeiten gebildet, die sich ini kirchlichen Leben hervorragend bewährt haben.
Beratende Kammern verbürgen den im deutschen evan- gelischen Volk lebenden Kräften die freie schöpferische Mitarbeit im Dienst der Kirche an Volk und Reich.
Anker Zustimmung zu diesen Grundzügen der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche bezeugen die in ihr ver- einten Christen den Gemeinsinn, der sie auf Grund dls Works Gottes und der reformatorischen Bekenntnisse verbindet.
Bodelschwingh Reich-bischof
Berlin, 28. Mai. Die Vertreter der Deutschen Evangelischen Landeskirchen haben in zweitägiger Beratung die Schritte gebilligt, die von den Bevollmächtigten des Deutschen Evangelischen Kirchenbunds, Dr. v. kapier, v. Marahrens und v. Hesse, zur Schaffung einer neuen Evangelischen Kirche unternommen wurden. Die Vertreter stimmten den von den drei Bevollmächtigten in Gemeinschaft mit dem Bevollmächtigten des Reichskanzlers, Wehrkreispfarrer Müller, ausgestellten Grundzügen für die künftige Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche zu. Es bestand Einmütigkeit, daß an der Spitze der künftigen Kirche ein Reichsbifchof lutherischen Bekenntnisses stehen soll. Unter völliger Wahrung der Grundsätze des reformierten Bekenntnisses in der Bijchossfrage haben sich die Reformierten entschlossen, dem Gesamtverfassungswerk zuzustimmen.
Damit ist zugleich Pastor v. v. Bodelschwingh zum Reichsbischof bestimmt. Zn feierlicher Sitzung wurde er am Samstag nachmittag vom Präsident Dr. v. kapier begrüßt. Es machte liefen Eindruck, als 0. v. Bodelschwingh in starker Innerlichkeit betonte, sein Amt in Gehorsam gegen Gott aufzunehmen und in entschlossenem Veranlworlungsbewuhtsein als Dienst an Kirche, Staat und Volk führen zu wollen. Das Versassungswerk der Kirche, soll in Fühlung mit dem Bevollmächtigten des Reichskanzlers, Wehrkrelspfarrer Müller, baldigst zum Abschluß gebracht werden.
In einer Kundgebung an die Evangelische Kirche Deuischlands betonte der neue Reichsbischof, daß er dieses Amt für sich nicht begehrt habe, sondern er gehe den Weg des Gehorsams. Er komme aus einer Arbeit an Armen und kranken. Und wenn die verantwortlichen Männer ihn beauftragt haben, so zeige das den Weg, den er weiter zu gehen habe: es sei der Weg der Diakonie.
Die Düsseldorfer Gedächtnisfeier für Schlageier
Düsseldorf, 28. Mai. Zur Feier des zehntem Jahrestags der Erschießung Schlageters bilden die Innenstadt und auch die Vororte ein einziges Flaggenmeer. Die Straßen sind bereits in den ersten Vormittagsstunden von zahllosen Fremden, SA.-Leuten, Hitlerjunaen, Ruhrkämpfern usro. stark .belebt. Viele Kränze von Verbänden. Vereinen, unü. Stst«
, Zur Volksverkrelungswahl in Danzig hielt Reichskanzler I Hitler vom Braunen Haus in München aus über den Sender der Orag eine Ansprache an die Danziger Volksgenossen.
Die Danziger Volkstagswahlen nahmen einen sehr ruhigen und friedlichen Verlaus. Fast alle Häuser waren mit Hakenkreuzsahnen geschmückt. Die Wahlbeteiligung war sehr groß.
Aus einer im Erfurter Sladklheater im Rahmen der Erfurter Kulturwoche vom Kampfbund für deutsche Kultur veranstalteten Kundgebung sprach Alfred Rosenberg über „Deutsche Wiedergeburt".
Bei der Duisburger Zentrale des Christlichen Metallarbeiter- verbandes sind finanzielle Verfehlungen schwerster Art aufgedeckl worden.
Die österreichische Regierung hat Ihren Gesandten in Berlin, Ingenieur Tauschih nach Wien berufen, um über das deutsche Einreiseverbot nach Oesterreich im Miniskerrat am Dienstag zu berichten. Die Regierung will ein ähnliches Verbot gegen Deutschland erlassen und durch gewisse Maßnahmen den Eingang deutscher Waren erschweren bzw. verbieten und die Marküberwelsung sperren.
Die Großdeutsche Partei in Oesterreich bat gegen die Schließung des österreichischen Verfassungsgrrichtshofs durch die Regierung Dollfuß Widerspruch erhoben. Darin sei eine ungeheure Gefährdung der verfassungsmäßigen Zustände zu erblicken. Die Partei verlangt weiter, daß die Regierung aus die Wiederherstellung eine« guten Verhältnisses zu Deutschland hinarbeiken solle.
Bei der Gefallenengedenkfeier der katholischen Lkudenlenschast in Wien kam es vor der Universität zu einer Schlägerei mit Nationalsozialisten. Bundeskanzler Dollfuß, der gerade zur Feier vor- fuhr, mußte umkehcen. Die Universität wurde geschlossen.
dentenkorporationen stnb bereits in ber Gruft des Eh en-- mals niedergelegt worden. Ein prachtvoller Kranz mit Ro! n und Maiglöckchen und schwar-weiß-roter Schleife trägt die Aufschrift „Die 3^ Millionen Sudetendeutschen ihrer Heimat" un-d „Du starbst auch für uns", ferner wurde ein riesiger Kranz der gesamten Hitlerjugend niedergelegt.
Die Düsseldorfer SA. hat für den Reichskanzler Adolf Hitler als Ehrengeschenk eine kunstvoll gearbeitete silberne Dose, ausgeschlagen mit schwarzem Samt, anfertigen lassen, die eine der Kugeln enthält, die kurz nach der Erschießung Schlageters auf der Golzheimer Heide gefunden wurden.
Die katholischen Verbände der Stadt Düffeldorf haben in Verbindung mit der Geistlichkeit die Schlageterkundgedungen mit einem feierlichen Requiem in der Marienkirche eröffnet, das für Albert Leo Schlageter und die 112 Opfer des Ruhr, kampfes zelebriert wurde.
Düsseldorf, 28. Mai. 23 Musikkapellen brachten am Samstag Abend, dem Vorabend der Hauptgedächtnisfeier für Leo Schlageter, auf den Rheinwiesen alte Märsche zum Vortrag. Den Höhepunkt bildete der Zapfenstreich und ein grandioses Feuerwerk. Auf der Golzheimer Heide waren viele Tausende von Hitlerjungen und Hitlermädchen zusammengeströmt, die mit einem dreifachen Sieg- Heil ihren Führer Baldur von Schirach begrüßten, der eine Ansprache hielt. Nach der Weihe von 12 neuen Fahnen brauste das Horst-Wessel-Lied in die nächtliche Stille.
An der Hauptfeier am Sonntag vormittag nahmen der Vater und ein Bruder Schlageters teil. Nach Ansprachen der Geistlichen beider Konfessionen spielte die Reichswehrkapelle das Niederländische Dankgebet. Dann sprach Ministerpräsident Gering zu den Versammelten. Er sührte u. a. aus: Als vor 10 Jahren im Morgengrauen die Schüsse aufblitzten, da fuhr gleichsam von dieser Stelle aus ein einziger Blitz durch deutsche Nacht und weckte Deutschland aus Ohnmacht und Schmach. Es zeigte dieses Sterben der Welt, daß deutscher Geist nicht zu töten, nicht zu erschlagen ist. Vorleben ist schwer, vorstürmen ist gewaltig. Du, Schlageter, bist heute das Vorbild für eine deutsche Jugend, die wieder an Deutschland glaubt. Er war kein Hurra-Patriot, er wollte nicht den Kampf um des Kampfes willen, er wollte Frieden für sem Volk. Er wurde zum Kämpfer, weil man diesen Friede,, gebrochen hatte. Auch Deutschland bekennt sich heute zu den Worten seines Kanzlers erneut zum Frieden. Es bekennt sich aber auch zu seiner Ehre, zu seiner Freiheit, und ist entschlossen, Ehre, Freiheit und Frieden zu verteidigen.
Während die Kapelle das Lied „Ich hatt' einen Kameraden" intonierte und die Fahnen sich senkten, schritt Minister Gäring zur Gedenkstätte, um einen Kranz niederzuttgen. Gauleiter Florian nahm zu einer kurzen Ansprache das Wort. Ein dreifaches Sieg-Heil der Zehntausende auf den Reichskanzler und das deutsche Vaterland brauste über die Heide. Oberbürgermeister Dr. Wagenführ übergab sodann das Lchlagetergedächtnismal als Nationalheiligtum in die Obhut des Ministerpräsidenten Göring, der cs !m Namen des ganzen deutschen Volkes übernahm.
Am Grabe Schlageters auf dem Schönauer Friedhof fand am Samstag zu mitternächtlicher Stunde eine Gedenkfeier statt, bei der Kultminister Rust die Gedächtnisrede hielt.
Schlageter-Gedenkfeiern
Stuttgart, 28. Mat.
Zum Gedächtnis des 10. Todestags von Albert Leo Schlageter ^ tzeranstaltettzn in Stuttgart gm Samstag abend die Hß,