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Bohrmug r Villa Hubertu»
Truck« Verlas u. veraut«. Bchrifttrituugr Theodor Kack, Wildbad i« Sch«., W LHel«str. 8«, Tel« 47V.
68. Jahrgrmg
Dienstag den 23. Mai 1933
Fernruf 479
Nummer 118
Fernruf 47«
Von E. Gackle.
Am 23. Mai sind es 2S Jahre her, daß die Bergbahn, die uns vom Tal aus rasch, sicher und bequem auf den Gipfel des Sommerbergs bringt, eröffnet wuroe. Sie ist horizontal V90 Meter, in der Neigung gemessen 750 Meter lang; die Steigung der Bahn betragt von unten her 37,34, 43 und aus 250 Meter Länge, 50 bis 52"/», also evensoviel wie die Bahnen beim Burgenstock und Gütjch am Vierwaldstättersee. Der Anfangspunkt unserer Bergbahn liegt 428,40 Meter, der Endpunkt 724,15 Meter o. i. 295 Bieter oder rund 30o Meter höher als ersterer. Ueber den motorischen Betrieb der Seilbahn, die Sicherung des Verkehrs der Wagen sowie die unbedingte Zuverlässigkeit des Drahtseils, das aus 115 Patentguhstahl-Drähten besteht, werden wir gelegentlich noch berichten. Heute möchten wir nur daran erinnern, daß öie ganze Bahnanlage mit Ueberwindung vieler Hindernisse und bei sehr ungünstigen Wüterungsverhättmssen ohne jeglichen Unfall binnen Jahresfrist ausgesührt worden ist.
Der Bau der Bergbahn begann im April 1907. Wie die Entwicklung derselben vor sich ging, wie er sich gestaltete bis zur Fertigstellung, welche Behörden helfend und fördernd mitwirkten, welche Männer sich uni die Bergbahn im allgemeinen und im besonderen Verdienste erworben; wurde bei der Feier der Bahn-Eröffnung durch die einzelnen Redner gebührend beleuchtet. Bevor wir eine kleine ErinnerungsSkizze dieser Feier geben, müssen wir vorausschicken, daß es einzig und allein durch die unablässigen Bemühungen von Stadtschultheiß Bätzner gelang, das erforderliche Kapital von 200 000 Mark schließlich zusammenzubekommen. Am 28. März 1907 fand dann die Gründung der „Aktiengesellschaft Bergbahn Wildbad" statt. Hat sich der dabei zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählte Stadtschultheiß Baetzner bei der Aufbringung des Aktien-Kapitals, wie auch um die Lösung der Bergbahnfrage überhaupt, große bleibende Verdienste erworben, so ist es den reichen Kenntnissen, der Umsicht und Tatkraft, sowie auch der aufopfernden Tätigkeit des zum Vorstand der Bergbahngesellschaft erwählten Papierfabrikdirektors Bernh. Schnitzer zu verdanken, daß das große Unternehmen nach jeder Richtung gedeihliche Förderung erfuhr.
Trotz unaufhörlich strömenden Regens hatten sich am Tag der Eröffnung, Samstag, 23. Mai 1908, zur festgesetzten Stunde eine stattliche Zahl von auswärtigen Gästen und Teilnehmern aus der Bürgerschaft in der Halle des mit Tannenreis und den Landesfarben schön gezierten unteren Stationsgebäudes versammelt. Es sprachen zunächst der Erbauer der Bahn Oberbaurat von Leibbrand und Fabrikdirektor Schnitzer, der mit warmen Dankesworten an den Aufsichtsratsvorsitzenden, Stadtschultheiß Baetzner, für alle tatkräftige Unterstützung, sowie an die bürgerlichen Kollegien für ihr Entgegenkommen, mit einem frischen „Glück auf" an die Bergbahn, die jüngste Tochter württ. Industrie und schwäbischer Heimatliebe, und einem kräftigen „Waldheil" an die Gäste schloß. Nachdem er noch unter dem Motto:
„Mit der Stadt, für die Stadt Mit dem Staat, für den Staat"
den Regierungsvertreter gebeten, die Bahn für eröffnet zu erklären, ergriff dieser, Ministerialrat Dr. von Köhler, das Wort. Unter den Klängen der Kurkapelle (Leitung Königlicher Musikdirektor A. Prem), die im obersten Stockwerk des Stationsgebäudes verborgen einen siegeszuversichtlichen Marsch anstimmte, setzte sich der vollbesetzte erste Wagen bedächtig, langsam in Bewegung und führte seine Insassen in ruhiger sicherer Fahrt auf die Höhe. (Als erster und darum gefeierter bezahlender Fahrgast wurde uns ein Enkelsohn der Frau Buchdruckereibesitzer Hofmann genannt. Er war damals Gym- nasist in Pforzheim und ist später im Weltkrieg bei Ipern gefallen.) D. iben wurde jeder ankommende Wagen festlich empfangen von der Kapelle der Durlacher Dragoner, die von der Königlichen Badverwaltung zur Bele mg der Feier nuf der oberen Station beigezogen war. Nach Besichtigung der Maschineneinrichtung der oberen Station unter Führung des Erbauers und kurzer Begehung der allernächsten Umgebung wurden in der geschlossenen Halle Erfrischungen dargereicht. Nach der Rückfahrt fand man sich in den schönen Räumen des Badhotels zusammen, wo noch eine Reihe von Rednern zu Wort kam. Stadtvorstand Baetzner gedachte u. a. in seiner längeren Rede auch eines „Wildbader Briefes" von Dr. Josenhans im „Schwöb. Merkur". Schon in diesem, im Winter 1904 veröffentlichten Artikel, hatte Dr. Josenhans die glückliche Idee des verstorbenen Stadtschultheißen Bätzner betreffs Bau einer Bergbahn aufs neue ins hellste Licht gerückt und die richtige Begeisterung hiefür geweckt. Auch des Stifters des „Heermannswegs", Kommerzienrat Heermann, wurde dankbar gedacht; dann ein am Morgen eingelaufenes Telegramm König Wilhelms verlesen. Es kam aus Carlsruhe Schlesien und hatte den Wortlaut:
„Die heute stattfindende Eröffnung der Bergbahn auf den Sommerberg begleite ich mit meinen besten Wünschen.
Mögen die Hoffnungen, die sich an dieses Unternehmen knüpfen, in reichstem Maße in Erfüllung gehen".
Wilhelm.
Wenn wir nun heute zurückblicken auf die vergangenen 25 Jahre, so können wir sagen: diese Hoffnungen haben nicht betrogen. Wie viele Kranke und Erholungsbedürftige und sehnsüchtige „Höhensucher" mag wohl die Bahn in der verflossenen Zeit schon in Wildbads Tannenrevier geführt haben! Ein Neu-Wildbad ward geschaffen, droben auf luftiger Höhe; es war erreicht, daß Wildbad zu seinen Heilquellen und sonstigen vielen Annehmlichkeiten eine in wenig Minuten erreichbare Luftkurstation in bevorzugtester Höhenlage von über 700 Meter besitzt. Eine Errungenschaft von ungewöhnlicher Bedeutung für Wildbads Entwicklung! Darum gedenken wir heute dankbar jener Männer der Tat, die sich durch keine Schwierigkeit zurückhalten liehen, ihr mit unbeirrtem Fernblick begonnenes Werk siegreich zu Ende zu führen.
. , Der Viermächteplan Mussolinis geht
bekanntlich von dem Gedanken aus, daß zur Aufrechterhaltung des Friedens m Europa eins ständige vertrauensvollr Zusammenarbeit der vier europäischen Großmächte gerade ln den hochpolitischen Fragen notwendig sei. Ueber dm ersten Entwurf vom 18. März wurde seitdem hauptsächlich zwischen Paris und London verhandelt. Frankreich stand dem Viermächtebund, den es als „Diktatur" bezeichnete, ab- ^hrwnd gegenüber, weil es für sich eine Ueberstimmung As^ch vie drei andern Mächte und eine Schwächung feiner Bundnisse mit den Oststaaten befürchtete. Es suchte daher Völkerbund gegen den Mussoliniplan auszuspielen. ^ nun aber die Rede des Reichskanzlers den Verdächtigungen Deutschlands den Boden entzogen und dadurch ^ Hintertreibung der Abrüstung erschwert hat, konnte das mtliche Frankreich auch feinen grundsätzlichen Widerstand gegen den Viermächtevorschlag nicht länger aufrechterhalten.
lebhaft wurden in Rom dieser Tage die beiden Punkte: «moerlichkeit der Frredensverkräge und Gleichberechtigung von Siegern und Besiegten behandelt.
Deutsche Zugeständnisse?
Varls, 22. Mai. Die französische Radio-Agentur meldet
aus Roni. ein hohe? itglsemjchex BegmM habe epklgrt. das
auf 10 Jahre berechnete Viermächte-Abkommen sei nur > dadurch zustande gekommen, daß die deutsche Regierung auf gewisse Vorbehalte in der Sich^rheitssrage verzichtet habe und daß auf französisches Verlangen die Stellung der vier Großmächte zum kleinen Verband näher bestimmt worden sei, besonders sollen die Großmächte keinerlei Diktatur über die anderen Länder errichten. Die Aendernng der Verträge solle im Rahmen des Völkerbunds vor sich gehen. Der Besuch des Reichsministers Göring in Rom habe die Gewißheit verschafft, daß Deutschland ernstlich mit den anderen Mächten Zusammenarbeiten wolle und an keine Eewalt- maßnahmen denke. Dagegen macht Frankreich noch starke Vorbehalte bezüglich des englischen Abriiskungsplans und verlangt vor allem eine scharfe internationale Ueberwachung der Rüstungen besonders in Deutschland, j Der abgeänderte Wortlaut des Abkommens ist bereits l zur Unterzeichnung nach Paris, London und Berlin gesandt worden.
Frankreich zögert
Paris. 22. Mai. Die Pariser Presse ereifert sich dagegen, daß von gewissen Mächten versucht werde, einen moralischen Zwang auf Frankreich zum Anschluß an Len j Viermächtepakt auszuüben. Es werde ein diplomatischer Angriff auf Frankreich gemacht, und man wolle über die Staaten des Kleinen Verbands und Polen einfach hinweggehen. Die von der Regierung unmittelbar beeinflußten Blätter glauben, daß Frankreich sich auf die Dauer dem Viermächte- vlan. der .u. a. den Frieden auf 10 ,Jghre. perbürgen will.
nicht widersetzen könnte, ohne die Weltmeinung gegen - aufzubrin-gen, sie lassen jedoch durchblicken, daß der chische Außenminister Bene sch und in seiner Gefolgf Haft der rumänische Außenminister Titulescu Mittel und Wege finden werden, den Plan zu zerstören und Fr ?- reichs Politik zu unterstützen.
Mussolini ist zuversichtlich
! Rom, 22. Mai. In hiesigen maßgebenden Kreisen hat s man die feste Zuversicht, daß der Biermächteplcm durch- l dringen werde. Um das in Frankreich und beim Kleinen s Verband verhaßte Wort „Revision" (der Frieden:-vcr- ; träge) zu vermeiden, hat man es in „Modifikation" umgewandelt, also statt Aenderung, die eine Aufhekn.g nicht ausschließt, sagt man jetzt „Einschränkung". Die S chm.- rigkeitcn, die zwischen Italien und Südslawien des' :h-m, will man dadurch glätten, Laß man nachmals eine g is: Annäherung zwischen beiden Staaten unternimmt. Vi"- lüufig hak die ikalienische Presse die Angriffe gegen Frankreich eingestellt.
Oesterreich will Mittler sein
Riten, 22. Mai. In einer Rede führte Bundeskanzler Dollfuß aus, die Ossterreicher haben die Aufgabe, Milr' l e r zu sein zwischen den andern deutschen Gebieten in Europa und den übrigen Nationen. Durch die Tatsache des jahrhundertelangen Zusammenlebens mit andern Völkern t Md .dank ihr ei sicheren Alt. leien sie gewoiM- anders